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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Literatur<br />

men durch die Tiefe der Zeit. Dabei spielen Brunnen bei<br />

zahlreichen Ausgrabungen tatsächlich eine Rolle: Angefangen<br />

bei einem urnenfelderzeitlichen zentralen Dorfbrunnen<br />

mit Holzerhaltung in Poing, der auf das Jahr 1080 v. Chr.<br />

datiert werden konnte. Des Weiteren begegnet uns ein mittellatènezeitlicher<br />

Brunnen mit Holzkasten in Manching;<br />

möglicherweise ein Brunnen wird im Magnetogramm der<br />

Viereckschanze Itzling vermutet; fünf römische Brunnen<br />

mit Holzerhaltung aus dem 1. Jahrhundert wurden in Fürstenfeldbruck<br />

festgestellt, ein frühmittelalterlicher Tuffsteinbrunnen<br />

in Aschheim. Immer noch wasserführend ist der<br />

hochmittelalterliche Brunnen in Bamberg „Am Sonnenplätzchen“.<br />

Die spätmittelalterliche Wasserversorgung in der<br />

Benediktinerabtei Plankstetten, wo man ein Brunnenhaus<br />

ausgegraben hat, bringt auch den theologischen Aspekt der<br />

fons vitae ins Spiel. Den bürgerlichen Aspekt zeigt ein Heim<br />

mit Garten des 17. Jahrhunderts in Bamberg Am Kranen,<br />

wo ein Brunnen Kanälchen speiste.<br />

Aber auch Ausgrabungsbefunde anderer Art werden natürlich<br />

in dem Band vorgestellt, beginnend mit neu entdeckten<br />

Siedlungen des Alt- und Mittelneolithikums in Dittenheim,<br />

Wonfurt und Solling. Als besonderer Befund dieser<br />

Zeit wurde eine große Grube in Estenfeld untersucht. Aus<br />

dem Jungneolithikum ist die Magnetometerprospektion im<br />

Hornsteinbergwerk Arnhofen hervorzuheben; interessante<br />

Befunde sind auch ein Depot oder Grab in Singenbach, eine<br />

Mehrfachbestattung in Kösching sowie ein Silexdolchblatt<br />

aus Landshut-Frauenberg. In einer glockenbecherzeitlichen<br />

Nekropole in Landsham fand sich eine Pfostengrube, die auf<br />

eine Einrichtung mit kultischer Funktion hindeuten könnte.<br />

Herausragende bronzezeitliche Gräber sind die Bestattung<br />

einer Frau in Weihenstephan und eines Mannes mit<br />

Wagen in Essenbach. Sehr großflächig untersucht wurde<br />

die erwähnte Siedlung der Urnenfelder- und Hallstattzeit<br />

in Poing, wo sich ein zentraler Dorfbrunnen abzeichnet.<br />

Eine Merkwürdigkeit sind aufgefundene Steine in Gruben<br />

der Hallstattzeit in Marktbergel. In diese Zeit gehören auch<br />

Grabenwerke auf der Altdorfer Hochterrasse, die geophysikalisch<br />

prospektiert wurden, und ein in Otzing begrabener<br />

„Häuptling“.<br />

Aus der Latènezeit sind als Opfer zu deutende Befunde in<br />

Wehringen, Kulturschichtanalysen in Manching oder eine<br />

Viereckschanze in Oberschneiding zu nennen.<br />

Die Römerzeit präsentiert sich mit einem neuen Kastell<br />

östlich des Lechs in Holzheim, mit Holzbaubefunden in<br />

Fürstenfeldbruck, einem Villenbad in Königsbrunn, Prospektionen<br />

in der Stadt Kempten und in Mödingen, ferner mit<br />

Gräbern in Stockstadt a. Main, Augsburg und Regensburg.<br />

Das Frühmittelalter wartet auf mit Grabfunden aus Waldbüttelbrunn,<br />

denen eine besonders sorgfältige Konservierung<br />

zuteil wurde, sowie mit Gräbern aus Bad Königshofen<br />

i. Grabfeld und Iffelsdorf. In Brendlorenzen wurden zwei<br />

Grubenhäuser aufgedeckt, die erstmals einen Siedlungsbefund<br />

aus der Zeit der Ersterwähnung seiner karolingischen<br />

Kirche abgeben. Die Ergebnisse von Prospektionen auf der<br />

Gelben Bürg und in Irnsing werden erläutert; <strong>für</strong> Künzing<br />

und Nabburg wird anlässlich von neuen Ausgrabungen eine<br />

Zusammenschau zur Ortsgeschichte dargestellt.<br />

Mittelaltergrabungen fanden in Regensburg statt; ein Kap-<br />

92<br />

pameter kam im Bamberger Dom an zwei Tumben zum<br />

Einsatz; weitere Untersuchungen auf der Reisensburg, in<br />

Schloss Thurnau, in Bad Brückenau, Aholming, Plankstetten,<br />

Stadtgrabungen in Coburg, Landshut und Schweinfurt<br />

setzen die Reihe fort bis in die Neuzeit: Hier wird von Untersuchungen<br />

an der Autobahntrasse bei Jettingen-Scheppach<br />

berichtet, wo eine Landwehr aus dem Dreißigjährigen Krieg<br />

und ein Flugzeug-Montagewerk aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

betroffen waren. Man erfährt Neues zu den Befestigungen<br />

Passaus unter Napoleon, aber auch über die Wiege der bayerischen<br />

Porzellanherstellung auf Burg Hohenberg.<br />

Ein Kapitel experimentelle Archäologie lieferten Versuche<br />

mit nachgebauten bandkeramischen Dechseln zum Bäumefällen.<br />

Eine neue Museumsidee, der Archäologische Garten<br />

in Augsburg, wird ebenfalls vorgestellt.<br />

DE<br />

Eva Maier: Stuckmarmor und<br />

Raumgestaltung<br />

Johann Michael Feichtmayrs Stuckmarmorausstattungen<br />

sakraler Innenräume und deren Bedeutung<br />

Der Werkstoff Stuckmarmor wurde gerade im süddeutschen<br />

Raum zu einem bedeutenden Gestaltungsmittel der<br />

Dekorationskunst des Barock. Die Stuckatoren aus dem<br />

Wirkungsraum der sogenannten Wessobrunner Schule<br />

waren zwar nicht die Wegbereiter, jedoch die maßgeblichen<br />

Protagonisten dieser Marmorimitationstechnik: Sie fertigten<br />

seit Mitte des 17. Jahrhunderts neben ornamentalen und<br />

figürlichen Ausstattungen auch Stuckmarmorarbeiten. Der<br />

fortbestehende, weit über die Grenzen des heutigen Bayern<br />

hinausreichende Einfluss dieser Künstler und Handwerker<br />

führte im 18. Jahrhundert zur Blütezeit der Marmorimitation<br />

überhaupt: Und kaum ein süddeutscher Kirchenraum<br />

von Bedeutung, in dem nicht die Wessobrunner Stuckatoren<br />

gewirkt haben. Durch die weitgehende stilistische Zusammengehörigkeit<br />

der Arbeiten entstand eine Kunstlandschaft,<br />

in der Stuckmarmor eine wesentliche Rolle spielte.<br />

Trotz dieses epochalen Stellenwerts wurde der Werkstoff in<br />

der kunsthistorischen Forschung bisher jedoch nicht umfassend<br />

gewürdigt. Der bedeutendste unter den Wessobrunner<br />

Stuckatoren ist der in Wessobrunn-Haid geborene und<br />

in Augsburg ansässige Johann Michael Feichtmayr (verm.<br />

1710–72). Die Beschäftigung mit seinem Stuckmarmorwerk<br />

bietet sich wegen der beachtlichen Qualität und Fülle seiner<br />

Arbeiten deshalb besonders an. Eine seiner Haupttätigkeiten<br />

und zugleich sein Spezialgebiet war die Anfertigung von<br />

Stuckmarmorverkleidungen. Durch seine stilistisch ganz<br />

eigentümliche und technisch vollendete Gestaltungsweise<br />

beeinflusste er – nicht zuletzt im Altarbau – maßgeblich<br />

auch seine Zeitgenossen und die folgende Generation der<br />

Wessobrunner Stuckatoren.<br />

Zum herausragenden Erfolg Feichtmayrs führte vor allem<br />

auch sein ganzheitliches Gespür <strong>für</strong> Raumgestaltungen, das<br />

ihm erlaubte, mit den angesehensten Baumeistern seiner<br />

Zeit zusammenzuarbeiten und an den renommiertesten

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