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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Berichte: Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />

Thurn, den klassizistischen bayerischen Architekten, und<br />

in der späten Folge nun durch Christian Daniel Rauch, den<br />

nicht weniger klassizistischen preußischen Bildhauer. Seine<br />

ehemals aus Berlin zugesandten Gipsbrocken, die das <strong>Landesamt</strong><br />

nun in der Umformung durch Erich Lindenberg zu<br />

einem noch würdigeren Kunstgehäuse machen, haben sich,<br />

wenig entfernt auf dem Platz vor der Oper, zum bronzenen<br />

<strong>Denkmal</strong> verdichtet.<br />

Aber weit und breit kein Holz – oder doch? Unsere unzähligen<br />

Publikationen, Informationsblätter und kostenlosen<br />

Heftln zum Mitnehmen werden doch aus Holz gemacht!<br />

Damit war schon mal der halbe Hof voller Holz, betreut von<br />

garantiert holzwurmfreien Mitarbeitern/-innen des Publikationsreferats,<br />

der Pressestelle und dankenswerterweise<br />

erstmals auch aus Nachwuchs-Restauratorenkreisen des<br />

Amtes: neben den schon Genannten natürlich unsere rührige<br />

Referatsassistentin Liane Schröder sowie Lea Hemmeter,<br />

Dorothee Ott vom Pressereferat, Cornelia Saffarian und<br />

Delia Hurka.<br />

Auch Lothar Breinl, unser aktiver Experimental-Archäologe,<br />

umlagert wie immer vom Opa bis zum Enkel, hatte<br />

wieder viel sich urgeschichtlich gebendes Material mitgebracht<br />

– zugegeben viel Stein und andere Sachen, mit denen<br />

wir als Kinder gern Indianer gespielt hätten. Aber er ist halt<br />

nunmal ein Steinzeitler und hätte in jenen Tagen ein einträgliches<br />

Gewerbe als Feuersteinabschlags-Werkzeughersteller<br />

aufmachen können. Es fasziniert auch immer wieder,<br />

wenn er einem Besucher mit einem frisch geschlagenen<br />

Silex und einem sauberen Chirurgenschnitt ein Büschel<br />

Haare abtrennt und ihm dann in die hohle Hand legt. Seine<br />

bekannten Feuerkünste, bestehend aus den Elementen<br />

Funke, Zunder, Rispengras und Luft, benötigten natürlich<br />

neben den Funkenschlagsteinen zu guter Letzt irgendwann<br />

doch einen Holzhaufen – womit wir dann doch wieder bei<br />

unserem Thema angelangt wären. Das Dutzend Schautafeln,<br />

das Breinl zum gefühlten Thema „Wie werde ich<br />

Steinzeit-Handwerker?“ mitgebracht hat, mit entsprechenden<br />

Beispielen aus den Gewerken Stein-, Leder-, Schilf- und<br />

Holzarbeiten, waren naturgemäß wieder stark von wechselwilligen<br />

Textilarbeitern und Fliesenlegern frequentiert.<br />

Sein hölzerner Einbaum fehlte ausgerechnet im Jahr des<br />

vielfältigen Holzes wegen fehlender Transportmöglichkeit.<br />

Es war aber auch immer ein kleines Steuermanns-Kunst-<br />

Erläuterungen zur Ausstellung in der Säulenhalle (Foto: BLfD, D. Ott)<br />

76<br />

Informationsstand im Hof der Alten Münze (Foto: BLfD, K. Hemmeter)<br />

stück, mit diesem angehängten 6-Meter-Vollholzkanadier<br />

elegant durch unsere Hofeinfahrt zu schippern. Aber auch<br />

hier sprangen die Tafeln erläuternd ein – <strong>für</strong> wechselwillige<br />

Schreiner und Herrgottschnitzer.<br />

In den archäologischen Werkstätten gab es eine Blockbergung<br />

zu sehen, und man erhielt zahlreiche <strong>Informationen</strong> zu<br />

Bergung, Reinigung und Verwahrung der Funde – zumeist<br />

keine Holzfunde! Der Holzwurm steckt auch hier im Detail.<br />

Beate Herbold, Monika Hintermann und Jörg Stolz nutzten<br />

den arbeitsunfreien Sonntag, um die Techniken der<br />

archäologischen Restaurierung zu erläutern und Mithilfe<br />

einzuwerben <strong>für</strong> ihren Kampf gegen den archäologischen<br />

Untergang des Abendlandes.<br />

Schließlich führte Markus Hundemer, wie immer eloquent<br />

und belesen, durch das Holzthema der untergegangenen<br />

Münchner Herbergshäuser-Kultur. 25 historische Aufnahmen<br />

aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende auf<br />

ebenso vielen Stelltafeln belegten mit dem Charme schummeriger<br />

Romantikaufnahmen ausgezeichneter Fotografen<br />

die Münchner Slumviertel jenseits der Isar. Was man nicht<br />

sah auf den Aufnahmen: die zugigen Bretterverschläge,<br />

durch den es den Schnee in die Zimmer wehte, die feuchten<br />

Böden und eisüberzogenen Wände, die an Keuchhusten und<br />

Lungensucht dahinvegetierenden Kranken auf klammen<br />

Strohsäcken, die leeren Essnäpfe der hungrigen Kinderhaufen,<br />

die sich hier vor den Stein- und Holz(!)häusern ins Foto<br />

drängten – von den Fotografen gebändigt und choreografisch<br />

aufgereiht. Sozial auszuschlachtendes Bildmaterial<br />

wollten diese Künstler des schönen Scheins ganz sicher nicht<br />

anfertigen. Die häufig aus dem Oberland zugewanderten<br />

Alt-Auer und Alt-Haidhausener hatten ihre Häuser häufig<br />

in ihrer Bautradition als Holzhäuser errichtet, und auch die<br />

Not der Arbeitsuchenden erlaubte nur selten ein anderes<br />

Baumaterial. Insofern stellten sich die Dokumente aus unserem<br />

Fotoarchiv – wie oftmals in den letzten Jahren – als ein<br />

wahrer Schatz heraus, der auch das diesjährige Thema nicht<br />

mit Gold-, sondern Holzperlen abdecken konnte.<br />

Nach Holz aber fragte in Wirklichkeit kein einziger der<br />

Besucher unserer Dienststelle, viel wichtiger war ihnen,<br />

sich über die mausgraue Fassung der Innenhofwände und<br />

Säulen zu mokieren. War das nicht früher, nach dem Krieg,<br />

viel bunter und freundlicher? Ja ja, das war bunter und fantasievoller<br />

– reine Fantasie eben: aus dunkelroten Säulen

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