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Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

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der der Abonnenten oft nur zögernd ein. Zur besseren finanziellen Sicherstellung des Unternehmens<br />

und auch für den Aufbau einer Schriftenreihe (Bibliothèque du Parti) wurde in Nr. 14 vom 14. Januar<br />

1891 eine ständige Subskription eröffnet.<br />

Nach Claude Willard, der sich auf handschriftliche Notizen des Leiters der Pariser Bibliothèque<br />

Nationale beruft (Claude Willard: Avant-propos. In: L’Egalite – Le Socialiste. Collection complète.<br />

Vol.1. Note 40), begann die 3. Serie des „Socialiste“ mit 200 Abonnements im Jahre 1890. Danach<br />

nahm die Abonnentenzahl, die wegen des geschilderten Vertriebssystems weitgehend mit der Auflagenhöhe<br />

übereinstimmen dürfte, folgende Entwicklung: 1100 (1891), 600 (1892), 1500 (1893),<br />

1300 (1894), 1200 (1895).<br />

Die geringe Zahl von Abonnements und damit die ständige Existenzbedrohung der Zeitung hatte<br />

verschiedene Ursachen. Neben der von <strong>Engels</strong> wiederholt beklagten Geschäftsführung (siehe zum<br />

Beispiel <strong>Engels</strong> an Laura Lafargue, 17. April 1895) war das auch den begrenzten finanziellen Möglichkeiten<br />

der Adressaten geschuldet. Dies fiel um so mehr ins Gewicht, als der Parti ouvrier eine<br />

beachtliche Zahl an regionalen Blättern herausgab, die ihren überregionalen Inhalt weitgehend dem<br />

„Socialiste“ entnahmen. Hinzu kommt, dass die sozialistische Arbeiterbewegung in Frankreich sehr<br />

zersplittert war und es deshalb eine ganze Reihe von Konkurrenzzeitungen auf nationaler Ebene<br />

gab. Diese Konkurrenz verstärkte sich noch im Zusammenhang mit der Bildung einer gemeinsamen<br />

großen Fraktion aller sozialistischen Gruppierungen in der Nationalversammlung nach den Wahlen<br />

von 1893 (Erl. 241.8–10), da nun erst recht auch die Zeitungen der anderen Richtungen für die Anhänger<br />

des Parti ouvrier akzeptabler wurden. Mit Bezug auf diesen Umstand schrieb <strong>Engels</strong> am 30.<br />

Dezember 1893 an Sorge: „Die erste Folge dieser Allianz ist die daß unsre Leute die Chance so gut<br />

wie verloren haben, ein eignes Tagblatt zu bekommen. Millerands’ Petite Républ[ique] française<br />

hat diesen Platz bereits eingenommen, da wird’s schwer sein ein Konkurrenzorgan zu schaffen – die<br />

Finanzen sind schwerer zu beschaffen und die Andern würden schimpfen: das hieße die Partei sp<strong>alte</strong>n!<br />

Um so mehr als die Petite R[épublique] fr[ançaise] schlau genug ist, jeder soz. Fraktion ihre<br />

Sp<strong>alte</strong>n zu öffnen.“<br />

Die 3. Serie von „Le Socialiste“ erschien zuerst sonntags (21. September bis 14. Dezember<br />

1890), dann mittwochs (31. Dezember 1890 bis 2. September 1891; dazwischen liegt eine einzelne<br />

Donnerstags-Nummer vom 25. Dezember 1890) und ab 12. September 1891 sonnabends. Eine<br />

Nummer im Format von 30 x 40 cm umfasste vier Seiten mit je vier Sp<strong>alte</strong>n, die von Ausgabe zu<br />

Ausgabe sehr variabel gest<strong>alte</strong>t waren.<br />

Seit März 1892 gab es wiederum Überlegungen und Aktivitäten, um „Le Socialiste“ als Tageszeitung<br />

und in größerem Format herauszubringen. (Siehe <strong>Engels</strong> an Laura Lafargue, 5. März 1892,<br />

an Paul und Laura Lafargue, 27. Mai 1892; Laura Lafargue an <strong>Engels</strong>, 29. Juli 1892; Paul Lafargue<br />

an <strong>Engels</strong>, 5. Oktober 1892.) Im September 1892 waren die Verhandlungen mit den vorgesehenen,<br />

aber außerhalb der Partei stehenden Finanziers soweit gediehen, dass Ernest Ferroul, Jules Guesde<br />

und Paul Lafargue am 19. September 1892 in der Zeitung das Erscheinen des erneuerten „Socialiste“<br />

ankündigen und seine inhaltliche Ausrichtung umreißen konnten. Aber schließlich scheiterte<br />

das Projekt doch noch am Rückzug der Finanziers, die sich nicht bereiterklärten, Guesde und Lafargue<br />

die uneingeschränkte politische Führung des Blattes zu überlassen. 108 <strong>Engels</strong> kommentierte den<br />

Umstand, dass kapitalistische Investoren überhaupt in Erwägung zogen, ein sozialistisches Blatt zu<br />

finanzieren, so: „Dans tous les cas, c’est un symptôme à ne pas négliger, si ces messieurs s’aperçoivent<br />

qu’un journal socialiste est une bonne affaire. Nous sommes cotés à la Bourse! Voilà un progrès<br />

à enregistrer.” (<strong>Engels</strong> an Paul Lafargue, 22. Juli 1892.) Ein Jahr später scheiterte ein ähnliches<br />

Projekt ebenfalls. (<strong>Engels</strong> an Paul Lafargue, 13. Oktober 1893.) Wenn auch der Status als Wochenzeitung<br />

beibeh<strong>alte</strong>n wurde, so gelang es schließlich doch, im Frühjahr 1895 im Zusammenhang mit<br />

einer Reihe organisatorischer Veränderungen zumindest das Format der Zeitung zu vergrößern, die<br />

108 Paul Lafargue an Karl Kautsky, 26. Juni und 10. August 1892 – IISG, Nachlaß Karl Kautsky, Sign. DXV 93, DXV<br />

94 und Paul Lafargue an Wilhelm Liebknecht, 7. August 1892 – IISG Nachlaß Wilhelm Liebknecht, Sign. 209/44.<br />

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