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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Aktuell<br />

Escherndorf, Lkr. Kitzingen. Befunde der Voruntersuchung (nach Planvorlage<br />

O. Specht)<br />

Rathauses, das nur wenige Meter östlich des Chores der<br />

Ortskirche stand, eine freie Fläche zu schaffen (Titelbild).<br />

Dieser Raum soll, in verschiedenen Ebenen neu gestaltet,<br />

zentraler Ortsmittelpunkt und Treffpunkt der Dorfgemeinschaft<br />

werden.<br />

Unter Fürstbischof Julius Echter (1545–1617) wurde<br />

Escherndorf eine eigene Pfarrei. Im Zuge der Gegenreformation<br />

ließ der Bischof auch eine neue Kirche errichten,<br />

deren Bau um 1611 begann. Im Jahr 1620 weihte man die<br />

Kirche St. Johannes Baptista. Weiterhin ließ Julius Echter<br />

ein neues Pfarrhaus und eine Schule errichten. Die Kirche<br />

wurde 1775 nach Norden und Westen erweitert. Das wenig<br />

Escherndorf, Lkr. Kitzingen. Apsis der Vorgängerkirche (Foto: BLfD,<br />

Bernd Brackmann)<br />

16<br />

östlich des Chores stehende ehemalige Schul- und Rathaus<br />

stellte mit seinem heute unregelmäßigen trapezförmigen<br />

Grundriss wohl die neuzeitliche Erweiterung des älteren<br />

Pfarrhauses aus dem 17. Jahrhundert dar, bei dem es sich,<br />

wie noch im Urkataster dargestellt, um einen schmalen<br />

Rechteckbau handelte.<br />

Nach Abriss des Gebäudes bis Geländeoberkante wurden<br />

archäologische Voruntersuchungen durch die Firma Ausgrabungen<br />

Specht unter der örtlichen Leitung von Oliver<br />

Specht durchgeführt. Mit der Anlage von drei Schnitten<br />

sollte geprüft werden, ob im Zentrum des Ortes ältere<br />

Besiedlungsspuren und im Kirchenumfeld Bestattungen<br />

eines Friedhofs oder Spuren eines unbekannten Vorgängerbaus<br />

der Kirche vorhanden sind und in welchem Umfang<br />

diese Bodendenkmäler durch die geplante Platzneugestaltung<br />

betroffen sein würden.<br />

Bereits im Zuge der Abrissarbeiten stellte man in der<br />

Mitte des Gebäudes einen großen Keller aus der Erweiterungsphase<br />

des 19. Jahrhunderts fest. Die Fundamente<br />

des älteren Baus des 17. Jahrhunderts waren durch den<br />

Kellereinbau teilweise beseitigt worden. Fundamente der<br />

Ostfront des älteren Gebäudes konnten jedoch in Schnitt<br />

3 erfasst werden. In Schnitt 1 deckte man die Oberkanten<br />

verschiedener sich überlagernder Mauern und Pflasterbeläge<br />

auf, wobei lediglich der Verlauf eines halbrunden<br />

Mauerzuges näher untersucht worden ist. Es handelt sich<br />

um ein ca. 1 m breites zweischaliges Mauerwerk, das an<br />

der Außenseite wohl noch Sichtmauerwerk aus sorgfältig<br />

gesetzten handquadergroßen Werksteinen bis zu rechteckigen<br />

Quadern mittlerer Größe aufwies. Die unterste Steinlage<br />

bildeten große, bis 0,8 m lange, sorgfältig gesetzte<br />

rechteckige Werksteinblöcke, die auf dem ca. 20 cm vorspringenden<br />

Fundamentsockel ruhten. Das Mauersegment<br />

wird im Norden durch den jüngeren Keller einbau geschnitten,<br />

im Süden aber durch Mauerreste des Gebäudes des 17.<br />

Jahrhunderts und des Erweiterungsbaus überlagert. Bei<br />

diesem Befund dürfte es sich zweifelsohne um die Apsis<br />

eines frühen Vorgängerbaus der echterzeitlichen Kirche<br />

handeln. Da in der Voruntersuchung nur die Fundamentoberkanten<br />

freigelegt worden sind, liegen die Anschlüsse<br />

der Apsis an das Kirchenschiff sowie dessen Längswände<br />

noch unter den Fundamenten der jüngeren Bebauung<br />

und unter den nicht untersuchten Flächen in Richtung der<br />

heutigen Kirche. So konnte in Schnitt 2 an der Fundamentinnenseite<br />

des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert in dem<br />

nur kurzen Profilanschnitt die gleiche Mauertechnik wie<br />

an der Außenseite der Apsis beobachtet werden. Mangels<br />

Funden aus der kleinflächigen Freilegung ist eine Datierung<br />

der frühen Kirche noch nicht möglich. Die sorgfältige<br />

Bauweise scheint jedoch auf romanische Zeitstellung hinzuweisen.<br />

Bei der noch notwendigen Ausweitung der Grabungsfläche<br />

zwischen der freigelegten Apsis und der heutigen Kirche<br />

dürfte aber zumindest ein Teil des Kirchenschiffes des Vorgängerbaus<br />

noch erfasst werden. Da die Planung <strong>für</strong> die<br />

Gestaltung des Platzes bislang nicht endgültig abgeschlossen<br />

ist, besteht hier die Möglichkeit, die Baubefunde der<br />

frühen, zuvor unbekannten Kirche noch in das Gestaltungskonzept<br />

in geeigneter Form zu integrieren.

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