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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Berichte: Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />

Einen Einblick in die unterschiedlichen Konstruktionsdetails<br />

von Fachwerkbauten bot vor allem Franken. So konnte<br />

in Nürnberg das älteste Fachwerkhaus der Stadt aus dem 14.<br />

Jahrhundert besichtigt werden. In Geldersheim in Unterfranken<br />

wurden Führungen zu den dortigen Fachwerkhäusern<br />

mit Krüppelwalmdach angeboten. Auch der stattliche Walmdachbau<br />

der Bayerischen Forstschule in Lohr a. Main hatte<br />

geöffnet. Freiherr von Pölnitz gewährte in Hundshaupten im<br />

Lkr. Forchheim Einblick in sein Schloss und die beiden kürzlich<br />

sanierten Scheunen seines Anwesens. Mit Hilfe von dendrochonologischen<br />

Untersuchungen der Dachsparren eines<br />

Wohnstallhauses in Herlheim, Lkr. Schweinfurt, konnte der<br />

Dachstuhl in das 17. Jahrhundert, in die Erbauungszeit des<br />

Hauses, datiert werden. Dass es sich bei der Dendrochronologie<br />

um die „Baum-Zeit-Lehre“ (griech.: dendron=Baum,<br />

chronos=Zeit und logos=Lehre) handelt, eine Datierungsmethode,<br />

bei der die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer<br />

unterschiedlichen Breite einer bestimmten Wachstumszeit<br />

zugeordnet werden können und je nach Holzart eine typische<br />

Ausprägung haben, erfuhr man bei den Führungen<br />

im Schloss Friedberg.<br />

Im Residenzschloss<br />

im<br />

schwäbischen Oettingen<br />

i. Bay. gab<br />

es eine Sonderausstellung<br />

passend<br />

zum Tagesmotto.<br />

Zudem wurden<br />

dort Rundgänge<br />

durch die in mehreren<br />

Abschnitten<br />

Lauf, Gde. Adelsdorf, Lkr. Erlangen-Höchstadt;<br />

Brauerei und Gasthof Wiethaler (Foto:<br />

Brauerei Wiethaler)<br />

74<br />

instandgesetzten<br />

Remisen angeboten.<br />

Wasser und Feuer<br />

Während den einen bei Lothar Breindls Feuervorführungen<br />

im Hof der Alten Münze bei gefühlten 30 Grad im Schatten<br />

so richtig eingeheizt wurde, bekamen die anderen bei der<br />

Schaufloßfahrt der Unterrodacher Flößer im Lkr. Kronach<br />

wenigstens ein paar kühlende Spritzer Nass ab. Industriell<br />

ist Holz nicht nur als Transportmittel nutzbar. Holz mit<br />

Feuer oder Wasser kombiniert dient der Energiegewinnung.<br />

So wird die Flussströmung zum Antrieb von Mühlen<br />

genutzt. Ein hölzernes Wasserrad überträgt die Fließkraft<br />

auf die Mechanik der Mühle. Die Papiermühle in Triefenstein<br />

wird so angetrieben. Im Nahwärmekraftwerk in Königstein,<br />

Lkr. Amberg-Sulzbach, erläuterte Irene Scharmacher<br />

in drei Themenführungen den Weg von Holzhackschnitzeln<br />

zu Wärmeenergie und Strom. Wie das Holz zur Kohle wird,<br />

erfuhr man indes in Ebermannsdorf, wo ein kleiner Kohlenmeiler<br />

entzündet und abgebrannt wurde.<br />

Ein solches Schicksal sollte die vermutlich 1000-jährige<br />

König-Ludwig-Eiche in Bad Brückenau im Lkr. Bad Kissingen<br />

keinesfalls ereilen, wie auch die historischen Bäume<br />

im Wald von Markt Bibart, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad<br />

Windsheim nicht. Im Museum „Quintanta“ in Künzing,<br />

Lkr. Deggendorf, indes gibt es den Nachweis <strong>für</strong> den ersten<br />

Holzeinschlag mit Steingeräten aus der jungsteinzeitlichen<br />

Siedlung Unternberg. Holz ist nämlich nicht nur ein<br />

nachwachsender Rohstoff, sondern prägte und prägt heute<br />

noch die bayerische Naturlandschaft in seiner ursprünglichen<br />

Daseinsform als Baum bzw. Wald. Bayern ist mit 2,56<br />

Mio. ha das waldreichste Bundesland – fast ein Drittel der<br />

bayerischen Landesfläche ist bewaldet. Die zahlreichen<br />

„Waldführungen“, beispielsweise durch den Bamberger<br />

Hauptsmoorwald in Litzendorf, durch den Stadtwald in<br />

Dingolfing oder zur „Geschichte und Nachhaltigkeit des<br />

Waldes“ in Freudenberg, Lkr. Amberg-Sulzbach, spiegeln<br />

dies wider.<br />

Sport und Mord<br />

Wem nicht schon bei den Waldführungen der Schweiß auf<br />

der Stirn stand, der konnte sich bei der vom Kreisarchäologen<br />

Thomas Richter geführten dreistündigen Wanderung<br />

auf dem Landshuter Höhenwanderweg weiter verausgaben.<br />

Auch in Bad Reichenhall führte ein zum Thema Holz und<br />

Salz informierender Weg entlang der historischen Triftanlagen.<br />

Schwindelfrei musste man bei den Führungen durch<br />

das Felsenlabyrinth des Bürgerlichen Landschaftsgartens<br />

in Wunsiedel i. Fichtelgebirge sein. Wer schnell viel sehen<br />

wollte, der war sicherlich mit der archäologischen Fahrradtour<br />

durch das unterirdische Erding gut beraten. „In<br />

drei Stunden auf 25 Kilometern durch 5 Jahrtausende der<br />

unsichtbaren Kulturgeschichte auf der Spur!“, so lautete das<br />

Motto. Ebenso mit dem Rad erkunden ließen sich historische<br />

Bauten um Bruckmühl im Lkr. Rosenheim wie ehemalige<br />

Forsthäuser in Teublitz, Lkr. Schwandorf. Weniger sportlich<br />

aktiv, da<strong>für</strong> umso mehr informativ wie exklusiv war sicherlich<br />

die Ausstellung in der Garchinger Stocksporthalle zur<br />

„Kulturgeschichte des Eisstockspiels“. „Vom Schwartling<br />

zum High-Tech-Eisstock“ hieß es dort. Eisstockschießen,<br />

ein alter Volkssport, ist vor allem im Alpenraum in Gegenden<br />

mit zufrierenden Gewässern verbreitet.<br />

Ob waghalsige Spieler nicht auch als Moorleichen endeten,<br />

konnte in der Ausstellung zur Prähistorischen Moorsiedlung<br />

in Weil-Pestenacker im Lkr. Landsberg a. Lech nicht<br />

geklärt werden. Dennoch erhielten sich in dem sauerstoffarmen<br />

Moor der Feuchtbodensiedlung zahlreiche organische<br />

Materialen wie Sämereien, Textilien und Wandstümpfe, die<br />

eine dendrochronologische Datierung bis zurück in das Jahr<br />

3496 v. Chr. ermöglichten. Anders als vermutet waren im<br />

Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg keine in<br />

Formalin eingelegten Holzbeine ausgestellt. Als eines der<br />

bedeutendsten Rechtskundemuseen der Bundesrepublik<br />

bietet es jedoch einen Einblick in das Rechtsgeschehen, die<br />

Gesetze und Strafen der vergangnen 1000 Jahre.<br />

Resümee<br />

War der alte Holzmichl am „Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s“ 2012<br />

in Bayern also nicht auffindbar, so mussten die Besucher die<br />

regionale Vielfalt der „hölzernen“ <strong>Denkmal</strong>landschaft Bayerns<br />

dennoch nicht lange suchen. Den Regierungsbezirken,<br />

Landkreisen und Gemeinden gelang es auch in diesem Jahr<br />

durch abwechslungsreiche und spannende Programmpunkte<br />

Bayerns „wunderbare Holzwelt“ zu präsentieren.<br />

Stephanie Hodek

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