Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...
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Mehr als ein Haus<br />
Verborgene Schönheit<br />
Dass die alte Remise einmal so schön sein<br />
würde, wie sie heute ist, hatte das Ehepaar<br />
Deinböck nicht erwartet. Annemarie Deinböck<br />
erinnert sich, dass das alte Gebäude,<br />
als sie auf den Hof kam, im Erdgeschoss<br />
blau gestrichen war. Der Zustand des<br />
Hauses war nicht der beste, wenn auch zu<br />
erkennen war, dass der Hof etwas Außergewöhnliches<br />
sein musste. Doch der Putz<br />
bröckelte, die hölzernen Fenster, Tore und<br />
Türen sahen mitgenommen aus. Es war<br />
Zeit <strong>für</strong> eine umfassende Instandsetzung.<br />
1990 feierte der Ort Lohkirchen, zu dem<br />
der Weiler Deinbach gehört, sein 1200jähriges<br />
Bestehen. Annemarie Deinböck<br />
arbeitete damals an der Festschrift mit<br />
– und las darin, dass ihre Remise ein<br />
<strong>Denkmal</strong> sei. Das Wissen um die <strong>Denkmal</strong>eigenschaft des<br />
Hauses war in der Familie über die Jahrzehnte wohl verloren<br />
gegangen. „Du hast zwei Möglichkeiten mit so einem<br />
Gebäude“, erzählt Georg Deinböck, ihr Ehemann: „Entweder<br />
Du machst nix oder Du packst es an.“ Über die Jahre<br />
hatten sie, wann immer es Reparaturbedarf gab – z. B. an<br />
den hölzernen Toren –, nur das Nötigste ausgetauscht: Sie<br />
wollten so viel wie möglich von der alten Substanz erhalten.<br />
Sie erkundigten sich also bei der Unteren <strong>Denkmal</strong>schutzbehörde<br />
in Mühldorf a. Inn und beim Bayerischen<br />
<strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong>, wie eine Instandsetzung<br />
zu bewerkstelligen sei. Der damals zuständige Gebietsreferent<br />
<strong>Landesamt</strong>es, Baudirektor Paul Werner, lobte die<br />
„überragende Erhaltungsbereitschaft und das Interesse“ des<br />
Ehepaares „an der Wiederherstellung des Hofbildes nach<br />
historischem Muster“. Er stellte Zuschüsse in Aussicht, und<br />
so entschlossen sich Annemarie und Georg Deinböck, ihr<br />
<strong>Denkmal</strong> instandzusetzen.<br />
Putznocken, züngelnde Drachen und eine Feuerwalze<br />
Bis sie letztlich mit den Arbeiten beginnen konnten, gingen<br />
aber dann doch noch einmal mehrere Jahre ins Land. 1997<br />
warf schließlich Sturm Wiebke viel Holz im Deinböck’schen<br />
Wald – und gab damit gewissermaßen den „Startschuss“:<br />
Deinbach, Gde. Lohkirchen, Lkr. Mühldorf a. Inn. Haus Nr. 1; Remise mit<br />
Sauduttenputz (Foto: BLfD, Dorothee Ott)<br />
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Das Holz fand neue Verwendung bei<br />
der Reparatur des Dachtragwerks. Mit<br />
viel Eigenarbeit und Unterstützung aus<br />
der Familie bewältigten Annemarie und<br />
Georg Deinböck den ersten Schritt der<br />
Instandsetzung. Der zweite Schritt, die<br />
Fassadenreparatur, verlangte wiederum<br />
viel Vorarbeit: die fachlichen Abstimmungen,<br />
die Ausschreibungen <strong>für</strong> die<br />
Handwerker, das Einholen von Genehmigungen,<br />
die Ausreichung von Zuschüssen<br />
– all das dauerte mehrere Jahre. Letztlich<br />
konnten die Deinböcks erst 2007 weiterarbeiten:<br />
Kirchenmaler stellten fest,<br />
welche Motive sich unter der noch immer<br />
Schmuckdetail an der Remisenwand blauen Fassade der Remise verbargen, in<br />
(Foto: BLfD, Dorothee Ott)<br />
welchen Farben sie ursprünglich bemalt<br />
und wie der Putz beschaffen war.<br />
Der Sauduttenputz sollte unbedingt erhalten bleiben. Er war<br />
einst typisch <strong>für</strong> die Region – doch die Remise der Deinböck<br />
ist heute eines von wenigen Gebäuden, an denen er noch zu<br />
bewundern ist. Der Maurer übte lange, bis er zufrieden war<br />
mit seiner Technik und anfing, den Putz auszubessern und<br />
zu reparieren. Er habe täglich nur ein paar Stunden lang die<br />
„Putznocken“ auf die Wand aufgetragen, erzählt Annemarie<br />
Deinböck. Die wenigen Schritte – Putz aufnehmen, an die<br />
Wand schieben, zu einer kleinen Erhebung formen – waren<br />
recht monoton, das Risiko, Fehler zu machen, dementsprechend<br />
hoch.<br />
Anschließend waren die Malereien auf der Hofseite der<br />
Remise an der Reihe. Die Bereiche rund um die Fenster sind<br />
von einer in Rot und Grün gehaltenen Blumenmalerei verziert.<br />
Über jedem der drei Einfahrtstore ist ein Paar züngelnder<br />
Drachen zu sehen. Sie seien entweder ein Schutzsymbol<br />
oder ein Zeichen <strong>für</strong> Reichtum, erzählt Annemarie Deinböck.<br />
Das Erdgeschoss der Remise ist vom ersten Stock<br />
durch eine gewellte rote Linie mit gleichfarbigen Tupfen,<br />
eine sogenannte Feuerwalze, getrennt. Spruchbänder zieren<br />
das Obergeschoss, ebenso eine alte Heubodentüre mit einem<br />
geschnitzten Sonnenmotiv. Bis heute ist nicht bekannt, weshalb<br />
die italienischen Wanderarbeiter das Gebäude in dieser<br />
besonderen Weise verziert hatten. Hatten sie da<strong>für</strong> einen<br />
Einfahrtstor der Remise, oberer Abschluss mit züngelnden Drachen und<br />
Feuerwalze (Foto: BLfD, Dorothee Ott)