Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken
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<strong>Fight</strong>.<strong>Back</strong>.3 - 2006<br />
Kleidung spielten. Mit dem Betreiber der Internetseite des „Nationalen<br />
Widerstands Berlin Brandenburg“ Oliver Schweigert überwarf sich <strong>die</strong> KS<br />
Tor vollständig. Der unterschwellige Streit brach offen aus, als Schweigert<br />
in einem Neonazi-Internet-Diskussionsforum einen offenen Brief über<br />
„Negermusik“ <strong>auf</strong> „nationalen Demonstrationen“ verfasste. Die traditionellen<br />
Aktionsformen der Kameradschaft – <strong>die</strong> Gedenkaktion für Größen<br />
des Nationalsozialismus wie u.A. den SA-Sturmführer Horst Wessel und<br />
den Hitlerstellvertreter Rudolf Heß - wurde durch linksbesetzte Aktionsformen,<br />
wie etwa symbolische Hausbesetzungen während einer - von der<br />
BASO initiierten - Kampagne für ein „nationales Jugendzentrum“ ergänzt.<br />
Darüber hinaus wurden kleine spontane Aktionen durchgeführt, <strong>die</strong> ihre<br />
Entfaltung erst im Me<strong>die</strong>necho fanden. So marschierten zwei dutzend<br />
Neonazis <strong>auf</strong>grund des Todestages Rudolf Heß‘ durch das Brandenburger<br />
Tor und sorgten so für ein internationales Me<strong>die</strong>necho. Bei der Eröffnung<br />
des „Mahnmals für <strong>die</strong> ermordeten Juden in Europa“ versuchten<br />
Mitglieder der KS Tor und der BASO zu stören, wurden aber von der Polizei<br />
abgedrängt.<br />
Auch ohne Emanzipation stark?<br />
Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt war eine neue Generation Neonazis zur KS Tor gestoßen,<br />
darunter Oliver „Olli“ Oeltze, Nicole Stenzel, Madlene „Mariken“<br />
Hopp (<strong>die</strong>se war zuvor in Berliner JN-Kreisen, im Umfeld der Zeitschrift<br />
„Jugend Wacht“, unterwegs) und Hendrikije „Rieke“ Herder. Die letzten<br />
drei waren maßgeblich an der Formierung der „Mädelgruppe KS Tor“<br />
beteiligt. Diese vertrat das nationalsozialistische Weltbild der KS Tor<br />
und versuchte darüber hinaus mit Tanz- und Kulturabenden und Texten<br />
über „Brauchtum“ eine kulturalistische Note zu ergänzen. Diese zeigte<br />
sich deutlich <strong>auf</strong> der Internetseite der Mädelgruppe, aber auch im Jahr<br />
2004, als <strong>die</strong> Jungs und Mädels der Kameradschaft Tor zum „Rudolf Hess<br />
Gedenkmarsch“ ihr „autonomes“ Outfit noch einmal gegen weiße Blusen<br />
und Oberhemden eintauschten, <strong>die</strong> mehr an völkische Organisationen,<br />
als an „autonome Kameradschaften“ erinnerten. Zu <strong>die</strong>ser Zeit verlagerte<br />
sich ein Großteil der Öffentlichkeit der Kameradschaft <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Mädelgruppe.<br />
Die meisten Aktionsberichte wurden von der Mädelgruppe verfasst<br />
auch bei Störaktionen, wie der am 8.Mai 2004 bei einer Veranstaltung<br />
des VVN/BdA im Treptower Park dominierten <strong>die</strong> Frauen das Erscheinungsbild.<br />
In Internetforen, wie dem des „Freien Widerstands“ traten sie<br />
offen als Mitglieder der KS Tor <strong>auf</strong> und diskutierten kräftig mit.<br />
Viel Feind viel Ehr<br />
Über <strong>die</strong> gesamte Zeit versuchten <strong>die</strong> Neonazis der KS Tor offensiv Anti-<br />
Antifa-Arbeit zu betreiben. So versuchten Björn Wild und seine Kameraden<br />
in verschiedene linke Einrichtungen einzudringen, an Infoabenden<br />
teilzunehmen und besuchten Prozesse gegen Linke, um deren Namen<br />
und Adressen herauszufinden. Jugendlichen, von denen sie dachten, sie<br />
als Linke ausgemacht zu haben, wurden <strong>die</strong> Wohnungstüren mit Aufklebern<br />
und Sprühereien beschmiert. Am Rande von Aufmärschen war Björn<br />
Wild mit einer Fotoausrüstung unterwegs, um Gegendemonstranten zu<br />
fotografieren. Die Ausrüstung ist inzwischen an Nicole Stenzel gegangen,<br />
<strong>die</strong> ähnlich penetrant neben Aufmärschen unterwegs ist, und Protestierer<br />
ablichtet. Dieses „Räuber und Gendarme“-Spiel gipfelte im November<br />
2004 darin, dass mit einem Aufmarsch durch Lichtenberg <strong>die</strong> alljährlich<br />
stattfindende „Silvio Meier“-Demonstration blockiert wurde.<br />
Weitere Neonazis in und im Umfeld der KS Tor waren Thomas Göbel,<br />
Sebastian Zehlecke (der Lichtenberger war in letzter Zeit <strong>auf</strong> jedem<br />
Aufmarsch anwesend und an einer Vielzahl von Übergriffen gegen Linke<br />
und Migranten beteiligt), Stefanie Piehl (engagiert sich inzwischen als<br />
„Stützpunktleiterin“ in der JN) und der Kader Lutz Giesen, der auch heute<br />
noch <strong>auf</strong> Aufmärschen in Berlin als Redner unterwegs ist.<br />
Kameradschaft Tor – The Present<br />
Nach dem Verbot haben <strong>die</strong> Neonazis der KS Tor und der BASO ihre Struktur<br />
vollständig umgebaut. Zum einen wurde <strong>auf</strong> das Verbot des Labels KS<br />
Tor mit einer Vielzahl von neuen, ständig wechselnden Gruppennamen<br />
reagiert, hinter denen meist <strong>die</strong> selben Neonazis stecken. Unter anderem<br />
wurden <strong>die</strong> Namen „Autonome Kameradschaft Weisser Sturm“, „AGL<br />
Madlene Hopp Nicole Stenzel<br />
Hendrikje Herder Björn Wild<br />
Sebastian Schmidtke Sebastian Glaser<br />
Oliver Oeltze Sebastian Zehlecke<br />
u. Daniel Meinel u. Ines Wegner<br />
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