Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker
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Banken sondern durch Aushandlung zustande.<br />
Insbesondere bei Geschäften zwischen Instituten<br />
(B2B) sowie in Verhandlungen mit vermögenden<br />
Privatkunden oder Firmenkunden<br />
werden Preise häufig individuell festgelegt.<br />
Hier werden häufig unsystematisch und<br />
leichtfertig hohe Rabatte auf Listenpreise<br />
gewährt, was eine enorme Margenerosion<br />
zur Folge hat. Das Verbesserungspotenzial bei<br />
solchen Preisverhandlungen ist enorm.<br />
Was ist zu tun? Der Erfolg in Preisverhandlungen<br />
hängt zum einen vom theoretischen<br />
Verständnis der Zusammenhänge und zum<br />
anderen vom taktischpsychologischen Verhandlungsgeschick<br />
ab. Beide Aspekte haben<br />
für die Umsetzung gleichermaßen Bedeutung.<br />
Häufig werden bei der Preiskalkulation nicht<br />
genügend hohe Anforderungen an die Analyse<br />
gestellt. Hinzu kommt, dass der theoretischen<br />
Schulung der Mitarbeiter nicht genügend Aufmerksamkeit<br />
gewidmet wird. So wissen viele<br />
Mitarbeiter nicht, welche Auswirkungen Preis-<br />
änderungen auf den Gewinn haben, insbesondere<br />
wenn Preise bereits auf Basis konkreter<br />
Wertanalysen hart kalkuliert und dementsprechend<br />
die Gewinne sensitiv sind. Diese<br />
Grundkenntnis ist jedoch eine wichtige Voraussetzung<br />
für erfolgreiche Verhandlungen.<br />
Hilfreich kann z. B. auch die Auseinandersetzung<br />
mit der Spieltheorie sein, die sich intensiv<br />
mit Preisverhandlungen beschäftigt hat. Sie<br />
fördert das allgemeine Verständnis, stellt aber<br />
keine einfachen Patentrezepte für das Vorgehen<br />
in Preisverhandlungen bereit.<br />
Neben den objektiven Gegebenheiten hängt die<br />
Durchsetzung des Preises auch vom psychologisch-taktischen<br />
Verhandlungsgeschick und dem<br />
Vorgehen der Geschäftspartner ab. Hierbei spielen<br />
die persönliche Interaktion und situationsspezifische<br />
Aspekte eine herausragende Rolle. Viele<br />
Bankberater sind häufig schlecht vorbereitet für<br />
Preisverhandlungen. In Tab. 1 haben wir einige<br />
Ratschläge für Preisverhandlungen zusammengestellt,<br />
mit denen wir in der täglichen Praxis<br />
gute Erfahrungen gemacht haben.<br />
Tabelle 1: Ratschläge für Preisverhandlungen aus Sicht des Bankbetreuers<br />
<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
Beitrag<br />
» Ein richtig<br />
kalkulierter Preis<br />
muss der kritischen<br />
Überprüfung<br />
durch den Kunden<br />
standhalten. «<br />
1. Die Preisbereitschaft der Kunden hängt immer vom wahrgenommenen Wert der Leistungen ab (Betreuungsqualität,<br />
Rendite, Produktqualität usw.). Stellen Sie deshalb den Wert (und nicht den Preis) in den Mittelpunkt der Preisfindung und des<br />
Verhandlungsgesprächs.<br />
2. Überlegen Sie sich „MostFavouredNation“Klauseln, auch „BestAbrechnungs“Klauseln „BestAbrechnungs“Klauseln genannt, die einem bestimmten<br />
Kunden (z. B. am Einlagevolumen orientiert) die „Sicherheit“ geben, dass kein Kunde in seiner Größen-Gruppe besser behandelt<br />
wird als er selbst bzw. dass er auf jeden Fall den günstigeren Preis bekäme, sollten Sie sich mit einem vergleichbaren Kunden<br />
auf einen anderen Preis einigen. Häufig resultiert Unzufriedenheit nämlich aus dem subjektiven Empfinden, einen schlechteren<br />
„Deal“ als der Nachbar abgeschlossen zu haben.<br />
3. Reduzieren Sie die oberflächliche Vergleichbarkeit mit Konkurrenzprodukten durch intelligente, kundennutzenorientierte<br />
Preisstrukturen, Zusatzleistungen etc.<br />
4. Machen Sie eher Zugeständnisse auf „Nebenkriegsschauplätzen“ wie Zugaben, Services etc. als beim absoluten Preis. Das<br />
Bewusstsein der Kunden, dass ihnen auch diese Dienstleistungen nützen, ist leider oftmals nicht ausgeprägt („das ist doch<br />
eine Selbstverständlichkeit Selbstverständlichkeit …“).<br />
5. Verlangen Sie für Rabatte oder Zugeständnisse Gegenleistungen (sog. Leistungsrabatte), wie z. B. höheres Volumen (mehr<br />
Kreditvolumen, höhere Einlagen /Assets), längere Vertragsdauer, Verkauf anderer Produkte etc.<br />
6. Spalten Sie Zugeständnisse beim Preis in Schritte auf. Statt 30 % Rabatt in einem Schritt, sollte man Rabatte nur scheibchenweise<br />
geben.<br />
7. Das Preisgespräch ist grundsätzlich nicht vermeidbar. Versuchen Sie aber, es so lange herauszuzögern, bis Sie ausreichend<br />
Wert kommuniziert haben.<br />
8. Bedenken Sie, dass es bei einer Preisverhandlung nie nur um Preis und Produkt, sondern immer auch um die Person geht.<br />
Bauen Sie deshalb eine persönliche Schiene zum Kunden auf.<br />
9. 9. Lassen Sie sich bei Preisverhandlungen nicht unter Zeitdruck setzen. Unter Zeitdruck werden meist große Konzessionen gemacht.<br />
10. Falls es nicht anders geht, reduzieren Sie notfalls die Leistung, um einen für den Kunden akzeptablen Preis zu erreichen.<br />
Dieses ist nur billig und recht, wenn Sie Ihre Preise vorher gewissenhaft kalkuliert haben.<br />
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