15.01.2013 Aufrufe

Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nicht vor der Veröffentlichung gelesen hatte (<strong>Engels</strong> an Karl Kautsky, 12. August 1892), war er<br />

doch über das Vorhaben von Eleanor Marx, dieses Thema für die „Neue Zeit“ zu behandeln, informiert<br />

(<strong>Engels</strong> an Eduard Bernstein, 14. Juli 1892) und gab ihr vermutlich diesbezügliche Hinweise.<br />

Dafür spricht der Umstand, dass in das Manuskript des Artikels nachträglich zwei Passagen über<br />

die Rolle der Fabian Society und der Social Democratic Federation eingefügt worden sind (Karl<br />

Kautsky an <strong>Engels</strong>, 31. August 1892). Gerade auf diese Passagen (die in der Veröffentlichung weggelassen<br />

wurden), legte <strong>Engels</strong> großen Wert (<strong>Engels</strong> an Karl Kautsky, 12. August und 4. September<br />

1892). Auch die Tatsache, dass <strong>Engels</strong> – als ihm Kautsky am 8. August 1892 von notwendigen redaktionellen<br />

Kürzungen dieses Artikels schrieb – im Nachhinein den Druck mit dem Manuskript<br />

verglich (<strong>Engels</strong> an Karl Kautsky, 12. August 1892), belegt <strong>Engels</strong>’ Anteilnahme an dem Beitrag.<br />

Eine ähnliche Sachlage liegt bei Bebels Artikel „Ein internationaler Kongreß für den Achtstundentag“<br />

(Die Neue Zeit. Jg. 11. 1892–1893. Bd. 1. S. 38–42) vor. (Siehe dazu S. 889/890.)<br />

Ein weiteres Zeugnis für die Wirksamkeit von Hinweisen und Ratschlägen von <strong>Engels</strong> ist Mehrings<br />

Aufsatz „Zur historisch-materialistischen Methode“ (Die Neue Zeit. Jg. 11. 1892–1893. Bd. 2.<br />

S. 142–148 und S. 170–175). In ihm setzte sich der Autor unter anderem mit der Umdeutung der<br />

materialistischen Geschichtsauffassung durch Paul Ernst auseinander und griff dabei fast wörtlich<br />

auf die von <strong>Engels</strong> im Brief an Mehring vom 14. Juli 1893 entwickelte Argumentation zur „Wechselwirkung“<br />

der „ökonomischen Grundthatsachen“ mit den „politischen, rechtlichen und sonstigen<br />

ideologischen Vorstellungen“ und den „durch diese Vorstellungen vermittelten Handlungen“ zurück,<br />

allerdings ohne diesen Bezug auf <strong>Engels</strong> kenntlich zu machen. (Ebenda. S. 175.)<br />

Neben diesen eher indirekten Formen der Einflussnahme realisierte sich <strong>Engels</strong>’ Anteil an der<br />

inhaltlichen Gestaltung der „Neuen Zeit“ direkt und unmittelbar über seine in dieser Zeitschrift veröffentlichten<br />

Beiträge, die im vorliegenden Band ediert und auf die in den entsprechenden Textgeschichten<br />

sowie in der Einführung näher eingegangen wird. 96<br />

<strong>Engels</strong>’ Einleitungen zu Marx’ „<strong>Der</strong> Bürgerkrieg in Frankreich“ (S. 3–16), zur englischen Ausgabe<br />

von „Die Entwicklung des Sozialismus …“ („Über historischen Materialismus“ – S. 130–148)<br />

sowie zu Marx’ „Die Klassenkämpfe in Frankreich …“ (S. 330–351) stellen nicht nur knappe und<br />

aktualitätsbezogene Einführungen in die entsprechenden Werke dar, sondern besitzen darüber hinaus<br />

eigenständige Bedeutung. Sie g<strong>alte</strong>n den marxistischen Theoretikern und Politikern in der deutschen<br />

und internationalen Arbeiterbewegung als Beispiele einer aktuellen Anwendung und auch<br />

punktuellen Weiterentwicklung ihres theoretischen Rüstzeugs, als ein Reservoir von Argumenten,<br />

auf das sie in der Auseinandersetzung um Wirkkraft und Reichweite des historischen Materialismus<br />

zurückgreifen konnten, und als Orientierung für den von ihnen verfolgten Weg zur Eroberung der<br />

politischen Macht.<br />

Vordringliche parteipolitische Fragen der SPD erörterte <strong>Engels</strong> insbesondere in den beiden Artikeln<br />

„<strong>Der</strong> Sozialismus in Deutschland“ (S. 88–100) und „Die Bauernfrage in Frankreich und<br />

Deutschland“ (S. 308–327), in denen er auseinandersetzte, wie sich die deutschen Arbeiter im Falle<br />

eines Krieges von Frankreich und Russland gegen Deutschland verh<strong>alte</strong>n müssten, und Vorstellungen<br />

entwickelte, wie die Sozialdemokratie einen Zugang vor allem zu den Kleinbauern finden könne.<br />

Weiterhin veröffentlichte <strong>Engels</strong> in der „Neuen Zeit“ Arbeiten, in denen er die materialistische<br />

Geschichtsauffassung zur Verallgemeinerung eines umfangreichen einzelwissenschaftlichen Materials<br />

anwendete, dem Leser den aktuelle Stand der Diskussion nahe brachte und auf für ihn noch<br />

offene Forschungsfragen hinwies. Dies erfolgte unter anderem in den Artikeln „Zur Urgeschichte<br />

der Familie. (Bachofen. McLennan. Morgan.)“ (S. 30–40), „Ein neuentdeckter Fall von Gruppenehe“<br />

(S. 189–192) sowie „Zur Geschichte des Urchristentums“ (S. 277–299).<br />

96 Ein Überblick für die Jahre von 1885 an bei Till Schelz-Brandenburg: Die Neue Zeit als Publikationsforum für<br />

Schriften von Marx und <strong>Engels</strong> – eine Skizze. In: Bürgerliche Gesellschaft – Idee und Wirklichkeit. Festschrift für<br />

Manfred Hahn. Hrsg. von Eva Schöck-Quinterus. Berlin 2004. S. 95–105.<br />

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!