Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...
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Stadtschwarzach, Gde. Schwarzach a. Main, Lkr. Kitzingen. Profil von<br />
Schnitt 2 der Voruntersuchung mit dem Fundament eines bislang unbekannten<br />
Gebäudes; im Vordergrund Segment einer Brunnenfassung<br />
(Foto: BLfD, Michael Hoppe)<br />
Stadtschwarzach, Gde. Schwarzach, Lkr. Kitzingen<br />
Neue Befunde zur frühen Geschichte von Ortschaften<br />
können aber nicht nur im unmittelbaren Umfeld von Ortskirchen<br />
aufgeschlossen werden.<br />
Der an der Kreuzung ehemals bedeutender Fernstraßen gelegene<br />
Platz vor dem historischen Rathaus von Stadtschwarzach<br />
sollte neu gestaltet und eine Brunnenanlage errichtet<br />
werden. Der Ort wurde bereits in der Mitte des 9. Jahrhunderts<br />
unter dem Würzburger Bischof Gozbald zuerst urkundlich<br />
erwähnt und entstand wohl aus der Verlagerung der seit<br />
dem Frühmittelalter belegten Siedlung vor den Toren des<br />
im 8. Jahrhundert gegründeten Klosters Münsterschwarzach.<br />
Schwarzach erhielt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts<br />
vom Münsteraner Abt das Stadtrecht verliehen, war<br />
befestigt und besaß eigenes Münzrecht. Durch zwei Suchschnitte<br />
sollte geprüft werden, ob und in welchem Umfang<br />
archäologisch relevante Befunde durch die mit dem neuen<br />
Straßenaufbau einhergehenden Bodeneingriffe berührt und<br />
eventuell zerstört werden.<br />
In Schnitt 1 stieß man unter neuzeitlichen und modernen<br />
Auffüllungen auf archäologische Siedlungsschichten aus<br />
der Gründungszeit der Stadt. Da diese in einer Tiefe von 0,8<br />
bis 1 m auftretenden Horizonte aber durch den Bodenaustausch<br />
<strong>für</strong> den neuen Straßenunterbau nicht berührt werden,<br />
waren <strong>für</strong> den größten Teil der Straßentrassen keine weiteren<br />
Sicherungsmaßnahmen und Dokumentationen erforderlich.<br />
In Schnitt 2 kamen dagegen wenig unterhalb der<br />
modernen Straßenoberfläche Fundamente aus mächtigen<br />
Quadern eines auch im Urkataster nicht mehr eingetragenen<br />
Gebäudes sowie die Fassung eines Brunnens zutage. In<br />
dieser Teilfläche sind somit die weiteren Erdarbeiten durch<br />
Aktuell<br />
archäologische Fachkräfte zu begleiten und die vorhandenen<br />
Bodendenkmäler zumindest bis zur erforderlichen<br />
Zieltiefe <strong>für</strong> den neuen Straßen- bzw. Platzunterbau sachgerecht<br />
zu dokumentieren. Durch die frühzeitige Feststellung<br />
der Befunde im Rahmen einer Voruntersuchung konnte<br />
<strong>für</strong> Planer und Ausführende Planungssicherheit gewonnen<br />
werden. Gleichzeitig ergibt sich <strong>für</strong> den Planer auch hier<br />
die Option, die bisher unbekannten historischen Befunde in<br />
die Oberflächengestaltung zu integ rieren oder in geeigneter<br />
Form sichtbar zu machen.<br />
Die vorgestellten Beispiele – wobei derzeit allein in Unterfranken<br />
vier weitere Planungen mit archäologischen<br />
Voruntersuchungen in Vorbereitung sind – mögen verdeutlichen,<br />
dass nicht nur in den großen Städten, sondern auch<br />
im ländlichen Raum, in Dörfern, deren Ortskerne nicht<br />
in der öffentlichen Variante des BayernViewer-denkmal<br />
als Bodendenkmäler ausgewiesen sind, mit wichtigen<br />
Quellen zur Ortsgeschichte zu rechnen ist. War in diesen<br />
Fällen das Bayerische <strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong> trotzdem<br />
im Vorfeld an der Planung beteiligt worden, so gibt<br />
es allerdings auch nicht wenige negative Beispiele, bei<br />
denen eine Beteiligung der Bodendenkmalpflege unterblieb,<br />
nicht zuletzt wohl auch aufgrund der seit 2010 angeordneten<br />
Abschaltung von Bodendenkmälern in Altorten<br />
im BayernViewer-denkmal. Ob und in welchem Umfang<br />
bei diesen Eingriffen Bodendenkmäler undokumentiert<br />
zerstört worden sind und ein Stück Ortsgeschichte dabei<br />
unwiederbringlich verloren gegangen ist, lässt sich heute<br />
nicht mehr beurteilen.<br />
Michael Hoppe<br />
Stadtschwarzach, Gde. Schwarzach a. Main, Lkr. Kitzingen. Profil von<br />
Schnitt 1 der Voruntersuchung mit archäologischen Schichten der Neuzeit<br />
und des Spätmittelalters (Foto: BLfD, Michael Hoppe)<br />
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