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Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

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Berichten der Parteitage (für 1892, 1893, 1894) beziehungsweise einer Übersicht der preußischen<br />

Polizei (1891, 1895) 103 entwickelte sich die Zahl der Abonnenten und der finanzielle Überschuss<br />

wie folgt:<br />

Jahr Abonnenten Überschuss in Mark<br />

1891 41.000 38.907<br />

1892 rund 37.000 39.497<br />

1893 rund 42.500 40.655<br />

1894 rund 45.000 47.505<br />

1895 50.000 55.539<br />

Da die Expedition des „Vorwärts“ nicht über ein ausgebautes Vertriebssystem für ganz Deutschland<br />

verfügte, wurde zumindest ein geringer Teil der Auflage postalisch verschickt. Nach den Angaben<br />

der preußischen Polizei entwickelte sich deren Zahl folgendermaßen: 1891: 1196, 1892: 2581,<br />

1893: 3443, 1894: 2968; 1895: 3195. Aus diesen Zahlen ist abzulesen, dass der „Vorwärts“ außerhalb<br />

Berlins nur von vergleichsweise wenigen Sozialdemokraten gelesen wurde. Allerdings wurde<br />

ein Teil der Auflage stets an andere Redaktionen verschickt, die dann häufig als wichtig angesehene<br />

Artikel für ihre Zeitung übernahmen. Wie andere führende Vertreter der internationalen Arbeiterbewegung<br />

erhielt auch <strong>Engels</strong> regelmäßig ein Exemplar der Zeitung.<br />

Sowohl an dem Verständnis, das in der deutschen Sozialdemokratie dieser Jahre von den Zielen<br />

der sozialistischen Arbeiterbewegung und den dafür zu beschreitenden Wegen und zu ergreifenden<br />

Mitteln vorherrschte, als auch an der damit einhergehenden herausgehobenen internationalen Stellung<br />

der SPD hatte der „Vorwärts“ ohne Zweifel einen beträchtlichen Anteil. Dies war eng mit dem<br />

Wirken von Liebknecht als Chefredakteur verbunden, der dafür auch sein internationales Ansehen<br />

und seine internationalen Verbindungen in den Dienst der Zeitung stellen konnte. Gegenüber solchen<br />

sozialdemokratischen Zeitungen wie dem „Hamburger Echo“ oder der ab 1. Oktober 1894<br />

erscheinenden „Leipziger Volkszeitung“ konnte der „Vorwärts“ seine Rolle als „Zentralorgan“ jedoch<br />

kaum deutlich machen. Sehr nachdrücklich hat das Bruno Schoenlank, nachdem er aus der<br />

„Vorwärts“-Redaktion ausgeschieden war, zum Ausdruck gebracht. In seiner Rede innerhalb der<br />

Debatte über den „Vorwärts“ auf dem Kölner Parteitag der SPD 1893 führte er, abgesehen von den<br />

bereits erwähnten personellen Engpässen aus: „<strong>Der</strong> ‘Vorwärts’ liefert nicht die genügende politische<br />

Information; aus dem Zentralorgan der Partei soll sich aber jeder Genosse vollständig unterrichten<br />

können, ohne auf bürgerliche Blätter angewiesen zu sein. Mehrfach sind sogar Provinzialparteiblätter<br />

dem ‘Vorwärts’ in dieser Hinsicht weit voraus.“ (Protokoll über die Verhandlungen des<br />

Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands … 1893. S. 115.) Und im Rückblick aus<br />

dem Jahre 1905 sah Adolf Braun den Vorzug des „Vorwärts“ gegenüber anderen Parteiblättern vor<br />

allem in seiner Stellung als in Berlin erscheinende Zeitung begründet. Daraus ergäben sich eine<br />

„ständige Fühlung mit den Parteiführern“ und die Möglichkeit, Veröffentlichungen des Parteivorstandes<br />

früher abzudrucken. Und „wegen der größeren Abonnentenzahl und des stärkeren Inseratenstandes“<br />

könne er „mehr Aufwendungen machen als die sozialdemokratischen Provinzblätter“.<br />

Dagegen habe das Zentralorgan „eine leitende Stellung in allen Parteifragen und in allen sonst mit<br />

der Arbeiterbewegung zusammenhängenden Gegenständen […] tatsächlich nie gehabt“. 104<br />

Da <strong>Engels</strong> in der deutschen Sozialdemokratie und ihrer Wählerschaft „den entscheidenden ‚Gewalthaufen’<br />

der internationalen proletarischen Armee“ sah (S. 348.), stellte er an das Zentralorgan<br />

103 Landesarchiv Berlin. Verzeichnis der in Berlin erscheinenden politischen Zeitungen und Zeitschriften. A Pr. Br.<br />

Rep. 030. Nr. 14412, Bl. 296 und Nr. 14414, Bl. 84.<br />

104 Adolf Braun: Des Volkes Woche. In: Fränkische Tagespost. Nürnberg. 16. September 1905. Zitiert nach Fasel: Dr.<br />

Adolf Braun … S. 42.<br />

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