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Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

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seitdem (7. April 1895) als 4. Serie bezeichnet wurde. <strong>Engels</strong>, der diese Veränderungen einer Notiz<br />

im „Vorwärts“ (Berlin) vom 14. April 1895 entnommen hatte, äußerte sich in einer letzten von ihm<br />

überlieferten Bemerkung zum „Socialiste“ verständlicherweise etwas skeptisch zu den mit dieser<br />

Umgestaltung verknüpften Erwartungen. (<strong>Engels</strong> an Laura Lafargue, 17. April 1895.)<br />

Wie allein die Höhe der Abonnements zeigt, war der „Socialiste“ hinsichtlich seiner Wirksamkeit<br />

an Multiplikatoren gebunden. Als solche wirkten, wie schon im anderen Zusammenhang erwähnt,<br />

vor allem die regionalen Zeitungen, die wichtige Artikel und Mitteilungen des Zentralorgans<br />

übernahmen. In seinen Briefen an <strong>Engels</strong> vom 11. Januar und 7. Februar 1891 teilte Paul Lafargue<br />

mit, dass etwa ein Dutzend Provinzzeitungen die Seiten zwei bis vier des „Socialiste“ übernehmen<br />

würden. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die meisten der im „Socialiste“ erschienenen<br />

Arbeiten von <strong>Engels</strong> auch in der Lokalpresse des Parti ouvrier nachgedruckt wurden. In den<br />

Wirkungsgeschichten zu den in Frage kommenden Artikeln war es jedoch nicht möglich, dem<br />

nachzugehen. Die örtlichen Parteiorganisationen bezogen den „Socialiste“ in ihre Informations- und<br />

Bildungsarbeit ein. Darüber hinaus entnahmen auch eine Reihe führender Agitatoren der Partei, die<br />

im ganzen Lande auftraten, ihr Material dem Zentralorgan. Einen Tiefpunkt in seiner Verbreitung<br />

hatte „Le Socialiste“ offenbar im Sommer 1894. In Briefen an Paul Lafargue vom 22. August 1894<br />

und Friedrich Adolph Sorge vom 10. November 1894 beklagte sich <strong>Engels</strong>, dass er seit Februar<br />

oder März des Jahres kein Exemplar mehr zugeschickt bekommen habe, so dass er befürchtete, die<br />

Zeitung sei wieder eingegangen. (Siehe auch Antonio Labriola an <strong>Engels</strong>, 16. August 1894.) Eleanor<br />

Marx hatte ihm mündlich berichtet, dass sie den „Socialiste“ im Sommer zwar noch in Paris<br />

gesehen habe, Interessenten sich das Blatt aber direkt in der Redaktion abholen müssten. (<strong>Engels</strong> an<br />

Friedrich Adolph Sorge, 10. November 1894.)<br />

Im Ausland besaß „Le Socialiste“ besondere Bedeutung für die Madrider Zeitschrift des Partido<br />

Socialista Obrero Español, „El Socialista“, die einen großen Teil ihres Inhalts aus dem französischen<br />

„Bruderorgan“ übernahm. 109 Gestaltung, Vertriebssystem und Format des „Socialiste“ weisen<br />

bereits auf seine spezifische Funktion hin. Er war weniger für die unmittelbare Wirksamkeit unter<br />

denen gedacht, die man zu gewinnen suchte, sondern eher ein internes Parteiorgan, mit dem vor<br />

allem die ständige Verbindung zwischen dem Conseil National, den Föderationen und den Gruppen<br />

des Parti ouvrier aufrechterh<strong>alte</strong>n werden sollte. Von dieser Rolle ausgehend, nahm „Le Socialiste“<br />

zu wichtigen Fragen der Entwicklung der französischen und internationalen Arbeiterbewegung sowie<br />

zur Innen- und Außenpolitik Frankreichs Stellung. Besonders bis zur Herausgabe einer eigenen<br />

theoretischen Zeitschrift des Parti ouvrier, die in Gestalt von „L’Ère nouvelle“ ab Juli 1893 erschien<br />

und dann im Zusammenhang mit dem Erscheinen der 4. Serie durch „Le Devenir social“ abgelöst<br />

wurde, bot „Le Socialiste“ auch Raum für theoretische Erörterungen. Zu den aktuellen politischen<br />

Problemen, die über einen längeren Zeitraum in der Zeitung behandelt wurden, gehörten das Verhältnis<br />

des Parti ouvrier zu den anderen sozialistischen Strömungen in Frankreich, die Haltung zu<br />

den Gewerkschaften und zu Streiks, die Vorbereitung und Durchführung der Feiern zum 1. Mai, die<br />

Jahreskongresse des Parti ouvrier und die internationalen Arbeiterkongresse, die Agrarfrage sowie<br />

die verschiedenen Wahlkämpfe. Die Auseinandersetzung mit der Politik der herrschenden Eliten<br />

Frankreichs konzentrierte sich in dieser Zeit besonders auf den Kampf für menschenwürdigere Arbeitsbedingungen,<br />

auf Fragen des Chauvinismus und Revanchismus und der damit zusammenhängenden<br />

Annäherung des Landes an Russland sowie auf die Vorgänge, die mit dem Panamaskandal<br />

verbunden waren. Neben den Leitartikeln waren für die Standpunktbildung zu diesen Fragen die<br />

abgedruckten Reden der Abgeordneten des Parti ouvrier, vor allem Paul Lafargues, in der Nationalversammlung<br />

von Bedeutung.<br />

„Le Socialiste“ widerspiegelt das Bemühen der Führungsriege des Parti ouvrier, Marxsche Auffassungen<br />

zu verbreiten und an praktisch-politische Fragen von Positionen aus heranzugehen, die<br />

109 Siehe Santiago Castillo: Vom Kommunistischen Manifest zum Kapital . In: Pedro Ribas (Hrsg.): Verbreitung und<br />

Rezeption der Werke von Marx und <strong>Engels</strong> in Spanien. Trier 1994. S. 123–126.<br />

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