Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...
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essenten <strong>für</strong> die Bodendenkmalpflege zu sensibilisieren.<br />
Holz – das diesjährigen Motto war auch ausschlaggebend<br />
<strong>für</strong> die Wahl, in der Grabung der Kiesgrube Geser zu führen<br />
und eine Auswahl der Fundstücke zu erläutern. Die freigelegten<br />
Befunde zeigten, dass sich in der Zeit um 700 v. Chr.,<br />
also in der Hallstattzeit, an dieser Stelle eine Siedlung befunden<br />
hatte, die aus einzelnen Holzgebäuden bestand, deren<br />
Hofbereich von einem Holzzaun begrenzt war. Siedlungsbefunde<br />
aus jener Zeit sind bei Grabungen bisher nur selten<br />
zutage getreten. Die Lage, Form und Größe der Häuser lässt<br />
sich heute anhand von dunklen Verfärbungen im Boden<br />
erkennen. Diese Verfärbungen sind die Reste der Hauspfosten,<br />
die in prähistorischer Zeit zur Fundamentierung der<br />
Gebäude direkt in den Boden eingegraben wurden.<br />
Christoph Steinmann<br />
Mintraching; Grabungsführung mit Dr. Christoph Steinmann (Foto: Karl<br />
Matok, Obertraubling)<br />
Dienststelle Ingolstadt<br />
Mitarbeiter präsentieren Grabungsbefunde<br />
Ausgrabungen mit hölzernen Befunden oder Funden konnten<br />
an der Dienststelle Ingolstadt aus organisatorischen<br />
Gründen nicht zugänglich gemacht werden. So stellte sie<br />
eigens gestalteten Informationstafeln mit einem Überblick<br />
über ausgewählte Grabungsbefunde und -funde her, die<br />
zum Thema des Tages passten.<br />
Holz erhält sich vor allem in feuchten Böden und überdauert<br />
dort die Jahrhunderte. So werden auch bei bauvorgreifenden<br />
archäologischen Maßnahmen immer wieder hölzerne<br />
Strukturen freigelegt: Wasserleitungen und Brunneneinfassungen,<br />
Gebäudereste oder Alltagsgegenstände. In den<br />
1890er Jahren hat Carl Schuchhardt markante Verfärbungen<br />
mit Pfostenstandspuren verknüpft und damit eine wichtige<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Bewertung archäologischer Befunde, aber<br />
auch <strong>für</strong> Rekonstruktionen und Interpretationen geschaffen.<br />
Holz als Baustoff nahm daher in den Tafeltexten den<br />
größten Raum ein: hölzerne Baubefunde in situ, verbrannte<br />
Reste mittelalterlicher Kelleranlagen aus Pfaffenhofen a. d.<br />
Ilm, Substruktionen der renaissancezeitlichen Befestigung<br />
aus Ingolstadt oder römische Relikte aus Etting.<br />
Infolge der günstigen Erhaltungsbedingungen lag ein<br />
Schwerpunkt der Darstellungen bei vorgeschichtlichen<br />
und historischen Anlagen zur Wasserversorgung. Hölzerne<br />
Brunnenfassungen sind in der Region seit der Urnenfelder-<br />
zeit nachweisbar. Ausgewählte<br />
Beispiele<br />
gaben den Besuchern<br />
einen Überblick nicht<br />
nur über die verschiedenen<br />
Formen,<br />
sondern auch die<br />
Analysemethoden der<br />
Holzbefunde.<br />
Neben der Holzartenbestimmung<br />
und der<br />
Dendrochronologie<br />
erlauben uns naturwissenschaftlicheUntersuchungen<br />
Einblicke<br />
Berichte: Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />
Ingolstadt. Führung mit Dr. Ruth Sandner<br />
(Foto: BLfD)<br />
in die Landschaftsgeschichte vergangener Zeiten, sodass<br />
der Umgang des Menschen mit der Natur, vor allem mit<br />
dem Rohstoff Holz, ausführlich dargestellt werden konnte.<br />
Eine Auswahl hölzerner Alltagsgegenstände, Geschirr,<br />
Spielsachen und Werkzeuge, rundeten die Präsentation ab.<br />
Zeitgenössische Filmaufnahmen erinnerten an die Bergung<br />
der römischen Schiffe aus Oberstimm und knüpften an die<br />
Ausstellung im kelten römer museum Manching an.<br />
In regelmäßigen Abständen bot man auch Führungen durch<br />
die „Wunderlkasematte“ an, denen intensiv zugesprochen<br />
wurde. Die Geschichte der Ingolstädter Befestigungsanlagen<br />
stand dabei zwar im Vordergrund, man nutzte jedoch<br />
beim Rundgang durch die Räume die Gelegenheit, die Aufgaben<br />
der in Ingolstadt vertretenen Abteilungen des <strong>Landesamt</strong>es<br />
zu erläutern. Ruth Sandner<br />
Vergessene Architektur – vergessene Zeit<br />
Führung durch einen Münchner Luftschutzbunker am<br />
Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />
So mucksmäuschenstill hatte man kaum einmal 35 Menschen<br />
in einem Raum beisammen. Ein merkliches Entsetzen<br />
– ja fast Angst – schlich sich zwischen die zumeist regungslos<br />
verharrenden Besucher des Luftschutzbunkers in der<br />
Münchner Blumenstraße 22. Es war in erster Linie die Präsentation<br />
von Lichtbildern des zerstörten München, manche<br />
nur wenige Stunden nach den Bombenabwürfen 1941 bis<br />
1944 aufgenommen, und es war der kahle Vorführraum,<br />
einer der fünf Aufenthaltsräume, 11,80 m im Quadrat, mit<br />
tief sitzenden Decken und dem Charme eines Heizungskellers.<br />
Dr. Markus Hundemer vom Bayerischen <strong>Landesamt</strong><br />
<strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong> hatte die 90 Aufnahmen aus dem großen<br />
Fundus des BLfD-Fotoarchivs zusammengestellt und der<br />
bisher schon äußerst beeindruckenden Führung von Karlheinz<br />
Kümmel, die durchaus zum Gruseln taugte, noch ein<br />
i-Tüpfelchen aufgesetzt. Sie stellte dem Inneren des Bunkers<br />
ein damals reales Außen hinzu. So verließ die Gruppe,<br />
die, wie wenige andere, am Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />
das Glück hatte, in den eng begrenzten Kreis zu gelangen,<br />
schweigend und ein wenig bedrückt diesen Ort des – der<br />
Vergangenheit entsprungenen – Grauens, der vielen Menschen<br />
während der Kriegsjahre vermutlich als ein Hort der<br />
Sicherheit vorgekommen sein mag.<br />
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