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Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

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516<br />

Beitrag<br />

» Die Analyse kann<br />

versuchen, die<br />

Änderungen durch<br />

das BilMoG durch<br />

Bereinigungsmaßnahmen<br />

zu eliminieren<br />

oder aber sie<br />

nutzt den Informationsgewinn<br />

und<br />

neue Analysetechniken<br />

für<br />

eine qualitative<br />

Verbesserung<br />

der Bonitätsbeurteilung.<br />

»<br />

9 Ein solches Konzept hat der DSGV für die Analyse<br />

von IFRS-Abschlüssen entwickelt. Die Auswertungen<br />

zeigen, dass branchentypische Bilanzierungsprofile<br />

existieren, mit deren Hilfe<br />

Ausreißer identifiziert werden können. Vgl.<br />

Hüttche/Int-Veen/Dicke-Wentrup, Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter 2007 S.43 ff.<br />

<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

ß<br />

Per Bilanzstichtag existieren keine Ansprüche<br />

gegenüber dem Fiskus.<br />

Die Neubewertung der Pensionsverpflichtungen<br />

deckt die stillen Lasten auf (im<br />

Durchschnitt 30 % Unterdeckung). So lange<br />

noch Fehlbeträge existieren, müssen diese<br />

im Anhang angegeben werden. Unterdeckungen<br />

sind am Eigenkapital zu kürzen,<br />

denn Pensionsverpflichtungen sind (langfristige)<br />

Schulden des Unternehmens.<br />

Bilanzanalyse ist eine Gratwanderung zwischen<br />

der realistischen Einschätzung von<br />

Risiken und dem Erkennen von Chancen im<br />

Kreditgeschäft. Auf diesem Wege sollen die<br />

Eigenkapitalbereinigungen die Trittsicherheit<br />

erhöhen und die Sturzgefahr in den Abgrund<br />

der Wertberichtigungen mindern. Es droht<br />

jedoch die Gefahr von Übertreibungen. Dies<br />

gilt vor allem für die selbst erstellten immateriellen<br />

Vermögensgegenstände/aktivierten<br />

Entwicklungskosten. Gegenüber nicht greifbaren<br />

Werten dominiert im Kreditgeschäft<br />

traditionell die Skepsis. Dabei basiert in einer<br />

modernen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft<br />

der Unternehmenserfolg gerade<br />

auf den (selbst erstellten) immateriellen<br />

Vermögenswerten.<br />

Das BilMoG versetzt die Unternehmen erstmals<br />

in die Situation, ihre immateriellen Investitionen<br />

auch in der Bilanz und damit im Eigenkapital<br />

zu dokumentieren und ihre Kreditwürdigkeit zu<br />

verbessern. Auch das vom BMWi initiierte Projekt<br />

„Zukunftscheck Mittelstand“ zielt darauf,<br />

verstärkt immaterielle Werte in die Kreditvergabeentscheidungen<br />

zu integrieren. Eine pauschale<br />

Kürzung der entscheidenden Wertetreiber<br />

würde diese Bemühungen konterkarieren.<br />

3. Typologische Bilanzanalyse<br />

Durch die neuen Bilanzierungsvorschriften<br />

des BilMoG verändert sich der Bewertungshintergrund<br />

und schafft neue bilanzpolitische<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Ein wichtiger<br />

Grundsatz der Bilanzanalyse lautet: Zahlen<br />

können nur vor dem Hintergrund der angewendeten<br />

Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden<br />

beurteilt werden. Eigenkapital und Ergebnis<br />

sind unterschiedlich zu werten, je nachdem<br />

ob vergleichsweise vorsichtig oder unvorsichtig<br />

bilanziert wurde. Die typologische Bilanzanalyse<br />

untersucht die bilanzpolitische Stra-<br />

tegie des Unternehmens und vergleicht sie<br />

mit der Branche. Die Frage lautet: Verhält<br />

sich das Unternehmen bei der Ausübung der<br />

Bewertungsspielräume konform zur Vergleichsgruppe<br />

oder weicht es davon ab?<br />

Für diesen Zweck katalogisiert man zunächst<br />

die zentralen bilanzpolitischen Parameter.<br />

Dann wird die unternehmensindividuelle Ausübung<br />

von Wahlrechten und Ermessensspielräumen<br />

anhand der Anhangerläuterungen zu<br />

den Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden<br />

untersucht und gerastert. Anschließend wird<br />

das bilanzpolitische Profil des Unternehmens<br />

mit dem der Branche verglichen, um Auffälligkeiten<br />

beim Bilanzierungsverhalten zu<br />

ermitteln. Hilfreich sind dabei grafische Auswertungen<br />

in Form von Polaritätenprofilen 9 .<br />

Liegt das Bilanzierungsverhalten im Normbereich,<br />

bestehen keine zwingenden Notwendigkeiten<br />

für bilanzanalytische Korrekturen von<br />

Ergebnis und Eigenkapital. Erst bei sehr auffälligem<br />

Verhalten sind Bereinigungen angebracht.<br />

Dies könnte z. B. dann der Fall sein, wenn<br />

im Vergleich zur Branche ein unverhältnismäßig<br />

hoher Anteil der Entwicklungskosten aktiviert<br />

würde und dies auch nicht durch Besonderheiten<br />

des Unternehmens erklärbar wäre.<br />

4. Vergebliche Suche nach dem<br />

„richtigen“ Gewinn<br />

Profit is an opinion, cash is a fact. Unter dem<br />

Schlagwort „nur Bares ist Wahres“ ist diese<br />

Erkenntnis bei den Kreditinstituten bekannt.<br />

Bereits in der Vergangenheit war es wichtig,<br />

sich auf Kennzahlen zu konzentrieren, die unabhängig<br />

von Bilanzierungsstandard und Bilanzpolitik<br />

sind. Dies gilt ganz besonders, wenn sich<br />

durch eine Bilanzreform das gesamte Bilanzierungsspektrum<br />

verschiebt. Bewertungsneutral<br />

und immun gegen Bilanzpolitik ist das Instrumentarium<br />

der modernen liquiditätsbasierten<br />

Cash­flow­Analyse.<br />

Der liquide Cash-flow basiert auf den realen<br />

Zahlungsvorgängen im Unternehmen. Im<br />

Unterschied zu den GuV-Größen „Aufwand<br />

und Ertrag“ sind die Ein- und Auszahlungen<br />

des Unternehmens nicht durch Änderungen<br />

der Bilanzierung / Bilanzpolitik beeinflussbar<br />

(„das Kontokorrent lügt nie“). Auch belastbare<br />

Aussagen über die Kapitaldienstfähigkeit und<br />

die Verschuldungskapazität können nur auf

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