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Denkmalpflege Informationen Denkmal - Bayerisches Landesamt für ...

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vor 1000<br />

Penk, Gde. Nittendorf, Lkr. Regensburg. Bauphasen der Kirche (Zeichnungen:<br />

S. Engelmann)<br />

teshaus noch im aufgehenden Mauerwerk erhalten ist: Vor<br />

zwei Jahren wurde festgestellt, dass das Langhaus und das<br />

westliche Querhaus des Augsburger Domes in der Bauphase<br />

I (999–1006) errichtet wurden und bis in Traufhöhe noch<br />

vollständig erhalten sind; vor wenigen Wochen wurde die<br />

Entdeckung aufgehender Mauerwerksteile des ottonischen<br />

Heinrichdoms von Bamberg bekanntgegeben – und nun<br />

Penk, eine kleine Land- und Wallfahrtskirche in der Oberpfalz.<br />

Auf ihre Funktion als Wallfahrtskirche deuten die –<br />

allerdings wohl spätmittelalterlichen – Eisenvotive hin, die<br />

1934 bei Straßenbauarbeiten gefunden wurden und <strong>für</strong> den<br />

aus dem westfränkischen, also französischen Raum stammenden<br />

merowingischen Leonhardskult charakteristisch<br />

sind. Diese Annahme stützen auch die beiden ehemals auf<br />

der Westseite vorhandenen Portale, von denen das südliche<br />

noch heute den Zugang in die Kirche bildet, während<br />

das gegenüberliegende nördliche im Zuge des gotischen<br />

Umbaus zugesetzt wurde, und die in dieser Anordnung wiederholt<br />

bei mittelalterlichen Wallfahrtskirchen vorkommen.<br />

Der Ursprungsbau besaß einen erhöhten Zugang, der möglicherweise<br />

mit einem herrschaftlichen Gebäude verbunden<br />

war und wohl auf eine Empore führte. Aufgrund von gefundenen<br />

Balkenauflagern im Giebel kann das ursprüngliche<br />

Dach als ein Pfettendach ermittelt werden. Zwischen dem<br />

13. und 14. Jahrhundert wurde auf dem Ostgiebel eine Glockenmauer<br />

aufgesetzt.<br />

Aufgabe der Forschung wird es sein, die Kirche von Penk<br />

mit den anderen im bayerischen, vor allem im ostbayerischen<br />

Raum erhaltenen Landkirchen aus dem 10. und 11. Jahrhundert<br />

in Beziehung zu setzen, wie die bereits erwähnte<br />

Frauenkirche von Oberammerthal, die Johanneskirche von<br />

Oberlindhart bei Mallersdorf-Pfaffenberg und die Georgskirche<br />

von Eugenbach bei Landshut, und ihr historisches<br />

und architektonisches Verhältnis zu den Sakralbauten der<br />

Stadt Regensburg zu untersuchen.<br />

Erst 1423 ersetzte man den Chor durch einen massiven Chorturm,<br />

wobei die Buckelquader wohl aus der oberhalb auf<br />

der Höhe gelegenen und 1316 geschleiften Burg Löweneck<br />

wiederverwendet wurden. Der trutzige Turm fügt sich in<br />

Aktuell<br />

seiner Formensprache nahtlos in den Jahrhunderte währenden<br />

Traditionalismus der Regensburger Kirchtürme ein,<br />

deren bekanntester der Glockenturm von St. Emmeram<br />

ist. Bis auf wenige Umbauten, wie die barocken Fenster<br />

am Langhaus, hat sich die Kirche seit dem Mittelalter fast<br />

unverändert erhalten. Die letzte bedeutende Sanierungsmaßnahme<br />

erfuhr die Kirche 1943 bis 1945, als der damalige<br />

Pfarrer bestrebt war, aus einer „Räuberhöhle“ wieder<br />

ein „Schmuckkästchen“ zu machen (so in einem Brief an<br />

das Bayerische <strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong>) und gleichzeitig<br />

die Rückübertragung der Kirche aus kommunalem in<br />

kirchliches Eigentum bewerkstelligte.<br />

Sanierung<br />

Wegen der besonderen Bedeutung dieses Kirchenbaus hat<br />

dessen Sanierung <strong>für</strong> das Bayerische <strong>Landesamt</strong> <strong>für</strong> <strong><strong>Denkmal</strong>pflege</strong><br />

Priorität. Bereits <strong>für</strong> die aktuellen Untersuchungen,<br />

die der Vorbereitung der eigentlichen Instandsetzung<br />

und Sanierung der Kirche dienen, wurden daher Fördermittel<br />

des BLfD in Höhe von 27 000 € eingesetzt. Vorgesehen<br />

ist eine reine Reparatur und Konservierung, um<br />

die Gebrauchs- und Geschichtsspuren der Kirche an Fassaden<br />

und im Inneren zu erhalten. Die derzeitigen Arbeiten<br />

werden unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Danzl<br />

von Studenten und Studentinnen der Hochschule <strong>für</strong> Bildende<br />

Künste Dresden durchgeführt. Das Angebot an die<br />

Öffentlichkeit, jeden Nachmittag den Restauratoren über<br />

die Schulter zu schauen, kam sehr gut an und unterstreicht<br />

das Bestreben aller Projektbeteiligten, die Öffentlichkeit<br />

auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Geschichte<br />

mitzunehmen. Das harmonische und stets zielgerichtete<br />

Zusammenwirken von Kirchenverwaltung, Förderverein,<br />

Projektanten und <strong>Denkmal</strong>behörden ist ein Glücksfall. Man<br />

darf auf weitere Entdeckungen im Zuge der Instandsetzung<br />

des Penker Kircherls gespannt sein.<br />

Silvia Codreanu-Windauer und Michael Schmidt<br />

Zum Auftakt der Sanierungsarbeiten wurde eine Informationstafel aufgestellt.<br />

Von Links: Michael Schmidt, Tanja Schwaiger MdL, Hans Schmid,<br />

Sylvia Stiersdorfer MdL, Peter Aumer MdB, Silvia Codreanu-Windauer<br />

(Foto: BLfD, Silvia Codreanu-Windauer)<br />

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