Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
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Männer. Gerlach war in dieser Zeit Anhänger der Christlichsozialen Partei in Deutschland, die vom<br />
Hofprediger Adolf Stöcker geführt wurde und in dieser Zeit eine selbständige Gruppe der Deutschkonservativen<br />
Partei (Erl. 66.19–21) bildete. Die vor allem im evangelischen Kleinbürgertum wurzelnde<br />
Christlichsoziale Partei orientierte sich auf den Kampf gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung,<br />
und sie vertrat sozialkonservative und antisemitische Positionen, die sie mit einer antikapitalistischen<br />
Phraseologie verband. (Siehe auch Erl. 52.20.) Gerlach selbst umriss seine damaligen<br />
Anschauungen folgendermaßen: „Staatssozialismus gegen Privatkapitalismus! Christlicher Sozialismus<br />
gegen Marxismus! Freikirche gegen Staatskirche! Berufsständige Demokratie gegen bürokratische<br />
Polizeiherrschaft.“ (Gerlach: Erinnerungen eines Junkers. S. 82). Organ der Christlichsozialen<br />
Partei war „Das Volk“ (Berlin), an dem Gerlach seit dessen Gründung Ende 1888 zunächst<br />
als unbezahlter Nebenredakteur und ab Ende 1892 als festangestellter Redakteur bis zum Sommer<br />
1896 tätig war.<br />
Am 18. Juni 1894 fragte Gerlach in einem kurzen Schreiben bei <strong>Engels</strong> an, ob und wann ihn dieser<br />
empfangen könne. Daraufhin lud ihn Egels in einem nicht überlieferten Antwortschreiben für<br />
Freitag, den 22. Juni 1894 ein, was Gerlach „mit größtem Vergnügen“ (Hellmut von Gerlach an<br />
<strong>Engels</strong>, 20. Juni 1894) annahm. In Gerlachs Darstellung erscheint es so, als ob sich die erste große,<br />
als wörtliche Rede von <strong>Engels</strong> gekennzeichnete Passage (Zeile 5–20) auf dieses erste Zusammentreffen<br />
am 22. Juni bezieht. Dem steht jedoch der Hinweis auf die Bemerkung von William Harcourt<br />
im Unterhaus (Erl. 12–17) entgegen, der im günstigsten Fall auf den 22. Juni zielt, so dass<br />
dieses Gespräch frühestens am 23. Juni gewesen sein kann. Somit wäre dieser Hinweis also eher ein<br />
Indiz dafür, dass tatsächlich mehrere Begegnungen zwischen <strong>Engels</strong> und Gerlach kurz hintereinander<br />
stattgefunden haben. Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass der vereinbarte Termin vom<br />
22. Juni doch noch sehr kurzfristig verschoben wurde und Gerlach erstmals am 23. Juni bei <strong>Engels</strong><br />
erscheinen konnte. Damit käme man auch einer Bemerkung von <strong>Engels</strong> im Brief an Karl Kautsky<br />
vom 26./27. Juni 1894 näher, in der er die Anwesenheit Gerlachs zusammen mit anderen Besuchern<br />
„seit drei Tagen“ erwähnte. <strong>Der</strong> zweite von Gerlach herausgehobene Besuch (Zeile 26–31) lässt<br />
sich ungefähr durch den angeführten Anlass – eine für die deutsche Sozialdemokratie erfolgreiche<br />
Reichstagsnachwahl – auf den Monatswechsel Juni/Juli (wahrscheinlich Sonntag, den 1. Juli) datieren;<br />
denn am 26. Juni 1894 hatte der „Vorwärts“ (Berlin) den Sieg der Sozialdemokratie im 6.<br />
schleswig-holsteinischen Wahlkreis (Pinneberg-Elmshorn) gemeldet. Möglicherweise ist eine überlieferte,<br />
von 13 Personen unterzeichnete, aber undatierte Postkarte an Natalie Liebknecht (RGASPI,<br />
Sign. f. 1. op. 1. d. 5360) diesem von Gerlach erwähnten Bierabend zuzuordnen.<br />
Über das Zustandekommen der Besuche bei <strong>Engels</strong> schrieb Gerlach in seinen „Erinnerungen…“:<br />
„Ich saß in unserm Sozialkonservativen Klub … und berichtete von meinen Plänen. Da erklärte der<br />
Major Wachs aus dem großen Generalstab, damals die strategisch-literarische Autorität für die ganze<br />
Rechtspresse: ‚Wenn Sie nach London kommen, müssen Sie unbedingt meinen Freund Friedrich<br />
<strong>Engels</strong> aufsuchen.’ … Er stehe … in freundschaftlicher Korrespondenz mit ihm, und <strong>Engels</strong> werde<br />
mich gewiß herzlich aufnehmen, wenn ich mit einem Empfehlungsbrief von ihm komme.“ (Gerlach:<br />
Erinnerungen … S. 97/98.) Ein solches Empfehlungsschreiben hatte Gerlach seiner ersten<br />
Anfrage bei <strong>Engels</strong> auch beigefügt.<br />
Auf seine Beziehung zu Otto Wachs, einem Vetter von <strong>Engels</strong>’ Arzt und gutem Bekannten Dr.<br />
Eduard Gumpert aus Manchester, ging <strong>Engels</strong> verhältnismäßig ausführlich in einem Brief an August<br />
Bebel vom 9. Februar 1893 ein. Daraus geht hervor, dass <strong>Engels</strong> Wachs vor 25 Jahren einmal<br />
bei Gumpert getroffen hatte, ihn als Offizier und Militärschriftsteller schätzte, mit seinen politischen<br />
Ansichten aber natürlich nicht übereinstimmte. Wahrscheinlich reflektierte Gerlach gerade<br />
letzteres in der Bemerkung am Anfang des Edierten Textes. Von der oben erwähnten Korrespondenz<br />
zwischen <strong>Engels</strong> und Wachs bis zum Besuch von Gerlach ist lediglich ein Brief von Wachs an<br />
<strong>Engels</strong> vom 22. Dezember 1867 überliefert. Aber es existiert der undatierte Entwurf eines Schreibens<br />
von <strong>Engels</strong> an Wachs, in dem <strong>Engels</strong> unmittelbar über Gerlachs Besuch berichtete und vor<br />
allem seine Haltung gegenüber Gerlach andeutete: „Leider legte mir unter den bestehenden Partei-<br />
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