16.01.2013 Aufrufe

Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schlussbetrachtung<br />

Das Grabmal <strong>für</strong> Frankreichs Ersten Grenadier Théophil La<br />

Tour d’Auvergne steht am Beginn des neuen Jahrhunderts<br />

<strong>für</strong> die vielen unerzählten Schicksale einer unruhigen Zeit.<br />

Leuchtenberg-Palais und Leuchtenberg-Grabmal erzählen<br />

die dynastischen Verbindungen, aus denen König Maximilian<br />

I. zunächst Vorteile ziehen konnte. Zugleich wird mit<br />

dem Palais Leuchtenberg erst das Scheitern der hochfliegenden<br />

politischen Pläne des Adoptivsohns Napoleons manifest<br />

und mit seinem Grabmal in der Michaelskirche auch<br />

das jähe Ende einer trotz politisch erzwungenen Beginns<br />

harmonischen Ehe sichtbar.<br />

Der Löwe von Eggmühl lenkt dagegen den Blick nochmals<br />

auf das Schlachtfeld und auf eine <strong>für</strong> Bayern nicht unwichtige<br />

Phase. Am Tag nach der Schlacht von Eggmühl wandten sich<br />

das französische und das bayerische Heer nach Regensburg,<br />

wohin sich die Österreicher zurückgezogen hatten. Regensburg<br />

war damals seit 1803 der Kern eines eigens <strong>für</strong> den früheren<br />

Kurerzkanzler des Heiligen Römischen Reiches, Carl<br />

Inschrift am Obelisk auf dem Karolinenplatz<br />

<strong>Denkmal</strong>forschung<br />

von Dalberg, geschaffenen Staates, der auch Aschaffenburg<br />

und Wetzlar umfasste. Die Erstürmung Regensburgs am 24.<br />

April 1809 durch Napoleon stand am Anfang einer Entwicklung,<br />

die mit der Auflösung des Dalberg’schen Staatsgebildes<br />

und der Eingliederung Regensburgs in das Königreich<br />

Bayern im Jahre 1810 endete. Damit war die erste bayerische<br />

Hauptstadt nach fünfeinhalb Jahrhunderten als Freie Reichsstadt<br />

in den bayerischen Staatsverband zurückgekehrt.<br />

Der Obelisk auf dem Karolinenplatz schließlich mahnt an<br />

die 30 000 Toten, die das bayerische Heer auf dem unseligen<br />

Feldzug von 1812/13 zu beklagen hatte und wird gewissermaßen<br />

zur Rechtfertigung <strong>für</strong> den Bündnisbruch Bayerns<br />

mit Napoleon.<br />

Erst später im 19. Jahrhundert kommt es am Grab des Ersten<br />

Grenadiers Frankreichs zu einer Geste der Aussöhnung<br />

zwischen Frankreich und Bayern. Nachdem bereits 1840<br />

die Gebeine des Kaisers Napoleon von der Insel St. Helena<br />

nach Paris in den Invalidendom gebracht worden waren,<br />

hatte der Präsident des nunmehr wieder republikanischen<br />

Frankreich sich mit einer Bitte an den Prinzregenten Luitpold<br />

gewendet: der Bitte um die Rückführung der Gebeine<br />

Théophil La Tour d’Auvergnes nach Frankreich. So erfolgte<br />

am 1. August 1889 in Oberhausen am Grabmal die feierliche<br />

Übergabe der Gebeine von Frankreichs Erstem Grenadier<br />

auf allerhöchsten Befehl des Prinzregenten an die Delegation<br />

Frankreichs. Regierungspräsident von Kopp als bayerischer<br />

Kommissär sagte dabei: „Indem ich diesem hohen<br />

Befehle nachkomme, bitte ich Sie, Herr Präfekt, die kostbaren<br />

Reliquien in ihren Besitz zu nehmen. Mögen sie <strong>für</strong><br />

immer in Frieden ruhen inmitten der Vielzahl der hervorragenden<br />

Männer Frankreichs!“ Der abgesandte Kommissär<br />

Frankreichs, der Präfekt des Departments Daubs, Herr<br />

Graux, seinerseits schloss damals seine Ansprache mit den<br />

Worten: „Meine Herren! Frankreich dankt Ihnen und grüßt<br />

Sie – Messieurs! La France vous remercie et vous salue!“<br />

Harald Gieß<br />

Hl. Kreuz in Gundelsdorf: ein Bau des Münchener Historismus von 1913–15<br />

Fast ein Bautagebuch<br />

In memoriam: der Vorgängerbau<br />

Gestalt und Ausstattung der alten Kirche, die direkt an<br />

der Hauptdurchgangsstraße in Gundelsdorf, Lkr. Aichach-<br />

Friedberg, gestanden hat, lassen sich anhand von Archivalien<br />

und alten Aufnahmen rekonstruieren: Der kraftvolle<br />

quadratische Unterbau des Turms vor der Westseite und<br />

des einschiffigen Langhauses, dessen südliche Außenwand<br />

mit einem Rundbogenfries verziert war, stammten wohl aus<br />

dem 12./13. Jahrhundert, der wenig eingezogene, von Strebepfeilern<br />

umgebene Chor mit seinem dreiseitigen Schluss<br />

aus gotischer Zeit. Das Turmoktogon mit seiner ausladenden<br />

Zwiebelhaube dürfte mit der Nachricht zu verbinden<br />

sein, dass man 1629/30 einen „neuen“ Kirchturm errichtet<br />

habe, nachdem der alte zehn Jahre zuvor eingestürzt war.<br />

Im Spanischen Erbfolgekrieg muss die Kirche 1704 erheb-<br />

lich beschädigt worden sein, da der damalige Pfarrer Kaspar<br />

Bayr auf seiner Grabplatte als „post belli Ruinas Ecclesiae<br />

suae Restaurator Egregius“ bezeichnet wird. Wie das Gotteshaus<br />

innen ausgesehen hat, überliefert eine Fotografie in<br />

der am 3. Mai 1909 von Pfarrer Adam Kessler begonnenen<br />

handschriftlichen Bauchronik (im Bistumsarchiv Augsburg):<br />

An den Stichkappentonnen befanden sich um 1780/90<br />

zu datierende, große Fresken mit Szenen aus der Kreuzeslegende,<br />

umgeben von Medaillons mit Heiligen, und der<br />

etwa gleichzeitige Hochaltar, dessen lockerer Aufbau an<br />

die Art der Schrobenhausener Schreinerfamilie Wiest erinnert,<br />

umschloss eine von den Bischöfen Ulrich und Rupert<br />

flankierte Kreuzigungsgruppe. Vor den schmalen östlichen<br />

Wandstücken des Langhauses waren 1864 schlanke Seitenaltäre<br />

aufgestellt, deren Gemälde Johann Thurner aus<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!