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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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<strong>Denkmal</strong>forschung<br />

Landshut. Neustadt 532; rußgeschwärzte Decke von 1280 über der Durchfahrt,<br />

Einfahrtsbögen vom Umbau nach 1337 und 1413 (Foto: BLfD, Karl<br />

Schnieringer)<br />

Die Häuser 532 und 533 – zwei Gründungsbauten der<br />

Neustadt um 1280<br />

Die abgebrochenen Häuser Neustadt 532 und 533 an der<br />

Ostseite des Platzes schlossen südlich an das Ursulinenkloster<br />

an, das ab 1668 an der Stelle von neun Bürgerhäusern<br />

errichtet wurde. Eine kurze Begehung der beiden Häuser<br />

im Februar 2011 mit einer routinemäßigen Entnahme von<br />

Proben <strong>für</strong> eine dendrochronologische Untersuchung entwickelte<br />

sich im weiteren Fortgang zu einer der umfangreichsten<br />

und denkmalkundlich ertragreichsten Untersuchungen<br />

dieses Jahres, zumal sich der bevorstehende Abbruch mehrfach<br />

verzögerte: Die beiden Häuser besaßen eine gemeinsame<br />

Grenzwand, eine sogenannte Kommunwand. Beide<br />

waren nur 4 m breit und 18 m lang, und die Grundrisse ihres<br />

geschlossenen Bereichs an der Kommunwand waren spiegelbildlich<br />

ausgebildet. Die dendrochronologische Untersuchung<br />

von Deckenbalken und Bodendielen über dem<br />

Erdgeschoss ergab bei beiden Häusern einen ältesten Kernbestand<br />

mit dem erstaunlich frühen Baudatum 1280. Und<br />

bei beiden Häusern war damals bereits der charakteristische<br />

Landshuter Hausgrundriss entwickelt mit Längsteilung in<br />

einen geschlossenen Wohn- bzw. Wirtschaftsbereich und<br />

eine ebenso breite Durchfahrt zum Hof, die mit Toren verschlossen<br />

werden konnte. Der Wohn-Wirtschaftsbereich<br />

und die Durchfahrt waren mit Decken versehen, auf denen<br />

ein Estrichbelag gegen Brandüberschlag vom Dach her<br />

schützte.<br />

Haus Neustadt 532 – jahrhundertelang von Schmieden<br />

bewohnt<br />

Im Haus Neustadt 532 umfasste der erhaltene Bestand von<br />

1280 den zur Bauzeit etwa 3 m hohen Wohn-Wirtschaftsteil<br />

und die um 1 m höhere Durchfahrt. Alle über diesen Erdgeschossbestand<br />

aufgehenden Teile des Hauses waren einem<br />

Brand zum Opfer gefallen, der sich entlang der Oberkanten<br />

der erhaltenen Mauern und an den nach außen offenliegenden<br />

Mauerflächen durch intensive Rotverfärbung abzeichnete.<br />

Insofern lässt sich über mögliche Obergeschosse in<br />

Holzbauweise und die damalige Dachform nur spekulieren.<br />

Die Decke über der Durchfahrt, die dem Brand standgehalten<br />

hatte, war bis zum Abbruch vollständig erhalten, obwohl sie<br />

26<br />

bei einer Niveauanhebung im 14. Jahrhundert einen Meter<br />

höher gesetzt worden war. Die Decke über dem Wirtschaftsbereich<br />

wurde dagegen bei einer Niveauveränderung im 17.<br />

Jahrhundert bis auf einen Balken erneuert. Dieser Brand ist<br />

anhand zweier dem Wiederaufbau zuzurechnender Balken<br />

mit Vorbehalt auf 1291/92 zu datieren. Beim Wiederaufbau<br />

wurden über dem Wirtschaftsteil zwei niedrige Geschosse<br />

aufgesetzt, während über der Durchfahrt weiterhin direkt<br />

das Dach folgte. Die beiden Obergeschosse erhielten mit<br />

Schiebeläden versehene, nach außen trichterförmig aufgeweitete<br />

Spitzbogenfenster, die auf eine Wohnnutzung<br />

schließen lassen. Eines dieser Fenster konnte teilweise<br />

freigelegt werden: Der äußere Fenstertrichter war verputzt<br />

und trug eine rosafarbene Fassung mit dunkelroten Fugenstrichen.<br />

Die nächsten Parallelen zu diesen Fenstern finden<br />

sich im Dormitorium von Kloster Seligenthal in Landshut<br />

(1260). Auf dem Stadtmodell von Jakob Sandtner aus dem<br />

Jahr 1571 ist dieser Bauzustand mit den kleinen Fensterchen<br />

im Wohnbereich neben geschossversetzt angelegten großen<br />

Rechteckfenstern eines 1414 errichteten Geschossaufbaus<br />

über der Durchfahrt wiedergegeben. Auch das Dach hatte<br />

bei Sandtner – obwohl erst 40 Jahre, 1612, nach dem Modell<br />

errichtet – bereits seine heutige Form. Mit dem Dach von<br />

Landshut. Neustadt 532, Nordwestraum im 2. Obergeschoss; Fenster mit<br />

Schiebeladen und bemaltem äußeren Schiebeladen im Anschnitt, Spitznische<br />

in der Kommunwand, Bohlen-Balkendecke von 1612 (Foto: BLfD,<br />

Karl Schnieringer)

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