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Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken

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en, sind auch in kleinen Mengen Plakate des Widerstand Nord und des<br />

KDS („Kampfbund Deutscher Sozialisten“) plakatiert.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass bei öffentlichen<br />

Festen in Rudow auch Neonazis selbstverständlich und regelmäßig zugegen<br />

sind. Eine Sonderstellung nimmt dabei das alljährliche „Spinnefest“<br />

der SPD ein, da hier in den vergangenen Jahren auch Kader aus ganz Berlin<br />

anwesend waren und <strong>die</strong> SPD-Veranstaltung jedesmal Störversuchen<br />

der Neonazis ausgesetzt war. Neben René Bethage (Ex-BASO), Markus<br />

Loszczynski (Ex-BASO) und Gabriel Landgraf (MHS Berlin) ließ sich zu<br />

<strong>die</strong>sen Gelegenheiten auch Sascha Kari, Beisitzer im Landesvorstand der<br />

DVU und Ex-Republikaner blicken. Der Neuköllner Sascha Kari fällt durch<br />

seine offensichtlich geringen Berührungsängste zur Kameradschaftsszene<br />

<strong>auf</strong>. So trat er - als älterer Kader und DVUler, der eigentlich um<br />

Seriosität bemüht sein müsste - regelmäßig gemeinsam mit jugendlichem<br />

Nachwuchs der Kameradschaftsszene im Autonomen-Look mit Sonnenbrille<br />

und Cappi <strong>auf</strong>.<br />

Im Jahr 2005 stand <strong>die</strong> Störung des „Spinnefestes“ ganz im Zeichen<br />

des NPD-Wahlkampfes, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se im Internet als öffentlichkeitswirksame<br />

Aktion feierte. In <strong>die</strong> sehr <strong>auf</strong>gesetzt wirkende Jubelorgie stimmte auch<br />

<strong>die</strong> von Kameradschaftlern dominierte JN Berlin ein, <strong>die</strong> seit September<br />

auch mit einem „Stützpunkt Neukölln“ präsent ist. Die NPD gründete<br />

Ende Oktober einen neuen Kreisverband Neukölln (KV9), dessen Vorsitz<br />

Thomas Vierk inne hatte bis Eckart Bräuniger kurz nach dem Wahlkampf<br />

2005 den Vorsitz übernahm (siehe Artikel S. 17).<br />

Verbindlichere und aktionsorientierte Neonazistrukturen<br />

Die Kameradschaft „Deutsche Gemeinschaft Süd“ (DGS),<br />

das Label „ANB“ (Autonome Nationalisten Berlin) und<br />

<strong>die</strong> Hertha-„Ultras“ der „Hauptstadtmafia <strong>03</strong>“<br />

Während vor einigen Jahren noch galt, dass für Rudow und Buckow ein<br />

hohes Gewaltpotenzial aber nur ein sehr geringer Organisierungsgrad<br />

der lokalen Neonazi-Szene angenommen werden kann, hat sich <strong>die</strong>s<br />

nun zumindest in Teilen geändert. In einer für das „Nachwachsen“ von<br />

Neonazis idealen Gegend hat sich in Rudow ein Personenzusammenhang<br />

herausgebildet, der sich inzwischen kontinuierlich und aktiv an Neonazi-Demos<br />

und -Aktionen in Berlin und außerhalb beteiligt, Kontakte zu<br />

anderen Gruppierungen unterhält und auch Anti-Antifa-Arbeit im lokalen<br />

Rahmen betreibt. So sind Angehörige <strong>die</strong>ser Gruppe im Jahr 2005 an<br />

sämtlichen Demos, Aktionen und Aufmärschen beteiligt – von den größer<br />

beworbenen Demos in Leipzig am 1. Mai und Berlin am 3. September<br />

über <strong>die</strong> spontanen Kleinst<strong>auf</strong>märsche der Berliner Kameradschaftsszene<br />

im August, zu denen oft nur etwa 50 Teilnehmer erschienen, bis hin<br />

zu Einschüchterungsversuchen gegenüber ZeugInnen am Rande eines<br />

Prozesses gegen einen Neonazi in Potsdam wegen Mordversuch und dem<br />

versuchten Angriff <strong>auf</strong> <strong>die</strong> linke Gelöbnix-Demo.<br />

Dieser Rudower Zusammenhang besteht<br />

aus einer Gruppe überwiegend unter 20-<br />

Patrick Weiß beim „Spinnefest“ am 28 August 2005<br />

26 Bezirke<br />

<strong>Fight</strong>.<strong>Back</strong>.3 - 2006<br />

Jähriger, <strong>die</strong> sich stark an dem Modell der „Autonomen Nationalisten“<br />

(siehe Artikel S. 3) orientieren und somit aktionistisch agieren, ohne<br />

erkennbar Wert <strong>auf</strong> eine politisch-inhaltliche Fun<strong>die</strong>rung oder Strategie zu<br />

legen. Kulturell kopieren sie <strong>die</strong> Codes der linksradikalen autonomen Bewegung.<br />

Zu der Gruppe gehören unter anderem: Patrick Weiß, Sebastian<br />

Krzyzanowski, Marco Schneider und Holger Thomas (Buckow).<br />

Als am 4. Dezember 2004 ein BASO-Aufmarsch mit 200 Teilnehmern vom<br />

S-Bhf. Adlershof bis zum S-Bhf. Köpenick zieht, trägt eben jene Rudower<br />

Gruppierung, zum Teil mit „Pali-Tüchern“ und Buttons im Antifa-Style<br />

dekoriert, ein Transparent der „Deutschen Gemeinschaft Süd“ (DGS)<br />

vor sich her. Ihr eigener kleiner Block besteht aus etwa 20 Personen (s.<br />

Abb.). Die 20<strong>03</strong> von René Bethage aus der T<strong>auf</strong>e gehobene „Deutsche<br />

Gemeinschaft Süd“ hatte auch bereits am 6. Dezember 20<strong>03</strong> zusammen<br />

mit der BASO einen Aufmarsch vom U-Bahnhof Rudow nach Schöneweide<br />

veranstaltet. Nach der Demo im Dezember 2004 ist bislang aber keine<br />

öffentlichkeitswirksame Regung der DGS mehr zu verzeichnen, auch<br />

eigenes Propagandamaterial ist kaum vorhanden – eine Internetpräsenz<br />

existiert nicht. Am 3. Dezember 2005 wurde <strong>die</strong> DGS im Demo<strong>auf</strong>ruf von<br />

der „Aktionsgruppe Rudow“ ersetzt.<br />

Mit der Orientierung am Modell der „Autonomen Nationalisten“ (siehe<br />

Artikel S. 3) gehen für den Rudower Personenzusammenhang auch<br />

spezielle Politikformen außerhalb der Teilnahme an Demonstrationen<br />

einher. Sprühereien, insbesondere des ANB-Kürzels und das massive<br />

Verkleben von Aufklebern der NPD gehören ebenso dazu, wie <strong>die</strong> versuchte<br />

Einschüchterung von (vermeintlichen) GegnerInnen und <strong>die</strong> direkte<br />

Ausübung von Gewalt – also Anti-Antifa-Arbeit. So filmte Sebastian Krzyzanowski<br />

mehrfach nicht-rechte und vermeintlich linke Jugendliche, um mit<br />

dem gewonnenen Material ein größeres Drohpotential gegenüber den Betroffenen<br />

<strong>auf</strong>bauen zu können. Er selbst prahlte im Freien-Widerstands-<br />

Forum unter dem Nickname „ANB-BERLIN-SÜD“ damit, eine intensive<br />

Recherche zu betreiben und unerkannt Gespräche mit Linken führen zu<br />

können und Infos zu gewinnen, da sie ihn <strong>auf</strong>grund seiner Kleidung nicht<br />

als Neonazi erkennen würden. Zudem schreibt er es sich und seinem<br />

Zusammenhang dort als Ver<strong>die</strong>nst zu, es mittels Gewaltandrohung nicht<br />

zuzulassen, dass sich in Rudow Antifastrukturen herausbilden.<br />

Es bleibt aber nicht nur bei Gewaltandrohungen. So war Marco Schneider<br />

bereits im April 20<strong>03</strong> an dem Eingangs erwähnten rassistischen Angriff<br />

von 25 Neonazis <strong>auf</strong> sechs Jugendliche ganz vorne mit dabei. Auch Timo<br />

Lenning, Tilo Paulenz und Marcel Preuß, weitere Rudower Neonazis<br />

waren hieran beteiligt (Letzterer verstarb im November 2005 bei einem<br />

selbstverschuldeten Autounfall.). Als am 19. März 2005 etwa 30 Mitglieder<br />

der verbotenen Kameradschaften BASO und Tor <strong>auf</strong> ihrem Heimweg<br />

von einem Aufmarsch in Dresden am Dresdner Hauptbahnhof mehrere<br />

linke Jugendliche jagen und drei schwer verletzen und im Zug weiterhin<br />

Linke angreifen, sind auch Marco Schneider, Patrick Weiß, Holger Thomas<br />

und Sebastian Krzyzanowski dabei.<br />

Beim versuchten Angriff von Neonazis <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Gelöbnixdemo am 20. Juli<br />

2005, eine linke Demo, <strong>die</strong> sich gegen das öffentliche Bundeswehr-Ge-<br />

links: Sebastian Krzyzanowski am 20.August 2005<br />

unten: v.l.n.r. Krzyzanowski, Marco Schneider und Sebastian Zehlecke am 1.Mai 2005 Leipzig

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