Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker
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Beitrag<br />
» Die Angst vieler<br />
Institute vor zunehmender<br />
Transparenz<br />
entsteht dadurch,<br />
dass viele Manager<br />
und Kundenbetreuer<br />
es bislang nicht<br />
gewohnt waren, dass<br />
Kunden hart um<br />
Preise feilschen. «<br />
<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />
Margenerosion durch<br />
profes sionelles Pricing stoppen<br />
Richtige Preissetzung, transparente Preisstellung, professionelle Preisverhandlung<br />
und gute Preisdurchsetzung.<br />
Autoren:<br />
Jörg Ludewig, Generalbevollmächtigter<br />
und Leiter des Anlagemanagements der<br />
Hamburger Sparkasse.<br />
Dr. Georg Wübker, Leiter der welt weiten<br />
Financial Services-Aktivitäten und<br />
Geschäftsführer des Zürcher Büros von<br />
Simon – Kucher & Partners Strategy &<br />
Marketing Consultants.<br />
Dr. Jan Engelke, Managing Director bei<br />
Simon – Kucher & Partners.<br />
I. These 1:<br />
Bei richtiger Preissetz ung und<br />
trans parenter Preisstellung<br />
werden Unternehmen stärker<br />
im Preiswettbewerb.<br />
w Neue EU-Richtlinien wie SEPA oder MiFID<br />
(Markets in Financial Instruments Directive)<br />
verstärken die Preis- und Margentransparenz<br />
vieler Banken gegen deren Willen. Die MiFID<br />
verlangt, dem Kunden die Kosten, die bei einer<br />
Transaktion anfallen, transparent zu machen.<br />
Dazu gehören auch Preise, die bisher nicht<br />
aktiv kommuniziert wurden sowie Vermittlungsprovisionen.<br />
Aus „verborgenen“ werden<br />
off ene Preise. Der Kunde wird damit konfrontiert<br />
und schlafende Hunde werden geweckt.<br />
Neue Verhandlungen und Verträge mit dem<br />
Kunden sind oft die Folge. Wie gehen die Kundenberater<br />
und Betreuer damit um? Wie argumentiert<br />
man dem Kunden gegenüber? Wie<br />
verhält man sich in Preisverhandlungen? Die<br />
Angst vieler Institute vor zunehmender Transparenz<br />
entsteht dadurch, dass viele Manager<br />
und Kundenbetreuer es bislang nicht gewohnt<br />
waren, dass Kunden hart um Preise feilschen.<br />
Diese Einstellung der Banken ist aus unserer<br />
Sicht allerdings falsch.<br />
Unsere These besagt: Ein richtig kalkulierter<br />
Preis muss der kritischen Überprüfung durch<br />
den Kunden standhalten. Dieses hat sowohl<br />
einen externen Eff ekt (Thema „richtiger Preis“)<br />
als auch einen internen Eff ekt (Thema „richtige<br />
Preisbegründung“). Wenn die Bank von ihrer<br />
eigenen Preiskalkulation überzeugt ist, kann<br />
sie einen „besser begründeten“, nachvollziehbareren<br />
Preis stellen. Ihre eigenen Mitarbeiter<br />
sind für die preisliche Auseinandersetzung<br />
mit dem Kunden besser gerüstet, als wenn<br />
die Bank die Preise der Konkurrenz übernimmt<br />
und versucht, nur durch optimierte Verhandlungsmethoden<br />
Preise hochzuhalten. Ohne<br />
solche Vorüberlegungen und entsprechend<br />
aufbereitete Argumentationsleitfäden ist es für<br />
den Kundenberater in seinen Verhandlungsgesprächen<br />
ungleich schwerer, zu entscheiden, ob<br />
ein Preis noch gerechtfertigt ist oder nicht.<br />
Zugegeben: Preiskalkulationen in Banken sind<br />
mal einfacher (z. B. im Zahlungsverkehr oder<br />
im Kreditgeschäft) und mal schwieriger (z. B. im<br />
Wertpapiergeschäft). In einigen Fällen gibt es<br />
objektive Kalkulationsgrundlagen, in anderen<br />
Fällen eher „gewohnte“ Preise. Im letzteren Fall<br />
ist es wichtig, den Wert der eigenen Leistung<br />
aus Sicht des Kunden zu betrachten und zu<br />
quantifi zieren. Welchen Wert haben volkswirtschaftliche<br />
Analysen? Welchen Aktienanalysen?<br />
Und das 90-minütige Strategiegespräch über<br />
die richtige Aufstellung des Depots? Fragen,<br />
die nicht schnell beantwortet, aber wichtig<br />
sind, um den Wert der eigenen Leistung der<br />
Produktkostenkalkulation gegenüberzustellen.<br />
In einigen Banken mangelt es sogar an Letzterer<br />
– wohl der schlechteste Start, um „korrekte“<br />
Preissetzungen anzugehen.<br />
II. These 2:<br />
Bereiten Sie Ihre Kundenberater<br />
professionell auf Preisverhandlungen<br />
vor und schließen Sie<br />
damit eine der Quellen für<br />
Margenerosion.<br />
Manche Bankinstitute haben sich nie die Frage<br />
nach der Kalkulation und dem Wert der eigenen<br />
Leistung gestellt, sondern einfach versucht,<br />
sich im Konkurrenzgefüge u. a. durch intransparente<br />
Preisstellungen möglichst gut zu behaupten.<br />
Für sie sind Entwicklungen, die mehr<br />
Transparenz erzwingen, fatal. Schließlich<br />
kommt bei einem Großteil der praktischen Banktransaktionen<br />
der endgültig-tatsächliche Preis<br />
nicht durch einseitige Festsetzung seitens der