Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...
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insbesondere die Reste der fast 2000 in Günzburg geborgenen<br />
römischen Gräber lagern, vorgesehen sei, doch besser<br />
anders erfolgen solle.<br />
Überhaupt die römischen Gräber: Neben der Reisensburg<br />
galt ihnen sein ganz besonderer Einsatz und seine Begeisterung.<br />
Trotz seiner vielfältigen Aufgaben als Lehrer und Konrektor<br />
an der Maria-Theresia-Schule in Günzburg ließ er, der<br />
im Landkreis oft der „Scherbensepp“ genannt wurde, es sich<br />
nicht nehmen, die seit 1978 im großen Gräberfeld an der<br />
Ulmer Straße stattfindenden Ausgrabungen (seinerzeit wie<br />
heute unter der wissenschaftlichen Leitung vom Kollegen<br />
Dr. Wolfgang Czysz) nicht nur zu begleiten, sondern auch<br />
aktiv zu unterstützen. Auf die Zeit der ersten drei Kampagnen,<br />
beginnend vor fast 35 Jahren, geht meine Freundschaft<br />
und spätere fachliche Partnerschaft mit ihm zurück. Als<br />
vom <strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong> (von Josef Weizenegger<br />
damals halb spöttisch, halb mitleidig als „Landesbettelamt“<br />
bezeichnet) mehr oder weniger „ausgesetzte“ Studenten<br />
mehr schlecht als recht, aber umso spannender in der ehemaligenHäkli-Limonaden-Niederlassung<br />
hausend, wurden<br />
wir von Josef Weizenegger<br />
und seiner<br />
lieben Frau Hermine<br />
unter die Fittiche<br />
genommen. Häufig<br />
gab es Kuchen, gelegentlich<br />
ein warmes<br />
Abendessen in der<br />
Sophienstraße 3,<br />
und seine von ihm in<br />
jeder freien Minute<br />
zur Verfügung<br />
gestellte eigene<br />
Arbeitskraft wurde<br />
sogar verstärkt durch<br />
Josef Weizenegger † (Foto: BLfD, Wolfgang<br />
Czysz)<br />
den weitgehend freiwilligen<br />
(?) Einsatz<br />
der beiden noch<br />
nicht dem Elternhaus entfleuchten Söhne – neben verschiedenen<br />
anderen, teils als unbezahlte, teils als bezahlte Helfer<br />
rekrutierten Bekannten, ehemaligen Schülern, Mitgliedern<br />
des Historischen Vereins etc. (allen voran der treue, immer<br />
Zigarre [warm und kalt] rauchende und vielen aus dem Landkreis<br />
unvergessene Anton Mayer aus Dürrlauingen).<br />
Gefreut hat sich Josef Weizenegger über die verschiedenen<br />
Auszeichnungen, die er bescheiden und meist mit einer den<br />
Außenstehenden manchmal irritierenden Ironie kommentierend<br />
entgegengenommen und als Ansporn <strong>für</strong> künftigen<br />
Einsatz verstanden hat. Der damalige Kultusminister Hans<br />
Maier verlieh ihm 1981 die <strong>Denkmal</strong>schutzmedaille des Freistaats<br />
Bayern, der Historische Verein Günzburg ernannte<br />
ihn 2002 zu seinem Ehrenvorsitzenden, und die Stadt Günzburg<br />
anerkannte seine Verdienste 2003 mit der Verleihung<br />
der Ehrenbürgerwürde. Auch verschiedene von Wolfgang<br />
Czysz und vom Bayerischen <strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong><br />
gestaltete Ausstellungen in den letzten Jahren sind als Würdigung<br />
seiner Arbeit zu verstehen.<br />
Porträts<br />
Vielleicht die wichtigste, auf jeden Fall die nachhaltigste<br />
Ehrung <strong>für</strong> Josef Weizenegger war die Festschrift „Leben<br />
aus der Geschichte“ anlässlich seines 80. Geburtstags, die<br />
der Historische Verein Günzburg 2004 herausgab und zu<br />
der wir aus den verschiedensten Bereichen der Bodendenkmalpflege,<br />
der Heimat- und Kirchengeschichte beitragen<br />
konnten. Welcher Heimatpfleger erhält schon eine Ehrengabe<br />
von diesem Ausmaß und dieser Qualität? Mit Recht<br />
schrieb er mir damals: „Ich bin sehr stolz darauf“.<br />
Stolz hätte Josef Weizenegger vor allem aber auf das von<br />
ihm Geleistete sein können. Dieses zeigt sich in einem viel<br />
besuchten, sehr gut verständlichen vielseitigen „Heimatmuseum“<br />
– es in den kommenden Jahren fachgerecht zu sanieren<br />
und mit neuem Geist zeitgerecht umzugestalten, sollten<br />
Historischem Verein und der Stadt Günzburg mehr als nur<br />
eine Herzensangelegenheit sein. Es zeigt sich auch in einer<br />
mehr als nur anschaulichen und liebenswerten Stadt Günzburg<br />
und weitgehend intakten Ortskernen in der Umgebung.<br />
Es zeigt sich ferner in einer nicht geringen Zahl an<br />
Schriften, ein Teil davon monografisch (vgl. „Leben aus der<br />
Geschichte“ S. 345–347). Darin wird dann auch deutlich,<br />
wovon der Heimatpfleger Josef Weizenegger besonders viel<br />
verstand: nicht von der Archäologie (die war seine große Leidenschaft),<br />
nicht von der Baudenkmalpflege (die Beschäftigung<br />
mit den Baudenkmälern als wesentlichem Teil der<br />
gebauten Umwelt war <strong>für</strong> ihn als besonders naheliegender<br />
Teil der Heimat selbstverständlich), nein, sein persönliches<br />
Arbeitsfeld war das Verständnis und die Darstellung des<br />
Glaubens in der Region, die Volksfrömmigkeit, die ihren<br />
Ausdruck in Bildstöcken und Kapellen, in Votivbildern und<br />
in der religiösen Kunst fand.<br />
Der Glaube war dann auch die tragende Kraft <strong>für</strong> Josef Weizenegger,<br />
was zuletzt in der bewegenden Trauerfeier am 13.<br />
Juli in St. Martin in Günzburg deutlich wurde. Zu seinen<br />
Lebzeiten fand dieser Glaube seinen sichtbaren Ausdruck in<br />
einem üppig gestalteten Herrgottswinkel im eigenen Haus. In<br />
diesem Glauben, in der Hoffnung auf die Auferstehung und<br />
im Gedenken an seine leider schon länger vor ihm verstorbene<br />
und dann arg vermisste Frau verschied Josef Weizenegger<br />
nach einem langen, vom Blick auf die Vergangenheit<br />
<strong>für</strong> die Zukunft erfüllten Leben nur wenige Tage, nachdem<br />
er noch an einer Preisverleihung <strong>für</strong> den Historischen Verein<br />
teilgenommen hatte. Seine auf den Heimatort und die nahe<br />
Umgebung fokussierte Lebenshaltung dokumentierte er ein<br />
letztes Mal in dem von ihm selbst noch wenige Wochen vor<br />
seinem Tod gestalteten Sterbebildchen: Auf der Vorderseite<br />
eine moderne Darstellung eines Engels mit der Heiligen<br />
Schrift, auf der Rückseite eine mit kreuzförmig angeordneten<br />
Pelten verzierte römische Zierscheibe aus Günzburg.<br />
Wir haben mit Josef Weizenegger einen guten Freund, einen<br />
wahren Unterstützer der <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong>, einen Mahner und<br />
ein Vorbild verloren. Wir werden ihn sehr vermissen.<br />
Nicht mehr unterrichten konnten Wolfgang Czysz und ich<br />
Josef Weizenegger davon, dass wir nach langen Jahren der<br />
Überlegung und Diskussion, wie man wohl die Gestaltung<br />
und vor allem die Finanzierung der gigantischen Arbeiten<br />
zur wissenschaftlichen Bearbeitung all der dokumentierten<br />
Befunde und geborgenen Funde bewerkstelligen könnte,<br />
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