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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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sing, einer Kupfer-Zink-Legierung, handelt es sich bei der<br />

Bronze um eine Kupfer-Zinn-Legierung. Unser Dr. X würde<br />

mit Recht einwenden: So einfach ist das alles nicht. Wie<br />

wollen Sie dann eine Kupfer-Zink-Zinn-Legierung nennen?<br />

Roland Schwab vom Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie<br />

(CEZ) in Mannheim referierte in diesem Sinne über die<br />

feinen Unterschiede. Unter dem Titel „Brasses are not Bronzes“<br />

zeigte er auf, dass es durchaus sinnvolle und wesentliche<br />

Differenzierungen gibt, die beispielsweise die messingtypische<br />

Altersbruchgefahr erklären, und rief zu erhöhter Achtsamkeit<br />

und Präzision im Sprachgebrauch auf.<br />

Die Akademiepräsidentin Petra von Olschowski und der<br />

Leiter des Studiengangs Restaurierung, Gerhard Eggert,<br />

sowie die Tagungsorganisatorin Britte Schmutzler zogen<br />

eine positive Bilanz der 2005 begonnenen Stuttgarter Kolloquienreihe.<br />

Auch aus Sicht des Unterzeichners ist zu konstatieren,<br />

dass das Konzept einer schlanken Veranstaltung<br />

mit moderaten Teilnahmegebühren angesichts der desolaten<br />

bundesdeutschen Verhältnisse als mittlerweile bestgeeignete<br />

Veranstaltungsvariante im Kulturgüterbereich zu<br />

bewerten ist. Wie die Teilnehmerliste zeigt, war das fachliche<br />

Programm überdies geeignet, Teilnehmer aus den<br />

USA, Neuseeland, Großbritannien, Osteuropa, den Beneluxländern<br />

und dem gesamten deutschsprachigen Europa<br />

zu gewinnen.<br />

Auch der organisatorische Rahmen überzeugte: Dank eines<br />

modernen, großzügigen Vortragsraumes waren alle Referate<br />

visuell und akustisch gut erfahrbar. Ein unmittelbar<br />

benachbarter, verglaster Vorraum im Kathedralenmaßstab<br />

verhalf nicht nur zu den erfahrungsgemäß unverzichtbarbelebenden<br />

Koffein- und Nikotinpausen, er gestattete auch<br />

eine entspannte persönliche Kommunikation ohne Hitzestau<br />

und Atemnot. Über die bewusste Beschränkung auf die englische<br />

Sprache mag man geteilter Meinung sein. Tatsache<br />

ist jedoch, dass hierdurch Übersetzungskosten vermieden<br />

werden und die stets lauernde Gefahr provinzieller Selbstgefälligkeit<br />

umgangen wird. Dank professioneller Moderation<br />

der einzelnen Themenblöcke wurden die Redezeiten im<br />

Wesentlichen eingehalten. Sämtliche Exkursionsziele waren<br />

vom Tagungsort aus zu Fuß erreichbar.<br />

Vorträge der Sektion 1: Bronzen der Antike („Bronzes<br />

of the Old World“)<br />

Frank Willer, Bonn, berichtete über das Limes-Großbronzenprojekt<br />

(www.grossbronzenamlimes.de), das die technischen<br />

Charakteristika der vielen verlorenen, ursprünglich<br />

im Umfeld des Limes aufgestellten repräsentativen Bronzestatuen<br />

erfasst. Die materialkundlichen und gusstechnologischen<br />

Untersuchungen stützen sich primär auf<br />

typischerweise kleine Bruchstücke, die über viele Museen<br />

verstreut sind.<br />

Uwe Peltz, Berlin, erläuterte anhand der Fundstücke aus<br />

dem Grab eines etruskischen Kriegers den zeit- und ortsabhängig<br />

unterschiedlichen restauratorischen Umgang mit<br />

Bronze-Korrosionsprodukten (Methode Thouvénin, Komplexonbehandlung,<br />

Krefting-Reduktion).<br />

Janet Schramm, Stuttgart, präsentierte ihre Untersuchungen<br />

zur Rekonstruktion und Konservierung von Teilen<br />

römischer Messing-Schuppenpanzer („Lorica squamata“).<br />

Berichte<br />

Diese sollen 2013 in einer Ausstellung mit dem vielversprechenden<br />

Titel „Dress Code im Alten Rom“ in Mannheim<br />

gezeigt werden.<br />

Nicole Ebinger-Rist, Esslingen, schilderte die technische<br />

Meisterleistung einer archäologischen Blockbergung mit<br />

eindrucksvollen 80 Tonnen (!) Erdreich einschließlich computertomographischer<br />

Auswertung und 3D-Dokumentation.<br />

In die Sektion 1 fiel auch der bereits oben erwähnte Vortrag<br />

von Roland Schwab, Mannheim, über die Metallurgie und<br />

besonderen Eigenschaften des Messings.<br />

Vorträge der Sektion 2: Bronzekorrosion<br />

Amalia Siatou, Athen, referierte ihre Ergebnisse zur Zyklovoltametrie<br />

an archäologischen Bronzefragmenten und neu<br />

hergestellten Modellsystemen aus Zinnbronze CuSn 8 bei<br />

unterschiedlichen Erdreich-Umgebungen.<br />

Martina Grießer, Wien, sprach über die Diagnostik der Bleikorrosion<br />

in der griechischen Münzsammlung des Wiener<br />

Kunsthistorischen Museums. Diese durch Holzausdünstungen<br />

der Vitrinenschubladen begünstigte, teils drastische<br />

Bleikorrosion zeigte in der Neutronentomografie charakteristische,<br />

diagnostisch wertvolle Verteilungsmuster, die<br />

zudem Rückschlüsse auf die Orientierung der Rohlinge im<br />

Guss erlauben (weil sich das Blei jeweils unten in der Gussform<br />

anreichert).<br />

Andrea Fischer, Stuttgart, schilderte Raman-Analysen<br />

an emaillierten Schnupftabakdosen des 17. und 18. Jahrhunderts,<br />

wobei Putzmittelreste und Innenraumkorrosion<br />

langfristig zur Entstehung eines exotischen Korrosionsproduktes<br />

namens Socoformacit führen (Socoformacit ist ein<br />

Kupferacetatformiat).<br />

Brigitte Brühl, Stuttgart, erforschte anhand systematischer<br />

Versuche die Einwirkung von fettsäurehaltigen Materialien<br />

auf Kupfer, Bronze und Messing. Die Korrosionsprodukte<br />

wurden in erster Linie mittels FTIR-Spektroskopie untersucht.<br />

Edith Joseph, Affoltern bei Zürich, arbeitet an der Entwicklung<br />

anorganisch-chemischer Konservierungssysteme <strong>für</strong><br />

Bronzen im Freien, wobei insbesondere oxalatabscheidende<br />

Pilze der Art Beauveria Bassania zum Einsatz kommen.<br />

Gruppenbild mit Teilnehmern des Stuttgarter Bronze-Kolloquiums im<br />

lichtdurchfluteten Vorraum des Vortragssaals (Foto: Nadine Bracht,<br />

Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart)<br />

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