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Regionale Tourismusplanung- und Analyse - Fachbereich Stadt ...

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

SS 2007<br />

Leiter <strong>und</strong> Autor:<br />

A.Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Fachbereich</strong> <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Regionalforschung<br />

Technische Universität Wien<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

REGIONALE TOURISMUS-<br />

PLANUNG- UND ANALYSE<br />

(1) Einführung, Institutionen <strong>und</strong> Dateng<strong>und</strong>lagen<br />

(2) Theorie des (räumlichen) Tourismus<br />

(3) Auswirkungen des Tourismus<br />

(4) Fremdenverkehrsplanung<br />

(5) Tourismuspolitik<br />

(6) Literatur<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

REGIONALE<br />

TOURISMUSPLANUNG UND<br />

ANALYSE<br />

EINFÜHRUNG UND MOTIVATION<br />

Fremdenverkehr <strong>und</strong> Raumplanung<br />

warum sollen (müssen) sich Raumplaner/innen/Geografen/innen mit<br />

dem Phänomen Fremdenverkehr befassen<br />

1. Fremdenverkehr ist ein räumliches Phänomen<br />

Fremdenverkehr findet unmittelbar an bestimmten "Standorten" statt<br />

(Gemeinden, Regionen, Staaten).<br />

2. Fremdenverkehr spielt in Österreich eine wichtige<br />

ökonomische Rolle.<br />

Die Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft Österreichs nimmt im<br />

internationalen Wettbewerb eine herausragende Stellung ein. Im Jahr<br />

2005 wurden 29,3 Mio. Ankünfte <strong>und</strong> 119,2 Mio. Nächtigungen<br />

erzielt. Der allgemein feststellbare Trend nach Kurzurlaubsreisen<br />

setzte sich fort. Ca. 91.500 Betriebe werden diesem wichtigen<br />

Wirtschaftszweig zugerechnet. Die volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

der Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft spiegelt sich auch an den<br />

Beschäftigungseffekten wieder. Laut TSA (Tourismus Satelliten<br />

Konto) 2004 generiert die Branche ein Vollzeitäquivalent von 750.000<br />

Beschäftigten. So mit resultiert etwa jeder 5. Vollarbeitsplatz durch<br />

die Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft. Allein in Gastronomie <strong>und</strong><br />

Hotellerie sind im Jahresdurchschnitt fast 163.000 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. Die Einnahmen aus dem Tourismus von Gästen aus dem<br />

Ausland betrugen im Jahr 2005 r<strong>und</strong> 15,7 Milliarden Euro, die<br />

erwirtschaftete direkte <strong>und</strong> indirekte Wertschöpfung der Tourismus-<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>und</strong> Freizeitwirtschaft lag lt. TSA bei ca. 16,3 % des BIP. Durch<br />

entsprechende Strukturverbesserungen stieg der Umsatz im<br />

Verhältnis zu den Nächtigungen überproportional. Bei den<br />

Tourismuseinnahmen liegt Österreich lt. WTO weltweit an 9. Stelle.<br />

Von den größeren entwickelten Ländern ist unsere Alpenrepublik im<br />

Jahr 2005 mit r<strong>und</strong> € 1.900,- touristischer Auslandseinnahmen Pro-<br />

Kopf der Wohnbevölkerung die Nr. 1. Damit kommt der Tourismus-<br />

<strong>und</strong> Freizeitwirtschaft innerhalb der heimischen Volkswirtschaft eine<br />

zentrale Rolle bei der Einkommens- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung<br />

sowie beim Ausgleich der Leistungsbilanz zu.<br />

„Unberührte“ Natur, das kulturelle Erbe sowie die Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />

gelten als touristische Hauptattraktionen der Urlaubsdestination<br />

Österreich, die Alpen sind dabei ein zentraler Angebotsfaktor. Von<br />

der alpinen Tourismuswirtschaft werden etwa drei Viertel des<br />

gesamten Tourismusumsatzes in Österreich generiert, r<strong>und</strong> zwei<br />

Drittel der Umsätze der österreichischen Tourismuswirtschaft werden<br />

in den B<strong>und</strong>esländern Salzburg, Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg, deren<br />

Landesfläche fast zur Gänze als alpin einzustufen ist, induziert. In<br />

diesen B<strong>und</strong>esländern ist die Bedeutung der Tourismuswirtschaft,<br />

verglichen mit dem österreichischen Durchschnitt, deutlich höher (vgl.<br />

Smeral 2000).<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung des alpinen Tourismus zeigte in den<br />

letzten drei Jahrzehnten ein reges Auf <strong>und</strong> Ab. Mitte der 1970er<br />

Jahre erreichte die alpine Tourismuswirtschaft (Salzburg, Tirol <strong>und</strong><br />

Vorarlberg) mit einem Marktanteil von über 8% am internationalen<br />

europäischen Tourismus den Höchststand, u. a. der starke<br />

Strukturwandel der 1970er <strong>und</strong> 1980er Jahre wirkte sich ungünstig<br />

auf die Wettbewerbsposition aus, der Marktanteil sank <strong>und</strong> erreichte<br />

Mitte der 1980er Jahre mit knapp 6,3% einen Tiefpunkt. Danach<br />

folgte, bedingt auch durch die Ostöffnung sowie die EU- <strong>und</strong><br />

deutsche Wiedervereinigungseuphorie ein Aufschwung, der bis 1991<br />

anhielt. Dennoch konnte der Marktanteil mit etwa 7% nicht mehr an<br />

den damaligen Höchststand anschließen. In den 1990er Jahren<br />

erfassten die Tourismuswirtschaft im österreichischen Alpenraum<br />

schließlich die Auswirkungen der internationalen Rezession sowie<br />

des Globalisierungsdrucks. Angesichts des Aufschwungs des<br />

Tourismus in den letzten beiden Jahren könnte man davon<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

ausgehen, dass sich die Lage entschärft hat. Doch die zum Teil<br />

traditionellen Strukturschwächen haben sich nicht aufgelöst, sondern<br />

nur gemildert. Die niedrige Innovationsrate, Kooperationsträgheit <strong>und</strong><br />

Marketingversäumnisse sind aus wirtschaftlicher Sicht die wichtigsten<br />

Strukturschwächen. Im Hinblick auf die Sicherung der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit des alpinen Tourismus in Österreich ist<br />

jedenfalls politischer Handlungsbedarf gegeben (vgl. Smeral 2000).<br />

Basiszahlen des österreichischen Fremdenverkehrs (2005)<br />

In Österreich gibt ca. 1500 berichtspflichtige Fremdenverkehrsgemeinden.<br />

Diese ca. 2 Drittel aller österreichischen Gemeinden<br />

entrichten übernachtungsbezogene Landesabgaben <strong>und</strong> werden<br />

dafür von den Landesfremdenverkehrsämtern <strong>und</strong> der<br />

österreichischen Fremdenverkehrswerbung in ihrer Tourismusarbeit<br />

unterstützt. Übernachtungen, die in den "Nichtfremdenverkehrsgemeinden"<br />

getätigt werden, scheinen in der amtlichen Statistik nicht<br />

auf ! Groben Schätzungen zufolge liegt diese Zahl unter 5 Millionen.<br />

Übernachtungen insgesamt: ca. 119 Millionen<br />

ca. 74% Ausländer <strong>und</strong> 26% Inländer<br />

ca. 50% im Sommer <strong>und</strong> 50% im Winter<br />

ca. 64% in gewerblichen Unterkünften (Hotels, Gasthöfe)<br />

ca. 36% in sonstigen Unterkünften (Privatquartiere, Ferienwohnungen,<br />

Jugendheime, Schutzhütten)<br />

Betten „insgesamt“ zum Stichtag 31.8.05: ca. 1.160.000<br />

Betten „gewerblich“ zum Stichtag 31.8.05: ca. 607.000<br />

Betten „sonstige“ zum Stichtag 31.8.05: ca. 553.000<br />

Bettenauslastung insgesamt: ca. 31.2%<br />

Bettenauslastung "Winter": ca. 33.4%<br />

Bettenauslastung "Sommer": ca. 29.1%<br />

Bettenauslastung "gewerbliche": ca. 38%<br />

Bettenauslastung "sonstige": ca. 17%<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

→ Fremdenverkehr (Tourismus) ist in Österreich eine<br />

wichtige räumliche Nutzungskategorie.<br />

3. Eine der Hauptaufgaben der Raumplanung ist die<br />

Zuteilung knapper räumlicher Ressourcen an<br />

verschiedene (konkurrierende) Nutzungen→<br />

4. Somit ist auch die Ausweisung von Standorten für die<br />

Nutzung "Fremdenverkehr" Aufgabe der Raumplanung.<br />

Touristische Raumplanung ist Basis jeder Fremdenverkehrsentwicklung.<br />

5. Die Zuteilung hat effizient zu erfolgen. Effizienz heißt<br />

in diesem Zusammenhang der sparsame Einsatz von<br />

(öffentlichen) Mitteln zur Maximierung bestimmter<br />

positiver <strong>und</strong> zur Minimierung bestimmter negativer<br />

Effekte.<br />

Bei den positiven Effekten sind an erster Stelle wirtschaftliche<br />

Argumente zu nennen, wie die Verbesserung der Zahlungsbilanz (im<br />

internationalen Tourismus), zusätzliches Einkommen, Beschäftigungseffekte<br />

<strong>und</strong> Steuereinnahmen. Darüber hinaus kann der<br />

Fremdenverkehr auch als Katalysator für die Entwicklung anderer<br />

Sektoren, wie Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft oder Kleingewerbe<br />

fungieren. Ebenso können Infrastrukturinvestitionen, die auch der<br />

Allgemeinheit zugute kommen, durch ihren Bezug zum<br />

Fremdenverkehr erst gerechtfertigt werden. Tourismus kann dazu<br />

beitragen, kulturelle <strong>und</strong> Natursehenswürdigkeiten zu bewahren, für<br />

die sonst kein Geld zur Verfügung stünde. Fremdenverkehr schafft<br />

erholungsbezogene, kulturelle <strong>und</strong> wirtschaftliche Gelegenheiten<br />

sowohl für Touristen als auch für Einheimische. Er bietet so die<br />

Möglichkeit, andere Kulturen <strong>und</strong> Erlebniswelten näher kennen zu<br />

lernen, aber auch das eigene historische Erbe besser zu verstehen.<br />

Fremdenverkehr kann aber auch eine Reihe von Problemen<br />

erzeugen, wie ökonomische Verzerrungen (überhöhte<br />

Gr<strong>und</strong>stückspreise in Fremdenverkehrsregionen), Umweltzerstörung,<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

den Verlust kultureller Identität <strong>und</strong> Integrität, sowie die Verfestigung<br />

von bestehenden Vorurteilen. Auf die einzelnen Vor- <strong>und</strong> Nachteile<br />

des Fremdenverkehrs wird später noch im Detail eingegangen.<br />

Um die Vorteile entsprechend zu optimieren <strong>und</strong> die Nachteile zu<br />

verhindern bzw. zu mildern, sind wirksame planerische <strong>und</strong> politische<br />

Maßnahmen zu setzen. Die Ziele einer solchen<br />

Fremdenverkehrsentwicklung können nur dann effizient erreicht<br />

werden, wenn sie entsprechend sorgfältig geplant <strong>und</strong> in die<br />

Gesamtentwicklung eines Gebietes integriert werden. Im Speziellen<br />

ist Fremdenverkehrsplanung notwendig aus folgenden Gründen:<br />

• In vielen Gebieten (ins besonders in Entwicklungsländern) ist der<br />

moderne Tourismus noch ein ziemliches Neuland, sodass dort ein<br />

Fremdenverkehrs (-Entwicklungs) Plan- oder Programm wertvolle<br />

Richtlinien für die Entwicklung geben kann.<br />

• Fremdenverkehr ist ein komplexes System (eine Detaillierung wird<br />

später gegeben) mit zahlreichen Verbindungen zu anderen<br />

Systemen <strong>und</strong> Sektoren (Landwirtschaft, Gewerbe, Verkehr,..).<br />

Koordinierte Planung <strong>und</strong> Projektentwicklung sind notwendig, um<br />

diese Bereiche zu integrieren, zum Nutzen für den<br />

Fremdenverkehr aber auch zum allgemeinen Nutzen.<br />

• Im Tourismusgeschäft wird ein Produkt verkauft, das im<br />

Nachhinein über die Erfahrungen mit bestimmten Gelegenheiten<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen bewertet wird. Dies erfordert eine genaue<br />

<strong>Analyse</strong> touristischer Präferenzen <strong>und</strong> individueller<br />

Entscheidungsprozesse, ohne aber umweltbezogene <strong>und</strong><br />

soziokulturelle Zielsetzungen zu vernachlässigen.<br />

• Fremdenverkehr hat sowohl positive als auch negative<br />

Auswirkungen im soziokulturellen Bereich.<br />

Fremdenverkehrsplanung kann mithelfen, Entwicklungsstrategien<br />

zu entwerfen, um soziokulturelle Fehlentwicklungen zu minimieren.<br />

• Die Entwicklung touristischer Gelegenheiten, aber auch die<br />

Aktionen der Touristen im engeren Sinne haben positive <strong>und</strong><br />

negative Auswirkungen auf die physische Umwelt. Sorgfältige<br />

Planung ist notwendig, um jene Art <strong>und</strong> jenes Ausmaß an<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Fremdenverkehr zu entwickeln, das keine Umweltzerstörung nach<br />

sich zieht.<br />

• Fremdenverkehrsplanung muss dem Prinzip der Nachhaltigkeit<br />

entsprechen. Natürliche <strong>und</strong> kulturelle Ressourcen dürfen nicht<br />

zerstört, sondern müssen den nächsten Generationen erhalten<br />

werden.<br />

• Urlaubsstile <strong>und</strong> Fremdenverkehrsformen ändern sich im<br />

Zeitablauf. Planungsmaßnahmen haben u.a. das Ziel,<br />

„altmodische“ Tourismusgebiete aufzuwerten <strong>und</strong> zu revitalisieren,<br />

bzw. neue Gebiete so flexibel zu gestalten, dass sie auch<br />

zukünftigen Anforderungen genügen.<br />

• Effiziente Fremdenverkehrsentwicklung verlangt entsprechend<br />

ausgebildetes Humankapital. Einschlägige Ausbildungspläne- <strong>und</strong><br />

Programme sind zu entwickeln.<br />

• Die Umsetzung von Fremdenverkehrsplänen benötigt aber auch<br />

spezielle organisatorische Strukturen, Marketingstrategien <strong>und</strong><br />

rechtliche Regelungen.<br />

Spezifische Ziele der Fremdenverkehrsplanung<br />

• Wirtschaftlicher Erfolg<br />

• Umweltschutz<br />

• Nachhaltige Entwicklung<br />

• Lokale Integration - Akzeptanz durch Einheimische<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Basishypothesen einer effizienten <strong>und</strong><br />

gerechten Fremdenverkehrsplanung- <strong>und</strong><br />

Politik<br />

• Fremdenverkehr kann als eigenständiger Bereich (System)<br />

unserer Lebensumwelt mit starken interdisziplinären<br />

Verflechtungen zu anderen Bereichen betrachtet werden. Der<br />

Fremdenverkehr ist somit ein überaus komplexes System.<br />

• Fremdenverkehr im engeren Sinne spielt sich ab auf dem<br />

Fremdenverkehrsmarkt, wo touristische Güter von touristischen<br />

Anbietern produziert <strong>und</strong> angeboten <strong>und</strong> von touristischen<br />

Nachfragern nachgefragt <strong>und</strong> konsumiert werden.<br />

• Fremdenverkehr ist (auch) ein räumliches Phänomen <strong>und</strong> spielt<br />

sich auf mehreren (räumlichen) Ebenen ab. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

knappen Ressourcen an Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden gilt es mit<br />

planerischen Maßnahmen für eine effiziente Allokation zu sorgen<br />

<strong>und</strong> Nutzungskonflikte zu vermeiden.<br />

• Fremdenverkehr hat aber auch eine zeitliche Dimension:<br />

Fremdenverkehrs(-entwicklung) läuft in mehreren Phasen ab.<br />

Fremdenverkehrsentscheidungen wirken in der Regel über<br />

mehrere Zeitperioden.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Touristische Arbeitsfelder für Raumplaner<br />

/Geografen/innen<br />

Zur Identifikation dieser Aufgabenbereiche wird vorerst zwischen<br />

folgenden räumlichen Ebenen unterschieden:<br />

(1) Objektebene (Site)<br />

Beispiele <strong>und</strong> Aufgabenstellungen: Planung einzelner<br />

Gebäude <strong>und</strong> Tourismuskomplexe (Hotels, Erlebnisparks,<br />

Sportanlagen)<br />

(2) Gemeindeebene (Destination)<br />

Beispiele <strong>und</strong> Aufgabenstellungen: Standortentscheidungen<br />

für lokale Fremdenverkehrseinrichtungen, Investitionen in die<br />

lokale Infrastruktur, Organisation <strong>und</strong> Führung von<br />

Tourismusvereinen<br />

(3) Regionsebene<br />

Beispiele <strong>und</strong> Aufgabenstellungen: Fremdenverkehrsbezogene<br />

Regionalpolitik, <strong>Regionale</strong> Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Erschließungskonzepte, ortsübergreifende Werbung <strong>und</strong><br />

Marketing<br />

(4) Staatsebene<br />

Beispiele <strong>und</strong> Aufgabenstellungen: Nationale Tourismuspolitik,<br />

Steuerpolitik, Infrastrukturinvestitionen auf der<br />

Staatsebene<br />

Als Instrumente kommen auf der Stufe 1 die Bebauungsplanung,<br />

auf Stufe 2 die örtliche Raumplanung <strong>und</strong> auf den Stufen 3 <strong>und</strong> 4<br />

die überörtliche Raumplanung zum Einsatz.<br />

Darüber hinaus sind folgende zeitliche Phasen des Fremdenverkehrs<br />

(der Fremdenverkehrsplanung- <strong>und</strong> Entwicklung) zu unterscheiden:<br />

(-) Bestandsaufnahme/<strong>Analyse</strong><br />

(-) Planung <strong>und</strong> Implementation<br />

(-) Produktion <strong>und</strong> Betrieb<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(-) Erfolgskontrolle<br />

Aus der Kombination räumlicher <strong>und</strong> zeitlicher Dimensionen ergeben<br />

sich (wenn man Regions- <strong>und</strong> Staatsebene zusammenfasst) 3 x 4 =<br />

12 interdependente Tätigkeitsfelder im Bereich Fremdenverkehr.<br />

Im Folgenden sollen nun diese Tätigkeitsfelder auf ihre Bedeutung für<br />

Raumplaner <strong>und</strong> Geografen untersucht <strong>und</strong> hinsichtlich der<br />

anzuwendenden Methoden <strong>und</strong> der Träger (Auftraggeber) detailliert<br />

werden:<br />

(1) <strong>Analyse</strong>n auf der Objektebene<br />

Sehr relevant für Raumplaner/innen <strong>und</strong> Geografen/innen bei<br />

Standortanalysen (Monopol); relevant in der Marktforschung (aber<br />

hier auch Konkurrenz durch andere Sozialwissenschafter:<br />

Soziologen, Ökonomen,...).<br />

Träger: Gewerbetreibende, Gesellschaften, zum geringeren Teil:<br />

Gebietskörperschaften<br />

Methoden: Standortanalysen- <strong>und</strong> Bewertungen, Techniken der<br />

empirischen Sozialforschung, Statistik, Szenariotechniken<br />

(2) Planung auf der Objektebene<br />

Sehr wichtig für Raumplaner/Geografen/innen bei Erlebnisparks,<br />

Feriendörfer, Campingplätzen,... ; weniger wichtig in der reinen<br />

Objektplanung (Architekten, Bauingenieure,...).<br />

Träger: wie oben<br />

Methoden: Bebauungsplanung, lokale Verkehrs- <strong>und</strong><br />

Grünraumplanung, Raum- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(3) Produktion <strong>und</strong> Betrieb auf der Objektebene<br />

Kaum relevant für Raumplaner/Geografen/innen (Gewerbetreibende,<br />

Betriebswirte).<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(4) Erfolgskontrolle auf Objektebene<br />

Kaum relevant für Raumplaner/Geografen/innen (Controller, Betriebswirtschafter).<br />

(5) <strong>Analyse</strong>n auf der Orts- <strong>und</strong> Regionsebene<br />

Sehr wichtig für Raumplaner/Geografen/innen (insbesonders mit<br />

regionalwissenschaftlicher Vertiefung); Konkurrenz nur bei Gästeanalysen<br />

von anderen Sozialwissenschaftern (siehe Punkt (1)).<br />

Träger: Gebietskörperschaften, private <strong>und</strong> halböffentliche Vereine<br />

<strong>und</strong> Gesellschaften (lokale <strong>und</strong> regionale Fremdenverkehrsverbände,<br />

NGO's: Alpenvereine, Bürgerinitiativen)<br />

Methoden: Techniken der Orts- <strong>und</strong> Regionalanalyse,<br />

Regionalstatistik, GIS, finanzwissenschaftliche Verfahren<br />

(6) Planung auf der Gemeinde- <strong>und</strong> Regionsebene<br />

Das Aufgabengebiet für Raumplaner/Geografen/innen (Vertiefung:<br />

örtliche - bzw. Regionalplanung) schlechthin. Kaum Konkurrenz !<br />

Träger: in erster Linie: Gebietskörperschaften<br />

Methoden: Bebauungs- <strong>und</strong> Flächenwidmungsplanung; örtliche <strong>und</strong><br />

regionale Grünraum- <strong>und</strong> Verkehrsplanung, Raum- <strong>und</strong><br />

Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(7) Produktion <strong>und</strong> Betrieb auf Gemeinde- <strong>und</strong><br />

Regionsebene<br />

Weniger wichtig für Raumplaner/Geografen/innen; Tätigkeitsfelder:<br />

Leitung von Fremdenverkehrsvereinen; regionale Tourismusmanager;<br />

Zusatzqualifikationen (Betriebsführung, Management)<br />

wünschenswert bzw. notwendig.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(8) Erfolgskontrolle auf Gemeinde- <strong>und</strong> Regionsebene<br />

Wichtig für Raumplaner/Geografen/innen; dieser Aufgabenbereich<br />

(die ex-post Bewertung von Planungsmaßnahmen) wurde <strong>und</strong> wird<br />

leider stark unterschätzt.<br />

Methoden: Planevaluation, Regionalstatistik<br />

DEFINITIONEN UND<br />

KLASSIFIZIERUNGEN<br />

Der im Deutschen gebräuchliche Begriff „Fremdenverkehr“ wird<br />

immer mehr durch den aus dem englischen abgeleiteten Begriff<br />

„Tourismus“ ersetzt, da das lange mit „Gast“ assoziierte Wort<br />

„Fremde“ heute eher negativ belegt ist (zur Etymologie der Begriffe<br />

vgl. Wermke et al. 2001). Im Allgemeinen sind die Begriffe annähernd<br />

gleich bedeutend <strong>und</strong> werden in Folge wertfrei auch als solche<br />

verwendet. Der Tourismus ist eine komplexe gesellschaftliche<br />

Erscheinung, die in vielerlei Weise beschrieben wurde. In der<br />

Tourismuswissenschaft ist folgende Definition von Kaspar (1986)<br />

gebräuchlich:<br />

„Tourismus ist die Gesamtheit der Beziehungen <strong>und</strong><br />

Erscheinungen, die sich aus der Reise <strong>und</strong> dem Aufenthalt<br />

von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder<br />

hauptsächlicher <strong>und</strong> dauerhafter Wohn- noch Arbeitsort ist.“<br />

Freyer (2001) unterscheidet folgende konstitutive Elemente des<br />

Fremdenverkehrs oder Reisens:<br />

� Ortswechsel von Personen, der über den normalen<br />

Aufenthaltsort hinausgeht <strong>und</strong> an einen „fremden“ Ort führt;<br />

erfolgt mit verschiedenen Transportmitteln.<br />

� Aufenthalt am fremden Ort, der in der Regel in Hotels oder der<br />

sogenannten Parahotellerie, zum Teil in Privatunterkünften (...)<br />

erfolgt. Dieser Aufenthalt ist vorübergehend.<br />

� Motive des Ortswechsels, die Frage, warum gereist wird.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Wissenschaftlich gilt der Tourismus als klassische Querschnittsmaterie,<br />

als eine Erscheinung, die viele verschiedene <strong>Fachbereich</strong>e<br />

tangiert <strong>und</strong> sich damit einer eindimensionalen Betrachtung entzieht.<br />

Anhand der in der Diskussion um Tourismus vorherrschenden<br />

Bereiche konstruiert Freyer (2001, 31ff) ein ganzheitliches oder<br />

modulares Tourismusmodell mit den Modulen Ökonomie,<br />

Gesellschaft, Umwelt oder Ökologie, Freizeit, Individuum <strong>und</strong> Politik.<br />

Diese repräsentieren die jeweiligen Blickwinkel der jeweiligen<br />

wissenschaftlichen Disziplin in Hinblick auf touristische Phänomene.<br />

Den Kernbereich des Tourismus an sich wird im Wesentlichen<br />

angesehen als:<br />

� Beziehung von Menschen<br />

� Geflecht von Institutionen<br />

� Regel- <strong>und</strong> Beziehungsgeflecht zwischen Menschen <strong>und</strong><br />

Institutionen<br />

� Versuch von Erklärungen (Philosophien, Motivationen)<br />

� Aufzeigen von Gestaltungsmöglichkeiten (z.B. durch<br />

Tourismuspolitik)<br />

� Reise als Kernelement des Tourismus, die alle mit der<br />

Ortsveränderung zusammenhängenden Beziehungen<br />

beinhaltet<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Abbildung 1: Modulares Touristisches Gesamtmodell<br />

Quelle: Freyer 2001,<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Freizeit - Freizeitverkehr - Fremdenverkehr<br />

Komplex 1: Freizeit in Haus <strong>und</strong> Garten<br />

Ferien auf Balkonien<br />

Komplex 2: Freizeitverkehr im Wohnumfeld <strong>und</strong><br />

am Wohnsitz (Ort, Gemeinde, <strong>Stadt</strong>)<br />

Spaziergang vom Wohnsitz aus; ein Bier beim<br />

Wirt um’s Eck; Tennis oder Schwimmen in der<br />

Wohnsitzgemeinde<br />

Komplex 3: Freizeit- bzw. Fremdenverkehr ohne<br />

Übernachtung<br />

Tages- oder Halbtagesausflüge über die<br />

Grenzen des Aufenthaltsortes; Schitagesfahrten<br />

Komplex 4: Fremdenverkehr mit 1 - 4 Übernachtungen<br />

Durchreisetourismus; Städteflüge; Naherholung<br />

Komplex 5: Fremdenverkehr mit mindestens 5<br />

Übernachtungen<br />

klassische Urlaubsreisen; aber auch längere<br />

Aufenthalte am Zweitwohnsitz oder bei<br />

Bekannten, Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verwandten<br />

Komplex 6: Fremdenverkehr mit Freizeitteilkomponente(n)<br />

Kururlaube; Seminar- <strong>und</strong> Kongresstourismus<br />

Komplex 7: Fremdenverkehr ohne Freizeitkomponente(n)<br />

Berufs- <strong>und</strong> Geschäftsreiseverkehr mit<br />

Übernachtungen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Freizeitverkehr: Komplexe 2 - 5<br />

Fremdenverkehr: Komplexe 3 - 7<br />

Kurzfristiger Fremdenverkehr: Komplexe 2 - 4<br />

Alle Aktivitäten, die dem Bereich Fremdenverkehr zuzuordnen sind,<br />

sollen unter dem Begriff „Reise“ subsummiert werden.<br />

Die hier vorgenommene Unterteilung des Fremdenverkehrs in 5<br />

Komplexe stellt eine erste wichtige Gliederung nach der Dauer bzw.<br />

dem Vorhandensein einer Freizeitkomponente dar.<br />

INSTITUTIONELLE<br />

RAHMENBEDINGUNGEN DES<br />

FREMDENVERKEHRS<br />

Nationale Politische Institutionen<br />

des Fremdenverkehrs<br />

Die Regelung touristischer Kernbereiche ist gemäß Art. 15 B-VG<br />

(ebenso wie die Raumplanung) Länder- bzw. Gemeindesache,<br />

dennoch gibt es auch auf B<strong>und</strong>esebene tourismuspolitisch relevante<br />

öffentlichre Akteure. Dieser Bereich ist eine typische<br />

"Querschnittsmaterie", das heißt, dass viele andere - auch<br />

b<strong>und</strong>esgesetzliche - Regelungsbereiche auch für den Tourismus <strong>und</strong><br />

die Freizeitwirtschaft von Bedeutung sind (z.B. Gewerberecht,<br />

Haftungsfragen, Fremdenrecht, Umweltschutz etc.).<br />

Aktive Gestalter der Tourismuspolitik sind vor allem die<br />

B<strong>und</strong>esministerien. Für „Angelegenheiten des Tourismus“ ist laut<br />

B<strong>und</strong>esministeriengesetz 1986 (Anlage 2I zu §2, L 9) das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit zuständig.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

A) Parlament<br />

Die Tourismusbranche ist sowohl auf Landes- als auch auf<br />

B<strong>und</strong>esebene ungenügend vertreten. Die Parlamentsabgeordneten<br />

setzen sich besonders für die Landwirtschaftsbranche <strong>und</strong> den<br />

öffentlichen Sektor sowie andere Wirtschaftsbranchen ein, ebenso für<br />

die Arbeitnehmer, was dazu führt, dass Tourismusthemen sehr oft<br />

nicht ausreichend behandelt werden. Außerdem gibt es im<br />

österreichischen Parlament keinen Tourismus-Ausschuss.<br />

B) B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit -<br />

Sektion Tourismus<br />

Organisationsstruktur der Tourismussektion<br />

a) Abteilung 1 - Gr<strong>und</strong>satzpolitik für Tourismus <strong>und</strong><br />

Freizeitwirtschaft<br />

allgemeine Tourismuspolitik, Strategiekonzepte, Benchmarking mit<br />

dem Ausland, Koordination mit anderen Ministerien, Landesdienststellen,<br />

touristischen Organisationen <strong>und</strong> der Österreich<br />

Werbung<br />

b) Abteilung 2 - Touristische Forschung <strong>und</strong> Statistik<br />

Studien, Marktanalysen, Statistiken, Informations-Datenbank<br />

c) Abteilung 3 – Tourismus-Servicestelle<br />

Servicestelle für Anregungen <strong>und</strong> Beschwerden, touristische<br />

Sonderprojekte, Eventpreis Staatspreis, Auszeichnungen im<br />

Tourismus, Schiedskommission für öffentliche Aufträge<br />

d) Abteilung 4 - Förderungen<br />

Tourismusförderungen allgemein, Kredite auf dem Agrar- <strong>und</strong><br />

Tourismussektor, Förderungen im EU-Bereich<br />

e) Abteilung 5 – Internationale Tourismusbeziehungen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Vertretung von Tourismusangelegenheiten gegenüber dem Ausland<br />

(Europäische Union) <strong>und</strong> bei internationalen Organisationen (WTO,<br />

OECD-Tourismuskomitee, Vereinte Nationen) – zwischenstaatliche<br />

Abkommen <strong>und</strong> bilaterale Aktivitäten im Bereich Tourismus,<br />

Entwicklungsprogramme (PHARE <strong>und</strong> TACIS für Mittel- <strong>und</strong><br />

Osteuropa)<br />

C) Sozialpartner als Interessenvertreter für Tourismus<br />

a) Wirtschaftskammer Österreich: B<strong>und</strong>essparte Tourismus <strong>und</strong><br />

Freizeitwirtschaft<br />

91.833 Pflichtmitglieder – davon ca. 51.883 Gastronomiebetriebe,<br />

18.233 Hotel- <strong>und</strong> Beherbergungsbetriebe sowie ca. 2.129<br />

Reisebüros <strong>und</strong> Reiseveranstalter, 2.332 Bäder, 917 Heilbäder,<br />

419 Lichtspieltheater, ca. 1.208 Vergnügungsbetriebe <strong>und</strong> 14.590<br />

Freizeitbetriebe. Unter der Dachorganisation Wirtschaftskammer<br />

Österreich, B<strong>und</strong>essparte Tourismus <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft mit den<br />

betreffenden Fachverbänden sind 9 Landessparten <strong>und</strong> die<br />

jeweiligen Fachgruppen <strong>und</strong> Bezirksstellen für die Tourismusbranche<br />

zuständig.<br />

b) Kammer für Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte<br />

Ebenfalls Pflichtmitgliedschaft für alle Arbeitnehmer (ausgenommen<br />

Beamte <strong>und</strong> Management).<br />

D) Tourismusvereine auf privatrechtlicher Basis<br />

a) Österreichische Hoteliervereinigung<br />

b) Österreichischer Reisebüroverband<br />

c) Verschiedene Vereine im Bereich Tourismus (BÖG,<br />

Gastwirteverband, Heilbäderverband, BÖTM, Veranstalterverband<br />

etc.)<br />

E) Andere wichtige Institutionen <strong>und</strong> Organisationen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

a) Österreich Werbung<br />

Die Österreich Werbung ist für Tourismusmarketing in Österreich<br />

zuständig. Sie ist ein privatrechtlicher Verein, zu dessen<br />

Mitgliedern der B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Wirtschaftskammer Österreich<br />

zählen, die zum Gesamtbudget von ca. 49,47 Millionen € im Jahr<br />

2005 je nach festgesetztem Anteil beitragen. Die Österreich<br />

Werbung vertritt die Interessen des österreichischen Tourismus<br />

sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Basis <strong>und</strong><br />

unterhält 31 Außenstellen in allen wichtigen Herkunftsmärkten der<br />

Welt <strong>und</strong> ehrenamtliche Vertretungen in einer Reihe anderer<br />

Länder.<br />

Leitung: (ab 10/2006): Dr. Petra Stolba<br />

Kontakt:<br />

Margaretenstraße 1, 1040 Wien<br />

Tel.: (1) 587 20 00 Fax: (1) 588 66 48<br />

Email: oeinfo@oewwien.via.at<br />

Internet: www.Austria-Tourism.at<br />

Auf dieser Homepage befindet sich u.a. eine Suchmaschine des<br />

Österreich-Tourismus (Links zu Gemeinden, Regionen, etc.)<br />

Die Österreichwerbung gibt auch monatlich ein Fachmagazin heraus,<br />

das sog. "bulletin". Neben Interna über die ÖW finden sich darin<br />

zahlreiche Statistiken <strong>und</strong> Fachbeiträge über Tourismusangebote,<br />

Nachfragetrends <strong>und</strong> Märkte. Die letzten Jahrgänge des bulletins<br />

sind am Institut für <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Regionalforschung verfügbar.<br />

Die Österreichwerbung betreibt zusammen mit der ÖGAF das<br />

TourMIS (Tourismus Marketing Informations System,<br />

Entscheidungsunterstützung für den Tourismus Manager). TourMIS<br />

ist ein Projekt der Österreich Werbung (ÖW) mit der ÖGAF.<br />

http://tourmis.wu-wien.ac.at/<br />

20


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

b) Österreichische Tourismusbank<br />

Treuhand- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft, spezialisiert auf<br />

Finanzierung <strong>und</strong> Kontrolle von Hotelprojekten.<br />

c) AWS (Austrian Wirtschaftsservice)<br />

Steht unter der Leitung des B<strong>und</strong>esministers für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Arbeit, verwaltet öffentliche Finanzierungspläne <strong>und</strong> Finanzvereinbarungen<br />

für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen im<br />

Tourismusbereich sowie in anderen Branchen.<br />

d) Österreichische Raumplanungskonferenz<br />

Entwicklung von nationalen <strong>und</strong> regionalen Konzepten.<br />

e) Kuratorium des österreichischen Tourismus<br />

Koordinierungskomitee aus Vertretern der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> der<br />

Landesregierungen sowie der Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft.<br />

B<strong>und</strong>esländerebene<br />

Die neun B<strong>und</strong>esländer Österreichs haben jeweils die<br />

Tourismuskompetenz gemäß Verfassung. Die Tourismusabteilungen<br />

der Landesregierungen, Marketing Organisationen <strong>und</strong> Landestourismus-Ausschüsse<br />

verwalten den Tourismus auf der jeweiligen<br />

B<strong>und</strong>esländerebene.<br />

Burgenland:<br />

Politische Verantwortung: LR Mag. Michaela Resetar<br />

michaela.resetar@bgld.gv.at<br />

Verwaltung:<br />

Marketing: Burgenland Tourismus: http://www.burgenland.info/<br />

21


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Kärnten:<br />

Politische Verantwortung: LH Dr. Jörg Haider<br />

Verwaltung:<br />

Marketing: http://www.kaernten.at/<br />

Niederösterreich:<br />

Politische Verantwortung: LH Stv. Ernest Gabmann<br />

Verwaltung: Abteilung Wirtschaft, Tourismus <strong>und</strong> Technologie<br />

Leiter: Mag. Georg BARTMANN<br />

Tel.: (02742) 9005 DW 16110<br />

Sekretariat, Auskunft: (02742) 9005 DW 16157, 16147<br />

Kanzlei: (02742) 9005 DW 16115, 16117, 16119<br />

Adresse: 3109 St.Pölten, Landhausplatz 1, Haus 14<br />

Fax: (02742) 9005 DW 16330<br />

E-Mail: post.wst3@noel.gv.at<br />

Aufgabenbereiche:<br />

• Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> Wirtschaftsförderung;<br />

• Tourismusangelegenheiten, soweit sie keiner anderen Abteilung zugewiesen sind;<br />

• Verwaltung der Anteile des Landes in Gesellschaften, die der<br />

Wirtschaftsförderung, dem Tourismus sowie der Technologie dienen, sowie in der<br />

ecoplus.Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH;<br />

• Geschäftsstelle für Technologie<br />

Marketing: http://www.noe.co.at/tiscover/<br />

Oberösterreich:<br />

Politische Verantwortung:<br />

Verwaltung:<br />

Marketing: http://www.oberoesterreich.at/alias/urlaub-oberoesterreich<br />

Salzburg:<br />

Politische Verantwortung: NN<br />

Verwaltung: Fachabteilung 15/4: Fremdenverkehr<br />

22


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Marketing: http://www.salzburgerland.com<br />

Steiermark:<br />

Politische Verantwortung: LHStv. Hermann Schützenhofer<br />

Verwaltung:<br />

Abteilung 12-Sport <strong>und</strong> Tourismus<br />

Leiter/in<br />

Dr. Hellmuth SCHNABL<br />

Sekretariat<br />

hellmuth.schnabl@stmk.gv.at<br />

Kontaktadresse<br />

Raubergasse 20, 8010 Graz<br />

Telefon: (0316)877-4084<br />

Fax: (0316)877-4697<br />

Zu den Fachabteilungen:<br />

• Fachabteilung 12A-Tourismusförderung, Steir. Tourismus GmbH<br />

• Fachabteilung 12B-Tourismus-Rechtsangelegenheiten <strong>und</strong> Projektentwicklung<br />

• Fachabteilung 12C-Sportwesen<br />

Marketing: www.steiermark.com<br />

Tirol:<br />

Politische Verantwortung: LH DDr. Herwig van Staa<br />

Verwaltung: Abteilung der Gruppe Umwelt <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

Homepage<br />

Vorstand:<br />

Dr. Gerhard Föger<br />

A-6020 Innsbruck, Adamgasse 2a<br />

Tel.: ++43 (0)512/508-3260<br />

Fax: ++43 (0)512/508-3265<br />

Zuständigkeiten:<br />

• Rechtsangelegenheiten Tourismus allgemein<br />

• Rechtsangelegenheiten Tourismusstatistik<br />

• Rechtsangelegenheiten Schischul- <strong>und</strong> Schibegleiterwesen<br />

23


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Rechtsangelegenheiten Bergsportführerwesen (Berg- <strong>und</strong> Schiführer,<br />

Bergwanderführer, Schluchtenführer)<br />

• Rechtsangelegenheiten des Sports<br />

• Campinggesetz, Camping - Berufungsangelegenheiten<br />

• Tiroler Tourismusverbände - Beratung, Aufsicht<br />

• Destinationsentwicklung, Verbandsfusionen<br />

• Aufsicht über den Tiroler Tourismusförderungsfonds<br />

• Geschäftsstelle der Pistenschiedskommission <strong>und</strong> der<br />

Loipenschiedskommission<br />

• Geschäftsstelle des Koordinationsausschuss Tourismus (KAT)<br />

• Vorschreibung <strong>und</strong> Einhebung von Pflichtbeiträgen zu den Tiroler<br />

Tourismusverbänden <strong>und</strong> zum Tourismusförderungsfonds<br />

• Aufenthaltsabgabe - Abgabenbehörde, Einhebung, Zahlungsverfolgung <strong>und</strong><br />

Kontrolle<br />

• Freizeitwohnsitz- <strong>und</strong> Campingpauschale - Einhebung, Kontrolle<br />

• Ehrenurk<strong>und</strong>en für langjährige Funktionäre <strong>und</strong> Mitarbeiter von<br />

Tourismusverbänden<br />

Marketing: www.tirol.at<br />

Vorarlberg:<br />

Politische Verantwortung: LR Manfred Rein<br />

Verwaltung: Abteilung VI a: Allgemeine Wirtschaftsangelegenheiten<br />

Mag. Karl Heinz Rüdisser<br />

Marketing: www.vorarlberg-tourism.at<br />

Wien:<br />

Politische Verantwortung: LHStv. Sepp Rieder<br />

Verwaltung:<br />

Wiener Tourismusverband<br />

Finanzen, Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> Wiener <strong>Stadt</strong>werke<br />

Adresse <strong>und</strong> Erreichbarkeit<br />

Adresse: A-1020 Wien, Obere Augartenstraße 40<br />

E-Mail: wtv@wien.info<br />

Telefon: +43 1 21114<br />

Marketing: www.info.wien.at<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Regional- <strong>und</strong> Gemeindeebene<br />

Die von den lokalen Tourismus-Ausschüssen oder den Gemeindeverwaltungen<br />

entwickelten Regional-Marketing- <strong>und</strong> Werbekonzepte<br />

müssen mit den Tourismusentwicklungs-Plänen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />

Länder übereinstimmen. Zusammenarbeit mit Unternehmern.<br />

Universitäre Institutionen<br />

des Fremdenverkehrs (Auswahl)<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Institut für Tourismus <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft<br />

(Prof. Mazanec)<br />

1090 Augasse 2-6, Tel.: (1) 313364586<br />

Das Institut hat eine ansprechend gestaltete Homepage mit vielen<br />

touristisch relevanten Links:<br />

http://www.tourism.wu-wien.ac.at<br />

Universität Innsbruck<br />

Institut für Unternehmensführung, Tourismus <strong>und</strong> Dienstleistungswirtschaft<br />

(Prof. Weiermeier)<br />

6020 Innsbruck, Innrain 52, Tel.: (0512) 507<br />

http://www.uibk.ac.at/c/c4/c436/<br />

25


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Sonstige Institutionen der<br />

Fremdenverkehrsforschung <strong>und</strong><br />

Fremdenverkehrsplanung in Österreich<br />

(Auswahl)<br />

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(WIFO)<br />

1103 Wien, Arsenal, Objekt 20, Postfach 91, Tel.: (1) 79826010<br />

Für den Bereich Fremdenverkehr verantwortlich:<br />

Dr. Egon Smeral<br />

Internet: Iwww.wifo.ac.at<br />

Institut für Touristische Raumplanung (ITR)<br />

3430 Tulln, Feldgasse 32<br />

02272/629 86<br />

Email: ITR.institut@utanet.at<br />

Geschäftsführender Gesellschafter: Dr. Volker Fleischhacker<br />

Das „Institut für Touristische Raumplanung“ (ITR) ist ein auf Planung,<br />

Beratung, Projektmanagement <strong>und</strong> Marketing im Bereich Tourismus-<br />

<strong>und</strong> Freizeitwirtschaft sowie der <strong>Regionale</strong>ntwicklung spezialisiertes<br />

Unternehmen.<br />

Wirtschaftskammer Österreich / B<strong>und</strong>essektion<br />

Tourismus <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft<br />

1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63<br />

Tel.: (1) 50105 3567 Fax: (1) 50206 274<br />

Internet: www.wk.or.at/bstf<br />

Arbeitgeberorganisation im Bereich Tourismus<br />

Gut gestaltete Homepage mit zahlreichen relevanten Links (z.B.<br />

statistische Übersichten, aktuelle Ausbildungsprogramme im<br />

Tourismus von der Hotelfachschule zur Universität)<br />

Österreichische Gesellschaft für angewandte<br />

Fremdenverkehrswissenschaft (ÖGAF)<br />

1090 Augasse 2-6, Tel.: (1) 313364586<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die ÖGAF bietet Ihren Mitgliedern eine Vielzahl von Dienstleistungen<br />

im Zusammenhang mit Tourismuswirtschaft <strong>und</strong> Tourismusforschung<br />

an - meist kostenlos oder zu sehr günstigen Konditionen. Dazu<br />

zählen unter anderem das monatlich erscheinende ÖGAF-<br />

Tourismus-MEMO, das jährliche Symposium, die umfangreiche<br />

Schriftenreihe <strong>und</strong> der Journaldienst. Weiters bietet die ÖGAF ihren<br />

Mitgliedern aktuelle Informationen über neue Publikationen,<br />

Konferenzen, Tagungen <strong>und</strong> Kongresse weltweit, einen<br />

Internetdienst, ein Personalinformationsservice sowie eine<br />

Forschungsbörse.<br />

http://www.tourism.wu-wien.ac.at/oegaf/index.html<br />

respect – Institut für Integrativen Tourismus <strong>und</strong><br />

Freizeitforschung<br />

respect - Institut für Integrativen Tourismus & Entwicklung ist aus der<br />

Vereinigung von respect - Zentrum für Tourismus & Entwicklung mit<br />

dem Institut für Integrativen Tourismus & Freizeitforschung<br />

entstanden. respect ist eine unabhängige, nicht auf Gewinn<br />

ausgerichtete, internationale Organisation zur Informations-,<br />

Bildungs-, Öffentlichkeits- <strong>und</strong> Forschungsarbeit mit Hauptsitz in<br />

Wien. respect widmet sich dem Themenbereich des weltweiten<br />

Tourismus. Die Devise von respect ist , Tourismus <strong>und</strong> Entwicklung<br />

global, komplex vernetzt <strong>und</strong> im Hinblick auf das Leben <strong>und</strong> die<br />

Lebensqualität aller Menschen in „einer“ Welt zu betrachten. respect<br />

ist auch eine Fach- <strong>und</strong> Servicestelle der Österreichischen<br />

Entwicklungszusammenarbeit, die sich in dieser Funktion besonders<br />

für einen verantwortungsvollen <strong>und</strong> nachhaltigen Tourismus in<br />

Entwicklungsländern einsetzt. respect möchte die entwicklungs- <strong>und</strong><br />

nachhaltigkeitspolitische Stimme im österreichischen Tourismus sein.<br />

respect versteht sich als Kompetenzzentrum <strong>und</strong> internationaler<br />

Netzwerksknoten.<br />

http://respect.nikt.at/<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

CIPRA – Internationale Alpenschutzkommission<br />

wurde 1952 gegründet<br />

ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit Vertretungen in den<br />

Alpenländern, die über 100 Verbände <strong>und</strong> Organisationen aus<br />

allen 7 Alpenstaaten vertritt<br />

hat ihren Sitz in Schaan im Fürstentum Liechtenstein.<br />

Ziele (mehr unter Leitbild)<br />

Maßnahmen zum Schutz von Natur <strong>und</strong> Landschaft zu initiieren<br />

<strong>und</strong> zu fördern;<br />

Entwicklungsvorhaben in den Alpen im Sinne des<br />

Vorsorgeprinzips umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglich zu gestalten;<br />

Umweltbelastungen in den Alpen wirksam <strong>und</strong> nachhaltig auf ein<br />

nicht schädliches Maß zu reduzieren;<br />

ein umfassendes Alpenbewusstsein innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des<br />

Alpenbogens zu fördern.<br />

http://deutsch.cipra.org/<br />

Internationale Institutionen der<br />

Fremdenverkehrsforschung <strong>und</strong><br />

Fremdenverkehrspolitik (Auswahl)<br />

Bei der EU ist die Generaldirektion XXIII (23; Services, Commerce<br />

and Distribution and Tourism) mit Fremdenverkehr befasst.<br />

http://europa.eu.int/comm/enterprise/services/tourism/index_en.htm<br />

Auf der Homepage führen zahlreiche Links zu den Aktivitäten der EU<br />

im Bereich Tourismus.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die offizielle weltweite (der UNO verb<strong>und</strong>ene) Tourismusorganisation<br />

ist die<br />

World Tourism Organization<br />

Capitán Haya 42 · 28020 Madrid, Spain<br />

Tel (34) 91 567 81 00 · Fax (34) 91 571 37 33<br />

omt@world-tourism.org<br />

Das privatwirtschaftliche Pendant zur WTO ist die WTTC<br />

http://www.wttc.org/aboutWttc.htm<br />

29


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Datenquellen für den österreichischen<br />

Fremdenverkehr<br />

Daten der Statistik Austria<br />

Allgemeine Informationen<br />

Generelle Informationen zum Tourismus findet man auf folgender<br />

Homepage der Statistik Austria:<br />

http://www.statistik.at/fachbereich_tourismus/download.shtml<br />

ISIS<br />

Räumlich differenzierte Daten (Gemeinden) zu Ankünften, Übernachtungen<br />

<strong>und</strong> Bettenzahlen können (kostenpflichtig) aus der ISIS-Datenbank<br />

extrahiert werden.<br />

30


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Mikrozensusdaten -Daten<br />

Statistik Austria führt in regelmäßigen Abständen (üblicherweise 4<br />

Jahre) repräsentative Befragungen der österreichischen Bevölkerung<br />

zu bestimmten Themenkreisen statt (Mikrozensus). Dem Bereich<br />

"Tourismus <strong>und</strong> Freizeit" sind u.a. folgende Publikationen<br />

zuzuordnen.<br />

31


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Eisenbahnstatistik der Republik Österreich<br />

Diese vom B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr erstellte Statistik enthält<br />

neben detaillierten Angaben zu Schienenbahnen, Straßenbahnen<br />

<strong>und</strong> O - Buslinien vor allem genaue Informationen zu den hier<br />

besonders interessierenden Seilbahnen <strong>und</strong> Schleppliften.<br />

Für Seilbahnen <strong>und</strong> Sessellifte gibt es zu den Anlageverhältnissen<br />

folgende Daten:<br />

• Name der Anlage<br />

• Konzessionär (betriebsführende Verwaltung)<br />

• Datum der Inbetriebnahme<br />

32


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Ort <strong>und</strong> Seehöhe der Talstation<br />

• Ort <strong>und</strong> Seehöhe der Bergstation<br />

• Höhenunterschied<br />

• horizontale Lage<br />

• schräge Länge<br />

• mittlere/größte Neigung der Bahn<br />

• System <strong>und</strong> Betriebsart<br />

• Sitz-/Stehplätze je Wagen/Gondel/Sessel<br />

• Fahrgeschwindigkeit (Sommer/Winter)<br />

• Kürzeste Fahrzeit (Sommer/Winter)<br />

Die Betriebszeiten <strong>und</strong> Verkehrsleistungen sind wie folgt<br />

differenziert:<br />

• Betriebstage <strong>und</strong> Betriebsst<strong>und</strong>en (Sommer/Winter)<br />

• größte Förderleistung Pers./h je Richtung (Sommer/Winter)<br />

• beförderte Personen bergwärts, talwärts, berg- <strong>und</strong> talwärts<br />

(Sommer/Winter)<br />

• beförderte Personen insgesamt<br />

• beförderte Güter insgesamt<br />

Für Schlepplifte stehen folgende Informationen zur Verfügung:<br />

• Name der Anlage / Ort<br />

• Konzessionär (betriebsführende Verwaltung)<br />

• Schlepplänge<br />

• Höhenunterschied<br />

• Förderleistung Pers./h<br />

• beförderte Personen<br />

Nachteile/Probleme: Die Standorte der Anlagen enthalten<br />

manchmal Ortsbezeichnungen, die erst (oft mühsam) Gemeinden<br />

zugeordnet werden müssen.<br />

Die Daten stehen nicht in EDV-lesbarer Form (Files) zur Verfügung,<br />

sondern nur in Listenform in der Publikation, die jährlich<br />

herausgegeben wird.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Datenmatrix "Winter in Österreich"<br />

Die österreichische Fremdenverkehrswerbung gibt eine Tabelle<br />

heraus, in der für ca. 800 Winterfremdenverkehrsgemeinden Ausmaß<br />

<strong>und</strong> Vorhandensein ausgewählter Attraktivitäten dargestellt sind.<br />

Konkret sind folgende Informationen abfragbar:<br />

· Seehöhe des Ortes<br />

· Telefon/Faxnummer des Tourismusverbandes<br />

· Höchstgelegene Bergstation (in m)<br />

· Zahl der Seilbahnen<br />

· Zahl der Sesselbahnen<br />

· Zahl der Schlepplifte<br />

· Gesamtkilometer der Schiabfahrten<br />

· Gesamtkilometer der Langlaufloipen<br />

· Gesamtkilometer geräumter Winterwanderwege<br />

· Zahl der Hallenbäder (öffentlich zugänglich <strong>und</strong> in Hotels)<br />

· Zahl der Tennishallen<br />

· Zahl der Reithallen<br />

· Schischule (ja/nein)<br />

· Schischule mit Betreuung von Kleinkindern (ja/nein)<br />

· Schiverleih (ja/nein)<br />

· Eislaufen (ja/nein)<br />

· Rodeln (ja/nein)<br />

· Pferdeschlittenfahrt (ja/nein)<br />

· Schischaukel (ja/nein)<br />

· Tourenschilauf (ja/nein)<br />

Nachteile: Die Daten liegen nur in Listenform (nicht EDV-lesbar) vor.<br />

Ähnliche Informationen für den Sommer wurden vor einigen Jahren<br />

produziert aber nicht mehr aktualisiert.<br />

Bezugsquelle: Österreichische Fremdenverkehrswerbung,<br />

Margarethenplatz, 1040 Wien<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

THEORIE DES (RÄUMLICHEN)<br />

TOURISMUS<br />

Innerhalb der ökonomischen Theorie analysiert die Mikroökonomie<br />

die ökonomischen Aktivitäten der kleinsten Wirtschaftseinheiten, der<br />

Konsumenten <strong>und</strong> Produzenten <strong>und</strong> ihr Zusammenspiel auf Märkten.<br />

Im Folgenden wird daher mit einer Definition <strong>und</strong> Diskussion<br />

touristischer Güter begonnen. Danach wird auf die Besonderheiten<br />

des Fremdenverkehrsmarktes, sowie auf dessen Akteure, die<br />

Anbieter <strong>und</strong> Nachfrager eingegangen.<br />

Touristische Güter<br />

Touristische Güter im wirtschaftlichen Sinne sind nach Richter,<br />

Schlieper <strong>und</strong> Friedmann (1978) Sachen, Dienste <strong>und</strong> gewisse<br />

Rechte. Unter touristischen Gütern sollen hier nur solche Sachen,<br />

Rechte <strong>und</strong> vor allem Leistungen verstanden werden, die in einem<br />

unmittelbaren Zusammenhang mit einer Reise stehen (beispielweise<br />

Lebensmittel, die im Zuge eines Campingurlaubes eingekauft<br />

werden, genauso wie die Dienste eines Bergführers oder das Recht,<br />

einen Tennisplatz benutzen zu dürfen).<br />

Auf dem Fremdenverkehrsmarkt werden aber neben touristischen<br />

Einzelgütern auch „komplexere Gebilde“ angeboten <strong>und</strong><br />

nachgefragt. Wir wollen dafür den Begriff „Urlaubsofferte“ verwenden<br />

<strong>und</strong> im folgenden zuerst diesen Begriff näher erläutern <strong>und</strong><br />

dann auf die Produktion von Urlaubsofferten eingehen.<br />

Urlaubsofferten sind dadurch gekennzeichnet,<br />

(1) dass sie als Bündel von einzelnen Sach- <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />

sowie von bestimmten Rechten produziert <strong>und</strong><br />

konsumiert werden,<br />

Man denke etwa an „All Inclusive Clubs“, wo Transport-, Unterkunfts-<br />

<strong>und</strong> Verpflegungsleistungen mit einem umfangreichen Sport- <strong>und</strong><br />

Unterhaltungsangebot kombiniert sind.<br />

35


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(2) dass sie an bestimmte Standorte geb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong><br />

dass sie damit auch einen standörtlichen touristischen<br />

Handlungsspielraum (Aktionsraum) erschließen,<br />

Diese Aussage trifft auch auf R<strong>und</strong>reisen zu, wenn man den<br />

Standortbegriff entsprechend weiträumig fasst.<br />

(3) dass sie von den Konsumenten vor dem Kauf nicht<br />

unmittelbar geprüft bzw. getestet werden können,<br />

Folgerichtig bezeichnet Krippendorf (1975) den Erwerb touristischer<br />

Güter als Blindkauf.<br />

(4) dass sie nicht gelagert werden können,<br />

Damit ist das Absatzrisiko in vollem Umfang von den Produzenten zu<br />

tragen.<br />

(5) <strong>und</strong> dass sie als Luxusgüter anzusehen sind.<br />

Nach von Böventer (1989) werden Urlaubsofferten mit zunehmendem<br />

Einkommen überproportional nachgefragt.<br />

Aus dieser Spezifizierung ist unmittelbar ersichtlich, dass es sich bei<br />

Urlaubsofferten um sehr heterogene Produkte handelt, die sich<br />

sowohl in ihrer Herstellung als auch in ihren Eigenschaften<br />

wesentlich voneinander unterscheiden können. Es scheint deshalb<br />

auch nicht sinnvoll, "ein typisches Gut "Reise" oder "Urlaub" zu<br />

definieren, sondern für verschiedene <strong>Analyse</strong>zwecke jeweils<br />

bestimmte Merkmale herauszugreifen, diese in Einzelmodellen zu<br />

analysieren <strong>und</strong> später eine Verallgemeinerung oder Synthese<br />

anzustreben" (von Böventer, 1989).<br />

Somit werden touristische Güter bzw. Urlaubsofferten von<br />

unterschiedlichen Anbietern<br />

(1) produziert <strong>und</strong> vermarktet <strong>und</strong><br />

36


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

von potenziellen Urlaubern<br />

(2) nachgefragt <strong>und</strong> erworben<br />

(3) aus- bzw. abgenutzt <strong>und</strong><br />

(4) im Nachhinein bewertet.<br />

Urlaubsofferten <strong>und</strong> touristische Güter werden von Fremdenverkehrsbetrieben<br />

produziert, wobei als Produzenten nicht nur Privatpersonen<br />

oder Gesellschaften auftreten, sondern auch Gebietskörperschaften,<br />

(wenn beispielsweise eine Gemeinde ein Hallenbad betreibt) oder<br />

auch „NGO’S“ (beispielsweise bei der Betreuung von Nationalparks).<br />

Der standörtliche touristische Handlungsspielraum hingegen ist<br />

jener Aktionsraum, der durch die an einem Standort vorhandenen<br />

touristischen Gelegenheiten <strong>und</strong> die diese Gelegenheiten<br />

verbindende Infrastruktur aufgespannt wird. Nach Bernecker<br />

bezeichnen touristische Gelegenheiten im weitesten Sinne alles,<br />

was in Natur, Kultur, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft Ziel einer<br />

touristischen Nutzung sein kann. Im Detail wird darauf noch im<br />

nächsten Abschnitt (touristisches Angebot) eingegangen.<br />

Touristischer Handlungsspielraum wird im Gegensatz zu<br />

touristischen Gütern <strong>und</strong> Urlaubsofferten nicht unmittelbar am<br />

Fremdenverkehrsmarkt gehandelt. Er spielt aber als externer Effekt<br />

eine wichtige Rolle bei der Produktion, der Vermarktung <strong>und</strong> der<br />

Bepreisung von touristischen Gütern <strong>und</strong> Urlaubsofferten.<br />

Touristischer Handlungsspielraum wird (im Sinne Bökemann’scher<br />

Standortproduktion) ausschließlich von Gebietskörperschaften (Gemeinden,<br />

Regionen,...) produziert.<br />

Der Fremdenverkehrsmarkt<br />

Die folgende Definition orientiert sich an dem in der<br />

Volkswirtschaftslehre üblichen abstrakten Marktbegriff. Spezifiziert<br />

man den Begriff „touristische Güter“ (beispielsweise Flugreisen<br />

oder Aufenthalte im 4-Stern-Hotel), so lassen sich aber auch<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

bestimmte konkrete touristische Märkte abgrenzen (Flugreisemarkt,<br />

Beherbergungsmarkt).<br />

Der Fremdenverkehrsmarkt ist der Ort, wo touristische Güter <strong>und</strong><br />

Urlaubsofferten angeboten <strong>und</strong> von Urlaubern nachgefragt werden<br />

<strong>und</strong> wo sich entsprechend der mikroökonomischen Theorie aus dem<br />

Verhältnis von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage der Preis für Urlaubsofferten<br />

bildet.<br />

Der Preis ist aber auf dem Fremdenverkehrsmarkt nicht nur als jenes<br />

Regulativ anzusehen, das zu einem Gleichgewicht von Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage führt, sondern, wie später noch näher ausgeführt wird, vor<br />

allem auch als Produkteigenschaft.<br />

Daher ist auch zu vermuten, dass auf dem Fremdenverkehrsmarkt<br />

sogenannte "soziale Preisanomalien" zu beobachten sind. Dazu<br />

zählen beispielweise der "Bandwagoneffekt" (man kauft, weil andere<br />

dasselbe Produkt kaufen), der "Snobeffekt" (man kauft gerade das<br />

nicht, was alle oder viele kaufen) <strong>und</strong> der "Vebleneffekt" (man kauft<br />

teuer, wenn damit ein Prestigegewinn erwartet wird).<br />

Die Mehrzahl der Fremdenverkehrsmärkte ist durch eine große Zahl<br />

von Nachfragern gekennzeichnet, die jedoch nur einen verschwindend<br />

kleinen Teil an der Gesamtnachfrage ausmachen. Man spricht<br />

von einer atomistischen oder polypolistischen Nachfragestruktur.<br />

Die Nachfrager haben unterschiedliche Präferenzen, die sich aus<br />

ihren individuellen Urlaubsmotiven ableiten lassen <strong>und</strong> sie sind über<br />

die Preise <strong>und</strong> die Struktur der angebotenen Urlaubsofferten nur<br />

unvollständig informiert. Demnach besitzen die Anbieter quasi ein<br />

Monopol für ihre Urlaubsofferten, jedoch sind diese Güter so ähnlich,<br />

dass die Anbieter in enger Substitutionskonkurrenz zueinander<br />

stehen. Für den Fall, dass auf diesem Markt zugleich auch viele<br />

Anbieter auftreten, was für Fremdenverkehrsmärkte besonders auf<br />

der Ebene der Betriebe <strong>und</strong> Gemeinden zutrifft, haben Chamberlain<br />

(1933), Gutenberg (1965) u.a. das Marktmodell der "Monopolistischen<br />

Angebotskonkurrenz" entwickelt.<br />

Charakteristisch für diese Marktform ist etwa im Gegensatz zum<br />

Modell der "Vollkommenen Konkurrenz", dass der Anbieter nicht<br />

die gesamte Nachfrage verliert, wenn er den Preis für sein Gut<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

anhebt <strong>und</strong> nicht unbegrenzt Nachfrager hinzugewinnt, wenn er den<br />

Preis geringfügig senkt. Sein Spielraum bei der Preisgestaltung wird<br />

umso größer sein, je exklusiver er das Bild oder Image seines<br />

Produktes gestalten kann.<br />

Diese Art von "Non-Price-Competition" spielt auch beim<br />

"heterogenen Oligopol" eine wichtige Rolle. Oligopolistische<br />

Angebotskonkurrenz ist gekennzeichnet durch einige wenige<br />

Anbieter, denen eine große Zahl von Nachfragern gegenübersteht<br />

<strong>und</strong> diese Marktform trifft besonders auf die höheren Standortebenen<br />

der Regionen, Länder <strong>und</strong> Nationen zu. Typisch für die Strategien der<br />

einzelnen Anbieter ist, dass sie bei der Vermarktung ihres Produktes<br />

die erwarteten Reaktionen der anderen Oligopolisten miteinbeziehen.<br />

Darüber hinaus können am Fremdenverkehrs- <strong>und</strong> Freizeitmarkt<br />

auch noch Beispiele für andere Marktformen identifiziert werden:<br />

Angebotsmonopol:<br />

Dies trifft derzeit etwa zu für die Österreichischen B<strong>und</strong>esbahnen als<br />

einzigen Anbieter von Bahntransportleistungen in Österreich.<br />

Bilaterales Oligopol:<br />

Liegt beispielsweise vor, wenn wenige Reiseveranstalter (Touropa,<br />

Neckermann, TUI) die Leistungen weniger Charterfluggesellschaften<br />

(Lauda, Austrian Air Transport, Aero Lloyd) nachfragen.<br />

Anbieter auf dem Fremdenverkehrsmarkt<br />

Auf der Betriebsebene ist zu unterscheiden zwischen Unternehmungen,<br />

die Güter anbieten, die keinen direkten Bezug zum<br />

Fremdenverkehr haben, aber nach Kaspar durch ihre<br />

Anziehungskraft dem Tourismus Richtung <strong>und</strong> Gestalt geben<br />

(ursprüngliches Angebot = Gelegenheiten, die auch ohne<br />

Fremdenverkehr existieren würden) <strong>und</strong> Unternehmungen, die Güter<br />

<strong>und</strong> Leistungen anbieten, die hauptsächlich im Hinblick auf eine<br />

touristische Verwertung bereitgestellt werden (abgeleitetes<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Angebot). Da es oft schwierig ist, Angebote einer der beiden<br />

Kategorien zuzuordnen, soll hier als dritte Kategorie ein sogenanntes<br />

gemeinsames Angebot eingeführt werden.<br />

zum ursprünglichen Angebot sind zu zählen:<br />

(-) sozio-kulturelle Gelegenheiten, wie Brauchtumsveranstaltungen,<br />

religiöse <strong>und</strong> profane Sehenswürdigkeiten (Theater,<br />

Museen, Klöster, Burgen,...), Sprache, Mentalität <strong>und</strong><br />

Gastfre<strong>und</strong>schaft.<br />

(-) naturräumliche Gelegenheiten (geographische Lage, Klima,<br />

Topographie, Landschaftsbild, Vegetation oder Tierwelt,...).<br />

(-) die allgemeine Infrastruktur als Gr<strong>und</strong>ausstattung an gemeinschaftlich<br />

benutzbaren Einrichtungen, welche die<br />

Entfaltung umfassender wirtschaftlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Aktivitäten ermöglichen; im speziellen Einrichtungen der<br />

Versorgung (Transport, Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung) <strong>und</strong><br />

Entsorgung (Abwasser, Müll).<br />

(-) Versorgungseinrichtungen (Kaufhäuser, Tankstellen, aber<br />

auch Ärzte oder die Gendarmerie).<br />

Das abgeleitete Angebot umfasst:<br />

(-) Einrichtungen zur Ortsveränderung, wie Schibusse, Nostalgiebahnen,<br />

Schiffsfahrten, touristische Aufstiegshilfen (Schilifte,<br />

Seilbahnen,...).<br />

(-) Einrichtungen der Beherbergung, wie gewerbliche Beherbergungsbetriebe<br />

(Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Ferienwohnungen,...),<br />

ergänzende Beherbergungsmöglichkeiten<br />

(Campingplätze, Schutzhütten, Jugendheime, Privatzimmer,...).<br />

(-) Kureinrichtungen (Heilbäder, Trinkhallen, Kurkonzerte,...)<br />

(-) Einrichtungen der wirtschaftlichen Betätigung (Kongress-<br />

<strong>und</strong> Tagungszentren, Souveniershops, Sportgeschäfte,...).<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(-) Spezielle Dienstleistungseinrichtungen (Verleih von<br />

Sportgeräten, Sportlehrer, Fremdenführer, Animateure,<br />

Dolmetscher, Gepäckträger,...).<br />

(-) Einrichtungen der Vermittlung <strong>und</strong> Reisevorbereitung<br />

(Reisebüros, Verkehrsvereine, Werbebetriebe, Reiseversicherungen,...).<br />

Das gemeinsame Angebot umfasst<br />

(-) Einrichtungen der Verpflegung (Restaurants, Gasthöfe,<br />

Cafes, Würstelbuden,...) <strong>und</strong> Unterhaltung (Diskotheken,<br />

Casinos,...).<br />

(-) Einrichtungen der sportlichen Betätigung (Schwimmbäder,<br />

Eisbahnen, Tennis- <strong>und</strong> Golfanlagen,...).<br />

(-) Erholungseinrichtungen (Spazier- <strong>und</strong> Wanderwege,<br />

Parkanlagen, Liegewiesen, ...).<br />

Produktion von Urlaubsofferten<br />

Wie die meisten Güter werden auch "Urlaubsofferten" produziert,<br />

indem andere Güter (die sogenannten Produktionsfaktoren) in<br />

bestimmter Weise miteinander kombiniert werden. Formal kann dieser<br />

Prozess in einer Produktionsfunktion dargestellt werden. Dabei soll<br />

hier zwischen zwei Typen unterschieden werden. Einmal der<br />

klassischen mikroökonomischen Produktionsfunktion mit den<br />

Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital <strong>und</strong> Boden, sowie mit Gütern, die<br />

von anderen Unternehmungen bezogen werden (Zwischenprodukte);<br />

zum anderen der standörtlichen Produktionsfunktion nach Bökemann<br />

mit ihren Faktoren Boden, Bodenordnung <strong>und</strong> Infrastruktur.<br />

Darüber hinaus ist bei Produktionsfunktionen zwischen fixen <strong>und</strong><br />

variablen Faktoren zu unterscheiden. Ein fixer Faktor ist dadurch<br />

gekennzeichnet, dass seine Einsatzmenge nicht von der<br />

Produktionsmenge abhängt, sondern fest vorgegeben <strong>und</strong> daher auch<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

meistens an einen bestimmten Standort geb<strong>und</strong>en ist (Schumann,<br />

1976). Fixe touristische Inputfaktoren sind einmal jene<br />

Angebotselemente, die überhaupt nicht oder nur sehr langfristig<br />

verändert werden können wie beispielsweise bestimmte bauliche<br />

Objekte, aber auch das Landschaftsbild oder der Naturraum.<br />

Die Einsatzmenge eines variablen Faktors verändert sich dagegen mit<br />

der Produktionsmenge einer bestimmten Periode. Im Bereich<br />

Fremdenverkehr ist beispielsweise die Energie, die zum Betrieb von<br />

Aufstiegshilfen notwendig ist, ein variabler Faktor.<br />

Im folgenden sollen nun die Produktionsfunktionen von Urlaubsofferten<br />

auf den unterschiedlichen standörtlichen Ebenen diskutiert<br />

werden.<br />

Auf der Betriebsebene wird sicherlich nach einer klassischen Produktionsfunktion<br />

produziert, wobei Gebäude <strong>und</strong> Maschinen die fixen<br />

Faktoren ausmachen, Arbeit, Energie <strong>und</strong> Vorprodukte, wie<br />

Lebensmittel, hingegen die variablen Faktoren.<br />

Auf der Orts- <strong>und</strong> Regionsebene werden Urlaubsofferten produziert,<br />

indem einerseits einzelne auf der Betriebsebene produzierte<br />

touristische Güter als variable Inputs kombiniert <strong>und</strong> gebündelt<br />

werden. Die fixen Inputfaktoren wären in diesem Fall die<br />

Räumlichkeiten <strong>und</strong> Einrichtungen örtlicher <strong>und</strong> regionaler<br />

Fremdenverkehrsvereine. Typische Beispiele sind die schon angesprochenen<br />

Pauschalreisen, wie etwa Wedelwochen, wo Unterkunfts-<br />

<strong>und</strong> Verpflegungsleistungen mit Schipass <strong>und</strong> Schikurs kombiniert <strong>und</strong><br />

angeboten werden.<br />

Die Produktionsfunktion solcher Angebote ist als "qualitative"<br />

Technologie anzusehen: Ähnlich wie im Handel finden sich die<br />

Eigenschaften der Produktionsfaktoren in den Merkmalen des<br />

Endproduktes wieder.<br />

In dieselbe Kategorie fallen auch die Leistungen von<br />

Reiseveranstaltern <strong>und</strong> Reisevermittlern.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Produktion von touristischem<br />

Handlungsspielraum<br />

Die Produktion von touristischem Handlungsspielraum (auf der Orts-<br />

bzw. Regionsebene) ist dagegen als wesentlich komplexerer<br />

Prozess anzusehen, dessen Formalisierung auf einer modifizierten<br />

standörtlichen Produktionsfunktion nach Bökemann aufbauen soll.<br />

Auf der Ortsebene wird touristischer Handlungsspielraum produziert,<br />

indem touristische Gelegenheiten (sowohl ursprünglicher, abgeleiteter<br />

als auch gemeinsamer Natur) durch Infrastrukturmaßnahmen<br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> durch rechtliche Regelungen <strong>und</strong> Normen abgesichert<br />

werden. So erhöht beispielsweise die Einrichtung eines Schibusses<br />

den Aktionsraum des Urlaubers, während das Verbot, in<br />

lawinengefährdete Hänge einzufahren, diesen (sinnvoller Weise)<br />

einschränkt.<br />

Auf der Regionsebene kann die Produktion von touristischem<br />

Handlungsspielraum hingegen als rekursiver Prozess aufgefasst<br />

werden. Die Handlungsspielräume der die Region konstituierenden<br />

Orte oder Gemeinden werden wiederum mit Infrastruktur verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> rechtlich abgesichert <strong>und</strong> ergeben so den Handlungsspielraum<br />

der übergeordneten Region. Beispiele dafür sind der<br />

Zusammenschluss von Schigebieten über Ortsgrenzen hinweg oder<br />

die Errichtung von Sportanlagen für eine ganze Region.<br />

Während hier also die touristischen Gelegenheiten, die<br />

Infrastrukturinvestitionen <strong>und</strong> die rechtlichen Regelungen als variable<br />

Inputfaktoren gelten können, ist der (Planungs) -apparat der jeweiligen<br />

Gebietskörperschaft, der für die Erstellung des touristischen<br />

Handlungsspielraums notwendig <strong>und</strong> zuständig ist, als fixer<br />

Produktionsfaktor anzusehen.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Nachfrager auf dem Fremdenverkehrsmarkt<br />

Typisierung von Urlaubern<br />

Ausgehend von empirischen Untersuchungen zum Anspruchsniveau<br />

<strong>und</strong> zu den Präferenzen von Urlaubern sind verschiedenste Versuche<br />

einer Typisierung von Urlaubern unternommen worden. Einen ersten,<br />

allgemein anerkannten Versuch stellt die Differenzierung von Hahn<br />

dar:<br />

S-Typ (Erholungsurlauber)<br />

Dieser „Sonne-, Sand- <strong>und</strong> See “- orientierte Erholungsurlauber ist<br />

durch passives Verhalten <strong>und</strong> den Wunsch nach Geruhsamkeit <strong>und</strong><br />

Geborgenheit gekennzeichnet. Während touristischer Rummel als<br />

lästig empf<strong>und</strong>en wird, ist der Kontakt zu netten Menschen durchaus<br />

erwünscht.<br />

F-Typ (Erlebnisurlauber)<br />

Dieser „Ferne- <strong>und</strong> Flirt “- orientierte Erlebnisurlauber ist durch Unternehmungslust<br />

gekennzeichnet. Obwohl er Entspannung <strong>und</strong><br />

Erholung sucht, will er da sein, wo etwas los ist. Sein Urlaubsstil lässt<br />

sich durch Vergnügen, Abwechslung, Geselligkeit <strong>und</strong> ein wenig Jetset<br />

kennzeichnen.<br />

W1-Typ (Bewegungsurlauber)<br />

Der wald- <strong>und</strong> wanderorientierte Bewegungsurlauber ist ges<strong>und</strong>heitsbewusst.<br />

Körperliche Bewegung ist ihm ein Bedürfnis, wobei die<br />

frische Luft einen hohen Stellenwert besitzt. Dieser Typ fühlt sich<br />

weitgehend witterungsabhängig.<br />

W2-Typ (Sporturlauber)<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Bei diesem Typ handelt es sich um den wald- <strong>und</strong> wettkampforientierten<br />

Sporturlauber, der sich für zäh <strong>und</strong> ausdauernd<br />

hält. Die Ausübung der sportlichen Hobbys dominiert anderwertige<br />

Urlaubsentscheidungen, z.B. im Hinblick auf Ort <strong>und</strong> Landschaft.<br />

Beispiele für diesen Typ sind der passionierte Alpinist, der<br />

Mountainbiker oder der sportive Tennisspieler.<br />

A-Typ (Abenteuerurlauber)<br />

Abenteuer <strong>und</strong> Aufregung kennzeichnen diesen in der psychischen<br />

Struktur dem W2-Typ ähnlichen Urlauber. Er sucht seine<br />

Bedürfnisbefriedigung jedoch nicht durch ein vorab festgelegtes<br />

Hobby zu erreichen. Er ist vielmehr offen <strong>und</strong> setzt sich<br />

Überraschungen aus. Er sucht den Reiz des Neuen <strong>und</strong> Fremden,<br />

die Gefahr <strong>und</strong> will sich in unerwarteten Situationen bewähren.<br />

B-Typ (Bildungs- <strong>und</strong> Besichtigungsurlauber)<br />

Mit den Begriffen Besichtigung <strong>und</strong> Bildung lässt sich die<br />

Gr<strong>und</strong>ausrichtung dieses Typs umschreiben, der in drei Untergruppen<br />

aufgespalten werden kann. Die erste Untergruppe B1<br />

beschreibt den Sightseeing-Experten, der in quantitativer Ausrichtung<br />

Orte <strong>und</strong> Sehenswürdigkeiten sammelt. Der B2-Typ ist eher<br />

emotional bestimmt <strong>und</strong> überlässt sich den Gefühlen, die durch Natur<br />

<strong>und</strong> Kultur in ihm geweckt werden. Der B3-Typ ist bewusst <strong>und</strong><br />

zielbezogen an Natur/oder Kultur interessiert. Ihm dient der Urlaub<br />

zur Vertiefung von Kenntnissen auf bestimmten Gebieten.<br />

In jüngster Vergangenheit wurde versucht, ausgehend von den<br />

sogenannten Euro-Lifestyles Urlaubertypologien zu entwickeln.<br />

Ausgehend von umfassenden Untersuchungen <strong>und</strong> Befragungen zu<br />

allen Lebensbereichen in 15 westeuropäischen Staaten wurden<br />

Motivationen, Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensmuster zu 16 europäischen<br />

Lifestyles zusammengefasst. Sie stellen zweidimensionale<br />

Bewertungen entlang der Achsen Materialismus(Güter) - Idealismus<br />

(Werte) <strong>und</strong> Veränderung (Bewegung) - Konservativismus (Beharrung)<br />

dar:<br />

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Aufbauend auf diese Lifestyle-Typen wurden vereinfacht fünf<br />

Urlaubertypen herausgestellt:<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(1) Der vorsichtige Erholungsurlauber<br />

Diese Zielgruppe inkludiert die Eurostyle-Typen Vorsichtige,<br />

Heimchen, Misstrauische <strong>und</strong> Abgekoppelte<br />

(2) Der klassische Kultur-Urlauber<br />

Diese Zielgruppe inkludiert die Eurostyle-Typen Moralisten,<br />

Ordentliche, Puritaner<br />

(3) Der anspruchsvolle Erlebnis-Urlauber<br />

Diese Zielgruppe inkludiert die Eurostyle-Typen Karrieremacher,<br />

Protestler, Pioniere, Wohltäter, gute Nachbarn<br />

(4) Der junge Genuß-Urlauber<br />

Diese Zielgruppe inkludiert die Eurostyle-Typen Rocker <strong>und</strong> Angeber<br />

(5) Die junge Familie<br />

Diese Zielgruppe inkludiert die Eurostyle-Typen Romantiker <strong>und</strong><br />

Sorglose<br />

Solche Typisierungen sind für Fremdenverkehrsplanungen insofern<br />

von Bedeutung, als auf sie die gr<strong>und</strong>sätzliche Ausrichtung sowohl<br />

von Regionen, Gemeinden <strong>und</strong> Objekten aufbauen sollte. Es hat sich<br />

herausgestellt, dass touristische Planungen, Konzepte <strong>und</strong><br />

Realisierungen, die auf einen verschwommenen Nachfragerbegriff<br />

aufbauen nur selten zum Erfolg geführt haben. Selbstverständlich ist<br />

hier aber auch der potentielle Umfang der Typengruppe zu<br />

berücksichtigen.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Entscheidungsprozesse der Urlaubswahl<br />

Basishypothesen<br />

(1) Gegenstand der Urlaubswahl sind die am<br />

Fremdenverkehrsmarkt angebotenen Urlaubsofferten<br />

(2) Entscheidungsalternativen im Rahmen der Urlaubswahl<br />

sind mehrheitlich diskreter Natur<br />

(3) Die Urlaubswahl läuft in mehreren Phasen ab<br />

(4) Die Urlaubswahl wird beeinflusst von sogenannten<br />

Push (Von weg)- <strong>und</strong> Pull (Hin zu) Faktoren<br />

Modellierung der Urlaubswahl<br />

Aus der Vielschichtigkeit des auf dem Fremdenverkehrsmarkt<br />

gehandelten Gutes "Urlaubsofferte" ergibt sich, dass es sich bei<br />

touristischen Wahlakten nicht um Einzelentscheidungen, sondern um<br />

komplexe "Mehr-Phasen-Entscheidungen" (Mazanec, 1979)<br />

handelt. Mit Phasen sind hier nicht nur verschiedene logische Stufen,<br />

sondern auch unterschiedliche Zeitpunkte der Entscheidungsfindung<br />

gemeint. Datzer (1983) unterscheidet dabei zwischen Fragen erster,<br />

zweiter <strong>und</strong> dritter Ordnung, wobei wir für unsere Zwecke die beiden<br />

letzten Kategorien zusammenfassen wollen.<br />

Fragen "erster Ordnung" werden demnach im Vorfeld des eigentlichen<br />

Entscheidungsprozesses gestellt <strong>und</strong> können von den<br />

Anbietern am Fremdenverkehrsmarkt kaum oder gar nicht beeinflusst<br />

werden. Als Beispiele führt Datzer an:<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(1) Mache ich in einer bestimmten Zeitperiode überhaupt eine<br />

Urlaubsreise<br />

(2) Wann <strong>und</strong> wie lange verreise ich<br />

(3) Mit wem verreise ich<br />

(4) Wieviel kann ich etwa dafür ausgeben<br />

Die Fragen "zweiter Ordnung" <strong>und</strong> "dritter Ordnung" betreffen<br />

zuerst die Reiseart <strong>und</strong> dann die Urlaubsofferte (also den<br />

touristischen Handlungsspielraum, sowie bestimmte Sachen,<br />

Leistungen <strong>und</strong> Rechte).<br />

Im allgemeinen werden die Fragen "erster Ordnung" vorher<br />

entschieden <strong>und</strong> fungieren dann als Randbedingungen für<br />

Entscheidungen aus dem zweiten <strong>und</strong> dritten Fragenkomplex. Das<br />

schließt aber Rückkoppelungen nicht aus, wenn beispielsweise die<br />

Reiseart den Zeitpunkt der Reise mitbestimmt.<br />

Eine weitere Differenzierung touristischer Entscheidungen kann nach<br />

ihrer unterschiedlichen Komplexität <strong>und</strong> nach der unterschiedlichen<br />

Beteiligung der Entscheidungsträger (Self-Envolvement)<br />

vorgenommen werden. Weinberg (1981) unterscheidet danach<br />

zwischen extensiven, limitierten, habitualisierten <strong>und</strong> impulsiven<br />

Entscheidungen. Welche Algorithmen dann tatsächlich angewendet<br />

werden, das hängt sicherlich einmal von der jeweiligen Phase der<br />

Entscheidung ab: Fragen erster Ordnung werden eher habitualisiert<br />

bzw. limitiert entschieden, während Fragen zweiter <strong>und</strong> dritter<br />

Ordnung zur Kategorie extensiver (komplexer, mit hoher<br />

Selbstbeteiligung ablaufender) Entscheidungen zu zählen sind. Eine<br />

ebenso große Bedeutung kommt der eigenen Reiseerfahrung <strong>und</strong><br />

dem "Reifegrad" der ins Auge gefassten Produktgruppe zu.<br />

Beispielsweise erfordern Badereisen an die nördliche Adria eine geringere<br />

Befassung als neue Formen des Abenteuertourismus.<br />

Zurück zum Fragenkomplex erster Ordnung. Hier finden wir Fragen,<br />

deren Entscheidung durch die konkrete Lebenssituation stark<br />

determiniert ist (beispielsweise ist für die meisten Arbeitnehmer die<br />

Urlaubsdauer durch die gesetzliche Urlaubszeit limitiert).<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Jene Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen, ob überhaupt eine<br />

Urlaubsreise angetreten werden soll, sind eher den Push-Faktoren<br />

zuzuschreiben.<br />

Als wichtigste positive Push-Faktoren werden genannt:<br />

(-) Erholung <strong>und</strong> Regeneration<br />

Diese These ist vor allem von marxistischen Tourismuskritikern in<br />

den Vordergr<strong>und</strong> gestellt worden, <strong>und</strong> betrifft die Wiederherstellung<br />

jener physischen <strong>und</strong> psychischen Kräfte, die notwendig sind, um im<br />

Arbeitsprozess wieder leistungsfähig (ausnutzbar, verwertbar) zu<br />

sein.<br />

(-) Fluchtmotive<br />

Die am meisten zitierte These besagt, dass Flucht das Gr<strong>und</strong>motiv<br />

des heutigen Reisens überhaupt ist. Im speziellen werden u.a.<br />

genannt, eine unbefriedigende <strong>und</strong> zermürbende Situation am<br />

Arbeitsplatz, triste Wohnsituation <strong>und</strong>/oder Wohnumgebung, aber<br />

auch das unwirtliche Klima (z.B. im nord- <strong>und</strong> mitteleuropäischen<br />

Winter).<br />

(-) Kompensation <strong>und</strong> Langeweile<br />

Gesucht wird ein Ausgleich zur einseitigen Beanspruchung durch die<br />

Arbeitswelt: etwas anderes tun <strong>und</strong> erleben als das Übliche oder die<br />

bloße Abwechslung zum täglichen Einerlei.<br />

(-) Prestige<br />

Die Betrachtung der Reise als Luxusgut unterstreicht ihren<br />

Prestigewert.<br />

Als negative Push-Faktoren (solche die eine Urlaubsreise<br />

verhindern können) gelten u.a.:<br />

(-) kein disponibles Budget für Reisen<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Trifft zu auf Arbeitslose, Studenten <strong>und</strong> einkommensschwache<br />

Gruppen.<br />

(-) familiäre Situation<br />

Spielt eine Rolle besonders bei Familien mit Kleinstkindern.<br />

(-) Krankheit, Behinderung <strong>und</strong> Gebrechlichkeit<br />

Ist als wichtigster Faktor beim „Nichtreisen“ von Senioren anzusehen.<br />

(-) Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Reiseintensität bei Landwirten<br />

<strong>und</strong> Selbstständigen deutlich unter der von Beamten oder<br />

Angestellten liegt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist zu touristischen Entscheidungen „erster Ordnung“<br />

zu sagen, dass sie in der Regel unter bestimmten Sachzwängen<br />

gefällt werden <strong>und</strong> somit habituellem oder bestenfalls limitiertem Verhalten<br />

zuzuschreiben sind. Wiswede meint, dass solche<br />

„vereinfachten“ Entscheidungen gewohnheitsmäßig oder auf<br />

Gr<strong>und</strong> stereotyp verlaufender Urteilsheuristiken getroffen werden.<br />

Außerdem ist hier noch anzumerken, dass für die Komplexe Urlaubsdauer<br />

<strong>und</strong> ungefähres Urlaubsbudget ein Kontinuum von<br />

Handlungsalternativen zur Verfügung steht.<br />

Die zweite Phase der Urlaubswahl ist auf die Entscheidung zwischen<br />

mehreren auf dem Fremdenverkehrsmarkt angebotenen<br />

Urlaubsofferten ausgerichtet. Es handelt sich also dabei um eine<br />

Standortentscheidung im weitesten Sinn <strong>und</strong> Vergleiche etwa mit der<br />

Produktionsstandortentscheidung eines Unternehmens oder der<br />

Wohnstandortentscheidung eines Haushaltes sind durchaus<br />

angebracht.<br />

Allerdings ist im Unterschied zu derartigen Entscheidungen<br />

anzumerken, dass die Konsequenzen von Urlaubsentscheidungen<br />

(auch von Fehlentscheidungen) bei weitem nicht so schwerwiegend<br />

sind. So gesehen ist es auch nicht sinnvoll anzunehmen, dass ein<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

potentieller Urlauber Optimierungsverfahren im Sinne der klassischen<br />

Standortlehre anwendet, sondern dass er vielmehr zu<br />

Entscheidungsheuristiken greift.<br />

Eine Möglichkeit, ist die Suche nach einer „zufriedenstellenden“<br />

Alternative, aufbauend auf dem Konzept des „touristischen“<br />

Anspruchsniveaus.<br />

Koerdt sieht es als Spezialfall eines allgemeinen Konsumanspruchsniveaus,<br />

das wiederum in ein übergeordnetes Gesamtsystem - den<br />

Lebensstandard - eingebettet ist. Allerdings soll hier nur jene<br />

Dimension des touristischen Anspruchsniveaus betrachtet werden,<br />

die sich auf Urlaubsofferten bezieht. Die zweite Dimension, nämlich<br />

Ansprüche an die eigene Leistungsbereitschaft <strong>und</strong><br />

Leistungsfähigkeit wird hingegen bei der Modellierung der Nutzung<br />

von Urlaubsofferten eine wichtige Rolle spielen.<br />

Das Anspruchsniveau ist dabei definiert als ein System von<br />

Standards, das als Position auf der individuellen Nutzenskala diese<br />

in einen positiven (zulässigen) <strong>und</strong> einen negativen (unzulässigen)<br />

Bereich unterteilt, wobei der positive Bereich im folgenden auch als<br />

Menge F' der zufriedenstellenden Alternativen bezeichnet wird.<br />

Dieser Sachverhalt wird in der folgenden Abbildung am Beispiel<br />

zweier Zielvorstellungen illustriert:<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die Standards, die sich auf die individuellen Motive oder Präferenzen<br />

beziehen, können dabei einerseits „hart“, d.h. entweder in binärer<br />

Logik (eine Einrichtung soll vorhanden sein oder nicht) oder als<br />

Quantitäten ( 50 km Langlaufloipen) beschrieben werden;<br />

andererseits auch „weich“ Form von qualitativen Einschätzungen<br />

oder durch „unscharfe“ Mengen im Rahmen der Fuzzy-Logik.<br />

Prinzipiell sind in der zweiten Phase der Urlaubswahl sämtliche<br />

Entscheidungsalgorithmen denkbar, von habituell bis impulsiv.<br />

Habituelle Entscheidungen sind typisch für langjährige Stammgäste.<br />

Die Gewohnheit, bestimmte Urlaubsofferten periodisch immer<br />

wieder zu wählen wird nur dann aufgegeben, wenn das gewünschte<br />

Anspruchsniveau (über Jahre hinweg) nicht mehr erreicht wird.<br />

Limitierte Entscheidungen werden dann angewendet, wenn auf<br />

Gr<strong>und</strong> des Anspruchsniveaus <strong>und</strong> der Urlaubserfahrung nur eine<br />

beschränkte Zahl von Alternativen zur Verfügung steht (wenn<br />

beispielsweise es nur mehr darum geht, zwischen einigen österreichischen<br />

Nobelskiorten zu entscheiden).<br />

Über impulsive Entscheidungen im Bereich Fremdenverkehr ist<br />

noch recht wenig bekannt. Es kann aber angenommen werden, dass<br />

sie nur in Zusammenhang mit Kurzreisen <strong>und</strong> Kurzurlauben eine<br />

Rolle spielen, bzw. dann getätigt werden, wenn im Zuge des<br />

Entscheidungsprozesses mehrere gleichwertige Alternativen zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Extensive Entscheidungen hingegen werden angewendet, wenn<br />

neue Urlaubsziele <strong>und</strong> Urlaubsformen gesucht werden, sei es, weil<br />

gewohntes Verhalten nicht mehr zum erwünschten Erfolg führt, weil<br />

sich das eigene Anspruchsniveau geändert hat oder einfach einer<br />

Abwechslung wegen. Allerdings ist anzunehmen, dass extensive<br />

Entscheidungen im Rahmen der Urlaubswahl weit weniger komplex<br />

ausfallen werden als beispielsweise die Suche nach einem Betriebs-<br />

oder Wohnstandort.<br />

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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Im folgenden soll nun die Struktur extensiver Entscheidungen<br />

detailliert werden:<br />

Am Beginn steht dabei eine "aktive" Informationsphase, die sich<br />

beispielsweise im Aufsuchen von Fremdenverkehrsämtern oder<br />

Reisebüros, sowie im Sammeln von einschlägigen Informationen<br />

(Reiseliteratur) äußert. Sodann werden alle jene<br />

Handlungsalternativen eliminiert, die nicht den Anforderungen der<br />

Anspruchsstruktur entsprechen. Die dabei wirksamen Motive sind<br />

schon konkreter <strong>und</strong> zumeist Unterziele allgemeinerer Wunschvorstellungen:<br />

Wenn beispielsweise das Ergebnis der ersten Phase der<br />

Urlaubswahl eine 14-tägige Reise mit Kindern ist, so werden Motive<br />

wie leichte Erreichbarkeit oder Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit die weitere Entscheidung<br />

beeinflussen.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Abbildung: Extensive Entscheidung im Rahmen der<br />

Urlaubsoffertenwahl<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Entspricht genau eine Alternative den gestellten Anforderungen, so<br />

wird diese gewählt <strong>und</strong> der Entscheidungsprozeß ist abgeschlossen.<br />

Ist aber die Menge der zufriedenstellenden Alternativen leer, so gilt<br />

es, eine Informationsentscheidung durchzuführen, das heißt, es ist<br />

der Prozess der Filterung <strong>und</strong> selektiven Auswahl von Informationen<br />

zu überprüfen <strong>und</strong> gegebenenfalls zu revidieren. Dafür sind als<br />

theoretische Ansätze sogenannte "Informationsmodelle" geeignet,<br />

bei denen nach Hughes (1974) die drei Phasen der Informationssuche,<br />

der Informationsaufnahme <strong>und</strong> der Informationsverarbeitung<br />

zu unterscheiden sind.<br />

Als Determinanten des Informationsverhaltens definiert Datzer (1983)<br />

personenbezogene, produktbezogene <strong>und</strong> situationsbezogene<br />

Faktoren. Bei ersteren wird davon ausgegangen, dass die Intensität<br />

der Informationssuche <strong>und</strong> Informationsverarbeitung abhängig ist von<br />

Alter, Schulbildung, Haushaltseinkommen, Haushaltsgröße <strong>und</strong> auch<br />

von der Struktur der Zielvorstellungen. Diese Hypothese wurde von<br />

Datzer (1983) in einem touristischen Informationsmodell empirisch<br />

bestätigt, indem er nachwies, dass die Intensität der Informationssuche<br />

mit zunehmendem Alter <strong>und</strong> höherer Schulbildung<br />

wächst. Eine besondere Rolle spielen personenbezogene<br />

Einflussfaktoren beim Konzept der Informationsneigung. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

steht dabei die gezielte <strong>und</strong> bewusste Informationssuche.<br />

Konsumenten mit starker Informationsneigung, sogenannte<br />

Informationssucher („information seeker“) treten oft als<br />

Meinungsführer auf <strong>und</strong> gelten daher als besonders wichtige<br />

Ansprechpersonen gezielter Marketing- <strong>und</strong> Werbestrategien.<br />

Informationssucher zeichnen sich durch eine permanente<br />

Informationsbereitschaft aus. Auch ohne konkrete Kaufabsicht<br />

suchen sie gerne Reisebüros <strong>und</strong> Informationsstellen auf. Der<br />

Informationssuche wird somit unabhängig von späteren<br />

Entscheidungen ein positiver Wert beigemessen.<br />

Ein ebenso großer Erklärungsgehalt des Informationsverhaltens wird<br />

produktbezogenen Determinanten zugeschrieben. Im<br />

Zusammenhang mit diesem Ansatz wird oft das theoretische<br />

Konstrukt des "wahrgenommenen Risikos" (Datzer, 1983) verwendet.<br />

Je ungewisser <strong>und</strong> unsicherer die Informationen über die potentiellen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Urlaubsofferten, desto höher ist die Bereitschaft zur Informationssuche<br />

<strong>und</strong> Informationsverarbeitung anzusetzen. Empirisch nachgewiesen<br />

wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der<br />

Reisezielentfernung <strong>und</strong> der Zahl der genutzten Informationsquellen.<br />

Bei den situationsbezogenen Faktoren sollen hier vor allem<br />

subjektive Variablen in Betracht gezogen werden (auf objektive<br />

Faktoren, wie zum Beispiel die Werbung, ist ja schon in den<br />

vorangegangenen Abschnitten hingewiesen worden). Dazu zählt<br />

nach Datzer einmal das produktbezogene Wissen des Konsumenten,<br />

das in Gestalt der Urlaubserfahrung zum Ausdruck kommt. Ebenso<br />

als subjektive situationsbezogene Komponente ist die Tatsache zu<br />

werten, dass der Entscheidungsprozeß zu keinem den Konsumenten<br />

befriedigenden Ergebnis geführt hat. Damit werden dynamische<br />

Aspekte in die Abbildung des touristischen Informations- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsverhaltens einbezogen, auf die in der Folge noch<br />

näher eingegangen wird.<br />

Auf der Basis der geänderten Informationslage werden nun die<br />

Rahmenbedingungen der Entscheidung (vermutete Beiträge der<br />

Handlungsalternativen zur Zielerfüllung) neu identifiziert <strong>und</strong> der<br />

Eliminationsprozess wiederholt. Auf Gr<strong>und</strong> beschränkter zeitlicher<br />

<strong>und</strong> monetärer Kapazitäten bei der Informationsverarbeitung kann<br />

angenommen werden, dass die dargestellten Schritte nicht beliebig<br />

oft wiederholt werden können: Findet der potentielle Urlauber trotz<br />

mehrfacher Informationsentscheidungen keine zufriedenstellenden<br />

Alternativen, so ist die Ursache dafür dann wohl in seiner<br />

dissonanten Zielstruktur bzw. in einem zu hohen Anspruchsniveau zu<br />

vermuten.<br />

Hat aber der Prozess der Elimination zu mehreren zufriedenstellenden<br />

Alternativen geführt, so wird hier vereinfachend<br />

angenommen, dass die dann die kostengünstigste Variante<br />

ausgewählt wird.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

AUSWIRKUNGEN DES TOURISMUS<br />

Ökonomische Effekte<br />

Im Gegensatz zur Mikroökonomie werden bei einer<br />

makroökonomischen Betrachtungsweise die Wirtschaftseinheiten zu<br />

größeren Gruppen zusammengefasst <strong>und</strong> deren<br />

Durchschnittsverhalten analysiert.<br />

Typische makroökonomische Fragestellungen aus dem Bereich<br />

Fremdenverkehr bzw. Freizeitwirtschaft wären etwa:<br />

• Wie wirken Konjunkturschwankungen auf die Fremdenverkehrsentwicklung<br />

• Wie wird die Zahlungsbilanz vom Tourismus beeinflusst<br />

• Welche Beschäftigungs- bzw. Wertschöpfungseffekte werden<br />

vom Fremdenverkehr induziert<br />

Es wird also gefragt, welche Zusammenhänge es zwischen<br />

makroökonomischen Variablen des Fremdenverkehrs <strong>und</strong><br />

allgemeinen makroökonomischen Größen gibt.<br />

Im Folgenden soll zuerst untersucht werden, welche Auswirkungen<br />

der Fremdenverkehr auf die Wirtschaft haben kann. Dabei sind vor<br />

allem folgende Bereiche zu unterscheiden:<br />

• Einkommen/Wertschöpfung/Sozialprodukt/Steuern<br />

• Arbeitsplätze/Beschäftigung<br />

• Außenhandel/Deviseneinnahmen/Zahlungsbilanz<br />

Dabei ist zu unterscheiden zwischen Primäreffekten <strong>und</strong><br />

Multiplikatoreffekten. Zu Ersteren zählen beispielsweise die<br />

Einnahmen aus dem Wirtschaftsbereich "Beherbergung <strong>und</strong><br />

Gastgewerbe".<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Multiplikatoreffekte beschreiben das Ausmaß, um das sich eine<br />

abhängige Größe durch das Einwirken einer unabhängigen Größe<br />

verändert. So beschreibt etwa der touristische Einkommensmultiplikator<br />

nicht nur das unmittelbar durch den Fremdenverkehr<br />

erzielte Einkommen (die touristischen Ausgaben) sondern auch die<br />

dadurch in weiterer Folge induzierten mittelbaren Einkommen. Als<br />

Methoden zu deren Abschätzung sind Input - Output - <strong>Analyse</strong>n<br />

geeignet.<br />

Es macht Sinn, derartige Effekte weiter sektoral <strong>und</strong> regional zu<br />

differenzieren; etwa um die Behauptung zu überprüfen, dass der<br />

Fremdenverkehr maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung von<br />

Problemregionen beiträgt.<br />

In der Zahlungsbilanz sind alle internationalen Transaktionen in<br />

monetären Größen erfasst. Die Zahlungsbilanz ist vom Gr<strong>und</strong>konzept<br />

als Ganzes immer ausgeglichen, da sie nach dem Prinzip der<br />

doppelten Buchführung aufgebaut ist. Die Zahlungsbilanz selbst ist<br />

hierarchisch gegliedert, wobei sie auf der obersten Ebene in die<br />

Leistungsbilanz <strong>und</strong> die Kapitalverkehrsbilanz unterteilt ist. Die<br />

Leistungsbilanz ihrerseits zerfällt in die Bilanzen für den<br />

Warenverkehr, die Übertragungen <strong>und</strong> den Dienstleistungsverkehr.<br />

Darin ist die uns besonders interessierende Reiseverkehrsbilanz<br />

enthalten. Sie besteht auf der Einnahmenseite aus allen Ausgaben,<br />

die ausländische Besucher für Reisen im Inland (in Österreich) z.B.<br />

für Unterkunft, Verpflegung, Transport oder Souvenirs tätigen. Auf<br />

der Ausgabenseite enthält die Reiseverkehrsbilanz alle Ausgaben<br />

inländischer Reisenden (Österreicher) im Ausland.<br />

Neben den Auswirkungen des Fremdenverkehrs auf andere<br />

Wirtschaftsbereiche soll aber auch der Einfluss allgemeiner<br />

makroökonomischer Variablen auf den Tourismus angesprochen<br />

werden.<br />

Als Beispiele seien angeführt:<br />

• Verfügbare (Volks-)einkommen <strong>und</strong> deren Verteilung<br />

• Konjunkturelle Einflüsse (Hochkonjunktur vs. Rezession) <strong>und</strong><br />

Erwartungen in die konjunkturelle Entwicklung<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• wirtschaftliche Krisenerscheinungen (Arbeitslosigkeit,<br />

Sparpakete,...)<br />

• Wechselkursrelationen<br />

Soziale <strong>und</strong> kulturelle Effekte<br />

Die folgenden Ausführungen folgen weitgehend dem Lehrbuch<br />

"Tourismus - Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie" von<br />

Walter Freyer, Oldenbourg-Verlag 1988, Seiten 333-343. Die<br />

Beispiele aus der Hunza-Region sind entnommen der Diplomarbeit<br />

"The Impact of Tourism on the Regional Development in<br />

Hunza/Northern Pakistan von Friedbert Ottacher, Wien, 1999.<br />

Schwieriger als die ökonomische Einschätzung des Fremdenverkehrs<br />

ist die Betrachtung sozio-kultureller Effekte. Gr<strong>und</strong> dafür sind<br />

sicherlich das Fehlen einer einheitlichen Methode sowie mangelnde<br />

Quantifizierbarkeit.<br />

Sozio-kulturelle Kriterien sollen im folgenden trotzdem behandelt<br />

werden, da<br />

• sie für eine umfassende Beurteilung touristischer<br />

Maßnahmen, die über die ökonomische Bewertung<br />

hinausgeht, von zentraler Bedeutung sind,<br />

• in den Augen vor allem der "Betroffenen" außerökonomische<br />

Faktoren oft mehr Bedeutung haben<br />

• auch Ökonomen versuchen, nichtökonomische Bereiche des<br />

Tourismus zu integrieren, wenn auch oftmals mit traditionell<br />

ökonomischen Überlegungen, z.B. mit Kosten-Nutzen-<br />

<strong>Analyse</strong>n für den sozio-kulturellen Bereich.<br />

Auffallend an der (mangelhaften) Berücksichtigung <strong>und</strong> Bewertung<br />

sozio-kultureller Auswirkungen des Tourismus ist, dass sie weitaus<br />

weniger von den betroffenen Ländern kommt als von Kritikern <strong>und</strong><br />

Wissenschaftern aus Entsendeländern. Zwar gibt es auch<br />

gelegentlich Stellungnahmen <strong>und</strong> Protestaktionen der Gastländer<br />

gegen den Tourismus (Aufstand der "Bereisten"), aber sie bleiben die<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Ausnahme. Dieses überwiegende Schweigen der betroffenen Länder<br />

<strong>und</strong> Gebiete ist schwierig einzuschätzen, kann es doch einerseits<br />

(indirekte ) Zustimmung zum Tourismus bedeuten, andererseits aber<br />

lediglich die Machtlosigkeit der Betroffenen gegen eine im Kern<br />

unerwünschte Entwicklung widerspiegeln.<br />

Viele der im folgenden erläuterten sozio-kulturellen Faktoren des<br />

Tourismus haben Eingang in die Diskussion der Auswirkungen des<br />

Tourismus in Länder der Dritten Welt gef<strong>und</strong>en, da sie dort am<br />

deutlichsten auftreten. Sie sind aber in ähnlicher Form für (fast) alle<br />

touristische Gebiete relevant <strong>und</strong> bei der nachfolgenden Betrachtung<br />

soll auch im speziellen auf die Situation in Österreich bzw. in den<br />

Alpenländern hingewiesen werden.<br />

Hauptthemen der im sozio-kulturellen Bereich diskutierten<br />

Problemkreise sind die Auswirkungen auf die Sozialstruktur, auf<br />

Kultur, Kunst <strong>und</strong> Tradition sowie auf Sitte <strong>und</strong> Moral.<br />

Akulturation <strong>und</strong> Demonstrationseffekt<br />

Die Auswirkungen im sozio-kulturellen Bereich werden meist unter<br />

dem Begriff der Akulturation beschrieben. Damit ist die - meist -<br />

gegenseitige Beeinflussung verschiedener Kulturkreise gemeint.<br />

Akulturation, als Folge von Tourismus zeigt sich in verschiedenen<br />

Bereichen, die im folgenden genauer beleuchtet werden.<br />

Tourismusinvestitionen sind zwangsläufig Investitionen in den<br />

Bereich gegenseitiger menschlicher Kontakte. Das Tourismusphänomen<br />

ist nicht mit dem Bau von Hotels <strong>und</strong> der Bereitstellung<br />

einer geeigneten Infrastruktur erfasst. Schon während der<br />

Aufbauphase beginnen die wesentlichen nicht-ökonomischen<br />

Auswirkungen. das regelmäßige Aufeinandertreffen von Menschen<br />

• unterschiedlicher Kulturkreise (<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Land, Industrie- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsland) <strong>und</strong><br />

• unterschiedlicher Erwartungshaltungen (Urlaub - Alltag)<br />

führt zur gegenseitigen Beeinflussung, wobei "die Träger der weniger<br />

entwickelten Kulturen .. in der Regel eine stärkere Angleichung<br />

61


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

durchmachen" (Krippendorf). Akulturation setzt voraus, dass die<br />

touristischen Wertvorstellungen auch von den Einheimischen<br />

akzeptiert werden. Nun ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob die<br />

Angleichung von Wertvorstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine wünschenswerte oder abzulehnende Entwicklung<br />

ist.<br />

Kritiker der Akulturation verurteilen die Beeinflussung <strong>und</strong> Zerstörung<br />

fester Kultur- <strong>und</strong> Sozialbeziehungen <strong>und</strong> die (zu schnelle)<br />

Übertragung von fremden Normen auf Gesellschaften, die für diese<br />

Entwicklung noch nicht ausreichend vorbereitet sind. Befürworter<br />

bezeichnen dies als Fortschritt <strong>und</strong> Anfangsstadium der<br />

Modernisierung. Die bisher "unberührte Idylle" sei oft nur<br />

gesellschaftliche Stagnation oder aussichtslose Zukunft. Durch<br />

vermehrten Tourismus könnten bisher als "rückständig" zu<br />

bezeichnende Gesellschaften schneller einen höheren<br />

Entwicklungsstand erreichen. Entwicklungsstufen können<br />

übersprungen werden <strong>und</strong> der "Teufelskreis der Armut" (vor allem in<br />

der Dritten Welt) kann durchbrochen werden.<br />

Die Kritik an der sozio-kulturellen Beeinflussung von<br />

Entwicklungsländern (Dekulturation, Zerstörung kultureller Identität)<br />

wird vor allem in westlichen Industrieländern geführt; die betroffenen<br />

Länder sehen diese Entwicklung häufig weitaus weniger<br />

problematisch.<br />

Das positive Argument der Modernisierung hat in den Alpenländern<br />

<strong>und</strong> speziell in Österreich in der Anfangsphase der<br />

Tourismusentwicklung (Zwischenkriegs- <strong>und</strong> unmittelbare<br />

Nachkriegszeit) sicherlich eine Rolle gespielt, wenn man an<br />

patriarchalische <strong>und</strong> verkrustete Gesellschaftsstrukturen denkt<br />

(künstlerisch dargestellt etwa in Peter Turrini's Alpensaga), die durch<br />

den Tourismus teilweise schneller überw<strong>und</strong>en wurden als in<br />

anderen Regionen.<br />

In Entwicklungsländern sind als positive Effekte der Akulturation<br />

besonders das Erlernen fremder Sprachen sowie Kenntnisse über<br />

fremden Länder <strong>und</strong> Kulturen zu nennen (Ottacher).<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Eng mit dem zuvor erläuterten Akulturationseffekt ist der<br />

Demonstrationseffekt verb<strong>und</strong>en. Durch die Kontakte von Touristen<br />

<strong>und</strong> Einheimischen werden nicht vorhandene bzw. nicht bewusste<br />

Bedürfnisse geweckt, die die einheimischen Verhaltensweisen<br />

verändern <strong>und</strong> zu erhöhter Nachfrage nach Konsumgütern führen<br />

(können). Dieser Demonstrationseffekt führt zur Nachahmung von<br />

Seiten der Gastgeber, die aber oft nur begrenzt möglich ist. fehlende<br />

Freizeit, mangelnde Geldmittel sowie gesellschaftliche Tabus sind zu<br />

überwinden.<br />

Je nach Berührungsgrad mit den Touristen wirkt sich dieser<br />

Demonstrationseffekt unterschiedlich aus: Ein Großteil der<br />

Bevölkerung, der nicht in unmittelbarer Nähe der Touristenzentren<br />

lebt <strong>und</strong> nur geringen Kontakt mit Touristen hat, wird nur relativ wenig<br />

beeinflusst. Am meisten betroffen werden "die unkritischen oder aus<br />

den Traditionen ausgebrochenen Jugendlichen <strong>und</strong> davon speziell<br />

die Arbeitslosen, die im verstärkten Maße das demonstrierte<br />

Verhalten übernehmen <strong>und</strong> am demonstrierten Konsum partizipieren<br />

wollen.<br />

Die sozio-kulturellen Auswirkungen des Tourismus sind je nach Art<br />

des Tourismus abhängig vom allgemeinen <strong>und</strong> touristischen<br />

Entwicklungsstand der betroffenen Länder <strong>und</strong> Regionen. Dies kann<br />

am besten entlang von vier Entwicklungsphasen des Tourismus<br />

dargestellt werden:<br />

• Anfangsphase<br />

• Touristische Anpassungsphase<br />

• Entwicklungsphase - Institutionalisierung des Tourismus<br />

• Stagnationsphase<br />

Diese Phasen entsprechen auch einer Produktzyklustheorie des<br />

Tourismus, wie sie etwa von Palme entwickelt wurde.<br />

In der Anfangsphase, gibt es nur wenige ausländische Besucher.<br />

Früher waren es vor allem Forscher <strong>und</strong> Gelehrte, die als "Vorhut"<br />

des Tourismus aufgetreten sind. Heute sind es zumeist<br />

Geschäftsreisende oder Weltenbummler (Rucksacktouristen), die als<br />

erste in nicht erschlossene Gebiete reisen. Ökonomisch <strong>und</strong> sozial<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

hat der Tourismus in dieser Phase kaum Auswirkungen auf das<br />

Gastland. Die Besuchten zeigen noch viel Ursprünglichkeit,<br />

Herzlichkeit <strong>und</strong> Offenheit in den Kontakten. Oft passen sich die<br />

Besucher besser an die Gewohnheiten des Gastlandes an als in<br />

späteren Phasen. Allerdings zeigt sich, dass sich besonders junge<br />

"Billigtouristen" oft viel weniger sensibel benehmen als organisierte<br />

Studienreisende, die sich schon vor Reisantritt über die speziellen<br />

Rahmenbedingungen des Gastlandes informiert haben. Außerdem<br />

herrscht in der Gruppe ein gewisser sozialer Druck, jene Fehltritte zu<br />

vermeiden, die von den Einheimischen besonders wahrgenommen<br />

werden. Dazu gehören nach Ottacher vor allem die Ignoranz<br />

gegenüber lokalen Bräuchen <strong>und</strong> Traditionen (unangepasste<br />

Kleidung; Fotografieren ohne Zustimmung der Betroffenen).<br />

Im zweiten Stadium hat Tourismus quantitativ <strong>und</strong> im Bewusstsein<br />

der Bevölkerung schon eine gewisse Bedeutung erlangt. Es kommt<br />

zu häufigeren Kontakten der Bevölkerung mit Besuchern.<br />

Touristenunterkünfte werden zur Verfügung gestellt, Restaurants<br />

werden eröffnet, erste Dienstleistungen (Führungen, Autoverleih)<br />

werden den Touristen angeboten. Die Unterkünfte sind meist relativ<br />

einfach <strong>und</strong> die Ansprüche der Touristen stellen sich auf diese<br />

lokalen Gegebenheiten ein. Die meisten Initiativen erfolgen in diesem<br />

Stadium auf privater Basis.<br />

Im gesamtgesellschaftlichen Leben nehmen diese Aktivitäten nach<br />

wie vor eine geringe Bedeutung ein. Dieses Stadium ist bei der<br />

Weiterentwicklung des Tourismus nach wie vor in den Landesteilen<br />

anzutreffen, die nur wenig vom Tourismus berührt werden. Die<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen für den Großteil der Bevölkerung sind<br />

gering. In dieser Phase ergeben sich aber bereits die ersten<br />

bedeutenden sozialen Auswirkungen.<br />

Ein drittes Stadium des Tourismus ist erreicht, wenn systematische<br />

Maßnahmen zur Entwicklung des Tourismus erfolgen, die in dieser<br />

Phase vorwiegend durch staatliche Stellen durchgeführt bzw. initiiert<br />

<strong>und</strong> unterstützt werden.<br />

Der Anteil der Tourismuseinnahmen am Sozialprodukt steigt, aber<br />

auch die Importe für den Tourismus. Es bildet sich ein touristischer<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Arbeitsmarkt heraus. Die lokale Infrastruktur wird ausgebaut, Straßen<br />

Flughäfen, größere <strong>und</strong> luxuriösere Hotelanlagen werden gebaut,<br />

eigene Touristenzentren entstehen. Systematische Werbung im<br />

Ausland unterstützt die lokalen Aktivitäten.<br />

In dieser Phase ist Tourismus sowohl bei staatlichen Stellen als auch<br />

im ökonomischen <strong>und</strong> sozialen leben zu einem festen Bestandteil<br />

geworden. Kontakte zwischen Touristen <strong>und</strong> Einheimischen sind<br />

relativ häufig. Die ökonomischen <strong>und</strong> sozio-kulturellen Auswirkungen<br />

auf die gesamte Gesellschaft sind bedeutend. Tourismus hat sich<br />

institutionalisiert.<br />

Der Tourismus in den wesentlichen Industrieländern ("Erste Welt")<br />

hat im wesentlichen überall diese Stufe erreicht.<br />

In der vierten Phase des institutionalisierten Tourismus ist man um<br />

die Ausweitung sowie Stabilisierung der touristischen Nachfrage<br />

bemüht. Die Abhängigkeit von der internationalen Wirtschaftslage,<br />

von Bestimmten touristischen Modeerscheinungen, sowie von<br />

politischen Rahmenbedingungen führen aber häufig zu<br />

Schwankungen <strong>und</strong> zum Rückgang der touristischen Nachfrage. Es<br />

kommt zu touristischen Stagnationstendenzen. Beispielsweise hat<br />

der indisch-pakistanische Grenzkonflikt sowie der Afghanistankrieg<br />

zu einem deutlichen Rückgang der Besucher in der Hunza-Region<br />

geführt (Ottacher).<br />

Diese Phasen unterscheiden sich vor allem durch Ausmaß <strong>und</strong><br />

Organisationsgrad des touristischen Sektors <strong>und</strong> seiner Bedeutung<br />

für die nationale Gesellschaft <strong>und</strong> Ökonomie. Die Phasen dauern<br />

unterschiedlich lang, <strong>und</strong> häufig bestehen in verschiedenen Regionen<br />

des Landes unterschiedliche Stadien nebeneinander. Umfang <strong>und</strong><br />

ausmaß der verschiedenen touristischen Stadien hängen auch - wie<br />

bereits erwähnt - stark vom allgemeinen Entwicklungsstand des<br />

jeweiligen Landes ab.<br />

Dabei sind die sozio-kulturellen Veränderungen nicht ausschließliche<br />

Folge des Tourismus. Fremdenverkehr ist lediglich ein Medium,<br />

durch das sich gesellschaftliche Veränderungen erklären lässt.<br />

Fernsehen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funk sind oft stärkere Einflussfaktoren als der<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Fremdenverkehr. Doch touristische Begegnungen im eigenen Land<br />

untermauern häufig die in R<strong>und</strong>funk, Presse <strong>und</strong> Fernsehen<br />

erfahrenen Informationen über andere Gesellschaften <strong>und</strong> deren<br />

ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Eigenheiten <strong>und</strong> Möglichkeiten.<br />

Tourismus <strong>und</strong> Sozialstruktur<br />

Als Folge des zunehmenden Tourismus werden traditionelle<br />

Sozialstrukturen beeinflusst.<br />

Am deutlichsten zeigt sich diese Phänomen innerhalb der<br />

Familienstruktur: Kinder suchen häufig den Kontakt zu Touristen <strong>und</strong><br />

erhalten für ihre (meist kleinen) Dienstleistungen <strong>und</strong> Gefälligkeiten<br />

(Auskünfte, Verkauf) Geschenke <strong>und</strong> Trinkgelder, die oftmals die<br />

Einkünfte des - schwer arbeitenden - Vaters <strong>und</strong> der restlichen<br />

Familie übersteigen. Dadurch <strong>und</strong> durch die neu kennen gelernten<br />

Verhaltens- <strong>und</strong> Lebensweisen der Touristen wird vielfach die<br />

elterliche Autorität untergraben; es kommt zu Auseinandersetzungen<br />

<strong>und</strong> Unzufriedenheit innerhalb der Familie. Kinder suchen häufiger<br />

Kontakt zu Touristen <strong>und</strong> leben immer weniger innerhalb der<br />

bisherigen Familienstrukturen. Auch sind es vor allem jüngere Leute,<br />

die, beispielsweise auf Gr<strong>und</strong> von Sprachkenntnissen, Beschäftigung<br />

im Tourismus finden. Dies verstärkt ebenfalls den<br />

Generationenkonflikt.<br />

In entwickelten Tourismusländern (z.B. Österreich) ist es hingegen<br />

die starke Arbeitsbelastung, die traditionelle Familienstrukturen<br />

gefährdet. Während der Hauptsaison sind Unternehmer <strong>und</strong><br />

Beschäftigte im Tourismus nicht selten tagtäglich 10 oder mehr<br />

St<strong>und</strong>en im Einsatz. So bleibt kaum Zeit für die eigene Familie oder<br />

andere soziale Kontakte. Dies ist sicherlich auch ein Gr<strong>und</strong> für die<br />

Erosion dörflicher Gemeinschaft <strong>und</strong> Solidarität <strong>und</strong> es mag auch ein<br />

Gr<strong>und</strong> sein, warum immer weniger Heranwachsende bereit sind, den<br />

elterlichen Tourismusbetrieb zu übernehmen <strong>und</strong> weiterzuführen.<br />

Die Stellung der Frau in Familie <strong>und</strong> Gesellschaft wird verändert: Die<br />

Zahl der weiblichen Beschäftigten im Tourismusbereich ist relativ<br />

hoch (Zimmermädchen, Köchinnen, Empfangsdamen, Tänzerinnen).<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Häufig ist es die erste Stellung überhaupt. Dies führt zu zunehmender<br />

Unabhängigkeit in Familie <strong>und</strong> Gesellschaft, bringt aber auch eine<br />

Reihe von Spannungen mit sich. So wird von Hawaii berichtet, wo die<br />

Zahl der weiblichen Beschäftigten in den letzten Jahren ebenso stark<br />

gestiegen ist wie die Scheidungsrate.<br />

In Österreich mit seiner kleinbetrieblichen <strong>und</strong> zum Teil auf<br />

Nebenerwerb aufbauenden Tourismusstruktur sind es oft die Frauen<br />

die z.B. im Rahmen einer Privatzimmervermietung die Last der<br />

Gästebetreuung alleine zu tragen haben.<br />

Ein besonderes Problem der Tourismusentwicklung ist die ungleiche<br />

Verteilung der Vorteile (Einnahmen, Erlöse, Benefits, Profite, ...) aus<br />

dem Fremdenverkehr. Sowohl in entwickelten als auch in<br />

Entwicklungsländern sind es immer nur einige wenige, die besonders<br />

profitieren. Ökonomische <strong>und</strong> soziale Disparitäten werden durch den<br />

Tourismus nicht verringert, sondern verstärkt. Gelegentlich werden<br />

Strategien zur Gegensteuerung bekannt. So wurde in der Hunza-<br />

Region ein Rotationssystem für Sherpas eingeführt, sodass mehr<br />

Familien vom Tourismus profitieren können.<br />

Auch die soziale Hierarchie der Berufe verändert sich:<br />

Beschäftigungsstellen im Tourismus werden tendenziell höher<br />

bewertet als gleich oder gar höher bezahlte Tätigkeiten in<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Fischerei. Dies führt in Feriengebieten zu<br />

Abwanderung in touristische Berufe <strong>und</strong> oftmals zur Aufgabe<br />

traditioneller Berufsgruppen (wie Fischerei oder Handwerk). Durch<br />

den Tourismus entsteht eine neue gesellschaftliche Schicht von<br />

angelernten Arbeitskräften mit engen Kontakten zu ausländischen<br />

Besuchern <strong>und</strong> relativ hohem sozialen Ansehen. Durch die vermehrte<br />

Unternehmer- <strong>und</strong> Dienstleistungstätigkeit im Tourismusbereich bildet<br />

sich ferner eine neue Klasse von Selbstständigen mit mittlerem<br />

Einkommen heraus. Dies hat bedeutende Auswirkungen auf die<br />

vorhandene Sozialstruktur, vor allem auf traditionelle Hierarchien,<br />

Besitz- <strong>und</strong> Machstrukturen vor Ort.<br />

In den Alpenländern sind die vor allem durch den Wintersport<br />

induzierten neuen Berufe (Liftwart, Schilehrer) insofern positiv zu<br />

bewerten, weil sie in der Landwirtschaft Beschäftigten im Winter<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Arbeitsmöglichkeiten <strong>und</strong> Einkommen bieten, <strong>und</strong> so u.U. den<br />

Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe sichern.<br />

Anpassung an zunehmenden Tourismus führt oftmals zu<br />

umfangreichen Umsiedlungen innerhalb der Gesellschaft (Migration).<br />

Während in der Anfangsphase der touristischen Entwicklung<br />

Arbeitskräfte vorwiegend aus der Region rekrutiert werden, kommt es<br />

mit dem Ausbau touristischer Zentren zu bedeutenden<br />

Zuwanderungen aus anderen Gebieten des Landes, zum Teil auch<br />

aus dem Ausland. Dies führt zu lokalen Versorgungs- <strong>und</strong><br />

Verständigungsproblemen. Für die oft nur temporär zugewanderten<br />

Arbeitskräften (Saisonarbeiter) hat dies oftmals eine Zerstörung<br />

traditioneller Familienband zur Folge, da nur in Ausnahmefällen die<br />

gesamte Familie an den neuen Arbeitsplatz mitziehen kann.<br />

Aber nicht nur die Zuwanderung auswärtiger Arbeitskräfte kann<br />

Probleme schaffen. Wahrscheinlich noch folgenreicher ist der<br />

Zustrom von fremdem Kapital zur Finanzierung von<br />

Tourismusinvestitionen. Die Geldgeber sind dann oft in der Lage,<br />

politische Entscheidungen <strong>und</strong> Willensbildungen abseits demokratischer<br />

Spielregeln zu beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist das<br />

Engagement von Frank Stronach zur Errichtung der "Ebreichsdorfer<br />

Kugel". dagegen steht das positive Beispiel der Hunza-Region, wo es<br />

bis heute regionsfremden Investoren verboten ist, Land aufzukaufen.<br />

Letztlich ändert sich auch die Wertigkeit innerhalb der Gesellschaft<br />

als Folge des Tourismus. Staat <strong>und</strong> Politik in den Gastländern<br />

profitieren von touristischen Erfolgen wie neuen Arbeitsplätzen,<br />

besserer Versorgung <strong>und</strong> höherer Einkommen; sie müssen sich aber<br />

andererseits vermehrt gegenüber ihren Bürgern für Misserfolge bei<br />

der touristischen Entwicklung verantworten <strong>und</strong> für die Entwicklungsunterschiede<br />

zu den Touristen legitimieren.<br />

Kultur <strong>und</strong> Tradition<br />

Zunehmender Tourismus lässt auch den Bereich traditioneller Riten<br />

<strong>und</strong> Gebräuche nicht unberührt. In der Anfangsphase des Tourismus<br />

nahmen nur vereinzelte Besucher an folkloristischen <strong>und</strong> religiösen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Darbietungen teil, es kam zu keiner Veränderung oder Beeinflussung.<br />

Mit dem Ansteigen der Touristenzahlen steigt auch die Nachfrage<br />

nach kulturellen Veranstaltungen von Seiten der Touristen.<br />

Diesen neuen Bedürfnissen entsprechen die Bewohner der<br />

Gastländer häufig durch zusätzliche Darbietungen in Hotels oder in<br />

traditioneller Umgebung. Bisherige Gewohnheiten werden<br />

zunehmend gegen Geld den ausländischen Besuchern vorgeführt,<br />

der eigentliche Sinngehalt geht verloren. Der touristische Geschmack<br />

bestimmt zunehmend Inhalt, Dauer <strong>und</strong> Ort der Darbietungen, die<br />

Kultur wird zunehmend kommerzialisiert. Neben dem Verlust<br />

traditioneller werte wird auch den Touristen nur noch ein (Zerr-)Bild<br />

der Kultur vorgespielt: Tänze, traditionelle Kleidung zu jeder Tages-<br />

<strong>und</strong> Nachtzeit, wann immer der Touristenbus ankommt. In Bali<br />

werden je nach Audienz unterschiedliche Zeremonien gezeigt:<br />

kürzere für Touristen, längere für religiöse Einheimische.<br />

Die traditionellen Wertvorstellungen der Bewohner der Gastländer<br />

ändern sich. Traditionelle Feste der Einheimischen werden oftmals<br />

nicht mehr in der ursprünglichen Umgebung gefeiert, sondern neue<br />

Statussymbole treten an ihre Stelle: die Hochzeit im Hilton wird von<br />

Einheimischen als sozial höherwertiger eingestuft als in heimatlicher<br />

Umgebung.<br />

Im Bereich der Architektur ist eine Hinwendung zu "modernen"<br />

Hotelgroßbauten im internationalen Stil festzustellen. Dabei werden<br />

nur selten einheimische Ideen <strong>und</strong> Materialien verwendet. Stahl- <strong>und</strong><br />

Betonbauten dominieren das architektonische Bild der Erholungszentren<br />

(spanische Mittelmeerküste, französische<br />

Schistationen).Dabei wird diese Entwicklung von den Gastländern<br />

anfänglich eher als Fortschritt denn als negative Begleiterscheinung<br />

des Tourismus angesehen.. Erst mit fortgeschrittener Entwicklung<br />

entsteht gelegentlich eine Umkehr im Denken. Von den Behörden<br />

werden Vorschriften über Begrenzungen bezüglich Form <strong>und</strong> Höhe<br />

der Bauten erlassen, private Investoren versuchen durch<br />

Einrichtungen in "einheimischen Stil" sich von vorhandenen<br />

internationalen Bauwerken abzugrenzen. Daß sich dieses Bemühen<br />

aber auch ins Gegenteil verkehren kann, beweisen in Österreich die<br />

unzähligen Hotelbauten im sogenannten "Lederhosenstil", wo<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

einheimische Gestaltungselemente (Holz, Balkone, etc.) ins<br />

Monströse gesteigert <strong>und</strong> verzerrt werden. Davon heben sich dann<br />

so manche "moderne" Lösungen (interessanter Weise vor allem bei<br />

Seilbahnstationen) als besonders gelungen ab.<br />

Das Kunsthandwerk dient zunehmend der massenhaften Produktion<br />

für den Souvenirmarkt, Kunstformen werden vereinfacht <strong>und</strong><br />

massenhafte Produktion tritt an die Stelle von Kreativität. es findet<br />

teilweise ein Ausverkauf der Kultur statt: Grabraub, um den Inhalt an<br />

Touristen zu verkaufen.<br />

Durch diesen Souvenirbereich werden unzweifelhaft Arbeitsplätze<br />

geschaffen, doch der Verlust wird vielfach beklagt: die sogenannte<br />

"Airport art" entsteht (Massenproduktion von Leuten ohne Kenntnisse<br />

der traditionellen Kultur oder des Kunsthandwerkes.). Doch auch<br />

kreative Künstler profitieren teilweise vom Tourismus: sie finden in<br />

den auswärtigen Gästen Interessenten <strong>und</strong> Käufer (<strong>und</strong> damit<br />

Förderer) für ihre anspruchsvollen <strong>und</strong> aufwendigen Werke, die sie<br />

an Einheimische nie hätten verkaufen können.<br />

Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Bewahrung religiöser <strong>und</strong><br />

profaner Bauwerke, die Errichtung <strong>und</strong> Erhaltung archäologischer<br />

Stätten, von Nationalparks, Museen, sowie von Freizeit- <strong>und</strong><br />

Erholungseinrichtungen, die erst durch ansteigenden Tourismus<br />

möglich werden. Auch die Pflege traditioneller Tänze <strong>und</strong> Förderung<br />

von Künstlern (Musikern, Malern, usw.) ist oft eine (positive) Folge<br />

des Fremdenverkehrs. Von all diesen Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Veränderungen des kulturellen Angebots profitiert (meist) auch die<br />

einheimische Bevölkerung. So wurden in der Hunza-Region<br />

Traditionen wie Schwertkämpfe <strong>und</strong> Theateraufführungen erst durch<br />

den Tourismus wiederbelebt.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(1) Sitte <strong>und</strong> Moral<br />

Normen <strong>und</strong> Werte<br />

Ein großes Problem für die Bewohner der touristischen Reisegebiete<br />

ist die freizügige Moralauffassung der Touristen. Dies liegt<br />

• am lockeren <strong>und</strong> stark genussorientierten Verhalten der<br />

reisenden, die im Urlaub ihre unterdrückten Wünsche ausleben<br />

wollen: genießen, konsumieren, entspannen, leben ohne<br />

Zwänge,...<br />

• an der Situation der Gastgeber: sie befinden sich in der<br />

Alltagssituation, in der sich auch .die Besucher anders verhalten<br />

würden. Zudem leben die Gastgeber häufig in ländlichen Gebieten<br />

oder in Ländern mit tief verwurzelten religiösen <strong>und</strong> sittlichen<br />

Moralvorstellungen.<br />

Diese Konfrontation der Gastgeber mit dem freizügigen<br />

Urlaubsverhalten der Touristen (leichte Bekleidung, wenig religiöses<br />

Bewusstsein, gelockerte Sitten zwischen den Geschlechtern sowie<br />

freizügiger Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum) verletzt oft das Moralgefühl<br />

der Gastgeber.<br />

(2) Ges<strong>und</strong>heit<br />

Hier befürchten sowohl die Gast- als auch die Heimatländer eine<br />

Gefährdung der nationalen Ges<strong>und</strong>heit durch importierte<br />

Krankheiten. In früheren Jahren waren es vor allem<br />

Tropenkrankheiten wie Malaria, Cholera oder Gelbfieber, die aber<br />

auch heute noch durch Resistenzen bzw. durch mangelnde Vorsorge<br />

gefährlich sein können. In jüngster Zeit wird vor allem das AIDS-<br />

Problem als neue Gefahr für den internationalen Tourismus<br />

angesehen. Die Gastländer diskutieren über mögliche<br />

Einreiserestriktionen <strong>und</strong> AIDS-Tests an den Grenzen; in den<br />

Heimatländern sind deutliche Rückgänge der Reisenachfrage in<br />

Länder festzustellen, die mit AIDS in Verbindung gebracht werden.<br />

71


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(3) Kriminalität, Drogen, Prostitution<br />

In den siebziger Jahren war es vor allem das Drogen-Problem, das<br />

mit zunehmender Reisetätigkeit sich vor allem in den<br />

Urlaubsgebieten aber auch in den "Entsendeländern" ausgebreitet<br />

hat. Es war ein deutlicher Anstieg von Reisen - v.a. Jugendlicher - in<br />

Gebiete, in denen Drogen einfacher (billiger, z.T. legal) zu erwerben<br />

waren als auch der Schmuggel dieser Drogen in die Heimatländer<br />

der Touristen festzustellen. Die Auswirkungen der "Hippie-Kultur" <strong>und</strong><br />

der damit verb<strong>und</strong>ene Drogenkonsum haben vor allem in vielen<br />

asiatischen <strong>und</strong> lateinamerikanischen Ländern zu restriktiven<br />

Einreisebestimmungen <strong>und</strong> verschärften (Grenz-)Kontrollen sowie<br />

einer reservierten Haltung der Bevölkerung gegenüber dem<br />

Tourismus allgemein geführt.<br />

Auch am Ort des Fremdenverkehrs ist häufig ein Ansteigen der<br />

Kriminalität festzustellen; Taschendiebstahl, Raub, Drogendelikte<br />

sowie Prostitution sind die bekanntesten Probleme.<br />

Als Sonderproblem der Auswirkungen des Tourismus wird<br />

Prostitution diskutiert. Sie zeigt sich in zwei Formen:<br />

• als Problem am Ort, wo junge Männer <strong>und</strong> Frauen ihre Körper<br />

einsetzen, um die Armut zu überwinden oder um am touristischen<br />

Leben teilnehmen zu können<br />

• als eigene "Reiseform", wenn Reiseveranstalter mehr oder<br />

weniger deutlich für ihre Reiseziele mit der Aussicht auf sexuelle<br />

Kontakte anpreisen (Sex-Tourismus).<br />

Ökologische Auswirkungen des Tourismus<br />

Heute sind Umweltfragen wichtige Faktoren zur Beurteilung des<br />

Tourismus. Intakte Umwelt ist eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung für<br />

Fremdenverkehr <strong>und</strong> Naherholung.<br />

Nach wie vor sind Umweltaspekte wichtige Motive der Urlaubswahl:<br />

Flucht aus den Großstädten der Industrienationen in unberührte<br />

Natur, an einsame Strände, aus der Hektik des Alltags in die Ruhe<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

der Urlaubsgebiete. Die natürlichen Ressourcen der Gastländer sind<br />

dabei die Gr<strong>und</strong>lage des Tourismus: schöne Landschaft, saubere<br />

Luft, unberührte Strände, exotische Pflanzen <strong>und</strong> Tiere zählen zu den<br />

Hauptattraktionen des Tourismussektors<br />

Doch mit ansteigendem Tourismus werden die vorhandenen<br />

Ressourcen ziemlich unkontrolliert genutzt, es werden zunehmend<br />

Veränderungen im Umweltbereich vorgenommen.<br />

Folgende Problembereiche sind zu identifizieren<br />

(1) Verkehr<br />

Hier sind einmal die unmittelbar negativen Auswirkungen wie<br />

Schadstoffemissionen (besonders im Flugverkehr), Lärm <strong>und</strong><br />

Unfallgefahren anzuführen. Ein besonderes Problem stellt dabei in<br />

entwickelten Tourismusländern der Tages- <strong>und</strong> Ausflugsverkehr dar,<br />

der in Relation zu den (relativ geringen ökonomischen Effekten <strong>und</strong><br />

Vorteilen) unverhältnismäßig viel Energie verbraucht. Verschiedentlich<br />

wurden Maßnahmen dagegen diskutiert <strong>und</strong> gesetzt:<br />

Auffangparkplätze mit Parkgebühren am Eingang von Talschaften<br />

(Kleinwalsertal) oder beschränkte Ausgabe von Tagesschipässen.<br />

Ein besonderer Weg zur Verkehrseindämmung im Bereich<br />

Fremdenverkehr stellt das Konzept des "autofreien Tourismusortes"<br />

dar. Beispiele dafür sind etwa die Schweizer Gemeinden Zermatt<br />

oder Saas-Fee, zum Teil auch die Tiroler Gemeinde Serfaus.<br />

Charakteristisch für einen Erfolg dieses Konzeptes ist ein<br />

leistungsfähiger öffentlicher Verkehr.<br />

Weitere Vorhaben in Österreich sind über die Konzeptphase nicht<br />

hinausgekommen. Eine "vollkommene Autofreiheit" wird von den<br />

meisten Entscheidungsträgern <strong>und</strong> auch von der Bevölkerung<br />

abgelehnt. Vielmehr gehen die Planungen in Richtung<br />

"verkehrsberuhigt" oder "autoreduziert". Konkretisiert werden diese<br />

Begriffe u.a. durch Geschwindigkeitsbeschränkungen <strong>und</strong> Kurzparkzonen<br />

im Ortszentrum oder durch Bereitstellung von alternativen<br />

Beförderungsmitteln (Gratis - Schibus).<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Mittelbar wird durch den für den zunehmenden Verkehr notwendigen<br />

Verkehrswegebau natürlich auch die Landschaft beeinträchtigt. Damit<br />

ist auch schon das in vielen Befragungen <strong>und</strong> Untersuchungen zweit<br />

dringlichste Umweltproblem angesprochen, nämlich die<br />

(2) Landschaftszerstörung<br />

Neben dem bereits auf die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes<br />

durch schlechte <strong>und</strong> unangemessene Architektur hingewiesen wurde,<br />

darf auch das raumplanerische Problem der Zersiedelung durch<br />

Wochenendhäuser, Hotels <strong>und</strong> Ferienappartements nicht unerwähnt<br />

bleiben, vor allem dann, wenn entsprechende Bauten in gefährdeten<br />

Zonen (Lawinen, Muren, Wildbäche) errichtet werden.<br />

Besonders wahrgenommen wird die Landschaftszerstörung im<br />

Bereich der technischen Infrastruktur etwa durch Liftanlagen <strong>und</strong><br />

Schipisten, wobei die Auswirkungen hier besonders im Sommer zur<br />

Tage treten.<br />

Es ist eines der Hauptprobleme des Fremdenverkehrs, dass<br />

einerseits sehr viel Landschaft verbraucht wird <strong>und</strong> andererseits<br />

diese Landschaft selbst das wichtigste Kapital für den Tourismus<br />

darstellt.<br />

Im Prinzip könnten diese Probleme mit den Instrumenten der<br />

Raumplanung gelöst werden, doch sind diese beispielsweise in der<br />

dritten Welt noch kaum entwickelt. In den Alpenländern ist hingegen<br />

eher an ihrer Durchsetzbarkeit zu zweifeln, wenn wie in Österreich<br />

der Bürgermeister die höchste Instanz in Bauangelegenheiten ist.<br />

(3) Wasser <strong>und</strong> Böden<br />

Die Auswirkungen auf die Wasserversorgung stellt ein weiteres<br />

schwerwiegendes Problem des Fremdenverkehrs dar. Einerseits hat<br />

sich der Tourismus besonders stark in sonnenscheinintensiven <strong>und</strong><br />

niederschlagsarmen Regionen (Mittelmeerraum, Karibik, Ostafrika)<br />

entwickelt, andererseits verbrauchen Touristen gerade dort sehr viel<br />

Wasser. Die Folge sind Rationierungen (besonders für die<br />

Einheimischen) oder gar der Zusammenbruch der<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Wasserversorgung. Außerdem führt die verstärkte Entnahme von<br />

Gr<strong>und</strong>wasser zu einer fortschreitenden Versalzung der Böden.<br />

Im alpinen Raum ist hingegen die Wasserversorgung durch die<br />

vermehrte Errichtung von künstlichen Beschneiungsanlagen<br />

gefährdet. Zudem wird durch Kunstschnee der Boden viel stärker<br />

verdichtet als durch Naturschnee, was wiederum die Gefahr von<br />

Überschwemmungen <strong>und</strong> Murenabgängen erhöht.<br />

(4) Müll <strong>und</strong> Abfälle<br />

In Ländern, (vor allem der dritten Welt), wo die technischen<br />

Einrichtungen der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung noch unterentwickelt sind,<br />

bringt der Tourismus zusätzliche Probleme. So werden in einigen<br />

Hochgebirgsregionen Asiens eigene Expeditionen zur Einsammlung<br />

der Abfälle von Bergsteigern <strong>und</strong> Trekkern organisiert.<br />

Etwas besser ist die Situation in den Alpenländern. Hier ist es<br />

gelungen, einerseits durch Information <strong>und</strong> Sensibilisierung der<br />

Touristen ("Nehmt den Abfall wieder ins Tal mit"), andererseits durch<br />

Investitionen in die Versorgungs- <strong>und</strong> Entsorgungssysteme der<br />

Schutzhäuser <strong>und</strong> Berghütten die Abfallmengen zu reduzieren.<br />

Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass durch die<br />

Dimensionierung der Versorgungs- <strong>und</strong> Entsorgungssysteme im<br />

Hinblick auf maximale Übernachtungszahlen, den Gemeinden sehr<br />

hohe Kosten entstanden sind <strong>und</strong> laufend entstehen.<br />

(5) Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

Der Fremdenverkehr gefährdet Flora <strong>und</strong> Fauna einmal direkt, indem<br />

seltene Exemplare der Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt von Touristen gejagt<br />

oder gesammelt werden. Beispiele dafür sind durch Taucher<br />

abgebrochene Korallen oder abgerissene Alpenblumen in unseren<br />

Breiten.<br />

Stärker noch ist jedoch der indirekte Einfluss durch Einschränkung<br />

des Lebensraums von Tieren <strong>und</strong> Pflanzen. So wird das Wild durch<br />

Reiter oder Mountainbiker im Wald gestört, was vor allem zu<br />

75


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Konflikten mit Jägern führt. Im Winter wiederum gefährden<br />

Tiefschneeenthusiasten die Regeneration des Schutzwaldes, wenn<br />

sie über gesperrte Hänge abfahren. Problemlösungen liegen auch<br />

hier in Informationen <strong>und</strong> verstärkter Sensibilisierung <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls in strengerer Kontrolle <strong>und</strong> Bestrafung.<br />

(6) Lärm<br />

Neben den schon angesprochenen Lärmeffekten des Verkehrs <strong>und</strong><br />

der technischen Infrastruktur (Liftanlagen, Sportflugplätze) treten<br />

Lärmprobleme vor allem bei Unterhaltungseinrichtungen (Diskotheken,<br />

Open-Air Konzerte oder Schanigärten) auf.<br />

(7) Positive ökologische Auswirkungen<br />

Zuerst sind dabei die Investitionen in die Ver- <strong>und</strong> Entsorgung zu<br />

nennen, die ohne Fremdenverkehr nicht oder verspätet erfolgt wären.<br />

So ist die hervorragende Wasserqualität der meisten österreichischen<br />

Seen (bedingt durch ein lückenloses Netz von Kläranlagen) sicherlich<br />

zu einem großen Teil auf die immense touristische Bedeutung dieser<br />

Gewässer zurückzuführen.<br />

Ebenfalls als positive Folgen des Fremdenverkehrs zu werten sind<br />

die zahlreichen Nationalparks, Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzgebiete,<br />

die auch <strong>und</strong> besonders in der dritten Welt errichtet wurden <strong>und</strong><br />

werden. Ohne Aussicht auf touristische Nutzung <strong>und</strong> in weiterer<br />

Folge touristische Einnahmen würden viele von ihnen nicht<br />

existieren.<br />

Exkurs: Sanfter Tourismus<br />

Anfang der 70er Jahre konstatierte der US-amerikanische Politologe<br />

Ronald Inglehart in der westlichen Welt einen beginnenden Wandel<br />

von den materiellen Werten hin zu postmaterialistischen Werten, eine<br />

tendenzielle Abkehr vom Haben zum Sein, von der Leistungs- zur<br />

Entfaltungsgesellschaft. Zehn Jahre später propagierte Fritjof Capra<br />

die "Wendezeit", die Abkehr vom mechanistischen Weltbild hin zu<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

einer ganzheitlichen <strong>und</strong> ökologischen Sicht, von den umweltfeindlichen<br />

harten Technologien hin zu den umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />

"sanften" Technologien. Zur selben Zeit verfasste Robert Jungk<br />

seinen inzwischen berühmt gewordenen GEO-Artikel, worin er dem<br />

"harten" das "sanfte" Reisen gegenüberstellte. Dieser Artikel hat ein<br />

starkes Echo ausgelöst, Jungk wird vielfach als der "Vater des<br />

sanften Tourismus" bezeichnet. Merkmale des sanften Tourismus<br />

sind danach vor allem die Auseinandersetzung mit der Urlaubsregion,<br />

mit ihrer Natur <strong>und</strong> Kultur, mit ihren Leuten; der Respekt vor den<br />

Bewohnern der Urlaubsregion; Reisen in angemessenen<br />

Verkehrsmitteln; Aktivität statt Passivität.<br />

1984 formulierte dann Jost Krippendorf in seinem Buch "Die<br />

Ferienmenschen" seine Thesen für eine Humanisierung des Reisens.<br />

Er thematisiert dabei ebenso die Angebotsseite, betont dabei unter<br />

anderem die Steuerung der touristischen Investitionen im Sinne einer<br />

ausgewogenen Nutzenverteilung, die Hervorstreichung des<br />

Landestypischen, oder die Notwendigkeit der Arbeitsplatzqualität.<br />

Ebenfalls 1984 stellt die internationale Alpenschutzkommission<br />

(CIPRA) in ihrem Verständnis von sanften Tourismus die Nutzung der<br />

in der Urlaubsregion vorhandenen Einrichtungen für die Bevölkerung,<br />

den Verzicht auf zusätzliche landschaftsbelastende<br />

Tourismusinfrastruktur <strong>und</strong> die gewaltlose Begegnung der<br />

Erholungslandschaft durch die Urlauber in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Spiegler wiederum definiert "Sanften Tourismus" 1984 wie folgt:<br />

"Sanfter Tourismus ist jene Form des Urlaubs- <strong>und</strong> Reiseverhaltens,<br />

bei der sich sowohl der Gast als auch der Gastgeber der Natur<br />

gegenüber verträglich verhalten. Mechanische Transportmittel, wie<br />

sie für den Massentourismus charakteristisch sind, treten in den<br />

Hintergr<strong>und</strong>, oft wird auf sie gänzlich verzichtet, <strong>und</strong> die Bewegung<br />

aus überwiegend eigener Kraft tritt in den Vordergr<strong>und</strong>. Oder nach<br />

Hackl: Sanfter Tourismus sind jene Formen des Tourismus, die für<br />

das Urlaubsland möglichst geringe ökologische <strong>und</strong> soziale<br />

Belastungen mit sich bringen, aber gleichzeitig der einheimischen<br />

Bevölkerung, den Touristen <strong>und</strong> der Tourismusindustrie Nutzen<br />

versprechen. In diesem Sinne ergeben sich folgende Forderungen:<br />

• Eine möglichst geringe Belastung der Natur<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Den direkten Kontakt zum Lebensraum von Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

behutsam ermöglichen<br />

• Das Leben <strong>und</strong> die Kultur der einheimischen Bevölkerung<br />

miteinbeziehen<br />

• Die Wirtschaftsinteressen der einheimischen Bevölkerung <strong>und</strong> die<br />

Bedürfnisse der Touristen bei der Planung berücksichtigen<br />

• Die Erholungssuchenden für die Lebens- <strong>und</strong> Wirtschaftsbedingungen<br />

der Urlaubsregion zu sensibilisieren<br />

• So weit wie möglich auf zusätzliche, landschaftsbelastende<br />

Tourismuseinrichtungen verzichten <strong>und</strong> dafür bestehende<br />

Einrichtungen mitbenützen lassen<br />

• Den Kontakt uns somit auch das Verständnis zwischen<br />

Einheimischen <strong>und</strong> Touristen fördern<br />

Sanfter Tourismus kann auch aus folgender Gegenüberstellung<br />

(nach Jungk) ersichtlich werden.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Hartes Reisen Sanftes Reisen<br />

Massentourismus Einzel-, Familien- <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>esreisen<br />

Wenig Zeit Viel Zeit<br />

Schnelle Verkehrsmittel Angemessene, langsame Verkehrsmittel<br />

Festes Programm Spontane Entscheidungen<br />

Außengelenkt Innengelenkt<br />

Importierter Lebensstil Landesüblicher Lebensstil<br />

Sehenswürdigkeiten Erlebnisse<br />

Bequem <strong>und</strong> passiv Anstrengend <strong>und</strong> aktiv<br />

Wenig oder keine geistige Vorhergehende Beschäftigung mit<br />

Vorbereitung dem Besucherland<br />

Keine Fremdsprache Sprachen lernen<br />

Überlegenheitsgefühl Lernfreude<br />

Einkaufen / Shopping Geschenke bringen<br />

Souvenirs Erinnerungen, Aufzeichnungen<br />

Knipsen <strong>und</strong> Ansichtskarten Fotografieren, Zeichnen, Malen<br />

Neugier Takt<br />

Laut Leise<br />

Explizite Versuche, "Sanften Tourismus" in seiner puristischen Form<br />

in einzelnen Gebieten zu etablieren, waren nicht sehr erfolgreich<br />

(Virgental in Osttirol; Radtourismuskonzept Strudengau). Andererseits<br />

sind viele Einzelaspekte inzwischen zu stark nachgefragten<br />

touristischen Komponenten geworden <strong>und</strong> viele Forderungen des<br />

"Sanften Tourismus" sind auch zumindest teilweise erfüllt.<br />

In den neunziger Jahren ist der Begriff "Sanfter Tourismus" (für den<br />

es auch in anderen Sprachen keine wortwörtliche Entsprechung gibt)<br />

weitgehend durch den Begriff des nachhaltigen Tourismus oder des<br />

umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichen Tourismus ersetzt worden. Damit<br />

sind aber auch zusätzliche inhaltliche Forderungen in den Mittelpunkt<br />

gerückt:<br />

• Bewahrung der Ressourcen für nachfolgende Generationen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Schaffung <strong>und</strong> Erhaltung von Entwicklungschancen für<br />

nachfolgende Generationen<br />

• Miteinbeziehung aller anderen Lebensbereiche<br />

• Schutz sensibler Zonen vor jeder Form der touristischen <strong>und</strong><br />

freizeitwirtschaftlichen Übernutzung - Definition von Belastungsgrenzen<br />

Zum Abschluss dieses Abschnittes über die sozialen <strong>und</strong><br />

ökologischen Auswirkungen des Fremdenverkehrs werden noch die<br />

23 Thesen für eine Humanisierung des Reisens nach Jost<br />

Krippendorf angeführt. Die Thesen sind zum Teil etwas<br />

"philosophisch angehaucht" <strong>und</strong> richten sich sowohl an Anbieter <strong>und</strong><br />

Nachfrager als auch an Politiker <strong>und</strong> Strategen im Fremdenverkehr.<br />

• Für einen sanften <strong>und</strong> menschlichen Tourismus - oberste Ziele<br />

neu gewichten<br />

• Schritte in die richtige Richtung tun - nicht auf die große<br />

Veränderung warten<br />

• Den Freiheitsbegriff in der Freizeit- <strong>und</strong> Tourismuspolitik im Sinne<br />

von mehr Verantwortlichkeit interpretieren<br />

• Den Massencharakter des Reisens <strong>und</strong> die eigene Touristenrolle<br />

akzeptieren<br />

• Die Reiseströme entzerren <strong>und</strong> besser verteilen<br />

• Die Voraussetzungen für einen fairen Tauschhandel <strong>und</strong> für<br />

partnerschaftliche Beziehungen schaffen<br />

• Tourismusförderung nicht als Selbstzweck <strong>und</strong> Allheilmittel<br />

betrachten - breitgefächerte Wirtschaftsstruktur anstreben - Monokulturen<br />

vermeiden<br />

• Die Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen von Reisenden <strong>und</strong> Bereisten in<br />

den Mittelpunkt stellen <strong>und</strong> vereinbar machen<br />

• Die Kontrolle über Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden in einheimischen Händen<br />

behalten<br />

• Den Kapitaleinsatz für touristische Investitionen (im Sinne<br />

ausgewogener Nutzenverteilung) steuern<br />

• Entwicklung auf einheimische Arbeitsplätze ausrichten - Qualität<br />

der Arbeitsplätze verbessern<br />

• Das Einheimische <strong>und</strong> Landestypische betonen <strong>und</strong> kultivieren<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Die Vorteile neu geschaffener künstlicher Urlaubszentren<br />

einsehen <strong>und</strong> nutzen<br />

• Traditionelle Reise- <strong>und</strong> Ferienformen weiter entwickeln <strong>und</strong> neue<br />

Formen ausprobieren<br />

• In den Ferien zu sich selber finden <strong>und</strong> gemütvolles Verhalten<br />

einüben<br />

• Eine kritische Konsumhaltung einnehmen<br />

• Einige Ratschläge <strong>und</strong> Regeln für ein rücksichtsvolles Reisen<br />

beherzigen<br />

• Selbstbeschränkt reisen: Weniger weit - weniger wechseln -<br />

weniger oft - hin <strong>und</strong> wieder zu Hause bleiben<br />

• Ein ehrliches <strong>und</strong> verantwortliches Reise-Marketing betreiben<br />

• Tourismusverantwortliche umfassender <strong>und</strong> besser ausbilden<br />

• Die Menschen in den Ferien zu einem neuen Erleben <strong>und</strong><br />

verhalten animieren<br />

• die Bereisten über die Reisenden <strong>und</strong> die Tourismusprobleme<br />

informieren<br />

• Reisen lernen - die Menschen auf das Reisen vorbereiten <strong>und</strong><br />

schulen<br />

Fremdenverkehrsplanung<br />

Die folgenden Überlegungen folgen weitgehend dem Leitlinien-<br />

Handbuch zur Erstellung <strong>und</strong> Umsetzung von örtlichen <strong>und</strong><br />

regionalen Tourismuskonzepten, herausgegeben vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaftliche Angelegenheiten unter der Leitung von<br />

Prof. Dr. Hans Swoboda, Institut für Tourismus <strong>und</strong> Umweltkultur,<br />

Linz.<br />

81


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Fordistische Planung<br />

Planungsphilosophien <strong>und</strong><br />

Planungstheorien<br />

Im Mittelpunkt steht der widerspruchsfreie, optimale Plan, der von<br />

Experten (Raumplanern) im politischen Auftrag nach Effizienzkriterien<br />

erstellt wird. Als Methoden werden vor allem die klassischen<br />

Instrumente der Raumplanung (Bestandsaufnahme, <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong><br />

Entwurf) verwendet.<br />

Beispiele: Flächenwidmungs- <strong>und</strong> Bebauungspläne; sektorale<br />

Konzepte (Österreichischer Verkehrswegeplan)<br />

Vorteile: Rechtssicherheit, räumlich <strong>und</strong> zeitlich klar definierte<br />

Rahmenbedingungen, abschätzbarer Bearbeitungsaufwand<br />

Nachteile: Starrheit, keine oder nur geringe Beteiligung der<br />

Bevölkerung, mangelnde Akzeptanz<br />

82


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Postfordistische Planung<br />

Planung wird als kontinuierlicher (inkrementeller) Prozeß mit<br />

feedbacks <strong>und</strong> laufender Wirksamkeitsanalyse (Erfolgskontrolle)<br />

angesehen <strong>und</strong> verläuft in der Regel interdiziplinär. Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Techniken der Implementation sollten schon im Planungsprozeß<br />

berücksichtigt werden. Planung soll zu einer nachhaltigen<br />

(sustainable) sozialen <strong>und</strong> ökologischen Entwicklung beitragen<br />

(Ressourcen sollten auch zukünftig nutzbar sein). Als Methoden<br />

treten zusätzlich Prozesssteuerung, Moderation <strong>und</strong> Mediation in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Beispiele: Quartiersmanagment (sanfte <strong>Stadt</strong>erneuerung),<br />

Nachhaltige Ortsentwicklung (Lokale Agenda 21)<br />

Vorteile: Flexibilität, "ganzheitliches" Konzept, höhere Akzeptanz<br />

durch die Betroffenen<br />

Nachteile: Hoher Koordinations- <strong>und</strong> Bearbeitungsaufwand; Risiko,<br />

daß "kein Ergebnis" erzielt wird<br />

"Postpostfordistische" Planung<br />

Je nach Aufgabenstellung wird eher "fordistisch" oder<br />

"postfordistisch" geplant. Es werden aber auch Elemente der beiden<br />

Planungsphilosophien miteinander kombiniert. Bei kleinräumigen<br />

Planungen sind postfordistische Konzepte geeigneter, je größer der<br />

Maßstab, desto mehr geht es in Richtung fordistische Planung.<br />

Fremdenverkehrsentwicklung- <strong>und</strong><br />

Planung im Fordismus<br />

Das Phänomen der intensiven Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitentwicklung<br />

wurde im Fordismus (in Europa: Nachkriegszeit bis etwa Ende der<br />

siebziger Jahre) vorwiegend aus wirtschaftlicher Sicht, also in<br />

83


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

quantitativen Begriffen betrachtet. Eine qualitative Betrachtung - in<br />

kultureller, sozialer <strong>und</strong> vor allem ökologischer Sicht - setzte erst in<br />

den achtziger Jahren ein.<br />

Die Sturm- <strong>und</strong> Drangzeit des touristischen Aufbaus führte zu einem<br />

gr<strong>und</strong>legenden Strukturwandel, so manches Dorf im Alpenraum<br />

bekam ein anderes "Gesicht. Dabei verlief die Entwicklung in den<br />

Orten <strong>und</strong> Regionen äußerst unterschiedlich; einige profilierte<br />

Gemeinden konnten sich deutlich absetzen, schafften neben dem<br />

rein quantitativen Wachstum auch eine bestimmte qualitative<br />

Entwicklung.<br />

Der überwiegende Teil der Ferienorte blieb jedoch in einem<br />

touristischen Mengenwachstum stecken, zu Lasten einer<br />

harmonischen Entwicklung <strong>und</strong> eines behutsamen Aufbaus. Diesen<br />

Orten gelang auch nicht der Sprung aus der Anonymität der Vielzahl<br />

der touristischen Anbieter, <strong>und</strong> so ist nur eine logische Konsequenz,<br />

daß gerade diese Orte in Zeiten stagnierender Nachfrage <strong>und</strong><br />

geänderter Gästebedürfnisse in große Probleme geraten sind <strong>und</strong><br />

geraten.<br />

In der vergangenen touristischen Expansionsphase hat sich die<br />

Frage nach klaren Entwicklungszielen, nach reiflich überlegten<br />

Strategien <strong>und</strong> Maßnahmen kaum ernsthaft gestellt. Touristische<br />

Entwicklung war gleichbedeutend mit "mehr Betten, mehr Sitzplätze,<br />

mehr Aufstiegshilfen, mehr Tennisplätze, Badeanlagen, usw. , sowie<br />

mit besseren <strong>und</strong> schnelleren Zufahrtsbedingungen.<br />

Diese fast ausschließlich mengenorientierte Tourismusentwicklung<br />

verlief somit vielerorts unkontrolliert <strong>und</strong> unkoordiniert, eine<br />

"Wachstumsspirale" wurde in Gang gesetzt. Entscheidungen wurden<br />

sehr oft nach dem Gefühl, sozusagen "aus dem Bauch heraus"<br />

getroffen <strong>und</strong> nicht aufgr<strong>und</strong> einer klaren, zukunftsorientierten<br />

Leitlinie.<br />

Mit der Strategie "Für jeden etwas" versuchten die Ferienorte für<br />

möglichst viele Menschen "Zielgruppen" <strong>und</strong> Bedürfnisse etwas zu<br />

bieten, kopierten andere Tourismusgemeinden <strong>und</strong> glichen sich<br />

84


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

dadurch einander so an, daß sie kaum noch zu unterscheiden waren<br />

<strong>und</strong> sind.<br />

Dies galt für die Sport- <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen genauso wie für<br />

Gästebetreuungsprogramme, die Architektur der Orte <strong>und</strong> die Hotels.<br />

Nur die umgebende Landschaft <strong>und</strong> bestimmte Dialekte sind noch<br />

unterschiedlich; r<strong>und</strong>um ist eine gravierende Abnahme der<br />

"Originalität" zu verzeichnen.<br />

Jeder Anbieter versuchte sich kurzfristig <strong>und</strong> individuell Marktvorteile<br />

zu verschaffen. Durch den enger werdenden Markt kam <strong>und</strong> kommt<br />

es zu einer meist gnadenlosen Konkurrenz.<br />

Die notwendige Koordination von einzelbetrieblichen Maßnahmen<br />

innerhalb der Gesamtentwicklung eines Ortes oder einer Region fand<br />

nicht statt, weil dies unrealisierbar, unbequem <strong>und</strong> zeitraubend<br />

erschien. Langfristige Investitionen wie Umbauten, Orts- <strong>und</strong><br />

Verkehrsplanung, Landschaftspflegemaßnahmen usw. unterblieben;<br />

kurzfristige, kosmetische Maßnahmen erschienen<br />

erfolgsversprechender.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich also die Epoche<br />

fordistischer Fremdenverkehrsentwicklung weniger durch fordistische<br />

Planung als vielmehr durch wenig oder überhaupt keine Planung<br />

ausgezeichnet hat.<br />

Fremdenverkehrsentwicklung- <strong>und</strong><br />

Planung im Postfordismus<br />

Am Beginn sollen einige Zielvorstellungen aufgelistet werden, die als<br />

Gegenpositionen zur Entwicklung in der Vergangenheit formuliert<br />

wurden. Ähnliche Vorstellung findet sich auch in den Anforderungen<br />

an einen sanften oder nachträglichen Tourismus:<br />

• Langfristige Sicherung der Lebensqualität der Einheimischen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Langfristige Sicherung des lokalen Erholungswertes<br />

• Standortbestimmung <strong>und</strong> Orientierungshilfe für die Zukunft<br />

• Mobilisierung <strong>und</strong> Koordination der Kräfte am Ort, Förderung der<br />

Initiative <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

• Berücksichtigung größerer Zusammenhänge<br />

• Vermeidung von Infrastruktur-Fehlinvestitionen<br />

• Stärkung der Wirtschaftlichkeit im Tourismus<br />

• Förderung einer positiven Zukunftseinstellung<br />

Tourismusentwicklung ist nicht mehr die alleinige Sache einiger<br />

weniger Leute am Ort oder in der Region, sondern erfordert die<br />

Mitarbeit aller Betroffenen. Der bekannte Schweizer Tourismus Prof.<br />

Claude Kaspar meint dazu:<br />

Die engen Verflechtungen zur wirtschaftlichen, gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

ökologischen Umwelt zwingen touristische Unternehmungen wie<br />

Fremdenverkehrsregionen <strong>und</strong> -orte zu einer ganzheitlichen <strong>und</strong> nicht<br />

nur auf das kurzfristige operative Handeln ausgerichteten<br />

Denkhaltung. Leitbilder <strong>und</strong> Konzepte sollen ... zu einem<br />

längerfristigen Agieren im Sinne einer Sicherung der<br />

Überlebensfähigkeit von touristischen Unternehmungen <strong>und</strong> von<br />

touristisch nutzbaren Räumen führen.<br />

Ganzheitliches Denken <strong>und</strong> Handeln in der Entwicklung des<br />

Tourismus sind zudem geboten, zumal Investitionen in die<br />

touristische Infra- <strong>und</strong> Suprastruktur sehr kostspielig sind <strong>und</strong><br />

überwiegend irreversible Prozesse auslösen können.<br />

Die weltweite Zunahme an Tourismusdestinationen, das Bestreben,<br />

die Konkurrenzsituation durch möglichst qualitative Angebote zu<br />

verbessern, unterstreichen die Bedeutung eines systematischen, auf<br />

die ökonomischen, gesellschaftlichen <strong>und</strong> ökologischen<br />

Gegebenheiten abgestützten Vorgehens<br />

Tourismus <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft einer Gemeinde sind also teile eines<br />

Gesamtsystems. Ihre Bearbeitung erfordert eine ganzheitliche <strong>und</strong><br />

vernetzte Betrachtungsweise, in der möglichst alle Interessenlager<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Form <strong>und</strong> Zustandekommen der Zusammenarbeit können von Ort zu<br />

Ort verschieden sein <strong>und</strong> sollen sich - soweit nicht klare legistische<br />

Regelungen vorliegen - in erster Linie nach örtlichen Gepflogenheiten<br />

richten. Zumindest müssen importierte oder nachgeahmte<br />

Kooperationsmodelle den örtlichen Verhältnissen angepaßt werden.<br />

Eine umfassende touristische Planung - als Teil einer ganzheitlichen<br />

Gemeindeentwicklung - erfordert gr<strong>und</strong>sätzlich neue Ansätze:<br />

• in Zusammenhängen <strong>und</strong> langfristig über den eigenen<br />

Interessenhorizont hinausdenken<br />

• sich nicht an althergebrachte, versteinerte Institutionen <strong>und</strong><br />

eingespielte Verfahren klammern<br />

• nicht auf Hilfe von "oben" warten, sondern selbst aktiv werden<br />

• seine eigenen Stärken erkennen <strong>und</strong> darauf aufbauen<br />

• viele kleine Ideen zu einer Gesamtidee, zu einer "Philosophie" für<br />

den Ferienort verbinden<br />

• eine neue "Ferienortkultur" entwickeln<br />

Touristische Leitbilder <strong>und</strong> Konzepte<br />

Obwohl im üblichen Sprachgebrauch meistens beide Bezeichnungen<br />

für die gleiche Sache verwendet wird, soll hier doch eine (kleine)<br />

Unterscheidung vorgenommen werden:<br />

Das Leitbild kann als Kern des Konzeptes, das Konzept somit als<br />

Überbegriff dargestellt werden. Das Leitbild allein enthält<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> strategische Leitlinien, jedoch zumeist keine<br />

detaillierten Handlungsanweisungen.<br />

Das zu erarbeitende Leitbild dient somit als Standortbestimmung,<br />

damit man in der Lage ist, die eigene Position richtig einzuschätzen.<br />

Es sollte bewirken, daß das Bewußtsein der Bevölkerung für das<br />

"gezielte hegen <strong>und</strong> Pflegen" der Chance Tourismus weiter<br />

verbessert wird, daß damit weniger gestritten <strong>und</strong> gegenseitig<br />

blockiert wird <strong>und</strong> sich die Betroffenen im Sinne einer bewußt<br />

gestalteten, konstruktiven Entwicklung zu Gesprächen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

zusammenfinden. Das Tourismusleitbild dient als Orientierungshilfe<br />

für alle Betroffenen, um ein koordiniertes Vorgehen zwischen Einzelunternehmern,<br />

Gemeinde, Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> sicherzustellen.<br />

Beim Konzept hingegen geht es neben der vernünftigen Nutzung des<br />

Bestehenden, einer Sanierung <strong>und</strong> einem Zurückbinden<br />

unerwünschter Entwicklungen, um das bewußte Aufbauen neuer<br />

Substanzen <strong>und</strong> Qualitäten. Das gesamte Konzept besteht also aus<br />

einem von einer Situationsanalyse (Bestandsaufnahme) <strong>und</strong> einem<br />

Umsetzungsprogramm (konkrete Maßnahmen) umrahmten Leitbild.<br />

Wesentliche Komponenten eines Tourismuskonzeptes sind:<br />

• Die Abklärung der Defizite <strong>und</strong> Entwicklungspotentiale im<br />

touristischen Angebot des Ortes /der Region<br />

Wo liegen die Stärken <strong>und</strong> Schwächen des Angebotes ?<br />

Was muß entwickelt werden ? - Was fehlt ?<br />

Was ist veraltet ?<br />

• Die Hervorhebung der Chancen für den Ort / die Region<br />

Welcher Angebotsentwicklung muß besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden ? Was sind die für die Entwicklung wichtigen<br />

Trends im Urlauberverhalten ?<br />

• Die Konkurrenzsituation<br />

Hier ist einmal die Position des Planungsgebietes im Hinblick<br />

auf die übergeordneten Einheiten zu untersuchen (Beispiel:<br />

Stellenwert des niederösterreichischen Winterfremdenverkehrs<br />

im Gefüge des gesamtösterreichischen Wintertourismus); zum<br />

anderen sind Vergleiche zu ähnlich strukturierten Orten <strong>und</strong><br />

Regionen (national <strong>und</strong> international) herzustellen (nö.<br />

Wintertourismus in Konkurrenz zum oö. oder slowakischen<br />

Angebot).<br />

• Die Ausarbeitung von Strategien für eine wirtschaftliche <strong>und</strong><br />

umweltverträgliche Tourismusentwicklung<br />

Wie muß das Orts-/Regions-Angebot ausschauen, um auch im<br />

dritten Jahrtausend noch nachfragegerecht zu sein ?<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Die Planung von Maßnahmen zur Verfolgung der gesteckten Ziele<br />

<strong>und</strong> die Ausführung der Strategien in übersichtlicher Gliederung:<br />

nach der Priorität<br />

nach der zeitlichen Abfolge<br />

nach der Art <strong>und</strong> Zielrichtung<br />

nach Kern- <strong>und</strong> flankierenden Maßnahmen<br />

nach Beteiligten <strong>und</strong> Betroffenen<br />

nach der Art der Vernetzung<br />

Für jedes Tourismuskonzept sollten bestimmte Gr<strong>und</strong>sätze gelten:<br />

• Das Ganzheitsprinzip: Tourismus kann niemals isoliert, sondern<br />

muß immer im Zusammenhang mit seinem gesamtem Umfeld,<br />

<strong>und</strong> dessen Vernetzungen - Mensch <strong>und</strong> Kultur, Natur <strong>und</strong><br />

Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik, Raum <strong>und</strong> Zeit - betrachtet <strong>und</strong><br />

behandelt werden.<br />

• Das Qualitätsprinzip: Hohe Qualitätsmaßstäbe müssen sowohl<br />

für die im Konzept geplante Gestaltung des Tourismus als auch für<br />

das Konzept selbst gelten.<br />

• Das Kontinuitätsprinzip: Es bedeutet: Beständigkeit der<br />

Entwicklung, Wurzeln <strong>und</strong> Wachstum als unzerreißbare Einheit,<br />

Fortschritt auf gesicherten Gr<strong>und</strong>lagen, Schutz gegen<br />

Sprunghaftigkeit <strong>und</strong> spontane Fehlentwicklungen<br />

• Die Umsicht: Es sind u.a. Szenarien der Neben- <strong>und</strong><br />

Folgewirkungen der Ausführung des Konzeptes zu erstellen,<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Belastungsgrenzen zu respektieren.<br />

• Die Vorausschau: Aktuelle Maximen - z.B. Umwelt- <strong>und</strong><br />

Sozialverträglichkeit des Tourismus - <strong>und</strong> vorhersehbare<br />

Entwicklungen - z.B. Wertewandel, Nachfragetrends,<br />

Konkurrenzsituation - sind sorgfältig zu berücksichtigen.<br />

• Die Professionalität: Sie muß u.a. in der Arbeitsmethode <strong>und</strong><br />

systematischen Vorgangsweise, ebenso wie in der inhaltlichen<br />

Aussage, in der Verständlichkeit der Darstellung <strong>und</strong> in der<br />

Sicherstellung der Machbarkeit zum Ausdruck kommen.<br />

• Die praktische Anwendbarkeit: Das Konzept muß brauchbare<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Orientierungshilfen vermitteln, Ausgangs- <strong>und</strong><br />

Zielpositionen konkret darstellen, Teilziele klar formulieren,<br />

handlungsbestimmend wirken, sich ohne Schwierigkeiten<br />

umsetzen lassen.<br />

89


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Die Anpassungsfähigkeit: Für unvorhergesehene Ereignisse - wie<br />

Rückschläge, Chancen, Glücksfälle - müssen ein<br />

Handlungsspielraum <strong>und</strong> Verhaltensempfehlungen im Konzept<br />

enthalten sein.<br />

Als Vorstufe bzw. Ergänzung zum touristischen Leitbild /<br />

Entwicklungskonzept gibt es noch<br />

• Die Expertise<br />

Hier handelt es sich entweder um die fachmännische<br />

Begutachtung eines Spezialproblems bzw. -vorhabens oder -<br />

auf örtlicher/regionaler Ebene - um eine von externen<br />

Beratern/innen vorgenommene "Standortbestimmung" mit<br />

einem Empfehlungskatalog<br />

• Die Entwicklungsstudie<br />

Sie ist - als wissenschaftliche Auftragsarbeit <strong>und</strong> zumeist um<br />

einen Maßnahmenkatalog erweitert - die früher häufigste<br />

"klassische" Form eines Entwicklungskonzeptes. Sie entsteht<br />

auf der Basis eingehender Recherchen <strong>und</strong> aller verfügbaren<br />

Informationen, unter Anhörung der wichtigsten lokalen<br />

Funktionäre <strong>und</strong> "Opinion-Leader", aber meistens ohne<br />

Mitwirkung der örtlichen Bevölkerung.<br />

Je nach räumlicher Ebene <strong>und</strong> Aufgabenstellung gibt es folgende<br />

Ausprägungsformen touristischer Entwicklungskonzepte <strong>und</strong><br />

Leitbilder:<br />

• Das Unternehmenskonzept eines Fremdenverkehrsbetriebes<br />

Beispiel: Benedikinerstift Göttweig: Geistiges Zentrum -<br />

Touristischer Brennpunkt<br />

• Das touristische Leitbild einer Gemeinde<br />

Beispiel: Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrskonzept für die<br />

<strong>Stadt</strong>gemeinde Maissau<br />

• Das regionale Tourismuskonzept<br />

Beispiel: Tourismuskonzept Strudengau<br />

• Überregionale tourismuspolitische Konzepte<br />

90


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Beispiel: Tourismuskonzept Donauraum<br />

• Internationale, grenzüberschreitende Konzepte<br />

Beispiel: Maya - Route in Mexico - Belize - Guatemala -<br />

Honduras - El Salvador<br />

• Teilbereichskonzepte (Marketing, Spezialprojekte)<br />

Beispiel: Modellvorhaben: Autofreie Tourismusorte<br />

Lage- oder Situationsanalyse<br />

(Bestandsaufnahme)<br />

Touristisches Angebot<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise der Bestandsaufnahme hängt wesentlich vom Ort<br />

oder der Region ab, für die ein Leitbild zu erstellen ist. Ist es eine<br />

einzelne Gemeinde oder ein kleinräumiger Verb<strong>und</strong>, so sind die<br />

gr<strong>und</strong>legenden Informationen vor Ort direkt zu erheben. Handelt es<br />

sich um eine größere Region, so sind vor allem sek<strong>und</strong>ärstatistische<br />

Quellen auszuwerten. Darauf wird am Ende dieses Abschnittes noch<br />

näher eingegangen.<br />

Die Erhebung, Auswertung <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong> von Statistiken, Daten <strong>und</strong><br />

Fakten liefert wichtige Indikatoren zur vergangenen Entwicklung <strong>und</strong><br />

zum derzeitigen Stand des Ortes bzw. der Region. Die <strong>Analyse</strong> soll<br />

dazu beitragen, für alle Betroffenen <strong>und</strong> in die Leitbildarbeit<br />

eingeb<strong>und</strong>enen Personen einen Informationsgleichstand<br />

herzustellen; jeder soll <strong>und</strong> muß über die gleichen Informationen<br />

verfügen. Das Leitbild bzw. Tourismuskonzept kann nicht auf<br />

Vermutungen <strong>und</strong> Teilinformationen aufbauen, es braucht die reale<br />

Einschätzung der Situation; der tatsächliche Zustand muß aufgezeigt<br />

werden.<br />

Verwertbare Ergebnisse für die Leitbildarbeit aus der Ist-<strong>Analyse</strong><br />

ergeben sich aus der vergleichenden Darstellung mit generellen<br />

Entwicklungen, mit Entwicklungen auf Landes- <strong>und</strong> Regionsebene<br />

91


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>und</strong> mit der Entwicklung in Vergleichsorten. In die Ist-<br />

Zustandsanalyse einzubeziehen sind nicht nur touristische Daten wie<br />

Beherbergungsangebot, Nächtigungsentwicklung, Sport-<strong>und</strong><br />

Freizeiteinrichtungen etc., sondern auch sonstige Gegebenheiten wie<br />

Klima, Gewässer oder Verkehr (das "ursprüngliche" Angebot).<br />

Neben einer <strong>Analyse</strong> des Angebots sind aber auch die Wünsche,<br />

Präferenzen <strong>und</strong> das Verhalten der Nachfrager zu analysiere. Um<br />

Informationen über diesen Fragenbereich zu bekommen, werden in<br />

den meisten Fällen Gästebefragungen durchgeführt. Die Erfahrung<br />

mit Gästebefragungen als Basis für die Leitbildarbeit <strong>und</strong> als<br />

Unterlage für Maßnahmeplanungen hat aber auch deren Schwächen<br />

aufgezeigt. Gästebefragungen sind nur dann zielführend, wenn es<br />

um die Präzisierung <strong>und</strong> das Verdichten von Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

des Ortes geht, wenn über den am Ort vorhandenen Gast nähere<br />

Informationen erhoben werden sollen, als Argumentationshilfe für die<br />

Entscheidung von Einzelmaßnahmen. Gästebefragungen haben vor<br />

allem dann einen Sinn, wenn sie als Kontrollinstrument laufend - z.B.<br />

alle 5 Jahre - durchgeführt werden.<br />

Gästebefragungen sind hingegen nur wenig hilfreich, wenn es um die<br />

Festlegung der zukünftigen Generallinie für den Ort/die Region geht.<br />

Das Problem liegt darin, daß nur jene Gäste befragt werden, die<br />

schon am Ort anwesend sind, <strong>und</strong> mit den derzeitigen<br />

Gegebenheiten konfrontiert sind. Die Bedürfnisse <strong>und</strong> Anforderungen<br />

jener Gäste, die der Ort zukünftig haben möchte, erfährt man in<br />

dieser Form nicht; ebenso bleiben Informationen <strong>und</strong> Aussagen<br />

darüber verborgen, warum bestimmte Gäste bislang nicht in den Ort<br />

bzw. die Region gekommen sind.<br />

Normative Voraussetzungen<br />

Es muß Klarheit darüber bestehen, auf welche B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Landesgesetze, Verordnungen <strong>und</strong> sonstige Vorschriften sich ein<br />

künftiges Tourismuskonzept im Untersuchungsbereich zu stützen<br />

bzw. welche es zu berücksichtigen hat. Vor allem die folgenden<br />

Fragen sind vorab - in Bezug auf die zu bearbeitende Gemeinde oder<br />

Region - zu klären:<br />

92


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Zuständigkeit für die "Pflege <strong>und</strong> Förderung des<br />

Fremdenverkehrs" (Landesgesetz)<br />

• Zuständigkeit für Kurangelegenheiten (Heilvorkommen- <strong>und</strong><br />

Kurortegesetz)<br />

• Rechtsform der örtlichen bzw. regionalen touristischen<br />

Basisorganisation (Verein, Körperschaft öffentlichen Rechts ... ?)<br />

• Welche tourismusrelevanten Gesetze/Erlässe/Verordnungen (z.B.<br />

auch für Campingplätze, Privatvermieter, Schischulen, Natur-,<br />

Landschafts-, Ortsbildschutz, Raumordung) gelten in dem<br />

betroffenen B<strong>und</strong>esland ?<br />

• Wurden Aufgaben aus dem Kompetenzbereich der Gemeinde(n)<br />

(z.B. Meldewesen, Fremdenverkehrsstatistik) an die touristische<br />

Basisorganisation delegiert ?<br />

• Besitzt die zitierte Basisorganisation Gewerbeberechtigung(en)<br />

(z.B. für Zimmervermittlung, Badeanlagen,<br />

Veranstaltungszentren)?<br />

• Sind / ist die Gemeinde <strong>und</strong>/oder die touristische Basisorganisation<br />

(Haupt-)Teilhaber an einer mit örtlichen<br />

Tourismusangelegenheiten befaßten Kapitalgesellschaft ?<br />

• Bestehen neben den landesgesetzlichen Bestimmungen auf<br />

örtlicher oder regionaler Ebene noch weitere Vorschriften,<br />

(Entwicklungs-, Verkehrs-, Raumordnungs-)Konzepte, feste<br />

Usancen u. dgl., die bei der Erstellung eines Tourismuskonzeptes<br />

beachtet werden müssen/sollen?<br />

Rahmenbedingungen für die<br />

Tourismusentwicklung<br />

Der Tourismus darf nie isoliert betrachtet werden, sondern immer im<br />

Zusammenhang mit seinem gesamten Umfeld. So ist dieses Umfeld<br />

genauso wie sämtliche in Bau, Planung oder in Diskussion<br />

befindlichen Projekte in der Gemeinde sind ebenso mitzuerfassen<br />

wie überörtliche Planungen <strong>und</strong> regionale Förderungsschwerpunkte.<br />

Im besonderen wird auf folgende Punkte hingewiesen:<br />

Die Lage im größeren Raum: Kultur-, Wirtschafts- bzw. Naturraum;<br />

überregionale Verkehrsanbindung, Lage <strong>und</strong> Erreichbarkeit<br />

gegenüber Agglomerationen im Inland <strong>und</strong> Ausland<br />

93


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Der Naturraum: Landschaft, Boden- <strong>und</strong> Geländebeschaffenheit,<br />

Flora <strong>und</strong> Fauna, Biotope; ästhetischer Eindruck, sichtbare<br />

Beeinträchtigungen, Gefahren <strong>und</strong> Gefährdungen, Schutzgebiete,<br />

Naturdenkmäler. Klimatische Verhältnisse: Niederschläge,<br />

Schneesicherheit, Sonnenscheindauer, Nebeltage,<br />

Temperaturen,...Umweltdaten: Luftqualität, Wasserqualität,<br />

Belastungen, Störfaktoren, ...<br />

Der Kulturraum (die Kulturlandschaft): Allgemeine Charakteristik<br />

<strong>und</strong> Besonderheiten; Bewirtschaftung (Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<br />

Bergbau <strong>und</strong> sonstige Landnutzung); Siedlungsformen<br />

Die (lokale) Verkehrssituation: Umfahrungs-, Zufahrts-,<br />

Parkmöglichkeiten; öffentliche Lokal-Verkehrsmittel, Skibus;<br />

Fußgängerzonen, Einrichtungen für Körperbehinderte,<br />

Verkehrsbelastungen, -behinderungen, -einschränkungen, -verbote;<br />

bestehendes Verkehrskonzept<br />

Die Raumordnung: Dauersiedlungs- <strong>und</strong> Freiraum, vorübergehend<br />

bewohnte Gebiete, Vorbehaltsflächen, Reserven. Zweitwohnungen,<br />

Appartement- <strong>und</strong> Ferienhäuser, Zersiedelung. Verhältnis<br />

Grünland/Bauland/Wald/Ödland; mehrfach genutzte Flächen (z.B.<br />

Landwirtschaft/Wintersportgebiet). Flächenwidmungs- <strong>und</strong><br />

Bebauungspläne; örtliche/regionale Raumordnungskonzepte<br />

Fassungsvermögen <strong>und</strong> Belastungsgrenzen: Prüfung der<br />

physischen, ökologischen, sozialpsychologischen Nutzungs- <strong>und</strong><br />

Versorgungskapazität, Definition von Engpassfaktoren (z.B. die<br />

Bettendichte bezogen auf die Bevölkerung, das bebaute Gebiet oder<br />

den Freiraum, die flächenbezogene Seilbahndichte, die<br />

Tagesaufnahmekapazität des Wintersportgebiets)<br />

Die Bevölkerung:<br />

Gesamtzahl, Schichtung nach Alter, Geschlecht, Familienstand,<br />

Bildung, Beschäftigung; Einkommen; Verteilung im Raum;<br />

Vereinswesen<br />

Das Kulturpotential:<br />

Allgemeine Kulturpflege, kulturelle Identität, Volkskultur, Brauchtum;<br />

Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> -veranstaltungen; kulturelle<br />

Vereinigungen; Kunst-/ Kulturdenkmäler, <strong>Stadt</strong>- bzw. Ortsbild<br />

Die Infrastruktur: Kommunale bzw. regionale Infrastruktur;<br />

Versorgung <strong>und</strong> Entsorgung (Kapazitäten)<br />

94


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die Wirtschaft: Arbeitsstätten / Beschäftigte (insbesonders im<br />

nichttouristischen Bereich); Verflechtungen <strong>und</strong> Verhältnis zum<br />

Tourismus<br />

Der öffentliche Sektor: Budgetsituation, Steuereinnahmen,<br />

tourismusdienliche Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Vorleistungen; direkte Leistungen für<br />

den Tourismus (Betrieb von Freizeitanlagen)<br />

Die Umweltqualität (soweit nicht schon unter "Naturraum"<br />

aufgelistet): Lärmschutz, Grünanlagen, Blumenschmuck, Sauberkeit<br />

Macht <strong>und</strong> Meinung: Identifizierung <strong>und</strong> Kontakte zu den (offiziellen<br />

<strong>und</strong> inoffiziellen) Meinungsbildnern <strong>und</strong> "Machern" im<br />

Fremdenverkehr; Kontakte zu "Tourismuskritikern"; Einstellung der<br />

Bevölkerung zum Tourismus<br />

Die Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitinfrastruktur<br />

Hier ist zu unterscheiden zwischen Einrichtungen, die<br />

1. ausschließlich für den Tourismus geschaffen wurden <strong>und</strong><br />

2. neben anderen Zwecken (Versorgung der Bevölkerung) auch<br />

(mehr oder weniger) dem Tourismus dienen.<br />

In den folgenden Tabellen wird unterschieden zwischen Ganzjahres-<br />

<strong>und</strong> spezifischen Sommer- bzw. Wintereinrichtungen sowie<br />

touristischen Verkehrsanlagen:<br />

Kategorie Ganzjahreseinrichtungen<br />

Kultur <strong>und</strong> Museum,<br />

Bildungs- Kulturhaus,<br />

einrichtungen Bücherei,<br />

Lesesaal<br />

Kureinrichtungen Kurmittelhaus,Bä<br />

der, kurärztliche<br />

Betreuung<br />

Sonstige Spezialklinik,<br />

Ges<strong>und</strong>heits- / WellnessFitnessangebote,einrichtungen<br />

Fitnesscenter<br />

95<br />

Sommereinrichtungen<br />

Objekte im<br />

Freien, Lehrpfad,<br />

Wildpark<br />

Kuranlagen im<br />

Freien,<br />

Kurpark<br />

Fitnessparcours<br />

Wintereinrichtungen


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<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Sport- <strong>und</strong><br />

Spielanlagen<br />

Erholungseinrichtungen <br />

Spezialeinrichtungen<br />

für<br />

bestimmte<br />

Gästegruppen<br />

Veranstaltungsei<br />

nrichtungen<br />

Unterhaltungsein<br />

richtungen<br />

Sonstige<br />

Freizeiteinrichtungen<br />

/<br />

spezielle<br />

Anziehungsfaktoren<br />

Sport-/Turn-<br />

/Gymnastik-/Reit-<br />

/Tennis-Halle<br />

Hallen- (Erlebnis-<br />

)Bad Freizeitzentrum,Ganzjahres-<br />

wanderwege<br />

Konferenz-<br />

Seminareinrichtungen<br />

Festhalle,<br />

Theater,<br />

Vortragssaal,<br />

Ausstellungs-<br />

räume <br />

Geselligkeitseinrichtungen,<br />

öffentliche<br />

Vergnügungs-<br />

stätten<br />

Wallfahrtsstätte;<br />

(sportliche<br />

Großanlagen:<br />

z.B.<br />

Rennstrecken)<br />

96<br />

Einrichtungen im<br />

Freien: z.B.<br />

Tennis-, Golf-,<br />

Minigolf-,<br />

Reitplätze, Surf-<br />

/Segel-<br />

/Wasserskischulen;<br />

Rafting;<br />

Moutainbikepacours,<br />

Paragliding,<br />

Drachenfliegen<br />

Klettern, Angeln<br />

<strong>und</strong> Jagd<br />

Frei-<br />

(Erlebnis-)Bad,<br />

Badestrand,<br />

Promenaden,<br />

Parks,<br />

Kinderspielplätze<br />

Festplatz,<br />

Freilichtbühne,<br />

Ausstellungsgelände <br />

Vergnügungspark,<br />

Gartenschach,<br />

Tanzfläche im<br />

Freien<br />

Naturw<strong>und</strong>er<br />

Schipisten,<br />

Halfpipes,<br />

Loipen,<br />

Rodelbahnen,<br />

Eisbahnen <strong>und</strong><br />

Eislaufplätze;<br />

Tourenschilauf<br />

Winterwanderwe<br />

ge, Sonnenterrassen,<br />

Pferdeschlittenfa<br />

hrten


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Touristische Verkehrsanlagen<br />

Straßen Mautstraßen<br />

Panoramastraßen<br />

Zubringer-/Erschließungsstraßen<br />

vom Tourismus (stark) beanspruchte<br />

öffentliche Straßen,<br />

Güterwege, Forststraßen<br />

Mechanische Aufstiegshilfen Schienen-/Zahnradbahn<br />

Schrägaufzug, Standseilbahn<br />

Luftseilbahn, Gondelbahn,<br />

Umlaufbahn<br />

Sessellifte (Einer bis Sechser)<br />

Sonstige (überwiegend) touristische<br />

Verkehrseinrichtungen<br />

Nachrichtenverkehr<br />

Kommunikation<br />

Schlepplifte<br />

Bummel-(Nostalgie-)Bahn, Linien-<br />

/Ausflugsschifffahrt, Sportflugplatz,<br />

Start <strong>und</strong> Landeplätze für<br />

Paraglider / Drachenflieger<br />

Reit- <strong>und</strong> Radwege<br />

Ortsfernsehen, Wetterkamera,<br />

Tonbanddienst<br />

Mechanische Aufstiegshilfen werden üblicherweise durch die<br />

Parameter "Höhenmeter" <strong>und</strong> "Kapazität" bzw. durch die Kombination<br />

"Höhenmeter x Kapazität" statistisch erfaßt<br />

Die "touristische Suprastruktur": Beherbergungswesen<br />

<strong>und</strong> Gastronomie<br />

Amtliche Erhebungen (ÖSTAT) <strong>und</strong> die praktisch für jeden Ort<br />

verfügbaren Jahres- oder Saisonunterkunftsverzeichnisse geben<br />

(theoretisch) Aufschluß über Kapazität <strong>und</strong> Struktur des<br />

Beherbergungsangebots. Die Angaben in den verschiedenen<br />

Unterlagen weichen aber häufig voneinander ab <strong>und</strong> müssen<br />

nachrecherchiert werde.<br />

97


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Im Prinzip wird unterschieden zwischen sogenannten<br />

"Sommerbetten" <strong>und</strong> "Winterbetten" sowie zwischen gewerblichen<br />

<strong>und</strong> nichtgewerblichen Unterkünften (im Schweizer Sprachgebrauch:<br />

Parahotellerie):<br />

Gewerbliche Unterkünfte (Hotels <strong>und</strong> Gasthöfe) werden nach der<br />

Ausstattung (in Österreich durch "Sterne" gekennzeichnet)<br />

unterschieden:<br />

5 bzw. 4 Stern (Luxuskategorie)<br />

3 Stern (Standardkategorie)<br />

2 bzw. 1 Stern<br />

Bei den nichtgewerblichen Unterkünften können folgende Kategorien<br />

unterschieden werden<br />

• Privatquartier (nicht auf Bauernhof)<br />

• Privatquartier (auf Bauernhof)<br />

• Kurheime der Sozialversicherungen<br />

• Sonstige Kur- <strong>und</strong> Erholungsheime für Erwachsene<br />

• Sanatorium, Heil-/Pflegeanstalt<br />

• Kinder- <strong>und</strong> Jugenderholungsheim<br />

• Jugendherberge /Jugendgästehaus<br />

• Schutzhütte (bewirtschaftet)<br />

• Ferienwohnung, Ferienhaus (privat)<br />

• Sonstige Fremdenunterkunft<br />

• Campingplatz<br />

In der Erhebung des Gastronomieangebots kommt es neben der<br />

Verpflegungskapazität (Sitzplätze) hauptsächlich auf den Typ <strong>und</strong> die<br />

Qualität an.<br />

Beim Typ ist zu unterscheiden nach<br />

• Gasthof<br />

• Restaurant<br />

• Heuriger, Weinlokal<br />

• Kaffeehaus, Konditorei<br />

• Bar, Nachtlokal, Diskothek<br />

98


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Imbißstube, Buffet, Würstelstand<br />

Die Qualität ist zu bewerten nach dem äußeren Erscheinungsbild des<br />

Lokals, der Qualität <strong>und</strong> Abwechslung der Speisen <strong>und</strong> Getränke<br />

(Haubenlokal).<br />

Organisation <strong>und</strong> Gästebetreuung<br />

In gleicher Ausführlichkeit wie die vergangenen Bereiche sind der<br />

Zustand <strong>und</strong> die Möglichkeiten der Organisation auf gemeindlicher<br />

<strong>und</strong> nachbarschaftlicher / kleinregionaler Ebene zu durchleuchten. Im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht dabei die Servicequalität der Basisorganisation (je<br />

nach B<strong>und</strong>esland: Tourismusverband, Verkehrsverein,<br />

Fremdenverkehrsreferat der Gemeinde) für die touristischen<br />

Leistungsträger <strong>und</strong> Gäste.<br />

Aus der Sicht der Leistungsträger ist die Wirksamkeit der<br />

Basisorganisation vor allem in Hinblick auf<br />

• Initiative <strong>und</strong> Koordinationsfähigkeit<br />

• gute Beratung <strong>und</strong> Orientierungshilfen aus aktueller Marktkenntnis<br />

• dynamisches Marketing<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Anbahnung ausbaufähiger Kontakte <strong>und</strong><br />

• Vertretung der Interessen der touristischen Anbieter in sorgsamer<br />

Abstimmung mit nichttouristischen Ansprüchen<br />

Der Begriff der "Gästebetreuung" ist im Zusammenhang mit der<br />

örtlichen Basisorganisation im weitesten Sinne aufzufassen:<br />

• Informations-, Auskunfts- <strong>und</strong> Reservierungsdienst <strong>und</strong> Versand<br />

• Beratung der Gäste während ihres Aufenthaltes<br />

• Durchführung von Veranstaltungen für Gäste -<br />

Schlechtwetterprogramm; Erstellung von (betreuten) Programmen<br />

für unterschiedliche Gästegruppen (Alter/Nationalität/Hobbies,...)<br />

• Hilfestellung zur Kontaktnahme von Gästen untereinander<br />

99


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Ermutigung <strong>und</strong> Beratung der Beherberger zur Durchführung <strong>und</strong><br />

gegenseitigen Abstimmung betriebseigener Gästebetreuungs- <strong>und</strong><br />

Animationsmaßnahmen<br />

• Folgebetreuung von Gästen nach der Abreise<br />

Angesichts der Vielfalt der Ansprüche ist der die Gästebetreuung<br />

betreffende Fragenkatalog zur Lageanalyse ebenfalls sehr<br />

umfangreich. Er umfaßt neben der allgemeinen Gästebetreuung auf<br />

Ortsebene, d.h. den Leistungen der Gemeinde <strong>und</strong>/oder<br />

Basiorganisation, auch die Aktivitäten einzelner Betriebe,<br />

Unternehmer oder Privatzimmervermieter.<br />

Zur Beurteilung der Wirkungsweise <strong>und</strong> Aufgabenerfüllung der<br />

touristischen Basisorganisation sind neben den jeweils geltenden<br />

gesetzlichen Vorschriften besonders auch folgende Punkte von<br />

Belang:<br />

• Innere Struktur der Organisation, Funktionäre, personelle<br />

Zusammensetzung des Vorstandes/Ausschusses<br />

• Zuständigkeiten für die Aufgabenbewältigung, Erfüllungsgrad<br />

• Mitarbeiter: Zahl, Qualifikation, Einsatz (hauptamtlich,<br />

nebenberuflich, Teilzeit,...)<br />

• Geschäftsstelle, örtliches / regionales "Tourismusbüro", Info- <strong>und</strong><br />

Gästebetreuungsstelle: Zuständigkeiten, Berechtigungen,<br />

Aufgaben; Lage, Größe, Ausstattung, Zustand, Dienstzeiten,<br />

Arbeitsweise<br />

• Zweigstelle(n), externe Informationsstelle(n)<br />

• Marketing-Aktivitäten (Werbung, Verkaufsförderung, interne<br />

"Marktforschung" <strong>und</strong> Erfolgskontrolle)<br />

• Kooperationen <strong>und</strong> Synergieeffekte<br />

• Budget<br />

Neben der Struktur der touristischen Basisorganisation sind aber<br />

auch die bisher gepflogenen Marketing-Aktivitäten zu untersuchen.<br />

Dazu gehört die Frage, ob bisher überhaupt gezielte<br />

Marketingstrategien durchgeführt wurden, <strong>und</strong> wenn ja mit welchen<br />

Methoden <strong>und</strong> Maßnahmen (Werbung, Verkaufsförderung, PR;<br />

eingesetzte Informations- <strong>und</strong> Werbemittel). Welche Marktsegmente<br />

100


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(Zielgruppen, Zielgebiete) wurden bearbeitet, wurden Partnerschaften<br />

oder Bündnisse eingegangen ?<br />

Preise <strong>und</strong> Tarife<br />

Preisniveau, Preisstruktur <strong>und</strong> Tarifgestaltung bilden einen weiteren<br />

sehr wichtigen Untersuchungsbereich. Preise <strong>und</strong> Tarife sind vor<br />

allem zu messen an<br />

• der dafür gebotenen Leistung<br />

• den Preisen der Mitbewerber für vergleichbare Leistungen <strong>und</strong><br />

• der finanziellen Leistungskraft bzw. Ausgabenbereitschaft der<br />

verfügbaren bzw. in Aussicht genommenen Gästeschicht<br />

Preise <strong>und</strong> Tarife sind gr<strong>und</strong>sätzlich in allen freizeit- <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

tourismusrelevanten Bereichen zu prüfen <strong>und</strong> zu vergleichen.<br />

Die Untersuchungen sind differenziert vorzunehmen nach<br />

• Betriebsformen/Betriebsgruppen<br />

• unterschiedlichen Leistungen<br />

• Saisonabschnitten<br />

• Höchst- <strong>und</strong> Tiefstpreisen ("Aktionspreisen)<br />

• Einzel- <strong>und</strong> Pauschalpreisen<br />

• Direkt- <strong>und</strong> Wiederverkäuferpreisen (Mittlerprovision)<br />

• Zuschlägen <strong>und</strong> Ermäßigungen, Staffelungen (Alter, Gruppen,<br />

Aufenthaltsdauer, Stammgast)<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist zur Bestandsaufnahme des touristischen Angebots<br />

noch hinzuzufügen, daß wenn möglich vor allem bei der touristischen<br />

Suprastruktur (Betten) <strong>und</strong> bei den Aufstiegshilfen nicht nur die<br />

aktuelle Situation, sondern auch die Entwicklungen über einen<br />

längeren Zeitraum zu dokumentieren sind.<br />

101


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Touristische Nachfrage<br />

Hier ist zu unterscheiden zwischen<br />

• der Entwicklung <strong>und</strong> den Merkmalen der Nachfrage vor Ort <strong>und</strong><br />

• der Entwicklung <strong>und</strong> den Trends in potentiellen Herkunftsländern<br />

Für die Beurteilung der örtlichen Situation stehen die amtliche<br />

Fremdenverkehrsstatistik, Betriebsergebnisse von Verkehrs- <strong>und</strong><br />

Freizeiteinrichtungen sowie verschiedentlich auch Ergebnisse lokaler<br />

Befragungen, Verkehrszählungen usw. zur Verfügung.<br />

Über die generelle Situation auf dem "touristischen Markt" gibt es<br />

laufend Untersuchungen <strong>und</strong> Publikationen (Gästebefragung<br />

Österreich, Mikrozensus zum Urlaubs- <strong>und</strong> Freizeitverhalten,<br />

Tourismusbarometer). Zum Teil ist aber der Zugang zu solchen<br />

Informationen kostenpflichtig.<br />

Bei der Beurteilung der Nachfrage vor Ort muß zusätzlich einmal<br />

grob zwischen Logiergästen (mindestens eine Übernachtung) <strong>und</strong><br />

Tagesgästen ohne Nächtigung unterschieden werden.<br />

Die letzteren sind statistisch oft schwer oder gar nicht erfassbar, oder<br />

nur grob zu schätzen, wobei neben der Zahl vor allem die räumliche<br />

<strong>und</strong> zeitliche Verteilung interessiert. Hinweise können Frequenzen<br />

<strong>und</strong> Auslastung verschiedener Einrichtungen wie Bergbahnen <strong>und</strong><br />

Lifte, Freizeitzentren oder Großparkplätze geben.<br />

Die Tagesbesucher sind auch zu gliedern in<br />

• solche, die den Ort gezielt <strong>und</strong> absichtlich anfahren <strong>und</strong><br />

• solche, die auf der Durchreise einen Zwischenstopp einlegen<br />

<strong>und</strong> ferner in<br />

• solche, die am Ort etwas konsumieren oder einkaufen <strong>und</strong> somit<br />

zur Wertschöpfung der örtlichen Wirtschaft beitragen, <strong>und</strong><br />

102


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• solche, die nur die Landschaft <strong>und</strong> gewisse<br />

Erholungsmöglichkeiten (Wald, Wanderwege, Seeufer, Langlaufloipen,<br />

Reitwege) kostenlos in Anspruch nehmen, oft Pflege-,<br />

Erhaltungs- <strong>und</strong> Wiederherstellungskosten (mit-) verursachen <strong>und</strong><br />

im übrigen dem Ort "nichts bringen".<br />

Logiergäste sind am leichtesten statistisch zu erfassen, <strong>und</strong> die Zahl<br />

der Nächtigungen ist die beliebteste, wenn auch bei weitem nicht<br />

aussagekräftigste Meßgröße für den Tourismus.<br />

Um die örtliche Nachfragesituation <strong>und</strong> -entwicklung einigermaßen<br />

treffend beurteilen zu können, benötigt man u.a. die folgenden Daten,<br />

die aus der amtlichen Statistik gewonnen werden können:<br />

• Die Zahl der Gäste-Ankünfte im Jahresverlauf, in bestimmten<br />

Saisonen bzw. Saisonabschnitten, Monaten<br />

• Die Gästestruktur nach Herkunftsland <strong>und</strong> anderen Merkmalen<br />

(Alter, Geschlecht, ...)<br />

• die Aufteilung der Gäste auf die verschiedenen<br />

Beherbergungskategorien<br />

• die durchschnittliche Verweildauer<br />

• die Belegung bzw. Auslastung in den verschiedenen Kategorien<br />

Zudem sind - je nach Ort <strong>und</strong> Sachlage - noch eine Reihe weiterer<br />

Indikatoren zur Beurteilung der Charakteristik der Nachfrage<br />

heranzuziehen:<br />

• Die Gästezufriedenheit, -wünsche, verhalten (gemäß Befragung<br />

oder Beobachtung)<br />

• Das Image des Ortes<br />

• Die Ausgabenstruktur, durchschnittliche Ausgaben pro Gast <strong>und</strong><br />

Tag, gegliedert z.B. nach Gästeschichten, Saisonen oder<br />

Betrieben<br />

• Die Sitzplätze-Auslastung in Verpflegungsgaststätten<br />

103


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

DAS TOURISTISCHE LEITBILD<br />

Der Kern eines jeden Tourismuskonzeptes ist das Leitbild, das die<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> die zu verfolgenden Strategien enthält. Zum<br />

Leitbild gehört zwingend ein Ausführungskonzept oder<br />

Maßnahmenprogramm..<br />

Das touristische Leitbild ist darauf ausgelegt, auf lange Sicht die<br />

Tourismuspolitik (<strong>und</strong> auch die allgemeine Wirtschafts- <strong>und</strong> sonstige<br />

Politik) der Gemeinde(n) erfolgsorientiert zu bestimmen. Man<br />

bezeichnet es mitunter auch als "Strategisches" oder<br />

"Fremdenverkehrspolitisches" Konzept.<br />

Das Leitbild einer touristischen Angebotseinheit muß konkrete,<br />

handlungsbestimmende Zielvorgaben enthalten <strong>und</strong> bedarf vor seiner<br />

Inkraftsetzung einer Prüfung der Realisierungsmöglichkeiten<br />

(Machbarkeitstests, Feasibility Studies).<br />

Das Leitbild gliedert sich in<br />

• Zielsetzungen,<br />

• Leitlinien <strong>und</strong><br />

• Prioritäten<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> Leitlinien werden im folgenden nicht scharf<br />

voneinander getrennt. Während Zielsetzungen eher konkrete<br />

Vorstellungen betreffen <strong>und</strong> auch zeitlich festgelegt sein sollten (bis<br />

wann eine Realisierung erfolgen sollte) wird durch die Leitlinien die<br />

weitere Vorgangsweise in der touristischen Entwicklung <strong>und</strong> in der<br />

Fremdenverkehrspolitik mittelfristig vorgegeben.<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> Leitlinien<br />

Hier wird unterschieden zwischen allgemeinen (wirtschafts-, kultur-,<br />

bevölkerungs-, umweltpolitischen) <strong>und</strong> primär tourismusbezogenen<br />

Zielvorgaben <strong>und</strong> Leitlinien; die letzteren werden wiederum unterteilt<br />

in<br />

104


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Tourismuspolitische Ziele- <strong>und</strong> Leitlinien (Verbindung zur<br />

gesamten Kommunal bzw. Regionalpolitik) <strong>und</strong> in<br />

• Spezielle Ziele <strong>und</strong> Leitlinien der Angebotsgestaltung, des<br />

touristischen Marketings sowie des touristischen Managements<br />

<strong>und</strong> der touristischen Organisation<br />

Allgemeine Zielvorgaben <strong>und</strong> Leitlinien<br />

Unter allgemeinen oder übergeordneten Zielvorgaben <strong>und</strong> Leitlinien<br />

verstehen wir solche, die - gesamtheitlich gesehen - mit oder ohne<br />

Tourismus Gültigkeit haben, die auf jeden Fall zu berücksichtigen<br />

sind <strong>und</strong> auf deren Verwirklichung <strong>und</strong> Befolgung der Tourismus<br />

möglichst einen positiven Einfluß haben soll <strong>und</strong> keinesfalls einen<br />

negativen Einfluß haben darf.<br />

• Lebensqualität: Die Erhaltung <strong>und</strong>/oder Steigerung der<br />

Lebensqualität der einheimischen Bewohner. Setzt allerdings eine<br />

Operationalisierung des Konzeptes "Lebensqualität" voraus<br />

• Die Erhaltung der natürlichen Umwelt <strong>und</strong> ihre Bewahrung vor<br />

(weiterer) Beeinträchtigung bzw. die Wiederherstellung einstiger<br />

Qualität<br />

• Sicherung der ideellen Gr<strong>und</strong>lagen für das Wohlbefinden von<br />

Gästen <strong>und</strong> Einheimischen: Kulturelle Identität,<br />

Heimatverb<strong>und</strong>enheit, Solidarität<br />

• Positive wirtschaftliche Gesamtentwicklung: Verbesserung der<br />

Gewerbestruktur, der Ertragslage <strong>und</strong> Wertschöpfung heimischer<br />

Betriebe, Erhöhung der Standortqualität; Sicherung bzw.<br />

Neuschaffung von Arbeitsplätzen, Mehreinnahmen (Steuern) für<br />

die Gemeinde(n)<br />

• Verbesserung der kommunalen sowie der Freizeit-Infrastruktur,<br />

die auch der einheimischen Bevölkerung zugute kommt<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> Leitlinien können mitunter auch negativ formuliert<br />

werden, wie beispielsweise die Vermeidung/Verhinderung von<br />

Arbeitslosigkeit oder Abwanderung.<br />

105


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Tourismusbezogene Zielsetzungen <strong>und</strong> Leitlinien<br />

Die Zielvorgaben <strong>und</strong> Leitlinien entstehen aus<br />

• den im Planungsgebiet vorhandenen Wunschvorstellungen <strong>und</strong><br />

Absichten, zu denen sich die wichtigsten Meinungsbildner, die<br />

touristischen Leistungsträger sowie der überwiegende Teil der<br />

Bevölkerung bekennen<br />

• den aus der Stärken/Schwächen-<strong>Analyse</strong> abgeleiteten Chancen<br />

bzw. Notwendigkeiten zur Defizitbehebung<br />

• allfälligen übergeordneten Erfordernissen <strong>und</strong>/oder behördlichen<br />

Vorschriften<br />

Beispiele für tourismuspolitische Ziele <strong>und</strong> Leitlinien<br />

• Erhaltung/Hebung des Erlebnis- <strong>und</strong> Erholungswertes der<br />

touristischen Landschaft / Verhinderung von Umweltschäden<br />

durch den Tourismus<br />

• Verbesserung der touristischen Infrastruktur (Anlagen für die<br />

Gästebetreuung, Allwettereinrichtungen)<br />

• Verbesserung der allgemeinen Rahmenbedingungen für eine<br />

touristische Entwicklung<br />

Beispiele für Ziele- <strong>und</strong> Leitlinien der Angebotsgestaltung, des<br />

Marketings sowie des Managements<br />

• Verbesserung der Kapazitätsauslastung in bestimmten Bereichen<br />

/ Saisonabschnitten<br />

• Veränderung der Gästestruktur; Verringerung der Abhängigkeit<br />

von einem Haupt-Herkunftsmarkt<br />

• Steigerung der durchschnittlichen Tagesausgaben pro Gast durch<br />

Forcierung des Shopping-Angebotes<br />

• Erreichen einer Marktführerposition in einem bestimmten Segment<br />

(Reithotels)<br />

• Entwicklung eines "Corporate Design" (gemeinsames<br />

Erscheinungsbild) für die eigene Profilierung <strong>und</strong> für einen<br />

unverwechselbaren Auftritt auf dem Fremdenverkehrsmarkt<br />

106


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Koordination des Eigenmarketings der einzelnen Betriebe<br />

• Abstimmung der eigenen Werbelinie mit jener von<br />

Konkurrenzanbietern / der Region / des B<strong>und</strong>eslandes / der<br />

Österreich Werbung<br />

• Perfektion/Erweiterung/Umschichtung des Beherbergungsangebots<br />

(Abbau von Privatzimmern)<br />

• Differenzierung des Gastronomieangebotes (Gourmet- <strong>und</strong><br />

Erlebnisgastronomie)<br />

• Schaffung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Lift-,<br />

Beherbergungs- <strong>und</strong> Parkplatz-Kapazitäten<br />

Prioritäten<br />

Zur systematischen Umsetzung eines Leitbildes muß auch die<br />

Rangordnung der Anliegen <strong>und</strong> der zu treffenden Maßnahmen<br />

festgelegt werden.<br />

Dabei sind einerseits jene Ziele <strong>und</strong> Leitlinien festzulegen, die als<br />

besonders wichtig angesehen werden <strong>und</strong> die Vorrang vor allen<br />

anderen haben sollten.<br />

Beispiele dafür (aus der <strong>Analyse</strong> diverser Leitbilder) sind etwa:<br />

• Die Erhaltung einer hohen Lebensqualität für die einheimische<br />

Bevölkerung<br />

• Die Bewahrung des Erholungs- <strong>und</strong> Erlebniswertes der Landschaft<br />

• Die Stärkung der kulturellen Identität <strong>und</strong> der Heimattreue<br />

• Die Unterlassung von Störungen der ökologischen Umwelt<br />

Zum anderen sind Hierarchien bzw. Rangfolgen zwischen einzelnen<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> Leitlinien zu definieren<br />

Beispiel: Solange kein Verkehrskonzept verwirklicht ist, kann das<br />

Bettenangebot nicht ausgeweitet werden.<br />

107


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Das Maßnahmenprogramm<br />

Das Maßnahmenprogramm ist jener Teil des Tourismuskonzeptes,<br />

der unmittelbar zur Umsetzung führt. Die Gr<strong>und</strong>lage dafür muß aber<br />

immer ein Leitbild (mit vorangegangener Bestandsaufnahme bzw.<br />

Situationsanalyse) sein. Tourismuskonzepte, die nur aus<br />

Maßnahmenprogrammen bestehen arten oft zu bloßem Aktionismus<br />

aus <strong>und</strong> sind in der Regel mittel- <strong>und</strong> langfristig nicht erfolgreich.<br />

Maßnahmenprogramme sind als Ausführungs- <strong>und</strong> Umsetzungsprogramme<br />

zu sehen <strong>und</strong> sollten nicht ihrerseits wieder Konzepte<br />

(Sollsätze) enthalten. Alle Punkte, die aufgr<strong>und</strong> der<br />

Angebotsbeurteilung <strong>und</strong> des Leitbilds einen Handlungsbedarf<br />

aufweisen, müssen auch im Maßnahmenprogramm behandelt<br />

werden. Was im Leitbild nicht enthalten ist, kann auch im<br />

Maßnahmenprogramm nicht aufscheinen. Beziehen sich Zielsetzungen<br />

<strong>und</strong> Leitbilder auch auf nichttouristische Bereiche, so<br />

beschränkt sich der Maßnahmenkatalog nur auf den eigentlichen<br />

Fremdenverkehrssektor.<br />

Umfang <strong>und</strong> Ausführlichkeit des Maßnahmenprogrammes sind<br />

bestimmt durch<br />

• das touristsiche Leitbild (die Zielvorstellungen <strong>und</strong> strategischen<br />

Leitlinien,<br />

• die Ergebnisse der Struktur- <strong>und</strong> Chancenanalysen <strong>und</strong> durch<br />

• die Leistungsfähigkeit des touristischen Managements<br />

Wenn ein qualifiziertes Management mit ebensolchen Partnern <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern vorhanden ist, das bereits anhand des Leitbildes <strong>und</strong> der<br />

darin enthaltenen Zielsetzungen <strong>und</strong> Leitlinien tätig werden kann, so<br />

genügt zumeist eine ausführliche Auflistung der gewünschten<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> deren Prioritäten. Andernfalls muß der<br />

Maßnahmenkatalog mit detaillierten Beschreibungen,<br />

Durchführungsrichtlinien <strong>und</strong> -anleitungen, Mustervorlagen etc.<br />

ausgestattet werden.<br />

108


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

In der Praxis kann sich auch eine Mischform von gut gegliederter<br />

Punktuation, vorgefertigten Arbeitsprogrammen <strong>und</strong> situativer<br />

Begleitbetreuung durch entsprechend geschulte Fachleute<br />

("Management-Assistenz") als zweckmäßig erweisen. Diese Modell<br />

ist vor allem dort anzuwenden, wo die (finanzielle <strong>und</strong><br />

organisatorische) Kapazität für ein kostspieliges Profi-Management<br />

zu klein, für eine nur ehrenamtliche Betreuung aber schon zu<br />

umfangreich ist.<br />

Es gibt - wiederum je nach Sachlage - verschiedene Möglichkeiten,<br />

das Maßnahmenprogramm zu gliedern:<br />

• nach Prioritäten bzw. Dringlichkeit der Maßnahmen<br />

• nach Fristen <strong>und</strong> Terminen (Fälligkeit oder günstigster Zeitpunkt<br />

bestimmter Aktionen<br />

• nach Sachbereichen (z.B. Freizeitinfrastruktur, Kultur- <strong>und</strong><br />

Bildungsangebot, Gästebetreuung, Organisation)<br />

• nach Zuständigkeiten bzw. Verantwortlichkeiten (Aufgabenteilung,<br />

Rollenzuweisung)<br />

Häufig erscheinen diese Gliederungsformen auch in<br />

Wechselbeziehung. das Maßnahmenprogramm sollte aber nicht<br />

"überorganisiert" sein, sondern immer übersichtlich bleiben, da<br />

andernfalls die Anwendung erschwert wird.<br />

Die Arbeitsprogramme müssen stets in Beziehung zu den Leitlinien<br />

<strong>und</strong> Zielvorstellungen stehen - <strong>und</strong> sich auch deren Gliederung<br />

anpassen. Am besten bewährt sich meistens ein dem Leitbild<br />

entsprechend nach Sachbereichen gegliedertes<br />

Maßnahmenprogramm mit Angabe des Prioritätsgrades, der<br />

Aufgabenzuordnung <strong>und</strong> angeschlossenem Terminkalender. (siehe<br />

folgendes Beispiel).<br />

109


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die Verwirklichung eines<br />

Tourismuskonzeptes<br />

Bei der praktischen Umsetzung eines Tourismuskonzeptes ist davon<br />

auszugehen, daß an der Erstellung der Leitlinien <strong>und</strong> des<br />

Maßnahmenprogrammes die potentiellen Anwender bereits<br />

mitgewirkt haben: beratend, beschließend oder auch aktiv<br />

mitarbeitend. Keinesfalls ist es ratsam, ein Umsetzungsprogramm<br />

quasi anonym vom Schreibtisch her zu verordnen. Es besteht die<br />

Gefahr, daß es dann von denen, die es anwenden sollen,<br />

angezweifelt oder abgelehnt wird.<br />

Nutzen <strong>und</strong> Qualität eines Tourismuskonzeptes messen sich<br />

ausschließlich an dessen Anwendung <strong>und</strong> Umsetzung in den<br />

Tourismusorten <strong>und</strong> -regionen. Das Konzept soll Aufmerksamkeit,<br />

Interesse <strong>und</strong> damit den Wunsch zur (persönlichen) Handlung<br />

wecken.<br />

"Der Weg ist das Ziel" - der Entwicklungsprozeß vor Ort erhöht die<br />

Summe der Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> verbessert die Ferienortkultur. Mit<br />

dem Tourismusbewußtsein wächst auch die Produkt- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsqualität.<br />

Das Konzept allein bewirkt noch wenig. Damit möglichst viel<br />

umgesetzt wird, bedarf es einer sorgfältigen Umsetzungsplanung. Sie<br />

stützt sich insbesonders auf folgende Elemente:<br />

• Projektleitung<br />

• Umsetzungsprogramm<br />

• Auslösung des Vollzugs<br />

• Verwirklichungsmanagement<br />

• Erfolgskontrolle<br />

111


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Projektleitung<br />

Unabhängig davon, ob ein externer Berater oder Moderator<br />

beigezogen wird, bedarf es gut motivierter Träger des Projektes bzw.<br />

eines Teams von engagierten Bürgern, die von einem "ortsinternen<br />

Motor" koordiniert werden.<br />

Projektleiter <strong>und</strong> externer sollten eine enge Zusammenarbeit pflegen.<br />

Das Feed-back des Projektleiters versetzt den Moderator jeweils auf<br />

den aktuellen Stand der lokalen Situation. Eine Polarität bzw.<br />

"doppelte Führung" von Projektleiter <strong>und</strong> Berater kann ungemein<br />

wertvoll sein. Beide sind verantwortlich, daß<br />

• zeitliche <strong>und</strong> sachliche Fortschritte erzielt werden,<br />

• Frustrationen überw<strong>und</strong>en werden<br />

• das Zusammenspiel von Arbeitsgruppe <strong>und</strong> Bevölkerung<br />

funktioniert<br />

• Spannung <strong>und</strong> Interesse erhalten bleiben<br />

• die beschlossenen "Spielregeln" eingehalten werden<br />

• das Tourismus-Konzept dauernd weiterentwickelt wird<br />

Das Umsetzungsprogramm<br />

Die quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Entwicklungsziele, welche bei der<br />

Konzepterstellung formuliert worden sind, bilden die strategischen,<br />

langfristig gültigen Orientierungsgrößen für das<br />

Umsetzungsprogramm. Die laufende Umsetzung erfolgt allerdings<br />

primär aufgr<strong>und</strong> der kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen Strategien <strong>und</strong><br />

Maßnahmen.<br />

Die Vorgaben sind zeitlich <strong>und</strong> sachlich genau zu definieren. Wird<br />

eine Vorgabe nicht oder nur teilweise verwirklicht, dann ist die<br />

Abweichung bzw. Ursache seitens der Verantwortlichen zu<br />

begründen.<br />

Die Problemlösung ist für die nächste Realisierungsphase mit<br />

Priorität vorzumerken. Dies setzt voraus, daß in allen wichtigen<br />

Bereichen des Tourismus-Konzeptes - wirtschaftlicher, sozialer <strong>und</strong><br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

ökologischer Bereich - geeignete Meßgrößen für den<br />

Entwicklungsprozess zur Verfügung stehen.<br />

Die einzelnen Maßnahmen, deren Realisierungstermine, sowie die<br />

personellen Zuständigkeiten für die Umsetzung gehören untrennbar<br />

zusammen. Die persönlichen Verantwortung einerseits <strong>und</strong> die<br />

Offenlegung der Erfolgskontrolle andererseits sind eine<br />

entscheidende Voraussetzung für Fortschritte in der<br />

Umsetzungsplanung.<br />

Die Maßnahmen sind zweckmäßigerweise zu gliedern in<br />

• kurzfristige Maßnahmen (Realisierung innerhalb eines Jahres)<br />

• mittelfristige Maßnahmen - (Realisierung in 3 - 5 Jahren)<br />

• langfristige Maßnahmen - Realisierung in 6 - 10 Jahren <strong>und</strong><br />

darüber hinaus)<br />

Die verbal umschriebenen Vorschläge können zusätzlich<br />

schematisch übersichtlich <strong>und</strong> leicht lesbar in Ablaufdiagrammen<br />

dargestellt werden, so daß auch die Zusammenhänge deutlich<br />

sichtbar werden.<br />

Die Umsetzungsplanung muß mittels Checklisten <strong>und</strong> Ablaufplänen,<br />

die den Leitlinien <strong>und</strong> Maßnahmenprogrammen im Tourismuskonzept<br />

entsprechen, erfaßt werden. Die einzelnen Verantwortlichen tragen<br />

die erzielten Ergebnisse selbst in die Unterlagen ein.<br />

Anläßlich der Auswertungssitzungen muß über jede einzelne<br />

Maßnahme diskutiert werden. In einer Rubrik "Bemerkungen"<br />

müssen allfällige Besonderheiten erwähnt <strong>und</strong> kommentiert werden.<br />

Mit Ihrer Unterschrift dokumentieren die einzelnen Personen für jede<br />

Entwicklungsphase ihre Zuständigkeit, Identifikation <strong>und</strong><br />

Verantwortlichkeit.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für eine erfolgreiche Umsetzungsplanung müssen<br />

bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt bzw. vorrangig geklärt<br />

werden:<br />

113


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Detaillierte Aufgabenabgrenzung <strong>und</strong> Optimierung der<br />

Zusammenarbeit von Tourismusverband <strong>und</strong> Gemeinde<br />

• Detaillierte zeitliche <strong>und</strong> sachliche Vorgehensplanung<br />

• Einrichtung einer oder mehrerer Arbeitsgruppen<br />

• Einbindung der betroffenen Bevölkerung <strong>und</strong> der entsprechenden<br />

Leistungsträger<br />

• Klare Aufgabenteilung zwischen dem Projektverantwortlichen vor<br />

Ort <strong>und</strong> dem begleitenden Berater<br />

• Einigkeit der Verantwortlichen bezüglich des inhaltlichen <strong>und</strong><br />

methodischen Vorgehens<br />

• Schriftliches Festhalten der Ergebnisse <strong>und</strong> Zwischenergebnisse<br />

sowie der persönlichen Verantwortlichkeiten<br />

Die Auslösung des Vollzugs (Kick-Off)<br />

Der eigentliche Start der Umsetzungsaktivitäten muß nach innen<br />

(Leistungsträger <strong>und</strong> Bevölkerung) <strong>und</strong> nach außen (Medien) gut<br />

koordiniert sein. Dazu gehört idealerweise auch eine prägnante,<br />

außergewöhnliche, symbolische Handlung wichtiger Beteiligter, wie<br />

z.B. eine originelle gemeinsame Aktion von Gemeinderat <strong>und</strong><br />

Vorstand des Tourismusverbandes.<br />

Die Phase der Verwirklichung des Tourismus-Konzeptes sollte<br />

jedenfalls durch folgende drei Aktivitäten ausgelöst werden:<br />

Seminar mit den Leistungsträgern<br />

Ein ein- bis zweitägiges Seminar unter der Leitung eines<br />

unabhängigen <strong>und</strong> fachlich kompetenten Moderators soll alle<br />

Leistungsträger <strong>und</strong> Interessensgruppen nochmals mit Inhalt, Zielen<br />

<strong>und</strong> Methodik des erarbeiteten Tourismus-Konzeptes vertraut<br />

machen <strong>und</strong> gleichzeitig die Richtlinien für dessen Umsetzung<br />

festlegen.<br />

Neben der fachlichen <strong>und</strong> methodischen Themenbetrachtung besteht<br />

ein wesentliches Ziel dieser Veranstaltung auch darin, ein<br />

114


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

"Teambewußtsein" der Hauptverantwortlichen für die Umsetzung zu<br />

entwickeln.<br />

Ein besonderes Augenmerk ist in diesem Seminar auf die<br />

Behandlung "schwieriger Fälle" bzw. "besonderer Probleme"<br />

während der Umsetzung zu legen. Dies hilft den Verantwortlichen,<br />

bei den ersten Schwierigkeiten das richtige Verhalten anzuwenden.<br />

Tourismusforum<br />

In einem rechtzeitig <strong>und</strong> groß angekündigten Anlaß soll die lokale<br />

Bevölkerung im Detail über den Start des touristischen Konzept-<br />

Vollzugs informiert werden. Eine erfolgsversprechende Veranstaltung<br />

erfordert u.a. folgende Voraussetzungen:<br />

• Anwesenheit <strong>und</strong> Mitwirkung eines externen Beraters<br />

• Lückenlose Präsenz <strong>und</strong> aktive Beteiligung aller (haupt-)<br />

verantwortlichen Leistungsträger sowie aller direkt <strong>und</strong> indirekt<br />

betroffenen Interessenskreise. Die prinzipielle Übereinstimmung<br />

<strong>und</strong> der Wille zur konsequenten Umsetzung müssen spürbar <strong>und</strong><br />

sichtbar werden.<br />

• "Rühren der Werbetrommel" für den Anlaß via Vereine,<br />

Organisationen sowie zusätzliche Motivation über ein besonderes<br />

Rahmenprogramm. An diesem "Ereignis" sollte der<br />

"Identifikations-Funke" auch zur Bevölkerung überspringen<br />

• Detaillierte Präsentation des Nutzens der Umsetzung <strong>und</strong> der<br />

ersten Umsetzungsphase. Die Erwartungen an die Bevölkerung<br />

sind klar zu umschreiben.<br />

• Der Termin für die erste Standortbestimmung in einem weiteren<br />

Tourismusforum ist verbindlich festzulegen.<br />

Medienarbeit<br />

Die lokalen <strong>und</strong> regionalen Medien sind wichtige Multiplikatoren für<br />

den Vollzug des Tourismus-Konzeptes. die Medien haben zunächst<br />

eine Informationsfunktion. Gleichzeitig sind sie auch ein indirektes<br />

Druck- <strong>und</strong> Kontrollmittel, welches die Verantwortlichen zum Vollzug<br />

der Maßnahmen motiviert, bzw. die Zielerreichung kontrolliert.<br />

115


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die Medien sind als fester Bestandteil in die gesamte<br />

Umsetzungsstrategie einzubinden. gerade die lokalen Medien<br />

(Zeitungen, Lokalradio) sollten an dieser Thematik ein Eigeninteresse<br />

entwickeln <strong>und</strong> periodisch in geeigneten Rubriken darüber berichten.<br />

Verwirklichungsmanagement<br />

Nach Auslösung des Vollzugs muß der Realisierungsprozeß dauernd<br />

begleitet <strong>und</strong> in Richtung der Vorgaben gesteuert werden.<br />

Besondere Aufmerksamkeit im Rahmen dieses<br />

Verwirklichungsmanagement erfordern<br />

• die Tätigkeit von Arbeitsgruppen,<br />

• die Koordination der Aktivitäten<br />

• die Fortschrittskontrolle sowie<br />

• die Institutionalisierung der Standortbestimmungen<br />

Arbeitsgruppen<br />

Es ist empfehlenswert, neben der hauptverantwortlichen<br />

Arbeitsgruppe für die Konzepterstellung <strong>und</strong> -umsetzung auch<br />

innerhalb der verschiedenen Leistungssektoren (z.B. Hotellerie,<br />

Privatvermieter, Skischule) <strong>und</strong> Interessensbereiche (z.B.<br />

Landwirtschaft, Gewerbe) informelle Erfahrungsgruppen einzusetzen.<br />

Probleme in der Konzeptumsetzung können darin diskutiert,<br />

gemeinsame Anliegen artikuliert <strong>und</strong> koordiniert werden. Vor allem<br />

können aber dadurch die einzelnen Beteiligten direkt im Vollzug der<br />

vereinbarten Maßnahmen unterstützt <strong>und</strong> gefördert werden.<br />

Information <strong>und</strong> Koordination<br />

Seitens der Projektleitung sollte in regelmäßigen "Konzept-Flashes"<br />

oder "Konzept-News" über die Fortschritte in einzelnen Bereichen<br />

des Konzeptvollzugs berichtet werden. Nebst der direkten<br />

116


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Koordination zwischen der Projektleitung <strong>und</strong> einzelnen<br />

Verantwortlichen sollen periodische oder auch spontane Treffen<br />

stattfinden, um zwischen den - über einen längeren Zeitraum bereits<br />

festgelegten - Standortbestimmungen kurzfristig auftretende<br />

Probleme zu erörtern <strong>und</strong>, wenn nötig, neue Weichenstellungen<br />

vorzunehmen.<br />

Fortschrittskontrolle<br />

Sie obliegt der Projektleitung, welche gleichzeitig dafür verantwortlich<br />

ist, daß die Informationen in regelmäßigen Abständen <strong>und</strong> geeigneter<br />

Form den direkt Betroffenen zukommen. Die erzielten Fortschritte<br />

sind ebenso wie die noch der Erledigung harrenden Angelegenheiten<br />

bekannt zu machen.<br />

Standortbestimmungen (temporäre Evaluation)<br />

Drei- bis viermal sollte eine umfassende Diskussion unter Beteiligung<br />

aller direkt Betroffenen durchgeführt werden. Dabei soll diese<br />

Evaluation drei Bereiche umfassen:<br />

• Rückblick: Inhalt, Vorgehen <strong>und</strong> besondere Probleme in der<br />

abgeschlossenen Realisierungsphase werden erläutert <strong>und</strong><br />

diskutiert. daraus lassen sich stets auch methodische <strong>und</strong><br />

psychologische Erkenntnisse für die weitere Umsetzung des<br />

Tourismus-Konzeptes gewinnen.<br />

• Ausblick: Durch die Auswertung <strong>und</strong> Einbettung der<br />

Fortschrittskontrolle in eine rollende Planung können laufend<br />

Anpassungen an neue Gegebenheiten <strong>und</strong> Erkenntnisse erfolgen.<br />

Dies darf allerdings keinesfalls zu einer Verwässerung der<br />

Konzeptideen, sondern muß viel eher zu deren Konkretisierung<br />

<strong>und</strong> Präzisierung führen.<br />

• Information: Die Ergebnisse der Untersuchungen sind über die<br />

vereinbarten Kommunikationskanäle der Öffentlichkeit zugänglich<br />

zu machen. Ortsintern erscheint es äußerst wichtig, jeweils als<br />

Abschluß der Standortbestimmung zur Information der direkt<br />

betroffenen <strong>und</strong> sonstigen Interessierten ein "Tourismus-Forum"<br />

abzuhalten. Die vollständige Offenlegung <strong>und</strong> Transparenz - auch<br />

117


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

betreffend auftretender Probleme <strong>und</strong> Hindernisse - ist eine<br />

wesentliche Voraussetzung für die angestrebte Motivation der<br />

Bevölkerung.<br />

Bilanz<br />

Erfolgskontrolle <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

Anläßlich der umfassenden Standortbestimmungen gilt es zu<br />

versuchen, durch die übersichtliche Darstellung der<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Konfliktfelder das Maß der Verwirklichung zu<br />

bewerten.<br />

Gemeinsamkeiten sind Plattformen für die künftige Positionierung<br />

des Kur- bzw. Tourismusortes<br />

Konfliktfelder sind besonders sensible Bereiche innerhalb der<br />

Konzeptumsetzung. Sie beinhalten normalerweise sachlichen <strong>und</strong><br />

persönlichen Konfliktstoff. Diese Themen dürfen ebenfalls nicht<br />

ausgeklammert werden, sondern erfordern seitens der Projektleitung<br />

<strong>und</strong> des beigezogenen Beraters ganz spezielle Aufmerksamkeit. Die<br />

Qualität der Konzept-Umsetzung steht <strong>und</strong> fällt im wesentlichen mit<br />

der Fähigkeit, offengelegte Konfliktfelder konstruktiv zu bewältigen.<br />

Weiterentwicklung<br />

Mit der schriftlichen Formulierung des Tourismus-Konzeptes <strong>und</strong> dem<br />

Startschuß zu dessen Umsetzung ist es noch nicht getan. Die Arbeit<br />

muß unter Berücksichtigung der sich ständig wandelnden internen<br />

<strong>und</strong> externen Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden.<br />

Der realistische Planungshorizont für ein Tourismus-Konzept beträgt<br />

minimal fünf <strong>und</strong> maximal zwölf bis fünfzehn Jahren. Anpassungen<br />

an neue Gegebenheiten sind jedoch laufend, spätestens nach jeweils<br />

etwa zwei bis drei Jahren vorzusehen Anläßlich der offizielle,<br />

gemeinsamen Standortbestimmungen sollte deshalb regelmäßig<br />

118


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

auch zu Ergänzungen <strong>und</strong> Weiterentwicklungen des Tourismus-<br />

Konzeptes diskutiert werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Wandels innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Gemeinde bzw.<br />

Region sind auch im Bereich der touristischen Weiterentwicklung<br />

durchaus neue Weichenstellungen <strong>und</strong> Vorkehrungen denkbar. Dies<br />

betrifft dann direkt die Anpassung, Fortschreibung bzw. auch völlige<br />

Neuauflage des Tourismus-Konzeptes.<br />

Besonders sensibel sind personelle Änderungen (z.B. Wechsel in der<br />

Person des Tourismusdirektors). Es ist deshalb von Vorteil, wenn<br />

sich mehrere oder möglichst viele Persönlichkeiten innerhalb des<br />

Ortes bzw. der Region stark für die Erstellung <strong>und</strong> Umsetzung des<br />

Tourismuskonzeptes engagieren. Eine übermäßige Abhängigkeit von<br />

einer einzigen Person ist in jedem Fall zu vermeiden.<br />

Schließlich ist stets zu bedenken, daß nicht alle im Konzept als<br />

notwendig oder dringend hervorgehobenen Maßnahmen in die<br />

Kompetenz derer fallen, die das Konzept zu verwirklichen haben (z.B.<br />

Angelegenheiten der B<strong>und</strong>es- oder Landesstraßenverwaltung, der<br />

Landesplanung, der B<strong>und</strong>esforste, des Natur- bzw.<br />

Denkmalschutzes, der Energiewirtschaft, des Bergbaus usw.).<br />

Darum wird immer wieder auf die Wichtigkeit von Querverbindungen<br />

<strong>und</strong> Kontakten nach allen Richtungen, auf das Umfeld, die "Mitwelt"<br />

<strong>und</strong> die mannigfachen Vernetzungen des touristischen Geschehens,<br />

kurzum auf die über allem erforderliche gesamtheitliche<br />

Betrachtungs- <strong>und</strong> Vorgangsweise aufmerksam gemacht.<br />

119


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

TOURISMUSPOLITIK<br />

Fremdenverkehrspolitik ist die zielgerichtete Planung <strong>und</strong><br />

Beeinflussung / Gestaltung der touristischen Realität durch<br />

verschiedene Träger (staatliche, private, übergeordnete).<br />

Im folgenden soll der Bereich der Fremdenverkehrspolitik differenziert<br />

werden nach den räumlichen Ebenen auf der sie wirksam wird.<br />

Zudem soll noch zwischen unmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren<br />

Maßnahmen unterschieden werden.<br />

Internationale Ebene<br />

Obwohl Tourismus in einem besonderen Maße ein internationales<br />

Phänomen ist, bestehen nur wenige Ansätze einer internationalen<br />

Tourismuspolitik. Dies mag mit den unterschiedlichen Interessen der<br />

am Tourismus beteiligten Staaten, aber auch mit gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Problemen übernationaler Einigung <strong>und</strong> Politik zusammenhängen.<br />

Eine Reihe internationaler Organisationen beschäftigt sich mit Fragen<br />

des Fremdenverkehrs.<br />

1. Zum einen sind dies überregionale Zusammenschlüsse der<br />

Tourismuswirtschaft, die ihre Mitgliederinteressen auf<br />

internationaler Ebene verwirklichen wollen. Der wohl bekannteste<br />

Zusammenschluß der Tourismusindustrie ist IIATA (International<br />

Air Traffic Association), in der ca. 150 Fluggesellschaften<br />

versuchen, den internationalen Flugverkehr nach ihren Interessen<br />

zu regeln. Dieses internationale Luftfahrtkartell betont zwar als<br />

einen ihrer obersten Gr<strong>und</strong>sätze, keine Politik zu machen,<br />

sondern sich vorrangig mit technisch-organisatorischen Fragen<br />

des internationalen Flugverkehrs zu beschäftigen. Daß dies nicht<br />

im politikfreien Raum geschehen kann, ist aber offensichtlich.<br />

2. Als zweites sind es überstaatliche politische Institutionen, die sich<br />

auch mit Fremdenverkehrspolitik beschäftigen:<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die wahrscheinlich wichtigste übernationale Organisation ist die<br />

WTO-Welt Tourismus Organisation mit Sitz in Madrid. In ihr sind über<br />

100 Staaten Mitglied. Die WTO proklamiert als obere Ziele des<br />

internationalen Fremdenverkehrs Freizügigkeit, offene grenzen <strong>und</strong><br />

die Möglichkeit aller Menschen auf der Welt, am Tourismus<br />

teilnehmen zu können. Tourismus wird (in diesem Zusammenhang)<br />

als wichtiger Schritt zum internationalen frieden gesehen. Doch auf<br />

diese auf den ersten Blick überzeugenden Gr<strong>und</strong>sätze werden nicht<br />

von allen Staaten / Ländern vorbehaltlos akzeptiert. Vielerorts<br />

bestehen Bedenken gegen eine unbeschränkte Öffnung der<br />

Grenzen.<br />

Wie vielen supranationalen Organisationen fehlt der WTO die<br />

Exekutive (Macht), Vorschläge <strong>und</strong> Absichten in die realität<br />

umzusetzen.<br />

Die Europäische Union hat ebenfalls (1984) einen Versuch<br />

unternommen, die Tourismuspolitik ihrer Mitgliedsstaaten im<br />

europäischen Raum zu vereinheitlichen. Als fremdenverkehrspolitische<br />

Gr<strong>und</strong>sätze wurden verabschiedet:<br />

Gr<strong>und</strong>satz<br />

....ergeht der Auftrag, engere Beziehungen zwischen den Staaten der<br />

Gemeinschaft (Union) zu fördern. Der Fremdenverkehr stellt sich bei<br />

der Erfüllung dieses Auftrages in den Dienst der Gemeinschaft. Er<br />

fördert die Begegnungen der europäischen Völker <strong>und</strong> ist somit ein<br />

wichtiger Faktor im europäischen Integrationsprozess....<br />

Freizügigkeit <strong>und</strong> Schutz der Touristen, mit folgenden<br />

Aspekten<br />

• Grenzübertritt <strong>und</strong> Kontrollen erleichtern,<br />

• soziale Sicherheit (im Unglücks- oder Krankheitsfall) gewährleisten<br />

• KFZ-Versicherung <strong>und</strong> Abwicklung von Schadensfällen<br />

vereinheitlichen<br />

121


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Rechtsschutz <strong>und</strong> Versicherung bei irreführender Werbung <strong>und</strong><br />

unzureichender Reiseleistung<br />

Verbesserung der Arbeitsbedingungen Im<br />

Fremdenverkehr<br />

• Niederlassungsrecht<br />

• Berufsausbildung <strong>und</strong> Anerkennung von Diplomen<br />

• Zuschüsse zu Arbeitsplätzen<br />

• Arbeitszeitregelungen<br />

Verkehr <strong>und</strong> Infrastruktur<br />

• attraktiverer Service (z.B. im Eisenbahnverkehr: Euro-City, Euro-<br />

Night)<br />

• Abstimmung der Tarife <strong>und</strong> Verbindungen<br />

• Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />

• Fremdenverkehr <strong>und</strong> Energie<br />

Förderung der <strong>Regionale</strong>ntwicklung<br />

• Zuschüsse (zum Fremdenverkehr) aus dem Regional- bzw. aus<br />

dem Agrarfonds<br />

Erhaltung des europäischen Erbes<br />

• Umweltschutz / Landschaftsschutz<br />

• Architektur<br />

Nationale (Staats-) Ebene<br />

Unmittelbare tourismuspolitische Maßnahmen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Koordinationsaufgaben:<br />

• Koordination der Tourismuspolitiken der Länder;<br />

• Einrichtung <strong>und</strong> Finanzierung gesamtstaatlicher Verkaufs- <strong>und</strong><br />

Marketingorganisationen (in Österreich z.B. die<br />

Österreichwerbung)<br />

Zuschüsse, Subventionen <strong>und</strong> Kredite<br />

1993 gab es in Österreich folgende Aktionen:<br />

• ERP-Kredite für die Tourismuswirtschaft<br />

• ERP-Ersatzkredite<br />

• Tourismusförderungsaktion des B<strong>und</strong>esministeriums für<br />

wirtschaftliche Angelegenheiten<br />

• Aktion nach dem Gewerbestrukturverbesserungsgesetz 1969<br />

• BÜRGES-Kleingewerbekreditaktion<br />

• Jungunternehmer-Förderungsaktion<br />

• Prämienaktion "Komfortzimmer <strong>und</strong> Sanitärräume"<br />

• Prämienaktion "Sanitärräume auf Campingplätzen"<br />

• Sicherungsmaßnahmen im Tourismus<br />

Staatsbeteiligungen an touristischen Einrichtungen<br />

• in Österreich z.B an der AUA, am Schloss Schönbrunn<br />

Mittelbare tourismuspolitische Maßnahmen<br />

Wirtschaftspolitik<br />

• Steuerpolitik: z.B. Abschaffung der Getränkesteuer; Festlegung<br />

der Kommunalsteuer<br />

• Finanzpolitik: Festlegung von Wechselkursrelationen (nicht EU-<br />

Staaten)<br />

Sozialpolitik<br />

• Arbeitszeitregelungen für Tourismusbeschäftigte<br />

• Festlegung von Ausländerquoten<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

• Urlaubsregelungen<br />

• Lehrlingsoffensiven<br />

Infrastrukturpolitische Maßnahmen<br />

• z.B. Österreichischer Verkehrswegeplan<br />

• Ausbau der Donau<br />

Umweltpolitik<br />

• Festlegung umweltpolitischer Normen <strong>und</strong> Standards<br />

• staatliche Konzepte <strong>und</strong> Entscheidungen der Energieversorgung<br />

(kein Zwentendorf)<br />

Technologiepolitik<br />

• Festlegung technischer Normen z.B. für Seilbahnen <strong>und</strong> Lifte<br />

Landes-Ebene<br />

Unmittelbare tourismuspolitische Maßnahmen<br />

Zu den zentralen Aufgaben der Fremdenverkehrspolitik gehört einmal<br />

die politische Kompentenzver(zu-)teilung in Sachen Tourismus. In<br />

manchen B<strong>und</strong>esländern sind dafür eigene Abteilungen der<br />

Landesregierung (geleitet von Beamten) geschaffen worden, in<br />

anderen (Wien, Oberösterreich) sind mit diesen Agenden explizit die<br />

Landesfremdenverkehrsämter betraut worden.<br />

Zudem sind praktisch in allen B<strong>und</strong>esländern per Verordnung<br />

Hierarchien von Fremdenverkehrsgemeinden (Typ 1, Typ 2, ...)<br />

festgelegt worden. Damit wurde ein Rahmen geschaffen sowohl für<br />

tourismusbezogene Landesabgaben als auch für Förderungen des<br />

Landes.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Ebenso wie auf der staatlichen Ebene sind B<strong>und</strong>esländer unmittelbar<br />

an Tourismuseinrichtungen beteiligt. So befinden sich beispielsweise<br />

die meisten Kuranstalten in Oberösterreich ("Landeskuranstalten") im<br />

Besitz des Landes.<br />

Mittelbare tourismuspolitische Maßnahmen<br />

Infrastrukturpolitik<br />

Bau- bzw. Nichtbau von Verkehrswegen (Landesstraßen)<br />

Raumplanung - Raumordnungspoltik<br />

Landesentwicklungsprogramme ("Winterfremdenverkehrskonzept<br />

Niederösterreich")<br />

Orts (Gemeinde)-Ebene<br />

Unmittelbare tourismuspolitische Maßnahmen<br />

Zuerst ist hier die Einrichtung <strong>und</strong> Beteiligung an den lokalen<br />

Verkehrsvereinen <strong>und</strong> Fremdenverkehrsämtern zu nennen. Daneben<br />

sind die Gemeinden im allgemeinen noch stärker als Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong><br />

an Fremdenverkehrseinrichtungen (Hallenbäder,<br />

Veranstaltungszentren, Schiliften) beteiligt. In manchen Gemeinden<br />

werden auch spezifische Fremdenverkehrsabgaben (Kurtaxen)<br />

eingehoben.<br />

Mittelbare tourismuspolitische Maßnahmen<br />

Infrastrukturpolitik<br />

Ist auf der Gemeindeebene noch wichtiger als auf den<br />

übergeordneten Ebenen. Neben verkehrspolitischen Maßnahmen<br />

125


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

(Verkehrsberuhigung, Fußgängerzonen, Parkraumbewirtschaftung)<br />

spielt hier auch der gesamte Bereich der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Raumplanung - Raumordnungspoltik<br />

Eines der zentralen Instrumente der örtlichen Fremdenverkehrspolitik.<br />

Flächenwidmungs- <strong>und</strong> Bebauungspläne legen die<br />

touristischen Entwicklungschancen der Gemeinden fest.<br />

Fremdenverkehrspolitische Maßnahmen <strong>und</strong><br />

Ziele privater <strong>und</strong> übergeordneter Stellen<br />

Als Beispiel seien hier genannt Bürgerinitiativen aber auch<br />

Organisationen wie der Österreichische Alpenverein oder die<br />

Naturfre<strong>und</strong>e, die gegen bestimmte Projekte (Erschließungen)<br />

auftreten.<br />

Ein anderes Beispiel sind die Österreichischen B<strong>und</strong>esforste, die<br />

durch die Freigabe oder Nichtfreigabe ihrer Forststraßen für<br />

Moutainbiker das Entwicklungspotential einzelner Regionen oder<br />

Gemeinden maßgeblich beeinflussen.<br />

Epilog<br />

(einige journalistische Schlaglichter <strong>und</strong> Vorschläge<br />

zur Zukunft des österreichischen Tourismus)<br />

Das Diktat der Gäste: Events <strong>und</strong> Aktivitäten satt bloß „Mit der Seele<br />

baumeln“, All-inclusive-Angebote anstelle unkalkulierbarer<br />

Urlaubskosten, maßgeschneiderte Packages für Familien/Golfer-<br />

/Wasserratten statt Allerwelts-Tourismus.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Die Schlacht um die wählerische K<strong>und</strong>schaft ist aber nur zu<br />

gewinnen, wenn das Produkt auch an den Käufer herangebracht<br />

wird. Die Zauberworte für Tourismusmanager <strong>und</strong> -betreiber:<br />

Zielgruppenmarketing, Vetriebs- <strong>und</strong> Angebotskooperationen,<br />

elektronische Reservierungssysteme, neue Vetriebswege a la<br />

Internet, Rabatt-Karten wie beispielsweise die „Kärnten Card“ oder<br />

die "Mühlviertel-Familien-Card“. Weg von der alten Kirchturmpolitik<br />

<strong>und</strong> hin zu den neuen Allianzen.<br />

Der Trend zum sanften Tourismus ist besonders für die sensible<br />

Region der Alpen von großer Bedeutung. Mit einem Umsatz von weit<br />

mehr als 300 Milliarden Schilling entfallen r<strong>und</strong> zehn Prozent der<br />

grenzüberschreitenden Umsätze im Weltfremdenverkehr auf den<br />

Alpentourismus. Österreich liegt dabei - in bezug auf die<br />

Gesamtwertschöpfung durch Übernachtungsgäste - unter den<br />

Alpenländern deutlich vor der Schweiz <strong>und</strong> Frankreich an der Spitze.<br />

Für eine Optimierung des Wintertourismus wird daher keine<br />

Anlagenerweiterung, sondern eine Kapazitätssteigerung angepeilt.<br />

Der Bergsommer soll neu vermarktet <strong>und</strong> das Management der<br />

Marke "Alpen" gezielt betrieben werden.<br />

1999 wurde von den Vereinten Nationen zum "Jahr der Senioren"<br />

erklärt. Ältere Menschen sind heute mobiler, genuss- <strong>und</strong><br />

ausgabefreudiger sowie informierter. Darüberhinaus verfügen sie<br />

über ein gesichertes <strong>und</strong> konjunkturunabhängiges Einkommen aus<br />

Pensionsansprüchen. Nach einer WIFO-Prognose wird der<br />

Reisemarkt dieser Gruppe bis 2010 um 16 Millionen, bis 2020 um<br />

weitere 21 Millionen Personen wachsen. Bei der voraussichtlichen<br />

Marktanteilsdynamik könnte Österreich in den nächsten zwei<br />

Jahrzehnten damit schon bei unveränderten Reiseintensitäten<br />

mindestens 2,5 bis 3 Millionen über 50jährige Gäste gewinnen.<br />

Immer stärker müssen die Anbieter auf die Qualität ihrer Leistungen<br />

achten. Die Toleranz für unprofessionelle Dienstleistungen oder nicht<br />

ausreichende Servicebereitschaft in der Freizeit nimmt rasch ab, das<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis wird vom Konsumenten ständig kritisch<br />

hinterfragt. Der neue Freizeitkonsument ist besonders körper- <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitsbewusst, hat höhere Qualitätsansprüche <strong>und</strong> legt Wert<br />

auf eine intakte Umwelt. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

an das Tourismusangebot vor allem im Hinblick auf ganzheitliche<br />

Erlebbarkeit, Flexibilität <strong>und</strong> individuelle Kombinierbarkeit der<br />

Komponenten.<br />

Auch der Event- <strong>und</strong> Ausstellungstourismus <strong>und</strong> damit die<br />

Bereitschaft zu Kurzurlauben "boomen" weiter. Diese Entwicklung<br />

kommt besonders Freizeit- <strong>und</strong> Themenparks gelegen. Die<br />

Tourismuswirtschaft wird hier nicht nur als Erfüllungsmechanismus<br />

für aus dem Haushalt ausgelagerte Konsumwünsche gesehen,<br />

sondern auch als Informationsverarbeiter bzw, -produzent.<br />

R<strong>und</strong> 50 Prozent aller weltweiten Tourismustransaktionen - vom<br />

Verkauf von Flugtickets über die Buchung von Hotelzimmern <strong>und</strong><br />

Packages bis zum Verkauf von Zusatzeinrichtungen wie Skipässen<br />

oder Eintrittskarten - finden bereits im Internet statt. Mit<br />

Pionierleistungen in diesem Bereich hat schon vor einem Jahrzehnt<br />

die Tiroler TIS GmbH aufhorchen lassen. TIScover Austria informiert<br />

über Ferienangebote aus ganz Österreich vom Bodensee bis zum<br />

Neusiedler See. Die Österreichische Hoteliervereinigung setzt mit<br />

ihren 900 Mitgliedsbetrieben ebenso auf das elektronische TIS-<br />

System wie "Urlaub am Bauernhof" oder diverse Angebots- <strong>und</strong><br />

Hotelmarketinggruppen der Österreich Werbung.<br />

Die Vielfalt wächst - die Branchen der Freizeitwirtschaft sind heute<br />

eine bunte Sammlung von Wirtschaftsbereichen wie Kultur,<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Gastronomie, Tourismus, Sport, Fitness,<br />

Erlebnisangebote, Unterhaltung, etc. Nach Einschätzung der<br />

deutschen Gesellschaft für Freizeit ist die Entwicklung der<br />

Freizeitbranchen uneinheitlich: Zu beobachten sind Marktlücken<br />

ebenso wie Marktüberlappungen <strong>und</strong> Überausstattungen. Die<br />

Zielgruppen werden kleiner, aber zahlreicher. Neue, prozess- <strong>und</strong><br />

k<strong>und</strong>enorientierte Konzepte sind notwendig.<br />

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A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

LITERATUR<br />

Claude Kaspar; Die Fremdenverkehrslehre im Gr<strong>und</strong>riss, Bern, 1975<br />

Walter Freyer; Tourismus - Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie;<br />

Oldenbourg Verlag, Wien, München, 1988<br />

Edwin von Böventer; Ökonomische Theorie des Tourismus; Campus Verlag,<br />

Frankfurt,1989<br />

Fritz-Karl Ferner, Walter Pötsch; Markenlust <strong>und</strong> Markenfrust im Tourismus;<br />

Österreichischer Wirtschaftsverlag, Wien<br />

Josef Steinbach; Tourismus – Einführung in das räumlich-zeitliche System;<br />

Oldenbourg Verlag, München, Wien; 2003<br />

AnzeigeformatLang<br />

ENDER, WALTER [HRSG.], BEREUTER, HUBERT, Angebotsanalyse <strong>und</strong> Bevölkerungsbefragung von Bad Tatzmannsdorf:<br />

Projektseminar Wintersemester 1993/94; in: Berichte aus praxisorientierten Lehrveranstaltungen, 3, Wien, 1994.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6435c / TU-Signatur: 730546 A / BIBOS-Nr: 125411 / Zähler: 8762<br />

Schlagworte: keine;Tatzmannsdorf - Fremdenverkehr - Umfrage<br />

Kommentar: feil;20.10.97<br />

BACHMANN, WALTER, PALME, GERHARD, Zur Messung der Effizienz von Fremdenverkehrsinvestitionen: dargestellt am<br />

Beispiel der Gemeinden des B<strong>und</strong>eslandes Kärnten; in: Wiener Beiträge zur Regionalwissenschaft, 1, Wien, 1975.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: / TU-Signatur: . / BIBOS-Nr: 63659 / Zähler: 8786<br />

Schlagworte: Kärnten - Fremdenverkehr - Investition<br />

ENDER, WALTER [HRSG.], ANGLEITNER, BARBARA, Benediktinerstift Göttweig: geistiges Zentrum - touristischer<br />

Brennpunkt ; Projektseminar Sommersemester 1991; in: Berichte aus praxisorientierten Lehrveranstaltungen, 2, Wien, 1992.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6433c / TU-Signatur: 730545 A / BIBOS-Nr: 147938 / Zähler: 8825<br />

Schlagworte: keine;Göttweig / Kloster - Fremdenverkehr<br />

Kommentar: feil;19.9.97<br />

BERTL, BRIGITTE, Beiträge der Raumordnung zu einer vorteilhaften Tourismusentwicklung; in: Hausarbeit / Österreichischer<br />

Universitätslehrgang f. Fremdenverkehr, WirtschaftsUniv. Wien, 7, Wien, 1994.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6436c / TU-Signatur: 730547 A / BIBOS-Nr: 966581 / Zähler: 8830<br />

Schlagworte: keine;Raumordnung - Fremdenverkehr - Entwicklung<br />

Kommentar: feil;19.9.97<br />

STEWIG, REINHARD [HRSG.], Endogener Tourismus; in: Kieler geographische Schriften, 81, Selbstverl. d. Geograph. Inst. d.<br />

Univ. Kiel, ISBN 3-923887-23-X, Kiel, 1991.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5340c / TU-Signatur: 707415 A / BIBOS-Nr: 411336 / Zähler: 8934<br />

Schlagworte: keine;Fremdenverkehr - Entwicklung - Aufsatzsammlung - - Spanien - Fremdenverkehr - Aufsatzsammlung - -<br />

Frankreich - Fremdenverkehr - Aufsatzsammlung - - Norwegen - Fremdenverkehr - Aufsatzsammlung - - Türkei -<br />

Fremdenverkehr - Aufsatzsammlung<br />

Kommentar: feil;11.09.97<br />

129


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

GUNN, CLARE A., Tourism planning: basics, concepts, cases, Taylor & Francis, 3. ed., ISBN 0-8448-1743-0, Washington, DC<br />

[u.a.], 1994.<br />

Signatur: 6453 / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: / TU-Signatur: 720592 A / BIBOS-Nr: 935522 / Zähler: 9040<br />

Schlagworte: keine;Fremdenverkehrsplanung - - Fremdenverkehrsgeographie<br />

Kommentar: feil;19.9.97<br />

INSKEEP, EDWARD, Tourism planning: an integrated and sustainable development approach, Van Nostrand Reinhold [u.a.],<br />

ISBN 0-442-00122-3, New York, NY, 1991.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5559c / TU-Signatur: 711369 A / BIBOS-Nr: 555053 / Zähler: 9107<br />

Schlagworte: keine;Fremdenverkehrsplanung<br />

Kommentar: feil;19.9.97<br />

ZIMMERMANN, FRIEDRICH [HRSG.], Austrian Meeting of the IGU-Commission of Geography of Tourism and Leisure,<br />

Pörtschach am Wörthersee, 22 - 28 May 1988: proceedings; in: Klagenfurter geographische Schriften, 9, Inst. f. Geographie d.<br />

Univ. Wien, Klagenfurt, 1989.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5456c / TU-Signatur: 712642 A / BIBOS-Nr: 70738 / Zähler: 9116<br />

Schlagworte: b.4; Fremdenverkehrsgeographie - Kongreß - Pörtschach - - Freizeit - Kongreß - Pörtschach<br />

<br />

Kommentar: AM; 16.11.97<br />

BERNT, DIETHER [BEARB.], Internationale <strong>und</strong> nationale Trends im Tourismus: Aktualisierung 1988 der von der ÖROK 1985<br />

veröffentlichten ÖIR-Studie, ISBN 3-900475-64-4, Wien, 1989.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5303c / TU-Signatur: 705342 A / BIBOS-Nr: 71813 / Zähler: 9120<br />

Schlagworte: 9.5.54;Österreich - Fremdenverkehr - - Österreich - Fremdenverkehr - Umweltschutz<br />

Kommentar: feil;11.09.97<br />

LAIMER, PETER, Regionen mit geringer Fremdenverkehrsintensität in Österreich; in: Hausarbeit / Österreichischer<br />

Universitätslehrgang f. Fremdenverkehr, WirtschaftsUniv. Wien, 10, Wien, 1994.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6437c / TU-Signatur: 730548 A / BIBOS-Nr: 117139 / Zähler: 9174<br />

Schlagworte: keine;Österreich - Fremdenverkehr - Region<br />

Kommentar: feil;19.9.97<br />

FERNER, FRITZ-KARL [RED.], Marketing 2000: Unternehmenskonzept ; Gr<strong>und</strong>lagen für die Tourismus-Wirtschaft, Österr.<br />

Wirtschaftsverl., ISBN 3-85212-056-X, Wien, 1990.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5145c / TU-Signatur: 701263 A / BIBOS-Nr: 188901 / Zähler: 9218<br />

Schlagworte: 9.5.51;Österreich - Fremdenverkehrswerbung<br />

Kommentar: feil;11.09.97<br />

SCHLIEPHAKE, KONRAD, Räumliche Elemente des Fremdenverkehrs am Ossiacher See: Angebot <strong>und</strong> Nachfrage,<br />

Standorte, Perspektiven <strong>und</strong> planerische Beeinflussung im Rahmen einer Funktionszuweisung; in: Raumordnung in Kärnten,<br />

20, Amt d. Kärntner Landesregierung, Abt. 20 - Landesplanung, Klagenfurt, 1990.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5112c / TU-Signatur: 701524 A / BIBOS-Nr: 185125 / Zähler: 9393<br />

Schlagworte: 9.5.50;Ossiacher See - Raumordnung - Funktionsplan - Fremdenverkehr<br />

Kommentar: feil;11.09.97<br />

BÖKEMANN, DIETER (HRSG.), Regionalpolitisches Seminar 89: <strong>Regionale</strong>ntwicklung des Fremdenverkehrs; in:<br />

Diskussionspapier / Inst. f. <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Regionalforschung d. Technischen Univ. Wien, 23, Inst. f. <strong>Stadt</strong>- u. Regionalforschung d.<br />

TU Wien (SRF), Wien, 1989.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 4930c / TU-Signatur: . / BIBOS-Nr: 87968 / Zähler: 9439<br />

Schlagworte: 9.5.45;Fremdenverkehr - <strong>Regionale</strong>ntwicklung - Kongreß - Wien <br />

Kommentar: feil;02.10.97<br />

SMERAL, EGON, Tourismus 2000: <strong>Analyse</strong>n, Konzepte <strong>und</strong> Prognosen, Signum-Verl., ISBN 3-85436-088-6, Wien, 1990.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 4992c / BIBOS-Nr: 68522 / Zähler: 9519<br />

Schlagworte: 9.5.47; Österreich - Fremdenverkehr - Umweltpolitik - Prognosemodell - Internationaler Vergleich<br />

SMERAL, EGON, Tourismus 2005: Entwicklungsaspekte <strong>und</strong> Szenarien für die Tourismus- <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft,<br />

Wirtschaftsverl. Ueberreuter, ISBN 3-7064-0018-9, Wien, 1994.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5971c / TU-Signatur: 725301 A / BIBOS-Nr: 979141 / Zähler: 9520<br />

Schlagworte: a.4; Österreich - Fremdenverkehrspolitik - Prognose<br />

Kommentar: AM; 6.11.97<br />

130


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

SWOBODA, HANS G., BM F. WIRTSCHAFTLICHE ANGELEGENHEITEN [HRSG.]; EDINGER, J.; GSPAN, S.; MÜLLER,,<br />

Tourismus mit Zukunft: Von der Idee zur Entfaltung ; Leitlinien-Handbuch zur Erstellung <strong>und</strong> Umsetzung von örtlichen <strong>und</strong><br />

regionalen Tourismuskonzepten ; [Leitlinien-Handbuch für Tourismuskonzepte], Österr. Wirtschaftsverl., 2. Aufl., Wien, 1993.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6622c / TU-Signatur: 717885 A / BIBOS-Nr: 806836 / Zähler: 9596<br />

Schlagworte: b.4; Österreich - Fremdenverkehrsplanung - Ratgeber<br />

Kommentar: AM; 4.12.97<br />

ALKIER, WOLFGANG [HRSG.], BENDL, REGINE, Touristische Ortsanalyse: Gemeinde Yspertal: Praktikum zur touristischen<br />

Ortsanalyse ; Sommersemester 1988; in: Berichte aus praxisorientierten Lehrveranstaltungen, 1, Wien, 1992.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: / TU-Signatur: 730544 A / BIBOS-Nr: 666307 / Zähler: 9597<br />

Schlagworte: Waldviertel - Fremdenverkehrsgebiet - Marktanalyse<br />

HAIMAYER, PETER [HRSG.], Wandel im Tourismus - Herausforderung <strong>und</strong> Chance: Ergebnisse des Symposiums in<br />

Kirchberg in Tirol 1994; in: Bausteine f. Freizeit <strong>und</strong> Tourismus, 2, Arbeitskreis f. Freizeit u. Tourismus an d. Univ. Innsbruck<br />

(AFT), ISBN 3-901440-02-X, Innsbruck, 1995.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6036c / TU-Signatur: 727989 A / BIBOS-Nr: 117464 / Zähler: 9645<br />

Schlagworte: keine;Fremdenverkehrsbetrieb - Management - Kongreß - Kirchberg <br />

Kommentar: feil;19.9.97<br />

WOLF, KLAUS, JURCZEK, PETER, Geographie der Freizeit <strong>und</strong> des Tourismus; in: Uni-Taschenbücher, 1381, Ulmer, ISBN 3-<br />

8001-2539-0, Stuttgart, 1986.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5389c / TU-Signatur: 706997 A / BIBOS-Nr: 332229 / Zähler: 9707<br />

Schlagworte: 9.5.56;Fremdenverkehrsgeographie<br />

AnzeigeformatLang<br />

FLEISCHHACKER, VOLKER, Wintererschließungskonzept Kärnten: Schlußbericht ; Gutachten des Österr. Instituts für<br />

Raumplanung (ÖIR); in: Raumordnung in Kärnten, 19, Amt d. Kärntner Landesregierung, Abt. 20 - Landesplanung, Klagenfurt,<br />

1989.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 5060c / TU-Signatur: . / BIBOS-Nr: 152139 / Zähler: 8973<br />

Schlagworte: 9.5.49;Kärnten - Wintertourismus - Raumordnung<br />

Kommentar: feil;11.09.97<br />

BROGGI, MARIO F. [RED.], Grenzen der touristischen Entwicklung im Alpenraum: drei Diskussionsbeiträge; in: Petite s´erie<br />

documentaire / CIPRA, 1, Internat. Alpenschutz-Komm. (CIPRA), ISBN 3-906521-03-6, Vaduz, 1987.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: / TU-Signatur: . / BIBOS-Nr: 67736 / Zähler: 9032<br />

Schlagworte: Alpen - Fremdenverkehr - Umweltschaden - Aufsatzsammlung - - Alpen - Tourismusforschung - Ökologie -<br />

Aufsatzsammlung - - Alpenländer - Fremdenverkehrspolitik - Aufsatzsammlung<br />

HAßLACHER, PETER [RED.], Sanfter Tourismus: Theorie <strong>und</strong> Praxis ; Markierungen für die weitere Diskussion; in: Serie:<br />

Alpine Raumordnung, 3, Österr. Alpenverein, Verwaltungsausschuß, Innsbruck, 1989.<br />

Signatur: 4981c / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: / TU-Signatur: . / BIBOS-Nr: 102896 / Zähler: 9471<br />

Schlagworte: 9.5.46;Sanfter Tourismus - Aufsatzsammlung - - Virgental - Sanfter Tourismus - - Sanfter Tourismus -<br />

Bibliographie 1972-1989<br />

Kommentar: feil;02.10.97<br />

HAßLACHER, PETER [RED.], Alpine Raumordnung - Zillertal: Probleme - Lösungsansätze - Perspektiven; in: Fachbeiträge<br />

des Oesterreichischen Alpenvereins; Serie: Alpine Raumordnung, 11, Österr. Alpenverein, Verwaltungsausschuß, Innsbruck,<br />

1995.<br />

Signatur: / Weitere Fachgebiete: / Inventar-Nr.: 6148c / BIBOS-Nr: 102896 / Zähler: 12493<br />

Schlagworte: b.1;Aufsatzsammlung - Tourismus - Zillertal - Landwirtschaft - Naturschutz - Alpen - Raumordnung<br />

Kommentar: ro-kal;11.12.97<br />

Diplomarbeiten <strong>und</strong> Dissertationen<br />

(betreut von Prof. Feilmayr)<br />

Frosch Waltraud; Campingtourismus in Österreich, Regionalanalyse <strong>und</strong><br />

empirische Bef<strong>und</strong>e; 2/93<br />

131


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Doppler Robert; Fremdenverkehrsbezogene Entwicklungskonzepte für<br />

Nationalparks - dargestellt am Beispiel der Almen im Nationalpark Kalkalpen;<br />

1/94<br />

Toth Elisabeth; Standortfaktoren der gehobenen Gastronomie - dargestellt am<br />

Beispiel Wiener "Haubenlokale"; 2/95<br />

Egger Klaus; Der Kur- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitstourismus in Österreich hinsichtlich<br />

seiner Bedeutung als Faktor kommunaler Entwicklung; 5/95<br />

Kurzweil Agnes; Die Schutzhütten <strong>und</strong> Ausflugsgaststätten der Wiener<br />

Hausberge - eine Regionalanalyse; 5/95<br />

Burian Eva; Erfolgskontrolle von Tourismuskonzepten - dargestellt am Beispiel<br />

des Wintererschließungskonzeptes Kärnten; 12/95<br />

Hovadek Marita; Nutzungsintensität im Winterfremdenverkehr - dargestellt an<br />

Beispiel ausgewählter österreichischer Gemeinden; 9/96<br />

Weitschacher Horst; Die touristische Nutzung von Nationalparks - dargestellt am<br />

Beispiel des geplanten Nationalparks Thayatal/Podyie; 10/96<br />

Kreuzer Sabine; Probleme bei der Planung <strong>und</strong> beim Betrieb von Nationalparks -<br />

ein internationaler Vergleich; 5/97<br />

Skopek Alexander; Kultur- <strong>und</strong> Tourismusentwicklung als Schwerpunkt eines<br />

<strong>Stadt</strong>marketingkonzeptes - gezeigt am Beispiel der <strong>Stadt</strong> Mödling; 5/97<br />

Franz Kampelmüller; Der Ennsradweg - Bestandsanalyse <strong>und</strong> Entwicklung von<br />

Maßnahmenvorschlägen zur Verbesserung des fahrradtouristischen Angebots;<br />

6/99<br />

Joachim Vallant; Standortanalyse Wiener Kinos – unter besonderer<br />

Berücksichtigung geplanter Großprojekte; 1999<br />

Thomas Froschauer; Tourismuskonzept für die <strong>Stadt</strong> Steyr; 2000<br />

Fritz Zimmerl; Die Alpen im Klimawandel – Ökologische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Folgen für den Wintertourismus in Österreich; 2001<br />

Tanja Hanzl; Entwicklungsfaktoren des Fremdenverkehrs, dargestellt am Beispiel<br />

der Region Semmering; 2002<br />

Karl Höferl; Ein Prototyp eines Routeninformations- <strong>und</strong> Planungsinstruments für<br />

Moutainbiker am Beispiel der Gemeinde Krems/Donau; 2002<br />

132


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Peter Matzanetz; Konfliktlösung bei Reitwegenetzen; 2002<br />

Lorenz Maschke; Der Nachhaltigkeitsanspruch in der Tourismuspolitik; 2003<br />

W. Holzner; Konzentrationstendenzen der Österreichischen Tourismuswirtschaft<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Seilbahnwirtschaft; Institut für Geografie<br />

<strong>und</strong> Regionalforschung, Universität Wien, 2006.<br />

S. Schwer; Tourismusorganisation in Transformationsstaaten; 2004<br />

M. Semsroth; Nachhaltiges Tourismuskonzept für den Landschaftspark<br />

Schmidatal nach der Landsausstellung 2005 Heldenberg; 2005<br />

W. Stuchlik; Kongresstourismus Wien - <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Maßnahmen zur Sicherung<br />

des Standortes; 2005<br />

C. Wang; Kriterien für Freizeitparkprojekte; 2004<br />

J. Madu; Recreational Tourism in the Non Industrialised Destinations of West<br />

Africa. A Special Reference to Tourists Satisfaction in Lagos State of Nigeria;<br />

1999 (Dissertation)<br />

G. Wagner; Wirtschaftsfaktor Pferd in Niederösterreich; Klinik für Orthopädie bei<br />

Huf- <strong>und</strong> Klauentiere; Veterinärmedizinische Universität Wien, 2001<br />

(Dissertation)<br />

133


A. Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Tourismusplanung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong><br />

134

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