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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Museum<br />

Das Werden einer Stadt wurde in dieser Ausstellung in einzelnen<br />

Stationen dargestellt: die Zeit der Ingolstädter Herzöge<br />

aus dem Hause Wittelsbach, die Zeit der Universität<br />

von 1472 bis 1800, die Zeit der Festung seit dem beginnenden<br />

16. Jahrhundert und die Zeit der Industrialisierung seit<br />

dem 19. Jahrhundert.<br />

Ausgestellt waren Funde aus den Vierteln der Handwerker,<br />

darunter die sensationelle Entdeckung einer Hafnerei<br />

des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Sie belegt die reiche<br />

Tradition der Keramikherstellung <strong>für</strong> einen durchaus gehobenen<br />

Kundenkreis. Ähnlich spektakuläre Funde hat eine<br />

Ausgrabung in der Moritzstraße ergeben, die zahlreiche<br />

Apothekengefäße zu Tage gefördert hat. Sie belegen eine<br />

lange Tradition der Stadtapotheke auch in Verbindung mit<br />

der Universität. Die reich, blau auf weiß dekorierten Rohrkannen<br />

und Töpfe gehören zum frühesten nachweisbaren<br />

Inventar einer Apotheke.<br />

Ausgrabungen im Altstadtbereich zeigen die übergroße Fülle<br />

von Gegenständen der Alltags- und Festkultur der Ingolstädter<br />

Bürgerinnen und Bürger: fein gearbeitete Stangengläser<br />

und Nuppenbecher, Trinkbecher aus Steinzeug und Fayen-<br />

Ofenmodell und Miniaturgefäße des 18. Jahrhunderts aus einer Latrine<br />

(Foto: Stadtarchiv Ingolstadt)<br />

cen, aber auch Spielzeug aller Art. Die kostbare Inneneinrichtung<br />

der Häuser im 15. und 16. Jahrhundert wird anhand<br />

von Deckenbalken mit schön geschnitztem Dekor sichtbar.<br />

Repräsentative und qualitätvolle Kachelöfen aus dem 15. bis<br />

18. Jahrhundert können aus gefundenen Fragmenten rekonstruiert<br />

werden. Teile der Innenausstattung des Alten und<br />

des Neuen Schlosses lassen ein wenig die dortige Wohnkultur<br />

wieder aufleben, den höfischen Bereich und den der<br />

Dienstboten: durch kunstvolle Öfen, Becher oder Gläser.<br />

Funde aus der kriegerischen Vergangenheit Ingolstadts<br />

wurden beim Bau der Tiefgarage am Neuen Schloss entdeckt:<br />

Dutzende von Tongranaten aus dem 17. Jahrhundert.<br />

Steinerne Kanonenkugeln stammen aus der Ziegelbastei.<br />

1945 wurden Kirche und Kloster der Augustiner durch<br />

Bomben zerstört. Bis kurz vor Kriegsende zählte das Gotteshaus<br />

zu den schönsten Kirchen in Bayern. Bei Ausgrabungen<br />

fand man unter dem heutigen Viktualienmarkt die<br />

Scherben einer trichterförmigen Hängelampe, ein vergolde-<br />

46<br />

Maßwerkkacheln von spätgotischen Turmöfen (Foto: Stadtarchiv Ingolstadt)<br />

tes Blech sowie mehrere verzierte Buchschließen. Letztere<br />

stammen aus einer Brandschicht, die beim Untergang der<br />

Klosterbibliothek entstand.<br />

Die Ausstellung „Stadt und Museum“ holt die Geschichte<br />

in die Gegenwart. Objekte der Vergangenheit mitten im<br />

täglichen Leben der Ingolstädter Innenstadt eröffnen neue<br />

Perspektiven <strong>für</strong> die Betrachter. Diese neuen Blickwinkel<br />

sind möglich durch das große Engagement vieler. Zahlreiche<br />

Geschäfte der Innenstadt wie auch andere teilnehmende<br />

Institutionen (Versicherungen, Banken, Krankenkassen)<br />

waren spontan bereit, sich an diesem Projekt zu beteiligen.<br />

Sie stellten nicht nur insgesamt 52 Schaufenster zur Verfügung,<br />

sondern leisteten auch einen finanziellen Beitrag <strong>für</strong><br />

das Zustandekommen dieser Ausstellung, die Dr. Beatrix<br />

Schönewald und ihr Team betreut haben. Dr. Gerd Riedel<br />

stellte die Fundobjekte aus den Beständen des Stadtmuseums<br />

zusammen und beschrieb sie in einem begleitend<br />

erschienenen Katalog. Auch diese Ausstellung mag den<br />

Bürgerinnen und Bürgern einen neuen Blick auf die lange<br />

Geschichte ihrer Stadt geboten und das Verständnis <strong>für</strong><br />

archäologische Ausgrabungen gestärkt haben.<br />

Hans Zech<br />

Kurator der städtischen Museen<br />

Neolithische Steinaxt, ältester Fund aus der Ingolstädter Altstadt (Foto:<br />

Stadtarchiv Ingolstadt)

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