Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker
Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker
Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
512<br />
Beitrag<br />
» Eine aktuelle<br />
Untersuchung zur<br />
IFRSUmstellung<br />
zeigt Eigenkapitalveränderungen<br />
zwischen – 22 %<br />
und + 251 %. »<br />
3 Neben einer Verbesserung der Information<br />
schafft die Aktivierungspflicht jedoch auch<br />
neue bilanzpolitische Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
So zeigt sich bei VW und BMW, dass die<br />
Aktivierung von Entwicklungskosten flexibel zur<br />
Verbesserung des Ergebnisses eingesetzt wird.<br />
Bei schlechter Ertragslage steigt der Anteil der<br />
aktivierten Entwicklungskosten, bei einer Verbesserung<br />
sinkt er. Auch außerplanmäßige Abschreibungen<br />
auf kurz zuvor aktivierte Entwicklungskosten<br />
waren zu beobachten. Vgl.<br />
Baetge/Maresch/Schulz, DB <strong>2008</strong> S. 418 f.<br />
4 Eine Nichtbilanzierung würde dem Sanierungsbereich<br />
der finanzierenden Bank/Sparkasse<br />
förmlich signalisieren, dass der Kreditkunde<br />
selbst nicht an den Turnaround glaubt.<br />
5 So dürfen zukünftige Gehalts- und Karrieretrends<br />
sowie erwartete Dynamisierungen der Pensionszahlungen<br />
nicht berücksichtigt werden. Völlig<br />
unrealistisch ist der seit Jahrzehnten unveränderte<br />
Abzinsungssatz von 6 %.<br />
<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
die Eigenkapitalbasis innovativer Unternehmen<br />
gestärkt und deren Kreditwürdigkeit verbessert<br />
werden. Für Kapitalgesellschaften ist<br />
die Bilanzierung mit einer Ausschüttungssperre<br />
gekoppelt. In der Steuerbilanz bleibt es beim<br />
Aktivierungsverbot 3 .<br />
2. Entgeltlich erworbene Geschäfts<br />
und Firmenwerte<br />
Der derivative Geschäfts- und Firmenwert wird<br />
durch das BilMoG zum zeitlich begrenzt nutzbaren<br />
Vermögensgegenstand erhoben und<br />
damit aktivierungspflichtig. Im Unterschied zu<br />
den IFRS/US-GAAP muss er jedoch planmäßig<br />
(sowie ggf. außerplanmäßig) abgeschrieben<br />
werden. Die Nutzungsdauer soll im Normalfall<br />
fünf Jahre betragen. In Einzelabschlüssen<br />
finden sich Goodwillpositionen eher selten, da<br />
die meisten Akquisitionen im Wege eines share<br />
deals erfolgen. Im Konzernabschluss werden<br />
jedoch im Rahmen der Kapitalkonsolidierung<br />
die bezahlten Geschäfts- und Firmenwerte<br />
aufgedeckt. Problem aus Sicht der Analyse ist<br />
die Werthaltigkeit dieser Positionen. Häufig<br />
werden zu hohe Kaufpreise bezahlt und/oder<br />
die im Kaufpreis vergüteten Ertragserwartungen<br />
– einschließlich Synergien – lassen sich<br />
nicht realisieren.<br />
3. Latente Steuern<br />
Die neuen Vorschriften über die latenten Steuern<br />
gelten – wegen ihrer enormen Komplexität<br />
– nur für mittelgroße und große Kapitalgesellschaften.<br />
Da zukünftig aber Handels- und<br />
Steuerbilanz deutlich voneinander abweichen<br />
werden, nimmt die Bedeutung der latenten<br />
Steuern stark zu. Künftig gilt für aktive latente<br />
Steuern eine Aktivierungspflicht. Diese Regelung<br />
schließt auch die potenziellen Vorteile<br />
aus der künftigen Nutzung von Verlustvorträgen<br />
ein. Mit dieser Regelung wird ein<br />
problematisches bilanzpolitisches de facto-<br />
Wahlrecht geschaffen. Unternehmen, die<br />
sich in der Verlustzone befinden, werden in<br />
die Versuchung geführt, Hoffnungswerte zu<br />
bilanzieren 4 .<br />
Auch die Begrenzung des Verrechnungszeitraums<br />
auf die nächsten fünf Jahre entschärft<br />
das Problem nur zum Teil. Zudem wird die<br />
Saldierung von aktiven und passiven Steuerlatenzen<br />
abgeschafft. Aktive und passive Steu-<br />
erlatenzen gelten als „Sonderposten eigener<br />
Art“ und müssen separat in der Bilanz nach<br />
den Rechnungsabgrenzungsposten ausgewiesen<br />
werden.<br />
4. Rückstellungen /<br />
Pensionsrückstellungen<br />
Der Rückstellungskatalog wird an die IFRS<br />
angepasst und verkürzt. Künftig sind nur<br />
noch Rückstellungen mit tatsächlichem Verpflichtungscharakter<br />
gegenüber Dritten zulässig.<br />
Aufwandsrückstellungen dürfen als reine<br />
Innenverpflichtungen nicht mehr gebildet<br />
werden. Bei der Bewertung von Rückstellungen<br />
wird das Stichtagsprinzip zugunsten einer<br />
besseren Risikotransparenz aufgegeben. Rückstellungen<br />
sind mit dem zukünftigen Erfüllungsbetrag<br />
zu bewerten. Dieser schließt zu<br />
erwartende Preis- und Kostensteigerungen<br />
ein. Langfristige Rückstellungen müssen<br />
zukünftig auch in der Handelsbilanz abgezinst<br />
werden. Zur Glättung von Zinsänderungseffekten<br />
wird dabei der Durchschnitt der letzten<br />
sieben Jahre zugrunde gelegt. Die deutsche<br />
Bundesbank soll die maßgeblichen Zinssätze<br />
monatlich ermitteln und bekannt geben.<br />
Enorme Bedeutung hat die geänderte Rückstellungsbilanzierung<br />
vor allem für die Pensionsverpflichtungen.<br />
Es ist bekannt, dass<br />
deutsche Unternehmen hier erhebliche stille<br />
Lasten (ca. 30 %) aufweisen. Der Grund dafür<br />
ist § 6 a EStG. Diese fiskalisch geprägte Norm<br />
wurde in Ermanglung einer eigenen handelsrechtlichen<br />
Vorschrift bislang der Bilanzierung<br />
zugrunde gelegt und führte zu unrealistisch<br />
niedrigen Wertansätzen 5 . Für die notwendige<br />
Nachholung der Fehlbeträge wird aufgrund<br />
der erwarteten Größenordnungen eine großzügige<br />
Anpassungsfrist bis zum 31.12.2023<br />
eingeräumt.<br />
Solange Fehlbeträge existieren, müssen diese<br />
im Anhang angegeben werden. Die handelsrechtliche<br />
Neubewertung wird nicht auf die<br />
Steuerbilanz übertragen. Hier bleibt es bei der<br />
unzureichenden Regelung des § 6 a EStG. Insgesamt<br />
bringt die Neuregelung mehr Transparenz<br />
über die tatsächlichen Risiken der<br />
Pensionsverpflichtungen. Die Aufdeckung<br />
dieser z. T. erheblichen Risiken wird in vielen<br />
Fällen eine schlechtere Bonitätseinschätzung<br />
respektive Rating zur Folge haben müssen.