15.01.2013 Aufrufe

Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Da Paul Lafargue parallel dazu Secrétaire pour l’extérieur und seit 1894 auch Secrétaire pur<br />

l’interieur war, so war er neben Guesde für den „Socialiste“ mit verantwortlich. Beide trugen auch<br />

die journalistische Hauptlast. Neben ihnen gehörten folgende Hauptmitarbeiter zur Zeitung: Charles<br />

Bonnier, Georges Edouard Crépin, Ernest Joseph Antoine Jean Fréderic Ferroul, Edouard Fortin<br />

und ein mit Dr. Z. unterzeichnender Mitarbeiter, bei dem es sich (nach brieflicher Auskunft von<br />

Claude Willard) wahrscheinlich um den Arzt Dr. Leon Greffier aus Grenoble handelt. Diese in den<br />

ersten Nummern der Zeitung ausgewiesenen Hauptmitarbeiter traten in unterschiedlichem Maße in<br />

Erscheinung. Von ihnen nahm Bonnier am nachhaltigsten Einfluss auf das Blatt. Er war ein enger<br />

Freund von Guesde, lebte in dieser Zeit in Oxford und gehörte zum näheren Bekanntenkreis von<br />

<strong>Engels</strong>. Von ihm stammen vor allem die aktuellen politischen Berichte über Großbritannien und<br />

Deutschland sowie auch Arbeiten zu theoretischen Fragen. <strong>Engels</strong> charakterisierte Bonnier gegenüber<br />

Karl Kautsky, der ihn als Korrespondenten für „Die Neue Zeit“ (Stuttgart) vorgesehen hatte,<br />

folgendermaßen: „B[onnier] ist ein kreuzbraver Kerl, aber seine deutschen Studien haben in ihm<br />

den Franzosen etwas verdorben. […] Er lebt in einer Bücherwelt, und es wird ihm schwer, Thatsachen<br />

der lebendigen Bewegung richtig gegeneinander abzuwägen. Dabei sitzt er in Oxford von aller<br />

Bewegung getrennt und hat obendrein den felsenfesten Glauben an Guesde. Guesdes Illusionen und<br />

Optimismus sind in vieler Beziehung sehr werthvoll in der Bewegung selbst […] aber zur Berichterstattung<br />

über laufende Bewegungen sind diese Eigenschaften nicht gerade geeignet. Indes wird<br />

B[onnier] bei seinem natürlichen Verstand schon allmählich abschleifen.“ (<strong>Engels</strong> an Karl Kautsky,<br />

5. September 1892.) Auch zu einer Artikelserie von Dr. Z. ist ein positives Urteil von <strong>Engels</strong> überliefert<br />

(<strong>Engels</strong> an Paul Lafargue, 31. Januar 1891). Über den angekündigten Personenkreis hinaus<br />

gehörten in den folgenden Jahren vor allem auch Gabriel Deville, Gustave Antoine Alexandre<br />

Bourson (Pseudonym: Alexandre Zévaes) und Aline Valette zu den ständigen Autoren. Neben ihnen<br />

gab es eine Vielzahl von Mitarbeitern, die für Berichte aus den einzelnen Departements Frankreichs<br />

verantwortlich waren, wobei es sich in der Regel um die Führer der lokalen Parteiorganisationen<br />

handelte. Zu ihnen gehörten unter anderen Marc Louis Alfred Delcluze für Calais, Gustav<br />

Delory für Lille und Henry Carrette für Roubaix. Als Auslandskorrespondenten hatte die Redaktion<br />

Wilhelm Liebknecht (Deutschland), Robert Bontine Cunnigham Graham (Großbritannien), Victor<br />

Adler (Österreich), Pablo Iglesias (Spanien), Eduard Anseele und Edmund van Beveren (Belgien),<br />

Georgij Plechanov (Rußland) und Niels Lorenz Petersen (Dänemark) vorgesehen. Da die Informationen<br />

aus dem Ausland in der Regel keine Unterschriften tragen, ist es allerdings nicht möglich<br />

einzuschätzen, inwieweit diese ebenfalls in den ersten Nummern angekündigten Korrespondenten<br />

tatsächlich Berichte geliefert haben. Dafür enthält die Zeitung aber Zuschriften, insbesondere Grußadressen,<br />

von führenden Persönlichkeiten der internationalen Arbeiterbewegung, zu denen die Zeitung<br />

bei Beginn der 3. Serie offenbar noch keinen offiziellen Kontakt besaß, wie zum Beispiel von<br />

Eleanor Marx (Großbritannien), Antonio Labriola (Italien), Ferdinand Domela Nieuwenhuis (Niederlande),<br />

Ion Nadejde (Rumänien) und V. Dejante (Schweiz).<br />

Die Zeitung wurde in der Parteidruckerei in Lille gedruckt, in der auch die Schriften der „Bibliothèque<br />

du Parti“ hergestellt wurden und deren Leiter Maitron Deladereere war, dem ab August<br />

1891 Georges Delory an die Seite gestellt wurde. Die Verwaltung des „Socialiste“ lag in den Händen<br />

des Pariser Administrateur du Conseil National. In dieser Funktion waren Bédier (Vorname<br />

nicht zu ermitteln; 21. September 1890 bis 2. Januar 1893), Simon <strong>Der</strong>eure (9. Januar 1892 bis 6.<br />

Oktober 1894) und Aline Valette (13. Oktober 1894 bis 25. März 1895) tätig.<br />

Die finanzielle Absicherung des Unternehmens war immer gefährdet. Die Zeitung war ohne jegliche<br />

Rücklage gegründet worden. Redaktion und Administration arbeiteten unentgeltlich. Das Blatt<br />

gelangte nicht in den öffentlichen Verkauf, sondern wurde über ein Abonnementsystem vertrieben.<br />

<strong>Der</strong> Preis betrug 6 Francs im Jahr. Bei Deckung der Kosten durch die Abonnements war vorgesehen,<br />

weitere Exemplare der Zeitung kostenlos beziehungsweise zum Selbstkostenpreis den Propagandakomitees<br />

der Partei zur Verfügung zu stellen (Les progrès du Parti ouvrier … In: Le Socialiste.<br />

Nr. 1, 21. September 1890). Wie die vielen Mahnungen in der Zeitung zeigen, kamen die Gel-<br />

54

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!