Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
Der alte Engels - Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
tei Deutschlands … 1896. S. 105). In einem Brief an Bernstein vom 24. April 1896 bezifferte<br />
Kautsky sie auf 4500 (IISG. Nachlaß Kautsky. Sign. C126).<br />
Die Wirksamkeit der Zeitschrift reichte jedoch über die unmittelbare Zahl ihrer Abonnenten hinaus.<br />
Zum einen sorgten damals übliche Gruppenabonnements beziehungsweise die Weitergabe der<br />
einzelnen Hefte für ihre weitere Verbreitung, zum anderen die Nachdrucke verschiedener Artikel,<br />
darunter auch der Aufsätze von <strong>Engels</strong>, in den theoretischen Zeitschriften der internationalen Sozialdemokratie<br />
sowie teilweise in der deutschen Arbeiterpresse. Darüber hinaus trugen diese Presseorgane<br />
häufig durch die Annoncierung des Inhalts der neu erscheinenden Hefte der „Neuen Zeit“ zu<br />
deren Popularisierung bei, so unter anderem der „Vorwärts. Berliner Volksblatt“, das „Hamburger<br />
Echo“, „<strong>Der</strong> Wähler“ (Leipzig), die „Arbeiter-Zeitung“ (Wien), die „Arbeiterpresse“ (Budapest),<br />
„La Revue Socialiste“ (Paris), „L’Ere nouvelle“ (Paris) und „The Review of Reviews“ (London).<br />
Die Herausgabe der „Neuen Zeit“ als Wochenschrift ging mit einer Erweiterung sowohl ihres<br />
Mitarbeiterkreises als auch ihres inhaltlichen Spektrums einher. Bei der Klärung der damit verbundenen<br />
Fragen avancierte <strong>Engels</strong> zum wichtigsten Ratgeber für Kautsky.<br />
<strong>Engels</strong> selbst gehörte seit 1885 zu den ständigen Mitarbeitern der „Neuen Zeit“ und erhielt das<br />
bei dieser Zeitschrift allgemein übliche Honorar von 5 Mark pro Seite (<strong>Engels</strong> an Friedrich Adolph<br />
Sorge, 26. November 1890). Seine Mitarbeit hatte er von zwei Bedingungen abhängig gemacht, die<br />
seiner publizistischen Tätigkeit generell zugrunde lagen: Zum einen erlaubte er keinerlei Änderungen<br />
an seinen Artikeln ohne ausdrückliche Zustimmung; zum anderen sollten anfallende Honorare<br />
der Parteikasse zugute kommen (<strong>Engels</strong> an Wilhelm Liebknecht, 7. Oktober 1890). Ab Januar 1892<br />
wurde der zweite Punkt noch modifiziert. Nach einer Vereinbarung mit <strong>Engels</strong> übermittelte Dietz<br />
von nun an die Honorare für alle in seinem Verlag veröffentlichten Arbeiten von <strong>Engels</strong>, einschließlich<br />
der „Neuen Zeit“-Artikel, an Victor Adler (siehe <strong>Engels</strong> an Karl Kautsky, 26. Januar 1892, an<br />
Victor Adler, 19. Februar und 19. Mai 1892).<br />
Auf Bitte von Kautsky unterstützte <strong>Engels</strong> die Redaktion bei der Gewinnung von neuen Mitarbeitern,<br />
wie zum Beispiel im Falle von Sorge (Karl Kautsky an <strong>Engels</strong>, 3. Juli 1890; <strong>Engels</strong> an Karl<br />
Kautsky, 5. August 1890, an Friedrich Adolph Sorge, 27. August 1890) und Charles Bonnier (Karl<br />
Kautsky an <strong>Engels</strong>, 31. August 1892; <strong>Engels</strong> an Karl Kautsky, 5. September 1892). Auch bei der<br />
Suche nach einem geeigneten Mitredakteur stand Kautsky im Gedankenaustausch mit <strong>Engels</strong>. In<br />
seinen Briefen an ihn erwog er unter anderem Adolf Braun, Richard Fischer, Clara Zetkin sowie<br />
Conrad Schmidt (Karl Kautsky an <strong>Engels</strong>, 8. September 1890 und 5. April 1891; <strong>Engels</strong> an Karl<br />
Kautsky, 18. September 1890 und 30. April 1891). Die Bemühungen blieben zunächst jedoch ergebnislos.<br />
Am 1. Juni 1891 aber trat Franz Mehring in die Redaktion der „Neuen Zeit“ ein. Er übernahm<br />
den „Berliner Brief“, den aktuellen politischen Leitartikel, in dem meist ein „Ereignis der Woche“<br />
aus marxistischer Sicht analysiert wurde, oft unter direkter Bezugnahme auf Werke von Marx und<br />
<strong>Engels</strong>. Diese Beiträge von Mehring rühmte <strong>Engels</strong> als „vorzügliche Arbeiten“ (<strong>Engels</strong> an Franz<br />
Mehring, 28. September 1892; siehe auch <strong>Engels</strong> an August Bebel, 16. März 1892 und an Karl<br />
Kautsky, 1. Juni 1893).<br />
Mit den auf jeweils Mittwoch datierten Leitartikeln kann auch der Herausgabetermin der einzelnen<br />
Hefte der „Neuen Zeit“ genauer bestimmt werden. Da ihre Veröffentlichung cirka acht Tage<br />
nach der Übersendung an Kautsky erfolgte (siehe Karl Kautsky an August Bebel, [Ende November<br />
1892]. In: Bebel-Kautsky-Briefwechsel. S. 81), erschien die jeweilige Nummer in der auf die Leitartikeldatierung<br />
folgenden Woche, und zwar möglicherweise am Freitag. (Beispielsweise enthält<br />
das erste Oktoberheft des zehnten Jahrgangs einen „Berliner Brief“ vom 21. September 1891.)<br />
Zu den ständigen Mitarbeitern der Zeitschrift gehörten neben <strong>Engels</strong> und Franz Mehring Eduard<br />
Bernstein, Paul Lafargue, August Bebel, Max Schippel, Friedrich Adolph Sorge sowie – allerdings<br />
mit relativ geringem Anteil – Wilhelm Liebknecht.<br />
Neben den ständigen Autoren veröffentlichte eine große Anzahl von freien Mitarbeitern Beiträge<br />
in der „Neuen Zeit“, darunter Georgij Plechanov, Conrad Schmidt, Paul Axelrod, Heinrich Cunow,<br />
37