Gutes tun - Braunschweigische Landessparkasse

5|2010 PROFITS EXTRA
IV
„Moderat steigende Zinsen ab Mitte 2011“
PROFITS: Die Zinsen sind auf historisch niedrigem Niveau. Wann wird die
EZB die Zügel wieder enger straffen?
Windels: Mit steigenden Zinsen rechnen wir erst Mitte 2011. Es gibt aktuell
für die EZB keinen Grund, von ihrer Niedrigzinspolitik abzukehren. Der Zinsanstieg
wird nach unserer Erwartung auch nur moderat ausfallen.
PROFITS: Wie lautet denn Ihr derzeitiger konjunktureller Ausblick?
Windels: In Euro-Land rechnen wir 2010 mit 1,5 Prozent Wachstum. Deutschland
übernimmt mit einem geschätzten Plus von 3,3 Prozent die Rolle der Konjunkturlokomotive.
Die deutsche Industrie profi tiert stark vom Exportboom. Das
Wachstum in den Euro-Staaten wird sich 2011 annähern, in Deutschland bei 1,9
Prozent liegen sowie in Euro-Land bei 1,5 Prozent bei unter 2 Prozent Infl ation.
PROFITS: Eine Debatte ist entbrannt, ob eine Defl ation droht. Dann würden
die Zinsen fallen und die Konjunktur einbrechen. Ist dies möglich?
Windels: Fast schon im Wochenrhythmus wechseln sich Infl ations- und
Defl ationsszenarien in den Medien ab. Aber in der Tat ist ein Abgleiten in die
Rezession möglich. Fällt die Konsolidierung der Staatshaushalte zu drastisch
aus, könnte das Wachstum stark leiden.
PROFITS: Wie sollen sich Unternehmer gegenwärtig verhalten? Sollten
sie sich die günstigen Zinsen durch langfristige Kredite sichern?
Windels: Angesichts der hohen Unsicherheiten an den Märkten rate ich dazu,
langfristige Projekte mit langfristigen Krediten zu decken und generell die
Kreditaufnahme am Kapitalbedarf auszurichten.
PROFITS: Wie sollten sich Unternehmen derzeit fi nanzieren?
Windels: Wir beobachten in unseren Gesprächen mit Unternehmern einen
starken Wunsch nach Diversifi kation. Zwar steigt das Interesse an alternativen
Finanzierungen, aber in der Praxis werden diese Instrumente oft noch
wenig genutzt. Das wird sich in Zukunft ändern.
PROFITS: Die Zinsentwicklung betrifft auch die privaten Investments von
Unternehmern. Wenn die Zinsen stark steigen, belastet das die Kurse von
Anleihen. Stehen nicht gerade Staatsanleihen unter massivem Druck?
Windels: Die Marktunsicherheit empfi ehlt ein breit diversifi ziertes Portfolio.
Dazu gehören neben Aktien und Rohstoffen nicht zuletzt auch Staatsanleihen.
Sie sind unverzichtbarer Teil einer langfristigen Anlagestrategie. Die Angst vor
einem Crash bei Staatsanleihen halte ich für übertrieben. Der Rettungsschirm
für den Euro zeigt eine positive Wirkung. Interessant fi nde ich derzeit spanische
und italienische Staatsanleihen.
PROFITS 5/2010
Der Chefvolkswirt der Norddeutschen
Landesbank, Torsten Windels, rechnet
erst Mitte 2011 mit steigenden Zinsen.
Er gibt Tipps, wie Unternehmer sich
jetzt bei ihrer Finanzierung und Geldanlage
positionieren sollten.