Zukunftsmarkt Senioren - Nord-Handwerk
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Zielgruppe <strong>Senioren</strong><br />
erschließen<br />
Edgar Hummelsheim,<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
<strong>Handwerk</strong>skammer<br />
Schwerin.<br />
Deutschland altert. An sich ist das längst<br />
keine Neuigkeit mehr, aber erst, wenn sich<br />
die Entwicklung in Zahlen ausdrückt, wird<br />
die Dimension deutlich: Bislang beträgt der<br />
Anteil der über 55-Jährigen an der Gesamtbevölkerung<br />
in Hamburg 29,5 %, in Schleswig-Holstein<br />
32,9 % und in Mecklenburg-<br />
Vorpommern 32,4 %. Laut den Prognosen<br />
der norddeutschen Statistikämter sieht das<br />
im Jahr 2020 so aus: Hamburg liegt dann<br />
bei 32,4 %, Schleswig-Holstein kommt auf<br />
38,3 % und Mecklenburg-Vorpommern<br />
steht mit 45,7 % an der Spitze. Schlimme<br />
Aussichten für uns alle?<br />
„Wat den einen sin Uhl, is den andern<br />
sin Nachtigal“, wusste schon der mecklenburgische<br />
Heimatdichter Fritz Reuter<br />
und so tun vor allem wir im <strong>Handwerk</strong> gut<br />
daran, die wirtschaftlichen Chancen dieser<br />
Entwicklung für uns zu entdecken.<br />
Gängige Vorurteile, wonach ältere Kunden<br />
eher „schwierig“ sind, über unzureichende<br />
finanzielle Mittel verfügen und nur<br />
geringe Investitions- und Innovationsbereitschaft<br />
zeigen, sind durch Studien längst<br />
widerlegt worden. Vielmehr wachsen kaufkräftige<br />
<strong>Senioren</strong>, die die Altersgruppe mit<br />
dem höchsten frei verfügbaren Einkommen<br />
bilden, zu einer marktbestimmenden Zielgruppe<br />
heran. Gerade unser <strong>Handwerk</strong><br />
kann durch seine besondere Nähe zu den<br />
Kunden von dieser Entwicklung profitieren,<br />
da es Wünsche und Bedürfnisse älterer<br />
Menschen im direkten Kontakt in Erfahrung<br />
bringen kann. Zudem genießt das<br />
<strong>Handwerk</strong> bei den Älteren ein besonders<br />
hohes Ansehen, wie kürzlich in einer Forsa-<br />
Umfrage festgestellt wurde.<br />
Ältere Menschen möchten seniorengerecht<br />
wohnen, das bedeutet Maßarbeit, individuelle<br />
Anpassung und Spezialanfertigung.<br />
Sie sind Kunden, die Wert auf Qualität<br />
legen und dafür auch zu zahlen bereit sind.<br />
Sie bauen seltener neu, wollen aber erhalten<br />
und pflegen. Ältere Menschen benötigen<br />
Hilfen bei der täglichen Lebensführung,<br />
z. B. durch Kleinreparaturen. Sie haben<br />
steigende Sicherheits- und Bequemlich-<br />
keitsbedürfnisse. Wenn sie einen Auftrag<br />
vergeben, legen sie Wert auf einfache, saubere<br />
Abwicklung und auf Vertrauenswürdigkeit.<br />
Mit dem Lebensalter steigt auch<br />
das Interesse an gesunder Ernährung und<br />
Wellness-Angeboten.<br />
In der umfangreichen Leistungspalette<br />
des <strong>Handwerk</strong>s findet sich eine Vielzahl<br />
von Angeboten, aus denen passgenaue<br />
Leistungen für die speziellen Bedürfnisse<br />
älterer Menschen entwickelt werden können.<br />
Der <strong>Senioren</strong>markt ist angesichts der<br />
eingangs genannten Zahlen ein sehr großer<br />
<strong>Zukunftsmarkt</strong>, keine Nische für einige<br />
wenige Betriebe. Um diesen Markt optimal<br />
zu bearbeiten, muss man besonderen Wert<br />
auf seinen Kundendienst legen. Speziell<br />
geschulte ältere Mitarbeiter können hierbei<br />
ein echter Wettbewerbsvorteil sein.<br />
Eines ist dabei ungeheuer wichtig: <strong>Senioren</strong><br />
wollen nicht als Behinderte, sondern<br />
als Komfortkunden angesprochen werden.<br />
Dies sollte gezielt und individuell erfolgen,<br />
also nicht mit anonymen Werbesendungen<br />
an alle älteren Menschen im Umkreis, sondern<br />
in Form eines „aufsuchenden Marketings“.<br />
Das Kundensegment der Älteren<br />
zeigt eine überdurchschnittliche Offenheit<br />
für Kommunikation und persönliche Kontakte<br />
und schätzt Partner, mit denen man<br />
bereits gute Erfahrungen gemacht hat. Es<br />
sind Kunden, bei denen es sich lohnt, sie<br />
gezielt an sich zu binden<br />
Denn welcher Betrieb hat nicht gerne<br />
Kunden, die gute <strong>Handwerk</strong>squalität<br />
schätzen, Wert auf Beratung legen, lange<br />
treu bleiben und auch noch zuverlässig<br />
und pünktlich zahlen? Eben.<br />
Ihre Meinung unter E-Mail<br />
e.hummelsheim@hwk-schwerin.de<br />
standpunkt<br />
März 2009 <strong>Nord</strong><strong>Handwerk</strong> 3