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Einrichtung einer Kommunalen ... - Stadt Emden

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Almut Bungenstock<br />

„<strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> kommunalen<br />

Gesundheitsberichterstattung<br />

in der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong>“<br />

– Dokumentation und Evaluation der Implementierung <strong>einer</strong><br />

kommunalen Gesundheitsberichterstattung im Sinne von New Public<br />

Health an einem niedersächsischen Gesundheitsamt –


Abschlussarbeit im Masterstudiengang:<br />

„Praxisorientierte interdisziplinäre Gesundheitswissenschaften“ (Public Health)<br />

Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven<br />

GutachterInnen: Prof. Dr. Frauke Koppelin, Prof. Dr. Heinz-Alex Schaub<br />

August 2005<br />

Abdruck und Auszüge bitte nur mit Quellenangabe<br />

II


Inhalt<br />

Seite<br />

1 Einführung _______________________________________________ 1<br />

2 Theoretische Grundlagen____________________________________5<br />

2.1 Krise im Gesundheitssektor____________________________________5<br />

2.2 Ursachen der Krise __________________________________________6<br />

2.3 Lösungsansätze _____________________________________________8<br />

2.3.1 Die Weltgesundheitskonferenzen der WHO _______________________9<br />

2.3.2 Von Old zu New Public Health ________________________________ 11<br />

2.3.3 Der Wandel im Gesundheitsverständnis _________________________ 12<br />

2.3.4 Das Konzept der Gesundheitsförderung _________________________ 15<br />

2.3.5 Gesundheitsförderung in Deutschland___________________________ 15<br />

2.4 Wege aus der Krise _________________________________________ 18<br />

2.4.1 Verbesserungen durch überregionale Gesundheitspolitik? ____________ 19<br />

2.4.2 Regionale Gesundheitspolitik als Antwort? _______________________ 19<br />

2.5 Gesundheitsberichterstattung - Instrument der Gesundheitspolitik _____ 21<br />

2.5.1 Geschichte der Gesundheitsberichterstattung _____________________ 22<br />

2.5.2 Handlungsfelder der Gesundheitsberichterstattung _________________ 23<br />

2.5.3 KGBE als Instrument <strong>einer</strong> regionalen Gesundheitsplanung __________ 26<br />

2.5.4 Verortung der KGBE im Gesundheitsamt________________________ 30<br />

2.5.5 Gesundheitskonferenzen _____________________________________ 31<br />

3 Studiendesign ____________________________________________ 35<br />

3.1 Entwicklung der Fragestellung_________________________________ 35<br />

3.2 Hypothesenbildung _________________________________________ 37<br />

3.3 Zielgruppen _______________________________________________ 38<br />

4 Methodik ________________________________________________ 39<br />

4.1 Evaluation als Methode zur Bewertung und Qualitätssicherung________ 39<br />

4.1.1 Begriffe __________________________________________________ 39<br />

4.2 Umsetzung der Methode _____________________________________ 40<br />

4.3 Durchführung des Arbeitsvorhabens ____________________________ 42<br />

5 Ergebnisse _______________________________________________ 46<br />

5.1 Phasen des Implementierungsprozesses__________________________ 46<br />

5.2 Bausteine des Implementierungsprozesses ________________________ 55<br />

5.3 Unvorhergesehene Ergebnisse /Nebeneffekte_____________________ 63<br />

6 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse _____________ 65<br />

7 Anhang__________________________________________________ 74<br />

8 Quellenverzeichnis ________________________________________ 88<br />

III


Verzeichnis der Abbildungen<br />

Seite<br />

Abb.: 1 Aktionskreis Gesundheit..........................................................................28<br />

Abb.: 2 Strukturbeispiel <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz .........................................32<br />

Abb.: 3 Auszüge aus dem Projekttagebuch ......................................................... 41<br />

Abb.: 4 Auszüge aus der Informationssammlung ...............................................43<br />

Abb.: 5 Studienübersicht: Evaluation der Implementierung <strong>einer</strong> KGBE an<br />

einem niedersächsischen Gesundheitsamt ..............................................45<br />

Abb.: 6 Phasen des Implementierungsprozesses mit kennzeichnenden<br />

Aktivitäten.................................................................................................47<br />

Abb.: 7 Auszug aus: Protokoll des Runden Tisches Gesundheit ........................50<br />

Abb.: 8 Auswertung der Umfrage zur KGBE, Punkt II, 2. “Bewertung der<br />

KGBE durch AkteurInnen des kommunalen<br />

Gesundheitswesens” ................................................................................52<br />

Abb.: 9 Tagesordnungspunkte der Veranstaltung zur Vorstellung des<br />

Gesundheitsberichtes ...............................................................................54<br />

Hinweis: Das in dieser Arbeit verwendete große „I“ kennzeichnet weiblich-männlich<br />

gemischte Personengruppen. Es wurde der besseren Lesbarkeit wegen anstelle der<br />

jeweils männlichen und weiblichen Form gewählt.<br />

IV


1 Einführung<br />

Kapitel 1 – Einführung<br />

Unser Gesundheitssystem ist in <strong>einer</strong> Krise. Es scheint, als wäre ein umfassen-<br />

des und ausreichendes gesundheitliches Versorgungsangebot für alle Bevölke-<br />

rungsgruppen angesichts steigender Kosten bei immer knapper werdenden<br />

öffentlichen Kassen in Zukunft nicht mehr finanzierbar.<br />

Die naheliegende Lösung durch reine Sparmaßnahmen beinhaltet die Gefahr,<br />

dass an „falschen“ Stellen gekürzt und damit wenig Effektivität erzielt wird,<br />

dass ungerechte Verteilungen von Gesundheitsleistungen verstärkt und / oder<br />

Verschlechterungen ihrer Qualität verursacht werden und im Endeffekt diese<br />

Faktoren sich negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken.<br />

Die Gesundheitswissenschaften (Public Health), in deren Rahmen sich diese<br />

Arbeit bewegt, nähern sich dem Problem in differenzierter Art und Weise.<br />

Durch die Vereinigung multidisziplinärer Zugänge (Ökonomie, Epidemiologie,<br />

Medizin, Sozialarbeit usw.) erreichen sie einen besonders hohen Komplexitäts-<br />

grad, der neue Sicht- und Handlungsmöglichkeiten zur Verminderung der<br />

Missstände eröffnet (Schwartz et al. 2000, Waller 1996, Hurrelmann & Laaser<br />

2003). Hierbei werden folgende Maßgaben deutlich:<br />

• Es ist unerlässlich, neben der Effizienz die Qualität im Gesundheits-<br />

wesen zu fördern.<br />

• Um zielstrebig und transparent Verbesserungen zu initiieren, ist es er-<br />

forderlich, explizite und verbindliche Gesundheitsziele auf Seiten der<br />

Gesundheitspolitik zu formulieren.<br />

• Als Grundlage hierzu müssen aussagekräftige Gesundheitsdaten be-<br />

reitgestellt und die erforderlichen Maßnahmen sowie ihre Wirksamkeit<br />

fortwährend evaluiert werden.<br />

Zur Zeit werden diese Erkenntnisse aus der Public-Health-Forschung noch<br />

nicht ausreichend einbezogen. Dort, wo sie umgesetzt werden, findet dies oft<br />

auf <strong>einer</strong> sehr hohen, eher abstrakten Ebene statt (z. B. in Gutachten des Sach-<br />

1


Kapitel 1 – Einführung<br />

verständigenrates [Sachverständigenrat 1987]), so dass die Bevölkerung kaum<br />

direkt davon profitiert.<br />

Einen direkten Weg zur Verbesserung der Gesundheit / Gesundheitsversor-<br />

gung der Bevölkerung stellt dagegen die Kommunale Gesundheitsberichtser-<br />

stattung (KGBE) dar. Sie befasst sich mit Bedarfen, Inanspruchnahmen, Ver-<br />

sorgungsstrukturen und finanziellen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung<br />

der Gemeinde, sie bewertet die aktuelle Lage, formuliert Gesundheitsziele,<br />

schlägt Maßnahmen vor, evaluiert diese und erfüllt damit direkt die Public-<br />

Health-Aufgaben, die in den oben genannten Handlungsvorgaben deutlich<br />

werden.<br />

Die besonderen Vorteile der KGBE sind, dass sie dort ansetzt, wo regional-<br />

spezifische Probleme mit der Gesundheit oder der Gesundheitsversorgung<br />

entstehen, und dass sie durch ihren örtlichen Bezug <strong>einer</strong>seits in der Lage ist,<br />

passgenaue Lösungen zu finden und andererseits diese durch die Kleinräumig-<br />

keit schnell umsetzen kann. Hier ist sie zentralistischen Maßnahmen wie z.B.<br />

denen des Bundes überlegen (von Ferber & Brandenburg 1991).<br />

Würde KGBE flächendeckend etabliert, könnte über lokale Verbesserungen<br />

hinaus ein Bottom-Up-Prozess für die Gesundheitsberichterstattung in Gang<br />

gesetzt werden: Ausgehend von <strong>einer</strong> breiten Basis könnten systematisch und<br />

zielgerichtet Veränderungen im gesamten Versorgungsgeschehen erreicht wer-<br />

den (Brand & Schmacke 2000, Schräder et al 1986, Brandenburg & Schäfer<br />

1990). Mindestens jedoch würde die Datenlage im Gesundheitsbereich erheb-<br />

lich verbessert.<br />

Wie bei der Einführung eines jeden neuen Instrumentes sind auch für die Ein-<br />

richtung <strong>einer</strong> KGBE in der Gemeinde bestimmte Rahmenbedingungen Vor-<br />

aussetzung.<br />

2


Kapitel 1 – Einführung<br />

Die vorliegende Arbeit beschreibt und evaluiert den Prozess der Implementie-<br />

rung <strong>einer</strong> KGBE an einem Gesundheitsamt in <strong>einer</strong> niedersächsischen und<br />

kreisfreien <strong>Stadt</strong>.<br />

Als zentrales Element in Bezug auf die Rahmenbedingungen stellte sich dabei<br />

zunächst nachstehende Leitfrage:<br />

Ist der Aufbau <strong>einer</strong> KGBE im Sinne von New Public Health in<br />

<strong>einer</strong> Kommune überhaupt möglich, wenn diese, wie in Nieder-<br />

sachsen, nicht per Gesetz dazu verpflichtet ist?<br />

Hieraus ergaben sich folgende weitere Fragen:<br />

• Welche Voraussetzungen müssen unter diesen Umständen zu<br />

ihrer Implementierung erfüllt sein?<br />

• Welche Personen oder Institutionen sind einzubeziehen?<br />

• Welche Schritte sind im einzelnen zur Verankerung sinnvoll<br />

und notwendig?<br />

Diese Fragen wurden wie folgt bearbeitet:<br />

Zunächst wird ein tieferer Einblick in die Zusammenhänge und den Stellen-<br />

wert kommunaler Gesundheitsberichterstattung gegeben. Das geschieht im<br />

Kapitel Theoretische Grundlagen durch die Darstellung des aktuellen For-<br />

schungsstandes zum Gesundheitsverständnis, der Verortung der KGBE inner-<br />

halb von Public Health und Gesundheitsplanung, ihrer Geschichte und ihrer<br />

Handlungsebenen.<br />

Es erfolgt eine weitere Konkretisierung der Fragestellungen unter der Über-<br />

schrift Studiendesign.<br />

Im Abschnitt Methodik wird die Evaluation als Methode zur Bewertung und<br />

Qualitätssicherung im Gesundheitsbereich vorgestellt und ihre konkrete Um-<br />

setzung für diese Arbeit dargelegt.<br />

3


Kapitel 1 – Einführung<br />

Im Kapitel Ergebnisse werden diese detailliert und praxisnah beschrieben<br />

sowie in der darauffolgenden Diskussion in einen größeren Zusammenhang<br />

gestellt und weiterführende Handlungsansätze angesprochen.<br />

Die vorliegende Untersuchung hat Relevanz für Kommunalpolitik und<br />

-verwaltung auf der Suche nach innovativen Methoden, um den Einschrän-<br />

kungen im kommunalen Gesundheitsbereich entgegenzuwirken. Wenn Hand-<br />

lungsbetonung erwünscht ist, konkrete Verbesserungen schnell erreicht und<br />

auf die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung direkt eingegangen werden<br />

soll, kann diese wissenschaftlich fundierte Studie zur Orientierung genutzt<br />

werden und die Beschreibung des vorgestellten Implementierungsprozesses im<br />

Sinne eines Leitfadens zum ressourcenschonenden Aufbau <strong>einer</strong> eigenen<br />

KGBE.<br />

4


2 Theoretische Grundlagen<br />

Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Im Folgenden wird der aktuelle Stand von Theorie und Empirie in Bezug auf<br />

Kommunale Gesundheitsberichterstattung und ihren Hintergrund dargestellt.<br />

Diese Erörterungen bilden gleichzeitig den Rahmen und größeren Zusammen-<br />

hang der vorliegenden Studie.<br />

Neben der Auseinandersetzung mit Ursachen der Krise im Gesundheitswesen<br />

und Lösungsansätzen hierzu wird der Paradigmenwechsel in der Krankheits-<br />

entstehung beschrieben sowie ein Einblick in Public Health (PH) als Grundla-<br />

ge der Gesundheitsberichterstattung (GBE) gegeben. Die Geschichte der GBE<br />

wird angerissen, gefolgt von der Darstellung der Ebenen, auf denen GBE statt-<br />

findet. Anschließend werden Rolle und Aufgaben der KGBE aus der beste-<br />

henden Problematik hergeleitet und die Vorteile ihrer Verortung im Gesund-<br />

heitsamt dargelegt.<br />

2.1 Krise im Gesundheitssektor<br />

Alle Gesundheitssysteme der industrialisierten Länder befinden sich in <strong>einer</strong><br />

äußerst schwierigen Situation: der finanzielle Druck im Gesundheitswesen<br />

steht in negativer Wechselwirkung mit der rückläufigen nationalen Produktivi-<br />

tät und dem Druck auf die Beschäftigten, durch Kosteneinsparungen zur glo-<br />

balen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Die Bevölkerungsalterung jedoch, der<br />

ansteigende Einsatz von Hochtechnologien in der Medizin und die garantierte<br />

Bezahlung von Gesundheitsleistungen lassen die Gesundheitskosten immer<br />

noch steigen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, Brenner<br />

1997, Schwartz 2000).<br />

Seit Jahren schon werden die „Kostenexplosion“ im Gesundheitswesen und<br />

die Notwendigkeit von „Kostendämpfung“ diskutiert. Bezogen auf die Situati-<br />

on in Deutschland beschreibt beispielsweise Murswieck 1992 detailliert die<br />

Lage und beklagt die (teilweise unnötigen) hohen Kosten durch:<br />

5


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

• die Überversorgung mit ÄrztInnen und Pflegepersonal,<br />

• den medizinisch-technischen Fortschritt, der mit zunehmender Spezia-<br />

lisierung und Expansion technischer Leistungen einhergeht,<br />

• den Morbiditätswandel, d.h. die Veränderung der Krankheitsarten-<br />

struktur hin zum verstärkten Auftreten chronischer Krankheiten, deren<br />

Behandlung im vorhandenen System zuviel Geld kostet,<br />

• den Anstieg der realen Ausgaben für medizinische Forschung im Be-<br />

reich chronischer Krankheiten, der kaum zu <strong>einer</strong> Verbesserung der<br />

Morbiditätsrate führt<br />

• die Altersstruktur der Bevölkerung und die infolgedessen erhöhte Pfle-<br />

gebedürftigkeit,<br />

• die mangelhafte Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung,<br />

was beispielsweise zu etlichen Mehrfachuntersuchungen führt (z.B. von<br />

HausärztIn, FachärztIn und Krankenhaus),<br />

• das Ungleichgewicht von Prävention und Kuration, als deren Folge die<br />

Behandlung oft erst nach Manifestation <strong>einer</strong> Krankheit einsetzt,<br />

• die Struktur der gesetzlichen Krankenversicherung, vor allem die man-<br />

gelhafte Transparenz der Finanzierungs- und Vergütungssysteme (Ein-<br />

zelleistungsvergütung und Form der Krankenhausfinanzierung)<br />

2.2 Ursachen der Krise<br />

(Murswieck 1992).<br />

Die Frage, wie es zu dieser Situation kommen konnte, wird von verschiedenen<br />

AkteurInnen im Gesundheitswesen je nach Interessenlage unterschiedlich be-<br />

antwortet.<br />

Die Politik z.B. setzt in erster Linie auf Kürzungen und Sparmaßnahmen. Da-<br />

bei ist ihr eine gesundheitsökonomische Sichtweise fremd, aus der die Finan-<br />

zierungsprobleme entweder durch eine sinnvollere Nutzung der vorhandenen<br />

Ressourcen oder durch eine Allokation der zugewiesenen Mittel nach rationa-<br />

len Kriterien statt durch reine Kostenbegrenzungen zu bewältigen wären (von<br />

6


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

der Schulenburg & Gr<strong>einer</strong> 2000). Durch ihre Fixierung auf das „Kostenprob-<br />

lem“ der medizinischen Versorgung werden die Missstände gefördert,<br />

„während zentrale Fragen ihrer Wirksamkeit und Angemessenheit,<br />

ihrer sozialen Verteilung, der Humanität zwar zuweilen in<br />

Reden angesprochen werden, aber kaum Gegenstand politischen<br />

Bemühens sind“ (Braun et al. 1998: 10).<br />

Prinzipiell sind Versuche zur Kostendämpfung nicht falsch angesichts des Um-<br />

fanges, den die Ausgaben annehmen. Durch eine einseitige Orientierung an der<br />

Einsparung von Kosten findet aber keine Lösung, sondern nur eine Reduzie-<br />

rung der Problemlage statt. Dies ist auch die Ansicht von Dietze, der z. B. über<br />

das Gesundheitsreformgesetz (GRG) schreibt:<br />

„Fachleute sind überwiegend der Auffassung, dass die Kostenexplosion<br />

im Gesundheitswesen durch das GRG nur etwas<br />

aufgehalten worden ist; die Strukturen und damit wesentliche<br />

Besitzverhältnisse insbesondere von Pharma-Industrie, Ärzteschaft<br />

und Krankenhaus-Betreibern sind im Prinzip unverändert<br />

geblieben“ (Dietze 1992: 826).<br />

Auch die dem GRG folgenden Gesundheitsreformgesetze haben keine ande-<br />

ren Ergebnisse und damit eine Verbesserung der Situation gebracht. Bei der<br />

Kostendämpfung handelt es sich somit um eine bloße Symptombekämpfung.<br />

Dass diese langfristig nicht ausreicht, ist in medizinkritischen Kreisen längst<br />

Konsens.<br />

Es geht statt dessen um eine differenziertere Sichtweise, die die Krise im Ge-<br />

sundheitswesen nicht auf Geldfragen reduziert, sondern bei den dahinter lie-<br />

genden Problemen ansetzt.<br />

Der „Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen“,<br />

der jährliche Gutachten zur Analyse des Gesundheitswesens erarbeitet, kriti-<br />

siert beispielsweise, dass „keine klaren konzeptionellen Vorstellungen über die<br />

gesamte Gesundheitsversorgung, ihre Teilbereiche sowie deren Verzahnung<br />

7


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

untereinander“ existieren (Alber & Bernardi-Schenkluhn 1992: 145),<br />

denn „[...] die Betrachtung des Gesundheitswesens erfolgt nicht über die ein-<br />

zelnen Teile hinaus“ (Müller 1992: 835).<br />

Von SozialmedizinerInnen wird besonders auf die einseitige naturwissenschaft-<br />

liche Orientierung der Medizin als Grund für die Krise und, im Zusammen-<br />

hang mit der Kritik an mangelhafter Krankheitsvorbeugung, auf das Fehlen<br />

eines „therapeutisch überzeugenden Konzepts zur Verhaltensbeeinflussung“<br />

hingewiesen (Schaper 1992: 817). Insgesamt würden die eigentlichen Ursachen<br />

von Krankheit ausgeblendet. Diese Einschätzung deutet ebenfalls auf grund-<br />

sätzlichere Problemlagen hin.<br />

Zusammengefasst vertreten Fachleute die Meinung, dass insgesamt die hohen<br />

Kosten genauso wie die teilweise mangelhafte Qualität der Gesundheitsversor-<br />

gung durch ungenaue Zielformulierungen, fehlende Qualitäts- und Wirtschaft-<br />

lichkeitskontrollen sowie mangelhafte Steuerungsmechanismen verursacht<br />

wurden. Auch Effizienz und Effektivität wurden und werden nicht genügend<br />

kontrolliert und analysiert.<br />

Die gesamte Problematik führt dazu, dass es eine große Diskrepanz zwischen<br />

der gegenwärtigen Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung und den<br />

Möglichkeiten gibt, die bei vernünftigem Einsatz der heutigen Kenntnisse und<br />

verfügbaren Ressourcen erreichbar wären.<br />

2.3 Lösungsansätze<br />

Dieser Misere haben sich besonders die Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

und der Public-Health-Bereich angenommen.<br />

Verschiedene Entwicklungen führten zu einem Paradigmenwechsel im Krank-<br />

heitsverständnis und, da das Verständnis von Gesundheit und Krankheit auch<br />

ein Schlüssel zum gesamten Gesundheitssystem ist, erfolgten hieraus gravie-<br />

rende Änderungen mit entscheidenden Auswirkungen. Dies wird im Folgen-<br />

den bezogen auf die BR Deutschland skizziert.<br />

8


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

2.3.1 Die Weltgesundheitskonferenzen der WHO<br />

Die WHO als internationale Vereinigung der Vereinten Nationen beschäftigt<br />

sich seit ihrer Gründung im Jahr 1948 mit internationalen gesundheitspoliti-<br />

schen Themen, um „allen Völkern den bestmöglichen Gesundheitszustand zu<br />

ermöglichen“ (Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen 2005:1).<br />

In der Präambel ihrer Verfassung definiert sie Gesundheit als „Zustand voll-<br />

kommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens, nicht ledig-<br />

lich die Abwesenheit von Krankheit“ (Brockhaus 1989: 439) und prägt damit<br />

ein Gesundheitsverständnis, das weit über die körperlichen Aspekte von Ge-<br />

sundheit hinausgeht.<br />

Seit 1978 orientiert sich die WHO verstärkt an bevölkerungsmedizinischen<br />

Sichtweisen (Public Health) und hat in den 80er Jahren die Prinzipien und<br />

Konzepte der Gesundheitsförderung aufgegriffen und weiter entwickelt.<br />

Als Antwort auf die weltweit bestehenden Problemlagen im Gesundheitswesen<br />

berief die WHO internationale Gesundheitskonferenzen ein, die sich schwer-<br />

punktmäßig mit den Problemlagen der Industrieländer beschäftigten: vergli-<br />

chen mit den hohen Kosten für das Gesundheitswesen und die Entwicklung<br />

von Medikamenten und Medizintechnik war hier das Gesundheitsniveau der<br />

Bevölkerung sehr niedrig (WHO 1986 a). Ferner wurde festgestellt, dass trotz<br />

des insgesamt hohen Entwicklungsstandes in Europa ein gesundheitliches Ge-<br />

fälle bestand, für das dringend eine Lösung gefunden werden musste (WHO<br />

1986 a).<br />

Vor diesem Hintergrund wurde von den VertreterInnen der europäischen Re-<br />

gion der WHO im Jahre 1980 ein erstes gemeinsames Konzept zur Gesund-<br />

heitspolitik verabschiedet: Die europäische Strategie zur Erreichung des für die<br />

ganze Welt formulierten Ziels „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“. Dieses<br />

Ziel kann als Keimzelle der „Gesundheitsförderung“ verstanden werden, denn<br />

es richtet den Blick auf die Bedingungen, die zur Gesundheit beitragen statt auf<br />

reine Krankheitsbekämpfung.<br />

9


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Die neue Strategie benötigte als Voraussetzung eine Richtungsänderung in den<br />

Gesundheitspolitiken der Länder. Als Grundlage verpflichteten sich die Staa-<br />

ten, zunächst anhand von Gesundheitsdaten eine Bestandsaufnahme der Ent-<br />

wicklung in ihrem jeweiligen Gesundheitssystem vorzunehmen, um daraufhin<br />

gesundheitspolitische Programme auf die Ziele der Strategie von „Gesundheit<br />

2000“ abzustimmen.<br />

Eine weitere Entwicklung in Richtung Gesundheitsförderung erfolgte in den<br />

nächsten Jahren. Die „Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung“, die auf der<br />

ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung 1986 in Ottawa<br />

verabschiedet wurde, gilt als Grundlage für die Beschreibung von Zielen und<br />

Inhalten der Gesundheitsförderung.<br />

Die Strategien der Ottawa Charta zielen insgesamt auf folgende Ebenen ab:<br />

• „Die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> gesundheitsfördernden Gesamtpolitik<br />

• Die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten<br />

• Die Neuorientierung der Gesundheitsdienste<br />

• Die Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen<br />

• Die Entwicklung persönlicher Kompetenzen“<br />

(Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. 2000: 15)<br />

Zur Konkretisierung wurden folgende Arbeitsprinzipien vereinbart:<br />

- Interessen vertreten<br />

Durch aktives, anwaltschaftliches Eintreten für die Verbesserung gesund-<br />

heitsrelevanter Faktoren sollen diese positiv beeinflusst werden.<br />

- Befähigen und ermöglichen<br />

Um allen Menschen gleiche Chancen zur Verwirklichung ihres größtmögli-<br />

chen Gesundheitspotentials zu ermöglichen, müssen alle die Gelegenheit ha-<br />

ben, auf die ihre Gesundheit betreffenden Faktoren Einfluss zu nehmen, d.h.<br />

10


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Handlungskompetenz und -möglichkeiten zu erlangen durch Zugang zu In-<br />

formationen, durch die Entfaltung praktischer Fertigkeiten und Entscheidun-<br />

gen in bezug auf die eigene Gesundheit.<br />

- Vermitteln und vernetzen<br />

Alle Ebenen der Städte und Kommunen sowie des öffentlichen und privaten<br />

Lebens müssen zusammenwirken im Sinne <strong>einer</strong> gesundheitsorientierten<br />

Vermittlung der unterschiedlichen Interessen in <strong>einer</strong> Gesellschaft<br />

Das „Health-for-All“-Konzept verschiebt damit<br />

(WHO 1986 a).<br />

„den Fokus der Intervention auf die Entwicklung von Healthy<br />

Policies in alle Sektoren der Gesellschaft, die für die Entstehung<br />

von Gesundheit und Krankheit bedeutend sind. Ebenso betont<br />

es den Einfluss von Kommunitäten und Settings als Interventionsebene“<br />

(Schwartz et al. 2000: 15).<br />

Entsprechend dem WHO-Motto „global denken, lokal handeln“ kann hieraus<br />

eine besondere Verantwortung der Kommunalpolitik für die Gesundheitsfür-<br />

sorge der Bevölkerung abgeleitet werden. Dies findet auch seine Umsetzung,<br />

z.B. in den „Gesunde-Städte“ -Projekten, in denen Gesundheitsförderung auf<br />

der Grundlage von WHO-Konzepten auf kommunaler Ebene verankert wird.<br />

2.3.2 Von Old zu New Public Health<br />

Die Beschäftigung mit und Berichterstattung über die Gesundheit von Bevöl-<br />

kerungsgruppen sind bereits seit langer Zeit Hauptaufgaben von Public Health.<br />

Ziel dabei ist, Bedrohungen für die Gesundheit der Bevölkerung abzuwenden<br />

und die durchschnittliche Lebenserwartung zu steigern. Die traditionellen Be-<br />

reiche (Old Public Health) waren und sind - bestimmt von <strong>einer</strong> naturwissen-<br />

schaftlichen Sichtweise - vor allem Immunisierung, bevölkerungsweite Kran-<br />

11


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

kenversicherung, Hygienetechnik, Umweltschutz und Sicherheit am Arbeits-<br />

platz (Nichzial 2004, Brenner 1997).<br />

Das Verständnis von Public Health Aufgaben erweiterte sich parallel zur Neu-<br />

definition des Gesundheitsbegriffes (WHO 1948) und führte zu einem Wandel<br />

von einem bio-medizinischen Verständnis mit eindimensionalen Kausalmodel-<br />

len in der Krankheitsentstehung zu multidimensionalen Krankheits- und Be-<br />

handlungskonzepten, die z.B. auch soziale, wirtschaftliche und umweltbedingte<br />

Aspekte berücksichtigen.<br />

Der beginnende Paradigmenwechsel führte im Public-Health-Bereich zur<br />

Formulierung eines neuen Zieles: Es galt, nicht nur Krankheiten zu verhin-<br />

dern, sondern für die größtmögliche Anzahl von Menschen den bestmöglichen<br />

Gesundheitszustand zu erreichen. Da dies nur durch eine Beschäftigung mit<br />

den Gesundheitspotentialen statt ausschließlich mit den Risikofaktoren erreicht<br />

werden kann (Nichzial 2004), beinhaltete dies, den Fokus von Kuration auf<br />

Prävention zu verlagern. Um die stattgefundene Entwicklung zu betonen, wur-<br />

de der Begriff „New Public Health“ geprägt.<br />

2.3.3 Der Wandel im Gesundheitsverständnis<br />

So lange insbesondere Infektionskrankheiten das Krankheitsspektrum be-<br />

stimmten, haben Veränderungen in den Lebensbedingungen, breitere medizi-<br />

nische Versorgung der Bevölkerung sowie die Erfolge der Krankheitsbekämp-<br />

fung und Hygienemaßnahmen zu einem starken Rückgang dieser Krankheiten<br />

und deren negativen Folgen geführt.<br />

Hier ist in der Vergangenheit viel geleistet worden. Betrachtet man z.B. die<br />

Gemeinschaftsbevölkerung der Europäischen Union, war deren Gesundheit<br />

insgesamt gesehen noch nie so gut wie zur Zeit: Nicht nur die Säuglingssterb-<br />

lichkeit ist in den letzten Jahren drastisch gesunken. Auch die Lebenserwartung<br />

ist in allen Mitgliedstaaten auf 75 bis 79 Jahre gestiegen und hat allein in den<br />

Jahren von 1970 bis 1996 in Frankreich um sechs, in England um fünf Jahre<br />

zugenommen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000).<br />

12


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Trotzdem gibt es weiterhin nicht zu übersehende schwerwiegende Gesund-<br />

heitsprobleme. Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen bestehen<br />

heute aus Gesundheitsstörungen, die sich teilweise gerade aus den veränderten<br />

Lebensbedingungen, aber auch aus individuellen Lebensstilen ergeben:<br />

• starker Anstieg geriatrischer Erkrankungen wie Alterskrebs, Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Funktionsstörungen durch<br />

körperliche Behinderungen und psychische Störungen aufgrund der<br />

verlängerten Lebenserwartung<br />

• Bedeutende Krankheits- und Behinderungsquoten aufgrund psychi-<br />

scher Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats, Diabetes<br />

• neue Gesundheitsrisiken, z. B. durch das Auftreten neuartiger Erkran-<br />

kungen (unbekannte Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit etc.)<br />

und infolge der Krankheitsübertragung durch Lebensmittel<br />

• eine Wiederkehr schwerer Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Diph-<br />

therie), verschärft durch das wachsende Problem von Antibiotikare-<br />

sistenzen sowie verstärkt auftretende Impfmüdigkeit<br />

• große Unterschiede und Ungleichheiten im Gesundheitszustand: höhe-<br />

re Mortalität und Gesundheitsrisiken bei sozial Benachteiligten und so-<br />

genannten Randgruppen<br />

• hohe Quoten vorzeitiger Todesfälle (d.h. vor dem 65. Lebensjahr) auf-<br />

grund von mit der Lebensführung verbundenen Erkrankungen (insbe-<br />

sondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Unfälle). Z. B. kann<br />

mehr als eine halbe Million Todesfälle pro Jahr in der EU in einen ur-<br />

sächlichen Zusammenhang mit Rauchen gebracht werden, von denen<br />

die Hälfte in der Altersgruppe der 35- bis 69-jährigen eintreten (Kom-<br />

mission der Europäischen Gemeinschaften 2000).<br />

Für das Verständnis der oben genannten Gesundheitsprobleme reicht das im-<br />

mer noch vorherrschende Erklärungsmodell nicht aus, dass eigentlich alle<br />

Krankheiten und Behinderungen – nicht nur die infektiösen – eine oder weni-<br />

ge Ursachen haben und z.B. in erster Linie durch Viren, Bakterien oder körper-<br />

13


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

liche Fehlfunktionen herbeigeführt und durch Hygienemaßnahmen und Impf-<br />

programme kontrolliert werden können.<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen auch immer besser, dass die Ge-<br />

sundheit 1 (und eben auch Krankheit) jedes Menschen durch eine ganze Reihe<br />

von Faktoren bestimmt wird: Neben dem genetischen Erbe der Person spielen<br />

die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, der kulturelle Hintergrund, die<br />

persönliche Lebensführung (Ernährung, Sport, Rauchen, Alkohol-/ Drogen-<br />

gebrauch) eine ebenso wichtige Rolle (Robert-Koch-Institut 2002, Trabert<br />

1999) wie die Umwelt-, Lebens- und Arbeitsbedingungen (Schmidke 2000, Eis<br />

2000).<br />

Weiterhin gehören die persönliche Befähigung eines Menschen, Stress- (auch<br />

psychosozialen) und Krankheitssituationen zu bewältigen (Antonovsky 1987),<br />

hierzu, die Verbreitung und Organisation von Gesundheitsleistungen und der<br />

(niedrigschwellige) Zugang hierzu genauso wie die Wechselwirkungen zwi-<br />

schen allen genannten Faktoren zu der Frage, was Krankheit bedingt bzw. was<br />

Menschen gesund erhält.<br />

Ein Konzept der Multikausalität in der Krankheitsätiologie muss also das Ge-<br />

setz der einzelnen Ursache ersetzen (Schwartz et al. 2000). Dieser Paradig-<br />

menwechsel impliziert <strong>einer</strong>seits, auch in der Behandlung der Menschen multi-<br />

dimensionale Aspekte zu berücksichtigen: Neben dem Abklingen der klini-<br />

schen Symptome der PatientIn wird ebenso die Berücksichtigung patientIn-<br />

nenspezifischer Symptome, Zufriedenheit mit Pflege, Behandlung, Prognose,<br />

sozialer Rolle, psychischem Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und der mo-<br />

mentanen Lebensqualität zum Ziel (Brenner 1997, Schwartz et al. 2000). Vor<br />

allem aber muss die Gesundheitsförderung an Bedeutung gewinnen, wenn<br />

1 Gesundheit und Krankheit werden hier nicht als Dichotomie verstanden, sondern im Sinne<br />

von Hurrelmann: „Gesundheit ist ein Zustand des objektiven und subjektiven Befindens <strong>einer</strong><br />

Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen<br />

Bereichen ihrer Entwicklung in Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen<br />

und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet“ (Hurrelmann 1990, zitiert in<br />

Niechzial 2004: 10).<br />

14


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Lebenswelt und Lebensstrategien des Menschen einen derart großen Einfluss<br />

auf die Gesundheit nehmen.<br />

2.3.4 Das Konzept der Gesundheitsförderung<br />

Die oben skizzierten Entwicklungen weisen darauf hin, dass Prävention und<br />

Gesundheitsförderung auf Dauer der effektivste und effizienteste Weg sind,<br />

die Gesundheit der Bevölkerung umfassend zu verbessern.<br />

Das Prinzip der Gesundheitsförderung ist, dass sie die gesamte Bevölkerung<br />

umfasst und sich nicht auf „Risikogruppen“ beschränkt. Sie will die Bedingun-<br />

gen und Ursachen von Gesundheit beeinflussen. Bei der Suche nach gesund-<br />

heitsfördernden Bedingungen sollen gesundheitsfördernde Kompetenzen ge-<br />

stärkt (Volkshochschule Hamburg 1994: 43) und umweltbedingte, ökonomi-<br />

sche und soziale Ursachen von Gesundheit und Krankheit ins Bewusstsein<br />

gerückt werden (ebd.: 41). Ein Ziel der krankheitsunspezifischen Gesundheits-<br />

förderung ist die Stärkung von Selbsthilfe und Durchsetzungsfähigkeit.<br />

Durch das „Konzept Gesundheitsförderung“ sollen verschiedene Maßnahmen<br />

und Ansätze miteinander verbunden werden und sich ergänzen. Dazu gehören<br />

so unterschiedliche Bereiche wie Information, Erziehung, Gesetzgebung und<br />

steuerliche Maßnahmen. Entscheidend dabei ist die konkrete und wirkungsvol-<br />

le Beteiligung der Öffentlichkeit.<br />

Gesundheitsförderung wird ausdrücklich nicht als medizinische Dienstleistung<br />

bezeichnet, sondern als Aufgabe, die primär dem Gesundheits- und Sozialbe-<br />

reich angehört.<br />

2.3.5 Gesundheitsförderung in Deutschland<br />

Deutschland hat sich wie alle an der WHO-Strategie „Gesundheit 2000“ teil-<br />

nehmenden Staaten zur Umsetzung der Health-for-all-Konzepte verpflichtet,<br />

und die Entwicklung der Gesundheitsförderung wurde hier stark durch die<br />

Programme und Konzepte der WHO beeinflusst.<br />

15


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Es gab und gibt aber spezifische Umsetzungsschwierigkeiten, die mit den be-<br />

sonderen Strukturen und Problemen in Deutschland zusammenhängen:<br />

- Prägend und gleichzeitig behindernd wirkt sich die föderale Gliede-<br />

rung der BRD aus. Jedes einzelne Bundesland führt seine eigene<br />

Gesundheits- und Gesundheitsförderungspolitik durch.<br />

- Das gesamte Gesundheitssystem ist stark gegliedert, „mit <strong>einer</strong> Viel-<br />

zahl von Akteuren, Strukturen, Finanzierungen und Interessen“<br />

(Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen 2005: 5).<br />

- Es ist ein besonderes Problem, dass das deutsche Versorgungssys-<br />

tem „bisher einem Wettkampf (gleicht), in dem sich die Teilnehmer<br />

während des laufenden Spiels die Regeln selbst geben, je nach Inte-<br />

ressenlage und Einfluss“ (Gesprächskreis Arbeit und Soziales der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung 2002: 49): Die Institutionen, die die Leis-<br />

tungen erbringen, verwalten sich selbst (z.B. Krankenkassen, Ärzte-<br />

kammern, Krankenhausgesellschaften).<br />

- Es gibt kaum Qualitätskontrollen z.B. durch ein neutrales, nationales<br />

Institut, das im Auftrage des Staates die Qualität in der Medizin un-<br />

tersucht und überprüft, ob die gesundheitliche Versorgung den wis-<br />

senschaftlichen Standards entspricht.<br />

- Durch die starre Trennung zwischen ambulantem und stationärem<br />

Bereich mit unterschiedlichen Budgets, Entlohnungssystemen und<br />

Zuständigkeiten werden weitere Qualitätsmängel verursacht, wie<br />

z.B. das Fehlen <strong>einer</strong> medizinisch sinnvollen Behandlungskontinui-<br />

tät oder <strong>einer</strong> einrichtungsübergreifenden Behandlung.<br />

Um Zielvorgaben für die Entwicklung des gesamten Gesundheitswesens des<br />

Bundes in der Bundesrepublik auszuarbeiten, wurde 1977 die „Konzertierte<br />

Aktion im Gesundheitswesen“ gegründet. Sie ist ein gesetzlich verankertes<br />

Gremium, in dem die relevanten AkteurInnen (VertreterInnen der Gesetzli-<br />

chen Krankenkassen, ÄrztInnen- und ZahnärztInnenverbände, Deutsche<br />

Krankenhausgesellschaft, ApothekerInnenverbände, Pharmaindustrie, Ge-<br />

16


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

werkschaften, ArbeitgeberInnenverbände, Gemeinden, Bundesländer und<br />

Bundesministerien) zusammengeschlossen sind.<br />

1985 wurde der Konzertierten Aktion der „Sachverständigenrat“ zur Seite ge-<br />

stellt. Er erarbeitet jährliche Gutachten zur Analyse des Gesundheitswesens,<br />

die als Grundlage für die Empfehlungen der Konzertierten Aktion dienen. Für<br />

den Sachverständigenrat stehen Bedarfsgerechtigkeit, Einkommensun-<br />

abhängigkeit, hohe Qualität und Wirtschaftlichkeit im Mittelpunkt <strong>einer</strong> adä-<br />

quaten Gesundheitsversorgung (Alber & Bernardi-Schenkluhn 1992).<br />

Die Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten des Bundes auf die Gesundheits-<br />

politik sind jedoch begrenzt. In England oder anderen Ländern mit einem<br />

zentral organisierten Gesundheitswesen können Änderungen, wie z.B. die<br />

WHO-Vorgaben staatlicherseits direkt umgesetzt werden. In Deutschland da-<br />

gegen kann der Bund in erster Linie über die Sozialgesetzgebung Einfluss auf<br />

die Gesundheitspolitiken der Länder nehmen. Veränderungen werden hier vor<br />

allem über die Gesetzliche Krankenversicherung initiiert.<br />

Als wichtige Schritte in Bezug auf eine Verpflichtung zur Gesundheitsförde-<br />

rung sind hier die verschiedenen Stufen der Gesundheitsreform zu nennen, die<br />

z.B. Gesundheitsförderung und Prävention als Pflichtleistung der Krankenver-<br />

sicherung gesetzlich regeln (§ 20 SGB V). Auch wurde in der Weiterentwick-<br />

lung eine Konzentration auf den Settingansatz als mehr auf die Verhältnisse<br />

abzielende und strukturell gesundheitsfördernde Intervention festgeschrieben<br />

sowie auf Interventionen nach dem individuellen Ansatz, die auf den einzelnen<br />

Menschen und eine gesunde Lebensführung abheben.<br />

Diese Ansätze zur Gesundheitsförderung entsprechen im Prinzip den Forde-<br />

rungen der Ottawa Charta. Sie reichen jedoch nicht aus. Außerdem lässt ihre<br />

Umsetzung zu wünschen übrig: Es existieren zahlreiche Unzulänglichkeiten in<br />

der Planung, Koordinierung und Umsetzung von entsprechenden Maßnah-<br />

men. Besonders hervorzuheben sind hier<br />

„unzureichende oder fehlende Bedarfsanalysen, unzulängliche<br />

Prioritätensetzungen und Zielgruppenauswahl, überwiegend<br />

17


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

sporadische Einzelmaßnahmen der Verhaltensprävention, unzulängliche<br />

oder fehlende Evaluationsroutinen“ (Meierjürgen<br />

2002, zitiert in Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen<br />

2005: 7).<br />

Daneben sind die gesundheitsfördernden Maßnahmen die ersten, die aufgrund<br />

der finanziellen Verknappung Streichungen zum Opfer fallen.<br />

Die oben skizzierten Mängel und Strukturen beziehen sich auf den Bereich der<br />

Gesundheitsförderung, gehen aber auch weit darüber hinaus und betreffen das<br />

gesamte Gesundheitswesen.<br />

2.4 Wege aus der Krise<br />

Wie können die aufgezeigten Mängel behoben werden?<br />

Wie kann die medizinische Versorgung auf die Morbidität und auf die Erwar-<br />

tungen der PatientInnen abgestimmt werden?<br />

Wie können zumindest das gleiche Versorgungsniveau und die gleiche Versor-<br />

gungsqualität wie bislang mit weniger Ressourcenaufwand erreicht werden?<br />

Murswieck skizziert hierzu schon 1992 einen Vorschlag, der folgende Aspekte<br />

fordert:<br />

• eine Gesundheitsberichterstattung, die Informationen zur Beurteilung<br />

der Leistungsfähigkeit der Gesundheitsversorgung liefert,<br />

• eine Verzahnung der Ausgaben- und Aufgabenpolitik im Sinne der<br />

Aufstellung längerfristiger Ziele und Prioritäten,<br />

• schließlich eine Gesamtkoordination und -verantwortung zur Steue-<br />

rung des Gesundheitswesens, um die Vielfalt an Leistungserbringenden<br />

und Krankenkassen und somit die Zersplitterung der Entscheidungs-<br />

kompetenzen aufzufangen (Murswieck 1992).<br />

18


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

2.4.1 Verbesserungen durch überregionale Gesundheitspolitik?<br />

Alle zur Verbesserung der Lage durchgeführten umfangreichen Strukturrefor-<br />

men und Kostendämpfungsmaßnahmen haben bis jetzt nicht den gewünschten<br />

Erfolg gebracht.<br />

Diese Planungen „von oben“, durch die versucht wurde und wird, mit Maß-<br />

nahmen des Bundes oder auch der Länder die Probleme im Gesundheitsbe-<br />

reich in den Griff zu bekommen, können nach Meinung von ExpertInnen<br />

auch nicht ausreichen: Davon abgesehen, dass die Maßnahmen des Bundes<br />

und der Länder in erster Linie rechtliche und ökonomische Eingriffe sind und<br />

allein hiermit die bestehenden Probleme nicht gelöst werden können, berück-<br />

sichtigen diese Maßnahmen den regionalen (und sozialen) Kontext und die<br />

regionalspezifische Verursachung nicht genügend (von Ferber & Brandenburg<br />

1991). Die vordringlichen Gesundheitsprobleme hängen jedoch eng mit unter-<br />

schiedlichen Lebenssituationen einzelner Bevölkerungsgruppen zusammen<br />

(Badura 2000) und sind in den einzelnen Regionen derart unterschiedlich, dass<br />

sie gesamtstaatlich nicht genau genug bearbeitet werden können (Schräder et<br />

al. 1986).<br />

2.4.2 Regionale Gesundheitspolitik als Antwort?<br />

Eine Alternative bzw. notwendige wichtige Ergänzung zu überregionaler Ge-<br />

sundheitspolitik ist demnach die regionale Gesundheitsplanung. Besonders<br />

wenn sie dazu genutzt wird, sich über Gesundheitsziele, -maßnahmen und<br />

Mittelverwendung zu einigen, hat sie z. B. folgende entscheidende Vorteile:<br />

Durch die Nähe zu den Problemen und Kenntnisse über die einzelnen Bevöl-<br />

kerungsgruppen ist eine Identifizierung von Gesundheitsproblemen schneller<br />

und leichter möglich – und – da auch der Kontext gesundheitspolitischer<br />

Maßnahmen bekannt ist, können vorhandene Effektivitätsreserven sichtbar<br />

gemacht und mobilisiert und demgemäss Verbesserungen ohne weitere Kosten<br />

angestoßen und umgesetzt werden.<br />

19


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

In der kommunalen Gesundheitsplanung entwickelte zielgenaue Maßnahmen<br />

sind in der Lage, die aufgeführten Mängel des Gesundheitswesens zu vermin-<br />

dern. Hierzu müssen die übergeordneten Einflüsse mit der kommunalen Ge-<br />

samtsituation verknüpft und mit den in der Kommune fließenden Finanzströ-<br />

me in Verbindung gebracht werden.<br />

Um die hierdurch initiierten Verbesserungen deutlich werden zu lassen, ist<br />

allerdings Voraussetzung, dass die Hauptfinanziers des Gesundheitssystems<br />

(Gesetzliche Krankenversicherungen, Unfallversicherung, Rentenversicherung,<br />

Beihilfe im Öffentlichen Dienst, Sozialhilfe, öffentliche Haushalte) sich einen<br />

Überblick über die Mittel verschaffen, die sie zur Erhaltung und Verbesserung<br />

des Gesundheitszustandes der Bevölkerung in <strong>einer</strong> Region ausgeben: Aus den<br />

jetzigen Übersichten, die die Kommunen nicht einzeln erfassen, sondern die<br />

sektoral oder einrichtungsbezogen geführt werden, können die Auswirkungen<br />

einzelner Vorschläge zur Verbesserung der gesundheitlichen Lage in <strong>einer</strong> Re-<br />

gion im Verhältnis zu den Gesamtgesundheitsausgaben oder zu anderen Aus-<br />

gaben schwer überblickt werden. Dies steht jedoch wiederum <strong>einer</strong> rationalen<br />

Gesundheitspolitik im Wege (Brandenburg & Schäfer 1990).<br />

Weitere Prinzipien <strong>einer</strong> effektiven kommunalen Gesundheitsplanung sind<br />

Praxisrelevanz und Handlungsorientierung.<br />

Wenn es dann gelingt, die<br />

„Kooperation und Koordination aller am Gesundheitswesen<br />

Beteiligten auf kommunaler Ebene zu verbessern, den vorhandenen<br />

Sachverstand zusammenzuführen, brachliegendes Innovationspotential<br />

zu mobilisieren“,<br />

kann damit auf regionaler / kommunaler Ebene ein Modernisierungsschub im<br />

Gesundheitswesen angestoßen werden (Brandenburg & Winkler 2005: 1).<br />

20


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

2.5 Gesundheitsberichterstattung - Instrument der Gesundheitspolitik<br />

Ein wichtiges Instrument <strong>einer</strong> wie oben verstandenen Gesundheitsplanung ist<br />

die Bereitstellung ausreichender Gesundheitsdaten durch eine Gesundheitsbe-<br />

richterstattung (GBE).<br />

„Unter Gesundheitsberichterstattung wird die systematische<br />

Darstellung und Analyse des Gesundheitszustandes der Bevölkerung,<br />

der Gesundheitsgefährdungen und der Gesundheitsversorgung<br />

verstanden“ (Bardehle 2001: A 1108).<br />

Ziel der GBE ist ebenfalls die Festlegung gemeinschaftlicher Gesundheitsindi-<br />

katoren, die Vergleiche mit anderen Bevölkerungen ermöglichen, sowie der<br />

Aufbau von Kapazitäten für die Analyse von Daten. Eine weitere Aufgabe<br />

besteht in der Verbreitung von Informationen über Gesundheit und ihre De-<br />

terminanten, um damit eine Basis zu schaffen, die die Feststellung von Prioritä-<br />

ten ermöglicht und so Unterstützung gibt bei der Entscheidung über die Res-<br />

sourcenaufteilung (Bardehle 2001).<br />

Für die GBE werden in erster Linie schon vorhandene Daten- und Informati-<br />

onsquellen herangezogen, eher selten werden eigenständig Daten erhoben.<br />

Dabei gilt der Grundsatz, dass die Datenbearbeitung fragen- und nicht daten-<br />

geleitet erfolgt.<br />

Für die GBE des Bundes und der Länder existieren bereits Gesundheitsindika-<br />

toren, die eine Vergleichbarkeit der Daten unter den betrachteten Regionen<br />

und über die Zeit gewährleisten. Die GBE auf kommunaler Ebene kann sich<br />

zum Teil an diesen Indikatoren orientieren, soll jedoch auch spezifische, regio-<br />

nal interessante Themenbereiche beleuchten.<br />

Es bestand (und besteht weiterhin) großer Handlungsbedarf, um medizinische<br />

und wirtschaftliche Orientierungsdaten zu erhalten, um daraus wiederum Vor-<br />

schläge zur Rationalisierung, d.h. zur Erhöhung von Effektivität und Effizienz<br />

im Gesundheitswesen entwickeln zu können.<br />

21


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

2.5.1 Geschichte der Gesundheitsberichterstattung<br />

Die moderne GBE in Deutschland ist relativ jung. Sie entstand in den 80er<br />

Jahren als Folge dreier zusammenwirkender Strömungen:<br />

1. Im Rahmen der Diskussion um die Kosten und die Steuerung des Ge-<br />

sundheitswesens wurden der Mangel an verlässlichen Orientierungsda-<br />

ten über vordringliche Gesundheitsprobleme der Bevölkerung und die<br />

vorhandenen Versorgungsstrukturen deutlich, die als Grundlage für<br />

künftige gesundheitspolitische Planungen und Weichenstellungen die-<br />

nen könnten (Bundestag 1985, Sachverständigenrat 1987).<br />

2. Auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene wurde festgestellt, dass<br />

die bislang geführten amtlichen „Medizinalstatistiken“, in erster Linie<br />

ausgerichtet auf die Erfassung von Daten zur Immunisierung und Hy-<br />

gienetechnik, den heutigen Problemen im Gesundheitsbereich nicht ge-<br />

recht werden und nicht ausreichen, neu entstandene Fragestellungen zu<br />

beantworten (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />

3. Angestoßen durch die Ottawa Charta der WHO gewann das Konzept<br />

der Gesundheitsförderung an Bedeutung und führte zu <strong>einer</strong> Wieder-<br />

belebung bevölkerungsmedizinischer Sichtweisen. Die Wechselwirkun-<br />

gen zwischen Gesundheit und sozialer sowie ökologischer Umwelt<br />

wurden entdeckt und besonders auf kommunaler Ebene aufgegriffen.<br />

Durch die „gesunde Städte“ / “gesunde Regionen“ – Bewegung<br />

(WHO 1990) entstand ein Bedarf an lokalen Situationsbeschreibungen,<br />

sogenannten „Gemeindediagnosen“ (Akademie für öffentliches<br />

Gesundheitswesen 1998).<br />

Gefordert wurde deshalb eine adäquate, den Entwicklungen in Gesundheitsbe-<br />

reich und -planung angepasste Gesundheitsberichterstattung, die ein realisti-<br />

sches Bild der gesundheitlichen Situation der Bevölkerung, ihrer Krankheiten,<br />

deren Folgen und möglichen Ursachen sowie den daraus entstehenden Kosten<br />

22


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

und deren Finanzierungen aufzeigt. Die gesammelten Informationen seien so<br />

darzustellen, dass medizinische, soziale und wirtschaftliche Sachverhalte the-<br />

menübergreifend in einen Zusammenhang gesetzt und, auch von Fachfrem-<br />

den, verstanden und beurteilt werden können.<br />

Als unabdingbar dabei gelten die „Lagebeschreibung und die Ermittlung vor-<br />

dringlicher Handlungsbedarfe“ (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen<br />

1998: 18), d.h. eine Bewertung der Situation. Aus dieser Bewertung sollen<br />

Handlungsempfehlungen entwickelt werden und die bei deren Umsetzung<br />

gewonnenen Erkenntnisse wiederum in die Berichte eingehen. Auf diese Weise<br />

wird GBE auch zu einem Instrument der Qualitätssicherung im Gesundheits-<br />

wesen (<strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> 2003).<br />

2.5.2 Handlungsfelder der Gesundheitsberichterstattung<br />

GBE findet auf mehreren Ebenen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und<br />

Reichweiten statt, wie im Folgenden deutlich wird.<br />

Eine Verknüpfung bzw. ein Vergleich der verschiedenen Populationen und<br />

Strukturen kann zum Teil, allerdings sehr begrenzt, anhand von Indikatoren<br />

zur soziodemografischen und gesundheitlichen Lage, zu Risikofaktoren und<br />

zur gesundheitlichen Versorgung erfolgen.<br />

Internationale GBE<br />

Die World Health Organisation (WHO) bringt seit 1995 jährlich einen Welt-<br />

Gesundheitsbericht heraus.<br />

“… the report combines an expert assessment of global health,<br />

including statistics relating to all countries, with a focus on a<br />

specific subject. The main purpose of the report is to provide<br />

countries, donor agencies, international organizations and others<br />

with the information they need to help them make policy<br />

and funding decisions. The report is also offered to a wider audience,<br />

from universities, teaching hospitals and schools, to<br />

journalists and the public at large – anyone, in fact, with a professional<br />

or personal interest in international health issues”<br />

(WHO 2005 b).<br />

23


GBE in Europa<br />

Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Die EU beschäftigt sich seit 1994 mit dem Aufbau <strong>einer</strong> europäischen Ge-<br />

sundheitsstatistik (EUROSTAT) und bemühte sich im „Aktionsprogramm der<br />

Gemeinschaft zur <strong>Einrichtung</strong> eines gemeinschaftlichen GBE-Systems“ von<br />

1997-2002 um die Festlegung vergleichbarer gemeinschaftlicher Gesundheits-<br />

indikatoren u.a. durch die Entwicklung geeigneter Verfahren für die Sammlung<br />

vergleichbarer Gesundheitsdaten.<br />

Zur Zeit startet die Europäische Kommission Projekte zur europäischen Be-<br />

richterstattung, auch mit dem Ziel, WissenschaftlerInnen aus allen EU-<br />

Ländern zusammen zu bringen und so zur Schaffung eines europäischen For-<br />

schungsraums beizutragen (Europäische Gemeinschaften 2005).<br />

Grenzübergreifende regionsbezogene GBE<br />

Es gibt Initiativen zu grenzüberschreitender GBE in Nachbarländern. Z.B.<br />

wurde in Gemeinschaftsarbeit des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes,<br />

des Landesinstitutes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd) und<br />

des Centrum voor Volksgezondheid am Reichsinstitut in den Niederlanden ein<br />

internetbasierter „Euregionaler Gesundheitsatlas“ entwickelt, der Auskunft<br />

gibt über die Gesundheit der Euregio Niederlande-Deutschland (Buhe & Klie-<br />

ber 2003).<br />

Die GBE des Bundes ist seit 1990 eine gemeinsame Aufgabe des Robert-<br />

Koch-Institutes und des Statistischen Bundesamtes. Sie kann politisch und<br />

institutionell als abgesichert gelten, wenn sie auch nicht gesetzlich geregelt ist<br />

(Kuhn 2003). Auf der Grundlage bereits vorhandener Daten werden in The-<br />

menheften zentrale Probleme transparent gemacht (Robert-Koch-Institut<br />

2004). Seit Ende der 90er Jahre wird ein umfangreiches Internetangebot vor-<br />

gehalten (www.gbe-bund.de).<br />

Die GBE des Landes wird in Niedersachsen seit Ende der 90er Jahre vom<br />

Niedersächsischen Landesgesundheitsamt koordiniert.<br />

24


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

„Sie baut auf vorhandenen Daten auf z.B. Statistiken des Landesamtes<br />

für Statistik, Schuleingangsuntersuchungen des ÖGD,<br />

Perinatalerhebungen des Zentrums für Qualitätsmanagement<br />

der Ärztekammer, führt diese zusammen und bewertet sie hinsichtlich<br />

ihrer Aussage über und Auswirkungen auf die gesundheitliche<br />

Situation der Bevölkerung“ (Niedersächsisches Landesgesundheitsamt<br />

2005: 1).<br />

Bislang sind Basis- und Spezialberichte erschienen, z. B. ein Kinder- und Ju-<br />

gendgesundheitsbericht (Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen,<br />

Familie und Gesundheit 2002).<br />

Kommunale GBE (KGBE)<br />

In allen Bundesländern außer Hessen und Niedersachsen ist die KGBE durch<br />

ihre Verankerung in den jeweiligen Gesundheitsdienstgesetzen eine Pflichtauf-<br />

gabe der Gemeinden und kreisfreien Städte. In Baden-Württemberg z. B. wird<br />

KGBE seit 1995, in Nordrhein-Westfalen seit 1998 durchgeführt und fand in<br />

Nordrhein-Westfalen schon 2003 in mehr als 50 % der Kommunen statt (Buhe<br />

& Klieber 2003). Nach dem Gesetz müssen die Kommunen auch die zur<br />

KGBE notwendigen Voraussetzungen schaffen. In Nordrhein-Westfalen bie-<br />

tet beispielsweise das Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

(lögd) Hilfestellungen bei der Einführung der Gesundheitsberichterstattung an,<br />

stellt aktuelle soziodemografische und Gesundheits-Daten aufbereitet zur Ver-<br />

fügung und leistet sogar finanziellen Beistand zur Fertigstellung der Gesund-<br />

heitsberichte (Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst 2004).<br />

KGBE in Niedersachsen<br />

Im Land Niedersachsen, auf das hier besonders eingegangen wird wegen s<strong>einer</strong><br />

Relevanz für die nachfolgenden Kapitel, gelten für den Öffentlichen Gesund-<br />

heitsdienst nach wie vor die Bestimmungen des „Gesetzes über die Vereinheit-<br />

lichung des Gesundheitswesens“ von 1934 sowie die dazu erlassenen Durch-<br />

führungsverordnungen. Die dort festgelegten Aufgaben und Ziele, z. B. „das<br />

Gesundheitsamt hat ... das wertvolle Erbgut in unserem Volk zu pflegen ...“<br />

25


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

(Thürk 2001:3) entsprechen nicht den heutigen Zielen, Anforderungen und<br />

Aufgaben, die von Gesundheitsämtern erfüllt werden müssen.<br />

Im Jahre 2001 stellte deshalb die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen Hannover<br />

einen Antrag, in dem die Landesregierung aufgefordert wurde, ein „Gesetz für<br />

den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ vorzulegen. In dem von ihnen vorberei-<br />

teten Gesetzentwurf wird gefordert, „das Aufgabenspektrum der Gesundheits-<br />

ämter ... den veränderten gesundheitlichen Anforderungen anzupassen“ (Frak-<br />

tion Bündnis 90 /Die Grünen Hannover, 2001: 1).<br />

Als ein Ziel wird die Weiterentwicklung des Gesundheitsamtes zum kommuna-<br />

len Gesundheitsdienst angeführt und u.a. auch die Einführung <strong>einer</strong> Gesund-<br />

heitsberichterstattung auf kommunaler und regionaler Ebene gefordert, „die<br />

kleinräumig gegliederte Informationen zur gesundheitlichen Situation der Be-<br />

völkerung enthält und als Planungsgrundlage gesundheitlicher Maßnahmen<br />

dient“ (Fraktion Bündnis 90 /Die Grünen Hannover 2001: 1).<br />

Dieser Gesetzentwurf wurde nicht verabschiedet und bis jetzt auch keine Al-<br />

ternative geschaffen. Das bedeutet, dass bislang eine Gesundheitsberichterstat-<br />

tung, obwohl auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene verbindlich und in allen<br />

anderen Bundesländern außer Hessen für die Kommunen verpflichtend gere-<br />

gelt, in Niedersachsen immer noch keine obligatorische kommunale Aufgabe<br />

ist. Aufgrund eines Eckpunktepapiers für ein Gesundheitsdienstgesetz der jet-<br />

zigen Landesregierung ist zu befürchten, dass auch bei <strong>einer</strong> Gesetzesnovellie-<br />

rung durch die Betonung der Eigenverantwortung der Kommunen in den Be-<br />

reichen Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsberichterstattung<br />

die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE jeder Kommune selbst überlassen bleibt (Glaese-<br />

ker 2005).<br />

2.5.3 KGBE als Instrument <strong>einer</strong> regionalen Gesundheitsplanung<br />

Die Aufgabe <strong>einer</strong> KGBE ist es, der kommunalen Gesundheitspolitik rationale<br />

Entscheidungsgrundlagen zu liefern sowie Möglichkeiten und Chancen von<br />

Handlungsansätzen sichtbar zu machen.<br />

26


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Dies tut sie durch die Bereitstellung von Orientierungsgrundlagen und Ent-<br />

scheidungskriterien zum einen für gesundheitspolitische Planungen, zum ande-<br />

ren für die Steuerung von Maßnahmen.<br />

Ziele der KGBE sind in der Übersicht:<br />

• Beschaffung und Dokumentation von Daten<br />

• Analyse der Daten<br />

• Entwicklung von Zielen und Empfehlungen<br />

• Durchführung und Evaluation von Maßnahmen<br />

• Schreiben von Berichten<br />

• Verknüpfung der KGBE mit der Arbeit der <strong>Kommunalen</strong> Gesund-<br />

heitskonferenz<br />

Damit hat die KGBE folgende Funktionen inne:<br />

• Information (Defizitanalyse, Gemeindediagnose)<br />

• Orientierung (Zielentwicklung, Legitimation)<br />

• Motivation (Öffentlichkeitsarbeit „Vermarktung“)<br />

• Evaluation (Bewertung der Maßnahmen)<br />

• Koordination (Abstimmungs- und Planungsgrundlagen)<br />

(Geraeds 2002).<br />

(Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998: 18).<br />

Die Arbeit der KGBE wird aus einem „Aktionskreis Gesundheit“ ersichtlich,<br />

nach dem KGBE als Analyse- und Gesundheitsförderung als Umsetzungsin-<br />

strument integrative Bestandteile <strong>einer</strong> Gesundheitsplanung sind (s. Abb. 1):<br />

27


Abb.: 1 Aktionskreis Gesundheit<br />

Gesundheitsberichterstattung<br />

Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

8<br />

Verlaufsbeobachtung<br />

(Monitoring)<br />

1<br />

datengestützte<br />

Bestandsaufnahme<br />

Gesundheitsbezogener<br />

Daten<br />

Durchführung von<br />

Maßnahmen<br />

Prüfung<br />

der<br />

Realisierbarkeit<br />

Modifikation<br />

gemäß<br />

Evaluationsergebnissen<br />

9<br />

Bewertung / Analyse<br />

2<br />

5 Planung von<br />

Maßnahmen<br />

12<br />

nach<br />

Effektivität<br />

10 und<br />

Effizienz<br />

(Evaluation)<br />

3<br />

Defizite<br />

Prioritäten<br />

4<br />

Auswahl<br />

nach<br />

Prioritäten<br />

Neugewichtung<br />

nach 11<br />

Evaluation<br />

7<br />

6<br />

Gesundheitsförderung<br />

(Abb. Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf 1998: 26,<br />

bearb. A.B.)<br />

Nach der Arbeit der KGBE (Schritte 1, 2, 3) fällt im „ersten Durchgang“ die<br />

Umsetzung der Maßnahmen unter die Aufgaben der Gesundheitsförderung<br />

(Schritte 4, 5, 6, 7). Um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen, müs-<br />

sen sie evaluiert werden, was durch die KGBE in einem „zweiten Durchgang“<br />

geschieht (Schritte 8, 9, 10). Danach ist wiederum der Bereich der Gesund-<br />

14<br />

13<br />

28


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

heitsförderung zuständig, der nach <strong>einer</strong> Neugewichtung und eventuellen Mo-<br />

difikation je nach Evaluationsergebnissen die Maßnahmen anpasst.<br />

Zum Gelingen der KGBE ist es notwendig, dass sie die Angemessenheit und<br />

Qualität der bestehenden Versorgungseinrichtungen analysiert, die Lebenswei-<br />

sen der Bevölkerung(sgruppen) beschreibt sowie die Möglichkeiten für ge-<br />

sundheitsfördernde Maßnahmen aufzeigt. Dieser Anspruch<br />

„erfordert eine Vertrautheit mit den örtlichen Strukturen, den<br />

Akteuren des Gesundheitssektors und den bestehenden Versorgungslücken<br />

und Konflikten. Die tatsächlichen Verhältnisse<br />

vor Ort müssen in der Berichterstattung sichtbar werden, die<br />

verschiedenen Akteure, Institutionen und <strong>Einrichtung</strong>en sind in<br />

die GBE einzubeziehen, die örtlichen Experten sind zu Rate zu<br />

ziehen und auch die Erfahrungen der Bevölkerung mit dem gesundheitlichen<br />

Versorgungssystem müssen berücksichtigt werden<br />

(z.B. durch Befragung der Selbsthilfegruppen). Dann besteht<br />

eine Chance, dass der Bericht in der <strong>Stadt</strong> zur Kenntnis<br />

genommen wird, zu <strong>einer</strong> Diskussion unter den Entscheidungsträgern<br />

führt, dass konkrete und realistische Handlungsempfehlungen<br />

ausgesprochen werden können und dass erste Umsetzungsschritte<br />

unternommen werden“ (Brandenburg & Winkler<br />

1998: 142).<br />

Aus den vorangegangenen Forderungen wird deutlich, dass Gesundheitsbe-<br />

richterstattung nur als „Gemeinschaftsaufgabe“ gelingen kann und erst dann<br />

erfolgreich sein wird, wenn Öffentlichkeit und Politik mit einbezogen werden.<br />

Um dies zu erreichen, sind von der KGBE Informationen zu gesundheitlichen<br />

Risiken und Problemen als vorrangige Themen in der Kommunalpolitik zu<br />

verbreiten, die Sichtweisen der verschiedensten AkteurInnen und Institutionen<br />

zu dieser Thematik deutlich zu machen, auf gegensätzliche Standpunkte hin-<br />

zuweisen und Möglichkeiten zu Kooperationen in der Bestimmung von Hand-<br />

lungszielen und Umsetzungsmaßnahmen aufzuzeigen.<br />

Die beschriebene Vielfalt der Aufgaben wird durch den Begriff „Berichterstat-<br />

tung“ nicht angemessen erfasst: Gesundheitsberichterstattung wird oft miss-<br />

verstanden als die Erarbeitung einzelner unzusammenhängender oder auch<br />

29


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

aufeinander bezogener Berichte. Es geht aber tatsächlich um eine der Haupt-<br />

aufgaben von Public Health, nämlich den kontinuierlichen Prozess, im Sinne<br />

<strong>einer</strong> umfassenden Informationsverarbeitung eine Beschreibung und Bewer-<br />

tung der Lage vorzunehmen und laufend fortzuschreiben. Dies wird mit dem<br />

englischen Wort „Assessment“ (=Ab-, Einschätzung, (Be)Wertung) (Langen-<br />

scheidt 1996) besser ausgedrückt. Darüber hinaus gehören zur Berichterstat-<br />

tung auch eine regelmäßige und umfassende Kooperation der AkteurInnen des<br />

Gesundheitswesens, der Austausch von Informationen, Daten, fachlichen<br />

Kompetenzen, die Abstimmung von Bewertungen und gegebenenfalls die Ver-<br />

einbarung entsprechender Handlungsschritte (Landesinstitut für den Öffentli-<br />

chen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen 1999).<br />

2.5.4 Verortung der KGBE im Gesundheitsamt<br />

Bevölkerungsmedizinische und planerische Aufgaben wurden und werden im<br />

Gesundheitssystem vom öffentlichen Gesundheitswesen (ÖGW) wahrge-<br />

nommen. Umgesetzt werden organisatorische und kontrollierende Maßnah-<br />

men vom öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), der auch entsprechende<br />

Dienstleistungen für die Bürger erbringt. Die Gesundheitsämter sind die Ein-<br />

richtungen in der Kommune, zu deren Aufgaben die Medizinalaufsicht über<br />

Berufe und <strong>Einrichtung</strong>en des Gesundheitswesen, Gesundheitsschutz, Ge-<br />

sundheitshygiene, Gesundheitsförderung, Gesundheitsvorsorge und Gesund-<br />

heitshilfe, Begutachtungen, Epidemiologie und Berichterstattung gehören.<br />

Als Infektionskrankheiten das Krankheitspanorama bestimmten und sich die<br />

originären Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes besonders auf den<br />

Infektionsschutz bezogen, konnte der ÖGD wesentliche Daten über den Ge-<br />

sundheitszustand der Bevölkerung liefern und an den Maßen „Erkrankungsra-<br />

ten“ und „Sterblichkeit“ den Fortschritt in der Bekämpfung von Krankheiten<br />

messen. Planungen im Gesundheitsbereich fanden auf der Grundlage der vom<br />

ÖGD gelieferten Medizinalstatistiken statt. Mittlerweile ist deutlich geworden,<br />

dass diese Statistiken keine Grundlagen für eine moderne Gesundheitsplanung<br />

30


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

sein können, da sie reine Leistungsstatistiken sind und die Informationsbedarfe<br />

von Nutzern außerhalb des ÖGD nicht decken (von Ferber & Brandenburg<br />

1991).<br />

Auf die neuen komplexen Entwicklungen in der Gesundheitsdiskussion, so<br />

auch die KGBE als innovatives Instrument in einem Public-Health-Ansatz, ist<br />

der ÖGD mit seinem bisherigen Aufgabendesign und Selbstverständnis nicht<br />

vorbereitet. Trotzdem ist das Gesundheitsamt aus mehreren Gründen gut ge-<br />

eignet, die KGBE zu übernehmen:<br />

- Es gehört seit jeher zu seinen klassischen Aufgaben, die Gesundheit<br />

der Bevölkerung zu beobachten und zu fördern.<br />

- Es hat kein besonderes eigenes Interesse, da es sich z.B. nicht über<br />

Versorgungsaufgaben finanziell absichern muss.<br />

- Es ist nicht zur Behandlung verpflichtet, nicht am Gesundheitsmarkt<br />

beteiligt und steht deshalb außerhalb der Gesundheitskonkurrenz.<br />

- Es vertritt per Definition alle BürgerInnen.<br />

- Es hat die notwendigen Ressourcen (organisatorisch, finanziell und<br />

personell), eine solche Planungs- und Umsetzungsaufgabe auf Dauer<br />

und kontinuierlich durchzuführen.<br />

- Es kann deshalb eine KGBE „neutral“ und unter Berücksichtigung der<br />

komplizierten Interessenlage durchführen<br />

(Akademie f. öffentliches Gesundheitswesen 1998, Brand & Schmacke<br />

2000, Brandenburg & Schäfer 1990).<br />

2.5.5 Gesundheitskonferenzen<br />

In Nordrhein-Westfalen wurde im „Gesetz über den öffentlichen Gesund-<br />

heitsdienst“ im Jahr 1998 neben der KGBE die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> kommunalen<br />

Gesundheitskonferenz, die bei der KGBE mitwirkt, als kommunale Pflichtauf-<br />

gabe festgelegt. Es gibt bestimmte Vorgaben, z.B. betreffend der Mitglieder,<br />

die alle im Gesundheitsbereich tätigen AkteurInnen und Institutionen (Vertre-<br />

terInnen des Ausschusses für Gesundheit und Soziales, der Verwaltung, der<br />

31


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Berufsverbände, der Wohlfahrtsverbände, der Kostenträger, der Organisatio-<br />

nen des Patientenschutzes und der Selbsthilfe etc.) umfasst. Meist obliegt der<br />

Vorsitz dem Gesundheitsdezernent, die Geschäftsführung dem Gesundheits-<br />

amt. Es gibt jedoch auch andere Modelle, denn die genaue Ausgestaltung der<br />

Gesundheitskonferenz liegt bei der Kommune (s. Abb. 2).<br />

Abb.: 2 Strukturbeispiel <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz<br />

Gesundheitskonferenz der <strong>Stadt</strong> Herne (Rumpeltin 2003, bearb. A.B.)<br />

Die Gesundheitskonferenz setzt Arbeitsgruppen zur Bearbeitung spezieller<br />

Themen ein, die mit entsprechenden Fachleuten besetzt ist. „In diesen Ar-<br />

beitsgruppen werden konkrete Probleme erörtert und Lösungsvorschläge ge-<br />

macht, die wiederum der Gesundheitskonferenz vorgestellt werden“ (Landes-<br />

hauptstadt Düsseldorf 2005: 1).<br />

32


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Die <strong>Stadt</strong> Düsseldorf bezeichnet die Gesundheitskonferenz als zentrales Gre-<br />

mium der <strong>Stadt</strong> zur Steuerung und Koordination der gesundheitlichen Versor-<br />

gung und stellt fest:<br />

„Die Gesundheitskonferenz bearbeitet als fachlich kompetentes<br />

Gremium Fragen der gesundheitlichen Versorgung (...) und unterstützt<br />

die Politik durch fachliche Stellungnahmen bei gesundheitspolitischen<br />

Entscheidungen. Sie gibt bei Bedarf Empfehlungen<br />

zu <strong>einer</strong> verbesserten Versorgung, die je nach Zuständigkeit<br />

an den Ausschuss für Gesundheit und Soziales und<br />

an die Landesgesundheitskonferenz geleitet werden. Die Empfehlungen<br />

der Gesundheitskonferenz dienen außerdem den<br />

Verantwortlichen im Gesundheitswesen als Ausgangspunkt für<br />

ihre Planungen und Projekte. Ziel ist, die vorhandenen Angebote<br />

besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abzustimmen“<br />

(Landeshauptstadt Düsseldorf 2005: 1).<br />

Aufgabe der Gesundheitskonferenz ist es auch, einen Konsens zu bilden über<br />

die Art und den Umfang der KGBE sowie ihre Auswirkungen und damit die<br />

notwendige breite Basis zu schaffen, die für wirkliche Veränderungen Voraus-<br />

setzung ist.<br />

„Wenn Gesundheitsberichte das Instrument sind, mit dem Versorgungsmängel<br />

in einzelnen medizinischen Bereichen oder gesundheitliche<br />

Problemlagen bestimmten Bevölkerungsgruppen<br />

identifiziert und analysiert werden, so sind Gesundheitskonferenzen<br />

das Mittel, diese Probleme zu beseitigen“ (<strong>Stadt</strong> Herne<br />

2005:1).<br />

„Denn Gesundheitskonferenzen thematisieren kommunalpolitisch<br />

besonders wichtige Fragen und Probleme der gesundheitlichen,<br />

medizinischen und sozialen Versorgung. Ihr Ziel ist es,<br />

einvernehmlich Handlungsempfehlungen zu verabschieden und<br />

gemeinsam umzusetzen“ (<strong>Stadt</strong> Herne 2005:1).<br />

Durch ihre Arbeit gewährleistet die Gesundheitskonferenz also eine enge Ver-<br />

zahnung der KGBE mit Politik, Verwaltung, Fachleuten und <strong>Einrichtung</strong>en<br />

des Gesundheitswesens. Die Mitglieder der Gesundheitskonferenz und ihre<br />

33


Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />

Aufgaben sind festgelegt: Ein langwieriger Aufbau von notwendigen Kontak-<br />

ten und Kooperationen von Seiten der KGBE entfällt demgemäss. Durch eine<br />

Geschäftsordnung wird Verbindlichkeit zur Pflicht, so dass die KGBE sich auf<br />

eine Zusammenarbeit stützen kann, statt sie immer wieder neu initiieren zu<br />

müssen.<br />

34


3 Studiendesign<br />

Kapitel 3 – Studiendesign<br />

Die bisherigen Ausführungen machen deutlich, dass die Kommunale Gesund-<br />

heitsberichterstattung vom Grundsatz ein interessanter Weg zu <strong>einer</strong> Verbesse-<br />

rung der Gesundheit der Bevölkerung und ihrer Versorgung und die Ansied-<br />

lung der KGBE im Gesundheitsamt sinnvoll sind.<br />

Im Folgenden wird dargestellt, wie sich die Leitfrage dieser Arbeit entwickelte<br />

und welche weiteren Überlegungen zur Hypothesenbildung führten.<br />

3.1 Entwicklung der Fragestellung<br />

Aufgrund der fehlenden gesetzlichen Vorgaben gibt es nur wenige Kommunen<br />

in Niedersachsen, die KGBE betreiben. Eigene Recherchen ergaben, dass 17<br />

niedersächsische Städte bzw. Landkreise bislang moderne Gesundheitsberichte<br />

veröffentlicht haben, bei zweien handelt es sich dabei um Sozialpsychiatrische<br />

Pläne, die nach dem Niedersächsischen Gesetz über Hilfen und Schutzmaß-<br />

nahmen von den Kommunen erstellt werden müssen (Akademie für öffentli-<br />

ches Gesundheitswesen in Düsseldorf 2005 a, b und c).<br />

Die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE in Niedersachsen ist also Neuland. Aufgaben<br />

und Arbeitsfelder müssen eigenständig erarbeitet werden, es gibt kein Netz-<br />

werk von Unterstützungen, Kooperationen beruhen auf „Goodwill.“ Orientie-<br />

rungen können in der Gesundheitsberichterstattung von Kommunen außer-<br />

halb des Landes gesucht, aber wegen der unterschiedlichen Bedingungen nicht<br />

auf gleiche Art umgesetzt werden.<br />

Beauftragt mit der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE an einem niedersächsischen Ge-<br />

sundheitsamt, fand die zukünftige Gesundheitsberichterstatterin folgende Situ-<br />

ation vor: Die Initiative zur <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE ging von der Leitung des<br />

Gesundheitsamtes aus. Das Verständnis von KGBE bezog sich in erster Linie<br />

35


Kapitel 3 – Studiendesign<br />

auf eine Bedarfsanalyse und Bestandsaufnahme der vorhandenen Gesundheits-<br />

einrichtungen. In der Kommune und innerhalb des Gesundheitsamtes waren<br />

weder Informationen über Aufgaben, Ziele und Inhalte <strong>einer</strong> KGBE bekannt<br />

noch Strukturen oder Vorgaben vorhanden, an die eine KGBE angelehnt wer-<br />

den konnte. Dies bezog sich sowohl auf die Datenlage als auch auf Kooperati-<br />

onen im Bereich Gesundheit und Gesundheitsversorgung sowie Vorwissen<br />

und Erfahrungen zu New-Public-Health-Aspekten. Es wurde deutlich, dass<br />

unter diesen Rahmenbedingungen weder „einfache“ Gesundheitsberichte ge-<br />

schrieben werden könnten, noch KGBE im Sinne von New Public Health<br />

möglich sein würde.<br />

Der Implementierungsprozess begann deshalb mit der Suche nach Informatio-<br />

nen, mit welchen konkreten Schritten eine Gesundheitsberichterstattung in<br />

<strong>einer</strong> Kommune aufgebaut werden könnte. Die zur Verfügung stehenden Ma-<br />

terialien bezogen sich größtenteils auf die Unterstützungsangebote anderer<br />

Bundesländer bzw. auf die Erfahrungen von Großstädten, die so nicht über-<br />

tragbar waren (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />

In dieser Situation stellte sich die Frage, ob die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE auf<br />

freiwilliger Basis überhaupt möglich sei und wenn ja, welche Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen werden müssten.<br />

Zur strukturierten Beantwortung dieser Fragen wurde die Entwicklung der<br />

Aufgaben und Arbeitsfelder der KGBE im Rahmen eines Public-Health-<br />

Projektes durch eine Prozess- und Ergebnisevaluation wissenschaftlich beglei-<br />

tet.<br />

Hierdurch sollten die Erfahrungen und Ergebnisse auch für andere Städte oder<br />

z. B. die umliegenden Landkreise nutzbar gemacht werden.<br />

36


3.2 Hypothesenbildung<br />

Kapitel 3 – Studiendesign<br />

Aus der Zusammenschau der theoretischen Grundlagen, den Erfahrungen aus<br />

anderen Kommunen und den vorhandenen Rahmenbedingungen wurde nach-<br />

stehende Hypothese formuliert:<br />

Die Verankerung <strong>einer</strong> freiwilligen KGBE in einem (niedersächsischen) Ge-<br />

sundheitsamt braucht bestimmte Voraussetzungen.<br />

Sie kann gelingen, wenn folgende Bedingungen vorhanden sind / geschaffen<br />

werden können, wobei deren Reihenfolge nicht relevant ist:<br />

Voraussetzungen zum Aufbau <strong>einer</strong> freiwilligen KGBE<br />

I. Aktive Identifikation der Amtsleitung mit der Aufgabe der KGBE<br />

II. Verständnis und Interesse für KGBE innerhalb des Amtes<br />

III. Akzeptanz in der Kommune<br />

IV. Beteiligung der kommunalen AkteurInnen des Gesundheitswesens<br />

V. Unterstützung der KGBE durch andere <strong>Einrichtung</strong>en (hier z.B.<br />

Fachhochschule)<br />

VI. Berücksichtigung der unterschiedlichen Aspekte und Wünsche<br />

VII. ausreichende Qualifikation der mit der KGBE betrauten Person(en)<br />

VIII. Einführung formaler Abläufe (Sitzungen, Protokolle, Verteiler).<br />

Weitere Überlegungen gingen dahin, dass die Schaffung dieser Voraussetzun-<br />

gen nur prozesshaft erfolgen kann und erreicht wird durch verschiedene Imp-<br />

lementierungsmethoden in Bezug auf geeignete Zielgruppen / Schlüssel-<br />

personen.<br />

Dass die Projekthypothese die Voraussetzungen <strong>einer</strong> Implementierung <strong>einer</strong><br />

KGBE beschreibt und sich somit verifizieren lässt, sollte dann als gesichert<br />

gelten, wenn nach der Durchführung der aus den Vorannahmen abgeleiteten<br />

Maßnahmen zur Entwicklung der Aufgaben <strong>einer</strong> KGBE tatsächlich bei Pro-<br />

jektende die notwendigen Voraussetzungen vorhanden sind und von <strong>einer</strong><br />

37


Kapitel 3 – Studiendesign<br />

gelungenen Verankerung der KGBE in der Kommune gesprochen werden<br />

kann, da deren Aufgaben erfüllt werden.<br />

3.3 Zielgruppen<br />

Zur Schaffung der oben genannten Voraussetzungen wurde die Initiierung von<br />

Kooperationen mit folgenden Personen und Gruppen als maßgeblich erachtet,<br />

die als „Schlüsselpersonen“ zu betrachten sind (in alphabetischer Reihenfolge):<br />

1. Amtsleitung des Gesundheitsamtes<br />

2. AkteurInnen des Gesundheitswesens<br />

3. Externe DatenhalterInnen<br />

4. Fachbereichsleitung des Gesundheitsamtes<br />

5. Fachhochschule<br />

6. MitarbeiterInnen des Gesundheitsamtes<br />

7. Politik / besonders Ausschuss für Gesundheit und Soziales<br />

Zu erreichende Zwischenziele waren jeweils:<br />

a) Herstellung eines Kontaktes<br />

b) Initiierung <strong>einer</strong> Kooperation<br />

c) Aktive Einbindung in KGBE bzw. Sicherung von Unterstützung.<br />

38


4 Methodik<br />

Kapitel 4 – Methodik<br />

Der gesamte Implementierungsprozess wurde mit der Methode der Evaluati-<br />

on zur Qualitätssicherung bewertet. Bei dieser bewährten und gerade im Ge-<br />

sundheitsbereich häufig angewandten Strategie werden während des gesamten<br />

Verlaufs eines Projektes Informationen über die jeweils ablaufenden Aktivitä-<br />

ten gesammelt. Durch z.B. den Vergleich der Ergebnisse mit der Vorgabe der<br />

Zielsetzung werden die erbrachten Leistungen daraufhin überprüft, ob sie den<br />

vorher festgelegten Qualitätsstandards entsprechen, und somit die Ergebnis-<br />

qualität beurteilt (BZgA 1999; Bundesvereinigung für Gesundheit 1997).<br />

Die Methode wird im Folgenden mit Bezug auf die zu bewertende Arbeit kon-<br />

kretisiert.<br />

4.1 Evaluation als Methode zur Bewertung und Qualitätssicherung<br />

Nach der Definition der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist<br />

Evaluation „die systematische Informationssammlung für die Bewertung<br />

von Programmen“ (BZgA 1999: 20).<br />

4.1.1 Begriffe<br />

Systematisch bedeutet die nachvollziehbare Festlegung, wie die Daten erho-<br />

ben, welche Daten gesammelt werden und nach welchen Kriterien eine Inter-<br />

vention hier als wirksam für die Implementation der KGBE gewertet wird.<br />

Die Informationssammlung ist hier die mit den Instrumenten Kurznotiz,<br />

Protokoll oder Projekttagebuch festgehaltene Dokumentation der einzelnen<br />

erfolgten Handlungen und ihre Operationalisierung und Kategorisierung zum<br />

Zwecke der Auswertung.<br />

39


Kapitel 4 – Methodik<br />

Bewertung kann nach verschiedenen Gesichtspunkten stattfinden: Im vorlie-<br />

genden Falle wurde geprüft, ob die angewandten Maßnahmen sich entspre-<br />

chend der Hypothese als wirksam für die Schaffung der zur Implementierung<br />

<strong>einer</strong> KGBE notwendigen Voraussetzungen erwiesen oder nicht. Dies fällt<br />

unter die Perspektive der Wissenserweiterung, d.h. Schaffung eines generellen,<br />

empirisch begründeten Wissens über die Wirksamkeit bestimmter Interventi-<br />

onsstrategien und ist eine anwenderorientierte Evaluation (utilization-focussed<br />

evaluation).<br />

Unter Programm ist in der vorliegenden Arbeit der Gegenstand der Evaluati-<br />

onsforschung zu verstehen, nämlich die Beobachtung des Implementierungs-<br />

prozesses während des Projektzeitraumes.<br />

Ein wichtiges Element der Evaluation ist das Prinzip der kontinuierlichen Qua-<br />

litätsverbesserung durch die ständige Rückkopplung der vorliegenden Ergeb-<br />

nisse in das Programm. Es erhält bzw. verbessert die Wirksamkeit der nachfol-<br />

genden Projektphasen.<br />

4.2 Umsetzung der Methode<br />

Die Evaluation der Implementierung der KGBE wurde mit der Erfassung von<br />

Daten nach untenstehenden Kriterien und Definitionen begonnen: jeder Kon-<br />

takt und jede Maßnahme, die während der Arbeitszeit geschah und für den<br />

Aufbau der KGBE von Bedeutung sein könnte, wurde mit den Merkmalen<br />

Datum, Zielperson oder -institution, Inhalt, Methode, aufgetretene Schwierig-<br />

keiten / Hindernisse dokumentiert (s. Abb. 3).<br />

40


Kapitel 4 – Methodik<br />

Abb.: 3 Auszüge aus dem Projekttagebuch<br />

Datum<br />

Zeitauf-<br />

wand<br />

13.2.02<br />

11:00 -<br />

11:30<br />

15.2.02<br />

10:00 -<br />

10:30<br />

12.3.02<br />

16:00 -<br />

16:30<br />

14.3.02<br />

9:00 -<br />

9:10<br />

...<br />

5.8.03<br />

09:30 -<br />

12:00<br />

21.8.03<br />

11:30 -<br />

13:00<br />

27.8.03<br />

08:30 -<br />

09:00<br />

Zielperson /<br />

-institution<br />

BEK Information<br />

über GBE<br />

DAK Information<br />

über GBE<br />

Vorsitzender<br />

Ärzteverein<br />

Nachsorgeleitstelle<br />

AG Gesundheit<br />

AG Gesundheit<br />

Presse-<br />

Sprecher<br />

Inhalt Methode Hintergrund / angestrebtes Schwierigkeit<br />

Ziel<br />

/ Hindernis<br />

Information<br />

über GBE<br />

Datenbeschaffung<br />

Persönlicher<br />

Besuch<br />

Infopapier 1<br />

Persönlicher<br />

Besuch<br />

Infopapier 1<br />

Persönlicher<br />

Besuch<br />

Infopapier 1<br />

Fax / E-mail /<br />

Brief / Telefonat<br />

Gewinnung v. Interesse,<br />

Motivation zur Mitarbeit/Unterstützung<br />

Gewinnung v. Interesse,<br />

Motivation zur Mitarbeit/Unterstützung<br />

Gewinnung v. Interesse,<br />

Motivation zur Mitarbeit/Unterstützung<br />

Brauchen mehr<br />

Informationen<br />

Brauchen mehr<br />

Informationen<br />

Kein Interesse<br />

Erhalt brauchbarer Daten Nicht zuständig<br />

Kooperation Arbeitsgruppe Vorschlag, d. Sozialausschuss<br />

bzw. dessen<br />

Beirat beizutreten, um guten<br />

Informationsfluss zu gewährleisten<br />

und Einfluss<br />

nehmen zu können, wird<br />

begrüßt. Herr S. hat Interesse<br />

an diesem Amt.<br />

Planung /<br />

Vorbereitung<br />

Arbeitsgruppe 1. Präsentation des Gesundheitsberichtes<br />

im Sozialausschuss<br />

2. Wie soll der Kurzbericht<br />

aussehen?<br />

Presseinfo Fax / E-mail /<br />

Brief / Telefonat<br />

Definitionen und Begründungen:<br />

Absprache über Presseinfo Namensliste,<br />

Funktion der<br />

PK-TeilnehmerInnen,<br />

etc.<br />

fehlen<br />

Datum: der Zeitpunkt der Maßnahme kann wichtig sein: Liegt sie zu früh oder<br />

zu spät, kann der Erfolg ausbleiben. Als geeigneter Zeitpunkt wurde das Da-<br />

tum bewertet, wenn nichts Gegenteiliges festgehalten wurde.<br />

Zielpersonen oder -institutionen: = AdressatInnen der ausgeführten Maßnah-<br />

men. Mit den Daten hierzu wurde überprüft, ob die tatsächlich geknüpften<br />

Kontakte mit den in der Hypothese als notwendige KooperationspartnerInnen<br />

aufgeführten Personen und Institutionen (Schlüsselpersonen) übereinstimmten<br />

oder nicht.<br />

41


Kapitel 4 – Methodik<br />

Inhalt: Jede Maßnahme zielt auf ein bestimmtes Ergebnis (Hintergrund / ange-<br />

strebtes Ziel) ab. Als Inhalt <strong>einer</strong> Intervention wurde das Thema (= Anlass auf<br />

der Handlungsebene) und der Hintergrund / angestrebtes Ziel (= Leitmotiv,<br />

das zur Intervention führt) definiert.<br />

Methode: = Art und Weise der Maßnahme. Die angewandten Implementie-<br />

rungsmethoden waren insbesondere: Einzelgespräche, Arbeitsgruppen, Runde<br />

Tische, Umfrage per Fragebogen, Presseberichte, Vorträge, Internetauftritt,<br />

Aufsätze.<br />

Schwierigkeiten und Hindernisse: treten z.B. auf, wenn diese im Vorfeld nicht<br />

bedacht wurden oder werden konnten, und wurden erfasst, um hieraus im Sin-<br />

ne <strong>einer</strong> Lernschleife geeignetere Maßnahmen ableiten zu können.<br />

4.3 Durchführung des Arbeitsvorhabens<br />

Strukturelle Voraussetzungen<br />

Im Oktober 2001 wurde am Gesundheitsamt <strong>einer</strong> kreisfreien <strong>Stadt</strong> mit ca.<br />

50.000 EinwohnerInnen auf freiwilliger Basis eine 25-Std.-Stelle für KGBE<br />

eingerichtet. Das Gesundheitsamt ist ausschließlich für diese <strong>Stadt</strong> zuständig.<br />

Für die <strong>Einrichtung</strong> der Stelle gab es insbesondere zwei Gründe:<br />

Einmal die Hoffnung, in der Gesundheitsberichterstattung ein Instrument zu<br />

finden, das dringend erforderliche Einsparungen umsetzen hilft, ohne dass<br />

sozial ohnehin benachteiligte Gruppen schlechter versorgt werden.<br />

Zum andern der Wunsch, in Zusammenarbeit mit dem Studiengang „Gesund-<br />

heitswissenschaften“ der örtlichen Fachhochschule den Aufgabenbereich des<br />

Gesundheitsamtes auf zukunftsorientierte kommunale Gesundheitsaufgaben<br />

zu erweitern, indem Public-Health-Aspekte in die Arbeit einfließen.<br />

Die Stelleninhaberin war sowohl zuständig für den Aufbau KGBE als auch für<br />

die Durchführung der wissenschaftlichen Begleitung.<br />

42


Vorgehensweise<br />

Kapitel 4 – Methodik<br />

Alle vom Arbeitsbeginn der KGBE bis zur Vorstellung des ersten Gesund-<br />

heitsberichtes vollzogenen konkreten Schritte und Maßnahmen (vom<br />

1.10.2001 bis zum 10.9. 2003) wurden dokumentiert.<br />

Die Evaluation des Implementierungsprozesses begann wie geplant nach <strong>einer</strong><br />

Vorlaufzeit der KGBE von 15 Monaten im Januar 2003 und wurde von der<br />

Autorin dieses Textes allein durchgeführt.<br />

Die zum Arbeitsalltag gehörenden laufenden Aktivitäten wurden auch nach<br />

Evaluationsbeginn ständig weiter aufgezeichnet. Die gesamte Dokumentation<br />

aus Protokollen, Projekttagebuch und Kurznotizen wurde als Informations-<br />

sammlung anschließend in Stichworte umgewandelt und chronologisch in<br />

Excel-Tabellen erfasst (s. Abb. 4).<br />

Abb.: 4 Auszüge aus der Informationssammlung<br />

Datum<br />

01.10.01<br />

...<br />

06.12.01<br />

06.12.01 OB<br />

Zielperson, -<br />

institution Thema<br />

KollegInnen im Information<br />

Gesundheitsamt über KGBE<br />

stellvertr.<br />

Fachbereichsleitung<br />

Information<br />

über KGBE<br />

Information<br />

über KGBE<br />

11.12.01 Pressesprecher Information<br />

über KGBE<br />

...<br />

13.02.02 BEK<br />

Information<br />

über KGBE/<br />

Bitte um Kooperation<br />

Inhalt<br />

Hintergrund/angestrebtes<br />

Ziel<br />

Kooperation mit<br />

Nr. 6 der Zielgruppe<br />

*<br />

Kooperation mit<br />

Nr. 4 der Zielgruppe<br />

Unterstützung<br />

durch Nr. 7 der<br />

Zielgruppe<br />

Klärung Modalitäten<br />

Pressearbeit<br />

Kooperation mit<br />

Nr. 3 der Zielgruppe<br />

Methode<br />

Einzel-<br />

gespräch<br />

Einzel-<br />

gespräch<br />

Einzel-<br />

gespräch<br />

Einzel-<br />

gespräch<br />

Einzelgespräch <br />

Schwierigkeit/Hinder<br />

nis<br />

Misstrauen;<br />

Unklarheit<br />

über Aufgaben<br />

und<br />

Position<br />

der KGBE<br />

brauchen<br />

mehr Informationen<br />

...<br />

14.03.02 Nachsorgeleit-<br />

Kooperation mit FAX/Email/<br />

nicht zu-<br />

Datentransfer Nr. 3 der Ziel- Brief oder<br />

stelle OL<br />

ständiggruppe<br />

Telefonat<br />

*<br />

1. Amtsleitung 5. Fachhochschule<br />

2. AkteurInnen des Gesundheitswesens 6. MitarbeiterInnen d. Gesundh.amtes<br />

3. Externe DatenhalterInnen 7. Politik / besonders Ausschuss für<br />

4. Fachbereichsleitung Gesundheit und Soziales<br />

43


Kapitel 4 – Methodik<br />

Im nächsten Schritt wurden die Informationen geordnet. Als Ordnungskrite-<br />

rien wurden Tätigkeiten gewählt, die zur Schaffung der Voraussetzungen I –<br />

VIII (s. S. 75) dienen sollten, die laut Projekthypothese zum Gelingen der E-<br />

tablierung <strong>einer</strong> KGBE als notwendig formuliert worden waren.<br />

Jede dieser Kategorien I – VIII wurde für sich ausgewertet, indem sie mit der<br />

beschriebenen Methode dahingehend beurteilt wurde, ob das angestrebte Ziel<br />

mit der gewählten Vorgehensweise erreicht wurde und so eine adäquate Inter-<br />

vention für die Implementierung der KGBE darstellte (s. Abb. 5).<br />

44


Kapitel 4 – Methodik<br />

Abb.: 5 Studienübersicht: Evaluation der Implementierung <strong>einer</strong> KGBE an einem niedersächsischen<br />

Gesundheitsamt<br />

45


5 Ergebnisse<br />

Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Die wissenschaftliche Begeleitung des Implementierungsprozesses war von<br />

Anfang an zeitlich begrenzt und endete zeitgleich mit der Vorstellung des ers-<br />

ten Gesundheitsberichtes.<br />

Zu diesem Zeitpunkt waren die Aufgaben <strong>einer</strong> KGBE voll bewältigt, so dass<br />

die Leitfrage: „Ist der Aufbau <strong>einer</strong> KGBE in <strong>einer</strong> Kommune möglich, wenn<br />

diese, wie in Niedersachsen, nicht per Gesetz dazu verpflichtet ist“ mit Ja be-<br />

antwortet werden kann.<br />

Die sich aus der Leitfrage ergebenden weiteren Fragen nach zu schaffenden<br />

Voraussetzungen, konkreten Schritten und Schlüsselpersonen, werden nach-<br />

stehend beantwortet.<br />

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt aufgrund ihrer Komplexität in zwei<br />

Schritten.<br />

Im ersten Teil wird die prozesshafte Entwicklung der KGBE vorgestellt und<br />

bewertet, gegliedert in verschiedene Phasen mit den dazugehörigen Teilresulta-<br />

ten.<br />

Im zweiten Teil werden die Maßnahmen bezogen auf den Erfolg analysiert,<br />

den sie bei der Schaffung der Voraussetzungen (I – VIII s. S. 75) zur Veranke-<br />

rung der KGBE hatten.<br />

5.1 Phasen des Implementierungsprozesses<br />

Die Entwicklung der KGBE verlief im Rückblick gesehen in mehreren Phasen,<br />

die sich im Großen und Ganzen, ausgehend von <strong>einer</strong> internen Entwicklung,<br />

immer mehr in die Öffentlichkeit bewegten.<br />

Die Erkenntnisse aus den einzelnen Phasen fanden im Sinne <strong>einer</strong> Lernschleife<br />

in der nächsten Phase Berücksichtigung, wie bei der Beschreibung deutlich<br />

wird. Die Phasen veranschaulichen daneben eine gewisse Chronologie der Ar-<br />

beit, wenn es auch immer wieder Überschneidungen gegeben hat. In Klam-<br />

46


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

mern sind die Nummern der zu schaffenden Voraussetzungen (s. S. 75) ange-<br />

geben, die mit den jeweiligen Aktivitäten angestrebt wurden.<br />

Abb.: 6 Überblick: Phasen des Implementierungsprozesses mit kennzeichnenden<br />

Aktivitäten<br />

Phase I – interne Entwicklung (Oktober 2001 – Januar 2002)<br />

Die Arbeit der Gesundheitsberichterstattung (ab 1.10. 2001) begann mit <strong>einer</strong><br />

Einarbeitung in die Aufgaben und Ziele <strong>einer</strong> KGBE anhand von Literatur-<br />

und Internetrecherchen. Parallel wurde Kontakt zu den verschiedenen Abtei-<br />

lungen des Gesundheitsamtes aufgenommen. Dies diente dem Kennenlernen<br />

von Strukturen, Arbeitsbereichen, Datenlagen <strong>einer</strong>seits sowie der Vorstellung<br />

und Informationsverbreitung über KGBE im Hause andererseits (Ziel: Schaf-<br />

fung von Voraussetzung II).<br />

Im November 2001 wurde eine „AG Gesundheit“ gegründet (V, VIII). Be-<br />

reits in der Phase der <strong>Einrichtung</strong> der KGBE-Stelle gab es Kontakte zwischen<br />

einem Dozenten des Fachbereiches Sozialwesen/Public Health und der Ge-<br />

sundheitsberichterstatterin. Diese Kontakte wurden institutionalisiert mit der<br />

47


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Gründung der „AG-Gesundheit“. TeilnehmerInnen der AG wurden außer den<br />

beiden Genannten die beiden Ärztinnen des Gesundheitsamtes (II). Später<br />

kamen in folgender Reihenfolge eine neue Professorin des Studienganges Pub-<br />

lic Health der FH, der neue Leiter des Gesundheitsamtes (I) sowie im weiteren<br />

Verlauf drei weitere Professorinnen aus dem Fachbereich Sozialwesen hinzu.<br />

Die Arbeitsgruppe traf sich im ersten halben Jahr 1x pro Monat, danach wur-<br />

den die Abstände auf 1x alle zwei Monate erweitert.<br />

Der Zeitaufwand betrug pro Sitzung durchschnittlich 1,5 Stunden. Es waren so<br />

gut wie nie alle Teilnehmer vertreten, eine Professorin wechselte nach ca. 1<br />

Jahr in eine „passive“ Teilnahme.<br />

Die Aufgaben der AG bezogen sich auf die Entwicklung von Themen, Inhal-<br />

ten und Strategien der KGBE.<br />

Zu Beginn der Arbeit der KGBE standen zunächst die Überlegungen im Vor-<br />

dergrund, so wie in Nordrheinwestfalen anhand von Indikatoren besondere<br />

städtische Gesundheitsprobleme herauszufiltern, um darauf den Gesundheits-<br />

bericht zu gründen.<br />

Da in Niedersachsen solche Indikatoren innerhalb der Kommune nicht in auf-<br />

bereiteter Form vorhanden sind, wurde versucht, durch übergeordnete Daten-<br />

halterInnen Daten, aggregiert auf die kommunale Ebene, zu bekommen<br />

(Krebsregister, Statistisches Landesamt etc.). Hier lagen auch einige Daten auf<br />

Gemeindeebene vor, sie reichten jedoch nicht aus, um ihnen die vorrangigen<br />

städtischen Probleme zu entnehmen.<br />

Der Versuch, für den ersten Bericht vor allem auf Daten des eigenen Hauses<br />

zurück zu greifen, schien zunächst daran zu scheitern, dass Daten nicht in ge-<br />

eigneter Form vorlagen (d.h. keine systematische, möglichst standardisierte und<br />

im PC erfasste Dokumentation der Arbeit bzw. der Daten der verschiedenen<br />

Abteilungen). Es wurde deshalb weiter nach anderen Datenquellen gesucht.<br />

48


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Phase II – erste Außenaktivitäten (Februar – April 2002)<br />

Im nächsten Schritt wurden Kontakte zu verschiedenen AkteurInnen des ört-<br />

lichen Gesundheitswesens (Krankenkassen, Ärzteverein, Krankenhaus usw.)<br />

hergestellt (III, IV), um deren Datenlage zu eruieren, um über KGBE zu in-<br />

formieren (s. Anhang S. 76 „Informationshandzettel“) und gleichzeitig um<br />

Kooperationsbereitschaft zu werben. Wichtig war dabei auch die Frage, welche<br />

Gesundheitsprobleme aus Sicht der jeweiligen AkteurInnen am dringendsten<br />

in der <strong>Stadt</strong> zu bearbeiten seien.<br />

Diese Maßnahmen erinnerten an eine Art „Vorstellungsgespräch“ der Ge-<br />

sundheitsberichterstatterin. Von Seiten der <strong>Einrichtung</strong>en wurde fast immer<br />

ein grundsätzliches Interesse bekundet, es erwies sich jedoch als schwierig, die<br />

Idee der KGBE in diesen Einzelgesprächen nahezubringen. Es fehlten hierzu<br />

<strong>einer</strong>seits konkrete gemeinsame Themen, andererseits der verbindende Rah-<br />

men. Von verschiedenen <strong>Einrichtung</strong>en wurde Skepsis daran geäußert, ob es<br />

aufgrund der vielen Interessenkonflikte überhaupt möglich sei, mehrere Insti-<br />

tutionen zur Zusammenarbeit zu bewegen.<br />

Analog wurde in der <strong>Stadt</strong>verwaltung für die KGBE geworben: Gespräche mit<br />

der Leitung des Fachbereiches Gesundheit und Soziales sowie dem Oberbür-<br />

germeister wurden durchgeführt (III).<br />

Es fand auch vermehrte Öffentlichkeitsarbeit durch Vorträge und Presse statt,<br />

durch die breiter über KGBE informiert wurde (III).<br />

Phase III– gebündelte Außenaktivitäten – (Mai 2002 – Februar 2003)<br />

Runder Tisch Gesundheit<br />

Ergebnis aller bisher durchgeführten Einzelmaßnahmen war, dass die befrag-<br />

ten AkteurInnen überwiegend Interesse an der KGBE signalisierten.<br />

Um dies Ergebnis gemäß den inhaltlichen Wünschen der AkteurInnen an die<br />

KGBE in Aktivitäten zu überführen und eine Struktur zu geben, wurde Ende<br />

49


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Mai 2002 in Zusammenarbeit mit der AG Gesundheit eine übergreifende und<br />

verbindende Maßnahme eingeleitet (II, III, IV, VI, VIII):<br />

Erstmals wurden städtische ExpertInnen aus dem Gesundheits- und Sozialbe-<br />

reich sowie VertreterInnen der Verwaltung und der Politik an einen „Runden<br />

Tisch Gesundheit“ eingeladen (s. Anhang S. 77 „Einladung zum Runden Tisch<br />

Gesundheit“). Angesprochen wurden die <strong>Einrichtung</strong>en, die in der Kommune<br />

maßgeblich an Gesundheitsplanung, -finanzierung und Versorgung beteiligt<br />

waren, wie ÄrztInnen, Krankenhaus, Krankenkassen etc. (s. Anhang S. 77<br />

„Einladungsliste Runder Tisch Gesundheit“). Ziel war auch hier, über KGBE<br />

zu informieren und Interessierte für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Vor<br />

allem aber sollte gemeinsam festgelegt werden, welche kommunalen Themen<br />

aus dem Gesundheitsbereich am dringendsten bearbeitet werden müssten.<br />

Der runde Tisch Gesundheit wurde zu <strong>einer</strong> großen und öffentlichkeitswirk-<br />

samen Aktion. Von den insgesamt 27 eingeladenen Personen / <strong>Einrichtung</strong>en<br />

nahmen 22 teil. Besonders rege war die Beteiligung von ExpertInnen des Ge-<br />

sundheitswesens.<br />

Während der Veranstaltung wurden mehrere Themenschwerpunkte als primär<br />

zu bearbeiten festgelegt. Damit wurde eine zentrale Aufgabe der KGBE erfüllt.<br />

Interessierte AkteurInnen verpflichteten sich zur Mitarbeit und gründeten Ar-<br />

beitsgruppen zu drei verschiedenen Themenschwerpunkten (s. Abb. 7).<br />

Abb.: 7 Auszug aus: Protokoll des Runden Tisches Gesundheit<br />

Zu TOP 6<br />

Die Diskussion ergab, dass zur Zeit schwerpunktmäßig Handlungsbedarf im Bereich Krankenhausstruktur<br />

(akute Probleme der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie) sowie im Bereich<br />

Prävention, z.B. in Bezug auf niederschwellige medizinische Versorgung von Wohnungslosen,<br />

Bewegungsförderung bei verhaltensauffälligen Kindern, Suchtprävention bei Kindern<br />

und Jugendlichen gesehen wird.<br />

Es wurde beschlossen zwei Arbeitsgruppen zu bilden (AG Prävention und AG Unfallchirurgie),<br />

um sich intensiver mit den unter TOP 6 genannten Problematiken zu befassen und Lösungsstrategien<br />

auszuarbeiten.<br />

Als dritte AG wurde eine Impulsgruppe vorgeschlagen (Erarbeiten von Vorschlägen für die<br />

nächste Expertenrunde Gesundheit).<br />

Die konkreten Arbeitsinhalte der AGs stimmen die jeweiligen Teilnehmer/innen untereinander<br />

ab.<br />

50


Umfrage zur KGBE<br />

Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Um den „Wissensstand“ zu und ggf. die Einstellung gegenüber kommunaler<br />

Gesundheitsberichterstattung zu analysieren und gleichzeitig weiter auf das<br />

Instrument der KGBE aufmerksam zu machen, wurde nach Absprache mit<br />

der Amtsleitung und der Fachbereichsleitung ein Fragebogen entwickelt (I) (s.<br />

Anhang S. 79 „Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsberichterstattung“).<br />

Um der Umfrage mit der Unterstützung der Verwaltung ein besonderes Ge-<br />

wicht geben und die Bedeutung der KGBE betonen zu können, wurde die<br />

Fragebogenaktion dem Verwaltungsvorstand vorgelegt und von diesem auch<br />

genehmigt ( III, IV).<br />

Der Fragebogen wurde mit einem kurz über KGBE informierenden Anschrei-<br />

ben (s. Anhang S. 81 „Anschreiben zur Umfrage“) an insgesamt 97 AkteurIn-<br />

nen aus Verwaltung, Politik und Gesundheits- und Sozialsektor geschickt (z.B.<br />

städtischer Rat, Fachbereiche der Kommunalverwaltung, Krankenkassen,<br />

Krankenhaus, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Fachhochschule) (s. Anhang S.<br />

82 „Adressenliste Umfrage“) (III).<br />

Nach Rücklauf des Fragebogens sollten ab Februar 2003 die Ergebnisse hier-<br />

aus in den weiteren Planungsprozess der Implementierung der KGBE einbe-<br />

zogen und die weiteren Planungen reflektiert dargelegt werden.<br />

Bei 97 versandten Fragebögen gab es einen Rücklauf von 46 Fragebögen, was<br />

<strong>einer</strong> Quote von 45% und damit einem guten Ergebnis entspricht (normale<br />

Rücklaufquote ca. 30 %).<br />

Eine erste Auswertung ergab, dass 28 UmfrageteilnehmerInnen bereits von der<br />

KGBE gehört hatten; 17 TeilnehmerInnen war sie noch nicht bekannt; 1 Bo-<br />

gen war nicht ausgefüllt.<br />

Bewertet wurde die KGBE von der überwiegenden Mehrzahl als sinnvoll (s.<br />

Abb. 8).<br />

51


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Abb.: 8 Auswertung der Umfrage zur KGBE, Punkt II, 2. “Bewertung<br />

der KGBE durch AkteurInnen des kommunalen Gesundheitswesens”<br />

Bewertung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 nicht bewertet<br />

Anzahl - - - - 1 3 8 10 3 20 1<br />

1 = KGBE ist überflüssig – 10 =KGBE ist sinnvoll<br />

Neben dem durch die Auswertung dokumentierten Interesse an KGBE wurde<br />

durch die Befragung deutlich , welche Wünsche an die KGBE gerichtet wer-<br />

den (z.B. Punkt III „gemeinsame bereichsübergreifende Planungen“, „Lösun-<br />

gen für Problemfelder, die isoliert betrachtet nicht lösbar sind“, „verbesserte<br />

Planung im Gesundheitsbereich“) sowie welche Missverständnisse und Un-<br />

kenntnisse bezüglich der Aufgaben und Ziele der KGBE herrschten. Als moti-<br />

vierend erwies sich, dass die meisten <strong>Einrichtung</strong>en / Personen an Kooperati-<br />

onen interessiert waren (nur 8 hatten definitiv kein Interesse an <strong>einer</strong> Mitwir-<br />

kung).<br />

Phase IV – Arbeitsgruppen und Berichterstellung (Juni 2002-April 2003)<br />

In der Folgezeit des Runden Tisches Gesundheit tagten verschiedene Arbeits-<br />

gruppen, z. T. bis Projektende, und bearbeiteten die gemeinsam ausgewählten<br />

Themen direkt bzw. nach <strong>einer</strong> weiteren Differenzierung (IV, VI, VIII). Lei-<br />

tung und Organisation oblagen der Gesundheitsberichterstattung. Aus der AG<br />

Prävention gingen zwei Untergruppen „Medizinische Basisversorgung für<br />

wohnungslose Menschen“ und „Gesundheitsförderung für Kinder im Vor-<br />

schulalter“ hervor. Die Impulsgruppe fand nicht statt, da es bereits ausreichend<br />

Themen für einen Gesundheitsbericht gab.<br />

Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgruppen mündeten in mehrere Ein-<br />

zelberichte, die alle von der Gesundheitsberichterstatterin (mit)verfasst, und im<br />

Verbund mit <strong>einer</strong> „Einführung in die KGBE“ und einem kleinen soziodemo-<br />

52


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

grafischen Teil zum ersten Gesundheitsbericht zusammen gefasst wurden (s.<br />

Anhang S. 84 „Inhaltsverzeichnis des Gesundheitsberichtes“). Der Bericht<br />

wurde im April 2003 in Druck gegeben (<strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> 2003).<br />

Die größte Schwierigkeit beim Verfassen des Berichtes ergab sich aus der zum<br />

Teil sehr schlechten Datenlage (z. B. mussten Daten aus verschiedenen Abtei-<br />

lungen zusammengeführt und selbst berechnet werden, existierten nur auf Pa-<br />

pier oder waren gar nicht dokumentiert, wobei es von Vorteil war, dass auf-<br />

grund der gewählten Themen zusätzliche Datenbeschaffungsschwierigkeiten<br />

entfielen, denn die benötigten Daten befanden sich fast ausschließlich im Um-<br />

feld der KGBE). Die zweite Schwierigkeit bestand in dem Problem, die bis<br />

zum Druck des Berichtes vorgegebene Zeit einzuhalten, da die Vorarbeiten der<br />

Arbeitsgruppen nicht nach Plan vorlagen.<br />

Phase V – Vorstellung des Gesundheitsberichtes (Mai - September 2003)<br />

Der Gesundheitsbericht wurde nach der Sommerpause im September der Öf-<br />

fentlichkeit vorgestellt. Durch die Veranstaltung zur Vorstellung des Berichtes<br />

wurden erstmals besonders die Politik, weitere Bereiche der Verwaltung sowie<br />

über die Presse die Bevölkerung angesprochen. Die Vorstellung fand in größe-<br />

rem und feierlichem Rahmen mit vorgeschalteter Pressekonferenz statt (III,<br />

IV, V, VIII). Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister und einem<br />

Beitrag eines Professors der Fachhochschule zur Geschichte der örtlichen<br />

KGBE folgte eine Einführung in Ziele und Inhalte der KGBE durch die Ge-<br />

sundheitsberichterstatterin. Anschließend wurden die einzelnen Teile des Be-<br />

richtes von MitarbeiterInnen der Arbeitsgruppen vorgestellt (s. Abb. 9). Den<br />

Abschluss bildete die Möglichkeit zum Gedankenaustausch in kleinen Grup-<br />

pen, die gern genutzt wurde.<br />

53


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Abb.: 9 Tagesordnungspunkte der Veranstaltung zur Vorstellung des<br />

Gesundheitsberichtes<br />

Vorstellung des Gesundheitsberichtes<br />

•Geplanter Ablauf<br />

•1. Begrüßung Herr Dr. Amtsleitung<br />

•2. Grußwort Herr Oberbürgermeister<br />

•3. Geschichte der Emder GBE Herr Prof. Dr. Fachhochschule<br />

•4. Was ist GBE? Frau KGBE<br />

•5. Vorstellung der Berichtsschwerpunkte:<br />

1. Gesundheit und Armut Frau Ärztin V<br />

2. Einschulungsuntersuchungen Frau Ärztin L<br />

3. AG Unfall–Wiederherstellungschirurgie Herr Dr. Amtsleitung<br />

4. Klasse 2000 Herr Dr. Amtsleitung<br />

•6. Ausblick Herr Dr. Amtsleitung<br />

• Möglichkeit zum Gedankenaustausch<br />

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Vorstellung der Ergebnisse<br />

und den daraus als notwendig erachteten Handlungsempfehlungen des Berich-<br />

tes.<br />

Der vollständige Bericht wurde insgesamt ca. 120 AdressatInnen aus der<br />

kommunalen Politik, der Verwaltung und des Gesundheitswesens zugänglich<br />

gemacht (III) (s. Anhang S. 86 „AdressatInnenliste des Gesundheitsberichtes“).<br />

Eine Kurzform des Berichtes wurde an die niedergelassenen Allgemeinmedizi-<br />

nerInnen gesandt, mit der Bitte um Auslage in den Wartezimmern.<br />

Die Bevölkerung wurde erreicht über die in den Wartezimmern ausgelegten<br />

Kurzberichte, den Zugang zum gesamten Bericht über die Internetseiten des<br />

Gesundheitsamtes sowie über Informationen in der örtlichen Presse (III).<br />

Mit der Vorstellung des ersten Gesundheitsberichtes endete die wissenschaftli-<br />

che Begleitung des Implementierungsprozesses der KGBE.<br />

54


Erste Folgen des Berichtes<br />

Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

In der Zeit nach der Vorstellung des Berichtes ergaben sich, besonders auch als<br />

Antwort auf die erschienenen Presseberichte, verschiedene Reaktionen der<br />

Politik: Alle Parteien sahen dringenden Handlungsbedarf in bezug auf das<br />

Thema „Sozial benachteiligte Kinder“ und äußerten sich dementsprechend.<br />

Es wurde eine gemeinsame Sitzung des Jugendhilfe- und des Gesundheits- und<br />

Sozialausschusses mit dem Tagesordnungspunkt „Bericht über Kinderarmut in<br />

der <strong>Stadt</strong> und Handlungsvorschläge des Gesundheitsamtes“ einberufen. Von<br />

der Politik wurde danach eine Kooperation der beteiligten <strong>Einrichtung</strong>en und<br />

die Bereitstellung finanzieller Mittel durch die Verwaltung gefordert, um im<br />

Gesundheitsbericht vorgeschlagene Maßnahmen umzusetzen.<br />

Die Verwaltung richtete daraufhin eine „AG Maßnahmenumsetzung“ ein, in<br />

der VertreterInnen aus den städtischen Fachdiensten Allgem<strong>einer</strong> Sozialer<br />

Dienst, Schule und Sport, Besondere Hilfen, Jugendförderung, Jugendhilfe und<br />

Gesundheitsamt sowie eine Professorin der Fachhochschule ein Konzept zur<br />

Maßnahmenumsetzung konkretisieren.<br />

5.2 Bausteine des Implementierungsprozesses<br />

Obwohl der Prozess der Schaffung von den als notwendig erachteten Voraus-<br />

setzungen I – VIII (s. S. 75) als Bausteine zur Implementierung <strong>einer</strong> KGBE<br />

bei Untersuchungsende nicht in allen Bereichen umfassend gelungen bzw. ab-<br />

geschlossen war, zeichnet sich die Richtigkeit der Vorannahmen aus der Pro-<br />

jekthypothese ab, wie nachstehende Ausführungen zeigen.<br />

Voraussetzung I: Identifizierung der Amtsleitung mit der Aufgabe der<br />

KGBE<br />

Die aktive Identifizierung der Amtsleitung mit der Aufgabe der KGBE ist ent-<br />

scheidend: Zum einen, da sie gegenüber der KGBE als Abteilung des Gesund-<br />

55


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

heitsamtes weisungsberechtigt ist und damit die Arbeit der KGBE auch einen-<br />

gen kann. Zum anderen hat sich in anderen Kommunen erwiesen, dass, wenn<br />

die KGBE von der Leitung nur toleriert wird, sie bei den ersten Sparmaßnah-<br />

men der Kommune im Gesundheitsamt Gefahr läuft, als erstes abgeschafft zu<br />

werden (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />

Nicht immer kann bei der Amtsleitung eine ausreichende Kenntnis über das<br />

Instrument KGBE vorhanden sein. Besonders in diesem Fall ist es empfeh-<br />

lenswert, vor der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE gemeinsam die Ziele, Aufgaben<br />

und Einbettung der Arbeit festzulegen sowie das Zeitmanagement dement-<br />

sprechend einzurichten.<br />

Während der Implementierungsphase der KGBE fand nach kurzer Zeit ein<br />

Leitungswechsel statt. Die neue Amtsleitung konnte durch die Maßnahmen<br />

laufende Information über KGBE und Einladung in die AG Gesundheit<br />

für die KGBE interessiert und sowohl ihre allgemeine Unterstützung als auch<br />

ihre Mitarbeit in der AG Gesundheit gewonnen werden.<br />

Durch ihr Interesse an der KGBE war es möglich, bei Einladungen, Sitzungen<br />

und runden Tischen um ihre Unterstützung und Mitarbeit zu bitten und damit<br />

sowohl in der Verwaltung als auch in Politik und Öffentlichkeit eine positive<br />

Wirkung zu erzielen. Durch den Bezug auf die Amtsleitung wurde möglichen<br />

KooperationspartnerInnen die Zuordnung und Bewertung der bislang unbe-<br />

kannten KGBE erleichtert.<br />

Voraussetzung II: Unterstützung der KGBE innerhalb des Amtes<br />

Die Einführung <strong>einer</strong> KGBE nach Public-Health-Gesichtspunkten stellt in<br />

vielen Fällen neue Anforderungen an das gesamte Gesundheitsamt als Ansied-<br />

lungsort der KGBE. Wenn die KGBE von allen MitarbeiterInnen als neues<br />

Instrument der Gesundheitspolitik und das Amt als Institution mit besonderen<br />

Aufgaben im Bereich der öffentlichen kommunalen Gesundheitsversorgung<br />

und –planung (New Public Health) verstanden werden soll, können sie nicht<br />

56


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

früh genug in den notwendigen Umwandlungsprozess mit einbezogen werden.<br />

Einer KGBE aus Public-Health-Sicht genügen nicht länger reine Leistungssta-<br />

tistiken und Datenverwaltung, sondern sie fordert nachvollziehbare Interpreta-<br />

tionen der vorhandenen Daten im Hinblick auf anzustoßende Maßnahmen.<br />

Das kann u.U. bedeuten, dass Daten anders erhoben oder dokumentiert wer-<br />

den müssen, wenn sie einen wichtigen Ausgangspunkt der Gesundheitsbericht-<br />

erstattung darstellen sollen. Auf jeden Fall ist eine enge Zusammenarbeit mit<br />

den entsprechenden Abteilungen geboten, da die Aussagen der Daten der In-<br />

terpretationen durch die jeweiligen ExpertInnen bedürfen.<br />

Für diesen Umgewöhnungs- und Umstrukturierungsprozess, der z. T. das Ar-<br />

beits-, Aufgaben- und Selbstverständnis sowie das Zeitmanagement der Mitar-<br />

beiterInnen berührt, muss eine ausreichend lange Vorlaufzeit eingeplant wer-<br />

den.<br />

Eine nachhaltige Organisationsentwicklung mit <strong>einer</strong> internen Aufgabenkritik<br />

und nötigenfalls Umstrukturierungen kann nötig sein, um die verschiedenen<br />

Abteilungen des Amtes befriedigend in das neue Konzept einzubinden. Ge-<br />

schaffen wird damit die Chance, das Image des Gesundheitsamtes, das auch<br />

heute noch vielfach als Kontrollorgan im Gesundheitsbereich der Kommune<br />

gesehen wird, in der Öffentlichkeit zu verbessern, da es innovativ tätig wird<br />

und sich sichtbarer für die Belange der Bevölkerung einsetzt.<br />

Zu Beginn der Implementierungszeit wurde mit verschiedenen Maßnahmen<br />

wie Informationsrunde, Einzelgespräche, Aufsatz im hausinternen Int-<br />

ranet, KGBE-Workshop im Hause auf Interesse und Verständnis der Mitar-<br />

beiterInnen für KGBE abgezielt.<br />

Eine gute Zusammenarbeit entwickelte sich mit ÄrztInnen des Amtes. In en-<br />

ger Kooperation mit diesen wurden aus ihren Arbeitsbereichen gemeinsam mit<br />

der KGBE Teile des Gesundheitsberichtes erstellt. Diese Zusammenarbeit<br />

wurde von den ÄrztInnen besonders im Hinblick auf die Darstellung der eige-<br />

nen Arbeit in der Öffentlichkeit und der Möglichkeit zur Initiierung von Pro-<br />

jekten durch verstärkte Kooperation mit anderen <strong>Einrichtung</strong>en als eine positi-<br />

ve Erweiterung ihrer bisherigen Arbeit eingeschätzt.<br />

57


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Voraussetzung III: Akzeptanz in der Kommune und<br />

Voraussetzung IV: Beteiligung der AkteurInnen des Gesundheitswesen<br />

Diese Punkte sind eng miteinander verflochten, da es sich zum Teil um die<br />

gleichen Personen / <strong>Einrichtung</strong>en handelt.<br />

KGBE ist, wie eingangs beschrieben, eine Gemeinschaftsaufgabe. Ohne Ak-<br />

zeptanz in der Kommune und Beteiligung der AkteurInnen des Gesundheits-<br />

wesens könnten zwar Berichte geschrieben werden, die breite Basis jedoch, die<br />

sowohl die Auswahl der für die Kommune prioritären Themen als auch deren<br />

Bearbeitung sowie die Planung und Umsetzung entsprechender Handlungs-<br />

ansätze mitträgt, würde fehlen.<br />

Die Wahl und Art der Einbindung von (möglichen) KooperationspartnerInnen<br />

ist deshalb grundlegend. Wo in anderen Bundesländern das Gesetz für den<br />

Öffentlichen Gesundheitsdienst eine Zusammenarbeit vor- und die Beteiligten<br />

festschreibt, muss in Niedersachsen auf Good-Will-Basis für eine Beteiligung<br />

geworben werden. Dies gelingt am besten durch die Betonung von Win-Win-<br />

Aspekten.<br />

Bei der Auswahl der in Frage kommenden KooperationspartnerInnen (Ein-<br />

richtungen / Personen aus Gesundheitswesen, Verwaltung, Politik, Öffentlich-<br />

keit) ist zu beachten, dass maßgebliche AkteurInnen und Entscheidungsträge-<br />

rInnen nicht übergangen oder vergessen werden, denn dies kann zum Misslin-<br />

gen der gesamten KGBE führen.<br />

Die Initiierung von Arbeitsbündnissen mit AkteurInnen des Gesundheitswe-<br />

sens, externen DatenhalterInnen, Politik / Ausschuss für Gesundheit und So-<br />

ziales ist ein anhaltender Prozess und galt bei Studienende als noch nicht abge-<br />

schlossen. Festhalten lässt sich jedoch der Erfolg folgender Vorgehensweisen:<br />

1. Bei der Kontaktaufnahme wurde bewusst jeweils die höchste hie-<br />

rarchische kommunal zuständige Ebene angesprochen, auch wenn<br />

die eigentlichen ExpertInnen und späteren KooperationspartnerIn-<br />

58


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

nen teilweise anderswo angesiedelt waren. Ausschlaggebend hierfür<br />

war die Überlegung, dass die KGBE als neue Institution in der<br />

Kommune zunächst der Akzeptanz auf höchster Ebene bedarf.<br />

2. Es wurde darauf geachtet, eine Mitwirkung an der weiteren Gestal-<br />

tung der kommunalen Gesundheitsversorgung in Aussicht zu stel-<br />

len und die Bedeutung der eingeladenen <strong>Einrichtung</strong>en daran zu<br />

betonen.<br />

3. Durch Verteilerlisten wurde implizit dazu aufgefordert, sich den<br />

anderen maßgeblichen TeilnehmerInnen der jeweiligen Veranstal-<br />

tung anzuschließen.<br />

4. Ein weiterer „Schlüssel“ zur Zusammenarbeit entstand durch die<br />

Öffentlichkeitswirksamkeit: Das Interesse der <strong>Einrichtung</strong>en wurde<br />

durch vorausgehende Presseberichte über stattfindende Maßnah-<br />

men und deren TeilnehmerInnen geweckt und damit ein Anreiz zur<br />

Teilnahme geschaffen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die verschiedenen Maßnahmen,<br />

die ergriffen wurden, um die Ziele „Beteiligung der AkteurInnen des Gesund-<br />

heitswesen in der Kommune“ und „Akzeptanz in der Kommune“ zu erlangen,<br />

umso erfolgreicher waren, je konkreter sie sich darstellten und desto genauer<br />

die Zielvorgaben umschrieben wurden: So hatte die zu Beginn der KGBE ver-<br />

suchte Klärung <strong>einer</strong> Zusammenarbeit ohne festes Thema nur einen ersten<br />

Eindruck von möglichen späteren KooperationspartnerInnen zur Folge, der<br />

„Runde Tisch Gesundheit“ dagegen führte zur Bildung verbindlicher Arbeits-<br />

gruppen, deren Ergebnisse größtenteils in den Gesundheitsbericht einflossen.<br />

Von den verschiedenen Implementierungsmethoden (Einzelgespräch, Arbeits-<br />

gruppe, Runder Tisch, Umfrage, Pressearbeit, Vorträge, Internetauftritt, Auf-<br />

satz) zeigten sich die Einzelgespräche von der Kontakt- und Kooperationsiniti-<br />

ierung mit den Schlüsselpersonen bis zu ihrer aktiven Einbindung in die<br />

KGBE bzw. der Erreichung ihrer Unterstützung als am wenigstens erfolgreich.<br />

Je „verbindender“ und öffentlichkeitswirksamer dagegen die jeweilige Maß-<br />

59


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

nahme war (Runder Tisch), desto mehr Interessierte konnten zur Mitarbeit<br />

gewonnen werden.<br />

Voraussetzung V: Unterstützung der KGBE durch andere Einrichtun-<br />

gen<br />

Die Unterstützung der KGBE durch andere <strong>Einrichtung</strong>en soll durch den<br />

Austausch von verschiedenen Sichtweisen zur Berücksichtigung und Integrati-<br />

on unterschiedlicher Aspekte führen. Auch kann das Know-how bestimmter<br />

Institutionen gefragt sein.<br />

Im vorliegenden Fall ist die „Unterstützung durch andere <strong>Einrichtung</strong>en“ in<br />

der Kooperation zwischen der ortsansässigen Fachhochschule, Fachbereich<br />

Sozialwesen / Public Health, und der KGBE besonders gelungen. Die als „AG<br />

Gesundheit“ institutionalisierten Kontakte dienten der Entwicklung von Zielen<br />

und Strategien der KGBE, der Vorbereitung eines „Runden Tisches Gesund-<br />

heit“ sowie der Festlegung der Themen des ersten Gesundheitsberichtes. Dis-<br />

kussionen zur Standortbestimmung der KGBE trugen ebenso wie die durch<br />

die AG mögliche Nutzung vorhandener Strukturen entscheidend zum Erfolg<br />

der KGBE bei.<br />

Vom Image der Fachhochschule als wissenschaftliche <strong>Einrichtung</strong> konnte die<br />

KGBE profitieren.<br />

Gleichzeitig war durch die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule auch be-<br />

reits eine wichtige Kooperationspartnerin gewonnen. Bestimmte Aufgaben,<br />

wie z. B. die Moderation des „Runden Tisches Gesundheit“ wurden von ihr<br />

übernommen.<br />

Förderlich für den schnellen Beginn und die gute Qualität der Zusammenarbeit<br />

war sicher das Bestehen eines informellen Netzwerkes schon vor Gründung<br />

der AG Gesundheit.<br />

60


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Voraussetzung VI: Berücksichtigung verschiedener Aspekte und Wün-<br />

sche,<br />

Voraussetzung VII: Qualifikation der mit KGBE betrauten Person und<br />

Voraussetzung VIII: Einführung formaler Abläufe<br />

KGBE ist ein multidimensionales Geschehen:<br />

Nach der Auswahl der zu beteiligenden KooperationspartnerInnen müssen<br />

Kontakte zu ihnen hergestellt, sie müssen zur Zusammenarbeit gewonnen<br />

werden, indem z.B. ihre Interessen und die der KGBE aufeinander abgestimmt<br />

werden; ein kleinster gemeinsamer Nenner ist zu finden, eine Einigung auf<br />

prioritäre Ziele soll stattfinden.<br />

Die verschiedenen und oft auseinandergehenden Wünsche und Aspekte finden<br />

am ehesten Berücksichtigung, wenn auf möglichst breiter Basis mit gleichbe-<br />

rechtigter Beteiligung diskutiert und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht wird.<br />

Dabei ist die Betonung gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz äußerst hilf-<br />

reich, auch um Konkurrenz- und Machtkämpfe untereinander zu vermeiden.<br />

Ist die Einigung auf vorrangige Probleme gelungen, ist im nächsten Zug die<br />

Datenlage der unterschiedlichen beteiligten DatenhalterInnen zu beurteilen.<br />

Daten müssen ausgetauscht, gesichtet, ausgewertet und interpretiert werden,<br />

damit sie letztlich als Grundlage für einen verständlichen Bericht mit Darstel-<br />

lung der Problemlagen und Vorschlägen für Maßnahmen zu deren Verbesse-<br />

rung dienen können.<br />

Für diese Aufgaben ist bezüglich notwendiger Qualifikationen von Gesund-<br />

heitsberichterstatterInnen festzuhalten, dass allein die Fähigkeit zum Umgang<br />

mit Datenmaterial und Computerprogrammen mit Sicherheit zum Aufbau und<br />

zur Weiterentwicklung <strong>einer</strong> KGBE nicht ausreicht. Ohne umfangreiche fach-<br />

lich-persönliche Kompetenzen im kommunikativen Bereich und ohne integrie-<br />

rende Sichtweisen und Haltung ist die Initiierung von Zusammenarbeit mit<br />

und zwischen den verschiedenen <strong>Einrichtung</strong>en und Personen nicht zu errei-<br />

chen.<br />

61


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Daneben ist die <strong>Einrichtung</strong> eines bestimmten Instrumentariums an Strukturen<br />

zum Gelingen der KGBE unentbehrlich: Durch Verteiler, Protokolle etc. wur-<br />

den im beschriebenen Fall z.B. Transparenz und Verbindlichkeit signalisiert,<br />

gemeinsame Arbeitsgruppen erleichterten kontinuierliche Treffen verschiede-<br />

ner Fachleute, die vereinte Arbeit am Gesundheitsbericht gewährleistete ge-<br />

meinsame Interessen und Ziele.<br />

Zu den Aufgaben der GesundheitsberichterstatterIn gehörte deshalb die Über-<br />

nahme von Koordinationsaufgaben, Einführung (und meist auch Ausführung)<br />

formaler Abläufe wie Schreiben und Verteilen von Protokollen, Initiierung von<br />

Arbeitsgruppen, Beharrlichkeit in der Zielverfolgung, Verlässlichkeit und Be-<br />

halten des „roten Fadens“, denn diese Arbeiten waren, wie in den Vorüberle-<br />

gungen des Projektes angenommen, unerlässlich zum Schaffen der notwendi-<br />

gen Bedingungen zur Verankerung <strong>einer</strong> KGBE.<br />

Eine wichtige Erfahrung während des Implementierungsprozesses war die<br />

Erkenntnis der Notwendigkeit von Vertrautheit mit Arbeitsgruppenleitung und<br />

Moderation, auch um die verschiedenen Aspekte und Wünsche der Beteiligten<br />

angemessen einbeziehen zu können.<br />

In den wenigsten Fällen kann die GesundheitsberichterstatterIn ExpertIn für<br />

das jeweilig zu bearbeitende Thema sein. Deshalb ist darauf zu achten, dass die<br />

Leitung und möglichst auch Organisation der verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

an entsprechende Fachleute aus der Gruppe übergeben wird, was nebenbei zu<br />

<strong>einer</strong> Arbeitsentlastung für die KGBE führt.<br />

Im vorliegenden Fall war zu Beginn die von der KGBE geforderte Multidi-<br />

mensionalität nicht bekannt. Der Prozess der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE könnte<br />

sicherlich verkürzt werden, wenn genauere Zielvorgaben von vornherein fest-<br />

stehen und benötigte Kompetenzen nicht erst während des Implementie-<br />

rungsprozesses erarbeitet werden müssen.<br />

62


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

Zusammenfassend eine Übersicht, die zwar ursprünglich die notwendigen<br />

Kompetenzen der Geschäftsführung <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz skizziert, m.<br />

E. jedoch ebenso für eine GesundheitsberichterstatterIn gilt:<br />

Strategien des Gelingens<br />

- Umfangreiche kommunikative Kompetenzen (Moderation / Präsenta-<br />

tion / Rhetorik / Verhandlungsgeschick / Konfliktmanagement / ...)<br />

- Methodenkenntnisse (Projektmanagement / Organisation / Zeitmana-<br />

gement)<br />

- Gesundheitswissenschaftliche Kenntnisse und medizinisches Basiswis-<br />

sen<br />

- Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />

- Empirische Sozialforschung / Statistik<br />

Strategien des Scheiterns<br />

- die Kompetenzen der GeschäftsführerIn/der Gesundheitsbericherstat-<br />

terIn entsprechen nicht dem Anforderungsprofil...<br />

- - ... und diese werden nicht weiter entwickelt.<br />

- gute Leute werden zu schlecht bezahlt (Spektrum: von IVb bis Ib) und<br />

wandern ab...<br />

5.3 Unvorhergesehene Ergebnisse /Nebeneffekte<br />

(Rumpeltin 2000).<br />

Eine wichtige Erkenntnis ergab sich aus dem Vergleich zwischen geplanten<br />

und sich im Zuge der Arbeit ergebenden Kontakten:<br />

Die <strong>Stadt</strong>verwaltung ist eine eigene Gruppe, die in den Kooperationsprozess<br />

eingebunden werden muss. Dies wurde in der Planung des Projektes nicht be-<br />

dacht und deshalb nicht definitiv benannt. Gleichwohl wurde diese Gruppe in<br />

der Arbeit berücksichtigt.<br />

Weiterhin wurde festgestellt: Es sind nicht nur die AkteurInnen des Gesund-<br />

heitswesens wichtig für die KGBE, sondern auch jene aus dem (psy-<br />

63


Kapitel 5 – Ergebnisse<br />

cho)sozialen Bereich: Ihre Arbeit überschneidet sich verständlicherweise oft<br />

mit der des Gesundheitswesens, denn wenn soziale Aspekte bei der Krank-<br />

heitsentstehung eine Rolle spielen, müssen sie demgemäss auch bei der Ver-<br />

minderung von Defiziten berücksichtigt werden.<br />

Und: Als „externe“ DatenhalterInnen müssen auch die anderen innerstädti-<br />

schen Abteilungen und teilweise sogar die anderen Abteilungen des Gesund-<br />

heitsamtes angesehen werden. „Intern“ ist eigentlich nur, wo die KGBE selbst<br />

direkten Zugriff hat.<br />

Weiterhin gibt es übergeordnete DatenhalterInnen (z.B. Statistisches Lan-<br />

desamt, Krebsregister), die kommunale Daten haben, aber nicht zur Kommune<br />

gehören.<br />

Außerdem: Eine weitere Zielgruppenkategorie kann gebildet werden aus Ein-<br />

richtungen und Personen, die nicht mit der direkten Arbeit zu tun haben, aber<br />

beraten und unterstützen, wie z.B. KGBE-KollegInnen aus anderen Städten<br />

oder die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf.<br />

Last but absolut not least: Die Einbeziehung der Bevölkerung ist nicht damit<br />

erreicht, dass nur der Bericht vorgestellt und möglichst weit verbreitet wird. Es<br />

sollte darauf hingearbeitet werden, sie auch über „VertreterInnen“ wie z.B.<br />

Selbsthilfeorganisationen, PatienvertreterInnen etc. in den direkten Prozess der<br />

Definition von prioritären Gesundheitsproblemen und Handlungsempfehlun-<br />

gen mit einzubeziehen.<br />

64


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

6 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

In der vorliegenden Implementierungsevaluation konnte nachgezeichnet wer-<br />

den, dass die Einführung <strong>einer</strong> KGBE an einem kleinen Gesundheitsamt unter<br />

Beachtung bestimmter Grundsätze auch ohne gesetzliche Verpflichtung erfolg-<br />

reich sein kann. Hiermit wurde die Leitfrage der Arbeit positiv beantwortet<br />

und die aufgestellte Hypothese verifiziert.<br />

Verifizierungsbeweis durch Erfüllung der KGBE-Aufgaben<br />

Dass im Verlauf der wissenschaftlichen Begleitung die Aufgaben <strong>einer</strong> KGBE<br />

im Sinne von New Public Health in Kooperation mit kommunalen Gesund-<br />

heitsexpertInnen voll erfüllt wurden, lässt sich aus nachstehenden Resultaten<br />

ablesen:<br />

Durch einen „Runden Tisch Gesundheit“ mit AkteurInnen aus kommunalem<br />

Gesundheitsbereich, Verwaltung und Politik wurde eine Einigung auf prioritär<br />

zu behandelnde Bereiche städtischer Gesundheitsprobleme erzielt. Diese ver-<br />

schiedenen Bereiche wurden in der „AG Gesundheit“ und durch weitere the-<br />

menspezifische Runde Tische konkretisiert und mündeten nach <strong>einer</strong> gemein-<br />

samen Bearbeitung von Daten und der verschiedenen Themen in einen ersten<br />

Gesundheitsbericht. Die Vorstellung des Berichtes in der Öffentlichkeit wurde<br />

sowohl von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen als auch von Politik und<br />

Verwaltung mit Interesse wahrgenommen, von regionalen Medien zumindest<br />

in Teilen aufgegriffen und in die Öffentlichkeit getragen. Durch das Drängen<br />

der Politik auf Umsetzung bestimmter Handlungsempfehlungen aus dem Be-<br />

richt ist ersichtlich, dass die Thematik ernst genommen wurde. In der Folge<br />

wurde zum Thema Kindergesundheit eine Arbeitsgruppe aus VertreterInnen<br />

von Fachhochschule und Kommune gegründet, die mittlerweile mit AkteurIn-<br />

nen aus dem Gesundheitswesen im Sinne der Gesundheitsförderung ein kon-<br />

kretes Konzept zur Einsetzung psychomotorischer Förderung auf breiter Basis<br />

für Vor- und Grundschulkinder entworfen hat.<br />

65


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

Die an eine KGBE gestellte Forderung, in einem gemeinsamen kommunalen<br />

Prozess vorrangige Probleme zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu un-<br />

terbreiten, wurde in diesem Themenbereich am weitesten gehend umgesetzt.<br />

Schaffung der Voraussetzungen<br />

Die laut Hypothese für die Implementierung <strong>einer</strong> KGBE als notwendig erach-<br />

teten Voraussetzungen wurden während des Verankerungsprozesses geschaf-<br />

fen (s. S. 75). Sie zeigten sich als jede für sich bedeutsam, so dass keine entfal-<br />

len darf und sie insgesamt auch nicht nach <strong>einer</strong> bestimmten Rangfolge ge-<br />

wichtet werden könnten.<br />

Zielgruppen<br />

Die in der Hypothese als maßgeblich für das Gelingen <strong>einer</strong> KGBE definierten<br />

Schlüsselpersonen / -institutionen (s. S. 38) erwiesen sich als die richtigen.<br />

Implementierungsmethoden<br />

Die in der Implementierungsphase vorgenommenen Implementierungsmaß-<br />

nahmen sowohl zur Gewinnung wichtiger „Schlüsselpersonen“ aus Gesund-<br />

heitswesen, Politik und Verwaltung als auch zur Schaffung der für eine KGBE<br />

notwendigen Rahmenbedingungen) können als geeignet bezeichnet werden,<br />

denn schlussendlich konnte hiermit der Aufbau <strong>einer</strong> KGBE auf freiwilliger<br />

Basis realisiert werden.<br />

Zumindest die Einführung <strong>einer</strong> KGBE im örtlichen Gesundheitsamt war<br />

damit erfolgreich, und auch die Umsetzung wurde trotz schwieriger Bedingun-<br />

gen gewährleistet. Ob damit jedoch auch eine nachhaltige Etablierung der<br />

KGBE im Sinne <strong>einer</strong> dauerhaften Implementierung gelungen ist, bleibt abzu-<br />

warten.<br />

66


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

Vergleich mit Strukturen andernorts<br />

Ein Vergleich mit evaluierten Implementierungsprozessen aus anderen Städten<br />

kann an dieser Stelle nicht erfolgen, denn es sind keine weiteren derartigen<br />

Arbeiten bekannt.<br />

Wohl aber kann eine Gegenüberstellung der geschaffenen Strukturen mit de-<br />

nen in anderen Kommunen stattfinden:<br />

Die auf Good-Will-Basis geschaffenen Voraussetzungen zur KGBE entspre-<br />

chen in etwa denen in anderen Gemeinden mit gesetzlicher Vorgabe. Es gibt<br />

allerdings einen grundlegenden Unterschied.<br />

Im vorliegenden Fall entstand die KGBE isoliert im Gesundheitsamt. Verbin-<br />

dungen zu Politik, übriger Kommunalverwaltung und AkteurInnen des Ge-<br />

sundheitswesens waren nicht vorhanden.<br />

Wenn eine KGBE jedoch nicht institutionell in die Kommune eingebettet ist,<br />

hat dies entscheidende Nachteile.<br />

Es gelangen zwar die Kooperationen, die zur Erfüllung der KGBE-Aufgaben<br />

führten, sie können jedoch nicht als institutionalisiert betrachtet werden.<br />

KGBE kann auf Dauer nur dann erfolgreich sein, wenn Verwaltung und Poli-<br />

tik grundsätzlich hinter der KGBE stehen. Sonst besteht die Gefahr, dass bei<br />

divergierenden Meinungen bezüglich der Themen oder Maßnahmenumsetzun-<br />

gen die KGBE ohne die notwendige Unterstützung bleibt und ihre Arbeit ins<br />

Leere läuft bzw. Themen in der Gemeinde ignoriert werden.<br />

Wird die KGBE allein aus der Verwaltung heraus veranlasst, benötigt nicht nur<br />

jeder Bericht eine neue Initiierung mit allem dazugehörenden Aufwand. Es<br />

besteht auch die Möglichkeit, dass die Verwaltung infolge eigener Interessen<br />

nicht neutral bleiben kann. Dies wiederum kann zu Differenzen und Unstim-<br />

migkeiten mit den anderen AkteurInnen und deren Interessen führen, die nicht<br />

konstruktiv gelöst werden können, wenn eine Verpflichtung zur Zusammenar-<br />

beit nicht verbindlich geregelt ist. Eine rationale KGBE wird dann verhindert.<br />

Um diesen Schwierigkeiten vorzubeugen, wurde z.B. in Nordrhein-Westfalen<br />

im Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst neben der Aufgabe der<br />

KGBE die <strong>Einrichtung</strong> der kommunalen Gesundheitskonferenz festgelegt,<br />

67


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

die alle AkteurInnen des Gesundheitswesens von vornherein mit einbindet.<br />

Durch eine gemeinsam verabschiedete Geschäftsordnung verpflichten sich alle<br />

TeilnehmerInnen zur Zusammenarbeit und zur Unterstützung der KGBE (z.B.<br />

<strong>Stadt</strong> Köln 2005).<br />

In der vorliegenden Untersuchung konnte die Erfüllung der KGBE-Aufgaben<br />

nur dadurch gelingen, dass die KGBE gleichzeitig mit ihrem eigentlichen Auf-<br />

trag die Aufgaben der Geschäftsführung <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz erfüllt<br />

hat. Dies bedeutet neben der ernormen zusätzlichen Arbeitsbelastung, dass<br />

auch die gesamte Verantwortung für die Themenbearbeitung, die Maßnah-<br />

menbennenung und -umsetzung bei der KGBE bleibt. Darüber hinaus muss<br />

sowohl bei der Bearbeitung der Themen als auch bei der Umsetzung der<br />

Handlungsempfehlungen immer wieder um Kooperation geworben werden, da<br />

es sich nicht um eine gemeinsame Entscheidung Verantwortlicher handelt.<br />

Der Auftrag der KGBE ist jedoch ein anderer:<br />

In Düsseldorf z. B. wird die KGBE in erster Linie als Datenlieferantin gese-<br />

hen, die Entscheidungen werden in Gesundheitskonferenz und Politik gefällt<br />

(Landeshauptstadt Düsseldorf 2005). Auch im Bodenseekreis liefert die KGBE<br />

die Datenbasis für die Gesundheitsplanung der Politik, in der die Gesundheits-<br />

konferenz ein wichtiges Planungsgremium ist (Bodenseekreis 2005).<br />

Der Rheinkreis Neuss sieht die KGBE als wichtiges Instrument für die Arbeit<br />

der Gesundheitskonferenz, indem sie Daten für die Themen liefert, Hand-<br />

lungsanforderungen beschreibt, Fakten transparent macht und Aussagen über<br />

das Erreichen von Zielen liefert (Rumpeltin 2005). Ebenso dienen in der <strong>Stadt</strong><br />

Herne Gesundheitsberichte der Vorbereitung der Gesundheitskonferenzen<br />

(<strong>Stadt</strong> Herne 2005).<br />

In Essen bearbeiten Arbeitsgruppen der Gesundheitskonferenz Schwerpunkt-<br />

themen, über die dann ein Gesundheitsbericht entsteht (<strong>Stadt</strong> Essen 2005).<br />

Durch die verschiedenen Beispiele wird deutlich, dass es die Aufgabe der<br />

KGBE ist, die Daten zu liefern, nicht jedoch, die Koordinierungen zu über-<br />

68


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

nehmen und Kooperationen zu initiieren. Die Gesundheitskonferenz ist das<br />

Forum innerhalb der Gemeinde, in dem die öffentlichen Diskussionen zu<br />

Problemen im Gesundheitsbereich stattfinden und in dem Vernetzung und<br />

Gewinnung von Multiplikatoren erfolgen. Hier findet die fortgesetzte Zusam-<br />

menarbeit aller an der KGBE Beteiligten statt, die von der Problemdefinition<br />

über die Bearbeitung bis hin zu Handlungsempfehlungen reicht. Die Gesund-<br />

heitskonferenz ermöglicht auch die Beteiligung der NutzerInnen des gesund-<br />

heitlichen Versorgungssystems (Brandenburg & Winkler 2005).<br />

Nur wenn Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitskonferenz als die<br />

beiden Instrumente kommunaler Gesundheitsplanung miteinander verknüpft<br />

werden, kann m.E. eine neutrale, von <strong>einer</strong> breiten Basis getragene KGBE<br />

stattfinden.<br />

Dieses Gefüge beinhaltet dann überdies ein innovatives Potential und hat er-<br />

folgsversprechende Aussichten, die gemeinsam festgestellten Strukturen, Prob-<br />

leme und Ressourcen der kommunalen Versorgungs- und Präventionsstruktur<br />

in der zukünftigen Gesundheits- und Sozialplanung der Kommune zu berück-<br />

sichtigen und die Handlungsrelevanz der KGBE sicherzustellen (Brandenburg<br />

& Winkler 2005).<br />

Kritik der Methode<br />

Die Methode der Evaluation war gut geeignet für die Bewertung des Imple-<br />

mentierungsprozesses. Der Schlüssel hierbei war die sehr sorgfältig durchge-<br />

führte Dokumentation aller Maßnahmen und Ereignisse.<br />

Nichtsdestotrotz gab es Probleme, allerdings eher durch das Projektdesign:<br />

So lag eine besondere Schwierigkeit der wissenschaftlichen Begleitung in der<br />

Personalunion von Gesundheitsberichterstatterin und Evaluierender, was im-<br />

mer wieder zu Rollenkonfusionen führte, deren Entwirrung viel Zeit und E-<br />

nergie kostete. Die Evaluation durch eine außenstehende Person durchführen<br />

zu lassen, würde diese Schwierigkeit vermeiden.<br />

69


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

Ein weiteres Problem ergab sich daraus, dass die Studie nicht im Team durch-<br />

geführt wurde. Hierdurch fehlten Austausch und Diskussion sowie Interesse<br />

an der Thematik und Anregungen durch andere KollegInnen, was m. E. nicht<br />

durch den Vorteil aufgewogen wurde, dass es nicht nötig war, um Kooperati-<br />

onen zu werben, Termine abzusprechen und Differenzen auszutragen, sondern<br />

im Gegenteil selbständig entschieden und agiert werden konnte.<br />

Die zu Beginn der Studie geplante Aufgabenmenge war unrealistisch. Von ei-<br />

ner umfassenden Auswertung der Umfrage zur KGBE, die in die Evaluation<br />

einfließen und nach 12 Monaten wiederholt werden sollte, musste Abstand<br />

genommen werden.<br />

Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen<br />

Bei Ende der wissenschaftlichen Begleitung war der Regelkreis der KGBE<br />

einmal erfüllt.<br />

Um im nächsten „Durchgang“ auf dem Wege zum zweiten Bericht die oben<br />

genannten Hindernisse zu vermeiden und auch zielstrebiger und energiespa-<br />

render vorgehen zu können, ist m. E. die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> Gesundheitskonfe-<br />

renz unumgänglich. Hierzu müsste im ersten Schritt die Kommunalpolitik ih-<br />

ren Willen zur KGBE kundtun. Bei einem positiven Entscheid würde eine<br />

Umwandlung der jetzigen KGBE-Strukturen von einem vorläufigen und insta-<br />

bilen Gefüge in ein institutionalisiertes kommunales Instrumentarium Gesund-<br />

heitsplanung stattfinden, das durch feste Einbindung der wichtigsten kommu-<br />

nalen AkteurInnen reale Chancen hat, auch auf Dauer zu funktionieren. Es<br />

wären außerdem in einem Zuge die verschiedenen zur Aufgabenerfüllung der<br />

KGBE notwendigen Bedingungen geschaffen, und eine für einen neuen Be-<br />

richt wiederum notwendige langwierige Kooperationen-Aufbauphase könnte<br />

wesentlich verkürzt werden.<br />

70


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

Daneben wäre es wichtig, die Rahmenbedingungen der Personalstelle ange-<br />

messen zu gestalten:<br />

Die Person, die für die KGBE verantwortlich ist, sollte, um der Bedeutung der<br />

KGBE Rechnung zu tragen, in der Hierarchie des Gesundheitsamtes möglichst<br />

hoch angesiedelt sein (Akademie f. öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />

Die Stelle sollte<br />

• möglichst eine Planstelle sein<br />

• eine gute Position in der Hierarchie haben (ab BAT III +)<br />

• möglichst ausschließlich für KGBE zuständig sein<br />

• über ausreichende Sachmittel verfügen (EDV, eigenes Budget etc.).<br />

Eine Ansiedlung der KGBE als Stabsstelle mit mehr Befugnissen und einem<br />

eigenen Etat wäre eine sehr gut geeignete Konstruktion.<br />

Die Qualität <strong>einer</strong> KGBE steht und fällt mit der Qualität der verfügbaren Da-<br />

ten. Neben dem Wecken eines „Bewusstseins“ für die Wichtigkeit der von der<br />

KGBE zu verwertenden Daten ist darauf hinzuwirken, dass möglichst frühzei-<br />

tig die Qualität der für eine KGBE später benötigten Daten gesichert wird.<br />

Hierzu kann neben der immer noch nicht überall obligatorischen Dokumenta-<br />

tion im PC eventuell auch die rechzeitige Einbindung der kommunalen EDV-<br />

Abteilung gehören, um zumindest innerhalb der Verwaltung eine weitestge-<br />

hende Kompatibilität der Software der verschiedenen Abteilungen zu gewähr-<br />

leisten.<br />

Ausblick<br />

Seit Jahren wird kritisiert, dass es unzureichende Daten zu Gesundheit und<br />

Krankheit gibt und die vorhandenen amtlichen Statistiken aufgrund ihres nega-<br />

tiven Images als r<strong>einer</strong> bürokratischer Aufwand eine sehr schlechte Qualität<br />

haben (z.B. Todesursachen- und Krankenhausdiagnosestatistiken). Hier fehlt in<br />

71


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

Deutschland ein Qualitätssicherungssystem, in das die Gesundheitsbehörden-<br />

und -einrichtungen einbezogen sind, was u.a. beispielsweise dazu führt, dass<br />

innerhalb der Europäischen Union Deutschland bei der Lieferung von Ge-<br />

sundheitsdaten und deren Qualität zum letzten Drittel gehört (Bardehle 2001).<br />

Ohne gute Daten kann es jedoch keine rationale Planung, ohne Planung keine<br />

Möglichkeit zur Aufrechterhaltung <strong>einer</strong> angemessenen Gesundheits-<br />

versorgung geben, besonders angesichts der heutigen knappen finanziellen<br />

Mittel.<br />

Hier kann die KGBE eine Menge leisten. Wurde sie bislang durch klassische<br />

Top-Down-Prozesse eingerichtet, in erster Linie gegründet auf Konzepte der<br />

WHO, die sich (zum Teil) über die Landesgesetze in den Kommunen nieder-<br />

schlugen, besteht nun die Chance, dass sich aufgrund des bereits begonnenen<br />

Rückzug des Staates aus dem Gesundheitsbereich notwendigerweise kommu-<br />

nale Strategien zum Ausgleich der andauernden und sich verstärkenden Ratio-<br />

nierungsmaßnahmen im Gesundheitsbereich entwickeln. Da Steuerung Infor-<br />

mationen braucht, könnte dies gleichzeitig einen Bottom-Up-Prozess für die<br />

Gesundheitsberichterstattung bedeuten mit dem Ergebnis, dass auch auf Lan-<br />

des- und Bundesebene verlässlichere und aussagekräftigere Daten zur Verfü-<br />

gung stehen und die Gesundheitsdatenlage in der BR Deutschland verbessert<br />

wäre.<br />

Dazu ist allerdings eine flächendeckende Verankerung von KGBE notwendig.<br />

In diesem Sinne soll die vorliegende Evaluation andere (niedersächsische) Ge-<br />

meinden dazu ermutigen, aus gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Ü-<br />

berlegungen heraus, auch ohne gesetzliche Grundlage (bzw. nicht nur deswe-<br />

gen) eine eigene KGBE einzurichten. Die erzielten Ergebnisse legen nahe, dass<br />

sich der aufgezeigte Implementierungsprozess auf andere Gesundheitsämter<br />

übertragen lässt, wenn es den jeweiligen Kommunen gelingt, die hier aufgezeig-<br />

ten Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />

72


Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

Kommunale Planung im Sinne von Gesundheitsberichterstattung kombiniert<br />

mit <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz ist sicherlich nicht in der Lage, alle Probleme<br />

im Gesundheitswesen zu lösen. Sie kann aber eine wirkungsvolle Ergänzung<br />

und Erweiterung der vorhandenen Steuerungsinstrumente sein und sich be-<br />

sonders regional, aber auch überregional und sogar global auswirken. Wenn in<br />

der kommunalen Planung bei Entscheidungen immer auch die Gesundheit der<br />

Bevölkerung Berücksichtigung findet und die eigenen Planungen stärker im<br />

Zusammenhang mit einem regionalen Gesamtinteresse gesehen werden, dürf-<br />

ten Effizienz und Effektivität des Gesundheitssystems erheblich erhöht und<br />

die Gesundheit der Bevölkerung langfristig erheblich verbessert werden.<br />

73


7 Anhang<br />

Inhalt<br />

Kapitel 7 – Anhang<br />

� Ausklappleiste: „Voraussetzungen zum Aufbau <strong>einer</strong> freiwilligen<br />

KGBE“<br />

� „Informationshandzettel zur KGBE“<br />

� „Einladung zum Runden Tisch Gesundheit“<br />

� „Einladungsliste Runder Tisch Gesundheit“<br />

� „Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsberichterstattung“<br />

� „Anschreiben zum Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsbericht-<br />

erstattung“<br />

� „Adressenliste Fragebogen“<br />

� „Inhaltsverzeichnis des Gesundheitsberichtes“<br />

� „AdressatInnenliste des Gesundheitsberichtes“<br />

74


75<br />

Kapitel 7 – Anhang<br />

Voraussetzungen zum Aufbau <strong>einer</strong> freiwilligen KGBE<br />

I. Aktive Identifikation der Amtsleitung mit der Aufgabe der KGBE<br />

II. Verständnis und Interesse für KGBE innerhalb des Amtes<br />

III. Akzeptanz in der Kommune<br />

IV. Beteiligung der kommunalen AkteurInnen des Gesundheitswesens<br />

V. Unterstützung der KGBE durch andere <strong>Einrichtung</strong>en (hier z.B. Fach-<br />

hochschule)<br />

VI. Berücksichtigung der unterschiedlichen Aspekte und Wünsche<br />

VII. ausreichende Qualifikation der mit der KGBE betrauten Person(en)<br />

VIII. Einführung formaler Abläufe (Sitzungen, Protokolle, Verteiler).


„Informationshandzettel zur KGBE“<br />

Kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />

„Das Grundproblem der Gesundheitspolitik besteht nicht darin, zu wenig Mittel zur Verfügung<br />

zu haben, sondern darin, die richtigen gesundheitspolitischen Prioritäten zu setzen und die Rahmenbedingungen<br />

in den einzelnen Leistungsbereichen so zu gestalten, dass die medizinischen<br />

Leistungen effektiv und effizient erbracht und sparsam nachgefragt werden.“<br />

„Die gegenwärtig in der BRD verfügbaren Datengrundlagen reichen für umfassende gesicherte<br />

Aussagen über die gegenwärtige Situation und zukünftige Entwicklung nicht aus.“<br />

(aus: Große Anfrage zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, Bundestag 1985)<br />

Was heißt Gesundheitsberichterstattung?<br />

Gesundheitsberichterstattung (GBE) informiert über die gesundheitliche Lage, gesundheitliche<br />

Risiken und die gesundheitliche Versorgung <strong>einer</strong> Bevölkerung. GBE analysiert die bestehende<br />

Situation fragen- und problemgeleitet aus vornehmlich vorhandenen Daten, stellt sie zielgruppenorientiert<br />

aufbereitet dar und leitet gesundheitspolitischen Handlungsbedarf ab. Damit bildet<br />

sie Grundlage und Ausgangspunkt des gesundheitspolitischen Regelkreises. Doch auch der weitere<br />

Gang der Gesundheitspolitik: Ableitung von Strategien und Maßnahmen sowie deren Umsetzung<br />

wird durch Gesundheitsberichterstattung begleitet. Mit der Bewertung des Erfolgs gesundheitspolitischer<br />

Maßnahmen (Evaluation) innerhalb der GBE schließt sich der Kreis<br />

Allgemeine Zielsetzung der GBE<br />

Ziel der GBE ist es, die Gesundheit der Bevölkerung zum Gegenstand öffentlichen Interesses in<br />

der Kommune zu machen und zum Gegenstand von kollektiv bindenden Prioritätensetzungen<br />

für alle beteiligten Akteure.<br />

Schritte der Gesundheitsplanung<br />

Almut Bungenstock<br />

Gesundheitsamt <strong>Emden</strong><br />

1. Bestandsaufnahme gesundheitsbezogener Probleme<br />

2. Analyse der Defizite und Festlegung von Prioritäten<br />

3. Planung gesundheitsfördernder Maßnahmen: Auswahl gemäß Prioritäten und Interessenlage<br />

4. Implementation (Umsetzung) der Maßnahmen: Anfangsbündel gemäß Realisierbarkeit<br />

5. Verlaufsbeobachtung<br />

6. Analyse/Bewertung : Effektivität und Effizienz<br />

7. Planung von Veränderung der Maßnahme: Neugestaltung gemäß Evaluation<br />

8. Durchführung der Maßnahmen: Erweiterung, Modifikation<br />

<strong>Emden</strong>, 12.03.2002


Kapitel 7 – Anhang<br />

„Einladung zum Runden Tisch Gesundheit“<br />

Sehr geehrte/r Herr /Frau Name,<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> bereitet seit kurzem eine kommunale Gesundheitsberichterstattung vor. Hierzu<br />

gibt es bereits eine Arbeitsgruppe, z.Zt. bestehend aus Mitarbeitern des Gesundheitsamtes und<br />

der Fachhochschule OOW, Fachbereich Sozialwesen / Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften.<br />

In der Gesundheitsberichterstattung (GBE) geht es um die Identifizierung lokaler gesundheitsbezogener<br />

Probleme, die Angemessenheit der bestehenden Versorgungslandschaft und die Bestimmung<br />

prioritärer Handlungsziele.<br />

<strong>Emden</strong> liegt mit der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> GBE im allgemeinen Trend der Entwicklung, dass Städte<br />

immer häufiger auf GBE zurückgreifen, um in der kommunalen Gesundheitspolitik rationale<br />

Entscheidungsgrundlagen für gesundheitspolitischen Handlungsbedarf zu nutzen.<br />

Die Bestimmung der regionalen Gesundheitsziele sollte durch disziplinübergreifende Kooperation<br />

gestaltet werden, um so von Beginn an die verschiedenen Sichtweisen zu berücksichtigen und<br />

Synergieeffekt zu nutzen.<br />

Wir möchten Sie und andere Experten und Expertinnen des Gesundheitssektors deshalb gern<br />

zur Diskussion über die Situation in <strong>Emden</strong>, die vorhandenen Interessen, Möglichkeiten und<br />

Kooperationen einladen und würden uns freuen, wenn wir Sie im Kreise der Interessierten begrüßen<br />

dürfen.<br />

Vorgesehener Termin ist:<br />

Mittwoch, der 29.05.02 von 14.30 bis 16.00 Uhr im Präsentationsraum des Rathauses.<br />

Vorläufige Tagesordnungspunkte:<br />

TOP 1 Vorstellungsrunde<br />

TOP 2 Vorstellung der kommunalen GBE und Diskussion<br />

TOP 3 Gemeinsame Definition von kurz- und langfristigen Zielen und Schritten<br />

TOP 4 Termine<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

(Leiter des Gesundheitsamtes) (Gesundheitsberichterstattung)<br />

Anlage: Verteilerliste<br />

77


„Einladungsliste Runder Tisch Gesundheit“<br />

Kapitel 7 – Anhang<br />

TeilnehmerIn <strong>Einrichtung</strong><br />

1 Verwaltungsleiter Krankenhaus<br />

2 Oberbürgermeister <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong><br />

3 Gesundheitsberichterstattung Gesundheitsamt<br />

4 Leiter Gesundheitsamt<br />

5 Geschäftsführer Paritätischer Wohlfahrtsverb.<br />

6 Geschäftsstellenleiter BKK VW<br />

7 1. Vorsitzender Arbeiterwohlfahrt<br />

8 Geschäftsführer Caritas-Verband<br />

9 Amtsarzt benachbarter Landkreis<br />

10 Leiter der Geschäftsstelle Rotes Kreuz<br />

11 Regionaldirektor AOK<br />

12 Vorsitzender Ärztekammer<br />

13 ärztlicher Direktor Krankenhaus<br />

14 Professorin Fachhochschule<br />

15 Ärztin Gesundheitsamt<br />

16 Vorsitzender Ärzteverein<br />

17 stellvertr. Verwaltungsleiter Krankenhaus<br />

18 Rentamtsleiter Ev.-ref. Kirche<br />

19 Geschäftsführer Sozialpsychiatrischer Verbund<br />

20 Geschäftsführer KV<br />

21 Professor Fachhochschule<br />

22 Professor Fachhochschule<br />

23 Geschäftsstellenleiter DAK<br />

24 Leiter der Psychiatrischen Klinik Krankenhaus<br />

25 Superintendent Ev.-luth. Kirche<br />

26 Ärztin Gesundheitsamt<br />

27 Vorsitzender Ärzteverein<br />

78


„Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsberichterstattung“<br />

Fragebogen<br />

zur<br />

kommunalen Gesundheitsberichterstattung<br />

I. Allgemeine Fragen zur Person:<br />

1. Geschlecht: � w � m Alter: ______________Jahre<br />

2. Ich bin __________________________________________________________________<br />

(bitte Berufsbezeichnung eintragen)<br />

3. Ich arbeite als____________________________________________________________<br />

(bitte ausgeübte Tätigkeit eintragen, falls sie sich von Berufbezeichnung unterscheidet)<br />

4. Ich arbeite im Bereich______________________________________________________<br />

(bitte Zugehörigkeit des Arbeitsbereiches eintragen, z.B. Gesundheit, öffentliche Sicherheit, ...)<br />

5. Ich arbeite in diesem Bereich seit ___________ Jahren<br />

II. Fragen zur kommunalen Gesundheitsberichterstattung:<br />

1. Ich habe schon von kommunaler Gesundheitsberichterstattung gehört (bitte geben Sie an,<br />

woher Sie Ihre Informationen haben)<br />

� Ja, und zwar ________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________<br />

� Nein<br />

Fragebogennummer: (bitte nichts eintragen)<br />

2. Ich glaube, dass kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />

(bitte kreuzen Sie auf der Skala den zutreffenden vollen Wert an<br />

überflüssig ist sinnvoll ist<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10


Kapitel 7 – Anhang<br />

3. Worin würden Sie den Nutzen <strong>einer</strong> kommunalen Gesundheitsberichterstattung sehen?<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

mehr Koordination der vorhandenen Gesundheitsangebote<br />

mehr Kooperationen der <strong>Einrichtung</strong>en des Gesundheitswesens<br />

gemeinsame bereichsübergreifende Planungen (z.B. ambulant und stationär)<br />

Qualitätskontrolle<br />

Lösungen für Problemfelder, die isoliert betrachtet nicht lösbar sind<br />

Verbesserungen der Gesundheit der Emder Bürgerinnen und Bürger<br />

Verbesserungen in der Versorgung der Emder Bürgerinnen und Bürger<br />

rationalere Entscheidungen der Gesundheitspolitik auf der Grundlage fundierter Daten<br />

mehr Einflussnahme auf gesundheitspolitische Entscheidungen durch Zusammenschluss<br />

Interessierter<br />

bessere Absprachen zwischen Fachleuten<br />

verbesserte Planung im Gesundheitsbereich<br />

bessere Beurteilung durch Vergleichbarkeit der Emder Daten mit denen anderer Kommunen<br />

Auswertung bisher ungenutzter Daten<br />

bessere Planungs- und Umsetzungsmöglichkeiten durch fundierte Datengrundlagen<br />

4. Wo sehen Sie noch weitere Vor- oder Nachteile der GBE?<br />

________________________________________________________________________<br />

________________________________________________________________________<br />

________________________________________________________________________<br />

5. Welche Themenschwerpunkte interessieren Sie besonders?<br />

• _____________________________________________________________________<br />

• _____________________________________________________________________<br />

• _____________________________________________________________________<br />

6. Es haben sich bereits Arbeitsgruppen der kommunalen Gesundheitsberichterstattung<br />

gebildet. Eine Mitwirkungsmöglichkeit würde ich begrüßen<br />

� Ja<br />

� nein<br />

� kann ich jetzt nicht beurteilen<br />

! Vielen Dank für Ihre Mitarbeit !<br />

<strong>Emden</strong>, 04.02.03<br />

80


„Anschreiben Umfrage zur KGBE“<br />

«Anrede»<br />

«Name»<br />

«Position»<br />

«Firma»<br />

«Adresse1»<br />

«Postleitzahl»«Ort»<br />

Sehr geehrter Herr«Name»,<br />

<strong>Emden</strong>, 29.01.2003<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> richtet eine kommunale Gesundheitsberichterstattung ein. Der erste Gesundheitsbericht<br />

erscheint bereits in diesem Jahr.<br />

Die kommunale Gesundheitsberichterstattung (GBE) soll grundsätzlich dazu beitragen, die Gesundheit<br />

der Emder Bevölkerung zu verbessern.<br />

Nach dem Motto „Daten für Taten“ werden hierzu (bereits vorhandene) Informationen zur Gesundheit<br />

ausgewertet, um besondere Gesundheitsrisiken und -probleme sichtbar zu machen. Nach der näheren<br />

Beschäftigung mit als vorrangig bewerteten Gesundheitsthemen werden Maßnahmen die der Verbesserung<br />

von Gesundheits- und Versorgungsproblemen in der Bevölkerung dienen, erarbeitet. Diese Vorschläge<br />

liefern rationale Grundlagen für kommunale gesundheitspolitische Entscheidungen.<br />

Über fortgeschriebene Berichte zu Gesundheitsthemen der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> hinaus, gehören auch regelmäßige<br />

und umfassende Kooperationen, der Austausch von Informationen, Daten und fachlichen Kompetenzen<br />

sowie die Abstimmung von Bewertungen und gegebenenfalls die Vereinbarung entsprechender Handlungsschritte<br />

mit Fachleuten aus dem kommunalen Gesundheitssektor zur Gesundheitsberichterstattung.<br />

Um die Effektivität des Aufbaus der kommunalen Gesundheitsberichterstattung zu überprüfen, verschicken<br />

wir den beiliegenden Fragebogen an Mitglieder aus Politik, Verwaltung und Gesundheitswesen. Seine<br />

Analyse soll zur weiteren Ausformung der Gesundheitsberichterstattung beitragen.<br />

Wir möchten auch Sie um die Beantwortung der folgenden Fragen und Rücksendung des Bogens bis Mitte<br />

März 2003 per Hauspost oder beiliegendem Rückumschlag bitten.<br />

Ihre Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt.<br />

Gerne senden wir Ihnen bei Bedarf mehr Informationen über die GBE und diese Erhebung zu.<br />

Mit herzlichem Dank und freundlichen Grüßen<br />

Im Auftrag<br />

XXXX Dr. XXXX<br />

Gesundheitsamt <strong>Emden</strong><br />

Am Alten Binnenhafen 2<br />

26721 <strong>Emden</strong><br />

(Gesundheitsberichterstattung) (Leiter des Gesundheitsamtes)<br />

Auskunft erteilt:<br />

Almut Bungenstock<br />

Gesundheitsberichterstattung


„Adressenliste Umfrage“<br />

Kapitel 7 – Anhang<br />

<strong>Stadt</strong>rat: alle 42 Mitglieder des Rates der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Stadt</strong>verwaltung:<br />

• FachbereichsleiterInnen<br />

• FachdienstleiterIn Gesundheit und Soziales /Schule und Sport:<br />

• FachdienstleiterIn Schule und Sport:<br />

Stabsstellen:<br />

• Frauenbeauftragte<br />

• Sozialplanung<br />

Gesundheitssektor<br />

die Leiter der 4 größten Krankenkassen:<br />

Krankenhaus:<br />

• Ärztlicher Direktor<br />

• Verwaltungsdirektor<br />

• stellvertr. Verwaltungsdirektor<br />

• Chefarzt d. Unfall- und Wiederherstellungschirurgie<br />

Wohlfahrtsverbände und Kirchen als Träger von Hilfen in den Bereichen Gesundheit/<br />

Soziales<br />

Geschäftsführer Paritätischer Wohlfahrtsverband<br />

1. Vorsitzender Arbeiterwohlfahrt<br />

Geschäftsführer Caritas-Verband<br />

Mitglied des Vorstandes Deutsches Rotes Kreuz<br />

Leiter des Rentamtes Ev.-ref. Kirche<br />

Superintendent Ev.-luth. Kirche<br />

Ev. Familienbildungsstätte<br />

Volkshochschule <strong>Emden</strong><br />

Fachhochschule (aus dem Gesundheitssektor)<br />

3 ProfessorInnen FB Sozialwesen/ Public Health<br />

Präventionsrat (Mitarbeiter sind auch Multiplikatoren für Gesundheitsthemen)<br />

• Vorstand Präventionsrat<br />

• Geschäftsführer<br />

• AK Schule und Jugendhilfe<br />

• AK Resozialisierung<br />

• AK gegen Gewalt<br />

• AG Sucht<br />

82


• AK Jugendkriminalität<br />

Kapitel 7 – Anhang<br />

weitere Akteure aus Gesundheits- und Sozialssektor<br />

ÄrztInnen des Gesundheitsamtes<br />

Geschäftsführer IHK<br />

Betreuungsstelle<br />

Vorsitzender des Ärztevereins<br />

Betriebsarzt Thyssen<br />

Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Verbundes<br />

Jugendschutz<br />

Ärzte für Neurologie und Psychiatrie<br />

Vorsitzender <strong>Stadt</strong>sportbund<br />

Betriebsarzt Volkswagenwerk<br />

Leiter Rettungsdienst<br />

83


Kapitel 7 – Anhang<br />

„Inhaltsverzeichnis des Gesundheitsberichtes“<br />

Inhalt<br />

Grußwort<br />

Vorwort<br />

Seite<br />

1 Einleitung ..................................................................................................................... 6<br />

1.1 Was hat dieser Bericht mit Gesundheit zu tun? ................................................... 6<br />

1.2 Was steht in diesem Bericht? .................................................................................. 8<br />

1.3 „Geschichte“ der Gesundheitsberichterstattung (GBE) in <strong>Emden</strong> .................. 11<br />

2 Zusammenfassung .................................................................................................... 14<br />

3 Kl<strong>einer</strong> soziodemografischer Überblick ................................................................. 17<br />

3.1 Bevölkerungsentwicklung in <strong>Emden</strong> .................................................................... 17<br />

3.1.1 Einwohnerzahlen .................................................................................................. 17<br />

3.1.2 Bevölkerungsentwicklung .................................................................................... 17<br />

3.1.3 Wanderungsbewegungen ...................................................................................... 18<br />

3.1.4 Geburten und Sterbefälle ...................................................................................... 19<br />

3.1.5 Prognose Bevölkerungsentwicklung ..................................................................... 19<br />

3.1.6 Bevölkerungspyramide ......................................................................................... 20<br />

4 Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am HSK ............................................... 22<br />

5 Medizinische Basisversorgung für wohnungslose Menschen in <strong>Emden</strong> .............. 29<br />

5.1 Soziale Ungleichheit wirkt sich auf die Gesundheit aus ..................................... 29<br />

5.2 Wann gilt man in Deutschland als arm ............................................................... 30<br />

5.3 Wer ist von Armut betroffen ................................................................................ 31<br />

5.4 Gibt es Arme in <strong>Emden</strong>? – Zur sozialen Lage in <strong>Emden</strong> ................................... 32<br />

5.4.1 Sozialdaten ............................................................................................................ 32<br />

5.5 Wohnungslosigkeit als Ausdruck echter Armut ................................................. 35<br />

5.5.1 Wohnungslosigkeit in Deutschland ...................................................................... 35<br />

5.5.2 Wohnungslosigkeit in <strong>Emden</strong> ............................................................................... 37<br />

5.5.3 Emder Daten ......................................................................................................... 38<br />

5.6 Wohnungslosigkeit und Gesundheit ......................................................................40<br />

5.6.1 Sterbestatistik des Emder Tagesaufenthaltes ........................................................ 40<br />

5.7 Projekt medizinische Basisversorgung wohnungsloser Menschen ................... 43<br />

6 Gesundheitsförderung für Kinder im Grundschulalter ........................................ 47<br />

6.1 Einschulungsuntersuchungen ............................................................................... 47<br />

6.1.1 Gesetzliche Grundlagen ........................................................................................ 47<br />

6.1.2 Was sind Einschulungsuntersuchungen und warum sind sie so wichtig? ............ 47<br />

6.1.3 Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen 2002 .............................................. 48<br />

6.1.3.1 Vorsorgeuntersuchungen ................................................................................... 49<br />

84


Kapitel 7 – Anhang<br />

6.1.3.2 Impfungen .......................................................................................................... 49<br />

6.1.3.3 Sehschwächen und Hörminderungen ................................................................. 52<br />

6.1.3.4 Haltungsschwäche und Übergewicht ................................................................. 53<br />

6.1.3.5 Grob- und Feinmotorik ...................................................................................... 55<br />

6.1.3.6 Kompensatorischer Sport ................................................................................... 59<br />

6.1.3.7 Verhaltensauffälligkeiten ................................................................................... 60<br />

6.1.3.8 Sprachauffälligkeiten ......................................................................................... 63<br />

6.1.4 Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchungen ....... 68<br />

6.1.5 Kariesprophylaxe .................................................................................................. 70<br />

6.2 Psychomotorikprojekt - Bewegungsförderung für Grundschulkinder ............ 72<br />

6.2.1 Warum psychomotorische Förderung wichtig ist !? ............................................. 72<br />

6.2.2 Das Pilotprojekt .................................................................................................... 73<br />

7 Klasse 2000 – Projekt für Suchtprävention ............................................................ 76<br />

7.1 Gesundheitsförderungsprojekt „Klasse 2000“ .................................................... 77<br />

7.2 „Klasse 2000“ in <strong>Emden</strong> ........................................................................................ 78<br />

8 Schlusswort ................................................................................................................ 83<br />

9 Anhang ....................................................................................................................... 84<br />

9.1 „Ostfriesen ärmer als andere“, Artikel in der Ostfriesenzeitung vom 11. 02.<br />

2003 ............................................................................................................................... 85<br />

9.2 Tabellen ................................................................................................................... 85<br />

9.2.1 Sprachförderunterricht für sprachauffällige Kinder an Emder Grundschulen ...... 85<br />

9.2.2 Förderunterricht „deutsche Sprache“ für Aussiedler- und ausländische Kinder<br />

........................................................................................................................................ 86<br />

9.3 Schreiben des Gesundheitsamtes .......................................................................... 87<br />

9.3.1 Information für Kindergärten / Kindertagesstätten / Lehrerinformation .............. 87<br />

9.3.2 Elterninformation ...................................................................................................87<br />

9.4 Was können Eltern tun um Sucht vorzubeugen? ............................................... 88<br />

9.4.1 7 Regeln gegen Sucht ........................................................................................... 89<br />

9.4.2 Prävention im erzieherischen Alltag ..................................................................... 96<br />

9.5 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen ........................................................ 97<br />

9.5.1 Tabellen ................................................................................................................ 97<br />

9.5.2 Abbildungen .......................................................................................................... 97<br />

9.6 Literaturverzeichnis .............................................................................................. 98<br />

85


Kapitel 7 – Anhang<br />

„AdressatInnenliste des Gesundheitsberichtes“<br />

AK gegen Gewalt<br />

AK Jugendkriminalität<br />

AK Resozialisierung<br />

AK Schule und Jugendhilfe<br />

AK Sucht<br />

alle Ratsfrauen und -herren<br />

alle niedergelassenen Kinderärzte<br />

Amtsarzt<br />

ÄrztInnen und MitarbeiterInnen im Gesundheitsamt<br />

Ärztlicher Direktor, städtisches Krankenhaus<br />

Betreuungsstelle<br />

Betriebsarzt, Industrie<br />

Chefarzt d. Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, städtisches Krankenhaus<br />

Chefarzt der Neurologie<br />

Dekanin Fachbereich Sozialwesen, Fachhochschule<br />

Deutscher Rotes Kreuz<br />

Ev. Familienbildungsstätte<br />

Fachberater f. Hör- und Sprachgeschädigte d. Nds. Landesamtes f. zentrale soziale<br />

Aufgaben<br />

Fachbereichsleitung FB 200<br />

Fachbereichsleitung FB 300<br />

Fachbereichsleitung FB 400<br />

Fachbereichsleitung FB 500<br />

Fachbereichsleitung FB 600<br />

Fachdienstleitung Bes. Hilfen<br />

Fachdienstleitung FB Jugendhilfe<br />

Fachdienstleitung FB Wohnen<br />

Fachdienstleitung HLU<br />

Fachdienstleitung Jugendförderung<br />

Fachdienstleitung Schule und Sport<br />

Fachdienstleitung Sozialer Dienst<br />

Fachdienstleitung Sozialverwaltung<br />

Fachhochschule FB Sozialwesen<br />

FB Sozialwesen Fachhochschule<br />

Frauenbeauftragte<br />

Geschäftsführung Caritas-Verband<br />

Geschäftsführung des Sozialpsychiatrischen Verbundes<br />

Geschäftsführung IHK<br />

86


Kapitel 7 – Anhang<br />

Geschäftsführung KV<br />

Geschäftsführung Paritätischer Wohlfahrtsverband<br />

Geschäftsstellenleiter IKK Weser-Ems<br />

Geschäftsstellenleitungen der ortsansässigen gesetzlichen Krankenkassen<br />

Grundschulen<br />

Hamburg-Münchener<br />

Jugendschutz<br />

Leitung des Gesundheitsamtes<br />

Leitung des Rentamtes Ev.-ref. Kirche<br />

Leitung des Tagesaufenthaltes für Wohnunhslose<br />

Leitung, Industrie<br />

Leitung, Rettungsdienst<br />

Oberbürgermeister<br />

Präsidentin Fachhochschule<br />

Präventionsrat<br />

Pressesprecher der <strong>Stadt</strong><br />

Professor, Fachhochschule<br />

See-Krankenkasse<br />

Sozialplanung<br />

<strong>Stadt</strong>jugendförderung, Kindertageseinrichtungen<br />

Superintendent Ev. -luth. Kirche<br />

Techniker Krankenkasse<br />

Verwaltungsdirektor, städtisches Krankenhaus<br />

Verwaltungsvorstand I der <strong>Stadt</strong><br />

Verwaltungsvorstand II der <strong>Stadt</strong><br />

Volkshochschule<br />

Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt<br />

Vorsitzender der Ärztekammer<br />

Vorsitzender des Ärztevereins<br />

Vorsitzender des <strong>Stadt</strong>sportbundes<br />

Vorstand des Präventionsrates<br />

Zentrale Steuerungsunterstützung der Kommune<br />

87


8 Quellenverzeichnis<br />

Alber, J. und Bernardi-Schenkluhn, B. (1992) „Westeuropäische Gesundheitssysteme<br />

im Vergleich“, Frankfurt am Main<br />

Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (Hrsg.) (1998) „Praxishandbuch<br />

Gesundheitsberichterstattung“, Schriftenreihe Band 18, Düsseldorf<br />

Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (2005 a)<br />

„Kommunale Gesundheitsberichte aus Niedersachsen in der Bibliothekssammlung des<br />

lögd“, Stand: Mai 2005, Word-Dokument<br />

Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (2005 b) „Kommunale<br />

Gesundheitsberichte“ in „Gesundheitsberichte aus den Bundesländern“ Volltextsammlung<br />

Niedersachsen,<br />

http://www.loegd.nrw.de/gesundheitberichterstattung/kommunale_gesundheitsberic<br />

hterstattung/kommunale_gesundheitsberichte/frameset.html, 9.5.2005<br />

Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (2005 c) Kommunale<br />

Gesundheitsberichte nach Erscheinungsort in GBE-Archiv der Akademie für Öffentliches<br />

Gesundheitswesen, Düsseldorf,<br />

http://www.afoeg-nrw.de/Publikationen/Downloads/GBE.PDF, 9.5.2005<br />

Antonovsky, A. (1987) “Unraveling the mystery of health”, London: Jossey Bass<br />

Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen (2005) „Historische Entwicklung<br />

und gesellschaftliche Grundlagen der Gesundheitsförderung“,<br />

http://www.gesundheitsfoerdernde-hochschulen.de/, 1.6.2005<br />

Badura, B (2000) „Überblick: Warum haben Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen<br />

Zugang zur Gesundheitsversorgung und sind unterschiedlich von Krankheitsrisiken<br />

und Krankheiten betroffen“ in Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H.<br />

und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000) „Das Public Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />

Bardehle; D. ( 2001) “Die Datenlücke”, Deutsches Ärzteblatt, 98, Heft 17 A1107 -<br />

A1109<br />

Bodenseekreis (2005a) „Gesundheitskonferenz des Bodenseekreises“,<br />

http://www.bodenseekreis.de/1097.0.html, 5.6.2005<br />

Bodenseekreis (2005b) „Was ist Gesundheitsberichterstattung (GBE)?“,<br />

http://www.bodenseekreis.de/968.0.html, 5.6.2005).<br />

BGBl I (1988) „Sozialgesetzbuch - Fünftes Buch (V) - Gesetzliche Krankenversicherung,<br />

SGB 5 § 141 Konzertierte Aktion“, http://www.globalhelp.de/legislative/sozialgesetzbuch-05/3516/230.html,<br />

3. 5.2005<br />

88


Brand, H. und Schmacke, N. (2000) „Der öffentliche Gesundheitsdienst“ in<br />

Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000)<br />

„Das Public Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />

Brandenburg, A. und Schäfer, W. (1990) „Kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />

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in Gesellschaft für Prävention und Gesundheitsförderung e.V.<br />

(Hrsg.) Zeitschrift für Präventivmedizin und Gesundheitsförderung, Bd 2, Heft 2, 48<br />

– 53<br />

Brandenburg, A. und Winkler, K. (1998) „Kommunale Öffentlichkeit und Gesundheitsberichterstattung“<br />

in: Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf<br />

(Hrsg.) (1998) „Praxishandbuch Gesundheitsberichterstattung“ Schriftenreihe<br />

Band 18, 142 - 145<br />

Brandenburg, A. und Winkler, K. (2005) „Die Verknüpfung von Gesundheitsberichterstattung<br />

und Gesundheitskonferenz – ein innovatives Modell für die kommunale<br />

Gesundheitsplanung“ in Gesunde <strong>Stadt</strong> Herne, http://www.gesunde-stadtherne.de/lit./brand_winkler.de,<br />

5.6.2005).<br />

Braun, B., Kühn H. und Reinen, H. (1998) „Das Märchen von der Kostenexplosion<br />

- Populäre Irrtümer zur Gesundheitspolitik“, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch<br />

Verlag GmbH<br />

Brenner, M.H. (1997) „Geleitwort“ in: Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R.,<br />

Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000) Das Public Health Buch, München: Urban<br />

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Brockhaus Enzyklopädie (1989) Mannheim (19. Auflage)<br />

Buhe, Y. und Klieber, N. (2003) „Daten für Taten – Taten für Daten?“, impu!se,<br />

39/2003, 10-11<br />

Bundestag (1985) „Große Anfrage zum Gesundheitszustand der Bevölkerung“, BT-<br />

Drucksache 10/3314<br />

Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (Hrsg.) (2000) „Qualitätsmanagement in<br />

gesundheitsfördernden <strong>Einrichtung</strong>en“ 2. aktualisierte Neuauflage, Bonn<br />

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Instrument zur Qualitätssicherung in der Gesundheitsförderung“ in Forschung und<br />

Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 8, Köln<br />

Bungenstock, A. (2003) „<strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> kommunalen Gesundheitsberichterstattung<br />

in einem Gesundheitsamt“, Projekt- Exposé, eingereicht als Vorstudie zur Masterarbeit<br />

an der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven, Januar<br />

2003<br />

89


Dekanekonferenz Pflegewissenschaften (2002) „Qualitätsstandards für die Akkreditierung<br />

gestufter pflegewissenschaftlicher Studiengänge durch die AHPGS“,<br />

http://www.deka-pflegewiss.de/daten03/akkreditierung_st.PDF, 18.4.2005<br />

Dietze, L. (1992) „Gesundheitsrecht“ in Bauer, R. (Hrsg.) „Lexikon des Sozial-<br />

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Eis, D. (2000) „Welchen Einfluss hat die Umwelt?“ in Schwartz, F.W., Badura, B.,<br />

Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000): „Das Public Health Buch“,<br />

München: Urban & Fischer<br />

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http://europa.eu.int/comm/health/ph_information/reporting/analysing_reporting_d<br />

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Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Hannover (2001): „Vorlage eines Gesetzes für<br />

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Geraeds, M. (2002) „Qualitätssicherung in der Gesundheitsberichterstattung“, Seminarunterlagen,<br />

AfÖG-Seminar E6/2002, Akademie für öffentliches Gesundheitswesen,<br />

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90


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91


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München: Urban & Fischer<br />

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Kontakt<br />

Almut Bungenstock<br />

Dipl. Sozialarbeiterin / -pädagogin, Master of Public Health<br />

Friedensweg 7, 26721 <strong>Emden</strong><br />

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