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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Berichte: Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />

jene über den FC-Bayern-Spieler Adi (Adolf) Kunstwadl.<br />

Ausnahmsweise gibt es auch positive Redewendungen mit<br />

Holz. Ein „Haufen Holz“ meint eine ziemliche Menge, dasselbe<br />

ist der Fall wenn man respektvoll vom „Holz vor der<br />

Hütten“ spricht.<br />

Also 108 Millionen Einträge bei Google. Das ist ein Hinweis,<br />

dass es tatsächlich um einen „ziemlichen Haufen Holz“<br />

geht. Zeit war ja: Als endlich der Mensch auf die Bühne der<br />

Schöpfung trat, gab es das Holz schon seit 300 Millionen<br />

Jahren. Der Mensch: Bald und immer mehr erkannte er,<br />

was <strong>für</strong> nützliche, ja wunderbare Eigenschaften das Holz<br />

hatte. Es war überall in Massen verfügbar, man nahm es,<br />

und es wuchs nach. Es war, je nachdem, hart und weich,<br />

es schwamm, und es brannte. Immer mehr und raffinierter<br />

lernte der Mensch, das Holz zu bearbeiten. Man konnte es<br />

spalten, behauen schneiden, raspeln und schleifen, drehen,<br />

schnitzen, polieren verleimen, verzapfen und nageln.<br />

Aus Knochen, Stein und Holz waren die ersten Werkzeuge:<br />

Keulen, Lanzen, Äxte. Unter Fellen, die er über Holzgerüste<br />

spannte, in hölzernen Hütten, mit Rinden gedeckt, saß er<br />

am Feuer und nährte dieses mit Holz. Das Holz war seine<br />

Waffe gegen Wind und Wetter, Kälte und Nässe. Und gegen<br />

die Dunkelheit. Aus Holz waren die ersten Pflüge. Mit hölzernen<br />

Keulen gingen die Menschen aufeinander los, aus<br />

Holz waren die Schäfte der Speere und der Lanzen, die<br />

Spannkraft des hölzernen Bogens schnellte den tödlichen<br />

Pfeil, aus Holz waren später die Armbrust und der Kolben<br />

des Schießgewehrs.<br />

Der Mensch bewegt sich gerne! Mobilität! Erst seit der<br />

Erfindung der „Eisen“bahn kommen Fahrzeuge, Schiffe<br />

und Flugzeuge zunehmend ohne Holz aus. Aber noch vor<br />

150 Jahren war Mobilität ohne Holz nicht denkbar: Hölzerne<br />

Räder, plump oder elegant, trugen die hölzernen Wagenkästen<br />

und Kutschen. Schlitten waren aus Holz, und das erste<br />

Fahrrad auch. Und was war der Freiherr von Drais, der das<br />

Fahrrad erfunden hat? Er war Forstmann! Mit dem Einbaum<br />

oder gewaltigen Dreimastern fuhren die Menschen über das<br />

Wasser, Holzkonstruktionen waren die ersten Flugzeuge,<br />

und ich erinnere mich noch an Autos, bei denen Teile der<br />

Karosserie aus Holz gefertigt waren, das Armaturenbrett<br />

und andere Teile der Innenausstattung sowieso.<br />

Holz behaust den Menschen seit Jahrtausenden. Eine Sensation<br />

ist es, dass wir eine vorgeschichtliche Siedlung in<br />

Bayern punktgenau datieren können: Die Pfahlbauten von<br />

Pestenacker bei Landsberg a. Lech sind im Jahr 3496 v. Chr.<br />

errichtet worden. Woher dieses Datum, wenn man doch in<br />

Bayern erst dreieinhalbtausend Jahre später begonnen hat<br />

zu schreiben? Das Holz, besser seine Jahresringe, haben es<br />

uns verraten. Das Holz ist die Uhr der Archäologen und der<br />

Bauforscher; mit der Brille der Dendrochronologie lesen sie<br />

auf dieser „Holz-Uhr“ die Zeit ab.<br />

Ohne Holz gibt es kein Blockhaus und kein Fachwerkhaus.<br />

Großartige Dachtragwerke von mittelalterlichen Kirchen<br />

funktionieren nach 800 Jahren immer noch. Riesige Holzkonstruktionen<br />

sind es, die ebenso riesigen Wind- und<br />

Schneelasten standhalten. Wie im Bauch von hölzernen<br />

Schiffen, die ja auch gewaltige Kräfte von Wind und Wogen<br />

aushalten müssen, kommt man sich vor, wenn man innen<br />

in einem solchen Dachraum steht. Man begreift spontan,<br />

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warum wir von „Kirchenschiffen“ reden. Und unser letztes<br />

Haus, der Sarg, kommt auch vom Schreiner.<br />

Holz ist der Stoff, aus dem rohe Kultbilder und kostbare<br />

Schnitzaltäre, raffiniert bewegte Skulpturen und edle Möbel<br />

entstanden sind, aufwendige Raumvertäfelungen und elegante<br />

Treppenanlagen. Und was wäre die Musik ohne<br />

Holz? Es gäbe keine Violinen und Flöten, keine Flügel und<br />

Alphörner, es gäbe keine Säle mit bester Akustik wie das<br />

Opernhaus und das Festspielhaus in Bayreuth.<br />

Merken Sie es? Dauernd sinnieren wir über Holz, und<br />

dauernd sprechen wir dabei von Denkmälern. Übrigens:<br />

Die Feststellung der <strong>Denkmal</strong>eigenschaft kann sogar „am<br />

grünen Holze“ geschehen, nämlich dann, wenn Bäume,<br />

nach Konzepten der Gartenkunst gestalterisch gepflanzt,<br />

gelenkt und gepflegt werden und Gartendenkmäler entstehen,<br />

wie der Park Schönbusch in Aschaffenburg oder die<br />

Eremitage in Bayreuth.<br />

Jetzt sind wir wieder in Oberfranken. Ganz zu recht, denn<br />

Oberfranken ist ein Holzland. Im 19. Jahrhundert wuchsen<br />

die Städte im Westen; sie brauchten massenhaft Bau- und<br />

Brennholz; der Bergbau im Ruhrgebiet verschlang Unmengen<br />

von Grubenholz und der Eisenbahnbau Massen von<br />

Schwellenholz. Den Hunger nach Holz stillte zum Teil<br />

der Frankenwald. Zu immer größeren Flößen gebunden,<br />

schwammen seine Stämme von der Rodach zum Main und<br />

dann den Rhein hinunter. Das letzte gewerbliche Frankenwald-Floß<br />

schwamm um 1950 nach Würzburg. Heute sind es<br />

die Denkmäler, die Floßteiche, die Wasserläufe, die Wehre<br />

und die Schwellen, auch die Häuser der Floßherren, die vom<br />

Holzland Oberfranken sichtbares Zeugnis ablegen.<br />

Damit ist deutlich geworden: Die Denkmäler verdanken<br />

dem Holz viel, manchmal alles. Im Holz der Denkmäler hat<br />

sich die natürliche Kraft der Schöpfung und ihres Schöpfers<br />

mit der Schöpferkraft des Menschen in großartiger Weise<br />

vermählt. Menschen, die sich in der <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong> und <strong>für</strong><br />

den <strong>Denkmal</strong>schutz einsetzen, arbeiten mit beim Bewahren<br />

der Schöpfung. Und: Alle amtlichen <strong>Denkmal</strong>schützer<br />

und <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong>r wären nichts ohne die Hilfe der vielen<br />

anderen, die überall im Land im Ehrenamt und aus Überzeugung<br />

mittun und mitkämpfen und denen wir heute, am Tag<br />

des offenen <strong>Denkmal</strong>s, unseren Dank und unsere besondere<br />

Anerkennung aussprechen.<br />

Egon Johannes Greipl<br />

„Lebt denn der alte Holzmichl noch?“<br />

Zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s 2012 in Bayern<br />

„Ja, ja, er lebt noch!“ heißt es in dem alten Volkslied vom<br />

„Hausmichl“, das 2004 durch die volkstümliche Musikgruppe<br />

„De Randfichten“ deutschlandweit bekannt wurde.<br />

Eigentlich schade, dass sich zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s<br />

2012 in Bayern niemand auf die Suche nach dem<br />

guten Michl gemacht hat. Würde man doch vermuten, dass<br />

gerade er zum diesjährigen Thema „Holz“ viel Wissenswertes<br />

hätte beitragen können. So fanden sich an seiner statt<br />

jedoch zahlreiche Fachfrauen und -männer, die bayernweit<br />

den Besuchern ein ebenso abwechslungsreiches wie informatives<br />

Programm boten.

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