Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...
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Die Sanierung der ehemaligen Abteikirche zu Amorbach hat begonnen<br />
Gute Voraussetzungen bei dem barocken Kirchenbau<br />
Nach langer Vorbereitung ist es nun soweit: Die Sanierungsarbeiten<br />
an der ehemaligen Abteikirche zu Amorbach,<br />
errichtet von 1743 bis 1747 nach Plänen von Maximilian von<br />
Welsch, haben begonnen. Der erste Bauabschnitt startete<br />
im Frühjahr dieses Jahres mit der Einrüstung des Äußeren<br />
sowie der Instandsetzung des Dachwerks durch die Zimmerer.<br />
Wie zu erwarten war, sind hauptsächlich die Fußpunkte<br />
der Konstruktion in Traufhöhe beschädigt; sie können aber<br />
durchgängig repariert werden. Die Neueindeckung des<br />
gewaltigen Schieferdaches, die Überarbeitung der immer<br />
noch aus der Bauzeit stammenden Sechseckwabenfenster<br />
sowie die Putzausbesserungen werden die nächsten Schritte<br />
sein. Überraschend gut ist der Zustand der Sandsteinzierglieder<br />
an Traufgesims, Fenstern und Lisenen: Das verbaute<br />
Material ist derart qualitätvoll, dass bisher kaum die sonst<br />
üblichen Abplatzungen, Aufquellungen oder Absandungen<br />
(bis auf geringe, überschaubare Ausnahmen) auftraten. Das<br />
romanische Westwerk mit den Türmen sowie die Westfassade<br />
mit der Freitreppe sind bereits in den Jahren 1989 bis<br />
1994 instandgesetzt worden.<br />
Gleichzeitig laufen im Inneren die Vorbereitungen zu<br />
Untersuchung und Konservierung der Raumschale und der<br />
sich durch größten dekorativen Reichtum auszeichnenden<br />
Ausstattung, die von führenden süddeutschen Künstlern<br />
geschaffen wurde: Johann Michael Feichtmayr d. J. und<br />
Joahnn Georg Übelhör schufen den Stuck, der Asamschüler<br />
Matthäus Günther malte die Deckenfresken, die das Leben<br />
des hl. Benedikt thematisieren. Johann Wolfgang van der<br />
Auvera ist die Kanzel zu verdanken, der Kunstschmied<br />
Markus Gattinger führte das vollständig erhaltene Chorschrankengitter<br />
aus.<br />
Schon am Anfang war festgestellt worden, dass der gesamte<br />
Raum mit seinen Oberflächen (Wände, Stuckmarmoraltäre,<br />
Leinwandbilder, Chorgitter, Kanzel und Chorgestühl) nur<br />
wenige bzw. gar keine Überformungen und Neuüberzüge<br />
aufweist. Es ist heute als Glücksfall zu betrachten, dass dem<br />
Innenraum eine grundlegende Neufassung und Überarbeitung<br />
erspart geblieben ist. So hat sich nicht nur die bauzeitliche<br />
Formensprache von Stuck und Schnitzereien erhalten,<br />
sondern auch zahlreiche Flächen in gleichmäßig gealterten<br />
Zuständen. Dieser Umstand verleiht dem gesamten Kirchenraum<br />
seine ganz besondere Stimmung, die man vielleicht<br />
mit Würde und Authentizität am besten beschreiben<br />
kann.<br />
Natürlich lassen Stuckmarmor, Vergoldungen und Leinwandbilder<br />
Alterungs-, zum Teil auch Verschleißspuren<br />
erkennen, gravierende Substanzverluste sind aber bislang<br />
nicht festzustellen. Gleichwohl ist der Zustand inzwischen<br />
so labil geworden, dass nun tatsächlich erhebliche Gefährdungen<br />
<strong>für</strong> die Ausstattung vorliegen. Die Voruntersuchungen,<br />
die parallel zur Außensanierung durchgeführt werden,<br />
ergaben bereits, dass auch Wandputze und Erstanstrich<br />
noch vollständig vorhanden sind, Letztere wurden allerdings<br />
1955 in Teilen einmal überstrichen. Dabei stellte sich<br />
Aktuell<br />
heraus, dass auch der Putz kein gewöhnlicher Kalkputz,<br />
sondern eine Art Gipsglätte ist, mit der auch die Wände<br />
bauzeitlich komplett überzogen wurden. Diese sehr hochwertige<br />
Bearbeitung, vergleichbar den Vorbreitungsschritten<br />
<strong>für</strong> Stuckmarmor, beabsichtigte eine leicht transluzide<br />
Wirkung, die gleichsam die weißlich schimmernde Hintergrundfolie<br />
<strong>für</strong> die buntfarbige Ausstattung bilden sollte.<br />
Die Stuckmarmoraltäre mit ihren Leinwandgemälden, die<br />
Vergoldungen am Stuck sowie nicht zuletzt die Deckenfresken<br />
bilden die Hauptakzente der Ausstattung, die so zu<br />
einem harmonischen Ganzen verschmilzt. Der Stuckmarmor<br />
weist stellenweise Schwitzwasserspuren auf, die ihre<br />
Ursache in rasch wechselnden thermischen und feuchteeintragenden<br />
Verhältnissen haben. Das Hochaltarbild, das<br />
die Himmelfahrt Mariens thematisiert und ebenfalls von<br />
Matthäus Günther geschaffen wurde, scheint nach derzeitigem<br />
Kenntnisstand bislang nie von seinem Bestimmungsort<br />
entfernt worden zu sein. Inzwischen zeigt jedoch die<br />
Leinwand starke Verschleißerscheinungen, sodass Sicherungsmaßnahmen<br />
an dem Gemälde unausweichlich sein<br />
werden.<br />
Einer der nächsten Schritte wird eine wand- und ausstattungsübergreifende<br />
Musterachse sein, um sicherzustellen,<br />
dass der würdevoll gealterte Zustand an allen Materialoberflächen<br />
bewahrt werden kann. Ein „Auseinanderrestaurieren“<br />
soll so von vorneherein vermieden werden.<br />
So interessant diese ersten Erkenntnisse über den Zustand<br />
der Ausstattung auch sind, fest steht schon jetzt, dass weitere<br />
Spezialuntersuchungen nötig sein werden. Dies wird<br />
Amorbach, Lkr. Miltenberg. Blick auf die Abteikirche (Foto: BLfD, Eberhard<br />
Lantz)<br />
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