Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken
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Neonazigewalt<br />
in Berlin<br />
von Nazimobs und<br />
gezielten Überfällen<br />
Sicher, Berichte über Neonazigewalt bieten dem<br />
Leser bzw. der Leserin oft wenig neues. Neonazis<br />
sind nun mal gewalttätig, weswegen sie bis weit ins<br />
bürgerliche Spektrum moralisch abgelehnt werden. Doch da mit<br />
dem Wechsel des eigenen Neonazi-Selbstbildes weg vom subkulturellen<br />
<strong>Nazis</strong>kin - „Krakenimage“ wie im Artikel über das Label Autonome Nationalisten<br />
beschrieben auch ein scheinbarer Wechsel der neonazistischen<br />
Gewalt einhergeht, lohnt es sich, das Thema näher zu beleuchten. Dieser<br />
Text beruht <strong>auf</strong> einem Artikel aus dem Antifaschistischen Infoblatt NR. 69.<br />
Nazi-Mobs alter Schule<br />
Was man sich unter Neonazigewalt vorstellen kann, hat sich auch in<br />
Berlin seit den 90er Jahren kaum geändert. Es sind Berichte wie der<br />
vom 4. April 20<strong>03</strong>, als eine Neonazihorde im Westberliner Stadtteil Britz<br />
<strong>auf</strong> einem Baumblütenfest mit Baseballschlägern und Flaschen drei<br />
Nichtdeutsche attackierte, anschließend über zwanzig Neonazis in der<br />
U-Bahn rassistische Lieder der Band Landser sangen, Nichtdeutsche aus<br />
der U-Bahn heraus mit Flaschen bewarfen und schließlich am Bahnhof<br />
Rudow sechs Menschen mit Migrationshintergrund angriffen und noch<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong> am Boden liegenden eintraten. Als Anführer der rassistischen<br />
Attacken gilt der Treptower Nico Rauschenbach. Bereits Stunden vor der<br />
Tat nahm er bei dem Naziaktivisten Mike Kussin einen Baseballschläger<br />
an sich, mit dem Vorsatz jemandem „<strong>auf</strong> <strong>die</strong> Schnauze zu hauen“. Gordon<br />
Alexander Prusky, Marvin Nowicki und Julia Engling begannen dann<br />
bei dem Baumblütenfest drei Nichtdeutsche anzupöbeln. Als <strong>die</strong>se sich<br />
wehrten, stürzten sich über zehn Neonazis <strong>auf</strong> <strong>die</strong> drei. Vorneweg Nico<br />
Rauschenbach der einen Baseballschläger schwang und Dennis Reinhard<br />
Eister der mit einer Bierflasche nach ihnen schlug. Den drei Angegriffenen<br />
gelang gerade noch <strong>die</strong> Flucht. Auch bei dem späteren Angriff am U-Bahnhof<br />
Rudow gab Nico Rauschenbach<br />
das Startsignal, als <strong>die</strong>ser seinen<br />
Baseballschläger verlor, hob Gorden<br />
Prusky ihn <strong>auf</strong> und schlug damit <strong>auf</strong><br />
den Kopf eines der Angegriffenen<br />
ein. Der Neonazi Michael Hasselberg<br />
zerschlug zudem eine Bierflasche <strong>auf</strong><br />
dem Kopf des einen Opfers, während<br />
Stephan Kliem noch <strong>auf</strong> <strong>die</strong> am<br />
Boden liegenden Migranten eintrat.<br />
Als <strong>die</strong> Polizei dem Gewalttrip ein<br />
6 T i t e l<br />
Nico Rauschenbach<br />
Ende zu bereiten versuchte, setzten sich <strong>die</strong> Neonazis<br />
Michael Hasselberg, Dennis Eister und Marco Schneider<br />
noch zur Wehr.<br />
Gegenüber der Presse gab sich <strong>die</strong> Berliner Polizei, <strong>die</strong> sonst<br />
mit Vermutungen und Anschuldigungen gegen AntifaschistInnen nicht<br />
spart, bedeckt. Es habe sich weniger um organisierte Neonazis gehandelt,<br />
als vielmehr um „peer-group-ähnliche“ Nazicliquen, um einige Berliner<br />
Jungnazis.<br />
Das sich bei den Tatbeteiligten - Thomas Karg, Michael Hasselberg, Stephan<br />
Kliem („Glenn“), Mike Kussin, Fabian Thorben Lüdke, Sven Pohle,<br />
Björn Kulecki, Tilo Paulenz, Florian Peter Schumann, Sabrina Sperlich,<br />
Rico Mike Stern, Erik Rainer Wagner, Marvin Nowicki, Marcel Preuß,<br />
Marco Schneider, Christian Neugebauer, Timo Detlef Lennig, Dennis<br />
Andreas Feller, Julia Engling, Jenny Koch, Julia Nicole Wieland, Jennifer<br />
Anschütz, Tatjana Tang, Gorden Alexander Prusky und Christopher Simon<br />
- nicht lediglich um drei Nazigangs handelt, <strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> Treptower<br />
Neonazis Nico Rauschenbach und Dennis Reinhard Eister bzw. dem Rudower<br />
Marco Schneider gruppieren, wird relativ schnell deutlich.<br />
Sowohl der 25jährige Nico Rauschenbach, als auch der 38jährige Mike<br />
Kussin und der 25jährige Michael Hasselberg sind mehrmals als Schläger<br />
gerichtsbekannt geworden. Der 19jährige Marvin Nowicki störte am 12.<br />
Juli 2004 zusammen mit der „Kameradschaft Tor“ das Richtfest des<br />
Mahnmales für <strong>die</strong> ermodeten Juden in Europa, am 9. Mai 2004 versuchte<br />
er zusammen mit den Aktivisten aus dem Umfeld der KS-Tor Alexander<br />
Matthias Meurer und Nicole Strugala bei einer Feier anlässlich des 59.<br />
Jahrestag der Befreiung vom Faschismus im Treptower Park erfolglos<br />
Antifas zu fotografieren. Auch Marco Schneider aus Rudow zeigt sich <strong>auf</strong><br />
bundesweiten Demonstrationen mit den einschlägigen Kameradschafts-,<br />
und Anti-Antifa-Aktivisten, so z.B. bei einer der zig Worch-Demonstrationen<br />
in Leipzig. Über Rico Stern und Dennis Eister ist jede Menge im<br />
Treptow Artikel zu lesen.<br />
Tatsächlich weniger organisiert, aber genauso menschenverachtend<br />
agierte eine elfköpfige Neonazigruppierung aus Berlin-Grünau, welche<br />
eher der sozialen Unterschicht angehörte, sich »Deutsche Schläger<br />
Gruppe« (DSG) nannte und beschloss, »Kinderschändern einen Denkzettel<br />
zu verpassen«. In weniger als zwei Wochen verübte sie vier Überfälle,<br />
<strong>die</strong> an Brutalität schwer zu überbieten sind. Am 1. Mai 2005 wurde ein<br />
40-jähriger durch eine 17-jährige Täterin in seine Wohnung gelockt, wo sie<br />
ihren Mittätern <strong>die</strong> Tür öffnete. Diese misshandelten den vermeintlichen