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Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

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Basis der vom Unternehmen erwirtschafteten<br />

Zahlungsüberschüsse getroffen werden.<br />

In der Praxis existiert jedoch eine Vielfalt von<br />

Cash­flow­Definitionen mit sehr unterschiedlicher<br />

Aussagefähigkeit. Die traditionelle Cashflow-Kennzahl<br />

(Gewinn vor Abschreibungen<br />

und Rückstellungsveränderungen) erfüllt die<br />

genannten Anforderungen nicht.<br />

Zutreffende Aussagen über den liquiden<br />

Cash-flow liefern nur die modernen Instrumente<br />

einer mehrstufigen Cash­flow­<br />

Ermittlung bzw. Kapitalflussrechnung 10 .<br />

Liquiditätsorientierte mehrstufige Konzepte<br />

der Cash-flow-Analyse orientieren sich an<br />

der Struktur der Kapitalflussrechnung nach<br />

IFRS. Dabei handelt es sich um eine Analyse<br />

der Mittelentstehung und Mittelverwendung<br />

im Unternehmen. Das Schema ist in die Segmente<br />

laufende Geschäftstätigkeit, Investitionstätigkeit<br />

und Finanzierungstätigkeit<br />

unterteilt.<br />

Der Cash­flow aus Geschäfttätigkeit <strong>11</strong> zeigt,<br />

wie viel Geld ein Unternehmen im operativen<br />

Geschäft erwirtschaftet / verliert. Dieser<br />

Cash-flow ist für das Unternehmen von der<br />

gleichen Bedeutung wie das Jahresnettogehalt<br />

für einen Arbeitnehmer. Der Cash-flow<br />

aus Geschäftstätigkeit muss langfristig ausreichen,<br />

um Ersatzinvestitionen, Kredittilgungen<br />

und Ausschüttungen alimentieren zu können.<br />

Der Cash-flow aus Investitionstätigkeit informiert<br />

über die Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen.<br />

Wenn künftig Entwicklungskosten<br />

aktiviert werden, sind diese in den Investitionen<br />

enthalten. Der operative Cash-flow<br />

verbessert sich um die aktivierten Beträge.<br />

Nach Investitionen ergibt sich eine Unter- oder<br />

Überdeckung. Der Ausgleich vollzieht sich über<br />

die Finanzierung (und den Bestand der liquiden<br />

Mittel). Der Cash-flow aus Finanzierungstätigkeit<br />

informiert über die Zu- und Abflüsse<br />

aus Eigen- und Fremdfinanzierung.<br />

Das Cash-flow-Stufenkonzept liefert zugleich<br />

die Basis für die Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit<br />

und der Verschuldungsgrenze. Zur<br />

Beurteilung der Kapitaldienstfähigkeit wird<br />

der Free Cash­flow herangezogen. Der Free<br />

Cash-flow basiert auf dem operativen Cashflow,<br />

erweitert um die Zinsaufwendungen<br />

und vermindert um Ersatzinvestitionen und<br />

Ausschüttungen. Der verbleibende Betrag<br />

steht für Zins und Tilgung zur Verfügung und<br />

bildet die Grundlage für die Ermittlung der<br />

maximalen Verschuldungskapazität.<br />

5. Nutzung der neuen<br />

Anhanginformationen<br />

Kapitalgesellschaften müssen ab 01.01.2009<br />

im Anhang zahlreiche neue Informationen<br />

bereitstellen, die unmittelbar für die Analyse<br />

genutzt werden können. Beispielhaft sind zu<br />

nennen:<br />

ß<br />

ß<br />

ß<br />

ß<br />

ß<br />

Art und Zweck sowie Risiken und Vorteile<br />

von nicht in der Bilanz enthaltenen Geschäften,<br />

soweit dies für die Beurteilung der<br />

Finanzlage notwendig ist,<br />

Art und Umfang von nicht zum Zeitwert<br />

bilanzierten Derivaten sowie deren Buch-<br />

und Zeitwert,<br />

der Gesamtbetrag der Forschungs- und Entwicklungskosten<br />

sowie die als Entwicklungskosten<br />

aktivierten Beträge,<br />

Informationen über die Bildung von Bewertungseinheiten<br />

und Angaben zur Effektivität<br />

der Absicherung,<br />

für unter der Bilanz ausgewiesene Verbindlichkeiten<br />

und Haftungsverhältnisse die<br />

Gründe der Einschätzung des Risikos der<br />

Inanspruchnahme.<br />

IV. Fazit<br />

Bilanzanalyse und Rating sollten den Herausforderungen<br />

des BilMoG offensiv begegnen<br />

und nicht versuchen, mit (unzureichenden)<br />

Bereinigungsmaßnahmen den Zustand vor<br />

der Reform wieder herzustellen. Die neue<br />

Bilanzierung und Bewertung kann mithilfe<br />

der typologischen Bilanzanalyse sinnvoll<br />

beurteilt werden.<br />

Die zentralen Fragen nach Kapitaldienstfähigkeit<br />

und Verschuldungskapazität lassen sich<br />

völlig unabhängig vom Bilanzierungsstandard<br />

mit dem modernen Instrumentarium der liquiditätsbasierten<br />

Cash-flow-Analyse beantworten.<br />

Werden die neuen Informationsinhalte des<br />

BilMoG-Jahresabschlusses sinnvoll ausgewertet,<br />

wird sich die Qualität der Bonitätsbeurteilung<br />

zukünftig noch ein Stück verbessern. £<br />

<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Beitrag<br />

» Verschiebt sich<br />

durch eine Bilanzreform<br />

das gesamte<br />

Bilanzierungsspektrum,<br />

rückt die<br />

liquiditätsbasierte<br />

Cash­flow­Analyse<br />

mit ihrer Immunität<br />

gegen Bilanzpolitik<br />

in den Fokus. »<br />

10 Vgl. Göllert, Bank Praktiker 2007, S. 420 ff.<br />

<strong>11</strong> Bei der Berechnung dieses Cash-flow werden –<br />

im Unterschied zum traditionellen Cash-flow<br />

– auch die Veränderungen im Betriebsmittelbereich<br />

(Working Capital) einbezogen. Die Umsätze<br />

der GuV repräsentieren lediglich den Rechnungsausgang,<br />

für den Cash-flow sind jedoch<br />

die Zahlungseingänge relevant. Die Veränderungen<br />

der Debitoren zeigen an, welcher Teil<br />

des fakturierten Umsatzes auch wirklich zugeflossen<br />

ist. Ähnliches gilt für Veränderungen der<br />

Kreditoren und der Vorräte.<br />

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