Beiträge zur Sozial berichterstattung 1/1998 ... - Portal-Darmstadt
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<strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sozial</strong> <strong>berichterstattung</strong> 1/<strong>1998</strong><br />
Magistrat der Stadt <strong>Darmstadt</strong> • <strong>Sozial</strong>dezernat<br />
Wissenschaftsstadt<br />
<strong>Darmstadt</strong><br />
.m 5 . I I<br />
iid! oZla verwa tung
<strong>Sozial</strong>bericht Waldkolonie<br />
Herausgeber<br />
Magistrat der Stadt <strong>Darmstadt</strong><br />
<strong>Sozial</strong>dezernat<br />
Stadtrat Gerd Grünewaldt<br />
Gesamtverantwortung<br />
Leitung der <strong>Sozial</strong>verwaltung<br />
Dr. Wilma Mohr<br />
Verfasserin und Verfasser<br />
Arbeitsgruppe <strong>Sozial</strong>planung:<br />
Günther Bachmann, Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
Michael Briesenick, <strong>Sozial</strong>verwaltung<br />
Rainer Dietrich, Stadtplanungsamt<br />
Georg Haumann, Stab für kommunale Gesamtentwicklung<br />
Arvyd von Kullwitz, <strong>Sozial</strong>verwaltung, <strong>Sozial</strong>· und Jugendhilfeplanung<br />
Dr. Wilma Mohr, <strong>Sozial</strong>verwaltung<br />
Michaei Schäfer, Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
Weitere Mitarbeiter<br />
Klaus Fischer, Städtischer <strong>Sozial</strong>dienst<br />
Eberhard Fritzsche, Sanierungsbeauftragter<br />
Textverarbeitung<br />
Barbara Wachtel, <strong>Sozial</strong>verwaltung<br />
1. Auflage, <strong>Darmstadt</strong>, Dezember <strong>1998</strong>
Vorwort<br />
Wenn wir nun nach dem Armutsbericht (1995) den dritten regionalisierten <strong>Sozial</strong>bericht<br />
vorlegen, so tun wir das nicht ohne Stolz. Zwar ist die Dokumentation der sozialen<br />
Lage unserer Bevölkerung auch "an sich" schon ein Wert, aber die Darmstädter<br />
<strong>Sozial</strong><strong>berichterstattung</strong> legt Wert auf Praxisorientierung. Das findet in Fachkreisen<br />
schon bundesweite Anerkennung.<br />
<strong>Sozial</strong>planung steht nicht im luftleeren Raum, sondern sie liefert Fakten, Daten und<br />
Analysen für die <strong>Sozial</strong>politik. Vor allem in Zeiten knapper öffentlicher Finanzen ist es<br />
für die Politik um so wichtiger, Kriterien für die Verteilung knapper Mittel zu haben.<br />
Transparenz erhöht somit auch die Akzeptanz für sozialpolitische Entscheidungen.<br />
Der <strong>Sozial</strong>bericht Kirchtannensiedlung (1996) war Voraussetzung dafür, daß<br />
<strong>Darmstadt</strong> sich relativ schnell an dem Auswahlverfahren für die fünf hessischen Mo·<br />
dellstandorte der "Projekte der einfachen Stadterneuerung" (HEPNEST) beteiligen<br />
konnte und als Modellstandort ausgewählt wurde. Mittlerweile ist das erste Teilprojekt<br />
(Umbau eines alten Kindergartens in ein Jugendzentrum) bereits abgeschlossen, die<br />
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Expertinnen und Experten des<br />
Stadtviertels an den Vorhaben ist sichergestellt, eine Prioritätenliste für die nächsten<br />
Projekte wird derzeit erstellt. Im Entwicklungsbericht für die Kirchtannensiedlung<br />
(<strong>1998</strong>) konnten die Weiterentwicklung der Probleme, aber auch die Lösungsansätze<br />
dokumentiert werden.<br />
Die Jugendhilfeplanung ist inzwischen fester Bestandteil der Arbeit der <strong>Sozial</strong>verwal·<br />
tung geworden. Auch sie ist angewiesen auf kleinräumige, d. h. stadtteilbezogene<br />
Analysen. Diese wurden im <strong>Sozial</strong>bericht Kranichstein (1997) vorgelegt und sind jetzt<br />
Ausgangspunkt und Bestandteil für Projekte wie "Lückekinder", Beteiligung von Kindern<br />
und Jugendlichen in sogenannten Jugendforen und bei der Ausgestaltung von<br />
Spielräumen nach geschlechtsdifferenzierenden Kriterien.<br />
Auf diese Weise ist Planung kein Selbstzweck sondern bietet Hilfestellung für Politik.<br />
Theorie der Planung und des sozialen Handels werden so zu praktischer <strong>Sozial</strong>politik.<br />
Die Waldkolonie wurde aufgrund der Analysen des Armutsberichtes ausgewählt. Sie<br />
wies neben Eberstadt-Süd und Kranichstein auf der Datenbasis von 1992 die höchste<br />
Problemdichte auf. Alle untersuchten Merkmale waren im Vergleich <strong>zur</strong> Gesamtstadt<br />
überdurchschnittlich hoch. Natürlich wußten Fachleute, daß innerhalb der Waldkolonie<br />
der Akazienweg und die Michaelisstraße die Gebiete sind, wo sich soziale Problemlagen<br />
ballen. Deshalb hat der Magistrat auch die Sanierung des Gebietes<br />
Akazienweg/Gehaborner Weg <strong>1998</strong> beschlossen und eigens einen Sanierungsbeauftragten<br />
für die Umsetzung eingesetzt. 1999 soll mit der Sanierung der ersten Ge·<br />
bäude begonnen werden.<br />
Dennoch ist es interessant, mehr Details über die genannten Gebiete und auch die<br />
Waldkolonie als Stadtteil zu erfahren, um wiederum Anhaltspunkte für sozialpolitische<br />
Maßnahmen und Projekte gewinnen zu können.
So ist positiv zu vermerken, daß die <strong>Sozial</strong>hilfedichte in dem betrachteten Zeitraum<br />
von 1992 bis 1997 leicht abgenommen hat. Die <strong>Sozial</strong>hilfedichte in der Waldkolonie<br />
entspricht jetzt exakt dem städtischen Durchschnitt, der allerdings von 4,7 auf 5,5 %<br />
angestiegen ist. Das heißt, daß die Waldkolonie als Ganzes ihren sozialen Status im<br />
Gesamtgefüge der Stadt halten konnte. Das ist gut, heißt aber nicht, daß wir "die<br />
Hände in den Schoß legen" können, sondern es bedeutet, daß wir die Anregungen des<br />
<strong>Sozial</strong>berichtes aufgreifen und Stück für Stück abarbeiten wollen.<br />
Das Wichtigste scheint mir im Moment zu sein, daß sich die Fachleute und<br />
interessierte Bewohnerinnen und Bewohner in einer Stadtteilrunde zusammenfinden,<br />
sich mit den vorgelegten Ergebnissen des <strong>Sozial</strong>berichtes auseinandersetzen und ihre<br />
eigenen Ideen <strong>zur</strong> Verbesserung der sozialen Situation auf den Tisch legen. An dieser<br />
Diskussion will ich mich gerne beteiligen.<br />
<strong>Darmstadt</strong>, Dezember <strong>1998</strong><br />
Gerd Grünewaldt<br />
<strong>Sozial</strong>dezernent
<strong>Sozial</strong>bericht Waldkolonie<br />
SOZIAL<br />
PLANUNG<br />
<strong>Darmstadt</strong>
Inha Itsverzeichn is<br />
1. Grundsätze der <strong>Sozial</strong> <strong>berichterstattung</strong><br />
2. Siedlungsstruktur<br />
2.1 Entstehung und Struktur der Wohngebäude<br />
2.2 Infrastruktur<br />
3. Bevölkerungsstruktur<br />
3.1 Geschlecht<br />
3.2 Alter<br />
3.3 Nationalität<br />
4. Aspekte <strong>zur</strong> sozialen Lage<br />
4.1 <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
4.1.1 <strong>Sozial</strong>hilfedichte<br />
4.2 Struktur der Empfängerinnen und Empfänger<br />
von <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
4.2.1 Geschlecht<br />
4.2.2 Alter<br />
4.2.3 Nationalität<br />
4.3 Schuldnerberatung<br />
4.4 Jugendkriminalität und Erzieherische Hilfen<br />
4.5. Akazienweg/Gehaborner Weg<br />
4.5.1 Bewohnerstruktur<br />
4.5.2 Lebensverhältnisse<br />
4.5.3 Perspektiven der Sanierung<br />
5. Einschätzungen <strong>zur</strong> sozialen Lage der Wohnbevölkerung 24<br />
5.1 Methodisches Vorgehen 24<br />
5.2 Wohnbevölkerung und Infrastruktur 24<br />
5.3 Wohnbevölkerung und <strong>Sozial</strong>struktur 25<br />
5.4 Schule 26<br />
5.5 Familie 27<br />
5.6 Einkommen und Wohnen 27<br />
5.7 Abweichendes Verhalten 28<br />
5.8 Städtischer <strong>Sozial</strong>dienst 29<br />
6. Projekt Weststadt 30<br />
7. Fachpolitische Stellungnahme 33<br />
Anhang:<br />
<strong>Sozial</strong>pädagogische Einrichtungen, Kirchen und<br />
Sportvereine<br />
Seite<br />
2<br />
4<br />
4<br />
5<br />
8<br />
8<br />
9<br />
10<br />
12<br />
12<br />
13<br />
15<br />
15<br />
15<br />
16<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
22<br />
37
1. Grundsätze der <strong>Sozial</strong><strong>berichterstattung</strong><br />
2<br />
Die <strong>Sozial</strong>· und Jugendhilfeplanung in <strong>Darmstadt</strong> ist sozialräumlich orientiert, wobei<br />
ein <strong>Sozial</strong>raum in der Regel einem Stadtteil entspricht. Dieser Planungsansatz beruht<br />
auf der Überzeugung, daß die soziale Lage der Wohnbevölkerung, neben anderen Einflüssen,<br />
auch von der Struktur des Wohnumfeldes abhängig ist und beides, Struktur<br />
des Wohnumfeldes und soziale Lage der Wohnbevölkerung, sich wechselseitig beeinflussen.<br />
Die Analysen der untersuchten Stadtteile werden in <strong>Sozial</strong>berichten dokumentiert,<br />
wobei der <strong>Sozial</strong> bericht Waldkolonie der dritte Bericht aus einer Reihe regionalisierter<br />
Berichterstattung l ist.<br />
Die Rangfolge der zu untersuchenden Stadtteile ergab sich aus dem Bericht "Armut in<br />
<strong>Darmstadt</strong>"2. In Kapitel 3. des Armutsberichtes 3 werden, einer bestimmten Systematik<br />
folgend, die Stadtteile ausgewiesen, die im Zeitpunkt der Untersuchung die höchste<br />
Interventionsdichte durch die <strong>Sozial</strong>verwaltung aufwiesen.<br />
Die seitherige, in jährlicher Folge erschienene <strong>Sozial</strong><strong>berichterstattung</strong> über einzelne<br />
Stadtteile wird unterbrochen werden, um den Armutsbericht aus dem Jahre 1995<br />
fortzuschreiben. Aus dieser Arbeit können sich dann möglicherweise veränderte Prioritäten<br />
für zu untersuchende Stadtteile ergeben.<br />
Zur Analyse der Waldkolonie wurde wegen personeller und technischer Voraussetzungen<br />
nur auf vorhandenes Datenmaterial <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />
Das vorhandene Datenmaterial ist ergänzt worden durch sogenannte weiche Daten.<br />
Diese sind im wesentlichen durch die Auswertungen von Befragungen vor Ort tätiger<br />
Expertinnen und Experten gewonnen, um sich so den nicht meßbaren Aspekten sozialer<br />
Zusammenhänge anzunähern. Die Ergebnisse sind in dem Kapitel "Einschätzungen<br />
<strong>zur</strong> sozialen Lage der Wohnbevölkerung" dargelegt.<br />
Die Entwicklungsgeschichte der Waldkolonie und die sich aus den Analysen ergebenden<br />
strukturellen Unterschiede des Wohngebietes haben dazu geführt, daß dem sozialen<br />
Brennpunkt Akazienweg/Gehaborner Weg besonderes Augenmerk in einem eigenen<br />
Kapitel gewidmet wurde. Darüberhinaus ist wegen der Bedeutung und Tragweite<br />
für den Stadtteil auch dem Projekt "Weststadt" ein eigener Beitrag eingeräumt.<br />
Eine kleinräumige, fokussierende Betrachtung birgt grundsätzlich die Gefahr von<br />
Stigmatisierung in sich. Deshalb unterblieben Aussagen über einzelne Straßenzüge<br />
oder Häuser; als kleinste Untersuchungseinheit wurde der sogenannte Block 4 gewählt.<br />
Die Verfasserin und die Verfasser des <strong>Sozial</strong>berichtes sind Mitglieder einer dezernatsund<br />
ämterübergreifenden Arbeitsgruppe, der AG <strong>Sozial</strong>planung. Es lag nicht in ihrer<br />
Absicht, eine wissenschaftliche Untersuchung des Stadtteils vorzunehmen, vielmehr<br />
ist der Bericht als Hilfe für die Arbeit vor Ort und als fachliche Grundlage für politische<br />
Entscheidungen gedacht.<br />
1 Vg1.: <strong>Sozial</strong>bericht Kirchtannensiedlung und <strong>Sozial</strong>bericht Kranichstein, <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sozial</strong><strong>berichterstattung</strong>,<br />
1/1996 und 1/1997, Magistrat der Stadt Darrnstadt, <strong>Sozial</strong>dezernat<br />
2 Armut in Darrnstadt, <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sozial</strong><strong>berichterstattung</strong>, 1/1995, Magistrat der Stadt Darrnstadt,<br />
<strong>Sozial</strong>dezernat<br />
3 Armut in Darrnstadt, a.a.O. S. 18ff<br />
4 Ein Block entspricht einem in der Regel durch vier Straßen begrenzten Areal, das unterschiedliche Nutzungen,<br />
wie Wohnungen und Grünflächen oder Gewerbebetriebe und Wohnungen, beinhalten kann.
Grafik 1<br />
Dormstadt<br />
<strong>Sozial</strong>planungsrtlume<br />
(SPR)<br />
Loge des<br />
Statistischen Bezirks 240<br />
-Waldkolonie-<br />
Grafik: Amt fDr Einwohnerwesen, Wohlen und statistik<br />
3<br />
820<br />
SPR Wixhausen<br />
110 stadtzentrum<br />
120 Rheintor !Grafenstr.<br />
130 HochschulYiertei<br />
140 Kapeliplatzviertel<br />
100 St. Ludwlg mit Elchbtlrgv.<br />
210 Johonnesvi.rtel<br />
220 Martinsviortel-Wesl<br />
230 toIartinoviortei-Oot<br />
240 Waldkolonie<br />
250 Bahnhofoviortol<br />
260 Industrlevlortel<br />
270 Nn Z"oegelbusch<br />
310 Am Oberfeld<br />
320 MathiklenhOhe<br />
330 Woogoviertel<br />
340 NI don Uchtwlo •• n<br />
·410 Paulusvtertel<br />
420 Alt 8essungen<br />
430 NI der Ludwig.h~he<br />
510 Nn SOdbahnhof<br />
520 Heimstottensiedlung<br />
530 Vortegerviertel<br />
540 Nn _Ileri_nd<br />
610 AltArheilgen<br />
620 Ameligon-SUd<br />
B30 Amoilgon-Wesl<br />
B40 _ollgon-Ost<br />
710 Alt-Eborstodt<br />
720 Nn Lommchesberg<br />
730 'Jillonkolonio<br />
740 Nn Frankenstein<br />
750 Kirchtannensledlung<br />
610 W"',housen-West<br />
620 W"',hausen-Oet<br />
910 Kranlchsteln-SOd<br />
920 Kranlchsteln-Nord
2. Siedlungsstruktur<br />
2.1 Entstehung und Struktur der Wohngebäude<br />
4<br />
Die Waldkolonie ist mit rund 70 Jahren ein relativ junges Gebilde innerhalb der Stadt.<br />
Schon vor dem Bau der Waldkolonie in den frühen 20er Jahren gab es eine Ansiedlung<br />
in Form einer Bahnarbeiter-Siedlung, der sogenannten Mettegang-Siedlung nördlich<br />
des Dornheimer Weges. Sie ist im Zusammenhang mit dem damaligen Lokomotiv-<br />
Ausbesserungswerk zu sehen und ist in den Jahren 1911 und 1912 in Selbsthilfe entstanden.<br />
Die eigentliche Waldkolonie begann 1919 mit der Bebauung südlich des Dornheimer<br />
Weges im Bereich Traubenweg, Rodensteinweg, Illigweg und Rabenaustraße durch die<br />
Eisenbahner-Baugenossenschaft. Inmitten dieser Siedlung kamen am Paul-Gerhard·<br />
Platz recht bald Kirche (1926) und Schule (Lessingschule, 1929) hinzu. Die Bauformen<br />
der Frühzeit waren überwiegend 2·geschossige Reihenhäuser auf schmalen und<br />
tiefen Parzellen.<br />
Die zweite "Besiedlungswelle" erfolgte im Nordteil der Waldkolonie an der Michaelisstraße<br />
und an der Straße "Im Harras". Zwischen 1935 und 1949 wurde dort die sogenannte<br />
Frontkämpfersiedlung <strong>zur</strong> Versorgung von NS-Kriegsopfern gebaut. Sie hatte<br />
die Form einer Kleinsiedlung in 1-geschossiger Bauweise mit großen Gärten für den<br />
Obst- und Gemüseanbau und für die Kleintierhaltung.<br />
Diese beiden Hauptteile sind in den Bereichen westlich davon vorwiegend durch Geschoßbauten<br />
ergänzt worden: Kölner Straße, Koblenzer Straße, südliche Michaelisstraße<br />
(am Omnibus-Bahnhof) und Wedekindweg. Es sind dies überwiegend 3- oder 4·<br />
geschossige Bauten, ein Hochhaus mit 10 Geschossen unmittelbar nördlich der<br />
Kollwitz·Schule bildet die Ausnahme. Diese Bauten reichen zeitlich von den 30er<br />
Jahren über die Nachkriegszeit bis in die letzten Jahre. In die Nachkriegszeit fallen<br />
auch der Bau der Käthe-Kollwitz-Schule und der städtischen Kindertagesstätte am<br />
westlichen Waldrand.<br />
Am nordöstlichen Rand gelegen und baulich wie sozial kaum integriert ist das Wohn·<br />
quartier am Akazienweg. Es besteht aus 1952 - 58 errichteten 2- und 3-geschossigen<br />
Wohngebäuden mit Kleinstwohnungen (Notunterkünften), die durch Zusammenlegung<br />
von Wohnungen verbunden mit Ausstattungsergänzungen später verbessert worden<br />
sind. Dazu treten in den Jahren 1969 - 71 anstelle von Notunterkünften errichtete 3und<br />
4-geschossige Wohnhäuser (Laubengangtypen in Großtafelbauweise) am<br />
Gehaborner Weg. Die Grundsatzbeschlüsse <strong>zur</strong> Sanierung und Modernisierung dieses<br />
Quartiers sind Anfang <strong>1998</strong> gefaßt worden.<br />
Die Siedlung Tann an der westlichen Gemarkungsgrenze beidseits des Autbahnzubringers<br />
B 26 / Rheinstraße gehört zwar zum statistischen Bezirk "Waldkolonie", steht<br />
aber siedlungsstrukturell in keinerlei Zusammenhang mit ihr. Die Wohnbebauung der<br />
Siedlung besteht aus 1· und 2-geschossigen, freistehenden Einfamilienhäusern. Die<br />
Bauzeiten reichen von ca. 1910 bis heute (Verdichtung).
2.2 Infrastruktur<br />
5<br />
Die Ausstattung mit öffentlicher Infrastruktur ist von den Standorten und der Qualität<br />
her gesehen gut. Die Versorgung der Kinder im Kindergartenbereich ist durch die<br />
städtische Kindertagesstätte und die Kindertagesstätte der Paul·Gerhard·Gemeinde<br />
und der Arbeiterwohlfahrt im Akazienweg, im schulischen Bereich durch die Käthe-<br />
Kollwitz-Schule an der Koblenzer Straße ausreichend gesichert. Die bisher als Sonder·<br />
schule für Lernbehinderte betriebene Lessingschule wird mit der Niebergallschule zusammengelegt<br />
und soll in Zukunft als Atelierhaus für Künstler dienen. Jugendarbeit<br />
wird durch den "Turmtreff" der Paul-Gerhard-Gemeinde, durch das Jugendzentrum<br />
Akazienweg und die Lern- und Spielstube des <strong>Sozial</strong>kritischen Arbeitskreises geleistet.<br />
Die Kirche (Paul-Gerhard-Gemeinde) ist darüberhinaus mit Kirchenbau, Pfarramt und<br />
Gemeindehaus am Paul-Gerhard-Platz vertreten. Ein Bürgerhaus wird derzeit durch<br />
Umbau des 1926 gebauten Schalthauses des Umspannwerkes am Dornheimer Weg<br />
entstehen. Spielplätze sind - vornehmlich am westlichen Waldrand gelegen - in ausreichender<br />
Zahl vorhanden. Die Versorgung mit Läden und sonstigen Dienstleistungen<br />
konzentrieren sich im Westabschnitt des Dornheimer Weges. Die dort ansässigen Ver·<br />
sorgungsbetriebe erfüllen zwar nicht alle Wünsche, jedoch trägt sich ein weitergehendes<br />
Angebot wegen der geringen Zahl der im Einzugsbereich Wohnenden nicht.<br />
Derzeit beginnt die Umstrukturierung des früher von der Bosch·fernseh-GmbH ausschließlich<br />
gewerblich genutzten Areals zwischen ESOC und Zweifalltorweg. Beabsichtigt<br />
ist nunmehr eine Mischung aus Wohnbebauung, Büros und Versorgungsbetrieben<br />
sowie freizeiteinrichtungen, wodurch sich die Versorgungssituation der Waldkolonie<br />
unter Umständen verbessern kann (vgl. Kap. 6).<br />
In der Siedlung Tann gibt es keinerlei auf das Gebiet bezogene Infrastruktur. Der dort<br />
ansässige Tierarzt, ein Tierheim und ein Hotel sind übergebietlich orientiert.
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11 6<br />
STRUKTUR DER WOHNGEBÄUDE<br />
.-;..-;..-;. D 1- 2 geschossig<br />
'l 'l _ 3- 5 geschossig<br />
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\ _ 6-10 geschossig<br />
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Flächen mit Wohngebäuden<br />
unter Denkmalschutz<br />
Einrichtunaen der Bundeswehr<br />
Panzerausbesserungswerk<br />
Kasernen<br />
Kreiswehrersatzamt<br />
Fachschule des Heeres für<br />
Erziehung und Wirtschaft<br />
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3. Bevölkerungsstruktur<br />
8<br />
Strukturdaten <strong>zur</strong> Bevölkerung haben erheblichen Aussagewert für die praktische Arbeit<br />
vor Ort. Sie lassen erste Rückschlüsse zu auf zu erwartende Bedarfe der Bevölkerung<br />
des Stadtteiles und schärfen dadurch den Blick für vertiefende Analysen.<br />
Ist beispielsweise der Anteil der über 65jährigen in einem Stadtteil dominant, kann<br />
man davon ausgehen, daß andere Bedürfnisse bei der W.ohnbevölkerung bestehen als<br />
in einem Stadtteil mit einem hohen Anteil Minderjähriger.<br />
Ähnlich verhält es sich mit dem Merkmal Nationalität. Stadtteile mit einem hohen Anteil<br />
ausländischer Bevölkerung bedürfen z.. B. anderer Angebote als Stadtteile mit ge·<br />
ringem Anteil. Im Zusammenhang mit Maßnahmen der Arbeitsförderung beispielsweise<br />
werden spezielle Vorgehensweisen erforderlich, zum Beispiel das Vorschalten<br />
von Sprachkursen, bei der Planung von Wohnraum sollten kulturspezifische Bedarfe<br />
zum Beispiel hinsichtlich der Wohnungsgröße Berücksichtigung finden.<br />
Die geschlechtsspezifische Struktur der Bevölkerung schließlich vermittelt, wenn<br />
dieses Merkmal auch noch durch andere Daten ergänzt werden kann wie Alleinerziehende<br />
und <strong>Sozial</strong>hilfebezug, ebenfalls Erkenntnisse im Hinblick auf zu erwartende<br />
Problem konstellationen.<br />
Zusammenfassend ist daher festzustellen, daß die Strukturdaten <strong>zur</strong> Bevölkerung,<br />
ergänzt durch weiterführende Daten und Analysen bei der Planung von Einrichtungen<br />
und Angeboten, insbesondere unter dem Blickwinkel von Wohnortnähe und<br />
Bürgerfreundlichkeit, von Bedeutung sind.<br />
Wie in den vorangegangenen <strong>Sozial</strong> berichten wurde die Bevölkerungsstruktur nach<br />
den Merkmalen Geschlecht, Alter und Nationalität untersucht und zu den<br />
entsprechenden Daten für das gesamte Stadtgebiet in Verhältnis gesetzt.<br />
3.1 Geschlecht<br />
In der Waldkolonie leben, entgegen der Verteilung der Geschlechter im gesamten<br />
Stadtgebiet, mehr Männer als Frauen.<br />
Mit 49,9 % liegt der Anteil der weiblichen Wohnbevölkerung um 1,9 Prozentpunkte<br />
unter dem städtischen Durchschnitt.<br />
Tab. 1<br />
Einwohner/innen im Statistischen Bezirk 240 Waldkolonie nach Geschlecht zum 31.12.1997<br />
1)<br />
Statistischer Bezirk<br />
240 Waldkolonie<br />
Gesamtstadt<br />
I) Auswertung aus dem Planungsdatensatz.<br />
männlich<br />
absolut in %<br />
1.869 50,1<br />
65.401 48,2<br />
Tabelle: Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
weiblich<br />
absolut in %<br />
1.865 49,9<br />
70.241 51,8<br />
zusammen<br />
absolut in %<br />
3.734 100<br />
135.642 100<br />
Die signifikanteste Abweichung ergibt sich in der Altersklasse 18 bis unter 40 Jahre.<br />
Den 609 Bewohnern stehen 512 Bewohnerinnen gegenüber, in Prozent ausgedrückt,<br />
54,3 % zu 45,7 %.
3.2 Alter<br />
9<br />
Die Minderjährigen in der Waldkolonie erreichen einen Anteil von 19,6 % an der<br />
Wohnbevölkerung und liegen damit um 3,4 Prozentpunkte über dem entsprechenden<br />
Wert für die Gesamtstadt (16,2 %). Maßgeblich verantwortlich hierfür ist der Ausländeranteil<br />
in diesen Altersklassen (vgl. Kap. 3.3).<br />
Tab. 2, Grafik 3<br />
Einwohner/innen im Statistischen Bezirk 240 Waldkolonie nach Alters ru<br />
Altersgruppe Einwohner/innen<br />
240 Waldkolonie<br />
o bis unter 6 Jahre<br />
6 bis unter 14 Jahre<br />
14 bis unter 18 Jahre<br />
18 bis unter 40 Jahre<br />
40 bis unter 65 Jahre<br />
65 Jahre und älter<br />
insgesamt<br />
I) Auswertung aus dem Planungsdatensatz.<br />
% Anteil<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
0-5 6 - 13<br />
männlich<br />
104<br />
155<br />
97<br />
609<br />
655<br />
249<br />
1.869<br />
.240 Waldkolonie<br />
Tabelle und Grafik: Amt rur Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
weiblich zusammen<br />
141 245<br />
150 305<br />
84 181<br />
512 1.121<br />
639 1.294<br />
339 588<br />
1.865 3.734<br />
Altersstruktur zum 31.12.1997<br />
en zum 31.12.1997 1)<br />
% Anteil im<br />
Stadtgebiet<br />
in % insgesamt<br />
6,6 5,5<br />
8,2 7,0<br />
4,8 3,7<br />
30,0 34,7<br />
34,7 31,5<br />
15,7 17,7<br />
100 100<br />
14 - 17 18 - 39 40-64 65 u. älter<br />
o Stadtgebiet insgesamt<br />
Der erhöhte Anteil an Minderjährigen rechtfertigt jedoch nicht, die Waldkolonie als<br />
einen Stadtteil mit junger Bevölkerung einzustufen, wie es zum Beispiel für Kranichstein<br />
zutrifft 5 .<br />
Berücksichtigt man zusätzlich die Altersklasse 18 bis unter 40 Jahre leben in der<br />
Waldkolonie weniger Personen dieser Geburtenjahrgänge als im städtischen Durch·<br />
schnitt (30 % zu 34,7 %).<br />
Auch der Anteil der 40jährigen und älter ist in der Waldkolonie mit 50,4 % höher als in<br />
der Gesamtstadt (49,2 %).<br />
5 <strong>Sozial</strong>bericht Kranichstein, a.a.O., S. 11 ff.
3.3 Nationalität<br />
10<br />
Mit 16,6 % der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer<br />
nicht wesentlich über dem städtischen Durchschnitt von 15,2 %.6<br />
Tab. 3, Grafik 4<br />
Ausländer/innen im Statistischen Bezirk 240 Waldkolonie nach Alters ru<br />
Altersgruppe Ausländer/innen im Stat. Bezik<br />
240 Waldkolonie<br />
o bis unter 6 Jahre<br />
6 bis unter 14 Jahre<br />
14 bis unter 18 Jahre<br />
18 bis unter 40 Jahre<br />
40 bis unter 65 Jahre<br />
65 Jahre und älter<br />
insgesamt<br />
I) Auswertun aus dem Planun sdatensatz.<br />
% Anteil<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
absolut<br />
55<br />
83<br />
35<br />
257<br />
154<br />
36<br />
620<br />
% Anteil der<br />
Altersgruppe<br />
22,4<br />
27,2<br />
19,3<br />
22,9<br />
11,9<br />
6,1<br />
16,6<br />
Ausländeranteil der Altersgruppe zum 31.12.1997<br />
0-5 6-13 14-17<br />
.240 Waldkolonie<br />
Tabelle und Grafik: Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
18 - 39 40 - 64 65 u. älter<br />
[] Stadtgebiet insgesamt<br />
en zum 31.12.1997 1)<br />
% Anteil im<br />
Stadtgebiet<br />
insgesamt<br />
Eine signifikante Abweichung zum Wert für die Gesamtstadt ergibt sich bei den ausländischen<br />
Minderjährigen. Ihr Anteil beträgt in der Waldkolonie 23,7 % und liegt damit<br />
um 4,1 Prozentpunkt oder 20 % über dem städtischen Durchschnitt von 19,6 %.<br />
Für die Bevölkerung im Stadtteil bedeutet dies, daß jeder 4. Minderjährige eine<br />
Ausländerin oder ein Ausländer ist. Dabei weist die Altersklasse 6 bis unter 14 Jahre<br />
mit 27,2 % den höchsten Ausländeranteil auf. Bei den Erwachsenen beträgt der<br />
Ausländeranteil 14,9 %, er liegt damit nur leicht über dem städtischen Durchschnitt<br />
von 14,3 %.<br />
6 AnmerkunI!: Bei dem Merkmal Nationalität lassen sich Aussagen über Anteile der Spätaussiedler nicht treffen.<br />
Diese Bevölkerungsgruppe wird von den Meldebehörden als "deutsch" erfaßt.<br />
20,5<br />
18,5<br />
20,5<br />
21,4<br />
13,0<br />
3,0<br />
15,2<br />
insg.
J<br />
11<br />
Eine Betrachtung der ausländischen Bevölkerung der Waldkolonie bezüglich ihrer Zu·<br />
sammensetzung nach Nationalitäten ergibt folgendes Bild:<br />
Tab. 4, Grafik 5<br />
Ausländer/innen im Statistischen Bezirk 240 Waldkolonie nach Nationalitäten zum 31.12.19971 )<br />
Nationalität<br />
Ausländer/innen<br />
Waldkolonie Gesamtstadt<br />
Ausländer/innen in der Waldkolonie<br />
absolut in % absolut in %<br />
Türkei 232 37,4 5.143 24,9<br />
Marokko 111 17,9 1.007 4,9<br />
Spanien 70 11,3 558 2,7<br />
Italien 62 10,0 2.526 12,3<br />
Sonstige 145 23,4 11.384 55,2<br />
insgesamt 620 100 20.618 100<br />
Italien<br />
Marokko<br />
37,4 % der im Stadtteil lebenden Ausländerinnen und Ausländer sind Türken. In ab·<br />
soluten Zahlen stellt diese ethnische Gruppe zwar den größten Anteil der ausländi·<br />
schen Bevölkerung, dennoch entsprechen die 232 Personen in der Waldkolonie nur<br />
4,5 % aller in <strong>Darmstadt</strong> lebenden Türkinnen und Türken.<br />
Bezogen auf ihre Gesamtzahl in <strong>Darmstadt</strong> stellen die Spanier und Marokkaner die<br />
Schwerpunkte in der Waldkolonie. Die 70 Spanierinnen und Spanier entsprechen 12,5<br />
% dieser Bevölkerungsgruppe (558 insgesamt), bei den Marokkanern sind es 11 %<br />
(111 von 1007).
4. Aspekte <strong>zur</strong> sozialen Lage<br />
12<br />
Anläßlich der 1992 vorgenommenen Analyse des Stadtgebietes hinsichtlich der Feststellung<br />
der Verteilung sozialer Probleme, hatte die Waldkolonie nach der Kirchtannensiedlung<br />
und Kranichstein-Süd die dritthöchste Interventionsdichte. Die Klassifizierung<br />
der Stadtteile respektive Stadtviertel wurde seinerzeit nach dem sogenannten<br />
Faktor "Administrative Intervention 7 vorgenommen. In die Berechnungen für<br />
<strong>Darmstadt</strong> flossen folgende Variablen ein:<br />
• Bedarfsgemeinschaften nach dem Bundessozialhilfegesetz, bezogen auf die jeweiligen<br />
Haushalte im Stadtteil/Stadtviertel<br />
• Täter/innen der Altersklassen 14 bis unter 21 Jahre nach dem Jugendgerichtsgesetz,<br />
bezogen auf die entsprechenden Jahrgänge im Stadtteil/Stadtviertel<br />
• Fälle der Erziehungshilfe nach dem Kinder· und Jugendhilfegesetz, ausgenommen<br />
Vollzeitpflege, bezogen auf die Jahrgänge 1 bis unter 18 Jahre im jeweiligen Stadtteil/Stadtviertel<br />
und schließlich<br />
• Fälle der Familienbetreuung, bezogen auf die Haushalte im jeweiligen Stadtteil/Stadtviertel.<br />
Alle Variablen ergaben, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, im Zeitpunkt der<br />
Untersuchungen Werte, die über dem städtischen Durchschnitt lagen.<br />
4.1 <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
Bei der Bewertung von Lebensqualität ist, neben anderen Aspekten die soziale Lage<br />
der Wohnbevölkerung eines Stadtteils/Stadtviertels von Bedeutung. Innerhalb der sozialen<br />
Lage wiederum kommt dabei den Einkommensverhältnissen besonderes Gewicht<br />
zu. In Ermangelung differenzierter Angaben über die Einkommensverteilung<br />
oder die Verteilung von Arbeitslosigkeit im Stadtgebiet wurde, wie in den Berichten<br />
zuvor, auf Daten aus der <strong>Sozial</strong>hilfe <strong>zur</strong>ückgegriffen. Diese Vorgehensweise erschien<br />
der AG <strong>Sozial</strong>planung insofern legitim, als jenseits aller Diskussionen unbestritten ist,<br />
daß die Bezieherinnen und Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt am unteren Ende<br />
der Einkommensskala anzusiedeln sind und alleine schon deswegen über weniger Lebensqualität<br />
verfügen.<br />
Die Daten aus der <strong>Sozial</strong>hilfe wurden erstmals im Amt für Einwohnerwesen, Wahlen<br />
und Statistik aufgearbeitet. Aufgrund der dort vorhandenen fachlichen Kompetenzen<br />
und eines neu entwickelten Auswertungsprogrammes waren detaillierte Aussagen <strong>zur</strong><br />
<strong>Sozial</strong>hilfedichte in der Waldkolonie und <strong>zur</strong> Struktur der dort wohnenden<br />
Bezieherinnen und Beziehern von <strong>Sozial</strong>hilfe möglich.<br />
Mit Daten der Schuldnerberatung, Daten der Jugendgerichtshilfe und Daten des<br />
Städtischen <strong>Sozial</strong>dienstes, Segment Erzieherische Hilfen, wurden die Daten aus der<br />
<strong>Sozial</strong>hilfe ergänzt in der Absicht, vermutete Zusammenhänge zwischen sozialer Teil·<br />
habe und abweichendem Verhalten zu überprüfen.<br />
7 Armut in <strong>Darmstadt</strong>, -- a.a.O., S. 18 ff
1<br />
4.1.1<strong>Sozial</strong>hilfedichte<br />
13<br />
Die <strong>Sozial</strong>hilfedichte drückt das Verhältnis der Bezieherinnen und Bezieher von <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
auf 1000 Einwohner aus. Wegen der vergleichsweise geringen Gesamtzahl<br />
wurde im Bericht ein Bezug zu jeweils 100 Bewohnern des Stadtviertels gewählt.<br />
Dabei werden nur Bezieherinnen und Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
außerhalb von Einrichtungen berücksichtigt.<br />
Die Zuordnung der <strong>Sozial</strong>hilfedichte zu Blocks wiederum ermöglicht eine Aussage<br />
über die Verteilung bzw. Konzentration von <strong>Sozial</strong>hilfeempfänger/innen im Wohngebiet.<br />
In der Waldkolonie erhielt jede/jeder 18. Bewohner/in <strong>Sozial</strong>hilfe. Dies entspricht<br />
5,5 %. Damit liegt das Wohngebiet exakt im städtischen Durchschnitt (5,5 %).<br />
Die Verteilung innerhalb des Wohngebietes weist deutliche Konzentrationen auf. Von<br />
insgesamt 207 <strong>Sozial</strong>hilfeempfänger/innen wohnten 189 im Block 240020 (Akazien·<br />
weg/Gehaborner Weg) und Block 240080 (Michaelisstraße). Die <strong>Sozial</strong>hilfedichte im<br />
übrigen Wohngebiet lag unterhalb von 1 %. (vgl. Grafik 6)<br />
Für die Waldkolonie insgesamt gilt daher:<br />
Mit Ausnahme der beiden genannten Blocks ist die ermittelte <strong>Sozial</strong>hilfedichte für<br />
die Waldkolonie insgesamt kein Indikator für geminderte Lebensqualität.<br />
Aufgrund von Faktoren, die außerhalb des Wohngebietes liegen, ist inzwischen in der<br />
Waldkolonie eine relative Konsolidierung eingetreten, die den gesamten Stadtteil als<br />
dem städtischen Durchschnitt entsprechend klassifiziert.<br />
Am Beispiel der <strong>Sozial</strong>hilfedichte läßt sich dies am besten verdeutlichen. Zum Stichtag<br />
30.06.1995 wohnten in der Waldkolonie 223 Empfänger/innen von <strong>Sozial</strong>hilfe.<br />
Dies entsprach einer <strong>Sozial</strong>hilfedichte von 5,7 %. Die <strong>Sozial</strong>hilfedichte im städtischen<br />
Durchschnitt betrug 4,7 %.<br />
Zum Stichtag 31.12.1997 wohnten - absolut betrachtet - nur unwesentlich weniger<br />
<strong>Sozial</strong>hilfeempfänger/innen in der Waldkolonie, nämlich 207. Bei abnehmender<br />
Wohnbevölkerung (von 3.892 Personen zum 30.06.1995 auf 3.734 Personen) beträgt<br />
die <strong>Sozial</strong>hilfedichte jetzt 5,5 %. Gleichzeitig ist die <strong>Sozial</strong>hilfedichte der Gesamtstadt<br />
von 4,7 % auf 5,5 % angestiegen, wodurch der Wert in der Waldkolonie exakt dem<br />
städtischen Durchschnitt entspricht.<br />
Die Veränderung hat sich also nicht im Wohngebiet ergeben, sondern liegt in allgemeinen,<br />
externen Faktoren wieder generelle Zunahme der <strong>Sozial</strong>hilfedichte begründet.
<strong>Sozial</strong>hilfedichte<br />
Extrem hoch<br />
Gi(lS\81'1'jlQ<br />
km1<br />
S\ED\..UNG TANN<br />
schneise<br />
Weg<br />
"<br />
'"j<br />
~<br />
.
,<br />
I<br />
4.2 Struktur der Empfängerinnen und Empfänger von <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
15<br />
Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit wurden die Strukturdaten <strong>zur</strong> <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
analog den Bestandsdaten <strong>zur</strong> Bevölkerung gegliedert.<br />
4.2.1 Geschlecht<br />
Wie in Kapitel 3.1 festgestellt, leben in der Waldkolonie mehr Männer als Frauen.<br />
Dieses Verhältnis ist bei den Bezieherinnen und Beziehern von <strong>Sozial</strong>hilfe umgekehrt.<br />
Mit einem Anteil von 58,5 % liegt der Anteil der Frauen im <strong>Sozial</strong>hilfebezug deutlich<br />
über den Frauenanteil an der Wohnbevölkerung (49,9 %). Ihr Anteil ist auch höher als<br />
der entsprechende Wert für die Gesamtstadt (55,4 %).<br />
Tab. 5<br />
<strong>Sozial</strong>hilfeempf. im Stat. Bezirk 240 Waldkolonie nach Geschlecht zum 31.12.1997 1)<br />
Statistischer Bezirk männlich weiblich zusammen<br />
absolut in % absolut in % absolut in %<br />
240 Waldkolonie<br />
Gesamtstadt<br />
86<br />
3.323<br />
41,5<br />
44,6<br />
121<br />
4.132<br />
I) Empf. von Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtunl!:en (AuswertunI!: aus PROSOZ)<br />
Tabelle: Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
4.2.2 Alter<br />
Die Altersstruktur der Bezieherinnen und Bezieher von <strong>Sozial</strong>hilfe weist im Vergleich<br />
zum städtischen Durchschnitt keine gravierenden Abweichungen auf. Zudem sind die<br />
absoluten Zahlen innerhalb der einzelnen Altersklassen zu gering, um statistisch signifikante<br />
Aussagen zu treffen. Mit dieser Einschränkung gilt: Innerhalb der einzelnen<br />
Altersklassen liegen die Werte der Waldkolonie mit Ausnahme der Altersklasse 40 bis<br />
65 Jahre und älter in ihrer Tendenz unterhalb des städtischen Durchschnitts.<br />
Tab. 6<br />
<strong>Sozial</strong>hilfeempfänger/innen im Stadtteil 240 Waldkolonie nach Altersgruppen zum 31.12.1997 1 )<br />
Altersgruppe<br />
<strong>Sozial</strong>hilfe- I Einwohner/<br />
<strong>Sozial</strong>hilfeempf.<br />
empfänger/<br />
innen 2)<br />
auf 100 Einw.<br />
o bis unter 6 Jahre<br />
innen<br />
34<br />
245<br />
im Bezirk<br />
13,9<br />
Gesamtstadt<br />
14,4<br />
6 bis unter 14 Jahre<br />
25<br />
305<br />
8,2 11,6<br />
14 bis unter 18 Jahre<br />
12<br />
181<br />
6,6 9,3<br />
18 bis unter 40 Jahre<br />
53<br />
1.121<br />
4,7 5,5<br />
40 bis unter 65 Jahre<br />
67<br />
1.294<br />
5,2 3,9<br />
65 Jahre und älter<br />
16<br />
588<br />
2,7 2,3<br />
insgesamt<br />
207<br />
3.734<br />
5,5 5,5<br />
I) Empf. von Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen (Auswertung aus PROSOZ)<br />
2) Auswertung aus dem Planungsdatensatz<br />
Tabelle: Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
58,5<br />
55,4<br />
207<br />
7.455<br />
100<br />
100
4.2.3 Nationalität<br />
16<br />
Der Ausländeranteil an den <strong>Sozial</strong>hilfeempfängerinnen und -empfängern beträgt 15,5<br />
%. Damit liegt er nicht nur unterhalb des Ausländeranteils an der Wohnbevölkerung,<br />
sondern auch deutlich unter dem Wert für die Gesamtstadt (32,9 %). Der Grund hier·<br />
für ist - statistisch betrachtet - der Akazienweg / Gehaborner Weg mit hoher <strong>Sozial</strong>·<br />
hilfedichte aber geringem Ausländeranteil an der dort lebenden Bevölkerung.<br />
Tab. 7<br />
<strong>Sozial</strong>hilfeempf. im Stat. Bezirk 240 Waldkolonie nach Nationalität zum 31.12.1997 I)<br />
Statistischer Bezirk Deutsch Ausländer/innen<br />
absolut in % absolut in %<br />
240 Waldkolonie<br />
Gesamtstadt<br />
175<br />
4.999<br />
84,5<br />
67,1<br />
32<br />
2.456<br />
1) Empf. von Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen (Auswertung aus PROSOZ)<br />
Tabelle: Amt fllr Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
4.3 Schuldnerberatung<br />
I<br />
I<br />
i<br />
15,51<br />
32,9!<br />
zusammen<br />
absolut in %<br />
Die Daten der Schuldnerberatung berücksichtigen naturgemäß nur die Personen, die<br />
vorgesprochen haben. Sie entsprechen daher wegen einer vermutlich hohen Dunkel·<br />
ziffer nicht dem tatsächlichen Umfang der überschuldeten Haushalte in <strong>Darmstadt</strong>.<br />
Bei der Annahme, daß für alle Stadtteile von ähnlich hohen Dunkelziffern ausgegangen<br />
werden kann, liegt der Wert für die Waldkolonie unterhalb des Wertes für die Gesamt·<br />
stadt.<br />
Ebenso wie bei der <strong>Sozial</strong>hilfedichte gilt für die Waldkolonie:<br />
Der ermittelte Umfang überschuldeter Haushalte ist kein Indikator für besonders<br />
gravierende soziale Problemlagen im Vergleich <strong>zur</strong> Gesamtstadt.<br />
Tab. 8<br />
Überschuldete Ratsuchende 1997 I)<br />
Statistischer Bezirk<br />
240 Waldkolonie<br />
Gesamtstadt<br />
Betroffene<br />
27<br />
1.326<br />
1) Quelle: Schuldnerberatung der <strong>Sozial</strong>verwaltung, Auswertung Stand 31.12.1997.<br />
EinwoluJ~ 2)<br />
3.734<br />
135.642<br />
Personen, die nicht mehr in der Lage sind ihren Zablungsverpflichtungen in einer _ •• Gläubigem akzeptablen<br />
Weise nachzukommen, gelten als überschuldet.<br />
2) Auswertung aus dem Planungsdatensatz zum 31.12.1997.<br />
Tabelle: Amt fllr Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
207<br />
7.455<br />
Betroffene auf 1000<br />
Einwohner/innen<br />
7,2<br />
9,8<br />
100<br />
100
")<br />
1<br />
4.4 Jugendkriminalität und Erzieherische Hilfen<br />
17<br />
Der Umfang der Jugendkriminalität in einem Stadtteil, abgeleitet vom Wohnort der<br />
Täterinnen und Täter, ist ebenso wie das Ausmaß erzieherischen Handlungsbedarles,<br />
abgeleitet von geleisteten Erzieherischen Hilfen, ein Hinweis auf verminderte Zugangschancen<br />
der Zielgruppen.<br />
Seiden Indikatoren liegt folgende Annahme zugrunde: je geringer die soziale Integration,<br />
um so größer die Wahrscheinlichkeit für abweichendes Verhalten. Der AG <strong>Sozial</strong>planung<br />
ist durchaus bewußt, daß weitere Indikatoren wie z. S. schulisches Verhalten<br />
oder Freizeitaktivitäten hätten untersucht werden müssen, um Aussagen über Zu.<br />
gangschancen treffen zu können. Dies war jedoch aus Gründen der Datenlage und den<br />
personellen Kapazitäten nicht möglich.<br />
Neben dieser Einschränkung ist darüberhinaus zu berücksichtigen, daß die Größenordnung<br />
der vorhandenen Daten in absoluten Zahlen zu gering war, um statistisch<br />
gesicherte Aussagen zu treffen. Im Sinne von Tendenzen besitzt das vorliegende Datenmaterial<br />
jedoch eine Aussagekraft.<br />
Unter diesen Aspekten gilt für die Waldkolonie:<br />
Die Dichte der Jugendkriminalität und der Erzieherischen Hilfen ergibt keine Hinweise<br />
auf erhöhten Handlungsbedarf im Stadtteil, beide Indikatoren liegen im<br />
städtischen Durchschnitt.<br />
Tab. 9 und 10<br />
Verurteilte Jugendliche/Heranwachsende im Jahr 1997<br />
Statistischer Bezirk Verurteilte Jugendl./Heranw. im Alter<br />
240 Waldkolonie<br />
Gesamtstadt 2)<br />
1) Auswertung aus dem Planungsdatensatz<br />
2) In Hauptverhandlung Verurteilte mit Wohnsitz in <strong>Darmstadt</strong><br />
Tabelle: Amt rür Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
Erzieherische Hilfen zum 31.12.1997 1 )<br />
Statistischer Bezirk Betroffene<br />
240 Waldkolonie<br />
Gesamtstadt<br />
Täter/innen von 14 bis unter 21 Jahre 1)<br />
11 297<br />
308 9.042<br />
13<br />
400<br />
Täter/innen auf 1000<br />
Jugendl./Heranw.<br />
37,0<br />
34,1<br />
Bevölkerung im Alter von Betroffene auf 1000 der<br />
von 0 bis unter 21 Jahre 2) entsprechenden<br />
Geburtenjahrgänge<br />
847 15,3<br />
26.005 15,4<br />
1) Berücksichtigt wurden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 0 bis unter 21 Jahren, die sich zum Stichtag<br />
31.12.1997 in Maßnahmen der Erzieherischen Hilfen, gern. § 27 ff. KJHG, befanden.<br />
2) Auswertung aus dem Planungsdatensatz<br />
Tabelle: Amt rür Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik
4.5 Akazienweg/Gehaborner Weg<br />
18<br />
Das sogenannte Schlichtbauwohngebiet ist eine Obdachlosensiedlung inmitten des in<br />
der Waldkolonie gelegenen Industrie· und Gewerbegebietes. Es ist umgeben von<br />
Hauptverkehrsstraßen und Bahngelände und dadurch vom übrigen Stadtteil geographisch<br />
und sozial isoliert.<br />
Das Wohngebiet entstand nach Kriegsende, um Flüchtlingen, Ausgebombten, Kriegs·<br />
heimkehrern oder sonstigen Wohnungssuchenden provisorisch Unterkunft zu gewäh·<br />
ren. Dabei fanden die dort vorhandenen Stall· und Verwaltungsgebäude der ehemaligen<br />
Schweinezuchtanstalt des nationalsozialistischen "Winterhilfswerkes" ebenso<br />
Verwendung, wie Gefangenenbaracken auf dem Bahnhofsgelände südlich des Akazienweges.<br />
Diese, als Notmaßnahme erfolgte Einquartierung wurde beendet, nachdem<br />
der größte Teil der Betroffenen in städtische Wohngebiete, u. a. auch in die<br />
Waldkolonie, integriert und die ehemaligen Barackenlager auf dem Bahngelände auf·<br />
gelöst werden konnten.<br />
Neben der Umsiedlung der Erstbewohner erfolgte jedoch etappenweise auch ein<br />
Ausbau der "Sauställe", um Bewohnerinnen und Bewohner aus den Notunterkünften<br />
aufzunehmen, die an anderen Standorten innerhalb <strong>Darmstadt</strong>s aufgelöst wurden.<br />
Darunter waren Bewohnerinnen und Bewohner aus der ehemaligen Munitionsfabrik<br />
"Muna" in Eberstadt-Süd, aus Baracken an der Windmühle, aus dem aufgelösten<br />
Baracken- und Wohnwagenlager auf dem Bahnhofsgelände und nicht zuletzt aus dem<br />
Darmstädter Umland.<br />
1952-1958 wurden zwei- bis dreigeschossige Mauerwerksbauten errichtet, eine Erweiterung<br />
des "Obdachlosenquartiers" um rund 100 abgeschlossene Wohneinheiten.<br />
1966 folgte das Gemeinschaftshaus, mit Räumen für die Ev. Stadtmission und hauptamtliche<br />
Hausverwaltung, insbesondere aber mit Wannenbädern, als Ausgleich für die<br />
fehlenden Sanitäreinrichtungen in den Wohnungen.<br />
1967 wurde dann die Kapelle der Marien·Schwestern gebaut, die bereits seit 1948/49<br />
sozial-missionarisch im Wohngebiet tätig waren.<br />
Am Gehaborner Weg erfolgte erst zwischen 1969 und 1971 der Abriß von vier als baufällig<br />
bezeichneten Unterkunftsbaracken. An ihrer Stelle wurden 3· bis 4geschossige<br />
sogenannte Laubengangbauten errichtet.<br />
Die baulichen Maßnahmen nach 1971 bestanden im wesentlichen darin, die von Be·<br />
ginn an aufgetretenen baulichen Mängel der Laubengangbauten zu beheben und die<br />
Mauerwerksbauten schrittweise zu renovieren.<br />
Die höchste Siedlungsdichte im Akazienweg/Gehaborner Weg (Baublock 240020) be·<br />
stand 1961 mit insgesamt ca. 1.700 Personen. Sie wurde kontinuierlich abgebaut und<br />
betrug nur noch 572 Personen im Jahr 1975 und 373 Personen 19868.<br />
Zum Stichtag 31.12.1997 wohnten noch 343 Personen im Akazienweg/Gehaborner<br />
Weg.<br />
Am 21.01.<strong>1998</strong> hat der Magistrat der Stadt <strong>Darmstadt</strong> nunmehr die Sanierung und<br />
Modernisierung des Wohngebietes beschlossen und gleichzeitig einen Sanierungsbe·<br />
auftragten bestellt.<br />
8 Quelle: <strong>Sozial</strong>e Brennpunkte in Dannstadt, <strong>Sozial</strong>bericht <strong>zur</strong> Sanierung, Band n. Gisela Schuler-Wallner,<br />
Institut Wohnen und Umwelt, Oktober 1988
1 [<br />
1 r<br />
.'Y I<br />
4.5.1 Bewohnerstruktur<br />
19<br />
Die Verteilung des Merkmales Geschlecht entspricht der Verteilung für die gesamte<br />
Waldkolonie. Auch im Akazienweg/Gehaborner Weg leben mehr Männer als Frauen<br />
(177 zu 166). Deutliche Unterschiede treten bei der Zusammensetzung nach Alter auf.<br />
Tab. 11, Grafik 7<br />
Einwohner/innen im Akazienwe<br />
Altersgruppe<br />
o bis unter 18 Jahre<br />
18 bis unter 40 Jahre<br />
40 bis unter 65 Jahre<br />
65 Jahre und älter<br />
insgesamt<br />
I) Auswertung aus dem Planungsdatensatz.<br />
% Anteil<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
männlich<br />
47<br />
67<br />
53<br />
10<br />
177<br />
o - 17 18 - 39<br />
50<br />
51<br />
54<br />
11<br />
166<br />
Altersstruktur zum 31.12.1997<br />
111Akazienweg/Gehabomer Weg<br />
Tabelle und Grafik: Amt ftlr Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
40 - 64<br />
in%<br />
oWaldkolonie<br />
28,3<br />
34,4<br />
31,2<br />
6,1<br />
100<br />
Anteil in<br />
der Waldkolonie<br />
in%<br />
19,6<br />
30,0<br />
34,7<br />
15,7<br />
100<br />
65 u. älter<br />
Im sozialen Brennpunkt ist der Anteil der Minderjährigen nochmals deutlich höher als<br />
der ohnehin schon hohe Anteil der Minderjährigen in der Waldkolonie insgesamt. Mit<br />
28,3 % liegt er um 8,7 Prozentpunkte oder 44,4 % über dem Wert der für die Wald·<br />
kolonie insgesamt ermittelt wurde.<br />
Auch die Altersklasse 18 bis unter 40 Jahre ist im Akazienweg/Gehaborner Weg stär·<br />
ker vertreten als im übrigen Wohngebiet.<br />
Die markanteste Abweichung ergibt sich bei der Altersklasse 65 Jahre und älter. Sie<br />
beträgt in der Waldkolonie insgesamt 15,7 % (Gesamtstadt 17,7 %), im Akazienweg/Gehaborner<br />
Weg jedoch nur 6,1 % .<br />
Die Bevölkerung im Akazienweg/Gehaborner Weg ist deutlich jünger als die Bevölkerung<br />
des gesamten Stadtteils, aber auch jünger als im städtischen Durchschnitt.<br />
Die Zusammensetzung der Bewohnerschaft nach Nationalität weist ebenfalls signifikante<br />
Unterschiede auf.<br />
In der Waldkolonie beträgt der Ausländeranteil 16,6 %, im Akazienweg/Gehaborner<br />
Weg dagegen nur 3,5 % (Gesamtstadt 15,2 %).
4.5.2 Lebensverhältnisse<br />
20<br />
Bei dem Versuch, die Lebensbedingungen der Bewohnerschaft im Akazien·<br />
weg/Gehaborner Weg zu erfassen und zu beschreiben, bildeten die Gespräche mit<br />
dem Sanierungsbeauftragten und dem Hauptamtlichentreff die wichtigsten Quellen.<br />
Ebenso floßen Aussagen der übrigen Befragten ein, sofern sie den <strong>Sozial</strong>en Brenn·<br />
punkt betrafen.<br />
Auf Differenzierungen anhand der <strong>Sozial</strong>hilfedaten wurde wegen der zu geringen Ge·<br />
samtgröße und den dadurch möglichen Fehlerquellen weitgehend verzichtet.<br />
Allgemein ergaben die Daten der <strong>Sozial</strong>hilfe, daß von den insgesamt 343 Bewoh·<br />
nerinnen und Bewohner 118 <strong>Sozial</strong>hilfe -bezogen. Dies entspricht einer <strong>Sozial</strong>hilfedichte<br />
von 34,4 % und belegt unter dem Aspekt Einkommen eine geminderte Le·<br />
bensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner.<br />
Von den 118 Personen waren 45 minderjährig. Bezogen auf die 97 im Wohngebiet<br />
lebenden Minderjährigen entspricht dies 46,4 %, d. h. beinahe jede/jeder zweite<br />
Minderjährige erhielt Hilfe zum Lebensunterhalt.<br />
Die Versorgung des Wohngebietes mit sozialen Einrichtungen wird vom Hauptamt·<br />
lichentreff als gut bezeichnet. Die unmittelbar im Brennpunkt gelegene Kindertagesstätte<br />
unter der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt verfügt über 30 Kindergarten· und<br />
30 Hortplätze; das Platzangebot deckt die Nachfrage 9 . Es wird berichtet, daß die Kindergartenkinder<br />
bei ihrer Aufnahme häufig Entwicklungsrückstände aufweisen. Nach<br />
Absprache zwischen den Einrichtungen werden in der Kindertagesstätte Akazienweg<br />
Hortkinder bis zum 4. Schuljahr aufgenommen. Die Älteren werden im Kinder· und<br />
Jugendhaus Akazienweg betreut.<br />
Das städtische Kinder- und Jugendhaus liegt ebenfalls im Wohngebiet. Einen Arbeits·<br />
schwerpunkt bildet die Hausaufgabenbetreuung von Kindern im Hauptschulalter,<br />
einen weiteren Schwerpunkt die Freizeitgestaltung. Darüberhinaus wird vielfältige Ein·<br />
zelfallhilfe geleistet, die sich jedoch keineswegs auf Jugendliche beschränkt. Vielmehr<br />
werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinder- und Jugendhauses häufig<br />
auch von Erwachsenen in Anspruch genommen und fungieren dabei als Schnittstelle<br />
zwischen Verwaltung und Wohngebiet. Bedauerlicherweise sei es weder dem Kinder·<br />
und Jugendhaus noch der Kindertagesstätte gelungen. Kinder und Jugendliche aus der<br />
übrigen Waldkolonie in ihre Einrichtungen zu integrieren.<br />
Der Städtische <strong>Sozial</strong>dienst hält in 14tägigem Turnus bzw. nach Vereinbarung,<br />
Sprechstunden vor Ort ab. Hierfür nutzt er das Büro der Interessengemeinschaft Aka·<br />
zienweg. Der <strong>Sozial</strong>dienst im Wohngebiet ist jedoch nicht im Sinne von Gemeinwe·<br />
senarbeit tätig, er leistet überwiegend Einzelfallhilfe.<br />
Ein weiteres soziales Angebot wird von Pro Familia vorgehalten. Einmal im Monat<br />
führt die Mitarbeiterin von Pro Familia Schwangerschaftsberatung im Gemeinschafts·<br />
haus durch. Stark nachgefragt sei die kostenlose Vergabe von Verhütungsmitteln.<br />
9 Anmerkung: Die Kindertagesstätte wird ausschließlich von KiDdcm.os dem <strong>Sozial</strong>en ~<br />
~- .•...uIct genutzt.<br />
Den 20 Kindern der Altersklasse 3 bis 6,5 Jahren stehen ebenso 30 PIitze <strong>zur</strong> Verfiigung wie den 24 Kindern im<br />
Hortalter. Diese Überkapazitäten können, solange die Nachftage _ der übrigen Waldkolollic .usbleibt, für den<br />
Stadtteil insgesamt nicht genutzt werden. Die Standortprobl~ W,"IIimt, im ZUSllllm- • "6 mit dem<br />
erwarteten Zuwachs an Kindern durch das Projekt Weststadt, ft,AiI.I:'1Je Bedeutung.
21<br />
Auch die Ev. Stadtmission ist im Akazienweg/Gehaborner Weg präsent. Die Zielgruppe<br />
ihrer wöchentlichen sogenannten Jungschararbeit sind die 7- bis 12jährigen.<br />
Ende der GOer Jahre entstand die Interessengemeinschaft Akazienweg (IGA). Ziel<br />
dieser Bewohnervertretung war und ist die Anliegen des Wohngebietes bei Behörden<br />
und Gremien <strong>zur</strong> Geltung zu bringen. Die IGA verfügt über eigene Geschäftsräume im<br />
Akazienweg 11.<br />
An sozialen Einrichtungen hat das Wohngebiet darüberhinaus ein Gemeinschaftshaus<br />
im Akazienweg 11a, einen unmittelbar vor dem Kinder- und Jugendhaus gelegenen<br />
"Bolzplatz" und einen, erst kürzlich mit neuen Geräten versehenen, Spielplatz. Im<br />
Gemeinschaftshaus ist auch der hauptamtliche Hausmeister (Bewohner) unterge·<br />
bracht.<br />
Ähnlich wie in der übrigen Waldkolonie wird die weitere Infrastruktur als lückenhaft<br />
beschrieben. Außer einem kleinen Lebensmittelgeschäft im Akazienweg 9 sind keine<br />
sonstigen privaten Dienstleistungen wie Arzt, Post, Bank etc. vorhanden, so daß auch<br />
die Bewohnerschaft des Akazienweg/Gehaborner Weg in die Innenstadt ausweichen<br />
muß.<br />
Die Wohnbevölkerung des <strong>Sozial</strong>en Brennpunktes habe stetig abgenommen und sich<br />
auch bezüglich ihrer Struktur verändert. Früher hätten einige wenige "Familienclans"<br />
das Wohngebiet dominiert und ihre Interessen zum Teil mit Brachialgewalt versucht<br />
durchzusetzen. Mittlerweile seien die Clans infolge von Durchmischung eher Groß·<br />
familien vergleichbar, das Wohngebiet sei deutlich ruhiger geworden.<br />
Zuzug von "Fremden" erfolge kaum. Wenn Zuzug von Außen handele es sich überwiegend<br />
um "Ehemalige" des Akazienweg/Gehaborner Weg, die aus unterschiedlichen<br />
Gründen <strong>zur</strong>ückkehrten. Auffällig sei, daß die Bewohnerschaft durchaus über Außen·<br />
kontakte verfüge, jedoch in eingleisiger Weise aus dem Wohngebiet heraus, nicht<br />
wechselseitig.<br />
Positiv bewertet wird die enge Bindung an die Herkunftsfamilie, die zwar den Verbleib<br />
im Wohngebiet fördere, gleichzeitig aber eine ideelle und materielle gegenseitige Hilfe<br />
begründe. Dies führe zu Verhaltenssicherheit, erschwere aber Einflüsse von Außen.<br />
Ein Ärgernis sei das äußere Erscheinungsbild der Siedlung. Neben zum Teil "wilden"<br />
Schrottdeponien seien viele Häuser sanierungs- und reparaturbedürftig. Alleine der<br />
äußere Eindruck trage wesentlich <strong>zur</strong> Stigmatisierung des Wohngebietes bei. Der<br />
schlechte Ruf des Brennpunktes, der in der Vergangenheit begründet gewesen sein<br />
mag, entbehre heute einer Rechtfertigung. Etwa ein Drittel der Bewohnerschaft stehe<br />
in versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen, ein weiteres Drittel sichere ohne<br />
staatliche Hilfe seinen Lebensunterhalt mit und im Umfeld von "Schrotteln" und das<br />
letzte Drittel beziehe <strong>Sozial</strong>hilfe.<br />
Der Anteil an Sonderschülerinnen und -schüler nehme ab, gleichzeitig sei eine<br />
Zunahme an Ausbildungsverhältnissen zu verzeichnen. Einschränkend sei jedoch zu<br />
bemerken, daß die Ausbildungen häufig nicht zu Ende geführt würden bzw. keine<br />
berufliche Fortsetzung fänden. Dies hänge möglicherweise mit dem<br />
Erziehungsverhalten der Eltern und deren Vorbildfunktion zusammen, wenn<br />
beispielsweise vorgeführt werde, daß mit "Schrotteln" viel Geld zu verdienen sei.<br />
Schülerinnen und Schüler aus dem Wohngebiet besuchen zunehmend weiterführende<br />
Schulen.
~----- ~ ~ -~ ~--- - - - _ ..... --<br />
22<br />
Die Jugendkriminalität sei im Vergleich lU früher kein Thema mehr. Dies gelte für den<br />
Bereich illegaler Drogen ebenso wie für Sachbeschädigungen und Kellereinbrüche, die<br />
in der Vergangenheit große Probleme bereitet hätten. Auch die Gewaltbereitschaft<br />
habe sich eher auf die verbale Ebene verlagert. Überhaupt sei festzustellen, daß die<br />
sozialen Kontrollen im Wohngebiet besser funktionieren.<br />
Aus Sicht der Befragten sind, trotz der erkennbaren positiven Veränderungen, auch<br />
besorgniserregende Entwicklungen festzuhalten. Hierbei spiele der Alkoholmißbrauch<br />
von Jugendlichen eine besondere Rolle. Anläßlich ·sogenannter "Kellerfeste" werde<br />
Alkohol im Übermaß konsumiert und dies von den Erwachsenen bagatellisiert oder<br />
kaum <strong>zur</strong> Kenntnis genommen. Auf diesem Hintergrund seien pädagogische Interventionen<br />
der Fachkräfte des Kinder- und Jugendhauses wenig effektiv.<br />
Der Hauptamtlichentreff bemängelt ferner das Fehlen von Frauen- und Mädchenarbeit<br />
im Wohngebiet. Entsprechender Bedarf sei vorhanden. Überhaupt werde die Erwachsenenarbeit<br />
vernachlässigt, die einzelfallübergreifenden sozialen Angebote richten sich<br />
hauptsächlich an Kinder- und Jugendliche. Mit dem wenig genutzten Gemeinschaftshaus<br />
seien zumindest die räumlichen Voraussetzungen für eine <strong>Sozial</strong>arbeit mit Erwachsenen<br />
gegeben.<br />
4.5.3 Perspektiven der Sanierung<br />
In der Vergangenheit wurden wiederholt diverse Anläufe für umfassende Sanierungsmaßnahmen<br />
innerhalb des Wohngebietes unternommen, deren Realisierung jedoch<br />
bisher scheiterte.<br />
Gründe hierfür waren zum einen die Einschätzung, das Wohngebiet sei wegen seiner<br />
Randlage und seinen Versorgungsdefiziten für Wohnnutzung wenig geeignet, zum anderen<br />
sei es wegen den negativen sozialen Entwicklungstendenzen<br />
erhaItenswert.<br />
längerfristig nicht<br />
Mittlerweile ist ein Wechsel in den Einschätzungen erfolgt. Eine Auflösung des Wohngebietes<br />
hätte für die dort über Jahre ttinweg gewachsenen sozialen und familiären<br />
Bindungen fatale Folgen. Großfamilien mit mehreren Generationen möchten nach Einschätzung<br />
des Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Akazienweg/Gehaborner Weg<br />
das Wohngebiet nicht verlassen; u. a. ist die gegenseitige Hilfe in Notfällen hier beispielgebend.<br />
Nach den bisherigen Erfahrungen und den vielen persönlichen Kontakten<br />
mit Bewohnerinnen und Bewohner teilt der Sanierungsbeauftragte diese Auffassung.<br />
Auch das inzwischen gut funktionierende, umfangreiche .,soziale Netz" hat zu einer<br />
Entspannung der einstmals problematischen Situation geführt. Das Netz besteht unter<br />
anderem aus dem Städtischen <strong>Sozial</strong>dienst, Jugendzentrum, dem Kindergarten der<br />
Arbeiterwohlfahrt, den Marien-Schwestern, der städtischen Hausverwaltung vor Ort,.<br />
Einsatz der städt. Beschäftigungsförderung bei der Renovierung und Instandsetzung<br />
von Wohnungen und der Außenanlagen, Einzelveranstaltu.Em wie z. B. regelmäßige<br />
Mütterfrühberatung. Wünschenswert wäre aus Sicht des Sanierungsbeauftragten,<br />
nunmehr mit der Integration in den Stadtteil "Waldkolonie M<br />
zu beginnen und durch<br />
flankierende Maßnahmen die Isolation der Bewohnerinnen und Bewohner zu<br />
verringern.<br />
Insofern war es nur folgerichtig, daß sich die Stadt nunmehr konkret dazu entschlossen<br />
hat, das Wohngebiet umfassend zu sanieren. Hierzu gehören u.a.:<br />
• eine umfassende Neugestaltung der Wohngebäude und Anpassung an den-Standard<br />
des sozialeo Wohnungsbaus durch neue, bedarfsorientierte Grundrißaufteilung<br />
der Wohnungen, Einbau von Bädern in jede Wohnung, ordnungsgemäße und<br />
sichere Heizungsanlagen u.v.m.
23<br />
• eine Neukonzeption und Neuanlage der Außenanlagen mit der Schaffung von Gärten,<br />
Grünanlagen, Spielplätzen, aber auch geordneten Parkplätzen.<br />
Im Jahr 1999 soll mit der Sanierung der Gebäude Akazienweg 33 - 35 + 37 - 39 begonnen<br />
werden. Planungsaufträge sind erteilt, die erforderlichen Mittel in Höhe von<br />
ca. 3 Mio DM werden etatisiert, das Land beteiligt sich mit einem Darlehen. Die<br />
Familien wurden in die einzelnen Planungsschritte miteingebunden, die notwendigen<br />
Umzüge innerhalb des Wohngebietes sind ebenfalls in die Wege geleitet.<br />
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
der einzelnen Bewohnerinnen und Bewohner und der IG Akazienweg<br />
mit den städtischen Ämtern und dem Sanierungsbeauftragten.<br />
Abschließend muß auf das Problem der in dem Wohngebiet seit Jahrzehnten ansässi·<br />
gen gewerbsmäßigen "Schrottier" hingewiesen werden, ohne dessen Lösung eine umfassende<br />
Sanierung auf Dauer unmöglich erscheint. Es ist geplant, den "Schrottlern",<br />
deren Zustimmung vorliegt, ein städtisches Gelände außerhalb des Wohngebietes <strong>zur</strong><br />
Verfügung zu stellen. Allerdings fehlt es noch an geeigneten Grundstücken.
5. Einschätzungen <strong>zur</strong> sozialen lage der Wohnbevölkerung<br />
5.1 Methodisches Vorgehen<br />
24<br />
Wie bereits im <strong>Sozial</strong>bericht Kranichstein erfolgreich praktiziert, wurde auch in der<br />
Waldkolonie eine sogenannte "Expertenbefragung" durchgeführt.<br />
Dieser methodische Ansatz beruht auf der Überzeugung, daß die von den Expertinnen<br />
und Experten getroffenen Einschätzungen ein realistisches Bild der sozialen Wirklichkeit<br />
des Stadtviertels wiedergeben, da sie auf oftmals langjährigen Erfahrungen aus<br />
der Alltagsarbeit beruhen. Als Experten betrachtete die AG <strong>Sozial</strong>planung hauptamtlich<br />
tätige Fachkräfte sozialer Einrichtungen vor Ort. Erschwerend war, daß anders als<br />
im Wohngebiet Akazienweg/Gehaborner Weg (Hauptamtlichentreff), die sozialen<br />
Fachkräfte in der übrigen Waldkolonie bisher über keine Arbeitsstrukturen verfügen,<br />
um über einzelfallbezogene Kontakte hinaus die sozialen Belange des Wohngebietes in<br />
ihrer Gesamtheit zu besprechen.<br />
Durch Vermittlung des Städtischen <strong>Sozial</strong>dienstes wurden zunächst die für die<br />
"übrige" Waldkolonie zuständigen Fachkräfte interviewt. Im Einzelnen waren es Mitarbeiter/innen<br />
der lern- und Spielstube, der Kindertagesstätte Paul-Gerhardt-Gemeinde,<br />
der Kindertagesstätte Waldkolonie und der Kinder- und Jugendarbeit Paul-<br />
Gerhardt-Gemeinde. Zusätzlich wurden noch der Pfarrer der Paul-Gerhardt-Gemeinde<br />
und die Schulleiterin der Käthe-Kollwitz-Schule befragt.<br />
Der Besonderheit des <strong>Sozial</strong>en Brennpunktes Akazienweg/Geharborner Weg Rechnung<br />
tragend, erfolgten gesonderte Gespräche mit den im Hauptamtlichentreff organisierten<br />
Fachkräften, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kindertagesstätte<br />
Akazienweg, des Jugendzentrums Akazienweg und abermals Städtischer <strong>Sozial</strong>dienst.<br />
Die Ergebnisse dieser Gespräche sind im Kapitel 5.2 niedergelegt.<br />
Die Befragungen bezogen sich auf folgende Bereiche:<br />
• Wohnbevölkerung und Infrastruktur<br />
• Wohnbevölkerung und <strong>Sozial</strong>struktur<br />
• Schule<br />
• Familie<br />
• Einkommen und Wohnen<br />
• Abweichendes Verhalten<br />
5.2 Wohnbevölkerung und Infrastruktur<br />
Die Waldkolonie wird übereinstimmend als ein Stadtteil beschrieben, der sich aus unterschiedlichen,<br />
zeitlich versetzt entstandenen Teilen zusammensetzt. In gleicher<br />
Weise unterscheidet sich auch die Wohnbevölkerung. In der "alten Waldkolonie" konzentriert<br />
sich die Bewohnerschaft auf Post· und Bundesbahnangehörige, in der<br />
Michaelisstraße bilden Ausländer und Aussiedler eine eigene "Kultur" und in den<br />
Wohnblocks der Bundeswehr (Kölner Straße) leben Bundeswehrfamilien, gekennzeichnet<br />
durch eine hohe Fluktuation. Diese "Stadtviertel" im Stadtteil wiederum grenzen<br />
sich gegeneinander ab.<br />
Die Einkaufsmöglichkeiten in der Waldkolonie seien beschränkt. Gleiches gelte für Restaurants<br />
oder andere Möglichkeiten zum geselligen Beisammensein. Dies führe dazu,<br />
daß sich die Wohnbevölkerung in das Stadtzentrum orientiere.<br />
Besonders augenfällig sei dies bei Jugendlichen. Nach Einschätzung der Befragten<br />
herrsche gerade für diese Zielgruppe ein Mangel an Spielräumen und Angeboten.
25<br />
Das Jugendzentrum im Wohngebiet liegt im <strong>Sozial</strong>en Brennpunkt und wird ausschließlich<br />
von den dort lebenden Jugendlichen frequentiert, ebenso wie der im<br />
Akazienweg gelegene Bolzplatz. In der übrigen Waldkolonie fehle es an Freiflächen, die<br />
von Jugendlichen in Eigenregie gestaltet werden könnten, die vorhandenen Spielplätze<br />
seien ebenfalls infolge defekter Spielgeräte nur bedingt zu nutzen. Symptomatisch für<br />
die unbefriedigende Situation sei die Lern- und Spielstube; dort übersteigt die<br />
Nachfrage bei weitem die Angebote, was ausschließlich in den geringen Personal- und<br />
Platzkapazitäten begründet ist. Dies führe letztlich dazu, daß die Angebote an Offener<br />
Kinderarbeit unzulänglich seien.<br />
Die Versorgung im Bereich Kindertagesstätten für die gesamte Waldkolonie ergibt<br />
folgendes Bild:<br />
Kindern der Altersklassen 3 bis 6,5 Jahre (134) stehen 155 Kindergartenplätze <strong>zur</strong><br />
Verfügung,<br />
dies entspricht einer Versorgungsquote von 115,7 %.<br />
Kindern der Altersklassen 6,5 bis 12 Jahre (215) stehen 45 Hortplätze <strong>zur</strong> Verfügung, dies<br />
entspricht einer Quote von 20,9 %. An der Ev. Fachhochschule, Zweifalltorweg, ist eine<br />
Krabbelstube (Betriebserlaubnis für 9 Plätze) eingerichtet. Sie kann insofern unberücksichtigt<br />
bleiben, als sie überwiegend für Kinder der Studierenden vorbehalten bleibt.<br />
Die vorhandene Infrastruktur wirke sich aber auch für die ältere Bewohnerschaft nachteilig<br />
aus. Infolge der geringeren Mobilität könnten ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />
weniger auf öffentliche Verkehrsmittel <strong>zur</strong>ückgreifen, so daß sie mit dem Taxi in<br />
die Stadt fahren müßten, um dort ihre Einkäufe, Arztbesuche etc. zu tätigen. Dies<br />
führe häufig zu finanziellen Einbußen.<br />
Als positiv wird die "Beschaulichkeit" des Stadtteils empfunden. Da es im Gegensatz<br />
zu anderen Stadtteilen keine Hochhausbebauung gibt und die Waldkolonie, trotz zunehmender<br />
Bebauungsverdichtung, ihre ursprünglichen Siedlungsstrukturen behalten<br />
hat, verfüge das Wohngebiet über einen eher dörflichen Charakter.<br />
5.3 Wohnbevölkerung und <strong>Sozial</strong>struktur<br />
In der Waldkolonie zeichnet sich ein Generationswechsel ab, der gewissermaßen auf<br />
zwei Ebenen verläuft. Die Siedlungshäuser der ehemaligen Bahn- und in geringerem<br />
Maße Postbediensteten werden von deren Kindern, respektive Enkelkindern übernommen,<br />
die Großelterngeneration sterbe aus. Ein Zuzug von Außen erfolge kaum.<br />
Die Gründe hierfür liegen vermutlich in den vererbbaren Genossenschaftsanteilen an<br />
den Siedlungshäusern der Eisenbahnerbaugenossenschaft, die kostengünstige Mieten<br />
gewährleisten.<br />
Umgekehrt sei die Entwicklung in der Michaelisstraße. Dort erfolge ein Zuzug junger,<br />
kinderreicher ausländischer Familien 10 und ein Auszug der jüngeren Spätaussiedlerfamilien.<br />
Innerhalb der Michaelisstraße sind die verbliebenen, älteren Aussiedler eine<br />
Bevölkerungsgruppe, deren Kontakte sich auf Kontakte untereinander beschränken.<br />
Die Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie die ebenfalls in der Michaelisstraße<br />
konzentrierten Ausländerinnen und Ausländer bilden, im Verhältnis zum übrigen<br />
Wohngebiet eine Art "Ghetto", woran auch der Wegfall der das Quartier ursprünglich<br />
umgebenden Mauer nichts verändert hat.<br />
10 Anmerkung: Diese Einschätzung wird durch die Bestandsdaten <strong>zur</strong> Bevölkerung, siehe Kap. 3.3, untermauert.
26<br />
Auch äußerlich könne man das "Anderssein" der Bewohner/innen der Michaelisstraße<br />
nachvollziehen, weil sich diese entsprechend ihrer kulturellen Gepflogenheiten im<br />
Sommer bis in die späten Abendstunden vor ihren Wohnhäusern aufhalten.<br />
Noch deutlicher ausgegrenzt ist der <strong>Sozial</strong>e Brennpunkt Akazienweg/Gehaborner Weg.<br />
Zwischen der dortigen Bevölkerung und der übrigen Wohnbevölkerung der Waldkolonie<br />
bestehen so gut wie keine Kontakte. Trotz ausreichender Kapazitäten im Kindergarten<br />
Akazienweg ist dieser ausschließlich für Kinder des. <strong>Sozial</strong>en Brennpunktes "reserviert",<br />
gleiches gilt für das dortige Jugendzentrum. Der Akazienweg/Gehaborner Weg<br />
bilde somit ein eigenes Quartier mit eigenen Wohn- und Lebensbedingungen und habe<br />
mit der Waldkolonie an sich nichts zu tun. Begünstigt wird diese Situation noch durch<br />
den Umstand, daß die stark befahrene Michaelisstraße den <strong>Sozial</strong>en Brennpunkt prak·<br />
tisch von der restlichen Waldkolonie abschneidet.<br />
5.4 Schule<br />
Das Wohngebiet verfügt über zwei Schulen, die Käthe-Kollwitz·Schule und die Lessing<br />
Schule. Die Käthe·Kollwitz·Schule wurde ca. 1970 errichtet (Fertigbauweise) und ist<br />
mittlerweile eine zweizügige Grundschule. Darüberhinaus verfügt sie über eine Vorklasse<br />
(Altersgruppe 5 bis 6 Jahre). Zum 31.12.1997 wurden an der Käthe-Kollwitz-<br />
Schule 181 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Infolge PCB-Verseuchung erfolgten<br />
ab 1992 umfangreiche Sanierungsarbeiten, der Unterricht mußte seither in modifizierten<br />
Baucontainern durchgeführt werden, die auf dem Schulgelände aufgestellt waren.<br />
Die Sanierungsarbeiten sind erst seit diesem Jahr abgeschlossen.<br />
Die Lessing Schule hat verschiedene Nutzungen erfahren, zuletzt als Sonderschule. An<br />
ihr wurden zum Stichtag noch 46 Kinder unterrichtet. Die Lessing Schule steht vor<br />
ihrer Auflösung. Die Auflösung ist für Sommer 1999 geplant und bereits im Schulentwicklungsplan<br />
festgehalten. Danach sollen die Liegenschaften dem Kulturamt unterstellt<br />
und einer anderen Nutzung zugeführt werden, voraussichtlich als Künstlerateliers<br />
für Darmstädter Künstler.<br />
Der Schulleitung sei bewußt, daß sich Teile der Schülerschaft aus dem <strong>Sozial</strong>en<br />
Brennpunkt rekrutieren ebenso wie aus der Michaelisstraße. Dies habe unter rein<br />
quantitativen Aspekten zwar zu keinen überproportional hohen Anteilen an Sonder·<br />
schulprüfungen geführt (1 Fall), unter qualitativen Aspekten sei jedoch von einem<br />
höheren Bedarf auszugehen. Diese Diskrepanz sei dadurch zu erklären, daß es immer<br />
schwieriger werde Sonderschulprüfungen einzuleiten.<br />
An der Käthe-Kollwitz·Schule laufen derzeit zwei Maßnahmen der sogenannten Integration<br />
von Lernbehinderten, unterstützt von einer eigens hierfür abgestellten Sonderschullehrkraft.<br />
Bezogen auf die Ausländer- und Spätaussiedleranteile an der Schülerschaft sei festzustellen,<br />
daß bei Spätaussiedlerkindern ausreichende Deutschkenntnisse vorhanden<br />
sind, die ohne unterstützende Maßnahmen eine Teilnahme am Unterrichtermögli·<br />
chen. Anders verhalte es sich bei Ausländerkindern. Insbesondere die türkischen und<br />
marokkanischen Schülerinnen und Schüler verfügen zwar auch über entsprechende<br />
Deutschkenntnisse, jedoch auf einem so geringen Niveau (Wortschatz etc.), daß für<br />
diese Zielgruppen Förderkurse in Deutsch eingerichtet werden mußten.
------------ -------~<br />
27<br />
Die Schulleitung wünscht sich zusätzliche Lehrkräfte an der Käthe-Kollwitz-Schule, um<br />
den vorhandenen Bedarf an Förderstunden in Mathematik und Deutsch abdecken zu<br />
können, aber auch um Arbeitsgemeinschaften in Musik und Sport beispielsweise anbieten<br />
zu können, mit deren Hilfe milieu bedingte Defizite besser ausgeglichen werden<br />
könnten.<br />
5.5 Familie<br />
Nach Einschätzung der Fachkräfte sind im Zusammenhang mit Familienstrukturen in<br />
der Waldkolonie unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. Sie sind einmal abhängig<br />
von der Nationalität, zum anderen aber auch von der Wohnlage innerhalb des<br />
Stadtteils.<br />
Für den Westteil (ältester Teil der Waldkolonie) gelte, daß die früher dort angesiedelten<br />
sogenannten Mehrgenerationenfamilien stetig <strong>zur</strong>ückgehen. Gleichzeitig nehmen<br />
bei der deutschen Wohnbevölkerung besonders seit ca. drei Jahren die sogenannten<br />
Mehrkindfamilien zu. Dies könne anhand der Anmeldungen in den Kindertagesstätten<br />
(Geschwister) belegt werden.<br />
Bei der ausländischen Wohnbevölkerung sei ein Trend <strong>zur</strong> Kleinfamilie auszumachen.<br />
Die geläufige Meinung, daß für Ausländer die Großfamilie symptomatisch sei, könne<br />
bei Ausländerfamilien der dritten Generation nicht aufrecht erhalten werden. Dies<br />
gelte eingeschränkt für die Anzahl der Kinder, insbesondere aber für das Wohnen<br />
mehrerer Generationen "unter einem Dach". Gleichwohl blieben bei der ausländischen<br />
Wohnbevölkerung die verwandtschaftlichen Bindungen stärker ausgeprägt als bei<br />
Deutschen, ebenso wie die gegenseitige Unterstützung über Generationen hinweg.<br />
Wenngleich jüngere Ausländerfamilien eigene Wohnungen bevorzugen, bliebe der<br />
Kontakt zu Eltern und Großeltern in der Regel bestehen.<br />
Alleinerziehende seien, von Einzelfällen abgesehen, in der Waldkolonie kein Thema.<br />
Dies sei entweder auf die vermutet geringe Anzahl <strong>zur</strong>ückzuführen oder auf Mechanismen,<br />
die die Betroffenen entwickelt hätten, um anstehende Probleme ohne Inanspruchnahme<br />
von Fachkräften zu lösen.<br />
Daten über Alleinerziehende generell liegen nicht vor. Eine Zusammenstellung dieser<br />
Daten beispielsweise aus dem Melderegister wäre mit einem sogenannten<br />
Haushaltegenerierungsprogramm möglich. Ein solches Auswertungsprogramm ist <strong>zur</strong><br />
Zeit für die Stadt <strong>Darmstadt</strong> noch nicht verfügbar, aber für die weitere Planung<br />
vorgesehen. Eine Auswertung bei den Bezieherinnen und Beziehern von <strong>Sozial</strong>hilfe<br />
(Alleinerziehendenzuschlag) läßt keine Aussagen zu, da in der Waldkolonie, mit<br />
Ausnahme Akazienweg/Gehaborner Weg und Michaelisstraße, die <strong>Sozial</strong>hilfedichte<br />
unterhalb von 1 % liegt.<br />
5.6 Einkommen und Wohnen<br />
Auch unter dem Aspekt Einkommen und Wohnen wird die Waldkolonie als heterogen<br />
beschrieben.<br />
Gegenüber einer Wohnbevölkerung mit sichtbar durchschnittlichem bis gehobenem<br />
Einkommen beispielsweise Im Harras, in der Kölner und Koblenzer Straße sowie in<br />
Teilen der alten Waldkolonie (Siedlungshäuser im Westen), falle das Einkommen der<br />
Wohnbevölkerung in der Michaelisstraße und im Akazienweg/Gehaborner Weg deutlich<br />
ab.
. ,<br />
28<br />
Der Bauverein habe in der Michaelisstraße umfangreiche Sanierungs- und Ausbauarbeiten<br />
durchgeführt. Dadurch sei die Wohnqualität zwar gesteigert worden, gleichzeitig<br />
aber auch die Mietbelastung gestiegen. Nachdem dort ohnehin die Bewohner über<br />
ein geringes Einkommen verfügen, käme es zunehmend zu finanziellen Engpässen.<br />
Der verantwortliche Bezirkssozialarbeiter berichtet, daß die Folge hiervon zusätzliche<br />
Wohngeld- und <strong>Sozial</strong>hilfeanträge gewesen seien.<br />
Die Konzentration von Bezieherinnen und Beziehern von <strong>Sozial</strong>hilfe in der Michaelisstraße ist<br />
belegt (vgl. Kap. 4.1.1). Wenngleich keine Verknüpfung zwischen dem Zeitpunkt der Mieterhöhung<br />
und Bezug von <strong>Sozial</strong>hilfe möglich ist, unterstreichen die Daten eher die Ausführungen<br />
des Bezirkssozialarbeiters, als d~ß sie sie widerlegen.<br />
Im hinteren Teil der Michaelisstraße (ehem. Kasernengelände) befinden sich noch<br />
Bahnwohnungen minderer Wohnqualität. Die Wohnungen seien nicht zusammenhängend,<br />
da durch durchgehende Hausflure getrennt, feucht und nur schwer beheizbar.<br />
Insgesamt sei die Waldkolonie aber ein klassisches Wohngebiet mit Siedlungscharakter,<br />
überwiegend von Personen und Familien mit mittlerem Einkommen bewohnt.<br />
5.7 Abweichendes Verhalten<br />
Die Waldkolonie ist ein Wohngebiet, das nicht auffällig ist, wenn es um die vielfältigen,<br />
ins Auge stechenden Erscheinungsformen von DrogenmiBbrauch, überhöhten<br />
Alkoholkonsum, Vandalismus, Kriminalität etc. geht.<br />
Daher verwundert nicht, daß die Befragten, von Einzelfällen über subjektiv empfundene<br />
Bedrohungen abgesehen, keine Klagen hören. Die Häufung von Ausländerfamilien<br />
in der Michaelisstraße hätten ebensowenig Auswirkung auf die Entwicklung der<br />
Jugendkriminalität wie der im Stadtteil gelegene <strong>Sozial</strong>e Brennpunkt. In diesem Zusammenhang<br />
berichten die älteren Fachkräfte, daß es früher zwischen Jugendlichen<br />
aus dem Akazienweg/Gehaborner Weg und Jugendlichen aus der "alten Waldkolonie"<br />
wiederholt zu brachialen Auseinandersetzungen gekonvnen sei, was jedoch seit<br />
längerem nicht mehr der Fall ist.<br />
Die Daten aus der Jugendgerichts· und Erzieherischen Hilfe (val. Kap. 4.4) belegen,<br />
daß Jugendkriminalität und Erzieherische Hilfen im städtischen Durchschnitt liegen<br />
und keinen Anlaß zu einem erhöhten Handlungsbedarf geben•<br />
Der eher dörfliche Charakter der Waldkolonie sei der Hauplgrund dafür, daß abweichendes<br />
Verhalten ein ••Randthema" in der Alltagsarbeit der <strong>Sozial</strong>arbeiter sei (vgl.<br />
hierzu auch Kap. 6.8).<br />
Das Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppierungen und unterschiedli·<br />
chen Bevölkerungsschichten in der Waldkolonie werde von einer gewissen Toleranz<br />
geprägt, ausländerfeindliche Übergriffe fänden nicht statt.
5.8 Städtischer <strong>Sozial</strong>dienst<br />
29<br />
Im Zuge einer Verwaltungsreform Anfang 1996 ist aus den vormaligen Fachabtei·<br />
lungen Erzieherische Hilfen und Allgemeiner <strong>Sozial</strong>dienst der Städtische <strong>Sozial</strong>dienst<br />
(StSD) hervorgegangen.<br />
Das Arbeitsfeld des StSD umfaßt das gesamte Spektrum sozialer Konflikt· und Krisensituationen<br />
und reicht von Beratung bis zu aktiven Hilfestellungen. Schwerpunkte bilden<br />
dabei Hilfen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) und nach dem Bun·<br />
dessozialhilfegesetz (BSHG).<br />
Der StSD arbeitet regionalisiert, jeweils eine Regionalgruppe ist für einen oder<br />
mehrere Stadtteile zuständig. Damit soll erreicht werden, daß über den Einzelfall hinaus<br />
die Belange eines Stadtteils als Ganzes Berücksichtigung finden.<br />
Für die Waldkolonie ist die Regionalgruppe Innenstadt Nord zuständig und innerhalb<br />
der Regionalgruppe eine sozialpädagogische Ganztagskraft. Diese bietet wöchentlich<br />
vor Ort Sprechstunden in der Lern- und Spielstube an und bei Bedarf im Akazienweg/Gehaborner<br />
Weg.<br />
Mittels einer Strichliste hat dieser <strong>Sozial</strong>pädagoge nach vorher festgelegten Kategorien<br />
über einen Zeitraum von drei Monaten die Vorsprachegründe mit folgendem Ergebnis<br />
erfaßt:<br />
Tab. 12, Grafik 9<br />
Kontakte zum Städtischen <strong>Sozial</strong>dienst in der Waldkolonie nach Vorsprachegründen 1)<br />
Vorsprachegrund Anzahl der Kontakte<br />
1 Erziehungshilfen<br />
2 Materielle Hilfen<br />
3 EinrichtungeniStadtteilarbeit<br />
4 Trennung/Scheidung<br />
5 Wohnungsprobleme<br />
6 AlterlKrankh./Pflege/Behind.<br />
7 SuchtIDrogenlKriminalität<br />
8 Sonstiges<br />
Summe der Kontakte<br />
I) Zä lung m den Monaten April bis Ju 1 <strong>1998</strong><br />
absolut in %<br />
239 41,6<br />
172 30,0<br />
34 5,9<br />
34 5,9 5<br />
30 5,2 4<br />
54 9,4<br />
7 1,2<br />
4 0,7<br />
574 100<br />
Tabelle und Grafik: Amt für Einwohnerwesen, Wahlen und Statistik<br />
Um Verfälschungen der Ergebnisse zu vermeiden, blieben, wegen der besonderen<br />
Situation des <strong>Sozial</strong>en Brennpunktes, die Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner<br />
des Akazienweg/Gehaborner Weg unberücksichtigt.<br />
Insgesamt ergab die Auswertung, daß knapp die Hälfte aller Kontakte zum StSD wegen<br />
erzieherischer Probleme stattfand, gefolgt von materiellen Problemen und den<br />
übrigen Problemfeldern mit weitem Abstand. Vordergründig scheint der hohe Anteil an<br />
Kontakten wegen Erziehungsproblemen die Auffassung in Kapitel 6.7 zu widerlegen,<br />
wonach die im Stadtteil gemäß Kinder- und Jugendhilfegesetz geleisteten Erzieherischen<br />
Hilfen keinen Anlaß zu erhöhtem Handlungsbedarf geben. Bei näherer Betrachtung<br />
wird diese Aussage durch das Auswertungsergebnis jedoch eher gestützt.<br />
Offensichtlich ist das Gewicht der erzieherischen Probleme so, daß Beratung in den<br />
meisten Fällen bereits ausreicht, um Eskalationen zu vermeiden. Dies wäre andernfalls<br />
an der Anzahl der geleisteten Erzieherischen Hilfen gemäß Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />
abzulesen.<br />
2
6. Projekt Weststadt<br />
30<br />
<strong>Darmstadt</strong> ist Wissenschafts- und Technologiezentrum in der Europa-Region Rhein-<br />
Main. Der westliche Arbeitsstättengürtel der Stadt, "die Weststadt", ist einer der<br />
größten Wirtschafts- und Arbeitsplatzschwerpunkte zwischen Rhein-Main und Rhein-<br />
Neckar.<br />
Die Weststadt grenzt unmittelbar an die Darmstädter Kernstadt an. Sie reicht im Norden<br />
bis <strong>zur</strong> Firma Merck und im Süden bis an die Eschollbrücker Straße. Im Zentrum<br />
der Weststadt liegt der Hauptbahnhof. Mit dem Ziel, den Hauptbahnhof <strong>zur</strong> Verkehrsdrehscheibe<br />
und einem neuen Zentrum im Stadtgebiet auszubauen, sind bedeutsame<br />
Impulse für die Weststadtentwicklung zu erwarten.<br />
Die Waldkolonie bildet den nordwestlichen Teil der Weststadt nördlich der Rheinstraße<br />
und westlich der Bahngleise.<br />
Strukturelle Umbrüche haben in den letzten Jahren zu gravierenden Veränderungen in<br />
der Weststadt geführt. Durch Firmenaufgaben bzw. -verlagerungen und durch die<br />
Vermarktung von Reserveflächen sind großflächige Gebiete frei geworden, die aufgrund<br />
ihrer stadtnahen und verkehrsgünstigen Lage ideale Standortvoraussetzungen<br />
für eine stadtverträgliche Binnenentwicklung bieten. Flächenrecycling ist ein bedeutsames<br />
Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung, womit der Flächenverbrauch durch<br />
Neubaugebiete reduziert werden kann.<br />
Die freiwerdenden großflächigen Areale bieten heute die einmalige Möglichkeit, die<br />
Weststadt planerisch für die Zukunft neu zu strukturieren. Aus dem heterogenen<br />
Mischgebiet soll ein attraktiver, urbaner Standort für Gewerbe, Wohnen und Kultur<br />
werden, in dem eine große Zahl von Arbeitsplätzen und Einwohner angesiedelt werden<br />
kann.<br />
Mit der Gestaltung des Hauptbahnhof-Umfeldes, der Realisierung des städtebaulichen<br />
Wettbewerbs auf dem Bosch-Gelände, dem neuen Westeingang des Hauptbahnhofes<br />
sowie den Umstrukturierungen auf dem Gelände Carl-Schenck-Ring / Gräfenhäuser<br />
Straße wurde bereits ein Anfang gemacht.<br />
Zur Neugestaltung der Weststadt werden planerische Konzepte für eine prozessuale<br />
Stadtentwicklung erarbeitet. Das heißt, es werden Strategien zum Stadtumbau entwickelt,<br />
die zum einen langfristigen Leitvorstellungen verpflichtet sind, sich aber auch<br />
an aktuellen Möglichkeiten und Erfordernissen orientieren. Ein Ziel der Weststadtentwicklung<br />
ist es, aufgegebene Flächen nachfrageorientiert zu recyceln und damit im<br />
Sinne der Agenda 21 einen Beitrag zum sensiblen Umgang mit Ressourcen zu liefern.<br />
Das Bosch-Gelände, ehemals BTS/Fernseh GmbH-Betriebsgelände, südlich des Traubenweges<br />
au(der Westseite des Hauptbahnhofes, ist das derzeit bekannteste Weststadt-Projekt<br />
(bzgl. Lage vgl. Grafik 10). Nachdem Philips-BTS die Produktion aufgegeben<br />
hatte, wurde für das 16 ha große Gelände 1996 ein städtebaulicher Wettbewerb<br />
ausgeschrieben. Prämiert wurde der Entwurf des Darmstädter Architekturbüros AG 5.<br />
Die ausgezeichnete Konzeption wurde in einem städtebaulichen Rahmenplan eingearbeitet.<br />
Ziel der Planung ist es, das Bosch-Gelände in Zusammenarbeit mit der Stadt<br />
<strong>Darmstadt</strong> und der Bahn AG zu einer überregional bedeutsamen Adresse zu ente<br />
wickeln. Der Standort hat ein Potential von 2500 neue Arbeitsplätzen, ein Viertel-der<br />
vorgesehenen Bauflächen ist für den Wohnungsbau reserviert.
Grafik 10<br />
31<br />
Foto der Weststadt - Luftbildaufnahme<br />
Das Gebiet des Bosch-Geländes ist durch Umrahmung hervorgehoben. Rechts sind<br />
die Gleise der Deutschen Bahn AG zu erkennen.<br />
(Für die Überlassung des Fotos danken wir Herrn Ernst Selinger)
32<br />
Der Rahmenplan sieht folgende Neubauprojekte auf dem Bosch-Gelände vor:<br />
• Eine Querbahnsteig-Erweiterung zum Westufer verbindet das Bosch-Gelände direkt<br />
mit dem Hauptbahnhof.<br />
• Den Individualverkehr nimmt ein südlich des Stegs geplantes Park·and-Ride Park·<br />
haus auf.<br />
• Entlang der Rheinstraße, abgeschirmt durch einen Grüngürtel, entstehen achtgeschossige<br />
Gewerbebauten.<br />
• In das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Bosch zieht das Gründer- und<br />
Technologie-Zentrum ein.<br />
• Als Verbindung zwischen den neuen Gewerbebauten und dem Wohngebiet Waldkolonie<br />
sind preisgünstige Stadthäuser geplant.<br />
• Direkt angr.enzend an den Hauptbahnhof sollen als Teil der sogenannten Freizeitsp~ngeein<br />
Multiplex.-Kino und ein Weltraummuseum entstehen.<br />
Die äußeren Randbedingungen der Waldkolonie werden sich entschieden verändern,<br />
wenn in naher Zukunft der Hauptbahnhof nach Westen verlängert wird und dort am<br />
Zweifalltorweg ein zusätzlicher Bahnhofsvorplatz entsteht mit Großkino, Parkhaus,<br />
Hotel und einer völligen Neubebauung an der Robert-Bosch·Straße im Sinne des Ende<br />
1997 beschlossenen Rahmenplans.<br />
Damit wandelt sich die Waldkolonie aus der Randlage im Westen der Stadt zu einem<br />
der "vier Quadranten der Weststadtl/ an der Verkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof. Dabei<br />
ist allerdings gerade in diesem Quadranten noch nicht abschätzbar, ob und wie<br />
und in welchen Zeiträumen die Kasernen, Bahnanlagen des ehemaligen Werkstätten-<br />
Bahnhofs und das ehemalige Elektrizitätswerk (heute Umspannwerk und Betriebshof<br />
der HEAG) und das Kuhnwaldgelände einer neuen Nutzung zugeführt werden, die der<br />
künftigen Zentralität des Standorts angemessen ist.<br />
Ebenso lassen sich noch keine Prognosen treffen über die Auswirkungen auf den<br />
<strong>Sozial</strong>en Brennpunkt. Seine bisherige Randlage innerhalb der Waldkolonie könnte<br />
aufgebrochen werden, der Akazienweg/Gehaborner Weg an einer zukunftsorientierten<br />
Entwicklung teilhaben. Die Belange der dort lebenden Menschen sind daher bei allen<br />
Planungen mitzudenken.
.<br />
----------------------- ---<br />
7. Fachpolitische Stellungnahme<br />
33<br />
--<br />
1. Ausgrenzung des Wohngebietes Akazienweg/Gehabor~er Weg<br />
Die gute Nachricht zuerst: Es ist außerordentlich positiv, daß die Waldkolonie - bezogen<br />
auf die <strong>Sozial</strong>hilfedichte als Indikator für Armut - sich in ihrem sozialen Gefüge<br />
seit 1992 nicht, wie in der Gesamtstadt, verschlechtert, sondern sogar leicht verbessert<br />
hat.<br />
Selbst im Problemgebiet Akazienweg/Geharborner Weg hat es eine Verbesserung der<br />
Lage gegeben. Das Wohngebiet hat sich verkleinert, es wohnen nicht mehr so viele<br />
Menschen in engsten Verhältnissen wie früher. Auch werden soziale Spannungen zwischen<br />
den Bewohnern nicht mehr in der aggressiven und öffentlichen Form wie früher<br />
ausgetragen. Dennoch bleibt der Akazienweg mit 34,4 % <strong>Sozial</strong>hilfedichte - d. h. mehr<br />
als jeder Dritte der 343 Einwohner erhält <strong>Sozial</strong>hilfe - ein Gebiet mit einer überdurchschnittlich<br />
hohen sozialen Problemlage. Was bedeutet es, wenn beinahe jeder 2. Minderjährige<br />
Hilfe zum Lebensunterhalt erhält?<br />
Die 1999 beginnende Sanierung mit der Perspektive, die Standards des sozialen<br />
Wohnungsbaus zu erreichen, die Arbeitsplätze der "Schrottier" auszulagern und damit<br />
Chancen für die Verbesserung des Wohnumfeldes zu haben, sind der richtige Ansatz.<br />
Viele Bewohnerinnen sind bereit, sich für ihr Wohngebiet zu engagieren, wenn sich im<br />
Zuge der Sanierung die Rahmenbedingungen dafür verbessern. Sie arbeiten schon<br />
jetzt eng mit dem Sanierungsbeauftragten zusammen. Ein guter Weg!<br />
Dennoch: Die Ausgrenzung des Wohngebietes Akazienweg/Gehaborner Weg aus der<br />
Waldkolonie ist ein Faktum und wird wohl auch von den Menschen innerhalb und<br />
außerhalb des Wohngebietes so gesehen. Das macht sich auch an den sozialen Ein·<br />
richtuilgen wie Kindertagesstätten und Jugendzentrum fest, die ausschließlich von<br />
Kinder und Jugendlichen des Viertels besucht werden und nicht aus der übrigen Waldkolonie.<br />
Deshalb ist das Gebiet nach den üblichen Standards "überversorgt".<br />
Folgende Fragen stellen sich:<br />
• Wie kann eine Integration, eine "Durchmischung" der Bevölkerung, hier zuerst der<br />
Kinder und Jugendlichen, auch derjenigen mit ausländischem Paß, die vorwiegend<br />
in der Michaelisstraße wohnen, erreicht werden, ohne daß die Beteiligten den Eindruck<br />
gewinnen, sie müßten etwas von der sozialen Identität ihres spezifischen<br />
Gebietes aufgeben?<br />
• Macht es Sinn, an eine Auslagerung der Einrichtungen für Kinder und Jugendliche<br />
zu denken, um eine Öffnung zum Stadtteil zu erreichen?<br />
• Oder kann es umgekehrt gelingen, im Zuge der Sanierungsmaßnahmen die Einrichtungen<br />
im Akazienweg so attraktiv zu gestalten, daß die übrigen Bewoh·<br />
ner/innen der Waldkolonie die Kindertagesstätte und das Jugendzentrum als ihre<br />
städtischen Serviceangebote wahrnimmt.<br />
Vorschlag:<br />
Ausgehend von dem bestehenden Hauptamtlichentreff im Akazienweg/Gehaborner<br />
Weg sollte eine Stadtteil runde einberufen werden, in der auch interessierte Bür·<br />
gerinnen und Bürger und z. B. die Interessengemeinschaft Waldkolonie vertreten sind.
E<br />
. '.<br />
.'<br />
2. Defizite im Angebot für Jugendliche<br />
34<br />
Unabhängig von der Standortfrage zeigen sich deutliche Defizite im Angebot für Jugendliche.<br />
Vorschlag:<br />
Hier sollte geprüft werden, wie unter Einbeziehung der Jugendlichen selbst Ideen <strong>zur</strong><br />
Gestaltung von Spiel- und Aufenthaltsräumen im öffentlichen Raum entwickelt werden<br />
können. Möglicherweise können auch hier im Zusammenspiel von Jugendhilfeplanung<br />
und Jugendforum Projekte erarbeitet werden. Besonders wichtig erscheint bei diesem<br />
Thema die besondere Berücksichtigung mädchenspezifischer Belange und auch geschlechtsbezogene<br />
Jungenarbeit.<br />
3. Fehlende Angebote für Frauen und Krippenplätze<br />
Auffällig ist, daß es in der gesamten Waldkolonie kein Angebot für Krippenplätze gibt.<br />
Wenngleich bekannt ist, daß gerade im Akazienweg die Großeltern oft die Versorgung<br />
der kleiner Kinder übernehmen, wenn die Mütter arbeiten gehen, könnte es sein, daß<br />
es sich hier in der Versorgung des Stadtteils mit sozialer Infrastruktur um ein echtes<br />
Defizit handelt. Ein Hinweis darauf ist auch der hohe Beratungsbedarf im Bereich der<br />
erzieherischen Hilfen. Ein anderer Hinweis auf einen möglichen Bedarf gibt die hohe<br />
Zahl der weiblichen <strong>Sozial</strong>hilfeempfänger. Hier könnte eine Krippe oder Krabbelstube<br />
schon früh eine professionelle Unterstützung geben und im Rahmen der Elternarbeit<br />
Selbsthilfepotentiale fördern.<br />
Vorschlag:<br />
Der Frage, ob es Sinn macht und ob Bedarf besteht, in einer Kindertagesstätte der<br />
Waldkolonie auch Krippeplätze anzubieten, sollte im Hauptamtlichentreff erörtert<br />
werden .<br />
Über spezielle Angebote für Frauen könnten nachbarschaftliche Initiativen im gesamten<br />
Wohngebiet initiiert werden. Vielleicht ließen sich damit auch die "Nachwuchsprobleme"<br />
der IG Akazienweg, so wie sie anschaulich im Darmstädter Echo vom<br />
15.12.<strong>1998</strong> beschrieben wurden, lösen, wenn die IG bereit wäre, sich diesem Thema<br />
zu öffnen. Das alles müßte mit den Beteiligten besprochen werden. Es sind bisher nur<br />
Ideen.<br />
4. Defizite in der Infrastruktur<br />
Das Gebiet gilt als zu klein, als daß sich dort die Versorgung mit Dienstleistungen und<br />
Läden für die Bevölkerung "von sich aus" verbessern könnte.<br />
Vorschlag:<br />
Eine positive, zukunftsorientierte Perspektive ergibt sich mit Sicherheit aus den Planungen,<br />
die unter dem Titel "Weststadt" firmieren; wir haben diesem Punkt ein Extra-<br />
Kapitel gewidmet. Es käme hier darauf an, die Einschätzungen und Kenntnisse der<br />
befragten Expertinnen und Experten, der IG Waldkolonie und weitere Bürgerinnen und<br />
Bürger der Waldkolonie an dem Planungsprozeß so zu beteiligen, daß sie Ihre<br />
Interessen <strong>zur</strong> Entwicklung des Stadtteils rechtzeitig und angemessen einbringen<br />
können.
35<br />
Das ehemalige Schalthaus der HEAG wird bereits zum BUrgertreff umgebaut. Auch<br />
das ist eine Entwicklung, die dem Stadtteil - auch unter dem Aspekt der Integration<br />
aller seiner Bürgerinnen und Bürger - sehr zugute kommen kann. Es könnte, wie in<br />
Kranichstein und Eberstadt und demnächst in der Heimstättensiedlung, Treffpunkt fUr<br />
Stadtteilrunden werden. Es ist zu prüfen, ob auch Beratungsangebote für die Bürgerschaft<br />
dort vorgehalten werden können.<br />
5. Fazit<br />
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die Waldkolonie ein Stadtteil mit Zukunft<br />
ist. Es müßte jetzt gelingen, alle Interessierten an einer Diskussion über die Zukunft<br />
des Stadtteils an einen Tisch zu bekommen, um über die Beteiligung der Bürgerinnen<br />
und Bürger eine weitergehende Identifikation mit dem Stadtteil als ganzem zu erreichen<br />
und daraus für die anstehenden Probleme weitergehende Lösungen und Perspektiven<br />
zu entwickeln. Möge dieser Bericht zu einer lebhaften Diskussion und vor<br />
allem: <strong>zur</strong> Verbesserung der sozialen Situation im Stadtteil beitragen.
Anhang:<br />
<strong>Sozial</strong>pädagogische Einrichtungen, Kirchen und Sportvereine<br />
37<br />
Das Verzeichnis enthält keine Anschriften von Selbsthilfegruppen aus der Waldkolonie.<br />
Diese können bei Bedarf beim Städtischen <strong>Sozial</strong>dienst, Regionalgruppe Innenstadt<br />
Nord, erfragt werden.<br />
Ki nderbetreuungsei nrichtungen<br />
Städtische Kindertagesstätte Waldkolonie<br />
Trierer Straße 20<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/89 96 27<br />
Öffnungszeiten:<br />
Angebot:<br />
Montag - Freitag von 7.00 - 17.00 Uhr<br />
Kindergarten von 3 - 6 Jahren<br />
Hort von 6 -12 Jahren<br />
Ki ndertagesstätte der Evangel ischen Paul-Gerhardt-Gemeinde<br />
Paul-Gerhardt-Platz 7<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/89 11 42<br />
Öffnungszeiten:<br />
Angebot:<br />
Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt<br />
Akazienweg 13<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/89 18 42<br />
Öffnu ngszeiten:<br />
Montag - Freitag von 7.00 - 16.30 Uhr<br />
Kindergarten von 3 - 6 Jahren<br />
Montag - Donnerstag von<br />
Freitag<br />
Der Hort ist während der Schulzeit durchgehend geöffnet.<br />
Angebot:<br />
Kindergarten von 3 - 6 Jahren<br />
Hort von 6 - 10 Jahren<br />
7.30 - 12.30 Uhr<br />
14.00 - 16.00 Uhr<br />
8.00 - 12.30 Uhr
Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit<br />
Jugendzentrum Akazienweg<br />
Akazienweg 40<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/89 62 39<br />
Öffnungszeiten:<br />
Angebote:<br />
<strong>Sozial</strong>kritischer Arbeitskreis <strong>Darmstadt</strong><br />
lern- und Spielstube Michaelisstraße<br />
Michaelisstraße 10<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/89 3487 oder 89 44 52<br />
Fax: 06151/89 90 45<br />
Öffnungszeiten:<br />
Angebote:<br />
38<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Hausaufga benbetreuu ng<br />
Freizeitaktivitäten<br />
Sport (in der Käthe·Kollwitz·Schule)<br />
Jugenda rbeit<br />
1 x monatlich "Party"<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
12.45 - 15.00 Uhr<br />
15.00 - 18.00 Uhr<br />
12.45 - 17.00 Uhr<br />
12.45 - 15.00 Uhr<br />
18.00 - 22.00 Uhr<br />
12.30 - 15.30 Uhr<br />
18.00 - 22.00 Uhr<br />
10.00 - 20.00 Uhr<br />
10.00 - 18.30 Uhr<br />
10.00 - 17.00 Uhr<br />
10.00 - 17.00 Uhr<br />
10.00 - 20.00 Uhr<br />
Hausaufgabenbetreuung für Kinder<br />
Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche<br />
Berufsorientierung für Jugendliche<br />
Auszubildendengruppe für Jugendliche<br />
Mädchengruppen
Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde<br />
Turmtreff<br />
Rabenaustraße 43<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/82 48 48<br />
Fax: 06151/85 1470<br />
Öffnungszeiten:<br />
Angebote:<br />
Kirche<br />
Evangelische Paul-Gerhardt-Gemeinde<br />
Rabenaustraße 43<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/82 48 48<br />
Fax: 06151/85 14 70<br />
Öffnungszeiten des Büros:<br />
Angebote:<br />
39<br />
Montag<br />
16.00 - 19.30 Uhr<br />
Dienstag<br />
15.00 - 19.00 Uhr<br />
Mittwoch<br />
16.00 - 20.00 Uhr<br />
Freitag<br />
15.00 - 18.00 Uhr<br />
Offenes Jugendhaus<br />
Jugendprojekte (Video, Skateboard)<br />
Ferienfahrten<br />
eigener Bistrobetrieb<br />
Musi kangebote<br />
Ferienspiele<br />
Montag - Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag - Freitag<br />
Krabbelgruppen<br />
(Dienstag 9.30 - 11.30 Uhr<br />
Freitag 10.00 - 12.00 Uhr)<br />
Seniorenclub<br />
(Mittwoch 14.30 - 17.00 Uhr)<br />
1 x monatlich Offener Seniorentreff<br />
1 x monatlich Treff von Kindergarteneltern<br />
9.00 - 12.30 Uhr<br />
10.00 - 11.00 Uhr<br />
16.00 - 18.00 Uhr<br />
9.00 - 12.30 Uhr
Sportverein<br />
SG GrUn-Weiß-<strong>Darmstadt</strong> e. V.<br />
Geschäftsstelle: Dornheimer Weg 27 5/10<br />
64293 <strong>Darmstadt</strong><br />
Tel.: 06151/ 8 49 91<br />
Angebote:<br />
40<br />
Faustball<br />
Fußball<br />
Gymnastik<br />
Kegeln<br />
Rhönradfahren<br />
Tischtennis<br />
Wandern