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Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken

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Dezember 2004: Aufmarsch der BASO in Treptow<br />

Eröffnung des Neonaziladens „Parzifal“ in Oberschöneweide<br />

Rico Mike Stern Tobias Krämer<br />

dort mit rechter Propaganda und Kleidung ausstatten können, wird sich<br />

der Laden auch als Rückzugsraum für berlinweit ansässige Neonazis<br />

etablieren.<br />

Ein Klima der Angst<br />

Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer<br />

Gewalt, sowie Mobile Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus bezeichnen<br />

<strong>die</strong> Gegend um den S-Bahnhof Schöneweide schon seit längerer<br />

Zeit als einen Angstraum. In den letzten Jahren wurde in Abgrenzung zu<br />

der Bezeichnung „National Befreite Zone“ zunehmend von „Angsträumen<br />

oder Ansgtzonen“ gesprochen, <strong>die</strong> an bestimmten Orten entstünden. Mit<br />

<strong>die</strong>sem Begriffswechsel wollte man sich von der Wortwahl der Neonazis<br />

distanzieren und vor allem <strong>die</strong> Perspektiven der Opfer <strong>auf</strong> bestimmte<br />

Orte einnehmen. Menschen mit nicht-deutscher Herkunft sowie linke und<br />

alternative Jugendliche meiden <strong>die</strong> Gegend um den Bahnhof Schöneweide,<br />

denn immer wieder kommt es dort zu Angriffen und Pöbeleien durch<br />

Neonazis. Deren Präsenz spiegelt sich auch in gesprühten Parolen und<br />

Aufklebern in der Umgebung des S-Bahnhofes wieder. An den Wänden der<br />

Fußgängerunterführung, an Straßenlaternen, Trafokästen, Bushaltestellen<br />

und an Ladenlokalen in der B<strong>rücken</strong>strasse fallen Parolen und Aufkleber<br />

mit extrem rechter Symbolik immer häufiger <strong>auf</strong>. Parolen wie „C4<br />

for Reds“, Runen, Hakenkreuze oder Sprüche und Bedrohungen gegen<br />

30 Bezirke<br />

vermeintliche Linke lassen erkennen, dass es in<br />

der Gegend viele aktive Neonazis gibt.<br />

Ein am 3. September 2005 <strong>auf</strong> dem Bahnhofsvorplatz<br />

stattfindendes „Fest für Demokratie<br />

und Toleranz“ wird bereits morgens von mehreren<br />

Neonazis gestört. Besonders <strong>auf</strong>fällig auch<br />

hier wieder Rene Bethage und sein Zögling<br />

Markus Loszczynski. Direkt vor der Kneipe<br />

„Spreehexe“ hatte der damalige Kreisvorsitzende<br />

von Treptow-Köpenick, Eckart Bräuniger einen NPD Wahlkampftisch<br />

angemeldet. Am selben Tag fand zudem eine Neonazi-Demonstration<br />

unter dem Motto „Gegen imperialistische Kriegstreiberei und Aggressionskriege<br />

– Für freie Völker in einer freien Welt“ statt, <strong>die</strong> vom S-Bahnhof<br />

Landsberger Allee Richtung Marzahn führte. Nach Ende des Aufmarsches<br />

machte sich der Großteil der Neonazis (70) in Richtung Schönweide <strong>auf</strong><br />

und probierten nach ihrer Ankunft <strong>auf</strong> das Fest zu gelangen, was im<br />

letzten Moment durch Polizeikräfte verhindert wurde. Die BesucherInnen<br />

wurden von den Neonazis angepöbelt, beschimpft und abfotografiert.<br />

Bis spät in <strong>die</strong> Abendstunden feierten <strong>die</strong> Neonazis in der Spreehexe<br />

ungestört weiter, während viele Andere <strong>die</strong> Bahnhofsumgebung aus Angst<br />

vor den Neonazis mieden. Mit dabei waren unter anderen <strong>die</strong> Treptower<br />

Neonazis Alexander Matthias Meurer, Marcel Stöckigt, Dennis Reinhard<br />

Eister, Tobias Krämer, Andreas Thürmann, Sebastian Glaser, Rico Mike<br />

Stern sowie Thomas Markgraf und Marcell Schmeck.<br />

Die beiden letzteren Neonazis stehen zur Zeit wegen versuchtem Mord<br />

vor dem Potsdamer Landgericht. Thomas Markgraf und Marcell Schmeck<br />

waren zusammen mit 9 weiteren Neonazis aus Berlin und Potsdam am 3.<br />

Juli 2005 an einem Angriff <strong>auf</strong> 2 Potsdamer beteiligt. Laut Anklageschrift<br />

fuhren <strong>die</strong> elf Neonazis in der Nacht zum 3. Juli 2005 mit der Straßenbahn<br />

durch <strong>die</strong> Potsdamer Innenstadt. Einer von ihnen habe vor einem<br />

Döner-Imbiss den ihm bekannten Potsdamer Linken erkannt. Die Neonazis<br />

zogen dar<strong>auf</strong>hin <strong>die</strong> Notbremse und überfielen <strong>die</strong> Jugendlichen. Die<br />

18-jährige Sandra Chersovsky habe als Erste losgelegt und den einen mit<br />

einer Bierflasche bewusstlos geschlagen. Er erlitt eine schwere Gehirnerschütterung.<br />

Seinem Begleiter zerschnitten sie mit einer Glasscherbe das<br />

Gesicht. Beide wurden durch zusätzliche Schläge und Tritte lebensgefährlich<br />

verletzt.<br />

Fazit<br />

<strong>Fight</strong>.<strong>Back</strong>.3 - 2006<br />

Thomas Markgraf („Monti“), Mitglied der BASO und des<br />

MHS. Steht ebenfalls wegen versuchtem Mord vor Gericht<br />

Vielen erscheinen Verbote von Kameradschaften und rechten Parteien<br />

wie der NPD als Allheilmittel gegen <strong>die</strong> extreme Rechte. Mit dem Verbot<br />

der BASO wollte der Berliner Senat jedoch nur seine „antifaschistische“<br />

Ausrichtung unter Beweis stellen. Das Verbot bedeutet für <strong>die</strong> Neonazis lediglich,<br />

dass sie ihre menschenverachtenden Aktivitäten nicht mehr unter<br />

ihrem bisherigen Namen fortsetzen können. Durch ein Verbot verschwinden<br />

weder Personen noch <strong>die</strong> Klientel, <strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sen Strukturen sympathisieren.<br />

Wer glaubt, dass <strong>die</strong> BASO-Mitglieder dadurch zur Vernunft<br />

kommen und sich wieder zur Demokratie bekennen, irrt. Rassismus,<br />

Nationalismus, Antisemitismus und Autoritätshörigkeit sowie der Glaube<br />

an das Recht des Stärkeren sind viel zu tief in der Gesellschaft verwurzelt,<br />

als das man sie einfach verbieten könnte.<br />

Gerade in Treptow-Köpenick wird deutlich, das <strong>die</strong> Forderung nach einem<br />

starken Staat, um rechten Strukturen zu entgegnen, naiv ist. Vielmehr<br />

wird deutlich, dass Selbstorganisierung von Betroffenen rechter Gewalt,<br />

aber auch gerade das Engagement von lokalen antifaschistischen und<br />

demokratischen Strukturen <strong>die</strong> Dominanz der Neonazis zurückdrängen<br />

kann. Rechten Schlägern und ihren Strukturen ist nicht durch eine Bürgerwehr<br />

beizukommen, sondern durch Analyse der Inhalte und Strukturen,<br />

Isolation von Neonazis und den dahinter stehenden Strukturen, sowie<br />

Ausdauer in der Auseinandersetzung.

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