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Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

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Aktuell<br />

Dem sind zwei Diskussionsentwürfe aus<br />

den Jahren 2003 und 2004 vorausgegangen.<br />

Hintergrund ist, dass die geltenden<br />

Regelungen in großen Teilen zu eng und<br />

nicht mehr praxisgerecht sind.<br />

Das Schuldverschreibungsgesetz soll<br />

zukünftig auf alle Arten von Schuldverschreibungen<br />

anwendbar sein, die<br />

deutschem Recht unterliegen (§ 1 Abs. 2<br />

SchVG-E). Auf die Art der Verbriefung<br />

kommt es dabei nicht an, sodass<br />

sowohl in einer Globalurkunde verbriefte<br />

Schuldverschreibungen erfasst<br />

sind als auch solche, über die (inhaltsgleiche)<br />

Einzelurkunden ausgestellt<br />

sind. Erfasst sein können damit z. B.<br />

Inhaberschuldverschreibungen, MTN-<br />

Anleihen, Genussscheine oder Zertifikate.<br />

Pfandbriefe sind allerdings<br />

gesetzlich vom Anwendungsbereich<br />

ausgenommen.<br />

Kernregelung des Gesetzentwurfs ist die<br />

umfassende Befugnis der Gläubiger einer<br />

Schuldverschreibung, im Rahmen einer<br />

sog. Gläubigerversammlung nachträglich<br />

einer Änderung der Emissionsbedingungen<br />

mit Wirkung für alle Gläubiger<br />

zustimmen zu können (§ 4 Abs. 1 SchVG-E).<br />

Eine solche Möglichkeit kann in der Praxis<br />

insbesondere in der Krise des Schuldners<br />

wichtig sein. So können die Gläubiger z. B.<br />

die Stundung oder den Verzicht auf vereinbarte<br />

Zinsen oder den teilweisen Verzicht<br />

auf die Hauptforderung mehrheitlich<br />

beschließen (§ 4 Abs. 2 SchVG-E). Damit<br />

können sie die Sanierung des Schuldners<br />

unterstützen und im eigenen Interesse<br />

dazu beitragen, die Insolvenz des Schuldners<br />

zu verhindern.<br />

Des Weiteren enthält der Gesetzentwurf<br />

begleitende Regelungen zur Reichweite<br />

von Gläubigerbeschlüssen, zur<br />

Einberufung und Durchführung von<br />

Gläubigerversammlungen sowie zum<br />

Rechtschutz gegen Beschlüsse der Gläubigerversammlung.<br />

Offen bleibt im Gesetzentwurf allerdings<br />

die rechtlich umstrittene Frage,<br />

ob Emissionsbedingungen als Allgemeine<br />

Geschäftsbedingungen einzuordnen sind<br />

486 <strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

und damit der richterlichen Inhaltskontrolle<br />

gem. den §§ 305 ff. BGB unterliegen.<br />

Diese Rechtsfrage führt in der Emissionspraxis<br />

zu erheblichen Unsicherheiten<br />

und aufwendigen rechtlichen Prüfungen.<br />

Daher sollte das Schuldverschreibungsgesetz,<br />

wie in den Diskussionsentwürfen<br />

aus den Jahren 2003 und 2004 auch<br />

geschehen, hierfür einen eigenständigen<br />

Beurteilungsmaßstab festlegen, der<br />

den Besonderheiten von Emissionsbedingungen<br />

Rechnung trägt. £<br />

Dr. Thomas Preuße, Abteilungsdirektor,<br />

Bereich Kapitalmärkte, Bundesverband<br />

Öffentlicher Banken Deutschlands<br />

Kredit, Controlling<br />

Studie: Industrialisierung<br />

des Kreditgeschäfts<br />

w Die deutschen Banken setzen im traditionell<br />

margenschwachen Kreditgeschäft<br />

auf niedrigere Kosten durch effizientere<br />

Abläufe. Doch trotz aller Bemühungen<br />

sind die meisten Institute noch weit vom<br />

„Kredit von der Stange“ entfernt, wie<br />

aus der Studie „Effizienz der Kreditprozesse<br />

in deutschen Kreditinstituten“ der<br />

Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers (PwC)<br />

hervor geht. So müssen Firmenkunden bei<br />

jedem zweiten Institut länger als zehn Tage<br />

auf die endgültige Kreditfreigabe warten.<br />

Selbst im vergleichsweise unkomplizierten<br />

Geschäft mit der privaten Immobilienfinanzierung<br />

beträgt die sog. Durchlaufzeit bei<br />

30% der Banken mindestens fünf Tage.<br />

Zwar bemühen sich viele Institute,<br />

die Effizienz durch eine arbeitsteilige<br />

Organisation (Industrialisierung) der<br />

Kreditvergabe und durch Outsourcing<br />

zu erhöhen. Doch etwa jede zweite Bank<br />

erfasst ihre Kosten im Kreditgeschäft<br />

nicht systematisch über Prozesskennzahlen.<br />

Damit könne ein Großteil der<br />

Befragten gar nicht ermitteln, ob sich<br />

durch Outsourcing oder andere Organisationsmodelle<br />

Vorteile erzielen lassen. Die<br />

gewünschte Optimierung von Kreditprozessen<br />

sei dadurch bei vielen Instituten<br />

ein Blindflug, so PwC.<br />

Die Studie basiert auf Interviews mit<br />

Verantwortlichen für das Kreditgeschäft<br />

von 43 deutschen Instituten. Von diesen<br />

zählen 17 zum genossenschaftlichen, 16<br />

zum öffentlich-rechtlichen und zehn zum<br />

privaten Bankensektor.<br />

Die meisten befragten Institute wollen<br />

ihr Kreditgeschäft ausweiten. Allerdings<br />

sind die Akzente unterschiedlich. Während<br />

z. B. die öffentlich-rechtlichen Institute vor<br />

allem bei den Konsumentenkrediten (86%<br />

der Befragten) mit Zuwächsen rechnen,<br />

sagen dies nur 50% der privaten und 44%<br />

der genossenschaftlichen Institute. Demgegenüber<br />

plant in jeder der drei Säulen<br />

eine klare Mehrheit der Banken eine Ausweitung<br />

des Firmenkundengeschäfts.<br />

Um ihre Wachstumsziele zu erreichen,<br />

wollen die Befragten stark in den Vertrieb<br />

investieren. Während die Institute<br />

insgesamt mit einem minimalen Personalzuwachs<br />

in den kommenden drei<br />

Jahren rechnen, zeigen sich im Kreditgeschäft<br />

deutliche Verschiebungen. So<br />

soll der Personalbestand im Bereich Beratung<br />

und Verkauf um 3,9% zulegen, in<br />

der Bestandsverwaltung hingegen um<br />

2,4% sinken.<br />

Um die Kreditvergabe zu beschleunigen<br />

und den Arbeitsaufwand in der Verwaltung<br />

zu verringern, ist eine konsequente<br />

IT-Unterstützung unerlässlich. Doch nach<br />

wie vor setzen nur wenige Institute<br />

durchgängig Standardsoftware ein, die<br />

die Bearbeitung eines Kredits vom Antrag<br />

bis zu einer möglichen Problembearbeitung<br />

(Workout) ermöglicht. Eine sog.<br />

„elektronische Kreditakte“ haben mittlerweile<br />

57% der Befragten, allerdings<br />

planen weitere 25% deren Einführung.<br />

Damit kann ein Kredit jederzeit und an<br />

jedem Ort abgerufen und bearbeitet<br />

werden, Verzögerungen durch Transport-<br />

und Liegezeiten entfallen.<br />

Zur Kostensenkung setzen viele Institute<br />

auf einen effizienteren Personaleinsatz<br />

durch Industrialisierung: Ein Mitarbeiter<br />

ist nicht mehr für die gesamte<br />

Kreditvergabe zuständig, sondern bearbeitet<br />

nur einzelne, genau abgegrenzte

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