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Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken

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Wearwolf (Konrad Wolf Straße / Hohenschönhausen)<br />

Im März 2005 eröffnete in Hohenschönhausen<br />

ein weiterer Neonaziladen. In den beiden<br />

kleinen Geschäftsräumen des Wearwolfs ist<br />

das übliche Neonazi-Laden-Angebot ausgelegt.<br />

Darüber hinaus, so wird einem <strong>auf</strong> Nachfrage<br />

der jungen Verkäuferin - <strong>die</strong> mit ihrem Partner<br />

den Laden betreibt – geflüstert, könnten ohne<br />

Probleme auch verbotene Sachen besorgt werden.<br />

Das Label Wearwolf soll nach Eigenaussage<br />

markenrechtlich gesichert werden.<br />

Thor Steinar-Läden<br />

Die Bekleidungs-Marke Thor Steinar, <strong>die</strong> der<br />

Brandenburgischen Firma Mediatex gehört,<br />

hat es in den letzten Jahren geschafft, sich<br />

mit einem Spagat zwischen chiffrierten extrem<br />

rechts besetzten Symbolen und jugendlichem<br />

Design eine feste Käuferschaft sowohl in<br />

Neonazikreisen als <strong>auf</strong> bei normalen Käuferschichten<br />

zu erschließen. Ein Zeichen dafür<br />

ist, dass <strong>die</strong> Marke nicht nur in den einschlägigen<br />

Neonazigeschäften sondern auch in<br />

Bekleidungsgeschäften, wie Doorbreaker,<br />

Bombastic oder Snow’n’Sun angeboten wird.<br />

Die Marke ist inzwischen nicht nur <strong>auf</strong> jedem Neonazi<strong>auf</strong>marsch vertreten,<br />

sondern auch im normalen Straßenbild ausserhalb neonazistischer<br />

Jugendkultur. Das Geschäft läuft - trotz der Schwierigkeiten nach dem<br />

Verbot des ursprünglichen Logos – anhaltend gut, so dass Thor Steinar<br />

inzwischen mehrere Geschäfte eröffnen konnte, <strong>die</strong> ausschließlich Thor<br />

Steinar vertreiben: das Thönsberg am Berliner Alexanderplatz und ein<br />

Geschäft in Rostock.<br />

Erst <strong>die</strong> Politik, dann das Vergnügen<br />

Darüber hinaus existieren eine Vielzahl von Kneipen und Clubs, in denen<br />

Neonazis, mangels Problembewusstseins oder mit Sympathie, als Gäste<br />

geduldet werden. Diese Locations stellen für <strong>die</strong> Neonazis einen wichtigen<br />

Teil ihrer Infrastruktur dar, da sie nicht nur einen Raum bieten, an<br />

dem politische Aktionen geplant und gestartet werden können, sondern<br />

auch einen Aspekt des Freizeitangebotes für bekennende Neonazis<br />

darstellen und so ein nach Innen stabilisierendes Element für <strong>die</strong> Szene<br />

darstellen.<br />

Sparstrumpf (Greifswalder Straße/ Prenzlauer Berg)<br />

Die Kneipe „Sparstrumpf“ hat eine lange rechte Vorgeschichte. Die<br />

Kneipe firmierte früher unter anderem Namen als Treffpunkt der inzwischen<br />

verbotenen Neonazi-Partei FAP. Das Publikum der Kneipe hat sich<br />

seitdem nicht grundlegend geändert.<br />

Regelmäßig nach Aufmärschen Berliner Neonazis kehren größere Grüppchen<br />

Neonazis in der Prenzlauer Berger Kneipe Sparstrumpf ein. Hier<br />

feiern sie meist ungestört ihre Aktionen. So liefen <strong>die</strong> 15 Neonazis, <strong>die</strong><br />

im Dezember 2005 versuchten, eine antifaschistische Veranstaltung im<br />

„Haus der Demokratie“ anzugreifen, geradewegs in den Sparstrumpf und<br />

feierten dort bis in <strong>die</strong> Nacht. Die Gegend rund um <strong>die</strong> Kreuzung Danziger<br />

Straße / Greifswalder Straße wurde in den Abendstunden öfter zum<br />

Schauplatz rechter Attacken <strong>auf</strong> alternative Jugendliche.<br />

Spreehexe (Schnellerstraße / Schöneweide)<br />

Seit mehreren Jahren existiert um den<br />

S-Bahnhof Schöneweide ein Angstraum. Im<br />

unmittelbaren Umfeld befindet sich <strong>die</strong> Kneipe<br />

Spreehexe, <strong>die</strong> regelmäßiger Treffpunkt der<br />

lokalen Neonaziszene ist. Der Treptower<br />

Neonazikader Markus Loszczynski ist hier<br />

mehrfach als Tresenkraft tätig gewesen.<br />

Hier fanden darüber hinaus Feiern statt, bei<br />

denen Kader der verschiedensten Berliner<br />

24 Strukturen<br />

<strong>Fight</strong>.<strong>Back</strong>.3 - 2006<br />

und Brandenburger Kameradschaften anwesend waren. Bei antifaschistischen<br />

Veranstaltungen in der Gegend, treffen sich <strong>die</strong> Neonazis in der<br />

Spreehexe, um Störaktionen zu koordinieren. Dieser Zustand drückt sich<br />

in häufigen Bedrohungen und Angriffen gegen alternative Jugendliche und<br />

Nichtdeutsche sowie <strong>Nazis</strong>chmierereien in der Umgebung aus.<br />

Kiste (Weitlingstraße / Lichtenberg)<br />

Als <strong>die</strong> Silvio-Meier-Demonstration 2005 in Richtung Weitlingkiez zog,<br />

sammelte sich eine Gruppe Neonazis in der<br />

Kneipe Kiste, um anschließend <strong>die</strong> Straße<br />

zu blockieren. Als <strong>die</strong> AntifaschistInnen<br />

Anstalten machten, <strong>die</strong> Polizeiabsperrungen<br />

zu durchbrechen, zogen sich <strong>die</strong> Neonazis<br />

schutzsuchend in <strong>die</strong> Kiste zurück. Die Kiste,<br />

<strong>die</strong> inzwischen ein regelmäßiger Treffpunkt<br />

der ansässigen Neonazis geworden ist, ist<br />

auch <strong>die</strong> Kontaktadresse der Initiative „Freßt<br />

keine Döner“. Der Betreiber der Kiste siedelt<br />

sich selber beim Rocker-Klub „born to be<br />

wild“ an. Seine Gullaschkanone, <strong>die</strong> vor der Kneipe parkt, vermietet er<br />

auch für Neonaziveranstaltungen. Weitere Treffpunkte im unmittelbaren<br />

Umfeld sind <strong>die</strong> Kneipe Piccolo (in der Skandinavischen Straße) und der<br />

Rheinische Hof (Treskowallee / Karlshorst). Von <strong>die</strong>sen Kneipen gingen<br />

im letzten Jahr vermehrt Neonazi-Angriffe aus.<br />

Berliner Fußball Café (Alfred Jung Straße / Lichtenberg :: Betr: Antje Böhm<br />

:: Inh: André Sommer)<br />

Die Lichtenberger Kneipe Berliner Fußball Café ist offizieller Fanshop des<br />

Fußballklubs BFC Dynamo. Hier treffen sich<br />

Fuball-Hooligans, Rocker und organisierte<br />

Neonazis. Die Kneipe ist das Stammlokal<br />

des Neonazi-Kaders Oliver Schweigert, <strong>die</strong><br />

Hooligan-Gruppe 79er trifft sich hier, bei einer<br />

Razzia im Oktober 20<strong>03</strong> bei einem „Tag der<br />

Germanen“ fand <strong>die</strong> Polizei unter anderem<br />

mehrere Mitglieder der Neonazi-„Rocker“-<br />

Gruppe „Vandalen“ vor. Im hinteren Bereich<br />

der Kneipe befindet sich der Tattoo-Shop Ost-<br />

Sektor. Bei weiteren Razzia im Oktober 20<strong>03</strong><br />

wurden hier mehrere Utensilien in Form von Hakenkreuzen und eine<br />

Reichskriegsflagge gefunden.<br />

Walhalla 92 (Hauptstraße / Lichtenberg)<br />

Der aus zehn Mitgliedern bestehende Rockerklub „Walhalla 92“ verfügt<br />

über ein Klubhaus in Lichtenberg. In der<br />

Aussenwirkung ist der Rockerklub darum<br />

bemüht, möglichst unpolitisch zu erscheinen.<br />

Trotzdem gehören Mitglieder der NPD, der<br />

„Kameradschaft Spreewacht“ und des „Märkischen<br />

Heimatschutzes“ zu den Gästen des<br />

Vereinshauses.<br />

Bei einer Razzia im Jahr 20<strong>03</strong> war neben<br />

Mitgliedern der „Vandalen“ auch bekannte<br />

Neonazis, wie unter anderem Frank Lutz unter<br />

den Kontrollierten. Auch <strong>die</strong> Gruppierung<br />

„Wolfsritter Berlin“ nutzten den Raum. Silvio Cott aus Treptow zeichnet<br />

sich für <strong>die</strong> Internetseite des Clubs verantwortlich.<br />

Zu dem Kampf gegen Neonazi-Strukturen gehört unweigerlich auch<br />

der Kampf gegen ihre Infrastruktur. Ein Klima, in dem es Neonazis<br />

unmöglich gemacht wird, sich öffentlich zu treffen, an öffentlichen<br />

Veranstaltungen teilzunehmen oder ihre Bekleidung ohne Probleme zu<br />

k<strong>auf</strong>en, führt zwangsläufig dazu, dass den Neonazi-Strukturen wichtige<br />

Mobilisierungs-, Rekrutierungs- aber auch Erholungsorte genommen<br />

werden.

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