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Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

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Parti ouvrier in der Agrarfrage analysierte <strong>Engels</strong> umfassend in dem Artikel „Die Bauernfrage in<br />

Frankreich und Deutschland“ (S. 308–327), mit dem führende Vertreter der Partei allerdings nicht<br />

einverstanden waren (S. 1177).<br />

Trotz solcher Einschränkungen gegenüber bestimmten Haltungen und Aktionen des Parti ouvrier,<br />

die <strong>Engels</strong> dem „Socialiste“ entnahm, schätzte er durchaus die Qualität der 3. Serie dieser Zeitung.<br />

Nachdem er sie eine zeitlang verfolgt hatte, schrieb er am 10. Februar 1891 an Paul Lafargue:<br />

„Le succès du Socialiste me fait bien du plaisir. Cela prouve que vos ouvriers recommencent de lire<br />

et d’avoir du goût pour autre chose que les journaux à sensation et pornographiques. Vous pouvez<br />

étre fier de ce succès c’est de très bon augure. Depuis bien des années, voilà le premier journal hebdomadaire<br />

qui couvre ses frais. Du reste il est très bien fait.“ Es gibt keine Anzeichen dafür, dass<br />

<strong>Engels</strong> in der Folgezeit von diesem Urteil über das inhaltliche Niveau der 3. Serie des „Socialiste“<br />

abgerückt wäre. Dies zeigte sich auch in der bereits erwähnten Hoffnung, dass sein Artikel „Le socialisme<br />

en Allemagne“ nicht im „Almanach du Parti ouvrier“ mit seinem „Sammelsurium of men,<br />

principles and things“ (<strong>Engels</strong> an Laura Lafargue, 2. Oktober 1891), sondern im „Socialiste“ erscheinen<br />

würde.<br />

In einer Reihe von Fällen fand diese vorwiegend indirekt zur Geltung kommende kritische Begleitung<br />

des Wirkens des Parti ouvrier und seines Zentralorgans durch <strong>Engels</strong> auch in direkterer<br />

Form ihren Niederschlag im „Socialiste“. So verwendete Paul Lafargue in seinem Leitartikel in der<br />

Nr. 36 vom 27. Mai 1891 (Ce qu’est le 1 er Mai) für die Charakterisierung Georges Benjamin<br />

Clémenceaus offensichtlich einige diesbezügliche Bemerkungen von <strong>Engels</strong> in dessen Brief an ihn<br />

vom 19. Mai 1891. Ein ähnlicher Zusammenhang besteht zwischen einigen Gesichtspunkten in der<br />

Einschätzung des Wahlsieges Lafargues in Nr. 60, 14. November 1891 (L’Élection du 8 Novembre),<br />

und <strong>Engels</strong>’ Brief an Laura Lafargue vom 9. November 1891. Sehr deutlich ist <strong>Engels</strong>’<br />

Einfluss auch in Paul Lafargues Artikel „Les Patriotes et la Question Bulgare“ (Le Socialiste. Nr.<br />

99, 14. August 1892) spürbar, in dem der Autor Positionen zum Verhältnis von Frankreich und<br />

Russland bezog, wie sie <strong>Engels</strong> zuletzt in einem Brief an Lafargue vom 22. Juli 1892 entwickelt<br />

hatte. Mit der Veröffentlichung einer Notiz über einen Beschluss der Bourse du Travail de Paris<br />

zum Kongreß der Trade Unions von Glasgow (siehe S. 887) reagierte die Redaktion wahrscheinlich<br />

auf eine entsprechende Mahnung in <strong>Engels</strong>’ Brief an Laura Lafargue vom 14. Oktober 1892 (Le<br />

Socialiste. Nr. 109, 23. Oktober 1892). Am 12. Februar 1893 hatte sich <strong>Engels</strong> gegenüber Laura Lafargue<br />

kritisch dazu geäußert, dass der Parti ouvrier den Panamaskandal viel zu wenig für die Auseinandersetzung<br />

mit dem politischen Gegner nutzte. Paul Lafargues Rede zu diesem Gegenstand in<br />

der Abgeordnetenkammer am 16. Februar kann durchaus als Reaktion auf diesen Vorwurf angesehen<br />

werden, zumal sich Lafargue verpflichtet fühlte, das bisherige Schweigen der Partei in dieser<br />

Frage zu erklären. Diese Rede, die der „Socialiste“ am 19. Februar 1893 abdruckte, fand <strong>Engels</strong>’<br />

Beifall (<strong>Engels</strong> an Paul Lafargue, 25. Februar 1892). Schließlich sei noch auf eine Notiz unter „La<br />

Semaine“ in Nr. 221, 22. Januar 1895, hingewiesen, in die sehr wahrscheinlich Gedanken von <strong>Engels</strong><br />

zu einem möglichen Staatsstreich in Deutschland aus dessen Brief an Paul Lafargue vom<br />

13/14. Januar 1895 eingegangen sind. Diese Beispiele ließen sich noch fortsetzen.<br />

Neben dem Briefwechsel mit Laura und Paul Lafargue besaß <strong>Engels</strong> auch über Charles Bonnier,<br />

der einen Großteil der Beiträge verfasste, eine Verbindung zum „Socialiste“. Da die Korrespondenz<br />

zwischen beiden aber offenbar nur sehr lückenhaft überliefert ist und überdies zwischen <strong>Engels</strong> und<br />

dem in Oxford lebenden Bonnier auch häufiger persönliche Kontakte bestanden, so ist diese Einflussnahme<br />

kaum konkret nachzuweisen. Außerdem zeigen die überlieferten Briefe von <strong>Engels</strong> an<br />

Bonnier, dass dieser oftmals Einschätzungen von <strong>Engels</strong> nicht teilte und somit das Maß des Einflusses<br />

von <strong>Engels</strong> über diesen Weg nicht allzu hoch zu veranschlagen ist.<br />

<strong>Engels</strong> versuchte auch, Einfluss auf die Auswahl der Mitarbeiter zu nehmen. Wiederholt drängte<br />

er darauf, Laura Lafargue am Blatt mitarbeiten zu lassen. Im Vorfeld der Gründung der 3. Serie<br />

schlug er Bonnier vor, Laura Lafargue für den deutschen Teil der Zeitung zu engagieren (<strong>Engels</strong> an<br />

Laura Lafargue, 8. Januar 1890), kam darauf aber zunächst nicht mehr zurück, als sich herausstellte,<br />

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