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5.6 Anorektale Erkrankungen - Enddarm-Zentrum Mannheim

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(aus S. Kahl, G. Kähler, A. Dormann. Interventionelle Endoskopie, Elsevier, München 2007)<br />

5 Kolon und Rektum<br />

außen vom Sitzbein begrenzt. Wenn diese Abszesse<br />

dicht unter der Haut liegen, werden sie auch als<br />

perianale Abszesse bezeichnet.<br />

❚ Pelvirektal: Diese Abszesse finden sich zwischen<br />

Rektumwand und Levatormuskulatur und werden<br />

auch als supralevatorische Abszesse bezeichnet.<br />

Gelegentlich liegen auch mehrere äußere Fistelöffnungen<br />

vor, die beiderseits des Afters auftreten können<br />

(z.B. Hufeisenfistel).<br />

Fisteln<br />

❚ Subkutan/submukös/subanodermal: Sie verlaufen<br />

unter der Rektummukosa, dem Anoderm<br />

bzw. der äußeren Haut und sind häufig Folge eines<br />

lokalen Abszesses, einer Kryptitis oder einer<br />

Fissur.<br />

❚ Intersphinktär: Die Gänge dieser Fisteln finden<br />

sich zwischen innerem und äußerem Schließmuskel.<br />

In der Mehrzahl handelt es sich um distale Verläufe,<br />

die nicht selten ursächlich auf Fissuren zurückzuführen<br />

sind. Sie können inkomplette<br />

Ausläufer im Intersphinktärraum nach proximal<br />

bis nach retrorektal haben.<br />

❚ Transsphinktär: Diese Fisteln durchbohren sowohl<br />

den M. sphincter ani externus als auch internus,<br />

münden im Bereich der perianalen Haut nach<br />

außen. Auch hierbei finden sich zusätzlich inkomplette,<br />

vom Hauptgang abzweigende Nebengänge.<br />

❚ Suprasphinktär: Der Verlauf dieser Fisteln ist im<br />

Intersphinktärraum aszendierend, umfasst den gesamten<br />

M. sphincter ani externus, um meist bogenförmig<br />

über die Puborektalisschlinge in die<br />

Fossa ischiorectalis zu gelangen und von dort zur<br />

äußeren Haut.<br />

❚ Extrasphinktär: Extrasphinktäre Fisteln umgehen<br />

den gesamten Analkanal, münden im Rektum und<br />

haben keine Verbindung zum Analkanal in Höhe der<br />

Linea dentata. Ihr Verlauf führt von einer inneren<br />

Öffnung deutlich proximal der Linea dentata durch<br />

den M. levator ani zur äußeren Haut. Da hier keine<br />

kryptoglanduläre Verbindung besteht, sind sie ursächlich<br />

auf andere <strong>Erkrankungen</strong> (z.B. M. Crohn)<br />

zurückzuführen bzw. oft iatrogen verursacht.<br />

85–95% aller Fisteln sind den inter- und transsphinktären<br />

Fisteln zuzuordnen und haben einen<br />

unkomplizierten Verlauf.<br />

� Klinisches Erscheinungsbild<br />

Die Rückbildung eines periproktalen Abszesses ist<br />

nicht möglich. Wenn er durch operative Maßnahmen<br />

94<br />

nicht entlastet wird, kommt es in jedem Falle zu einer<br />

spontanen Perforation. Diese wird abhängig von der<br />

Lokalisation nach außen, in den Analkanal oder auch<br />

in das Rektum erfolgen. Damit ist eine schnelle Rückbildung<br />

der klinischen Symptomatik (Schmerzen,<br />

Fieber, Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl)<br />

verbunden und eine folgenlose Abheilung möglich.<br />

Meist geht das akute Abszessstadium in das chronische<br />

Fistelstadium über.<br />

Die ständige Sekretion eines eitrig-serösen Sekrets ist<br />

Ausdruck einer im Fistelbereich nicht abklingenden<br />

Entzündung. Unbehandelt muss man mit einer Ausdehnung<br />

der Erkrankung in Form neu auftretender<br />

Abszesse oder weiterer Fisteln rechnen. Die Beeinträchtigung<br />

und Funktionseinschränkung des Kontinenzorgans<br />

ist eine zwangsläufige Folge. Bei immunologischen<br />

Störungen können massive Nekrosen<br />

mit lebensbedrohlichen Zuständen auftreten.<br />

� Diagnostik<br />

Der Abszess ist mit Anamnese, klinischer Symptomatik,<br />

Inspektion und Palpation zu diagnostizieren.<br />

Abszesse im ischiorektalen Bereich führen bei oberflächlicher<br />

Lage meist zu einer rötlich lividen Verfärbung<br />

mit deutlich sichtbarer Prominenz. Im<br />

Frühstadium kann es Schwierigkeiten machen, pelvirektale,<br />

aber auch ischiorektale Abszesse sicher zu<br />

objektivieren. In solchen Fällen hilft die digitale rektale<br />

Untersuchung, bei der sich vom Analkanal oder<br />

unterem Rektum eine Schwellung und vermehrte<br />

Druckschmerzhaftigkeit feststellen lässt.<br />

Eine exakte Diagnostik perianaler Fisteln ist nur bei<br />

komplizierten Fisteln mit größeren Problemen verbunden.<br />

Die überwiegend vorkommenden interund<br />

transsphinktären Fisteln lassen eine meist gut<br />

sichtbare, unterschiedlich weit vom After entfernte<br />

äußere Fistelöffnung erkennen und im gleichen Sektor<br />

des Analkanals die innere Öffnung. Mit Knopfsonden<br />

lässt sich deren Verlauf gut verfolgen. Eine<br />

Sondierung sollte in keinem Fall erzwungen werden.<br />

Die röntgenologische Darstellung von Fisteln (Fistulographie)<br />

ist obsolet. Bei komplizierten Fisteln<br />

sind eine Endosonographie, die Computertomographie<br />

oder die Kernspintomographie hilfreich.<br />

� Therapie<br />

Ein anorektaler Abszess wird grundsätzlich unverzüglich<br />

nach Diagnosestellung gespalten und ausreichend<br />

drainiert. Da immer die Gefahr einer Progression<br />

mit zunehmender Beteiligung umliegender

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