16.01.2013 Aufrufe

Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

504<br />

Beitrag<br />

» Eine wesentliche<br />

Herausforderung<br />

für die Interne Revision<br />

besteht in einer<br />

risikoorientierten<br />

und prozessunabhängigen<br />

Prüfung<br />

der modernen Vertriebsstrukturen.<br />

«<br />

5 Vgl. hierzu ausführlich Altenseuer/Zawilla,<br />

Banken-Times 2 / <strong>2008</strong> S. 6 ff.<br />

6 Vgl. hierzu ausführlich Zawilla, Banken-Times<br />

6/2007 S. 21 ff.<br />

7 I. d. R. erfolgt in diesem Zusammenhang keine<br />

Rückforderung des hierfür dem verantwortlichen<br />

Vertriebsmitarbeiter zuvor bereits gewährten<br />

variablen Gehaltsbestandteils.<br />

8 Vgl. BaFin-Jahresbericht 2007, S. 145.<br />

9 Vgl. BaFin-Jahresbericht 2007, S. 145 f.<br />

<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

deren Mitarbeiter dazu über, im Provisions-<br />

bzw. volumen-/margengesteuerten Geschäft<br />

Zielwerte 5 bzw. Zielwerterreichungen 6 zu<br />

manipulieren sowie Finanzdienstleistungsprodukte<br />

an Kunden zu verkaufen, die nicht<br />

deren Anlagementalität entsprechen (nicht<br />

anleger- und objektgerechte Beratung). Die<br />

Erträge der eigenen Vertriebseinheit werden<br />

hierdurch zwar zunächst gesteigert und die<br />

eigene Position im innerbetrieblichen Vertriebswettbewerb<br />

sowie in Einzelfällen auch<br />

die leistungsabhängige Gehaltskomponente<br />

verbessert. Im weiteren Zeitverlauf führt dies<br />

allerdings nahezu zwangsläufig dazu, dass<br />

die Risikokosten durch Rückabwicklung von<br />

Geschäften aufgrund von Kundenbeschwerden<br />

ansteigen 7 .<br />

2. Telefonvertrieb („Directbanking“)<br />

Viele Kreditinstitute sind in den letzten Jahren<br />

dazu übergegangen, neben ihrem Geschäftsstellennetz<br />

auch einen Telefon-Direktvertrieb<br />

als zusätzliches Vertriebsstandbein aufzubauen.<br />

Die meisten Banken bedienen sich<br />

dabei sog. Callcenter. Manche Banken haben<br />

diesen Bereich in eigene Servicegesellschaften<br />

bzw. am Markt ausgelagert. Einige Kreditinstitute<br />

betreiben das Telefonbanking-Geschäft<br />

aber auch in Eigenregie im Haus.<br />

Unabhängig davon, welche Variante einzeln<br />

oder in Kombination gewählt wurde, hat die<br />

Interne Revision auch diesen Vertriebsweg<br />

risikoorientiert zu prüfen. Hierbei kommt<br />

es vor allem darauf an, dass unter Beachtung<br />

datenschutzrechtlicher Vorgaben alle telefonisch<br />

mit den Kunden getroffenen Vereinbarungen<br />

nachvollziehbar dokumentiert bzw.<br />

aufgezeichnet werden. Für die Interne Revision<br />

grenzt es oft an einen Spagat, hier aussagekräftige<br />

Prüfungen durchzuführen.<br />

Analog zum klassischen Geschäftsstellenvertrieb<br />

hat auch beim Telefonvertrieb die<br />

Wirtschaftlichkeit (Profitcenter) oberste Priorität.<br />

Die Mitarbeiter eines Callcenters (sog.<br />

„Call Center Agents“) werden bei geringer<br />

Grundvergütung zumeist nach Vertriebserfolg<br />

entlohnt. Gleichzeitig kann die „Taktzahl“<br />

(d. h. die Zahl der geführten Pflichtgespräche<br />

pro Tag) sehr hoch angesetzt sein. Das Zeitfenster<br />

für erfolgreiche Abschlüsse ist dann<br />

entsprechend klein. In der Folge kann es zu<br />

fragwürdigen Abschlusspraktiken kommen,<br />

um schnelle Abschlusserfolge und damit<br />

Provisionserträge zu generieren. Diese Praxis<br />

ist oft erst zeitversetzt durch eine erhöhte<br />

Reklamationsquote seitens der Kunden<br />

erkennbar. Die Interne Revision steht hier vor<br />

der ambitionierten Aufgabe, Prüfroutinen zu<br />

entwickeln, welche ein möglichst frühzeitiges<br />

Erkennen derartiger unzulässiger Praktiken<br />

ermöglicht.<br />

Die BaFin betrachtet das sog. Cold Calling als<br />

„unzumutbare Beeinträchtigung der Privatsphäre<br />

und Entscheidungsfreiheit des Anlegers“<br />

8 . Sie hat in 2007 im Rahmen der jährlichen<br />

Prüfungen nach dem Wertpapierhandelsgesetz<br />

(WpHG) durch die Wirtschaftsprüfer entsprechende<br />

Schwerpunktprüfungen durchführen<br />

lassen und beabsichtigt, dies auch in <strong>2008</strong><br />

beizubehalten 9 .<br />

3. „Mobiler Vertrieb“<br />

Eine weitere Vertriebsvariante ist der Einsatz<br />

von Bankmitarbeitern im Außendienst.<br />

Dabei werden Kunden bewusst außerhalb<br />

der Geschäftsräume der Bank bei sich zu<br />

Hause oder in ihrem Unternehmen aufgesucht.<br />

Dies lohnt sich allerdings zumeist nur<br />

im Firmenkundengeschäft sowie bei vermögenden<br />

Privatkunden. Ausschlaggebend hierfür<br />

ist der prognostizierte Umsatz bzw. Ertrag<br />

pro Kunde. Kreditinstitute sind bereit, diesen<br />

„außer Haus-Service“ ab einer bestimmten<br />

Benchmark anzubieten. Das Ertragspotenzial,<br />

resp. Gefährdungspotenzial für Manipulationen,<br />

ist bei diesem Vertriebsweg als hoch<br />

einzustufen, insbesondere weil im Marktsegment<br />

Private Banking / Private Wealth Management<br />

das (Vertrauens-)Verhältnis zwischen<br />

Vertriebsmitarbeiter und Kunde oftmals<br />

langjährig gewachsen und sehr persönlich<br />

ist. Gerade deswegen sollte die Interne Revision<br />

auf diesen Vertriebskanal ein besonderes<br />

Augenmerk richten. In Abhängigkeit von<br />

Intensität und Ausprägung mobiler Vertriebsaktivitäten<br />

ist es wichtig, eine gesunde Balance<br />

zwischen Risikoorientierung und Ressourcenausschöpfung<br />

zu finden.<br />

4. Vertrieb mit Kooperationspartnern<br />

Dieser Vertriebszweig wird von den Banken<br />

als hoch profitabel angesehen, da hierdurch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!