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5.6 Anorektale Erkrankungen - Enddarm-Zentrum Mannheim

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(aus S. Kahl, G. Kähler, A. Dormann. Interventionelle Endoskopie, Elsevier, München 2007)<br />

Tab. I.5-4 Stadieneinteilung der Hämorrhoiden.<br />

Stadium Charakteristikum<br />

1 Proktoskopisch sichtbare Polster<br />

2 Prolaps bei der Defäkation, retrahiert sich<br />

spontan<br />

3 Prolaps bei der Defäkation, manuell<br />

reponibel<br />

4 Prolaps fixiert, fibrosiert, thrombosiert,<br />

nicht reponibel<br />

vielen anderen proktologischen <strong>Erkrankungen</strong> in<br />

ähnlicher Weise vorhanden. Sie sind nicht von der<br />

Größe der Hämorrhoiden abhängig. Am häufigsten<br />

sind Blutungen. Typisch sind wechselnde Phasen:<br />

Blutungen, die täglich, bei jeder Defäkation<br />

auftreten und ohne besondere Behandlungsmaßnahmen<br />

über Wochen, aber auch Monate wieder<br />

verschwinden.<br />

Bei stark vergrößerten und prolabierenden Hämorrhoiden<br />

ist die Feinkontinenz gestört. Dies führt zu<br />

unterschiedlich starkem Nässen, Schmieren und<br />

stuhlverschmutzter Wäsche. Mit Juckreiz einhergehende<br />

Analekzeme sind eine indirekte Folge des Hämorrhoidalleidens.<br />

Hämorrhoiden machen in der Regel keine Schmerzen.<br />

Häufig sind Schmerzen auf synchron bestehende<br />

Fissuren zurückzuführen (bei Hämorrhoiden<br />

2. Grades bis zu 70%). Starke Schmerzen finden sich<br />

dagegen beim inkarzerierten Hämorrhoidalprolaps.<br />

� Klassifikation<br />

Beim Hämorrhoidalleiden wird der Lokalbefund in<br />

vier Stadien eingeteilt (Tab. I.5-4).<br />

Hämorrhoiden Grad 1 sind im Proktoskop zu erkennende<br />

wulstige, prall elastische, mit Schleimhaut<br />

bedeckte Knoten.<br />

Hämorrhoiden Grad 2 prolabieren bei der Defäkation,<br />

um sich anschließend spontan wieder zurückzuziehen.<br />

Bei den prolabierenden Knoten lässt sich<br />

zwischen solchen unterscheiden, die von Rektumschleimhaut<br />

bedeckt sind und solchen, die als<br />

pralle Schwellung unter dem Anoderm imponieren.<br />

Wenn Anoderm bei prolabierenden Hämorrhoiden<br />

außerhalb des Analkanals sichtbar wird,<br />

spricht man von einem Anodermprolaps (synonym:<br />

Analprolaps).<br />

<strong>5.6</strong> <strong>Anorektale</strong> <strong>Erkrankungen</strong> 5<br />

Hämorrhoiden Grad 3 unterscheiden sich vom<br />

morphologischen Befund nicht von Hämorrhoiden<br />

Grad 2 und zeichnen sich nur dadurch aus, dass sie<br />

sich nach der Defäkation nicht spontan zurückziehen,<br />

sondern manuell reponiert werden müssen.<br />

Hämorrhoiden 4. Grades sind nicht mehr zu reponierende<br />

Knoten<br />

� Diagnostik<br />

Nicht prolabierende Hämorrhoiden (Hämorrhoiden<br />

1. Grades) sind nur proktoskopisch zu erkennen.<br />

Prolabierende Hämorrhoiden zeigen sich am<br />

deutlichsten nach der Defäkation. Außen fixierte<br />

und nicht mehr zu reponierende Hämorrhoiden<br />

(Hämorrhoiden 4. Grades) sind schon bei der Inspektion<br />

gut zu beurteilen. Weitere Untersuchungen<br />

sind zur Diagnostik eines Hämorrhoidalleidens<br />

nicht erforderlich.<br />

Differentialdiagnose<br />

Besonders von Laien werden Marisken gern mit<br />

Hämorrhoiden verwechselt. Häufig sind Hämorrhoiden<br />

mit Anodermprolaps und Marisken kombiniert.<br />

Auch bei perianalen Thrombosen handelt<br />

es sich nicht um Hämorrhoiden, sondern um<br />

Thrombosen in den subkutanen Analrandvenen.<br />

Verwirrend ist hier oft der Begriff von „äußeren<br />

Hämorrhoiden“ im angloamerikanischen Sprachraum.<br />

� Therapie<br />

Von einer lokalen Behandlung mit Salben, Suppositorien<br />

oder Analtampons ist bei Beschwerden, die<br />

ausschließlich auf Hämorrhoiden zurückzuführen<br />

sind (z.B. Blutungen), kein Erfolg zu erwarten, da<br />

hier nur symptomatisch und nicht kausal eingegriffen<br />

wird. Allerdings können sie die bei Hämorrhoiden<br />

auftretenden, entzündlichen, ödematösen Begleitveränderungen<br />

günstig beeinflussen.<br />

Sklerosierungsbehandlung<br />

Die Sklerosierungstherapie ist die erste Wahl bei<br />

Hämorrhoiden 1. Grades (Abb. I.5-24). Bei der<br />

Blond-Methode wird die Sklerosierungslösung<br />

(z.B. Polidocanol, Thesit, Chinin, Calcium-Zinkchlorid)<br />

im Blond'schen Proktoskop tropfenweise<br />

zirkulär oberhalb der Linea dentata submukös injiziert.<br />

Dafür sind 0,5–1,0 ml Sklerosierungslösung<br />

ausreichend, die im Abstand von 8–14 Tagen 2- bis<br />

3-mal verabreicht werden.<br />

97<br />

I<br />

GASTROINTESTINALE ERKRANKUNGEN

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