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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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Aktuell<br />

Dorferneuerung und Bodendenkmalpflege – vergessene Kirchen unter dem Pflaster<br />

Neue Ausgrabungen in unterfränkischen Dorfkernen<br />

In den letzten vier Jahren erhielt das Bayerische <strong>Landesamt</strong><br />

<strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong> rund 300 Planungen über Dorferneuerungsmaßnahmen<br />

der Ämter <strong>für</strong> Ländliche Entwicklung<br />

zur Begutachtung. Die Vorhaben umfassten neben Flurneuordnungen<br />

in der Regel Bodeneingriffe im Zuge der Erneuerung<br />

und Umgestaltung von Straßen und Plätzen im Altort.<br />

Gelegentlich waren diese Maßnahmen auch verbunden mit<br />

der Sanierung oder dem Neubau von Ver- und Entsorgungsleitungen,<br />

Kabeltrassen <strong>für</strong> neue Beleuchtungsanlagen,<br />

Brunnenanlagen usw.<br />

Auch wenn viele Ortskerne oder Planungsbereiche nicht<br />

explizit durch bereits bekannte Funde als Bodendenkmäler<br />

ausgewiesen sind, können sich im Bereich eines Altortes im<br />

Boden Reste von Denkmälern aus vor- und frühgeschichtlicher<br />

sowie mittelalterlicher Zeit erhalten haben. Für unsere<br />

mittelalterlichen Dörfer, Märkte und Städte und deren Vorgängersiedlungen<br />

liegen besonders <strong>für</strong> das frühe und hohe<br />

Mittelalter nur wenige schriftliche Quellen vor. Erst ab<br />

dem späten Mittelalter (14. Jahrhundert) setzt <strong>für</strong> manche<br />

Regionen eine dichter werdende Überlieferung ein, die sich<br />

aber vielerorts wegen späterer Verluste nur sehr unvollstän-<br />

Volkersbrunn, Gde. Leidersbach, Lkr. Miltenberg. Freigelegte Kirchengrundrisse.<br />

Blick von Westen (Foto: J.-M. Hafner, Fa. Heyse)<br />

14<br />

dig erhalten hat. Zudem bleiben in diesen lückenhaften,<br />

schriftlichen Quellen zahlreiche historische Entwicklungen<br />

unbeachtet. So existieren mancherorts recht gut erhaltene<br />

Pfarrarchive mit Tauf- oder Sterberegistern; wie diese Menschen<br />

aber gelebt, gearbeitet oder gewirtschaftet haben, wie<br />

sich ihr Ort und ihre Lebensgrundlagen mit ihnen entwickelt<br />

haben, bleibt unbekannt.<br />

Heute sind vielleicht 70–80 % der alten Substanz aus vor-,<br />

früh- oder hochmittelalterlicher Zeit durch jüngere Nutzungen<br />

überprägt und verschwunden. Der erhaltene Rest speichert<br />

aber – oft nur in kleinen Ausschnitten – noch immer<br />

80–90 % unserer gesamten <strong>Informationen</strong> zum Verständnis<br />

der frühen Ortsgeschichte.<br />

Ansitze von Ministerialen, Maierhöfe, Kirchen und Gräberfelder,<br />

die heute alle abgegangen sind, erlauben auch <strong>für</strong><br />

kleine Orte einen unbestechlichen Zugang zur Lebenswirklichkeit<br />

des Mittelalters; sie gehen eben weit über manchmal<br />

vorhandene urkundliche Ersterwähnungen hinaus, die oft<br />

allenfalls die Existenz einer Ortslage bezeugen.<br />

Diese im Boden bewahrten ortsfesten Strukturen und<br />

beweglichen Hinterlassenschaften bilden somit ein Archiv,<br />

das <strong>für</strong> die Siedlungsentwicklung unserer Ortschaften unersetzliche<br />

<strong>Informationen</strong> bereithält. Die dort erhaltenen Reste<br />

von ehemaligen Holz- oder Steingebäuden, in denen unsere<br />

Vorfahren gewohnt, gearbeitet und – im Falle von Kirchenvorgängerbauten<br />

– auch gebetet haben, stellen ebenso wie<br />

heute nicht mehr bekannte Friedhöfe, in denen sie bestattet<br />

wurden, eine historische Aussagequelle von sehr hohem<br />

Wert dar.<br />

Je nach den örtlichen Gegebenheiten, der Geschichte der<br />

Ortschaften, dem Vorliegen von historischen Quellen, dem<br />

Nachweis von Bau- oder bereits bekannten Bodendenkmälern<br />

werden die Vorhaben im Altortbereich durch archäologische<br />

Maßnahmen begleitet. Dabei wird im Vorfeld der eigentlichen<br />

Baumaßnahme durch archäologische Voruntersuchungen<br />

die Betroffenheit von Bodendenkmälern, ihre Erhaltung<br />

und ihre Ausdehnung im Planungsbereich geprüft.<br />

Da über die Hälfte der Maßnahmen in Franken stattfanden,<br />

sollen nachfolgend einige Beispiele aus Unterfranken vorgestellt<br />

werden:<br />

Volkersbrunn, Gde. Leidersbach, Lkr. Miltenberg<br />

Im Zuge der Dorferneuerungsmaßnahme sollte in der Ortsmitte<br />

eine „Platz- und Grünfläche, welche ortsgestalterische<br />

Qualitäten vermissen ließ“ wieder zu einem Dorfmittelpunkt<br />

mit Identifikationsgehalt umgestaltet werden. Im Bereich<br />

der Planung war der Standort einer ehemaligen Kirche, die<br />

erst in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im<br />

Zuge des Straßenneubaus abgerissen wurde, bekannt. Diese<br />

Kirche war 1791 als Filialkirche zu Heimbuchenthal errichtet<br />

worden, wobei auch vage Nachrichten über eine frühere<br />

Kirche vorliegen. Bei ersten Sondierungsschnitten kamen

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