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Ausgabe 11 / 2008 - BankPraktiker

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502<br />

Beitrag<br />

» Erfolgs­/Margen­<br />

druck sowie ambitionierte<br />

Vertriebsziele<br />

lassen Vertriebsmitarbeiter<br />

„erfi nderisch“<br />

werden. «<br />

<strong>11</strong> / <strong>2008</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />

Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />

Neue Manipulationspraktiken in<br />

modernen Vertriebskanälen<br />

Diversifi zierte Vertriebsaktivitäten verursachen vielfach (noch) verkannte<br />

Manipulationsgefahren.<br />

Autor:<br />

Peter Zawilla, Geschäftsführer der FMS<br />

Fraud Management and Services GmbH,<br />

Bielefeld, Mitglied im Arbeitskreis<br />

„Abwehr wirtschaftskrimineller<br />

Handlungen in Unternehmen“ des<br />

Deutschen Institutes für Interne<br />

Revision e. V. sowie der Revisionsleiter<br />

einer deutschen Genossenschaftsbank.<br />

1 Die gesetzliche Grundlage eines Handelsvertreters<br />

ist in den §§ 84 ff . Handelsgesetzbuch (HGB)<br />

geregelt.<br />

2 Für den Vertrieb von Produkten aus dem Passivbereich<br />

durch freie Vermittler besteht das Risiko<br />

im Wesentlichen in der Haftung für eine ggf.<br />

nicht anleger- und objektgerechten Beratung.<br />

I. Einleitung<br />

w In Zeiten des zunehmenden Erfolgs- bzw.<br />

Margendrucks und der Öff nung des europäischen<br />

Bankenmarkts versuchen Kredit ins titute,<br />

über neue / zusätzliche Vertriebs kanäle bisher<br />

nicht erschlossene Marktpotenziale für Finanzdienstleistungsprodukte<br />

zu aktivieren.<br />

Ein wichtiger Faktor ist in diesem Zusammenhang<br />

die Zusammenarbeit mit externen<br />

Kooperationspartnern. Zumeist handelt es<br />

sich hierbei um Unternehmen, die ebenfalls<br />

im Finanzdienstleistungssektor tätig sind, insbesondere<br />

Versicherungen sowie Bausparkassen.<br />

Allerdings gehen manche Banken mittlerweile<br />

zunehmend dazu über, mit anderen<br />

Dienstleistungspartnern bankfremder Branchen<br />

(z. B. Reisebüros, Mineralölkonzerne oder<br />

Fast-Food-Ketten) Kooperationen einzugehen.<br />

Vornehmliches Ziel dieser zusätzlichen bzw.<br />

ergänzenden Vertriebskanäle ist dabei immer,<br />

den eigenen (Provisions-)Ertrag zu steigern,<br />

neue Plattformen zur Neukundengewinnung<br />

zu generieren sowie gleichzeitig die Kosten<br />

des internen Personalaufwands durch Verlagerung<br />

von Vertriebsaktivitäten auch auf externe<br />

Stellen zu optimieren. Bei zahlreichen Finanzdienstleistern<br />

ist es mittlerweile gelebte Praxis,<br />

Teile des eigenen Produktvertriebs in die Hände<br />

von i. d. R. freiberufl ich tätigen Handelsvertretern<br />

1 zu legen. Inwieweit diese sog. freien<br />

Handelsvertreter dann auch wirklich „frei“ sind,<br />

bzw. unabhängig agieren können, wird im Verlauf<br />

dieses Beitrags noch näher beleuchtet.<br />

Die größte Gefahr bei einem Vertrieb durch<br />

Dritte besteht grundsätzlich darin, dass es<br />

deren oberste Motivation ist, provisionsträchtige<br />

Produkte „an den Kunden zu bringen“, d. h.<br />

zu verkaufen, und die Eignung der Kunden<br />

bzw. der Produkte füreinander oftmals nur von<br />

nachgeordneter Bedeutung ist. Dies stellt insbesondere<br />

bei der Vermittlung von Krediten<br />

ein großes Risiko dar, da die Vermittler der<br />

Bank lediglich die relevanten Unterlagen für<br />

den Finanzierungswunsch des Kunden zuführen,<br />

die eigentliche Entscheidung über die Kreditgewährung<br />

aber letztlich von einem Bankmitarbeiter<br />

getroff en wird, der sich in vielen<br />

Fällen zu unkritisch auf die Aussagen über den<br />

Kunden und die Vorauswahl/-prüfung des Vermittlers<br />

verlässt 2 . Zudem handelt es sich bei<br />

den als freie Handelsvertreter tätigen Vermittlern<br />

teilweise um ehemalige Mitarbeiter ggf.<br />

sogar um ehemalige unmittelbare Kollegen des<br />

Entscheidungsträgers. Dies kann dazu führen,<br />

dass der Entscheidungsträger „aus alter Verbundenheit“<br />

eine positive Begleitung des Kreditwunschs<br />

des Kunden durch den Vermittler<br />

impliziert und den Kredit ohne die erforderliche<br />

eigene kritische Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

genehmigt.<br />

Angesichts der o. g. Rahmenbedingungen ist<br />

nicht immer auszuschließen, dass seitens der<br />

Verantwortungsträger innerhalb von Kreditinstituten<br />

sowie von deren Kooperationspartner<br />

mind. bis zu einem gewissen Punkt<br />

der Einsatz von „fragwürdigen“ (freien) Vertriebsmitarbeitern<br />

/ Vermittlern sowie deren<br />

„grenzwertige“ Vorgehensweise im Vertrieb<br />

toleriert wird. Dies geschieht off enbar mit der<br />

Absicht, sowohl ambitionierte Unternehmens-<br />

als auch persönliche Ziele zu erreichen bzw. zu<br />

übertreff en.<br />

Vor diesem Hintergrund stehen die Internen<br />

Revisionen und abhängig von Größe<br />

bzw. Branche auch interne Kontrollinstanzen<br />

der Kooperationspartner vor einer in diesem<br />

Umfang bisher nicht gekannten Herausforderung.<br />

Nach Maßgabe der Mindestanforderungen<br />

an das Risikomanagement (MaRisk),

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