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Muscheln, Schneckenhäuser, künstliche Blumen und Blätter aus dem
Krippenberg
Steinen, Käfern und künstlichen Blümchen aus fein bemaltem
Papier, Stoff oder Federn. Zusätzlichen Reiz verleiht
die reiche sinnbildliche Bedeutung einzelner Versatzstücke.
Mit allen Mitteln der Fassmalerei wurden Verfremdungen
und Illusionen wertvoller Materialien durch vielfältige
Streumaterialien, Farben und Lacke erreicht. So sind von
den über einem Dutzend verschiedener Muschelsorten und
Schneckenhäuser einige mit farbigen Streifen bemalt oder
mit grünen Wollfäden als Algenbärte (Fluss- und Bachmuscheln)
beklebt. Verschiedenfarbige Metallflitter wurden
zum Belegen von Muschelformen, Tuffstein, Architekturelementen
und kleineren Flächen verwendet, ebenso
wie Spiegelscherben, Gipskristallnadeln und grüne Kupferbrocken.
Letztere stellte man her, indem man feuchten
Ton und pulverförmiges Ammoniumkupfersulfat zu einer
Kugel verknetete. Getrocknete, blau leuchtende Minzblattkäfer
und grün schillernde Johanniskrautblattkäfer wurden
auf Architektur und Landschaft geklebt. Für die Fensterscheiben
an der Kuppellaterne der Grabarchitektur malte
man in Hinterglastechnik die Fenstersprossen auf, und die
rot gefärbten Dachschindeln aus Pappe sind einzeln auf-
Krippenberg: Nische mit „Jesus vor Pilatus“ vor der Wiederherstellung
Aktuell
gesetzt. Verschiedenste künstlich und überaus kunstfertig
hergestellte Blumensorten, die allesamt starken Symbolwert
besitzen und realen Vorbildern nachempfunden sind,
dienen zur Bereicherung der Landschaft. Sie besitzen einen
dünnen Drahtstiel, von dem oft ein bis zwei Blättchen
aus grün lackiertem Papier abzweigen und die Blüten aus
gefärbten, in Form geschnittenen Federn oder mit farbigem
Lack kunstvoll bemalte Papierblüten tragen. Dabei zeigen
die Außenblätter oft eine andere Farbe als die Innenblätter,
die Blattspitzen oder -gründe sind farblich abgesetzt. Auch
der Blütenstempel ist mit Hilfe von dünnen Federchen oder
Glasflittern immer minutiös nachgebildet. Die geschlossenen
Blütenkelche der Tulpen stellte man aus gebogenen
weißen, an den Spitzen rot gefassten Papierblättchen her.
Dazwischen sitzen grün gefasste Erdbeer-, Wein- und Lorbeerblättchen
aus dünner Pappe in der Landschaft. Imitationen
von roten Korallenästchen wurden aus kleinen Zweigen
hergestellt, die dick
mit roter Farbe gefasst
wurden. Architekturelemente
sandelte man
hellgrün, rosa (Grotte)
oder in einem gebrochen-gelblichenWeißton
(Treppe).
Auch alle dreiundfünfzig
feinteilig gearbeiteten,
maximal 30
cm großen, polychrom
gefassten Holzskulpturen
fallen durch
ihre reiche Fassung
auf. Hier wurden alle
Register der illusionistischen
Rokokofassung
gezogen, die man auch
von größeren Skulptu-
Pferdekopf mit Mörtelspritzern
ren kennt. Dargestellt sind Imitationen von Wollstoffen in
Flocktechnik, wobei dazu der farbig gefasste Untergrund
– als Unterlegung – den Farbton vorgibt und gleichfarbige,
kleinst zerhackte Wollfasern auf eine transparente Klebeschicht
aufgestreut wurden. Samtstoff imitierte man durch
matte Leimfarben, kostbare changierende Stoffe wie Seide
durch eine farbige Unterlegung und eine aufliegende andersfarbige
lüsterartige Lackierung (z. B. blau unterlegtes, violett
gelüstertes Gewand Jesu). Ebenso gibt es Streufassungen
mit Metallpulvern oder gestoßenem blauem, grünem oder
farblosem Glas, kräftig bunt glänzende oder mehrschichtige
und nass-in-nass gemalte Fassungen. Das ist beispielsweise
an dem kleinen Dämon zu beobachten, der dem bösen
Schächer über die Schulter schaut. Die Metallfassungen der
Soldatenrüstungen sind auf einem Anlegemittel mit Goldfarbe
kleinteilig ornamental geschmückt. Daneben wurden
Versatzstücke aus echten Materialien gefertigt. So besitzt
das Pferd einen Sattel aus Goldlamé auf weißem Leinen mit
reicher Goldborte. Das rote Zaumzeug mit der zinnernen
Trense ist aus einem gewebten sogenannten Brettchenband
mit aufgesetzten, äußerst fein geprägten Messingpailletten.
Die kunstvoll geflochtene Mähne besteht aus echtem Ross-
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