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Solide Finanzpolitik ist vorausschauend - Wirtschaftsjournal

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Energie/Ressourceneffizienz<br />

Rösler für Gesetzesänderung<br />

Textilfirma will wegen unzumutbarer Belastungen durch die EEG-Umlage vor das Bundesverfassungsgericht<br />

Bei seinem Besuch am 4. Dezember in der Vowalon<br />

Beschichtung GmbH im vogtländischen Treuen hat<br />

Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>er Philipp Rösler Verständnis<br />

für die Musterklage des Textilunternehmens bekundet.<br />

Gemeinsam mit zwei weiteren deutschen Textilfirmen<br />

setzt sich Vowalon jur<strong>ist</strong>isch gegen die<br />

unzumutbaren Kostenbelastungen aus der EEG-<br />

Umlage zur Wehr.<br />

„Wir sind nicht gegen die Energiewende. Doch wir wollen<br />

ein Zeichen setzen gegen eine aus unserer Sicht verfassungswidrige<br />

Abgabe, die Energiegroßverbraucher bevorteilt<br />

und mittelständische Unternehmen sowie Privatverbraucher<br />

unzumutbar stark belastet", erläuterte Friedmar<br />

Götz, der gemeinsam mit seinem Sohn Gregor Götz die<br />

Firma leitet.<br />

Seit der Privatisierung des Unternehmens vor 20 Jahren sind<br />

die Aufwendungen für Energie ständig gestiegen. „Mittlerweile<br />

beträgt der Stromkostenanteil an unserer Bruttowertschöpfung<br />

knapp 10 Prozent", berichtete Gregor Götz:<br />

„Im Vorjahr beliefen sich unsere Gesamt-Energiekosten auf<br />

1,6 Millionen Euro. Rund 180.000 Euro mussten wir als<br />

EEG-Abgabe abführen. Im kommenden Jahr wird die EEG-<br />

Abgabe voraussichtlich weitere 90.000 Euro an Mehrkos -<br />

ten verursachen, das heißt, wir müssen 2013 insgesamt<br />

weit über eine Viertelmillion Euro zusätzlich zum Strompreis<br />

abführen. Dieses Geld fehlt uns für Investitionen, die<br />

wir brauchen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Unsere ausländischen<br />

Wettbewerber in Frankreich, Belgien, Polen, den<br />

Niederlanden sowie in Fernost kennen derartige Belastungen<br />

nicht." Dabei unternimmt Vowalon erhebliche Anstrengungen<br />

für eine effektive Energieverwendung. Im Jahr 2011<br />

konnte die Firma – auch dank neu angeschaffter Wärmetauscher<br />

– den Stromverbrauch gegenüber 2010 um rund<br />

fünf Prozent senken.<br />

Unterstützung erfährt das 183 Mitarbeiter zählende Tex -<br />

tilunternehmen vom Gesamtverband der deutschen Tex -<br />

til- und Modeindustrie e. V. Berlin sowie vom Verband der<br />

Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V.<br />

Chemnitz. Grundlage des Protests <strong>ist</strong> ein Gutachten des<br />

Verfassungsrechtlers Prof. Dr. Gerrit Manssen von der Universität<br />

Regensburg. Er stellt darin fest, dass es sich bei der<br />

EEG-Umlage um eine unzulässige Sonderabgabe handelt<br />

und verwe<strong>ist</strong> auf die so genannte Kohlepfennig-Entschei-<br />

28 <strong>Wirtschaftsjournal</strong> | Dezember 2012<br />

dung des Bundesverfassungsgerichts von 1994. Seinerzeit<br />

hatten es die Richter für verfassungswidrig erklärt, dass die<br />

Energiekunden mit dem Strompreis eine Subvention für die<br />

deutsche Steinkohleförderung zahlen. Vowalon stellte im<br />

Mai 2012 die Zahlung der EEG-Umlage ein und strebt den<br />

Gang vor das Bundesverfassungsgericht an. Dieser führt<br />

jur<strong>ist</strong>isch nur über eine Klage gegen den eigenen Energieversorger.<br />

Der erste Gerichtstermin <strong>ist</strong> für den 29. Januar<br />

2013 angesetzt.<br />

Der Min<strong>ist</strong>er bezeichnete dies als „Notwehr" und versprach,<br />

dass die Politik schneller sein werde als die Justiz. Das Er -<br />

neuerbare-Energien-System sei starr und planwirtschaftlich.<br />

Es müsse dringend und grundlegend reformiert werden,<br />

so der Min<strong>ist</strong>er weiter. „Wir werten die Aussagen des<br />

Min<strong>ist</strong>ers als Hoffnungszeichen. Die von Vowalon bewiesene<br />

Zivilcourage hat maßgeblich zum Sinneswandel in<br />

der Energiepolitik der Bundesregierung beigetragen",<br />

kommentierte Bertram Höfer, Hauptgeschäftsführer des<br />

Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

e. V.<br />

Im kommenden Jahr wird die EEG-Umlage von rund 3,6<br />

Cent auf 5,3 Cent je Kilowattstunde steigen. Die Stromverbraucher<br />

müssen dann insgesamt 20 Milliarden Euro für<br />

den Ausbau von Energiegewinnung aus Photovoltaik, Windkraft<br />

und Biomasse bezahlen. PM/SP<br />

Friedmar und Gregor Götz, die beiden<br />

Geschäftsführer der Vowalon Beschichtung<br />

GmbH in Treuen, empfingen<br />

Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>er Philipp<br />

Rösler. Foto: Wolfgang Schmidt<br />

wirtschaftsjournal.de/id12122801

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