Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken
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Der Duft<br />
des Geldes<br />
Die gemeinsamen Geschäfte von Rockern,<br />
Neonazis und Hooligans<br />
In <strong>die</strong>sem Artikel widmen wir uns einer sog. Mischszene aus Rockern, <strong>Nazis</strong><br />
und Hooligans. Dabei geht es um das kommerzielle Ausnutzen <strong>die</strong>ser<br />
szeneübergreifenden Kontakte.<br />
Waren unsere Recherchen zunächst einzelne Abschnitte zu diversen Marken<br />
und Läden, <strong>die</strong> scheinbar nicht miteinander in Verbindung standen,<br />
wurden wir bei näherem Hinsehen schnell eines Besseren belehrt. So ist<br />
es der Hamburger Neonazi Lars Georgi, der sich ein regelrechtes Imperium<br />
aus diversen Marken, Läden und Kapitalgesellschaften <strong>auf</strong>gebaut hat.<br />
Abgesehen vom klassischen Rechtsrock, mit dem er schon immer seine<br />
Brötchen ver<strong>die</strong>nt hat, ist er <strong>die</strong> zentrale Führungsfigur diverser Modemarken,<br />
<strong>die</strong> unterschiedliche Szenen wie Rocker, Hooligans und Hardcoreanhänger<br />
mit rechtem Lifestyle be<strong>die</strong>nen. Aufallend ist weiter, dass er zur<br />
Abwicklung seiner Geschäfte sowohl <strong>auf</strong> <strong>die</strong> tatkräftige Unterstützung<br />
exponierter Personen aus den großen deutschen Rockerclubs zurückgreifen<br />
kann, als auch <strong>auf</strong> absolut führende Personen des Rechtsrock. Mit<br />
<strong>die</strong>sem Rückhalt hat Georgi sich in den letzten Jahren zu einer Art Paten<br />
des Neonazi-Kommerz hochgearbeitet. Das Licht der Öffentlichkeit scheut<br />
Georgi jedoch, seine Firmen und Läden sind stets über Strohmänner, teils<br />
aus der Neonaziszene, teils aus der Rockerszene, angemeldet.<br />
Gestartet hat Georgi seine Karierre in der klassischen Neonazi-Szene.<br />
So gehörte er lange Zeit dem Umfeld des Hamburger Neonaziführers<br />
Thomas Wulff an. Damals noch als Skinhead unterwegs, betrieb er schon<br />
1996 den »TTV Versand« und machte vor allem durch den Verk<strong>auf</strong> nicht<br />
autorisierter Bootlegs von sich reden. Anfangs wurde er von Wulff dazu<br />
auserkoren, einen JN-Landesverband in Hamburg <strong>auf</strong>zubauen, wurde<br />
dann aber von <strong>die</strong>sem zurückgepfiffen, als ihn <strong>die</strong> JN in den Bundesvorstand<br />
abberufen wollte. Von da an widmete er sich voll und ganz dem<br />
rechten Kommerz.<br />
Neben dem TTV Versand wird ihm ab Ende der 90er Jahre auch noch das<br />
Label Wotan-Records zugerechnet, das unter anderem legale Neu<strong>auf</strong>lagen<br />
diverser indizierter CDs vertrieb. Wotan Records ist eines der<br />
größeren Rechtsrock-Labels, <strong>auf</strong> dem bis heute über 50 CDs erschienen<br />
sind. Unter anderem von Landser-Sänger Michael Regener alias<br />
Lunikoff. Bis 2002 baute er den TTV-Versand, der von da an unter einem<br />
Postfach in Zarrentin firmiert, zu einem der größten Rechtsrockversände<br />
Deutschlands aus. Vor allem durch sein unseriöses Geschäftsgebaren<br />
machte Georgi sich jedoch viele Feinde, so kursierten lange Jahre diverse<br />
Spitzelgerüchte um seine Person, <strong>die</strong> in einen offenen Brief der Kameradschaft<br />
Hildesheim gegen Georgi mündeten. In <strong>die</strong>sem Schriftstück aus<br />
10 T i t e l<br />
[1] [2] [3]<br />
<strong>Fight</strong>.<strong>Back</strong>.3 - 2006<br />
dem Jahre 2002 wird Georgi beschuldigt, für den US-Geheim<strong>die</strong>nst NSA<br />
zu arbeiten und diverse Rechtsrockversände bei der Justiz anzuschwärzen,<br />
um dann deren CDs neu <strong>auf</strong>zulegen. Ausserdem wird dort behauptet,<br />
er würde sich der Rockerszene annähern, um mit <strong>die</strong>ser Geschäfte im<br />
Rotlichtmillieu zu machen.<br />
Kosmetische Umstrukturierungen<br />
Nach <strong>die</strong>sen Vorwürfen wurde es ruhiger um Georgi und er kappte seine<br />
offensichtlichsten Geschäftsverbindungen mit der Neonaziszene. So<br />
wurde sein TTV-Versand durch den V7 Versand seines alten Weggefährten<br />
Ingo Kn<strong>auf</strong> übernommen und auch <strong>auf</strong> Demonstrationen ließ er sich nicht<br />
mehr blicken. Auch <strong>die</strong> Homepage der neonazistischen Band Oidoxie<br />
aus Dortmund, für <strong>die</strong> sich Georgi verantwortlich zeigte, wechselte den<br />
Besitzer. Doch seine kommerziellen und politischen Aktivitäten hat Georgi<br />
nur verschleiert und verlagert, nicht jedoch eingestellt.<br />
Verantwortlich war Georgi auch für den Zentralversand des Neonazi- Magazins<br />
Zentralorgan. Diesen Versand hat Georgi zusammen mit Thomas<br />
Wulff und Michael Grewe als GmbH <strong>auf</strong>gezogen und betrieben.<br />
Handelte er beim TTV- und Zentralversand noch mit eindeutigen Neonazi-<br />
CDs und -Devotionalien, so richten sich seine neuen Aktivitäten eher an<br />
Mischszenen aus Neonazis, Rockern und Hooligans. Den Anfang machte<br />
Georgi mit der Marke Sport Frei, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> den Bremer Neonazi-Skinhead<br />
Henrik Ostendorf angemeldet ist. „Sport Frei“ verk<strong>auf</strong>t über diverse<br />
Neonaziläden, Versände und über eine eigene Internetseite Klamotten,<br />
<strong>die</strong> sich an (rechte) Hooligans richten. Angemeldet ist <strong>die</strong> Marke zwar <strong>auf</strong><br />
Ostendorf, aber Anmelder der Homepage ist Georgi. Auch ist <strong>die</strong> Kontaktadresse<br />
für „Sport Frei“ ein Postfach in Zarrentin. Überall dort, wo „Sport<br />
Frei“ im Angebot ist, sind meistens auch <strong>die</strong> Marken „Pro Violence“ und<br />
„H8wear“ mit im Programm. H8wear ist markenrechtlich geschützt und<br />
<strong>auf</strong> Georgi angemeldet. Dabei steht <strong>die</strong> Kombination H8 <strong>auf</strong> der einen<br />
Seite für Hate mit Zielrichtung Hatecore, <strong>auf</strong> der anderen Seite natürlich<br />
als simple Abwandlung der 88 für „Heil Hitler“. Auch „H8wear“ richtet sich<br />
an Hooligans und Hardcore-Anhänger. Die Marke „Pro Violence“ wollte<br />
der Magdeburger Hooligan Christoph Herpich anmelden, was ihm aber<br />
wegen des „gewaltverherrlichenden Slogans“ vom deutschen Patentamt<br />
untersagt wurde. Nichtsdestotrotz vertreibt Herpich <strong>die</strong>se Marke über<br />
Ladengeschäfte und Internet. Herpich ist weiterhin Inhaber einer Marke<br />
namens „Alle gegen Alle Sport Frei“.<br />
Bild 1: Henrik Ostendorf<br />
Bild 2 André Sommer<br />
Bild 3: Alexander Gast