Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker
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Beitrag<br />
» Analysten, die<br />
bislang nur mit vom<br />
Vorsichtsprinzip<br />
geprägten HGB<br />
Bilanzen zu tun<br />
hatten, zwingt das<br />
BilMoG, sich umzustellen:<br />
Es kann zu<br />
erheblichen Änderungen<br />
der Kennzahlen<br />
kommen, und<br />
Knowhow aus der<br />
IFRSBilanzierung<br />
wird benötigt. »<br />
6 Vgl. Christmann/Bucher in <strong>BankPraktiker</strong> <strong>2008</strong>,<br />
erscheint demnächst.<br />
7 Vgl. sehr umfasend Lüdenbach/Hoffmann, IFRS-<br />
Komm., 5. Aufl. 2007, sowie mit Fokus auf die<br />
Kreditanalyse Eckes/Fentz/Flick/Totzek/Weigel,<br />
Bilanzanalyse-Komm. nach IFRS, 2006.<br />
<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
5. Bewertungseinheiten /<br />
Fair Value-Bewertung<br />
Die Absicherung von Zins- und Währungsrisiken<br />
gehört auch im Mittelstand inzwischen zum Alltagsgeschäft<br />
6 . Bislang existierte im Handelsrecht<br />
jedoch keine Vorschrift zur Abbildung von Sicherungstransaktionen.<br />
Zukünftig wird das Hedge<br />
Accounting möglich. Vermögensgegenstände,<br />
Schulden, schwebende Geschäfte oder mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit vorgesehene Transaktionen<br />
können mit Finanzinstrumenten zur<br />
Absicherung von Risiken gebündelt werden. Einzelbewertungsgrundsatz<br />
und Imparitätsprinzip<br />
sind für Sicherungsgeschäfte damit außer Kraft<br />
gesetzt. Vor dem Erfüllungszeitpunkt werden<br />
kompensatorische Wertänderungen weder in<br />
der Bilanz noch in der GuV erfasst.<br />
Zu Handelszwecken erworbene Finanzinstrumente<br />
müssen künftig mit dem Zeitwert<br />
(Fair Value) bewertet werden. Diese Durchbrechung<br />
des Realisationsprinzips erfolgt in Anlehnung<br />
an die IFRS. Aus Gläubigerschutzgründen<br />
sind noch nicht realisierte Gewinne bei Kapitalgesellschaften<br />
ausschüttungsgesperrt. In der<br />
Praxis sind von dieser Regelung jedoch weniger<br />
die Kunden als die Banken selbst betroffen.<br />
6. Abschaffung der steuerlichen<br />
Umkehrmaßgeblichkeit<br />
Steuerliche Sonderabschreibungen oder<br />
Sonderposten verfälschen im Jahresabschluss<br />
die Information über die tatsächliche Vermögens-<br />
und Ertragslage. Bislang war Voraussetzung<br />
für die steuerliche Anerkennung, dass<br />
diese Ansätze auch in die Handelsbilanz übernommen<br />
wurden (Grundsatz der umgekehrten<br />
Maßgeblichkeit). In Anlehnung an die IFRS<br />
wird dieser nicht mehr zeitgemäße Grundsatz<br />
abgeschafft. Steuerliche Konsequenzen resultieren<br />
daraus nicht; allerdings driften Handels-<br />
und Steuerbilanz künftig in diesen Punkten<br />
auseinander. Aus bilanzanalytischer Sicht ist<br />
diese Maßnahme zu begrüßen, weil sie Informationsverzerrungen<br />
vermeidet.<br />
7. Sonstige Neuerungen<br />
Bei den Bewertungsvorschriften gibt es zahlreiche<br />
Änderungen. Nicht mehr zeitgemäße<br />
Wahlrechte werden beseitigt, so z. B. die Möglichkeit<br />
bei den Herstellungskosten nur die<br />
Einzelkosten zu aktivieren und die Wahlrechte<br />
für außerplanmäßige Abschreibungen. Bei<br />
den Verbrauchsfolgeverfahren sind nur noch<br />
die Lifo- und die Fifo-Methode erlaubt. Fremdwährungspositionen<br />
werden künftig mit dem<br />
Stichtagskurs umgerechnet. Die Aktivierungsmöglichkeit<br />
für Ingangsetzungs- und Erweiterungskosten<br />
entfällt.<br />
Beim Konsolidierungskreis wird das Konzept der<br />
einheitlichen Leitung nicht mehr mit dem Beteiligungskriterium<br />
verknüpft, sodass in Zukunft<br />
auch Zweckgesellschaften in den Konzernabschluss<br />
einzubeziehen sind. Dies schafft mehr<br />
Transparenz bei OffBalanceRisiken. Die Kapitalkonsolidierung<br />
darf künftig nur noch nach<br />
der Neubewertungsmethode erfolgen (Wegfall<br />
des Wahlrechts für die Buchwertmethode). Für<br />
die Umrechnung von Fremdwährungsabschlüssen<br />
ist die modifizierte Stichtagsmethode vorgeschrieben<br />
und nicht die IFRS-Version der funktionalen<br />
Währungsumrechnung.<br />
III. Analytische Auswirkungen<br />
1. Nutzung der neuen<br />
Informationsinhalte<br />
Mit den Jahresabschlüssen nach BilMoG kommt<br />
eine Fülle neuer Informationen auf die Kreditanalyse<br />
zu. Analysten, die bislang nur mit vom<br />
Vorsichtsprinzip geprägten HGB-Bilanzen zu<br />
tun hatten, müssen sich umstellen. Die Bilanzierung<br />
ist zukünftig weniger konservativ. Es<br />
wird Know-how aus dem Bereich der IFRS-<br />
Bilanzierung benötigt 7 . Die Erfahrungen aus<br />
der Bilanzierung der kapitalmarktorientierten<br />
Konzerne zeigen, dass die Umstellung der<br />
Bilanzierung auf internationale Standards teilweise<br />
erhebliche Änderungen bei Eigenkapital<br />
und Ergebnis bewirkt. Dies hat entsprechende<br />
Auswirkungen auf die Kennzahlen und deren<br />
Vergleichbarkeit in der Zeitreihe.<br />
Die Analyse steht in gewisser Weise an einem<br />
Scheideweg: Sie kann auf diese Herausforderungen<br />
reagieren, indem sie versucht, die Änderungen<br />
durch das BilMoG – soweit wie möglich<br />
– durch Bereinigungsmaßnahmen wieder<br />
zu eliminieren, um die bestehenden Systeme<br />
unverändert nutzen zu können (konservativer<br />
Ansatz). Oder aber sie stellt sich den Herausforderungen<br />
durch neue Analysetechniken und