Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...
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<strong>Denkmal</strong>forschung<br />
nicht gefällt. Als er Saumweber das Werk übertragen will,<br />
bittet ihn Wagner, dem es offenbar finanziell nicht gut ging,<br />
um den Auftrag <strong>für</strong> sich, seine Familie und seinen Vater,<br />
der Schreiner in der Mayer’schen Kunstanstalt gewesen<br />
war. Kessler stimmt zu. – 8. Mai: Mit dem „Wölben“ des<br />
Schiffs wird angefangen. – 20. Mai: Abschluss der Arbeiten.<br />
– 25. bis 29. Mai: Die Gewölbe in den Seitenschiffen<br />
werden „freihändig, d. i. ohne Verschalung“, fertiggestellt.<br />
– 12. Juni: Die Gewölbe in Schiff, Chor und in den Seitenchören<br />
sind vollendet. – 16. Juni: Entfernung der Verschalung.<br />
– 28. Juni: Mit dem „Ziehen der Rippen“ wird<br />
begonnen, doch müssen wegen mangelnder Erfahrung und<br />
einigen Fehlern die ersten Rippen wieder abgeschlagen<br />
werden. – Am 25. Juli ist die letzte Rippe im Chor vollendet.<br />
Es folgt eine Bauunterbrechung. – 19. August: Die<br />
Arbeiten werden wieder aufgenommen, Chor, Sakristei,<br />
Vorzeichen und Langhauspfeiler ebenso wie die Bögen<br />
unter der Empore verputzt. Der „gute Arbeiter Katzenschwanz“<br />
weißt die Kirche erstmals aus. – 3. September:<br />
Mit dem Einsetzen der Fenstermaßwerke wird angefangen.<br />
– 10. September: „Monteur Dopfer der Firma Zettler wollte<br />
mit dem Einsetzen der Fenster beginnen“, doch waren die<br />
Steinmetzen noch nicht weit genug gekommen, weshalb er<br />
unverrichteter Dinge nach München zurückfahren musste.<br />
– 19. September: Dopfer baut die Fenster ein. – 20. September:<br />
Die Fenster (mit den Rosenkranzgeheimnissen) werden<br />
ausgepackt und die Tafeln mit den Stifternamen eingelötet.<br />
– 21. September: Das Kreuzigungsfenster kommt in<br />
den Chorscheitel. Nach zehn Tagen sind alle Glasgemälde<br />
gesetzt, zuletzt jenes mit der „Jungfrau die vom Hl. Geist<br />
empfangen hat“. – 1. Oktober: Das Gerüst wird abgebrochen.<br />
– 5. Oktober: Die Firma Strauß aus Nürnberg verlegt<br />
die Bodenplatten. – 31. Oktober: „Die letzte Kelle Mörtl<br />
wurde angeworfen“. – 11. November: Die Südseite wird<br />
fertig getüncht und das gesamte Gerüst entfernt. – 16. bis<br />
28. November: Die Altarplatten, die „Consolen zu den<br />
Gewölbe-Rippen“ und die Treppen zu den verschiedenen<br />
Eingängen werden gesetzt, Kirche und Sakristei zum letzten<br />
Mal ausgeweißt. – Im Dezember fährt Pfarrer Kessler<br />
nach München in die Werkstatt Wagners zur Besichtigung<br />
des Hochaltars – und ist begeistert. Selbst der Augsburger<br />
Blick zum Chor (Foto: BLfD, Joachim Sowieja)<br />
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Entwurf <strong>für</strong> die Deckengestaltung im Chor durch Sebastian Hausinger,<br />
Ausführung 1922 (Foto: BLfD, Joachim Sowieja)<br />
Architekt Michael Kurz gratuliert wenig später zur Kirche<br />
und zum Altar, der am 22. März 1915 aufgebaut und am 1.<br />
Mai geweiht wird.<br />
Die Vollendung nicht erlebt<br />
Pfarrer Kessler, der am 15. April 1917 den ersten Gottesdienst<br />
in der Kirche feiern konnte, sollte weder die Fertigstellung<br />
der Ausstattung, die sich über zwei Jahrzehnte<br />
hinzog und an der u. a. die Münchener Maler Sebastian<br />
Hausinger (Fresken), Anton Niedermaier (Seitenaltarbilder)<br />
und Johann Michael Schmitt (Hochaltarbilder) beteiligt<br />
waren, noch die feierliche Konsekration am 14. Juni<br />
1935 erleben. Er starb am 9. Januar 1928 und wurde an der<br />
westlichen Außenwand beigesetzt; an sein Wirken erinnert<br />
eine Inschrifttafel unter der Westempore. Noch im selben<br />
Jahr setzte der Zimmermeister (?) Schaller aus Affing dem<br />
Turm seinen Spitzhelm auf, den ein Sturm am 14. März<br />
1940 wieder herunterriss und dabei auch das Kirchendach<br />
beschädigte. Nach einer Besprechung mit dem Augsburger<br />
Architekten Thomas Wechs am 5. April lieferte dieser mehrere<br />
Varianten zu einem neuen Turmabschluss, die aber alle<br />
unberücksichtigt blieben. Da<strong>für</strong> errichtete man zunächst ein<br />
Notdach und ließ den Helm 1941 mit behördlicher Genehmigung<br />
in der alten Form durch Gottlieb Veit aus Pöttmes<br />
wiederherstellen.<br />
Die von gestuften Strebepfeilern umgebene Kirche, deren<br />
weiträumiges Langhaus wie alle anderen Raumabschnitte<br />
netzrippengewölbt, in den beiden östlichen Jochen zum<br />
Querhaus in spitzbogigen Pfeilerarkaden, zum eingezogenen,<br />
polygonal geschlossenen Chor hingegen in weitem<br />
Rundbogen geöffnet ist und damit in der kreuzförmigen<br />
Disposition ganz offensichtlich auf das Patrozinium<br />
anspielt, gehört zu den wichtigsten ländlichen Ablegern<br />
des Münchener Historismus, der architektonisch vielen<br />
Sakralbauten jener Zeit ebenbürtig, den meisten aber in<br />
der Homogenität der original erhaltenen Ausstattung weit<br />
überlegen ist.<br />
Georg Paula