Zukunftsmarkt Senioren - Nord-Handwerk
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RepoRtage<br />
Stahlbau Ulrich Schäfer GmbH u. Co. KG<br />
Offshore statt online<br />
Ein Teich mit Bootssteg, ein kleiner Nadelwald, eine Koppel<br />
mit Ponys – wenn nicht Radlader und etliche Transportfahrzeuge<br />
von morgens bis abends für rege Betriebsamkeit sorgen<br />
würden, käme man sich vor wie in einem Naturpark.<br />
Wir tauchen ein in die teils ungewöhnliche,<br />
teils verblüffend normale<br />
Welt der Stahlbaufirma Ulrich Schäfer.<br />
Das Betriebsgelände in Owschlag (Kreis<br />
Rendsburg-Eckernförde) ist nicht leicht<br />
zu finden. Es liegt versteckt hinter hohen<br />
Bäumen und Rasenflächen. Nur ein<br />
kleines Firmenschild lässt vermuten, dass<br />
sich hinter der Klein-Oase noch etwas<br />
Gewerbliches tut. Und dann kommt die<br />
Überraschung. Hinter dem Grüngürtel<br />
öffnet sich ein Gelände, das sich erst nach<br />
dem „Befahren“ in seiner Dimension erschließt.<br />
Das Gelände nutzten die Eltern des<br />
Seniorchefs Ulrich Schäfer (66) früher<br />
landwirtschaftlich. Das macht die Ausmaße<br />
verständlich. Insgesamt 16 Hek-<br />
Ein Bild sagt manchmal mehr als viele Worte.<br />
Man muss nicht lange in den Gesichtern der<br />
Familie Schäfer suchen, um Zufriedenheit<br />
zu entdecken: Reinhard, Helga und<br />
Firmengründer Ulrich Schäfer (v. li.).<br />
tar – 160.000 m2! Klar, dass nicht alles<br />
bebaut ist. Ein Großteil der Fläche blieb<br />
ursprünglich und gleicht einem Naherholungsgebiet.<br />
Doch auch 11.000 m2<br />
Hallenkapazität stehen zur Verfügung.<br />
Zwei Drittel davon sind vermietet – als<br />
Stell- und Lagerfläche für eigene Kunden,<br />
einen Paketdienst, zwei Schrotthändler<br />
und andere mehr. Spätestens jetzt könnte<br />
man vermuten, dass sich die Schäfers doch<br />
eigentlich mit dem einträglichen Vermietungsgeschäft<br />
begnügen könnten. Doch da<br />
kennt man sie schlecht. Senior und Sohn<br />
Reinhard (34) sind <strong>Handwerk</strong>er mit Leib<br />
und Seele. Ihnen macht die Arbeit ganz<br />
offensichtlich Spaß. Und auch Mutter und<br />
Ehefrau Helga, die Seele des Büros, hält<br />
nicht viel vom Müßiggang. Man spürt im<br />
Fotos: Haumann (2)/hfr<br />
Gespräch viel Zufriedenheit mit dem „Was<br />
man macht und „Wie man es macht“.<br />
Ulrich Schäfer hat sich aus dem Tagesgeschäft<br />
etwas zurückgezogen und handelt<br />
seit 2002 mit Schrott. Dass ihn dabei die<br />
eingemietete Konkurrenz nicht stört, sagt<br />
auch viel über den Umgang mit- und untereinander.<br />
Dazu zählt auch das gemeinsame,<br />
von den Schäfers gestiftete Donnerstagsfrühstück<br />
für alle Mitarbeiter. Und die<br />
„Chefs“ sind natürlich jederzeit für alle<br />
erreichbar. Auch nicht die Regel für einen<br />
Betrieb mit 40 Beschäftigten – 20 festen<br />
und 20 Leiharbeitern.<br />
Doch wie fing alles an? Ulrich Schäfer<br />
erlernte von 1958 bis 1961 auf der Nobiskrug-Werft<br />
in Rendsburg den Beruf eines<br />
Schlossers. „Ich wollte Schiffbauer werden,<br />
doch dafür war ich zu schmächtig.“ Die<br />
Landwirtschaft war nie ein Thema. Er blieb<br />
der Werft treu und machte 1967 seinen<br />
„Meister“. Die persönliche Karriereleiter<br />
führte ihn bis zum Werkstattleiter und endete<br />
abrupt mit der Insolvenz der Werft.<br />
Das war 1987. Eine echte Zäsur. „Wir waren<br />
ziemlich geknickt und wussten auch<br />
nicht, wie es weitergehen soll“, erinnern<br />
sich Helga und Ulrich Schäfer zurück.<br />
Diese Situation erzwang die Rückkehr<br />
auf die heimatliche Scholle und führte zur<br />
Betriebsgründung im gleichen Jahr. Zunächst<br />
baute Schäfer eine Halle für Wohnwagenstellplätze.<br />
Den entscheidenden Tipp,<br />
der die Betriebsentwicklung maßgeblich<br />
beeinflusste, erhielt er vom ehemaligen<br />
Werft-Prokuristen. „Er riet uns, die neuen<br />
Hallen ruhig etwas höher zu bauen. Er<br />
hatte wohl so eine Vorahnung.“<br />
Jedenfalls entstanden wieder Geschäftsbeziehungen<br />
zu ehemaligen Werft-Kunden<br />
wie Siemens und Vibro. Der Start geriet<br />
dennoch etwas holprig. Erst als Ulrich<br />
Schäfer bei einem kniffligen Problem<br />
auf der Rendsburger Kröger-Werft sein<br />
handwerkliches Geschick unter Beweis<br />
stellte, folgte der Durchbruch. „Ich erhielt<br />
den Auftrag, die Stahlrohre für die<br />
Strandvorspülung auf Sylt zu schweißen.“<br />
Ein Großauftrag, der über fast fünf Jahre<br />
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Stahlbau der schwereren Sorte. Die jüngste Anlieferung<br />
einer 72 Tonnen schweren Kabelstation für<br />
Wartungsarbeiten (oben) macht Spezialtransporte<br />
mit Polizeibegleitung erforderlich.<br />
In der Karibik kam auch das 16 Tonnen schwere<br />
Kabelverlegegerät im Einsatz (Bild: Beim Absenken<br />
ins Meer). Das Seekabel wird dabei vom Schleppschiff<br />
dem Verlegegerät zugeführt. Notfalls bis<br />
1.000 Meter Wasserstiefe.<br />
für eine gute Beschäftigungsauslastung<br />
sorgte. Nebenbei festigte sich aber auch<br />
das übrige Stahlbaugeschäft, wobei Schäfer<br />
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36 <strong>Nord</strong><strong>Handwerk</strong> März 2009 März 2009 <strong>Nord</strong><strong>Handwerk</strong> 37<br />
RepoRtage<br />
noch heute von seinen guten Kontakten zu<br />
schleswig-holsteinischen Werften profitiert.<br />
Der Spezial-Containerbau und spezielle<br />
Stahlvorrichtungen für Windkraftanlagen-<br />
Hersteller gehören ebenfalls zu den gängigsten<br />
Produkten. Richtig ungewöhnlich<br />
sind aber die Dinge, die die Firma für das<br />
Verlegen von Seekabeln fertigt – und zwar<br />
weltweit.<br />
Gestern Karibik - heute Helgoland<br />
Dabei handelt es sich um tonnenschwere<br />
Kabeltrommeln und die dazugehörige<br />
Einspültechnik. Gerade im Unterwasserbereich<br />
besitzt die Firma viel Know-how.<br />
So wurden schon Kabelverlegegeräte entwickelt,<br />
16 Tonnen schwer und mit Unterwasserkameras<br />
versehen, die in 1.000<br />
Meter Wassertiefe wie ein Pflug funktionieren<br />
und Seekabel im Meeresboden<br />
verlegen. Eine ähnliche Technik verhilft<br />
nun der Insel Helgoland zu einer festen<br />
Stromversorgung vom Festland aus. Der<br />
neue Auftrag sieht den Bau eines sogenannten<br />
Spülschwertes vor, das – während<br />
es zur Insel gezogen wird - gleichzeitig<br />
das Verlegen des Kabels im Meeresboden<br />
ermöglicht. Komplett zusammengebaut<br />
von beeindruckender Größe: 52 Meter<br />
hoch, 60 Tonnen schwer.<br />
Doch was macht die Schäfers so erfolgreich?<br />
„Wir sind flexibel und können<br />
schnell reagieren. Das schätzen unsere<br />
Kunden“, so Reinhard Schäfer. Ein<br />
Erfolgskonzept, das sogar das Fehlen eines<br />
eigenen Internet-Auftritts verschmerzen<br />
hilft. „Wir leben vom Referenzgeschäft<br />
und haben viele treue Kunden.“<br />
So lässt es sich gut leben, auch für Freddy,<br />
dem jüngsten „Familienmitglied“. Der<br />
Schäferhund (6) inspiziert jeden Besucher<br />
zwar genau, zeigt dann aber auch<br />
die bekannte Gelassenheit. Nur einmal<br />
im Monat gerät seine Welt aus den Fugen.<br />
Dann nutzt eine Polizei-Hundestaffel die<br />
vielen Möglichkeiten des Geländes für<br />
Trainingszwecke. „Dann ist es auch mit<br />
seiner Ruhe vorbei“, so Ulrich Schäfer.