Einrichtung einer Kommunalen ... - Stadt Emden
Einrichtung einer Kommunalen ... - Stadt Emden
Einrichtung einer Kommunalen ... - Stadt Emden
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Almut Bungenstock<br />
„<strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> kommunalen<br />
Gesundheitsberichterstattung<br />
in der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong>“<br />
– Dokumentation und Evaluation der Implementierung <strong>einer</strong><br />
kommunalen Gesundheitsberichterstattung im Sinne von New Public<br />
Health an einem niedersächsischen Gesundheitsamt –
Abschlussarbeit im Masterstudiengang:<br />
„Praxisorientierte interdisziplinäre Gesundheitswissenschaften“ (Public Health)<br />
Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven<br />
GutachterInnen: Prof. Dr. Frauke Koppelin, Prof. Dr. Heinz-Alex Schaub<br />
August 2005<br />
Abdruck und Auszüge bitte nur mit Quellenangabe<br />
II
Inhalt<br />
Seite<br />
1 Einführung _______________________________________________ 1<br />
2 Theoretische Grundlagen____________________________________5<br />
2.1 Krise im Gesundheitssektor____________________________________5<br />
2.2 Ursachen der Krise __________________________________________6<br />
2.3 Lösungsansätze _____________________________________________8<br />
2.3.1 Die Weltgesundheitskonferenzen der WHO _______________________9<br />
2.3.2 Von Old zu New Public Health ________________________________ 11<br />
2.3.3 Der Wandel im Gesundheitsverständnis _________________________ 12<br />
2.3.4 Das Konzept der Gesundheitsförderung _________________________ 15<br />
2.3.5 Gesundheitsförderung in Deutschland___________________________ 15<br />
2.4 Wege aus der Krise _________________________________________ 18<br />
2.4.1 Verbesserungen durch überregionale Gesundheitspolitik? ____________ 19<br />
2.4.2 Regionale Gesundheitspolitik als Antwort? _______________________ 19<br />
2.5 Gesundheitsberichterstattung - Instrument der Gesundheitspolitik _____ 21<br />
2.5.1 Geschichte der Gesundheitsberichterstattung _____________________ 22<br />
2.5.2 Handlungsfelder der Gesundheitsberichterstattung _________________ 23<br />
2.5.3 KGBE als Instrument <strong>einer</strong> regionalen Gesundheitsplanung __________ 26<br />
2.5.4 Verortung der KGBE im Gesundheitsamt________________________ 30<br />
2.5.5 Gesundheitskonferenzen _____________________________________ 31<br />
3 Studiendesign ____________________________________________ 35<br />
3.1 Entwicklung der Fragestellung_________________________________ 35<br />
3.2 Hypothesenbildung _________________________________________ 37<br />
3.3 Zielgruppen _______________________________________________ 38<br />
4 Methodik ________________________________________________ 39<br />
4.1 Evaluation als Methode zur Bewertung und Qualitätssicherung________ 39<br />
4.1.1 Begriffe __________________________________________________ 39<br />
4.2 Umsetzung der Methode _____________________________________ 40<br />
4.3 Durchführung des Arbeitsvorhabens ____________________________ 42<br />
5 Ergebnisse _______________________________________________ 46<br />
5.1 Phasen des Implementierungsprozesses__________________________ 46<br />
5.2 Bausteine des Implementierungsprozesses ________________________ 55<br />
5.3 Unvorhergesehene Ergebnisse /Nebeneffekte_____________________ 63<br />
6 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse _____________ 65<br />
7 Anhang__________________________________________________ 74<br />
8 Quellenverzeichnis ________________________________________ 88<br />
III
Verzeichnis der Abbildungen<br />
Seite<br />
Abb.: 1 Aktionskreis Gesundheit..........................................................................28<br />
Abb.: 2 Strukturbeispiel <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz .........................................32<br />
Abb.: 3 Auszüge aus dem Projekttagebuch ......................................................... 41<br />
Abb.: 4 Auszüge aus der Informationssammlung ...............................................43<br />
Abb.: 5 Studienübersicht: Evaluation der Implementierung <strong>einer</strong> KGBE an<br />
einem niedersächsischen Gesundheitsamt ..............................................45<br />
Abb.: 6 Phasen des Implementierungsprozesses mit kennzeichnenden<br />
Aktivitäten.................................................................................................47<br />
Abb.: 7 Auszug aus: Protokoll des Runden Tisches Gesundheit ........................50<br />
Abb.: 8 Auswertung der Umfrage zur KGBE, Punkt II, 2. “Bewertung der<br />
KGBE durch AkteurInnen des kommunalen<br />
Gesundheitswesens” ................................................................................52<br />
Abb.: 9 Tagesordnungspunkte der Veranstaltung zur Vorstellung des<br />
Gesundheitsberichtes ...............................................................................54<br />
Hinweis: Das in dieser Arbeit verwendete große „I“ kennzeichnet weiblich-männlich<br />
gemischte Personengruppen. Es wurde der besseren Lesbarkeit wegen anstelle der<br />
jeweils männlichen und weiblichen Form gewählt.<br />
IV
1 Einführung<br />
Kapitel 1 – Einführung<br />
Unser Gesundheitssystem ist in <strong>einer</strong> Krise. Es scheint, als wäre ein umfassen-<br />
des und ausreichendes gesundheitliches Versorgungsangebot für alle Bevölke-<br />
rungsgruppen angesichts steigender Kosten bei immer knapper werdenden<br />
öffentlichen Kassen in Zukunft nicht mehr finanzierbar.<br />
Die naheliegende Lösung durch reine Sparmaßnahmen beinhaltet die Gefahr,<br />
dass an „falschen“ Stellen gekürzt und damit wenig Effektivität erzielt wird,<br />
dass ungerechte Verteilungen von Gesundheitsleistungen verstärkt und / oder<br />
Verschlechterungen ihrer Qualität verursacht werden und im Endeffekt diese<br />
Faktoren sich negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken.<br />
Die Gesundheitswissenschaften (Public Health), in deren Rahmen sich diese<br />
Arbeit bewegt, nähern sich dem Problem in differenzierter Art und Weise.<br />
Durch die Vereinigung multidisziplinärer Zugänge (Ökonomie, Epidemiologie,<br />
Medizin, Sozialarbeit usw.) erreichen sie einen besonders hohen Komplexitäts-<br />
grad, der neue Sicht- und Handlungsmöglichkeiten zur Verminderung der<br />
Missstände eröffnet (Schwartz et al. 2000, Waller 1996, Hurrelmann & Laaser<br />
2003). Hierbei werden folgende Maßgaben deutlich:<br />
• Es ist unerlässlich, neben der Effizienz die Qualität im Gesundheits-<br />
wesen zu fördern.<br />
• Um zielstrebig und transparent Verbesserungen zu initiieren, ist es er-<br />
forderlich, explizite und verbindliche Gesundheitsziele auf Seiten der<br />
Gesundheitspolitik zu formulieren.<br />
• Als Grundlage hierzu müssen aussagekräftige Gesundheitsdaten be-<br />
reitgestellt und die erforderlichen Maßnahmen sowie ihre Wirksamkeit<br />
fortwährend evaluiert werden.<br />
Zur Zeit werden diese Erkenntnisse aus der Public-Health-Forschung noch<br />
nicht ausreichend einbezogen. Dort, wo sie umgesetzt werden, findet dies oft<br />
auf <strong>einer</strong> sehr hohen, eher abstrakten Ebene statt (z. B. in Gutachten des Sach-<br />
1
Kapitel 1 – Einführung<br />
verständigenrates [Sachverständigenrat 1987]), so dass die Bevölkerung kaum<br />
direkt davon profitiert.<br />
Einen direkten Weg zur Verbesserung der Gesundheit / Gesundheitsversor-<br />
gung der Bevölkerung stellt dagegen die Kommunale Gesundheitsberichtser-<br />
stattung (KGBE) dar. Sie befasst sich mit Bedarfen, Inanspruchnahmen, Ver-<br />
sorgungsstrukturen und finanziellen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung<br />
der Gemeinde, sie bewertet die aktuelle Lage, formuliert Gesundheitsziele,<br />
schlägt Maßnahmen vor, evaluiert diese und erfüllt damit direkt die Public-<br />
Health-Aufgaben, die in den oben genannten Handlungsvorgaben deutlich<br />
werden.<br />
Die besonderen Vorteile der KGBE sind, dass sie dort ansetzt, wo regional-<br />
spezifische Probleme mit der Gesundheit oder der Gesundheitsversorgung<br />
entstehen, und dass sie durch ihren örtlichen Bezug <strong>einer</strong>seits in der Lage ist,<br />
passgenaue Lösungen zu finden und andererseits diese durch die Kleinräumig-<br />
keit schnell umsetzen kann. Hier ist sie zentralistischen Maßnahmen wie z.B.<br />
denen des Bundes überlegen (von Ferber & Brandenburg 1991).<br />
Würde KGBE flächendeckend etabliert, könnte über lokale Verbesserungen<br />
hinaus ein Bottom-Up-Prozess für die Gesundheitsberichterstattung in Gang<br />
gesetzt werden: Ausgehend von <strong>einer</strong> breiten Basis könnten systematisch und<br />
zielgerichtet Veränderungen im gesamten Versorgungsgeschehen erreicht wer-<br />
den (Brand & Schmacke 2000, Schräder et al 1986, Brandenburg & Schäfer<br />
1990). Mindestens jedoch würde die Datenlage im Gesundheitsbereich erheb-<br />
lich verbessert.<br />
Wie bei der Einführung eines jeden neuen Instrumentes sind auch für die Ein-<br />
richtung <strong>einer</strong> KGBE in der Gemeinde bestimmte Rahmenbedingungen Vor-<br />
aussetzung.<br />
2
Kapitel 1 – Einführung<br />
Die vorliegende Arbeit beschreibt und evaluiert den Prozess der Implementie-<br />
rung <strong>einer</strong> KGBE an einem Gesundheitsamt in <strong>einer</strong> niedersächsischen und<br />
kreisfreien <strong>Stadt</strong>.<br />
Als zentrales Element in Bezug auf die Rahmenbedingungen stellte sich dabei<br />
zunächst nachstehende Leitfrage:<br />
Ist der Aufbau <strong>einer</strong> KGBE im Sinne von New Public Health in<br />
<strong>einer</strong> Kommune überhaupt möglich, wenn diese, wie in Nieder-<br />
sachsen, nicht per Gesetz dazu verpflichtet ist?<br />
Hieraus ergaben sich folgende weitere Fragen:<br />
• Welche Voraussetzungen müssen unter diesen Umständen zu<br />
ihrer Implementierung erfüllt sein?<br />
• Welche Personen oder Institutionen sind einzubeziehen?<br />
• Welche Schritte sind im einzelnen zur Verankerung sinnvoll<br />
und notwendig?<br />
Diese Fragen wurden wie folgt bearbeitet:<br />
Zunächst wird ein tieferer Einblick in die Zusammenhänge und den Stellen-<br />
wert kommunaler Gesundheitsberichterstattung gegeben. Das geschieht im<br />
Kapitel Theoretische Grundlagen durch die Darstellung des aktuellen For-<br />
schungsstandes zum Gesundheitsverständnis, der Verortung der KGBE inner-<br />
halb von Public Health und Gesundheitsplanung, ihrer Geschichte und ihrer<br />
Handlungsebenen.<br />
Es erfolgt eine weitere Konkretisierung der Fragestellungen unter der Über-<br />
schrift Studiendesign.<br />
Im Abschnitt Methodik wird die Evaluation als Methode zur Bewertung und<br />
Qualitätssicherung im Gesundheitsbereich vorgestellt und ihre konkrete Um-<br />
setzung für diese Arbeit dargelegt.<br />
3
Kapitel 1 – Einführung<br />
Im Kapitel Ergebnisse werden diese detailliert und praxisnah beschrieben<br />
sowie in der darauffolgenden Diskussion in einen größeren Zusammenhang<br />
gestellt und weiterführende Handlungsansätze angesprochen.<br />
Die vorliegende Untersuchung hat Relevanz für Kommunalpolitik und<br />
-verwaltung auf der Suche nach innovativen Methoden, um den Einschrän-<br />
kungen im kommunalen Gesundheitsbereich entgegenzuwirken. Wenn Hand-<br />
lungsbetonung erwünscht ist, konkrete Verbesserungen schnell erreicht und<br />
auf die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung direkt eingegangen werden<br />
soll, kann diese wissenschaftlich fundierte Studie zur Orientierung genutzt<br />
werden und die Beschreibung des vorgestellten Implementierungsprozesses im<br />
Sinne eines Leitfadens zum ressourcenschonenden Aufbau <strong>einer</strong> eigenen<br />
KGBE.<br />
4
2 Theoretische Grundlagen<br />
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Im Folgenden wird der aktuelle Stand von Theorie und Empirie in Bezug auf<br />
Kommunale Gesundheitsberichterstattung und ihren Hintergrund dargestellt.<br />
Diese Erörterungen bilden gleichzeitig den Rahmen und größeren Zusammen-<br />
hang der vorliegenden Studie.<br />
Neben der Auseinandersetzung mit Ursachen der Krise im Gesundheitswesen<br />
und Lösungsansätzen hierzu wird der Paradigmenwechsel in der Krankheits-<br />
entstehung beschrieben sowie ein Einblick in Public Health (PH) als Grundla-<br />
ge der Gesundheitsberichterstattung (GBE) gegeben. Die Geschichte der GBE<br />
wird angerissen, gefolgt von der Darstellung der Ebenen, auf denen GBE statt-<br />
findet. Anschließend werden Rolle und Aufgaben der KGBE aus der beste-<br />
henden Problematik hergeleitet und die Vorteile ihrer Verortung im Gesund-<br />
heitsamt dargelegt.<br />
2.1 Krise im Gesundheitssektor<br />
Alle Gesundheitssysteme der industrialisierten Länder befinden sich in <strong>einer</strong><br />
äußerst schwierigen Situation: der finanzielle Druck im Gesundheitswesen<br />
steht in negativer Wechselwirkung mit der rückläufigen nationalen Produktivi-<br />
tät und dem Druck auf die Beschäftigten, durch Kosteneinsparungen zur glo-<br />
balen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Die Bevölkerungsalterung jedoch, der<br />
ansteigende Einsatz von Hochtechnologien in der Medizin und die garantierte<br />
Bezahlung von Gesundheitsleistungen lassen die Gesundheitskosten immer<br />
noch steigen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, Brenner<br />
1997, Schwartz 2000).<br />
Seit Jahren schon werden die „Kostenexplosion“ im Gesundheitswesen und<br />
die Notwendigkeit von „Kostendämpfung“ diskutiert. Bezogen auf die Situati-<br />
on in Deutschland beschreibt beispielsweise Murswieck 1992 detailliert die<br />
Lage und beklagt die (teilweise unnötigen) hohen Kosten durch:<br />
5
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
• die Überversorgung mit ÄrztInnen und Pflegepersonal,<br />
• den medizinisch-technischen Fortschritt, der mit zunehmender Spezia-<br />
lisierung und Expansion technischer Leistungen einhergeht,<br />
• den Morbiditätswandel, d.h. die Veränderung der Krankheitsarten-<br />
struktur hin zum verstärkten Auftreten chronischer Krankheiten, deren<br />
Behandlung im vorhandenen System zuviel Geld kostet,<br />
• den Anstieg der realen Ausgaben für medizinische Forschung im Be-<br />
reich chronischer Krankheiten, der kaum zu <strong>einer</strong> Verbesserung der<br />
Morbiditätsrate führt<br />
• die Altersstruktur der Bevölkerung und die infolgedessen erhöhte Pfle-<br />
gebedürftigkeit,<br />
• die mangelhafte Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung,<br />
was beispielsweise zu etlichen Mehrfachuntersuchungen führt (z.B. von<br />
HausärztIn, FachärztIn und Krankenhaus),<br />
• das Ungleichgewicht von Prävention und Kuration, als deren Folge die<br />
Behandlung oft erst nach Manifestation <strong>einer</strong> Krankheit einsetzt,<br />
• die Struktur der gesetzlichen Krankenversicherung, vor allem die man-<br />
gelhafte Transparenz der Finanzierungs- und Vergütungssysteme (Ein-<br />
zelleistungsvergütung und Form der Krankenhausfinanzierung)<br />
2.2 Ursachen der Krise<br />
(Murswieck 1992).<br />
Die Frage, wie es zu dieser Situation kommen konnte, wird von verschiedenen<br />
AkteurInnen im Gesundheitswesen je nach Interessenlage unterschiedlich be-<br />
antwortet.<br />
Die Politik z.B. setzt in erster Linie auf Kürzungen und Sparmaßnahmen. Da-<br />
bei ist ihr eine gesundheitsökonomische Sichtweise fremd, aus der die Finan-<br />
zierungsprobleme entweder durch eine sinnvollere Nutzung der vorhandenen<br />
Ressourcen oder durch eine Allokation der zugewiesenen Mittel nach rationa-<br />
len Kriterien statt durch reine Kostenbegrenzungen zu bewältigen wären (von<br />
6
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
der Schulenburg & Gr<strong>einer</strong> 2000). Durch ihre Fixierung auf das „Kostenprob-<br />
lem“ der medizinischen Versorgung werden die Missstände gefördert,<br />
„während zentrale Fragen ihrer Wirksamkeit und Angemessenheit,<br />
ihrer sozialen Verteilung, der Humanität zwar zuweilen in<br />
Reden angesprochen werden, aber kaum Gegenstand politischen<br />
Bemühens sind“ (Braun et al. 1998: 10).<br />
Prinzipiell sind Versuche zur Kostendämpfung nicht falsch angesichts des Um-<br />
fanges, den die Ausgaben annehmen. Durch eine einseitige Orientierung an der<br />
Einsparung von Kosten findet aber keine Lösung, sondern nur eine Reduzie-<br />
rung der Problemlage statt. Dies ist auch die Ansicht von Dietze, der z. B. über<br />
das Gesundheitsreformgesetz (GRG) schreibt:<br />
„Fachleute sind überwiegend der Auffassung, dass die Kostenexplosion<br />
im Gesundheitswesen durch das GRG nur etwas<br />
aufgehalten worden ist; die Strukturen und damit wesentliche<br />
Besitzverhältnisse insbesondere von Pharma-Industrie, Ärzteschaft<br />
und Krankenhaus-Betreibern sind im Prinzip unverändert<br />
geblieben“ (Dietze 1992: 826).<br />
Auch die dem GRG folgenden Gesundheitsreformgesetze haben keine ande-<br />
ren Ergebnisse und damit eine Verbesserung der Situation gebracht. Bei der<br />
Kostendämpfung handelt es sich somit um eine bloße Symptombekämpfung.<br />
Dass diese langfristig nicht ausreicht, ist in medizinkritischen Kreisen längst<br />
Konsens.<br />
Es geht statt dessen um eine differenziertere Sichtweise, die die Krise im Ge-<br />
sundheitswesen nicht auf Geldfragen reduziert, sondern bei den dahinter lie-<br />
genden Problemen ansetzt.<br />
Der „Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen“,<br />
der jährliche Gutachten zur Analyse des Gesundheitswesens erarbeitet, kriti-<br />
siert beispielsweise, dass „keine klaren konzeptionellen Vorstellungen über die<br />
gesamte Gesundheitsversorgung, ihre Teilbereiche sowie deren Verzahnung<br />
7
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
untereinander“ existieren (Alber & Bernardi-Schenkluhn 1992: 145),<br />
denn „[...] die Betrachtung des Gesundheitswesens erfolgt nicht über die ein-<br />
zelnen Teile hinaus“ (Müller 1992: 835).<br />
Von SozialmedizinerInnen wird besonders auf die einseitige naturwissenschaft-<br />
liche Orientierung der Medizin als Grund für die Krise und, im Zusammen-<br />
hang mit der Kritik an mangelhafter Krankheitsvorbeugung, auf das Fehlen<br />
eines „therapeutisch überzeugenden Konzepts zur Verhaltensbeeinflussung“<br />
hingewiesen (Schaper 1992: 817). Insgesamt würden die eigentlichen Ursachen<br />
von Krankheit ausgeblendet. Diese Einschätzung deutet ebenfalls auf grund-<br />
sätzlichere Problemlagen hin.<br />
Zusammengefasst vertreten Fachleute die Meinung, dass insgesamt die hohen<br />
Kosten genauso wie die teilweise mangelhafte Qualität der Gesundheitsversor-<br />
gung durch ungenaue Zielformulierungen, fehlende Qualitäts- und Wirtschaft-<br />
lichkeitskontrollen sowie mangelhafte Steuerungsmechanismen verursacht<br />
wurden. Auch Effizienz und Effektivität wurden und werden nicht genügend<br />
kontrolliert und analysiert.<br />
Die gesamte Problematik führt dazu, dass es eine große Diskrepanz zwischen<br />
der gegenwärtigen Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung und den<br />
Möglichkeiten gibt, die bei vernünftigem Einsatz der heutigen Kenntnisse und<br />
verfügbaren Ressourcen erreichbar wären.<br />
2.3 Lösungsansätze<br />
Dieser Misere haben sich besonders die Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
und der Public-Health-Bereich angenommen.<br />
Verschiedene Entwicklungen führten zu einem Paradigmenwechsel im Krank-<br />
heitsverständnis und, da das Verständnis von Gesundheit und Krankheit auch<br />
ein Schlüssel zum gesamten Gesundheitssystem ist, erfolgten hieraus gravie-<br />
rende Änderungen mit entscheidenden Auswirkungen. Dies wird im Folgen-<br />
den bezogen auf die BR Deutschland skizziert.<br />
8
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
2.3.1 Die Weltgesundheitskonferenzen der WHO<br />
Die WHO als internationale Vereinigung der Vereinten Nationen beschäftigt<br />
sich seit ihrer Gründung im Jahr 1948 mit internationalen gesundheitspoliti-<br />
schen Themen, um „allen Völkern den bestmöglichen Gesundheitszustand zu<br />
ermöglichen“ (Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen 2005:1).<br />
In der Präambel ihrer Verfassung definiert sie Gesundheit als „Zustand voll-<br />
kommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens, nicht ledig-<br />
lich die Abwesenheit von Krankheit“ (Brockhaus 1989: 439) und prägt damit<br />
ein Gesundheitsverständnis, das weit über die körperlichen Aspekte von Ge-<br />
sundheit hinausgeht.<br />
Seit 1978 orientiert sich die WHO verstärkt an bevölkerungsmedizinischen<br />
Sichtweisen (Public Health) und hat in den 80er Jahren die Prinzipien und<br />
Konzepte der Gesundheitsförderung aufgegriffen und weiter entwickelt.<br />
Als Antwort auf die weltweit bestehenden Problemlagen im Gesundheitswesen<br />
berief die WHO internationale Gesundheitskonferenzen ein, die sich schwer-<br />
punktmäßig mit den Problemlagen der Industrieländer beschäftigten: vergli-<br />
chen mit den hohen Kosten für das Gesundheitswesen und die Entwicklung<br />
von Medikamenten und Medizintechnik war hier das Gesundheitsniveau der<br />
Bevölkerung sehr niedrig (WHO 1986 a). Ferner wurde festgestellt, dass trotz<br />
des insgesamt hohen Entwicklungsstandes in Europa ein gesundheitliches Ge-<br />
fälle bestand, für das dringend eine Lösung gefunden werden musste (WHO<br />
1986 a).<br />
Vor diesem Hintergrund wurde von den VertreterInnen der europäischen Re-<br />
gion der WHO im Jahre 1980 ein erstes gemeinsames Konzept zur Gesund-<br />
heitspolitik verabschiedet: Die europäische Strategie zur Erreichung des für die<br />
ganze Welt formulierten Ziels „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“. Dieses<br />
Ziel kann als Keimzelle der „Gesundheitsförderung“ verstanden werden, denn<br />
es richtet den Blick auf die Bedingungen, die zur Gesundheit beitragen statt auf<br />
reine Krankheitsbekämpfung.<br />
9
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Die neue Strategie benötigte als Voraussetzung eine Richtungsänderung in den<br />
Gesundheitspolitiken der Länder. Als Grundlage verpflichteten sich die Staa-<br />
ten, zunächst anhand von Gesundheitsdaten eine Bestandsaufnahme der Ent-<br />
wicklung in ihrem jeweiligen Gesundheitssystem vorzunehmen, um daraufhin<br />
gesundheitspolitische Programme auf die Ziele der Strategie von „Gesundheit<br />
2000“ abzustimmen.<br />
Eine weitere Entwicklung in Richtung Gesundheitsförderung erfolgte in den<br />
nächsten Jahren. Die „Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung“, die auf der<br />
ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung 1986 in Ottawa<br />
verabschiedet wurde, gilt als Grundlage für die Beschreibung von Zielen und<br />
Inhalten der Gesundheitsförderung.<br />
Die Strategien der Ottawa Charta zielen insgesamt auf folgende Ebenen ab:<br />
• „Die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> gesundheitsfördernden Gesamtpolitik<br />
• Die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten<br />
• Die Neuorientierung der Gesundheitsdienste<br />
• Die Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen<br />
• Die Entwicklung persönlicher Kompetenzen“<br />
(Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. 2000: 15)<br />
Zur Konkretisierung wurden folgende Arbeitsprinzipien vereinbart:<br />
- Interessen vertreten<br />
Durch aktives, anwaltschaftliches Eintreten für die Verbesserung gesund-<br />
heitsrelevanter Faktoren sollen diese positiv beeinflusst werden.<br />
- Befähigen und ermöglichen<br />
Um allen Menschen gleiche Chancen zur Verwirklichung ihres größtmögli-<br />
chen Gesundheitspotentials zu ermöglichen, müssen alle die Gelegenheit ha-<br />
ben, auf die ihre Gesundheit betreffenden Faktoren Einfluss zu nehmen, d.h.<br />
10
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Handlungskompetenz und -möglichkeiten zu erlangen durch Zugang zu In-<br />
formationen, durch die Entfaltung praktischer Fertigkeiten und Entscheidun-<br />
gen in bezug auf die eigene Gesundheit.<br />
- Vermitteln und vernetzen<br />
Alle Ebenen der Städte und Kommunen sowie des öffentlichen und privaten<br />
Lebens müssen zusammenwirken im Sinne <strong>einer</strong> gesundheitsorientierten<br />
Vermittlung der unterschiedlichen Interessen in <strong>einer</strong> Gesellschaft<br />
Das „Health-for-All“-Konzept verschiebt damit<br />
(WHO 1986 a).<br />
„den Fokus der Intervention auf die Entwicklung von Healthy<br />
Policies in alle Sektoren der Gesellschaft, die für die Entstehung<br />
von Gesundheit und Krankheit bedeutend sind. Ebenso betont<br />
es den Einfluss von Kommunitäten und Settings als Interventionsebene“<br />
(Schwartz et al. 2000: 15).<br />
Entsprechend dem WHO-Motto „global denken, lokal handeln“ kann hieraus<br />
eine besondere Verantwortung der Kommunalpolitik für die Gesundheitsfür-<br />
sorge der Bevölkerung abgeleitet werden. Dies findet auch seine Umsetzung,<br />
z.B. in den „Gesunde-Städte“ -Projekten, in denen Gesundheitsförderung auf<br />
der Grundlage von WHO-Konzepten auf kommunaler Ebene verankert wird.<br />
2.3.2 Von Old zu New Public Health<br />
Die Beschäftigung mit und Berichterstattung über die Gesundheit von Bevöl-<br />
kerungsgruppen sind bereits seit langer Zeit Hauptaufgaben von Public Health.<br />
Ziel dabei ist, Bedrohungen für die Gesundheit der Bevölkerung abzuwenden<br />
und die durchschnittliche Lebenserwartung zu steigern. Die traditionellen Be-<br />
reiche (Old Public Health) waren und sind - bestimmt von <strong>einer</strong> naturwissen-<br />
schaftlichen Sichtweise - vor allem Immunisierung, bevölkerungsweite Kran-<br />
11
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
kenversicherung, Hygienetechnik, Umweltschutz und Sicherheit am Arbeits-<br />
platz (Nichzial 2004, Brenner 1997).<br />
Das Verständnis von Public Health Aufgaben erweiterte sich parallel zur Neu-<br />
definition des Gesundheitsbegriffes (WHO 1948) und führte zu einem Wandel<br />
von einem bio-medizinischen Verständnis mit eindimensionalen Kausalmodel-<br />
len in der Krankheitsentstehung zu multidimensionalen Krankheits- und Be-<br />
handlungskonzepten, die z.B. auch soziale, wirtschaftliche und umweltbedingte<br />
Aspekte berücksichtigen.<br />
Der beginnende Paradigmenwechsel führte im Public-Health-Bereich zur<br />
Formulierung eines neuen Zieles: Es galt, nicht nur Krankheiten zu verhin-<br />
dern, sondern für die größtmögliche Anzahl von Menschen den bestmöglichen<br />
Gesundheitszustand zu erreichen. Da dies nur durch eine Beschäftigung mit<br />
den Gesundheitspotentialen statt ausschließlich mit den Risikofaktoren erreicht<br />
werden kann (Nichzial 2004), beinhaltete dies, den Fokus von Kuration auf<br />
Prävention zu verlagern. Um die stattgefundene Entwicklung zu betonen, wur-<br />
de der Begriff „New Public Health“ geprägt.<br />
2.3.3 Der Wandel im Gesundheitsverständnis<br />
So lange insbesondere Infektionskrankheiten das Krankheitsspektrum be-<br />
stimmten, haben Veränderungen in den Lebensbedingungen, breitere medizi-<br />
nische Versorgung der Bevölkerung sowie die Erfolge der Krankheitsbekämp-<br />
fung und Hygienemaßnahmen zu einem starken Rückgang dieser Krankheiten<br />
und deren negativen Folgen geführt.<br />
Hier ist in der Vergangenheit viel geleistet worden. Betrachtet man z.B. die<br />
Gemeinschaftsbevölkerung der Europäischen Union, war deren Gesundheit<br />
insgesamt gesehen noch nie so gut wie zur Zeit: Nicht nur die Säuglingssterb-<br />
lichkeit ist in den letzten Jahren drastisch gesunken. Auch die Lebenserwartung<br />
ist in allen Mitgliedstaaten auf 75 bis 79 Jahre gestiegen und hat allein in den<br />
Jahren von 1970 bis 1996 in Frankreich um sechs, in England um fünf Jahre<br />
zugenommen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000).<br />
12
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Trotzdem gibt es weiterhin nicht zu übersehende schwerwiegende Gesund-<br />
heitsprobleme. Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen bestehen<br />
heute aus Gesundheitsstörungen, die sich teilweise gerade aus den veränderten<br />
Lebensbedingungen, aber auch aus individuellen Lebensstilen ergeben:<br />
• starker Anstieg geriatrischer Erkrankungen wie Alterskrebs, Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Funktionsstörungen durch<br />
körperliche Behinderungen und psychische Störungen aufgrund der<br />
verlängerten Lebenserwartung<br />
• Bedeutende Krankheits- und Behinderungsquoten aufgrund psychi-<br />
scher Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats, Diabetes<br />
• neue Gesundheitsrisiken, z. B. durch das Auftreten neuartiger Erkran-<br />
kungen (unbekannte Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit etc.)<br />
und infolge der Krankheitsübertragung durch Lebensmittel<br />
• eine Wiederkehr schwerer Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Diph-<br />
therie), verschärft durch das wachsende Problem von Antibiotikare-<br />
sistenzen sowie verstärkt auftretende Impfmüdigkeit<br />
• große Unterschiede und Ungleichheiten im Gesundheitszustand: höhe-<br />
re Mortalität und Gesundheitsrisiken bei sozial Benachteiligten und so-<br />
genannten Randgruppen<br />
• hohe Quoten vorzeitiger Todesfälle (d.h. vor dem 65. Lebensjahr) auf-<br />
grund von mit der Lebensführung verbundenen Erkrankungen (insbe-<br />
sondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Unfälle). Z. B. kann<br />
mehr als eine halbe Million Todesfälle pro Jahr in der EU in einen ur-<br />
sächlichen Zusammenhang mit Rauchen gebracht werden, von denen<br />
die Hälfte in der Altersgruppe der 35- bis 69-jährigen eintreten (Kom-<br />
mission der Europäischen Gemeinschaften 2000).<br />
Für das Verständnis der oben genannten Gesundheitsprobleme reicht das im-<br />
mer noch vorherrschende Erklärungsmodell nicht aus, dass eigentlich alle<br />
Krankheiten und Behinderungen – nicht nur die infektiösen – eine oder weni-<br />
ge Ursachen haben und z.B. in erster Linie durch Viren, Bakterien oder körper-<br />
13
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
liche Fehlfunktionen herbeigeführt und durch Hygienemaßnahmen und Impf-<br />
programme kontrolliert werden können.<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen auch immer besser, dass die Ge-<br />
sundheit 1 (und eben auch Krankheit) jedes Menschen durch eine ganze Reihe<br />
von Faktoren bestimmt wird: Neben dem genetischen Erbe der Person spielen<br />
die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, der kulturelle Hintergrund, die<br />
persönliche Lebensführung (Ernährung, Sport, Rauchen, Alkohol-/ Drogen-<br />
gebrauch) eine ebenso wichtige Rolle (Robert-Koch-Institut 2002, Trabert<br />
1999) wie die Umwelt-, Lebens- und Arbeitsbedingungen (Schmidke 2000, Eis<br />
2000).<br />
Weiterhin gehören die persönliche Befähigung eines Menschen, Stress- (auch<br />
psychosozialen) und Krankheitssituationen zu bewältigen (Antonovsky 1987),<br />
hierzu, die Verbreitung und Organisation von Gesundheitsleistungen und der<br />
(niedrigschwellige) Zugang hierzu genauso wie die Wechselwirkungen zwi-<br />
schen allen genannten Faktoren zu der Frage, was Krankheit bedingt bzw. was<br />
Menschen gesund erhält.<br />
Ein Konzept der Multikausalität in der Krankheitsätiologie muss also das Ge-<br />
setz der einzelnen Ursache ersetzen (Schwartz et al. 2000). Dieser Paradig-<br />
menwechsel impliziert <strong>einer</strong>seits, auch in der Behandlung der Menschen multi-<br />
dimensionale Aspekte zu berücksichtigen: Neben dem Abklingen der klini-<br />
schen Symptome der PatientIn wird ebenso die Berücksichtigung patientIn-<br />
nenspezifischer Symptome, Zufriedenheit mit Pflege, Behandlung, Prognose,<br />
sozialer Rolle, psychischem Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und der mo-<br />
mentanen Lebensqualität zum Ziel (Brenner 1997, Schwartz et al. 2000). Vor<br />
allem aber muss die Gesundheitsförderung an Bedeutung gewinnen, wenn<br />
1 Gesundheit und Krankheit werden hier nicht als Dichotomie verstanden, sondern im Sinne<br />
von Hurrelmann: „Gesundheit ist ein Zustand des objektiven und subjektiven Befindens <strong>einer</strong><br />
Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen<br />
Bereichen ihrer Entwicklung in Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen<br />
und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet“ (Hurrelmann 1990, zitiert in<br />
Niechzial 2004: 10).<br />
14
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Lebenswelt und Lebensstrategien des Menschen einen derart großen Einfluss<br />
auf die Gesundheit nehmen.<br />
2.3.4 Das Konzept der Gesundheitsförderung<br />
Die oben skizzierten Entwicklungen weisen darauf hin, dass Prävention und<br />
Gesundheitsförderung auf Dauer der effektivste und effizienteste Weg sind,<br />
die Gesundheit der Bevölkerung umfassend zu verbessern.<br />
Das Prinzip der Gesundheitsförderung ist, dass sie die gesamte Bevölkerung<br />
umfasst und sich nicht auf „Risikogruppen“ beschränkt. Sie will die Bedingun-<br />
gen und Ursachen von Gesundheit beeinflussen. Bei der Suche nach gesund-<br />
heitsfördernden Bedingungen sollen gesundheitsfördernde Kompetenzen ge-<br />
stärkt (Volkshochschule Hamburg 1994: 43) und umweltbedingte, ökonomi-<br />
sche und soziale Ursachen von Gesundheit und Krankheit ins Bewusstsein<br />
gerückt werden (ebd.: 41). Ein Ziel der krankheitsunspezifischen Gesundheits-<br />
förderung ist die Stärkung von Selbsthilfe und Durchsetzungsfähigkeit.<br />
Durch das „Konzept Gesundheitsförderung“ sollen verschiedene Maßnahmen<br />
und Ansätze miteinander verbunden werden und sich ergänzen. Dazu gehören<br />
so unterschiedliche Bereiche wie Information, Erziehung, Gesetzgebung und<br />
steuerliche Maßnahmen. Entscheidend dabei ist die konkrete und wirkungsvol-<br />
le Beteiligung der Öffentlichkeit.<br />
Gesundheitsförderung wird ausdrücklich nicht als medizinische Dienstleistung<br />
bezeichnet, sondern als Aufgabe, die primär dem Gesundheits- und Sozialbe-<br />
reich angehört.<br />
2.3.5 Gesundheitsförderung in Deutschland<br />
Deutschland hat sich wie alle an der WHO-Strategie „Gesundheit 2000“ teil-<br />
nehmenden Staaten zur Umsetzung der Health-for-all-Konzepte verpflichtet,<br />
und die Entwicklung der Gesundheitsförderung wurde hier stark durch die<br />
Programme und Konzepte der WHO beeinflusst.<br />
15
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Es gab und gibt aber spezifische Umsetzungsschwierigkeiten, die mit den be-<br />
sonderen Strukturen und Problemen in Deutschland zusammenhängen:<br />
- Prägend und gleichzeitig behindernd wirkt sich die föderale Gliede-<br />
rung der BRD aus. Jedes einzelne Bundesland führt seine eigene<br />
Gesundheits- und Gesundheitsförderungspolitik durch.<br />
- Das gesamte Gesundheitssystem ist stark gegliedert, „mit <strong>einer</strong> Viel-<br />
zahl von Akteuren, Strukturen, Finanzierungen und Interessen“<br />
(Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen 2005: 5).<br />
- Es ist ein besonderes Problem, dass das deutsche Versorgungssys-<br />
tem „bisher einem Wettkampf (gleicht), in dem sich die Teilnehmer<br />
während des laufenden Spiels die Regeln selbst geben, je nach Inte-<br />
ressenlage und Einfluss“ (Gesprächskreis Arbeit und Soziales der<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung 2002: 49): Die Institutionen, die die Leis-<br />
tungen erbringen, verwalten sich selbst (z.B. Krankenkassen, Ärzte-<br />
kammern, Krankenhausgesellschaften).<br />
- Es gibt kaum Qualitätskontrollen z.B. durch ein neutrales, nationales<br />
Institut, das im Auftrage des Staates die Qualität in der Medizin un-<br />
tersucht und überprüft, ob die gesundheitliche Versorgung den wis-<br />
senschaftlichen Standards entspricht.<br />
- Durch die starre Trennung zwischen ambulantem und stationärem<br />
Bereich mit unterschiedlichen Budgets, Entlohnungssystemen und<br />
Zuständigkeiten werden weitere Qualitätsmängel verursacht, wie<br />
z.B. das Fehlen <strong>einer</strong> medizinisch sinnvollen Behandlungskontinui-<br />
tät oder <strong>einer</strong> einrichtungsübergreifenden Behandlung.<br />
Um Zielvorgaben für die Entwicklung des gesamten Gesundheitswesens des<br />
Bundes in der Bundesrepublik auszuarbeiten, wurde 1977 die „Konzertierte<br />
Aktion im Gesundheitswesen“ gegründet. Sie ist ein gesetzlich verankertes<br />
Gremium, in dem die relevanten AkteurInnen (VertreterInnen der Gesetzli-<br />
chen Krankenkassen, ÄrztInnen- und ZahnärztInnenverbände, Deutsche<br />
Krankenhausgesellschaft, ApothekerInnenverbände, Pharmaindustrie, Ge-<br />
16
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
werkschaften, ArbeitgeberInnenverbände, Gemeinden, Bundesländer und<br />
Bundesministerien) zusammengeschlossen sind.<br />
1985 wurde der Konzertierten Aktion der „Sachverständigenrat“ zur Seite ge-<br />
stellt. Er erarbeitet jährliche Gutachten zur Analyse des Gesundheitswesens,<br />
die als Grundlage für die Empfehlungen der Konzertierten Aktion dienen. Für<br />
den Sachverständigenrat stehen Bedarfsgerechtigkeit, Einkommensun-<br />
abhängigkeit, hohe Qualität und Wirtschaftlichkeit im Mittelpunkt <strong>einer</strong> adä-<br />
quaten Gesundheitsversorgung (Alber & Bernardi-Schenkluhn 1992).<br />
Die Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten des Bundes auf die Gesundheits-<br />
politik sind jedoch begrenzt. In England oder anderen Ländern mit einem<br />
zentral organisierten Gesundheitswesen können Änderungen, wie z.B. die<br />
WHO-Vorgaben staatlicherseits direkt umgesetzt werden. In Deutschland da-<br />
gegen kann der Bund in erster Linie über die Sozialgesetzgebung Einfluss auf<br />
die Gesundheitspolitiken der Länder nehmen. Veränderungen werden hier vor<br />
allem über die Gesetzliche Krankenversicherung initiiert.<br />
Als wichtige Schritte in Bezug auf eine Verpflichtung zur Gesundheitsförde-<br />
rung sind hier die verschiedenen Stufen der Gesundheitsreform zu nennen, die<br />
z.B. Gesundheitsförderung und Prävention als Pflichtleistung der Krankenver-<br />
sicherung gesetzlich regeln (§ 20 SGB V). Auch wurde in der Weiterentwick-<br />
lung eine Konzentration auf den Settingansatz als mehr auf die Verhältnisse<br />
abzielende und strukturell gesundheitsfördernde Intervention festgeschrieben<br />
sowie auf Interventionen nach dem individuellen Ansatz, die auf den einzelnen<br />
Menschen und eine gesunde Lebensführung abheben.<br />
Diese Ansätze zur Gesundheitsförderung entsprechen im Prinzip den Forde-<br />
rungen der Ottawa Charta. Sie reichen jedoch nicht aus. Außerdem lässt ihre<br />
Umsetzung zu wünschen übrig: Es existieren zahlreiche Unzulänglichkeiten in<br />
der Planung, Koordinierung und Umsetzung von entsprechenden Maßnah-<br />
men. Besonders hervorzuheben sind hier<br />
„unzureichende oder fehlende Bedarfsanalysen, unzulängliche<br />
Prioritätensetzungen und Zielgruppenauswahl, überwiegend<br />
17
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
sporadische Einzelmaßnahmen der Verhaltensprävention, unzulängliche<br />
oder fehlende Evaluationsroutinen“ (Meierjürgen<br />
2002, zitiert in Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen<br />
2005: 7).<br />
Daneben sind die gesundheitsfördernden Maßnahmen die ersten, die aufgrund<br />
der finanziellen Verknappung Streichungen zum Opfer fallen.<br />
Die oben skizzierten Mängel und Strukturen beziehen sich auf den Bereich der<br />
Gesundheitsförderung, gehen aber auch weit darüber hinaus und betreffen das<br />
gesamte Gesundheitswesen.<br />
2.4 Wege aus der Krise<br />
Wie können die aufgezeigten Mängel behoben werden?<br />
Wie kann die medizinische Versorgung auf die Morbidität und auf die Erwar-<br />
tungen der PatientInnen abgestimmt werden?<br />
Wie können zumindest das gleiche Versorgungsniveau und die gleiche Versor-<br />
gungsqualität wie bislang mit weniger Ressourcenaufwand erreicht werden?<br />
Murswieck skizziert hierzu schon 1992 einen Vorschlag, der folgende Aspekte<br />
fordert:<br />
• eine Gesundheitsberichterstattung, die Informationen zur Beurteilung<br />
der Leistungsfähigkeit der Gesundheitsversorgung liefert,<br />
• eine Verzahnung der Ausgaben- und Aufgabenpolitik im Sinne der<br />
Aufstellung längerfristiger Ziele und Prioritäten,<br />
• schließlich eine Gesamtkoordination und -verantwortung zur Steue-<br />
rung des Gesundheitswesens, um die Vielfalt an Leistungserbringenden<br />
und Krankenkassen und somit die Zersplitterung der Entscheidungs-<br />
kompetenzen aufzufangen (Murswieck 1992).<br />
18
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
2.4.1 Verbesserungen durch überregionale Gesundheitspolitik?<br />
Alle zur Verbesserung der Lage durchgeführten umfangreichen Strukturrefor-<br />
men und Kostendämpfungsmaßnahmen haben bis jetzt nicht den gewünschten<br />
Erfolg gebracht.<br />
Diese Planungen „von oben“, durch die versucht wurde und wird, mit Maß-<br />
nahmen des Bundes oder auch der Länder die Probleme im Gesundheitsbe-<br />
reich in den Griff zu bekommen, können nach Meinung von ExpertInnen<br />
auch nicht ausreichen: Davon abgesehen, dass die Maßnahmen des Bundes<br />
und der Länder in erster Linie rechtliche und ökonomische Eingriffe sind und<br />
allein hiermit die bestehenden Probleme nicht gelöst werden können, berück-<br />
sichtigen diese Maßnahmen den regionalen (und sozialen) Kontext und die<br />
regionalspezifische Verursachung nicht genügend (von Ferber & Brandenburg<br />
1991). Die vordringlichen Gesundheitsprobleme hängen jedoch eng mit unter-<br />
schiedlichen Lebenssituationen einzelner Bevölkerungsgruppen zusammen<br />
(Badura 2000) und sind in den einzelnen Regionen derart unterschiedlich, dass<br />
sie gesamtstaatlich nicht genau genug bearbeitet werden können (Schräder et<br />
al. 1986).<br />
2.4.2 Regionale Gesundheitspolitik als Antwort?<br />
Eine Alternative bzw. notwendige wichtige Ergänzung zu überregionaler Ge-<br />
sundheitspolitik ist demnach die regionale Gesundheitsplanung. Besonders<br />
wenn sie dazu genutzt wird, sich über Gesundheitsziele, -maßnahmen und<br />
Mittelverwendung zu einigen, hat sie z. B. folgende entscheidende Vorteile:<br />
Durch die Nähe zu den Problemen und Kenntnisse über die einzelnen Bevöl-<br />
kerungsgruppen ist eine Identifizierung von Gesundheitsproblemen schneller<br />
und leichter möglich – und – da auch der Kontext gesundheitspolitischer<br />
Maßnahmen bekannt ist, können vorhandene Effektivitätsreserven sichtbar<br />
gemacht und mobilisiert und demgemäss Verbesserungen ohne weitere Kosten<br />
angestoßen und umgesetzt werden.<br />
19
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
In der kommunalen Gesundheitsplanung entwickelte zielgenaue Maßnahmen<br />
sind in der Lage, die aufgeführten Mängel des Gesundheitswesens zu vermin-<br />
dern. Hierzu müssen die übergeordneten Einflüsse mit der kommunalen Ge-<br />
samtsituation verknüpft und mit den in der Kommune fließenden Finanzströ-<br />
me in Verbindung gebracht werden.<br />
Um die hierdurch initiierten Verbesserungen deutlich werden zu lassen, ist<br />
allerdings Voraussetzung, dass die Hauptfinanziers des Gesundheitssystems<br />
(Gesetzliche Krankenversicherungen, Unfallversicherung, Rentenversicherung,<br />
Beihilfe im Öffentlichen Dienst, Sozialhilfe, öffentliche Haushalte) sich einen<br />
Überblick über die Mittel verschaffen, die sie zur Erhaltung und Verbesserung<br />
des Gesundheitszustandes der Bevölkerung in <strong>einer</strong> Region ausgeben: Aus den<br />
jetzigen Übersichten, die die Kommunen nicht einzeln erfassen, sondern die<br />
sektoral oder einrichtungsbezogen geführt werden, können die Auswirkungen<br />
einzelner Vorschläge zur Verbesserung der gesundheitlichen Lage in <strong>einer</strong> Re-<br />
gion im Verhältnis zu den Gesamtgesundheitsausgaben oder zu anderen Aus-<br />
gaben schwer überblickt werden. Dies steht jedoch wiederum <strong>einer</strong> rationalen<br />
Gesundheitspolitik im Wege (Brandenburg & Schäfer 1990).<br />
Weitere Prinzipien <strong>einer</strong> effektiven kommunalen Gesundheitsplanung sind<br />
Praxisrelevanz und Handlungsorientierung.<br />
Wenn es dann gelingt, die<br />
„Kooperation und Koordination aller am Gesundheitswesen<br />
Beteiligten auf kommunaler Ebene zu verbessern, den vorhandenen<br />
Sachverstand zusammenzuführen, brachliegendes Innovationspotential<br />
zu mobilisieren“,<br />
kann damit auf regionaler / kommunaler Ebene ein Modernisierungsschub im<br />
Gesundheitswesen angestoßen werden (Brandenburg & Winkler 2005: 1).<br />
20
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
2.5 Gesundheitsberichterstattung - Instrument der Gesundheitspolitik<br />
Ein wichtiges Instrument <strong>einer</strong> wie oben verstandenen Gesundheitsplanung ist<br />
die Bereitstellung ausreichender Gesundheitsdaten durch eine Gesundheitsbe-<br />
richterstattung (GBE).<br />
„Unter Gesundheitsberichterstattung wird die systematische<br />
Darstellung und Analyse des Gesundheitszustandes der Bevölkerung,<br />
der Gesundheitsgefährdungen und der Gesundheitsversorgung<br />
verstanden“ (Bardehle 2001: A 1108).<br />
Ziel der GBE ist ebenfalls die Festlegung gemeinschaftlicher Gesundheitsindi-<br />
katoren, die Vergleiche mit anderen Bevölkerungen ermöglichen, sowie der<br />
Aufbau von Kapazitäten für die Analyse von Daten. Eine weitere Aufgabe<br />
besteht in der Verbreitung von Informationen über Gesundheit und ihre De-<br />
terminanten, um damit eine Basis zu schaffen, die die Feststellung von Prioritä-<br />
ten ermöglicht und so Unterstützung gibt bei der Entscheidung über die Res-<br />
sourcenaufteilung (Bardehle 2001).<br />
Für die GBE werden in erster Linie schon vorhandene Daten- und Informati-<br />
onsquellen herangezogen, eher selten werden eigenständig Daten erhoben.<br />
Dabei gilt der Grundsatz, dass die Datenbearbeitung fragen- und nicht daten-<br />
geleitet erfolgt.<br />
Für die GBE des Bundes und der Länder existieren bereits Gesundheitsindika-<br />
toren, die eine Vergleichbarkeit der Daten unter den betrachteten Regionen<br />
und über die Zeit gewährleisten. Die GBE auf kommunaler Ebene kann sich<br />
zum Teil an diesen Indikatoren orientieren, soll jedoch auch spezifische, regio-<br />
nal interessante Themenbereiche beleuchten.<br />
Es bestand (und besteht weiterhin) großer Handlungsbedarf, um medizinische<br />
und wirtschaftliche Orientierungsdaten zu erhalten, um daraus wiederum Vor-<br />
schläge zur Rationalisierung, d.h. zur Erhöhung von Effektivität und Effizienz<br />
im Gesundheitswesen entwickeln zu können.<br />
21
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
2.5.1 Geschichte der Gesundheitsberichterstattung<br />
Die moderne GBE in Deutschland ist relativ jung. Sie entstand in den 80er<br />
Jahren als Folge dreier zusammenwirkender Strömungen:<br />
1. Im Rahmen der Diskussion um die Kosten und die Steuerung des Ge-<br />
sundheitswesens wurden der Mangel an verlässlichen Orientierungsda-<br />
ten über vordringliche Gesundheitsprobleme der Bevölkerung und die<br />
vorhandenen Versorgungsstrukturen deutlich, die als Grundlage für<br />
künftige gesundheitspolitische Planungen und Weichenstellungen die-<br />
nen könnten (Bundestag 1985, Sachverständigenrat 1987).<br />
2. Auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene wurde festgestellt, dass<br />
die bislang geführten amtlichen „Medizinalstatistiken“, in erster Linie<br />
ausgerichtet auf die Erfassung von Daten zur Immunisierung und Hy-<br />
gienetechnik, den heutigen Problemen im Gesundheitsbereich nicht ge-<br />
recht werden und nicht ausreichen, neu entstandene Fragestellungen zu<br />
beantworten (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />
3. Angestoßen durch die Ottawa Charta der WHO gewann das Konzept<br />
der Gesundheitsförderung an Bedeutung und führte zu <strong>einer</strong> Wieder-<br />
belebung bevölkerungsmedizinischer Sichtweisen. Die Wechselwirkun-<br />
gen zwischen Gesundheit und sozialer sowie ökologischer Umwelt<br />
wurden entdeckt und besonders auf kommunaler Ebene aufgegriffen.<br />
Durch die „gesunde Städte“ / “gesunde Regionen“ – Bewegung<br />
(WHO 1990) entstand ein Bedarf an lokalen Situationsbeschreibungen,<br />
sogenannten „Gemeindediagnosen“ (Akademie für öffentliches<br />
Gesundheitswesen 1998).<br />
Gefordert wurde deshalb eine adäquate, den Entwicklungen in Gesundheitsbe-<br />
reich und -planung angepasste Gesundheitsberichterstattung, die ein realisti-<br />
sches Bild der gesundheitlichen Situation der Bevölkerung, ihrer Krankheiten,<br />
deren Folgen und möglichen Ursachen sowie den daraus entstehenden Kosten<br />
22
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
und deren Finanzierungen aufzeigt. Die gesammelten Informationen seien so<br />
darzustellen, dass medizinische, soziale und wirtschaftliche Sachverhalte the-<br />
menübergreifend in einen Zusammenhang gesetzt und, auch von Fachfrem-<br />
den, verstanden und beurteilt werden können.<br />
Als unabdingbar dabei gelten die „Lagebeschreibung und die Ermittlung vor-<br />
dringlicher Handlungsbedarfe“ (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen<br />
1998: 18), d.h. eine Bewertung der Situation. Aus dieser Bewertung sollen<br />
Handlungsempfehlungen entwickelt werden und die bei deren Umsetzung<br />
gewonnenen Erkenntnisse wiederum in die Berichte eingehen. Auf diese Weise<br />
wird GBE auch zu einem Instrument der Qualitätssicherung im Gesundheits-<br />
wesen (<strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> 2003).<br />
2.5.2 Handlungsfelder der Gesundheitsberichterstattung<br />
GBE findet auf mehreren Ebenen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und<br />
Reichweiten statt, wie im Folgenden deutlich wird.<br />
Eine Verknüpfung bzw. ein Vergleich der verschiedenen Populationen und<br />
Strukturen kann zum Teil, allerdings sehr begrenzt, anhand von Indikatoren<br />
zur soziodemografischen und gesundheitlichen Lage, zu Risikofaktoren und<br />
zur gesundheitlichen Versorgung erfolgen.<br />
Internationale GBE<br />
Die World Health Organisation (WHO) bringt seit 1995 jährlich einen Welt-<br />
Gesundheitsbericht heraus.<br />
“… the report combines an expert assessment of global health,<br />
including statistics relating to all countries, with a focus on a<br />
specific subject. The main purpose of the report is to provide<br />
countries, donor agencies, international organizations and others<br />
with the information they need to help them make policy<br />
and funding decisions. The report is also offered to a wider audience,<br />
from universities, teaching hospitals and schools, to<br />
journalists and the public at large – anyone, in fact, with a professional<br />
or personal interest in international health issues”<br />
(WHO 2005 b).<br />
23
GBE in Europa<br />
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Die EU beschäftigt sich seit 1994 mit dem Aufbau <strong>einer</strong> europäischen Ge-<br />
sundheitsstatistik (EUROSTAT) und bemühte sich im „Aktionsprogramm der<br />
Gemeinschaft zur <strong>Einrichtung</strong> eines gemeinschaftlichen GBE-Systems“ von<br />
1997-2002 um die Festlegung vergleichbarer gemeinschaftlicher Gesundheits-<br />
indikatoren u.a. durch die Entwicklung geeigneter Verfahren für die Sammlung<br />
vergleichbarer Gesundheitsdaten.<br />
Zur Zeit startet die Europäische Kommission Projekte zur europäischen Be-<br />
richterstattung, auch mit dem Ziel, WissenschaftlerInnen aus allen EU-<br />
Ländern zusammen zu bringen und so zur Schaffung eines europäischen For-<br />
schungsraums beizutragen (Europäische Gemeinschaften 2005).<br />
Grenzübergreifende regionsbezogene GBE<br />
Es gibt Initiativen zu grenzüberschreitender GBE in Nachbarländern. Z.B.<br />
wurde in Gemeinschaftsarbeit des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes,<br />
des Landesinstitutes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd) und<br />
des Centrum voor Volksgezondheid am Reichsinstitut in den Niederlanden ein<br />
internetbasierter „Euregionaler Gesundheitsatlas“ entwickelt, der Auskunft<br />
gibt über die Gesundheit der Euregio Niederlande-Deutschland (Buhe & Klie-<br />
ber 2003).<br />
Die GBE des Bundes ist seit 1990 eine gemeinsame Aufgabe des Robert-<br />
Koch-Institutes und des Statistischen Bundesamtes. Sie kann politisch und<br />
institutionell als abgesichert gelten, wenn sie auch nicht gesetzlich geregelt ist<br />
(Kuhn 2003). Auf der Grundlage bereits vorhandener Daten werden in The-<br />
menheften zentrale Probleme transparent gemacht (Robert-Koch-Institut<br />
2004). Seit Ende der 90er Jahre wird ein umfangreiches Internetangebot vor-<br />
gehalten (www.gbe-bund.de).<br />
Die GBE des Landes wird in Niedersachsen seit Ende der 90er Jahre vom<br />
Niedersächsischen Landesgesundheitsamt koordiniert.<br />
24
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
„Sie baut auf vorhandenen Daten auf z.B. Statistiken des Landesamtes<br />
für Statistik, Schuleingangsuntersuchungen des ÖGD,<br />
Perinatalerhebungen des Zentrums für Qualitätsmanagement<br />
der Ärztekammer, führt diese zusammen und bewertet sie hinsichtlich<br />
ihrer Aussage über und Auswirkungen auf die gesundheitliche<br />
Situation der Bevölkerung“ (Niedersächsisches Landesgesundheitsamt<br />
2005: 1).<br />
Bislang sind Basis- und Spezialberichte erschienen, z. B. ein Kinder- und Ju-<br />
gendgesundheitsbericht (Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen,<br />
Familie und Gesundheit 2002).<br />
Kommunale GBE (KGBE)<br />
In allen Bundesländern außer Hessen und Niedersachsen ist die KGBE durch<br />
ihre Verankerung in den jeweiligen Gesundheitsdienstgesetzen eine Pflichtauf-<br />
gabe der Gemeinden und kreisfreien Städte. In Baden-Württemberg z. B. wird<br />
KGBE seit 1995, in Nordrhein-Westfalen seit 1998 durchgeführt und fand in<br />
Nordrhein-Westfalen schon 2003 in mehr als 50 % der Kommunen statt (Buhe<br />
& Klieber 2003). Nach dem Gesetz müssen die Kommunen auch die zur<br />
KGBE notwendigen Voraussetzungen schaffen. In Nordrhein-Westfalen bie-<br />
tet beispielsweise das Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />
(lögd) Hilfestellungen bei der Einführung der Gesundheitsberichterstattung an,<br />
stellt aktuelle soziodemografische und Gesundheits-Daten aufbereitet zur Ver-<br />
fügung und leistet sogar finanziellen Beistand zur Fertigstellung der Gesund-<br />
heitsberichte (Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst 2004).<br />
KGBE in Niedersachsen<br />
Im Land Niedersachsen, auf das hier besonders eingegangen wird wegen s<strong>einer</strong><br />
Relevanz für die nachfolgenden Kapitel, gelten für den Öffentlichen Gesund-<br />
heitsdienst nach wie vor die Bestimmungen des „Gesetzes über die Vereinheit-<br />
lichung des Gesundheitswesens“ von 1934 sowie die dazu erlassenen Durch-<br />
führungsverordnungen. Die dort festgelegten Aufgaben und Ziele, z. B. „das<br />
Gesundheitsamt hat ... das wertvolle Erbgut in unserem Volk zu pflegen ...“<br />
25
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
(Thürk 2001:3) entsprechen nicht den heutigen Zielen, Anforderungen und<br />
Aufgaben, die von Gesundheitsämtern erfüllt werden müssen.<br />
Im Jahre 2001 stellte deshalb die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen Hannover<br />
einen Antrag, in dem die Landesregierung aufgefordert wurde, ein „Gesetz für<br />
den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ vorzulegen. In dem von ihnen vorberei-<br />
teten Gesetzentwurf wird gefordert, „das Aufgabenspektrum der Gesundheits-<br />
ämter ... den veränderten gesundheitlichen Anforderungen anzupassen“ (Frak-<br />
tion Bündnis 90 /Die Grünen Hannover, 2001: 1).<br />
Als ein Ziel wird die Weiterentwicklung des Gesundheitsamtes zum kommuna-<br />
len Gesundheitsdienst angeführt und u.a. auch die Einführung <strong>einer</strong> Gesund-<br />
heitsberichterstattung auf kommunaler und regionaler Ebene gefordert, „die<br />
kleinräumig gegliederte Informationen zur gesundheitlichen Situation der Be-<br />
völkerung enthält und als Planungsgrundlage gesundheitlicher Maßnahmen<br />
dient“ (Fraktion Bündnis 90 /Die Grünen Hannover 2001: 1).<br />
Dieser Gesetzentwurf wurde nicht verabschiedet und bis jetzt auch keine Al-<br />
ternative geschaffen. Das bedeutet, dass bislang eine Gesundheitsberichterstat-<br />
tung, obwohl auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene verbindlich und in allen<br />
anderen Bundesländern außer Hessen für die Kommunen verpflichtend gere-<br />
gelt, in Niedersachsen immer noch keine obligatorische kommunale Aufgabe<br />
ist. Aufgrund eines Eckpunktepapiers für ein Gesundheitsdienstgesetz der jet-<br />
zigen Landesregierung ist zu befürchten, dass auch bei <strong>einer</strong> Gesetzesnovellie-<br />
rung durch die Betonung der Eigenverantwortung der Kommunen in den Be-<br />
reichen Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsberichterstattung<br />
die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE jeder Kommune selbst überlassen bleibt (Glaese-<br />
ker 2005).<br />
2.5.3 KGBE als Instrument <strong>einer</strong> regionalen Gesundheitsplanung<br />
Die Aufgabe <strong>einer</strong> KGBE ist es, der kommunalen Gesundheitspolitik rationale<br />
Entscheidungsgrundlagen zu liefern sowie Möglichkeiten und Chancen von<br />
Handlungsansätzen sichtbar zu machen.<br />
26
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Dies tut sie durch die Bereitstellung von Orientierungsgrundlagen und Ent-<br />
scheidungskriterien zum einen für gesundheitspolitische Planungen, zum ande-<br />
ren für die Steuerung von Maßnahmen.<br />
Ziele der KGBE sind in der Übersicht:<br />
• Beschaffung und Dokumentation von Daten<br />
• Analyse der Daten<br />
• Entwicklung von Zielen und Empfehlungen<br />
• Durchführung und Evaluation von Maßnahmen<br />
• Schreiben von Berichten<br />
• Verknüpfung der KGBE mit der Arbeit der <strong>Kommunalen</strong> Gesund-<br />
heitskonferenz<br />
Damit hat die KGBE folgende Funktionen inne:<br />
• Information (Defizitanalyse, Gemeindediagnose)<br />
• Orientierung (Zielentwicklung, Legitimation)<br />
• Motivation (Öffentlichkeitsarbeit „Vermarktung“)<br />
• Evaluation (Bewertung der Maßnahmen)<br />
• Koordination (Abstimmungs- und Planungsgrundlagen)<br />
(Geraeds 2002).<br />
(Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998: 18).<br />
Die Arbeit der KGBE wird aus einem „Aktionskreis Gesundheit“ ersichtlich,<br />
nach dem KGBE als Analyse- und Gesundheitsförderung als Umsetzungsin-<br />
strument integrative Bestandteile <strong>einer</strong> Gesundheitsplanung sind (s. Abb. 1):<br />
27
Abb.: 1 Aktionskreis Gesundheit<br />
Gesundheitsberichterstattung<br />
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
8<br />
Verlaufsbeobachtung<br />
(Monitoring)<br />
1<br />
datengestützte<br />
Bestandsaufnahme<br />
Gesundheitsbezogener<br />
Daten<br />
Durchführung von<br />
Maßnahmen<br />
Prüfung<br />
der<br />
Realisierbarkeit<br />
Modifikation<br />
gemäß<br />
Evaluationsergebnissen<br />
9<br />
Bewertung / Analyse<br />
2<br />
5 Planung von<br />
Maßnahmen<br />
12<br />
nach<br />
Effektivität<br />
10 und<br />
Effizienz<br />
(Evaluation)<br />
3<br />
Defizite<br />
Prioritäten<br />
4<br />
Auswahl<br />
nach<br />
Prioritäten<br />
Neugewichtung<br />
nach 11<br />
Evaluation<br />
7<br />
6<br />
Gesundheitsförderung<br />
(Abb. Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf 1998: 26,<br />
bearb. A.B.)<br />
Nach der Arbeit der KGBE (Schritte 1, 2, 3) fällt im „ersten Durchgang“ die<br />
Umsetzung der Maßnahmen unter die Aufgaben der Gesundheitsförderung<br />
(Schritte 4, 5, 6, 7). Um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen, müs-<br />
sen sie evaluiert werden, was durch die KGBE in einem „zweiten Durchgang“<br />
geschieht (Schritte 8, 9, 10). Danach ist wiederum der Bereich der Gesund-<br />
14<br />
13<br />
28
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
heitsförderung zuständig, der nach <strong>einer</strong> Neugewichtung und eventuellen Mo-<br />
difikation je nach Evaluationsergebnissen die Maßnahmen anpasst.<br />
Zum Gelingen der KGBE ist es notwendig, dass sie die Angemessenheit und<br />
Qualität der bestehenden Versorgungseinrichtungen analysiert, die Lebenswei-<br />
sen der Bevölkerung(sgruppen) beschreibt sowie die Möglichkeiten für ge-<br />
sundheitsfördernde Maßnahmen aufzeigt. Dieser Anspruch<br />
„erfordert eine Vertrautheit mit den örtlichen Strukturen, den<br />
Akteuren des Gesundheitssektors und den bestehenden Versorgungslücken<br />
und Konflikten. Die tatsächlichen Verhältnisse<br />
vor Ort müssen in der Berichterstattung sichtbar werden, die<br />
verschiedenen Akteure, Institutionen und <strong>Einrichtung</strong>en sind in<br />
die GBE einzubeziehen, die örtlichen Experten sind zu Rate zu<br />
ziehen und auch die Erfahrungen der Bevölkerung mit dem gesundheitlichen<br />
Versorgungssystem müssen berücksichtigt werden<br />
(z.B. durch Befragung der Selbsthilfegruppen). Dann besteht<br />
eine Chance, dass der Bericht in der <strong>Stadt</strong> zur Kenntnis<br />
genommen wird, zu <strong>einer</strong> Diskussion unter den Entscheidungsträgern<br />
führt, dass konkrete und realistische Handlungsempfehlungen<br />
ausgesprochen werden können und dass erste Umsetzungsschritte<br />
unternommen werden“ (Brandenburg & Winkler<br />
1998: 142).<br />
Aus den vorangegangenen Forderungen wird deutlich, dass Gesundheitsbe-<br />
richterstattung nur als „Gemeinschaftsaufgabe“ gelingen kann und erst dann<br />
erfolgreich sein wird, wenn Öffentlichkeit und Politik mit einbezogen werden.<br />
Um dies zu erreichen, sind von der KGBE Informationen zu gesundheitlichen<br />
Risiken und Problemen als vorrangige Themen in der Kommunalpolitik zu<br />
verbreiten, die Sichtweisen der verschiedensten AkteurInnen und Institutionen<br />
zu dieser Thematik deutlich zu machen, auf gegensätzliche Standpunkte hin-<br />
zuweisen und Möglichkeiten zu Kooperationen in der Bestimmung von Hand-<br />
lungszielen und Umsetzungsmaßnahmen aufzuzeigen.<br />
Die beschriebene Vielfalt der Aufgaben wird durch den Begriff „Berichterstat-<br />
tung“ nicht angemessen erfasst: Gesundheitsberichterstattung wird oft miss-<br />
verstanden als die Erarbeitung einzelner unzusammenhängender oder auch<br />
29
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
aufeinander bezogener Berichte. Es geht aber tatsächlich um eine der Haupt-<br />
aufgaben von Public Health, nämlich den kontinuierlichen Prozess, im Sinne<br />
<strong>einer</strong> umfassenden Informationsverarbeitung eine Beschreibung und Bewer-<br />
tung der Lage vorzunehmen und laufend fortzuschreiben. Dies wird mit dem<br />
englischen Wort „Assessment“ (=Ab-, Einschätzung, (Be)Wertung) (Langen-<br />
scheidt 1996) besser ausgedrückt. Darüber hinaus gehören zur Berichterstat-<br />
tung auch eine regelmäßige und umfassende Kooperation der AkteurInnen des<br />
Gesundheitswesens, der Austausch von Informationen, Daten, fachlichen<br />
Kompetenzen, die Abstimmung von Bewertungen und gegebenenfalls die Ver-<br />
einbarung entsprechender Handlungsschritte (Landesinstitut für den Öffentli-<br />
chen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen 1999).<br />
2.5.4 Verortung der KGBE im Gesundheitsamt<br />
Bevölkerungsmedizinische und planerische Aufgaben wurden und werden im<br />
Gesundheitssystem vom öffentlichen Gesundheitswesen (ÖGW) wahrge-<br />
nommen. Umgesetzt werden organisatorische und kontrollierende Maßnah-<br />
men vom öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), der auch entsprechende<br />
Dienstleistungen für die Bürger erbringt. Die Gesundheitsämter sind die Ein-<br />
richtungen in der Kommune, zu deren Aufgaben die Medizinalaufsicht über<br />
Berufe und <strong>Einrichtung</strong>en des Gesundheitswesen, Gesundheitsschutz, Ge-<br />
sundheitshygiene, Gesundheitsförderung, Gesundheitsvorsorge und Gesund-<br />
heitshilfe, Begutachtungen, Epidemiologie und Berichterstattung gehören.<br />
Als Infektionskrankheiten das Krankheitspanorama bestimmten und sich die<br />
originären Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes besonders auf den<br />
Infektionsschutz bezogen, konnte der ÖGD wesentliche Daten über den Ge-<br />
sundheitszustand der Bevölkerung liefern und an den Maßen „Erkrankungsra-<br />
ten“ und „Sterblichkeit“ den Fortschritt in der Bekämpfung von Krankheiten<br />
messen. Planungen im Gesundheitsbereich fanden auf der Grundlage der vom<br />
ÖGD gelieferten Medizinalstatistiken statt. Mittlerweile ist deutlich geworden,<br />
dass diese Statistiken keine Grundlagen für eine moderne Gesundheitsplanung<br />
30
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
sein können, da sie reine Leistungsstatistiken sind und die Informationsbedarfe<br />
von Nutzern außerhalb des ÖGD nicht decken (von Ferber & Brandenburg<br />
1991).<br />
Auf die neuen komplexen Entwicklungen in der Gesundheitsdiskussion, so<br />
auch die KGBE als innovatives Instrument in einem Public-Health-Ansatz, ist<br />
der ÖGD mit seinem bisherigen Aufgabendesign und Selbstverständnis nicht<br />
vorbereitet. Trotzdem ist das Gesundheitsamt aus mehreren Gründen gut ge-<br />
eignet, die KGBE zu übernehmen:<br />
- Es gehört seit jeher zu seinen klassischen Aufgaben, die Gesundheit<br />
der Bevölkerung zu beobachten und zu fördern.<br />
- Es hat kein besonderes eigenes Interesse, da es sich z.B. nicht über<br />
Versorgungsaufgaben finanziell absichern muss.<br />
- Es ist nicht zur Behandlung verpflichtet, nicht am Gesundheitsmarkt<br />
beteiligt und steht deshalb außerhalb der Gesundheitskonkurrenz.<br />
- Es vertritt per Definition alle BürgerInnen.<br />
- Es hat die notwendigen Ressourcen (organisatorisch, finanziell und<br />
personell), eine solche Planungs- und Umsetzungsaufgabe auf Dauer<br />
und kontinuierlich durchzuführen.<br />
- Es kann deshalb eine KGBE „neutral“ und unter Berücksichtigung der<br />
komplizierten Interessenlage durchführen<br />
(Akademie f. öffentliches Gesundheitswesen 1998, Brand & Schmacke<br />
2000, Brandenburg & Schäfer 1990).<br />
2.5.5 Gesundheitskonferenzen<br />
In Nordrhein-Westfalen wurde im „Gesetz über den öffentlichen Gesund-<br />
heitsdienst“ im Jahr 1998 neben der KGBE die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> kommunalen<br />
Gesundheitskonferenz, die bei der KGBE mitwirkt, als kommunale Pflichtauf-<br />
gabe festgelegt. Es gibt bestimmte Vorgaben, z.B. betreffend der Mitglieder,<br />
die alle im Gesundheitsbereich tätigen AkteurInnen und Institutionen (Vertre-<br />
terInnen des Ausschusses für Gesundheit und Soziales, der Verwaltung, der<br />
31
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Berufsverbände, der Wohlfahrtsverbände, der Kostenträger, der Organisatio-<br />
nen des Patientenschutzes und der Selbsthilfe etc.) umfasst. Meist obliegt der<br />
Vorsitz dem Gesundheitsdezernent, die Geschäftsführung dem Gesundheits-<br />
amt. Es gibt jedoch auch andere Modelle, denn die genaue Ausgestaltung der<br />
Gesundheitskonferenz liegt bei der Kommune (s. Abb. 2).<br />
Abb.: 2 Strukturbeispiel <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz<br />
Gesundheitskonferenz der <strong>Stadt</strong> Herne (Rumpeltin 2003, bearb. A.B.)<br />
Die Gesundheitskonferenz setzt Arbeitsgruppen zur Bearbeitung spezieller<br />
Themen ein, die mit entsprechenden Fachleuten besetzt ist. „In diesen Ar-<br />
beitsgruppen werden konkrete Probleme erörtert und Lösungsvorschläge ge-<br />
macht, die wiederum der Gesundheitskonferenz vorgestellt werden“ (Landes-<br />
hauptstadt Düsseldorf 2005: 1).<br />
32
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Die <strong>Stadt</strong> Düsseldorf bezeichnet die Gesundheitskonferenz als zentrales Gre-<br />
mium der <strong>Stadt</strong> zur Steuerung und Koordination der gesundheitlichen Versor-<br />
gung und stellt fest:<br />
„Die Gesundheitskonferenz bearbeitet als fachlich kompetentes<br />
Gremium Fragen der gesundheitlichen Versorgung (...) und unterstützt<br />
die Politik durch fachliche Stellungnahmen bei gesundheitspolitischen<br />
Entscheidungen. Sie gibt bei Bedarf Empfehlungen<br />
zu <strong>einer</strong> verbesserten Versorgung, die je nach Zuständigkeit<br />
an den Ausschuss für Gesundheit und Soziales und<br />
an die Landesgesundheitskonferenz geleitet werden. Die Empfehlungen<br />
der Gesundheitskonferenz dienen außerdem den<br />
Verantwortlichen im Gesundheitswesen als Ausgangspunkt für<br />
ihre Planungen und Projekte. Ziel ist, die vorhandenen Angebote<br />
besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abzustimmen“<br />
(Landeshauptstadt Düsseldorf 2005: 1).<br />
Aufgabe der Gesundheitskonferenz ist es auch, einen Konsens zu bilden über<br />
die Art und den Umfang der KGBE sowie ihre Auswirkungen und damit die<br />
notwendige breite Basis zu schaffen, die für wirkliche Veränderungen Voraus-<br />
setzung ist.<br />
„Wenn Gesundheitsberichte das Instrument sind, mit dem Versorgungsmängel<br />
in einzelnen medizinischen Bereichen oder gesundheitliche<br />
Problemlagen bestimmten Bevölkerungsgruppen<br />
identifiziert und analysiert werden, so sind Gesundheitskonferenzen<br />
das Mittel, diese Probleme zu beseitigen“ (<strong>Stadt</strong> Herne<br />
2005:1).<br />
„Denn Gesundheitskonferenzen thematisieren kommunalpolitisch<br />
besonders wichtige Fragen und Probleme der gesundheitlichen,<br />
medizinischen und sozialen Versorgung. Ihr Ziel ist es,<br />
einvernehmlich Handlungsempfehlungen zu verabschieden und<br />
gemeinsam umzusetzen“ (<strong>Stadt</strong> Herne 2005:1).<br />
Durch ihre Arbeit gewährleistet die Gesundheitskonferenz also eine enge Ver-<br />
zahnung der KGBE mit Politik, Verwaltung, Fachleuten und <strong>Einrichtung</strong>en<br />
des Gesundheitswesens. Die Mitglieder der Gesundheitskonferenz und ihre<br />
33
Kapitel 2 – Theoretische Grundlagen<br />
Aufgaben sind festgelegt: Ein langwieriger Aufbau von notwendigen Kontak-<br />
ten und Kooperationen von Seiten der KGBE entfällt demgemäss. Durch eine<br />
Geschäftsordnung wird Verbindlichkeit zur Pflicht, so dass die KGBE sich auf<br />
eine Zusammenarbeit stützen kann, statt sie immer wieder neu initiieren zu<br />
müssen.<br />
34
3 Studiendesign<br />
Kapitel 3 – Studiendesign<br />
Die bisherigen Ausführungen machen deutlich, dass die Kommunale Gesund-<br />
heitsberichterstattung vom Grundsatz ein interessanter Weg zu <strong>einer</strong> Verbesse-<br />
rung der Gesundheit der Bevölkerung und ihrer Versorgung und die Ansied-<br />
lung der KGBE im Gesundheitsamt sinnvoll sind.<br />
Im Folgenden wird dargestellt, wie sich die Leitfrage dieser Arbeit entwickelte<br />
und welche weiteren Überlegungen zur Hypothesenbildung führten.<br />
3.1 Entwicklung der Fragestellung<br />
Aufgrund der fehlenden gesetzlichen Vorgaben gibt es nur wenige Kommunen<br />
in Niedersachsen, die KGBE betreiben. Eigene Recherchen ergaben, dass 17<br />
niedersächsische Städte bzw. Landkreise bislang moderne Gesundheitsberichte<br />
veröffentlicht haben, bei zweien handelt es sich dabei um Sozialpsychiatrische<br />
Pläne, die nach dem Niedersächsischen Gesetz über Hilfen und Schutzmaß-<br />
nahmen von den Kommunen erstellt werden müssen (Akademie für öffentli-<br />
ches Gesundheitswesen in Düsseldorf 2005 a, b und c).<br />
Die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE in Niedersachsen ist also Neuland. Aufgaben<br />
und Arbeitsfelder müssen eigenständig erarbeitet werden, es gibt kein Netz-<br />
werk von Unterstützungen, Kooperationen beruhen auf „Goodwill.“ Orientie-<br />
rungen können in der Gesundheitsberichterstattung von Kommunen außer-<br />
halb des Landes gesucht, aber wegen der unterschiedlichen Bedingungen nicht<br />
auf gleiche Art umgesetzt werden.<br />
Beauftragt mit der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE an einem niedersächsischen Ge-<br />
sundheitsamt, fand die zukünftige Gesundheitsberichterstatterin folgende Situ-<br />
ation vor: Die Initiative zur <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE ging von der Leitung des<br />
Gesundheitsamtes aus. Das Verständnis von KGBE bezog sich in erster Linie<br />
35
Kapitel 3 – Studiendesign<br />
auf eine Bedarfsanalyse und Bestandsaufnahme der vorhandenen Gesundheits-<br />
einrichtungen. In der Kommune und innerhalb des Gesundheitsamtes waren<br />
weder Informationen über Aufgaben, Ziele und Inhalte <strong>einer</strong> KGBE bekannt<br />
noch Strukturen oder Vorgaben vorhanden, an die eine KGBE angelehnt wer-<br />
den konnte. Dies bezog sich sowohl auf die Datenlage als auch auf Kooperati-<br />
onen im Bereich Gesundheit und Gesundheitsversorgung sowie Vorwissen<br />
und Erfahrungen zu New-Public-Health-Aspekten. Es wurde deutlich, dass<br />
unter diesen Rahmenbedingungen weder „einfache“ Gesundheitsberichte ge-<br />
schrieben werden könnten, noch KGBE im Sinne von New Public Health<br />
möglich sein würde.<br />
Der Implementierungsprozess begann deshalb mit der Suche nach Informatio-<br />
nen, mit welchen konkreten Schritten eine Gesundheitsberichterstattung in<br />
<strong>einer</strong> Kommune aufgebaut werden könnte. Die zur Verfügung stehenden Ma-<br />
terialien bezogen sich größtenteils auf die Unterstützungsangebote anderer<br />
Bundesländer bzw. auf die Erfahrungen von Großstädten, die so nicht über-<br />
tragbar waren (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />
In dieser Situation stellte sich die Frage, ob die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE auf<br />
freiwilliger Basis überhaupt möglich sei und wenn ja, welche Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen werden müssten.<br />
Zur strukturierten Beantwortung dieser Fragen wurde die Entwicklung der<br />
Aufgaben und Arbeitsfelder der KGBE im Rahmen eines Public-Health-<br />
Projektes durch eine Prozess- und Ergebnisevaluation wissenschaftlich beglei-<br />
tet.<br />
Hierdurch sollten die Erfahrungen und Ergebnisse auch für andere Städte oder<br />
z. B. die umliegenden Landkreise nutzbar gemacht werden.<br />
36
3.2 Hypothesenbildung<br />
Kapitel 3 – Studiendesign<br />
Aus der Zusammenschau der theoretischen Grundlagen, den Erfahrungen aus<br />
anderen Kommunen und den vorhandenen Rahmenbedingungen wurde nach-<br />
stehende Hypothese formuliert:<br />
Die Verankerung <strong>einer</strong> freiwilligen KGBE in einem (niedersächsischen) Ge-<br />
sundheitsamt braucht bestimmte Voraussetzungen.<br />
Sie kann gelingen, wenn folgende Bedingungen vorhanden sind / geschaffen<br />
werden können, wobei deren Reihenfolge nicht relevant ist:<br />
Voraussetzungen zum Aufbau <strong>einer</strong> freiwilligen KGBE<br />
I. Aktive Identifikation der Amtsleitung mit der Aufgabe der KGBE<br />
II. Verständnis und Interesse für KGBE innerhalb des Amtes<br />
III. Akzeptanz in der Kommune<br />
IV. Beteiligung der kommunalen AkteurInnen des Gesundheitswesens<br />
V. Unterstützung der KGBE durch andere <strong>Einrichtung</strong>en (hier z.B.<br />
Fachhochschule)<br />
VI. Berücksichtigung der unterschiedlichen Aspekte und Wünsche<br />
VII. ausreichende Qualifikation der mit der KGBE betrauten Person(en)<br />
VIII. Einführung formaler Abläufe (Sitzungen, Protokolle, Verteiler).<br />
Weitere Überlegungen gingen dahin, dass die Schaffung dieser Voraussetzun-<br />
gen nur prozesshaft erfolgen kann und erreicht wird durch verschiedene Imp-<br />
lementierungsmethoden in Bezug auf geeignete Zielgruppen / Schlüssel-<br />
personen.<br />
Dass die Projekthypothese die Voraussetzungen <strong>einer</strong> Implementierung <strong>einer</strong><br />
KGBE beschreibt und sich somit verifizieren lässt, sollte dann als gesichert<br />
gelten, wenn nach der Durchführung der aus den Vorannahmen abgeleiteten<br />
Maßnahmen zur Entwicklung der Aufgaben <strong>einer</strong> KGBE tatsächlich bei Pro-<br />
jektende die notwendigen Voraussetzungen vorhanden sind und von <strong>einer</strong><br />
37
Kapitel 3 – Studiendesign<br />
gelungenen Verankerung der KGBE in der Kommune gesprochen werden<br />
kann, da deren Aufgaben erfüllt werden.<br />
3.3 Zielgruppen<br />
Zur Schaffung der oben genannten Voraussetzungen wurde die Initiierung von<br />
Kooperationen mit folgenden Personen und Gruppen als maßgeblich erachtet,<br />
die als „Schlüsselpersonen“ zu betrachten sind (in alphabetischer Reihenfolge):<br />
1. Amtsleitung des Gesundheitsamtes<br />
2. AkteurInnen des Gesundheitswesens<br />
3. Externe DatenhalterInnen<br />
4. Fachbereichsleitung des Gesundheitsamtes<br />
5. Fachhochschule<br />
6. MitarbeiterInnen des Gesundheitsamtes<br />
7. Politik / besonders Ausschuss für Gesundheit und Soziales<br />
Zu erreichende Zwischenziele waren jeweils:<br />
a) Herstellung eines Kontaktes<br />
b) Initiierung <strong>einer</strong> Kooperation<br />
c) Aktive Einbindung in KGBE bzw. Sicherung von Unterstützung.<br />
38
4 Methodik<br />
Kapitel 4 – Methodik<br />
Der gesamte Implementierungsprozess wurde mit der Methode der Evaluati-<br />
on zur Qualitätssicherung bewertet. Bei dieser bewährten und gerade im Ge-<br />
sundheitsbereich häufig angewandten Strategie werden während des gesamten<br />
Verlaufs eines Projektes Informationen über die jeweils ablaufenden Aktivitä-<br />
ten gesammelt. Durch z.B. den Vergleich der Ergebnisse mit der Vorgabe der<br />
Zielsetzung werden die erbrachten Leistungen daraufhin überprüft, ob sie den<br />
vorher festgelegten Qualitätsstandards entsprechen, und somit die Ergebnis-<br />
qualität beurteilt (BZgA 1999; Bundesvereinigung für Gesundheit 1997).<br />
Die Methode wird im Folgenden mit Bezug auf die zu bewertende Arbeit kon-<br />
kretisiert.<br />
4.1 Evaluation als Methode zur Bewertung und Qualitätssicherung<br />
Nach der Definition der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist<br />
Evaluation „die systematische Informationssammlung für die Bewertung<br />
von Programmen“ (BZgA 1999: 20).<br />
4.1.1 Begriffe<br />
Systematisch bedeutet die nachvollziehbare Festlegung, wie die Daten erho-<br />
ben, welche Daten gesammelt werden und nach welchen Kriterien eine Inter-<br />
vention hier als wirksam für die Implementation der KGBE gewertet wird.<br />
Die Informationssammlung ist hier die mit den Instrumenten Kurznotiz,<br />
Protokoll oder Projekttagebuch festgehaltene Dokumentation der einzelnen<br />
erfolgten Handlungen und ihre Operationalisierung und Kategorisierung zum<br />
Zwecke der Auswertung.<br />
39
Kapitel 4 – Methodik<br />
Bewertung kann nach verschiedenen Gesichtspunkten stattfinden: Im vorlie-<br />
genden Falle wurde geprüft, ob die angewandten Maßnahmen sich entspre-<br />
chend der Hypothese als wirksam für die Schaffung der zur Implementierung<br />
<strong>einer</strong> KGBE notwendigen Voraussetzungen erwiesen oder nicht. Dies fällt<br />
unter die Perspektive der Wissenserweiterung, d.h. Schaffung eines generellen,<br />
empirisch begründeten Wissens über die Wirksamkeit bestimmter Interventi-<br />
onsstrategien und ist eine anwenderorientierte Evaluation (utilization-focussed<br />
evaluation).<br />
Unter Programm ist in der vorliegenden Arbeit der Gegenstand der Evaluati-<br />
onsforschung zu verstehen, nämlich die Beobachtung des Implementierungs-<br />
prozesses während des Projektzeitraumes.<br />
Ein wichtiges Element der Evaluation ist das Prinzip der kontinuierlichen Qua-<br />
litätsverbesserung durch die ständige Rückkopplung der vorliegenden Ergeb-<br />
nisse in das Programm. Es erhält bzw. verbessert die Wirksamkeit der nachfol-<br />
genden Projektphasen.<br />
4.2 Umsetzung der Methode<br />
Die Evaluation der Implementierung der KGBE wurde mit der Erfassung von<br />
Daten nach untenstehenden Kriterien und Definitionen begonnen: jeder Kon-<br />
takt und jede Maßnahme, die während der Arbeitszeit geschah und für den<br />
Aufbau der KGBE von Bedeutung sein könnte, wurde mit den Merkmalen<br />
Datum, Zielperson oder -institution, Inhalt, Methode, aufgetretene Schwierig-<br />
keiten / Hindernisse dokumentiert (s. Abb. 3).<br />
40
Kapitel 4 – Methodik<br />
Abb.: 3 Auszüge aus dem Projekttagebuch<br />
Datum<br />
Zeitauf-<br />
wand<br />
13.2.02<br />
11:00 -<br />
11:30<br />
15.2.02<br />
10:00 -<br />
10:30<br />
12.3.02<br />
16:00 -<br />
16:30<br />
14.3.02<br />
9:00 -<br />
9:10<br />
...<br />
5.8.03<br />
09:30 -<br />
12:00<br />
21.8.03<br />
11:30 -<br />
13:00<br />
27.8.03<br />
08:30 -<br />
09:00<br />
Zielperson /<br />
-institution<br />
BEK Information<br />
über GBE<br />
DAK Information<br />
über GBE<br />
Vorsitzender<br />
Ärzteverein<br />
Nachsorgeleitstelle<br />
AG Gesundheit<br />
AG Gesundheit<br />
Presse-<br />
Sprecher<br />
Inhalt Methode Hintergrund / angestrebtes Schwierigkeit<br />
Ziel<br />
/ Hindernis<br />
Information<br />
über GBE<br />
Datenbeschaffung<br />
Persönlicher<br />
Besuch<br />
Infopapier 1<br />
Persönlicher<br />
Besuch<br />
Infopapier 1<br />
Persönlicher<br />
Besuch<br />
Infopapier 1<br />
Fax / E-mail /<br />
Brief / Telefonat<br />
Gewinnung v. Interesse,<br />
Motivation zur Mitarbeit/Unterstützung<br />
Gewinnung v. Interesse,<br />
Motivation zur Mitarbeit/Unterstützung<br />
Gewinnung v. Interesse,<br />
Motivation zur Mitarbeit/Unterstützung<br />
Brauchen mehr<br />
Informationen<br />
Brauchen mehr<br />
Informationen<br />
Kein Interesse<br />
Erhalt brauchbarer Daten Nicht zuständig<br />
Kooperation Arbeitsgruppe Vorschlag, d. Sozialausschuss<br />
bzw. dessen<br />
Beirat beizutreten, um guten<br />
Informationsfluss zu gewährleisten<br />
und Einfluss<br />
nehmen zu können, wird<br />
begrüßt. Herr S. hat Interesse<br />
an diesem Amt.<br />
Planung /<br />
Vorbereitung<br />
Arbeitsgruppe 1. Präsentation des Gesundheitsberichtes<br />
im Sozialausschuss<br />
2. Wie soll der Kurzbericht<br />
aussehen?<br />
Presseinfo Fax / E-mail /<br />
Brief / Telefonat<br />
Definitionen und Begründungen:<br />
Absprache über Presseinfo Namensliste,<br />
Funktion der<br />
PK-TeilnehmerInnen,<br />
etc.<br />
fehlen<br />
Datum: der Zeitpunkt der Maßnahme kann wichtig sein: Liegt sie zu früh oder<br />
zu spät, kann der Erfolg ausbleiben. Als geeigneter Zeitpunkt wurde das Da-<br />
tum bewertet, wenn nichts Gegenteiliges festgehalten wurde.<br />
Zielpersonen oder -institutionen: = AdressatInnen der ausgeführten Maßnah-<br />
men. Mit den Daten hierzu wurde überprüft, ob die tatsächlich geknüpften<br />
Kontakte mit den in der Hypothese als notwendige KooperationspartnerInnen<br />
aufgeführten Personen und Institutionen (Schlüsselpersonen) übereinstimmten<br />
oder nicht.<br />
41
Kapitel 4 – Methodik<br />
Inhalt: Jede Maßnahme zielt auf ein bestimmtes Ergebnis (Hintergrund / ange-<br />
strebtes Ziel) ab. Als Inhalt <strong>einer</strong> Intervention wurde das Thema (= Anlass auf<br />
der Handlungsebene) und der Hintergrund / angestrebtes Ziel (= Leitmotiv,<br />
das zur Intervention führt) definiert.<br />
Methode: = Art und Weise der Maßnahme. Die angewandten Implementie-<br />
rungsmethoden waren insbesondere: Einzelgespräche, Arbeitsgruppen, Runde<br />
Tische, Umfrage per Fragebogen, Presseberichte, Vorträge, Internetauftritt,<br />
Aufsätze.<br />
Schwierigkeiten und Hindernisse: treten z.B. auf, wenn diese im Vorfeld nicht<br />
bedacht wurden oder werden konnten, und wurden erfasst, um hieraus im Sin-<br />
ne <strong>einer</strong> Lernschleife geeignetere Maßnahmen ableiten zu können.<br />
4.3 Durchführung des Arbeitsvorhabens<br />
Strukturelle Voraussetzungen<br />
Im Oktober 2001 wurde am Gesundheitsamt <strong>einer</strong> kreisfreien <strong>Stadt</strong> mit ca.<br />
50.000 EinwohnerInnen auf freiwilliger Basis eine 25-Std.-Stelle für KGBE<br />
eingerichtet. Das Gesundheitsamt ist ausschließlich für diese <strong>Stadt</strong> zuständig.<br />
Für die <strong>Einrichtung</strong> der Stelle gab es insbesondere zwei Gründe:<br />
Einmal die Hoffnung, in der Gesundheitsberichterstattung ein Instrument zu<br />
finden, das dringend erforderliche Einsparungen umsetzen hilft, ohne dass<br />
sozial ohnehin benachteiligte Gruppen schlechter versorgt werden.<br />
Zum andern der Wunsch, in Zusammenarbeit mit dem Studiengang „Gesund-<br />
heitswissenschaften“ der örtlichen Fachhochschule den Aufgabenbereich des<br />
Gesundheitsamtes auf zukunftsorientierte kommunale Gesundheitsaufgaben<br />
zu erweitern, indem Public-Health-Aspekte in die Arbeit einfließen.<br />
Die Stelleninhaberin war sowohl zuständig für den Aufbau KGBE als auch für<br />
die Durchführung der wissenschaftlichen Begleitung.<br />
42
Vorgehensweise<br />
Kapitel 4 – Methodik<br />
Alle vom Arbeitsbeginn der KGBE bis zur Vorstellung des ersten Gesund-<br />
heitsberichtes vollzogenen konkreten Schritte und Maßnahmen (vom<br />
1.10.2001 bis zum 10.9. 2003) wurden dokumentiert.<br />
Die Evaluation des Implementierungsprozesses begann wie geplant nach <strong>einer</strong><br />
Vorlaufzeit der KGBE von 15 Monaten im Januar 2003 und wurde von der<br />
Autorin dieses Textes allein durchgeführt.<br />
Die zum Arbeitsalltag gehörenden laufenden Aktivitäten wurden auch nach<br />
Evaluationsbeginn ständig weiter aufgezeichnet. Die gesamte Dokumentation<br />
aus Protokollen, Projekttagebuch und Kurznotizen wurde als Informations-<br />
sammlung anschließend in Stichworte umgewandelt und chronologisch in<br />
Excel-Tabellen erfasst (s. Abb. 4).<br />
Abb.: 4 Auszüge aus der Informationssammlung<br />
Datum<br />
01.10.01<br />
...<br />
06.12.01<br />
06.12.01 OB<br />
Zielperson, -<br />
institution Thema<br />
KollegInnen im Information<br />
Gesundheitsamt über KGBE<br />
stellvertr.<br />
Fachbereichsleitung<br />
Information<br />
über KGBE<br />
Information<br />
über KGBE<br />
11.12.01 Pressesprecher Information<br />
über KGBE<br />
...<br />
13.02.02 BEK<br />
Information<br />
über KGBE/<br />
Bitte um Kooperation<br />
Inhalt<br />
Hintergrund/angestrebtes<br />
Ziel<br />
Kooperation mit<br />
Nr. 6 der Zielgruppe<br />
*<br />
Kooperation mit<br />
Nr. 4 der Zielgruppe<br />
Unterstützung<br />
durch Nr. 7 der<br />
Zielgruppe<br />
Klärung Modalitäten<br />
Pressearbeit<br />
Kooperation mit<br />
Nr. 3 der Zielgruppe<br />
Methode<br />
Einzel-<br />
gespräch<br />
Einzel-<br />
gespräch<br />
Einzel-<br />
gespräch<br />
Einzel-<br />
gespräch<br />
Einzelgespräch <br />
Schwierigkeit/Hinder<br />
nis<br />
Misstrauen;<br />
Unklarheit<br />
über Aufgaben<br />
und<br />
Position<br />
der KGBE<br />
brauchen<br />
mehr Informationen<br />
...<br />
14.03.02 Nachsorgeleit-<br />
Kooperation mit FAX/Email/<br />
nicht zu-<br />
Datentransfer Nr. 3 der Ziel- Brief oder<br />
stelle OL<br />
ständiggruppe<br />
Telefonat<br />
*<br />
1. Amtsleitung 5. Fachhochschule<br />
2. AkteurInnen des Gesundheitswesens 6. MitarbeiterInnen d. Gesundh.amtes<br />
3. Externe DatenhalterInnen 7. Politik / besonders Ausschuss für<br />
4. Fachbereichsleitung Gesundheit und Soziales<br />
43
Kapitel 4 – Methodik<br />
Im nächsten Schritt wurden die Informationen geordnet. Als Ordnungskrite-<br />
rien wurden Tätigkeiten gewählt, die zur Schaffung der Voraussetzungen I –<br />
VIII (s. S. 75) dienen sollten, die laut Projekthypothese zum Gelingen der E-<br />
tablierung <strong>einer</strong> KGBE als notwendig formuliert worden waren.<br />
Jede dieser Kategorien I – VIII wurde für sich ausgewertet, indem sie mit der<br />
beschriebenen Methode dahingehend beurteilt wurde, ob das angestrebte Ziel<br />
mit der gewählten Vorgehensweise erreicht wurde und so eine adäquate Inter-<br />
vention für die Implementierung der KGBE darstellte (s. Abb. 5).<br />
44
Kapitel 4 – Methodik<br />
Abb.: 5 Studienübersicht: Evaluation der Implementierung <strong>einer</strong> KGBE an einem niedersächsischen<br />
Gesundheitsamt<br />
45
5 Ergebnisse<br />
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Die wissenschaftliche Begeleitung des Implementierungsprozesses war von<br />
Anfang an zeitlich begrenzt und endete zeitgleich mit der Vorstellung des ers-<br />
ten Gesundheitsberichtes.<br />
Zu diesem Zeitpunkt waren die Aufgaben <strong>einer</strong> KGBE voll bewältigt, so dass<br />
die Leitfrage: „Ist der Aufbau <strong>einer</strong> KGBE in <strong>einer</strong> Kommune möglich, wenn<br />
diese, wie in Niedersachsen, nicht per Gesetz dazu verpflichtet ist“ mit Ja be-<br />
antwortet werden kann.<br />
Die sich aus der Leitfrage ergebenden weiteren Fragen nach zu schaffenden<br />
Voraussetzungen, konkreten Schritten und Schlüsselpersonen, werden nach-<br />
stehend beantwortet.<br />
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt aufgrund ihrer Komplexität in zwei<br />
Schritten.<br />
Im ersten Teil wird die prozesshafte Entwicklung der KGBE vorgestellt und<br />
bewertet, gegliedert in verschiedene Phasen mit den dazugehörigen Teilresulta-<br />
ten.<br />
Im zweiten Teil werden die Maßnahmen bezogen auf den Erfolg analysiert,<br />
den sie bei der Schaffung der Voraussetzungen (I – VIII s. S. 75) zur Veranke-<br />
rung der KGBE hatten.<br />
5.1 Phasen des Implementierungsprozesses<br />
Die Entwicklung der KGBE verlief im Rückblick gesehen in mehreren Phasen,<br />
die sich im Großen und Ganzen, ausgehend von <strong>einer</strong> internen Entwicklung,<br />
immer mehr in die Öffentlichkeit bewegten.<br />
Die Erkenntnisse aus den einzelnen Phasen fanden im Sinne <strong>einer</strong> Lernschleife<br />
in der nächsten Phase Berücksichtigung, wie bei der Beschreibung deutlich<br />
wird. Die Phasen veranschaulichen daneben eine gewisse Chronologie der Ar-<br />
beit, wenn es auch immer wieder Überschneidungen gegeben hat. In Klam-<br />
46
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
mern sind die Nummern der zu schaffenden Voraussetzungen (s. S. 75) ange-<br />
geben, die mit den jeweiligen Aktivitäten angestrebt wurden.<br />
Abb.: 6 Überblick: Phasen des Implementierungsprozesses mit kennzeichnenden<br />
Aktivitäten<br />
Phase I – interne Entwicklung (Oktober 2001 – Januar 2002)<br />
Die Arbeit der Gesundheitsberichterstattung (ab 1.10. 2001) begann mit <strong>einer</strong><br />
Einarbeitung in die Aufgaben und Ziele <strong>einer</strong> KGBE anhand von Literatur-<br />
und Internetrecherchen. Parallel wurde Kontakt zu den verschiedenen Abtei-<br />
lungen des Gesundheitsamtes aufgenommen. Dies diente dem Kennenlernen<br />
von Strukturen, Arbeitsbereichen, Datenlagen <strong>einer</strong>seits sowie der Vorstellung<br />
und Informationsverbreitung über KGBE im Hause andererseits (Ziel: Schaf-<br />
fung von Voraussetzung II).<br />
Im November 2001 wurde eine „AG Gesundheit“ gegründet (V, VIII). Be-<br />
reits in der Phase der <strong>Einrichtung</strong> der KGBE-Stelle gab es Kontakte zwischen<br />
einem Dozenten des Fachbereiches Sozialwesen/Public Health und der Ge-<br />
sundheitsberichterstatterin. Diese Kontakte wurden institutionalisiert mit der<br />
47
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Gründung der „AG-Gesundheit“. TeilnehmerInnen der AG wurden außer den<br />
beiden Genannten die beiden Ärztinnen des Gesundheitsamtes (II). Später<br />
kamen in folgender Reihenfolge eine neue Professorin des Studienganges Pub-<br />
lic Health der FH, der neue Leiter des Gesundheitsamtes (I) sowie im weiteren<br />
Verlauf drei weitere Professorinnen aus dem Fachbereich Sozialwesen hinzu.<br />
Die Arbeitsgruppe traf sich im ersten halben Jahr 1x pro Monat, danach wur-<br />
den die Abstände auf 1x alle zwei Monate erweitert.<br />
Der Zeitaufwand betrug pro Sitzung durchschnittlich 1,5 Stunden. Es waren so<br />
gut wie nie alle Teilnehmer vertreten, eine Professorin wechselte nach ca. 1<br />
Jahr in eine „passive“ Teilnahme.<br />
Die Aufgaben der AG bezogen sich auf die Entwicklung von Themen, Inhal-<br />
ten und Strategien der KGBE.<br />
Zu Beginn der Arbeit der KGBE standen zunächst die Überlegungen im Vor-<br />
dergrund, so wie in Nordrheinwestfalen anhand von Indikatoren besondere<br />
städtische Gesundheitsprobleme herauszufiltern, um darauf den Gesundheits-<br />
bericht zu gründen.<br />
Da in Niedersachsen solche Indikatoren innerhalb der Kommune nicht in auf-<br />
bereiteter Form vorhanden sind, wurde versucht, durch übergeordnete Daten-<br />
halterInnen Daten, aggregiert auf die kommunale Ebene, zu bekommen<br />
(Krebsregister, Statistisches Landesamt etc.). Hier lagen auch einige Daten auf<br />
Gemeindeebene vor, sie reichten jedoch nicht aus, um ihnen die vorrangigen<br />
städtischen Probleme zu entnehmen.<br />
Der Versuch, für den ersten Bericht vor allem auf Daten des eigenen Hauses<br />
zurück zu greifen, schien zunächst daran zu scheitern, dass Daten nicht in ge-<br />
eigneter Form vorlagen (d.h. keine systematische, möglichst standardisierte und<br />
im PC erfasste Dokumentation der Arbeit bzw. der Daten der verschiedenen<br />
Abteilungen). Es wurde deshalb weiter nach anderen Datenquellen gesucht.<br />
48
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Phase II – erste Außenaktivitäten (Februar – April 2002)<br />
Im nächsten Schritt wurden Kontakte zu verschiedenen AkteurInnen des ört-<br />
lichen Gesundheitswesens (Krankenkassen, Ärzteverein, Krankenhaus usw.)<br />
hergestellt (III, IV), um deren Datenlage zu eruieren, um über KGBE zu in-<br />
formieren (s. Anhang S. 76 „Informationshandzettel“) und gleichzeitig um<br />
Kooperationsbereitschaft zu werben. Wichtig war dabei auch die Frage, welche<br />
Gesundheitsprobleme aus Sicht der jeweiligen AkteurInnen am dringendsten<br />
in der <strong>Stadt</strong> zu bearbeiten seien.<br />
Diese Maßnahmen erinnerten an eine Art „Vorstellungsgespräch“ der Ge-<br />
sundheitsberichterstatterin. Von Seiten der <strong>Einrichtung</strong>en wurde fast immer<br />
ein grundsätzliches Interesse bekundet, es erwies sich jedoch als schwierig, die<br />
Idee der KGBE in diesen Einzelgesprächen nahezubringen. Es fehlten hierzu<br />
<strong>einer</strong>seits konkrete gemeinsame Themen, andererseits der verbindende Rah-<br />
men. Von verschiedenen <strong>Einrichtung</strong>en wurde Skepsis daran geäußert, ob es<br />
aufgrund der vielen Interessenkonflikte überhaupt möglich sei, mehrere Insti-<br />
tutionen zur Zusammenarbeit zu bewegen.<br />
Analog wurde in der <strong>Stadt</strong>verwaltung für die KGBE geworben: Gespräche mit<br />
der Leitung des Fachbereiches Gesundheit und Soziales sowie dem Oberbür-<br />
germeister wurden durchgeführt (III).<br />
Es fand auch vermehrte Öffentlichkeitsarbeit durch Vorträge und Presse statt,<br />
durch die breiter über KGBE informiert wurde (III).<br />
Phase III– gebündelte Außenaktivitäten – (Mai 2002 – Februar 2003)<br />
Runder Tisch Gesundheit<br />
Ergebnis aller bisher durchgeführten Einzelmaßnahmen war, dass die befrag-<br />
ten AkteurInnen überwiegend Interesse an der KGBE signalisierten.<br />
Um dies Ergebnis gemäß den inhaltlichen Wünschen der AkteurInnen an die<br />
KGBE in Aktivitäten zu überführen und eine Struktur zu geben, wurde Ende<br />
49
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Mai 2002 in Zusammenarbeit mit der AG Gesundheit eine übergreifende und<br />
verbindende Maßnahme eingeleitet (II, III, IV, VI, VIII):<br />
Erstmals wurden städtische ExpertInnen aus dem Gesundheits- und Sozialbe-<br />
reich sowie VertreterInnen der Verwaltung und der Politik an einen „Runden<br />
Tisch Gesundheit“ eingeladen (s. Anhang S. 77 „Einladung zum Runden Tisch<br />
Gesundheit“). Angesprochen wurden die <strong>Einrichtung</strong>en, die in der Kommune<br />
maßgeblich an Gesundheitsplanung, -finanzierung und Versorgung beteiligt<br />
waren, wie ÄrztInnen, Krankenhaus, Krankenkassen etc. (s. Anhang S. 77<br />
„Einladungsliste Runder Tisch Gesundheit“). Ziel war auch hier, über KGBE<br />
zu informieren und Interessierte für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Vor<br />
allem aber sollte gemeinsam festgelegt werden, welche kommunalen Themen<br />
aus dem Gesundheitsbereich am dringendsten bearbeitet werden müssten.<br />
Der runde Tisch Gesundheit wurde zu <strong>einer</strong> großen und öffentlichkeitswirk-<br />
samen Aktion. Von den insgesamt 27 eingeladenen Personen / <strong>Einrichtung</strong>en<br />
nahmen 22 teil. Besonders rege war die Beteiligung von ExpertInnen des Ge-<br />
sundheitswesens.<br />
Während der Veranstaltung wurden mehrere Themenschwerpunkte als primär<br />
zu bearbeiten festgelegt. Damit wurde eine zentrale Aufgabe der KGBE erfüllt.<br />
Interessierte AkteurInnen verpflichteten sich zur Mitarbeit und gründeten Ar-<br />
beitsgruppen zu drei verschiedenen Themenschwerpunkten (s. Abb. 7).<br />
Abb.: 7 Auszug aus: Protokoll des Runden Tisches Gesundheit<br />
Zu TOP 6<br />
Die Diskussion ergab, dass zur Zeit schwerpunktmäßig Handlungsbedarf im Bereich Krankenhausstruktur<br />
(akute Probleme der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie) sowie im Bereich<br />
Prävention, z.B. in Bezug auf niederschwellige medizinische Versorgung von Wohnungslosen,<br />
Bewegungsförderung bei verhaltensauffälligen Kindern, Suchtprävention bei Kindern<br />
und Jugendlichen gesehen wird.<br />
Es wurde beschlossen zwei Arbeitsgruppen zu bilden (AG Prävention und AG Unfallchirurgie),<br />
um sich intensiver mit den unter TOP 6 genannten Problematiken zu befassen und Lösungsstrategien<br />
auszuarbeiten.<br />
Als dritte AG wurde eine Impulsgruppe vorgeschlagen (Erarbeiten von Vorschlägen für die<br />
nächste Expertenrunde Gesundheit).<br />
Die konkreten Arbeitsinhalte der AGs stimmen die jeweiligen Teilnehmer/innen untereinander<br />
ab.<br />
50
Umfrage zur KGBE<br />
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Um den „Wissensstand“ zu und ggf. die Einstellung gegenüber kommunaler<br />
Gesundheitsberichterstattung zu analysieren und gleichzeitig weiter auf das<br />
Instrument der KGBE aufmerksam zu machen, wurde nach Absprache mit<br />
der Amtsleitung und der Fachbereichsleitung ein Fragebogen entwickelt (I) (s.<br />
Anhang S. 79 „Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsberichterstattung“).<br />
Um der Umfrage mit der Unterstützung der Verwaltung ein besonderes Ge-<br />
wicht geben und die Bedeutung der KGBE betonen zu können, wurde die<br />
Fragebogenaktion dem Verwaltungsvorstand vorgelegt und von diesem auch<br />
genehmigt ( III, IV).<br />
Der Fragebogen wurde mit einem kurz über KGBE informierenden Anschrei-<br />
ben (s. Anhang S. 81 „Anschreiben zur Umfrage“) an insgesamt 97 AkteurIn-<br />
nen aus Verwaltung, Politik und Gesundheits- und Sozialsektor geschickt (z.B.<br />
städtischer Rat, Fachbereiche der Kommunalverwaltung, Krankenkassen,<br />
Krankenhaus, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Fachhochschule) (s. Anhang S.<br />
82 „Adressenliste Umfrage“) (III).<br />
Nach Rücklauf des Fragebogens sollten ab Februar 2003 die Ergebnisse hier-<br />
aus in den weiteren Planungsprozess der Implementierung der KGBE einbe-<br />
zogen und die weiteren Planungen reflektiert dargelegt werden.<br />
Bei 97 versandten Fragebögen gab es einen Rücklauf von 46 Fragebögen, was<br />
<strong>einer</strong> Quote von 45% und damit einem guten Ergebnis entspricht (normale<br />
Rücklaufquote ca. 30 %).<br />
Eine erste Auswertung ergab, dass 28 UmfrageteilnehmerInnen bereits von der<br />
KGBE gehört hatten; 17 TeilnehmerInnen war sie noch nicht bekannt; 1 Bo-<br />
gen war nicht ausgefüllt.<br />
Bewertet wurde die KGBE von der überwiegenden Mehrzahl als sinnvoll (s.<br />
Abb. 8).<br />
51
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Abb.: 8 Auswertung der Umfrage zur KGBE, Punkt II, 2. “Bewertung<br />
der KGBE durch AkteurInnen des kommunalen Gesundheitswesens”<br />
Bewertung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 nicht bewertet<br />
Anzahl - - - - 1 3 8 10 3 20 1<br />
1 = KGBE ist überflüssig – 10 =KGBE ist sinnvoll<br />
Neben dem durch die Auswertung dokumentierten Interesse an KGBE wurde<br />
durch die Befragung deutlich , welche Wünsche an die KGBE gerichtet wer-<br />
den (z.B. Punkt III „gemeinsame bereichsübergreifende Planungen“, „Lösun-<br />
gen für Problemfelder, die isoliert betrachtet nicht lösbar sind“, „verbesserte<br />
Planung im Gesundheitsbereich“) sowie welche Missverständnisse und Un-<br />
kenntnisse bezüglich der Aufgaben und Ziele der KGBE herrschten. Als moti-<br />
vierend erwies sich, dass die meisten <strong>Einrichtung</strong>en / Personen an Kooperati-<br />
onen interessiert waren (nur 8 hatten definitiv kein Interesse an <strong>einer</strong> Mitwir-<br />
kung).<br />
Phase IV – Arbeitsgruppen und Berichterstellung (Juni 2002-April 2003)<br />
In der Folgezeit des Runden Tisches Gesundheit tagten verschiedene Arbeits-<br />
gruppen, z. T. bis Projektende, und bearbeiteten die gemeinsam ausgewählten<br />
Themen direkt bzw. nach <strong>einer</strong> weiteren Differenzierung (IV, VI, VIII). Lei-<br />
tung und Organisation oblagen der Gesundheitsberichterstattung. Aus der AG<br />
Prävention gingen zwei Untergruppen „Medizinische Basisversorgung für<br />
wohnungslose Menschen“ und „Gesundheitsförderung für Kinder im Vor-<br />
schulalter“ hervor. Die Impulsgruppe fand nicht statt, da es bereits ausreichend<br />
Themen für einen Gesundheitsbericht gab.<br />
Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgruppen mündeten in mehrere Ein-<br />
zelberichte, die alle von der Gesundheitsberichterstatterin (mit)verfasst, und im<br />
Verbund mit <strong>einer</strong> „Einführung in die KGBE“ und einem kleinen soziodemo-<br />
52
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
grafischen Teil zum ersten Gesundheitsbericht zusammen gefasst wurden (s.<br />
Anhang S. 84 „Inhaltsverzeichnis des Gesundheitsberichtes“). Der Bericht<br />
wurde im April 2003 in Druck gegeben (<strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> 2003).<br />
Die größte Schwierigkeit beim Verfassen des Berichtes ergab sich aus der zum<br />
Teil sehr schlechten Datenlage (z. B. mussten Daten aus verschiedenen Abtei-<br />
lungen zusammengeführt und selbst berechnet werden, existierten nur auf Pa-<br />
pier oder waren gar nicht dokumentiert, wobei es von Vorteil war, dass auf-<br />
grund der gewählten Themen zusätzliche Datenbeschaffungsschwierigkeiten<br />
entfielen, denn die benötigten Daten befanden sich fast ausschließlich im Um-<br />
feld der KGBE). Die zweite Schwierigkeit bestand in dem Problem, die bis<br />
zum Druck des Berichtes vorgegebene Zeit einzuhalten, da die Vorarbeiten der<br />
Arbeitsgruppen nicht nach Plan vorlagen.<br />
Phase V – Vorstellung des Gesundheitsberichtes (Mai - September 2003)<br />
Der Gesundheitsbericht wurde nach der Sommerpause im September der Öf-<br />
fentlichkeit vorgestellt. Durch die Veranstaltung zur Vorstellung des Berichtes<br />
wurden erstmals besonders die Politik, weitere Bereiche der Verwaltung sowie<br />
über die Presse die Bevölkerung angesprochen. Die Vorstellung fand in größe-<br />
rem und feierlichem Rahmen mit vorgeschalteter Pressekonferenz statt (III,<br />
IV, V, VIII). Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister und einem<br />
Beitrag eines Professors der Fachhochschule zur Geschichte der örtlichen<br />
KGBE folgte eine Einführung in Ziele und Inhalte der KGBE durch die Ge-<br />
sundheitsberichterstatterin. Anschließend wurden die einzelnen Teile des Be-<br />
richtes von MitarbeiterInnen der Arbeitsgruppen vorgestellt (s. Abb. 9). Den<br />
Abschluss bildete die Möglichkeit zum Gedankenaustausch in kleinen Grup-<br />
pen, die gern genutzt wurde.<br />
53
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Abb.: 9 Tagesordnungspunkte der Veranstaltung zur Vorstellung des<br />
Gesundheitsberichtes<br />
Vorstellung des Gesundheitsberichtes<br />
•Geplanter Ablauf<br />
•1. Begrüßung Herr Dr. Amtsleitung<br />
•2. Grußwort Herr Oberbürgermeister<br />
•3. Geschichte der Emder GBE Herr Prof. Dr. Fachhochschule<br />
•4. Was ist GBE? Frau KGBE<br />
•5. Vorstellung der Berichtsschwerpunkte:<br />
1. Gesundheit und Armut Frau Ärztin V<br />
2. Einschulungsuntersuchungen Frau Ärztin L<br />
3. AG Unfall–Wiederherstellungschirurgie Herr Dr. Amtsleitung<br />
4. Klasse 2000 Herr Dr. Amtsleitung<br />
•6. Ausblick Herr Dr. Amtsleitung<br />
• Möglichkeit zum Gedankenaustausch<br />
Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Vorstellung der Ergebnisse<br />
und den daraus als notwendig erachteten Handlungsempfehlungen des Berich-<br />
tes.<br />
Der vollständige Bericht wurde insgesamt ca. 120 AdressatInnen aus der<br />
kommunalen Politik, der Verwaltung und des Gesundheitswesens zugänglich<br />
gemacht (III) (s. Anhang S. 86 „AdressatInnenliste des Gesundheitsberichtes“).<br />
Eine Kurzform des Berichtes wurde an die niedergelassenen Allgemeinmedizi-<br />
nerInnen gesandt, mit der Bitte um Auslage in den Wartezimmern.<br />
Die Bevölkerung wurde erreicht über die in den Wartezimmern ausgelegten<br />
Kurzberichte, den Zugang zum gesamten Bericht über die Internetseiten des<br />
Gesundheitsamtes sowie über Informationen in der örtlichen Presse (III).<br />
Mit der Vorstellung des ersten Gesundheitsberichtes endete die wissenschaftli-<br />
che Begleitung des Implementierungsprozesses der KGBE.<br />
54
Erste Folgen des Berichtes<br />
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
In der Zeit nach der Vorstellung des Berichtes ergaben sich, besonders auch als<br />
Antwort auf die erschienenen Presseberichte, verschiedene Reaktionen der<br />
Politik: Alle Parteien sahen dringenden Handlungsbedarf in bezug auf das<br />
Thema „Sozial benachteiligte Kinder“ und äußerten sich dementsprechend.<br />
Es wurde eine gemeinsame Sitzung des Jugendhilfe- und des Gesundheits- und<br />
Sozialausschusses mit dem Tagesordnungspunkt „Bericht über Kinderarmut in<br />
der <strong>Stadt</strong> und Handlungsvorschläge des Gesundheitsamtes“ einberufen. Von<br />
der Politik wurde danach eine Kooperation der beteiligten <strong>Einrichtung</strong>en und<br />
die Bereitstellung finanzieller Mittel durch die Verwaltung gefordert, um im<br />
Gesundheitsbericht vorgeschlagene Maßnahmen umzusetzen.<br />
Die Verwaltung richtete daraufhin eine „AG Maßnahmenumsetzung“ ein, in<br />
der VertreterInnen aus den städtischen Fachdiensten Allgem<strong>einer</strong> Sozialer<br />
Dienst, Schule und Sport, Besondere Hilfen, Jugendförderung, Jugendhilfe und<br />
Gesundheitsamt sowie eine Professorin der Fachhochschule ein Konzept zur<br />
Maßnahmenumsetzung konkretisieren.<br />
5.2 Bausteine des Implementierungsprozesses<br />
Obwohl der Prozess der Schaffung von den als notwendig erachteten Voraus-<br />
setzungen I – VIII (s. S. 75) als Bausteine zur Implementierung <strong>einer</strong> KGBE<br />
bei Untersuchungsende nicht in allen Bereichen umfassend gelungen bzw. ab-<br />
geschlossen war, zeichnet sich die Richtigkeit der Vorannahmen aus der Pro-<br />
jekthypothese ab, wie nachstehende Ausführungen zeigen.<br />
Voraussetzung I: Identifizierung der Amtsleitung mit der Aufgabe der<br />
KGBE<br />
Die aktive Identifizierung der Amtsleitung mit der Aufgabe der KGBE ist ent-<br />
scheidend: Zum einen, da sie gegenüber der KGBE als Abteilung des Gesund-<br />
55
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
heitsamtes weisungsberechtigt ist und damit die Arbeit der KGBE auch einen-<br />
gen kann. Zum anderen hat sich in anderen Kommunen erwiesen, dass, wenn<br />
die KGBE von der Leitung nur toleriert wird, sie bei den ersten Sparmaßnah-<br />
men der Kommune im Gesundheitsamt Gefahr läuft, als erstes abgeschafft zu<br />
werden (Akademie für öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />
Nicht immer kann bei der Amtsleitung eine ausreichende Kenntnis über das<br />
Instrument KGBE vorhanden sein. Besonders in diesem Fall ist es empfeh-<br />
lenswert, vor der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE gemeinsam die Ziele, Aufgaben<br />
und Einbettung der Arbeit festzulegen sowie das Zeitmanagement dement-<br />
sprechend einzurichten.<br />
Während der Implementierungsphase der KGBE fand nach kurzer Zeit ein<br />
Leitungswechsel statt. Die neue Amtsleitung konnte durch die Maßnahmen<br />
laufende Information über KGBE und Einladung in die AG Gesundheit<br />
für die KGBE interessiert und sowohl ihre allgemeine Unterstützung als auch<br />
ihre Mitarbeit in der AG Gesundheit gewonnen werden.<br />
Durch ihr Interesse an der KGBE war es möglich, bei Einladungen, Sitzungen<br />
und runden Tischen um ihre Unterstützung und Mitarbeit zu bitten und damit<br />
sowohl in der Verwaltung als auch in Politik und Öffentlichkeit eine positive<br />
Wirkung zu erzielen. Durch den Bezug auf die Amtsleitung wurde möglichen<br />
KooperationspartnerInnen die Zuordnung und Bewertung der bislang unbe-<br />
kannten KGBE erleichtert.<br />
Voraussetzung II: Unterstützung der KGBE innerhalb des Amtes<br />
Die Einführung <strong>einer</strong> KGBE nach Public-Health-Gesichtspunkten stellt in<br />
vielen Fällen neue Anforderungen an das gesamte Gesundheitsamt als Ansied-<br />
lungsort der KGBE. Wenn die KGBE von allen MitarbeiterInnen als neues<br />
Instrument der Gesundheitspolitik und das Amt als Institution mit besonderen<br />
Aufgaben im Bereich der öffentlichen kommunalen Gesundheitsversorgung<br />
und –planung (New Public Health) verstanden werden soll, können sie nicht<br />
56
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
früh genug in den notwendigen Umwandlungsprozess mit einbezogen werden.<br />
Einer KGBE aus Public-Health-Sicht genügen nicht länger reine Leistungssta-<br />
tistiken und Datenverwaltung, sondern sie fordert nachvollziehbare Interpreta-<br />
tionen der vorhandenen Daten im Hinblick auf anzustoßende Maßnahmen.<br />
Das kann u.U. bedeuten, dass Daten anders erhoben oder dokumentiert wer-<br />
den müssen, wenn sie einen wichtigen Ausgangspunkt der Gesundheitsbericht-<br />
erstattung darstellen sollen. Auf jeden Fall ist eine enge Zusammenarbeit mit<br />
den entsprechenden Abteilungen geboten, da die Aussagen der Daten der In-<br />
terpretationen durch die jeweiligen ExpertInnen bedürfen.<br />
Für diesen Umgewöhnungs- und Umstrukturierungsprozess, der z. T. das Ar-<br />
beits-, Aufgaben- und Selbstverständnis sowie das Zeitmanagement der Mitar-<br />
beiterInnen berührt, muss eine ausreichend lange Vorlaufzeit eingeplant wer-<br />
den.<br />
Eine nachhaltige Organisationsentwicklung mit <strong>einer</strong> internen Aufgabenkritik<br />
und nötigenfalls Umstrukturierungen kann nötig sein, um die verschiedenen<br />
Abteilungen des Amtes befriedigend in das neue Konzept einzubinden. Ge-<br />
schaffen wird damit die Chance, das Image des Gesundheitsamtes, das auch<br />
heute noch vielfach als Kontrollorgan im Gesundheitsbereich der Kommune<br />
gesehen wird, in der Öffentlichkeit zu verbessern, da es innovativ tätig wird<br />
und sich sichtbarer für die Belange der Bevölkerung einsetzt.<br />
Zu Beginn der Implementierungszeit wurde mit verschiedenen Maßnahmen<br />
wie Informationsrunde, Einzelgespräche, Aufsatz im hausinternen Int-<br />
ranet, KGBE-Workshop im Hause auf Interesse und Verständnis der Mitar-<br />
beiterInnen für KGBE abgezielt.<br />
Eine gute Zusammenarbeit entwickelte sich mit ÄrztInnen des Amtes. In en-<br />
ger Kooperation mit diesen wurden aus ihren Arbeitsbereichen gemeinsam mit<br />
der KGBE Teile des Gesundheitsberichtes erstellt. Diese Zusammenarbeit<br />
wurde von den ÄrztInnen besonders im Hinblick auf die Darstellung der eige-<br />
nen Arbeit in der Öffentlichkeit und der Möglichkeit zur Initiierung von Pro-<br />
jekten durch verstärkte Kooperation mit anderen <strong>Einrichtung</strong>en als eine positi-<br />
ve Erweiterung ihrer bisherigen Arbeit eingeschätzt.<br />
57
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Voraussetzung III: Akzeptanz in der Kommune und<br />
Voraussetzung IV: Beteiligung der AkteurInnen des Gesundheitswesen<br />
Diese Punkte sind eng miteinander verflochten, da es sich zum Teil um die<br />
gleichen Personen / <strong>Einrichtung</strong>en handelt.<br />
KGBE ist, wie eingangs beschrieben, eine Gemeinschaftsaufgabe. Ohne Ak-<br />
zeptanz in der Kommune und Beteiligung der AkteurInnen des Gesundheits-<br />
wesens könnten zwar Berichte geschrieben werden, die breite Basis jedoch, die<br />
sowohl die Auswahl der für die Kommune prioritären Themen als auch deren<br />
Bearbeitung sowie die Planung und Umsetzung entsprechender Handlungs-<br />
ansätze mitträgt, würde fehlen.<br />
Die Wahl und Art der Einbindung von (möglichen) KooperationspartnerInnen<br />
ist deshalb grundlegend. Wo in anderen Bundesländern das Gesetz für den<br />
Öffentlichen Gesundheitsdienst eine Zusammenarbeit vor- und die Beteiligten<br />
festschreibt, muss in Niedersachsen auf Good-Will-Basis für eine Beteiligung<br />
geworben werden. Dies gelingt am besten durch die Betonung von Win-Win-<br />
Aspekten.<br />
Bei der Auswahl der in Frage kommenden KooperationspartnerInnen (Ein-<br />
richtungen / Personen aus Gesundheitswesen, Verwaltung, Politik, Öffentlich-<br />
keit) ist zu beachten, dass maßgebliche AkteurInnen und Entscheidungsträge-<br />
rInnen nicht übergangen oder vergessen werden, denn dies kann zum Misslin-<br />
gen der gesamten KGBE führen.<br />
Die Initiierung von Arbeitsbündnissen mit AkteurInnen des Gesundheitswe-<br />
sens, externen DatenhalterInnen, Politik / Ausschuss für Gesundheit und So-<br />
ziales ist ein anhaltender Prozess und galt bei Studienende als noch nicht abge-<br />
schlossen. Festhalten lässt sich jedoch der Erfolg folgender Vorgehensweisen:<br />
1. Bei der Kontaktaufnahme wurde bewusst jeweils die höchste hie-<br />
rarchische kommunal zuständige Ebene angesprochen, auch wenn<br />
die eigentlichen ExpertInnen und späteren KooperationspartnerIn-<br />
58
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
nen teilweise anderswo angesiedelt waren. Ausschlaggebend hierfür<br />
war die Überlegung, dass die KGBE als neue Institution in der<br />
Kommune zunächst der Akzeptanz auf höchster Ebene bedarf.<br />
2. Es wurde darauf geachtet, eine Mitwirkung an der weiteren Gestal-<br />
tung der kommunalen Gesundheitsversorgung in Aussicht zu stel-<br />
len und die Bedeutung der eingeladenen <strong>Einrichtung</strong>en daran zu<br />
betonen.<br />
3. Durch Verteilerlisten wurde implizit dazu aufgefordert, sich den<br />
anderen maßgeblichen TeilnehmerInnen der jeweiligen Veranstal-<br />
tung anzuschließen.<br />
4. Ein weiterer „Schlüssel“ zur Zusammenarbeit entstand durch die<br />
Öffentlichkeitswirksamkeit: Das Interesse der <strong>Einrichtung</strong>en wurde<br />
durch vorausgehende Presseberichte über stattfindende Maßnah-<br />
men und deren TeilnehmerInnen geweckt und damit ein Anreiz zur<br />
Teilnahme geschaffen.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die verschiedenen Maßnahmen,<br />
die ergriffen wurden, um die Ziele „Beteiligung der AkteurInnen des Gesund-<br />
heitswesen in der Kommune“ und „Akzeptanz in der Kommune“ zu erlangen,<br />
umso erfolgreicher waren, je konkreter sie sich darstellten und desto genauer<br />
die Zielvorgaben umschrieben wurden: So hatte die zu Beginn der KGBE ver-<br />
suchte Klärung <strong>einer</strong> Zusammenarbeit ohne festes Thema nur einen ersten<br />
Eindruck von möglichen späteren KooperationspartnerInnen zur Folge, der<br />
„Runde Tisch Gesundheit“ dagegen führte zur Bildung verbindlicher Arbeits-<br />
gruppen, deren Ergebnisse größtenteils in den Gesundheitsbericht einflossen.<br />
Von den verschiedenen Implementierungsmethoden (Einzelgespräch, Arbeits-<br />
gruppe, Runder Tisch, Umfrage, Pressearbeit, Vorträge, Internetauftritt, Auf-<br />
satz) zeigten sich die Einzelgespräche von der Kontakt- und Kooperationsiniti-<br />
ierung mit den Schlüsselpersonen bis zu ihrer aktiven Einbindung in die<br />
KGBE bzw. der Erreichung ihrer Unterstützung als am wenigstens erfolgreich.<br />
Je „verbindender“ und öffentlichkeitswirksamer dagegen die jeweilige Maß-<br />
59
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
nahme war (Runder Tisch), desto mehr Interessierte konnten zur Mitarbeit<br />
gewonnen werden.<br />
Voraussetzung V: Unterstützung der KGBE durch andere Einrichtun-<br />
gen<br />
Die Unterstützung der KGBE durch andere <strong>Einrichtung</strong>en soll durch den<br />
Austausch von verschiedenen Sichtweisen zur Berücksichtigung und Integrati-<br />
on unterschiedlicher Aspekte führen. Auch kann das Know-how bestimmter<br />
Institutionen gefragt sein.<br />
Im vorliegenden Fall ist die „Unterstützung durch andere <strong>Einrichtung</strong>en“ in<br />
der Kooperation zwischen der ortsansässigen Fachhochschule, Fachbereich<br />
Sozialwesen / Public Health, und der KGBE besonders gelungen. Die als „AG<br />
Gesundheit“ institutionalisierten Kontakte dienten der Entwicklung von Zielen<br />
und Strategien der KGBE, der Vorbereitung eines „Runden Tisches Gesund-<br />
heit“ sowie der Festlegung der Themen des ersten Gesundheitsberichtes. Dis-<br />
kussionen zur Standortbestimmung der KGBE trugen ebenso wie die durch<br />
die AG mögliche Nutzung vorhandener Strukturen entscheidend zum Erfolg<br />
der KGBE bei.<br />
Vom Image der Fachhochschule als wissenschaftliche <strong>Einrichtung</strong> konnte die<br />
KGBE profitieren.<br />
Gleichzeitig war durch die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule auch be-<br />
reits eine wichtige Kooperationspartnerin gewonnen. Bestimmte Aufgaben,<br />
wie z. B. die Moderation des „Runden Tisches Gesundheit“ wurden von ihr<br />
übernommen.<br />
Förderlich für den schnellen Beginn und die gute Qualität der Zusammenarbeit<br />
war sicher das Bestehen eines informellen Netzwerkes schon vor Gründung<br />
der AG Gesundheit.<br />
60
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Voraussetzung VI: Berücksichtigung verschiedener Aspekte und Wün-<br />
sche,<br />
Voraussetzung VII: Qualifikation der mit KGBE betrauten Person und<br />
Voraussetzung VIII: Einführung formaler Abläufe<br />
KGBE ist ein multidimensionales Geschehen:<br />
Nach der Auswahl der zu beteiligenden KooperationspartnerInnen müssen<br />
Kontakte zu ihnen hergestellt, sie müssen zur Zusammenarbeit gewonnen<br />
werden, indem z.B. ihre Interessen und die der KGBE aufeinander abgestimmt<br />
werden; ein kleinster gemeinsamer Nenner ist zu finden, eine Einigung auf<br />
prioritäre Ziele soll stattfinden.<br />
Die verschiedenen und oft auseinandergehenden Wünsche und Aspekte finden<br />
am ehesten Berücksichtigung, wenn auf möglichst breiter Basis mit gleichbe-<br />
rechtigter Beteiligung diskutiert und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht wird.<br />
Dabei ist die Betonung gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz äußerst hilf-<br />
reich, auch um Konkurrenz- und Machtkämpfe untereinander zu vermeiden.<br />
Ist die Einigung auf vorrangige Probleme gelungen, ist im nächsten Zug die<br />
Datenlage der unterschiedlichen beteiligten DatenhalterInnen zu beurteilen.<br />
Daten müssen ausgetauscht, gesichtet, ausgewertet und interpretiert werden,<br />
damit sie letztlich als Grundlage für einen verständlichen Bericht mit Darstel-<br />
lung der Problemlagen und Vorschlägen für Maßnahmen zu deren Verbesse-<br />
rung dienen können.<br />
Für diese Aufgaben ist bezüglich notwendiger Qualifikationen von Gesund-<br />
heitsberichterstatterInnen festzuhalten, dass allein die Fähigkeit zum Umgang<br />
mit Datenmaterial und Computerprogrammen mit Sicherheit zum Aufbau und<br />
zur Weiterentwicklung <strong>einer</strong> KGBE nicht ausreicht. Ohne umfangreiche fach-<br />
lich-persönliche Kompetenzen im kommunikativen Bereich und ohne integrie-<br />
rende Sichtweisen und Haltung ist die Initiierung von Zusammenarbeit mit<br />
und zwischen den verschiedenen <strong>Einrichtung</strong>en und Personen nicht zu errei-<br />
chen.<br />
61
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Daneben ist die <strong>Einrichtung</strong> eines bestimmten Instrumentariums an Strukturen<br />
zum Gelingen der KGBE unentbehrlich: Durch Verteiler, Protokolle etc. wur-<br />
den im beschriebenen Fall z.B. Transparenz und Verbindlichkeit signalisiert,<br />
gemeinsame Arbeitsgruppen erleichterten kontinuierliche Treffen verschiede-<br />
ner Fachleute, die vereinte Arbeit am Gesundheitsbericht gewährleistete ge-<br />
meinsame Interessen und Ziele.<br />
Zu den Aufgaben der GesundheitsberichterstatterIn gehörte deshalb die Über-<br />
nahme von Koordinationsaufgaben, Einführung (und meist auch Ausführung)<br />
formaler Abläufe wie Schreiben und Verteilen von Protokollen, Initiierung von<br />
Arbeitsgruppen, Beharrlichkeit in der Zielverfolgung, Verlässlichkeit und Be-<br />
halten des „roten Fadens“, denn diese Arbeiten waren, wie in den Vorüberle-<br />
gungen des Projektes angenommen, unerlässlich zum Schaffen der notwendi-<br />
gen Bedingungen zur Verankerung <strong>einer</strong> KGBE.<br />
Eine wichtige Erfahrung während des Implementierungsprozesses war die<br />
Erkenntnis der Notwendigkeit von Vertrautheit mit Arbeitsgruppenleitung und<br />
Moderation, auch um die verschiedenen Aspekte und Wünsche der Beteiligten<br />
angemessen einbeziehen zu können.<br />
In den wenigsten Fällen kann die GesundheitsberichterstatterIn ExpertIn für<br />
das jeweilig zu bearbeitende Thema sein. Deshalb ist darauf zu achten, dass die<br />
Leitung und möglichst auch Organisation der verschiedenen Arbeitsgruppen<br />
an entsprechende Fachleute aus der Gruppe übergeben wird, was nebenbei zu<br />
<strong>einer</strong> Arbeitsentlastung für die KGBE führt.<br />
Im vorliegenden Fall war zu Beginn die von der KGBE geforderte Multidi-<br />
mensionalität nicht bekannt. Der Prozess der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> KGBE könnte<br />
sicherlich verkürzt werden, wenn genauere Zielvorgaben von vornherein fest-<br />
stehen und benötigte Kompetenzen nicht erst während des Implementie-<br />
rungsprozesses erarbeitet werden müssen.<br />
62
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
Zusammenfassend eine Übersicht, die zwar ursprünglich die notwendigen<br />
Kompetenzen der Geschäftsführung <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz skizziert, m.<br />
E. jedoch ebenso für eine GesundheitsberichterstatterIn gilt:<br />
Strategien des Gelingens<br />
- Umfangreiche kommunikative Kompetenzen (Moderation / Präsenta-<br />
tion / Rhetorik / Verhandlungsgeschick / Konfliktmanagement / ...)<br />
- Methodenkenntnisse (Projektmanagement / Organisation / Zeitmana-<br />
gement)<br />
- Gesundheitswissenschaftliche Kenntnisse und medizinisches Basiswis-<br />
sen<br />
- Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />
- Empirische Sozialforschung / Statistik<br />
Strategien des Scheiterns<br />
- die Kompetenzen der GeschäftsführerIn/der Gesundheitsbericherstat-<br />
terIn entsprechen nicht dem Anforderungsprofil...<br />
- - ... und diese werden nicht weiter entwickelt.<br />
- gute Leute werden zu schlecht bezahlt (Spektrum: von IVb bis Ib) und<br />
wandern ab...<br />
5.3 Unvorhergesehene Ergebnisse /Nebeneffekte<br />
(Rumpeltin 2000).<br />
Eine wichtige Erkenntnis ergab sich aus dem Vergleich zwischen geplanten<br />
und sich im Zuge der Arbeit ergebenden Kontakten:<br />
Die <strong>Stadt</strong>verwaltung ist eine eigene Gruppe, die in den Kooperationsprozess<br />
eingebunden werden muss. Dies wurde in der Planung des Projektes nicht be-<br />
dacht und deshalb nicht definitiv benannt. Gleichwohl wurde diese Gruppe in<br />
der Arbeit berücksichtigt.<br />
Weiterhin wurde festgestellt: Es sind nicht nur die AkteurInnen des Gesund-<br />
heitswesens wichtig für die KGBE, sondern auch jene aus dem (psy-<br />
63
Kapitel 5 – Ergebnisse<br />
cho)sozialen Bereich: Ihre Arbeit überschneidet sich verständlicherweise oft<br />
mit der des Gesundheitswesens, denn wenn soziale Aspekte bei der Krank-<br />
heitsentstehung eine Rolle spielen, müssen sie demgemäss auch bei der Ver-<br />
minderung von Defiziten berücksichtigt werden.<br />
Und: Als „externe“ DatenhalterInnen müssen auch die anderen innerstädti-<br />
schen Abteilungen und teilweise sogar die anderen Abteilungen des Gesund-<br />
heitsamtes angesehen werden. „Intern“ ist eigentlich nur, wo die KGBE selbst<br />
direkten Zugriff hat.<br />
Weiterhin gibt es übergeordnete DatenhalterInnen (z.B. Statistisches Lan-<br />
desamt, Krebsregister), die kommunale Daten haben, aber nicht zur Kommune<br />
gehören.<br />
Außerdem: Eine weitere Zielgruppenkategorie kann gebildet werden aus Ein-<br />
richtungen und Personen, die nicht mit der direkten Arbeit zu tun haben, aber<br />
beraten und unterstützen, wie z.B. KGBE-KollegInnen aus anderen Städten<br />
oder die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf.<br />
Last but absolut not least: Die Einbeziehung der Bevölkerung ist nicht damit<br />
erreicht, dass nur der Bericht vorgestellt und möglichst weit verbreitet wird. Es<br />
sollte darauf hingearbeitet werden, sie auch über „VertreterInnen“ wie z.B.<br />
Selbsthilfeorganisationen, PatienvertreterInnen etc. in den direkten Prozess der<br />
Definition von prioritären Gesundheitsproblemen und Handlungsempfehlun-<br />
gen mit einzubeziehen.<br />
64
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
6 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
In der vorliegenden Implementierungsevaluation konnte nachgezeichnet wer-<br />
den, dass die Einführung <strong>einer</strong> KGBE an einem kleinen Gesundheitsamt unter<br />
Beachtung bestimmter Grundsätze auch ohne gesetzliche Verpflichtung erfolg-<br />
reich sein kann. Hiermit wurde die Leitfrage der Arbeit positiv beantwortet<br />
und die aufgestellte Hypothese verifiziert.<br />
Verifizierungsbeweis durch Erfüllung der KGBE-Aufgaben<br />
Dass im Verlauf der wissenschaftlichen Begleitung die Aufgaben <strong>einer</strong> KGBE<br />
im Sinne von New Public Health in Kooperation mit kommunalen Gesund-<br />
heitsexpertInnen voll erfüllt wurden, lässt sich aus nachstehenden Resultaten<br />
ablesen:<br />
Durch einen „Runden Tisch Gesundheit“ mit AkteurInnen aus kommunalem<br />
Gesundheitsbereich, Verwaltung und Politik wurde eine Einigung auf prioritär<br />
zu behandelnde Bereiche städtischer Gesundheitsprobleme erzielt. Diese ver-<br />
schiedenen Bereiche wurden in der „AG Gesundheit“ und durch weitere the-<br />
menspezifische Runde Tische konkretisiert und mündeten nach <strong>einer</strong> gemein-<br />
samen Bearbeitung von Daten und der verschiedenen Themen in einen ersten<br />
Gesundheitsbericht. Die Vorstellung des Berichtes in der Öffentlichkeit wurde<br />
sowohl von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen als auch von Politik und<br />
Verwaltung mit Interesse wahrgenommen, von regionalen Medien zumindest<br />
in Teilen aufgegriffen und in die Öffentlichkeit getragen. Durch das Drängen<br />
der Politik auf Umsetzung bestimmter Handlungsempfehlungen aus dem Be-<br />
richt ist ersichtlich, dass die Thematik ernst genommen wurde. In der Folge<br />
wurde zum Thema Kindergesundheit eine Arbeitsgruppe aus VertreterInnen<br />
von Fachhochschule und Kommune gegründet, die mittlerweile mit AkteurIn-<br />
nen aus dem Gesundheitswesen im Sinne der Gesundheitsförderung ein kon-<br />
kretes Konzept zur Einsetzung psychomotorischer Förderung auf breiter Basis<br />
für Vor- und Grundschulkinder entworfen hat.<br />
65
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
Die an eine KGBE gestellte Forderung, in einem gemeinsamen kommunalen<br />
Prozess vorrangige Probleme zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu un-<br />
terbreiten, wurde in diesem Themenbereich am weitesten gehend umgesetzt.<br />
Schaffung der Voraussetzungen<br />
Die laut Hypothese für die Implementierung <strong>einer</strong> KGBE als notwendig erach-<br />
teten Voraussetzungen wurden während des Verankerungsprozesses geschaf-<br />
fen (s. S. 75). Sie zeigten sich als jede für sich bedeutsam, so dass keine entfal-<br />
len darf und sie insgesamt auch nicht nach <strong>einer</strong> bestimmten Rangfolge ge-<br />
wichtet werden könnten.<br />
Zielgruppen<br />
Die in der Hypothese als maßgeblich für das Gelingen <strong>einer</strong> KGBE definierten<br />
Schlüsselpersonen / -institutionen (s. S. 38) erwiesen sich als die richtigen.<br />
Implementierungsmethoden<br />
Die in der Implementierungsphase vorgenommenen Implementierungsmaß-<br />
nahmen sowohl zur Gewinnung wichtiger „Schlüsselpersonen“ aus Gesund-<br />
heitswesen, Politik und Verwaltung als auch zur Schaffung der für eine KGBE<br />
notwendigen Rahmenbedingungen) können als geeignet bezeichnet werden,<br />
denn schlussendlich konnte hiermit der Aufbau <strong>einer</strong> KGBE auf freiwilliger<br />
Basis realisiert werden.<br />
Zumindest die Einführung <strong>einer</strong> KGBE im örtlichen Gesundheitsamt war<br />
damit erfolgreich, und auch die Umsetzung wurde trotz schwieriger Bedingun-<br />
gen gewährleistet. Ob damit jedoch auch eine nachhaltige Etablierung der<br />
KGBE im Sinne <strong>einer</strong> dauerhaften Implementierung gelungen ist, bleibt abzu-<br />
warten.<br />
66
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
Vergleich mit Strukturen andernorts<br />
Ein Vergleich mit evaluierten Implementierungsprozessen aus anderen Städten<br />
kann an dieser Stelle nicht erfolgen, denn es sind keine weiteren derartigen<br />
Arbeiten bekannt.<br />
Wohl aber kann eine Gegenüberstellung der geschaffenen Strukturen mit de-<br />
nen in anderen Kommunen stattfinden:<br />
Die auf Good-Will-Basis geschaffenen Voraussetzungen zur KGBE entspre-<br />
chen in etwa denen in anderen Gemeinden mit gesetzlicher Vorgabe. Es gibt<br />
allerdings einen grundlegenden Unterschied.<br />
Im vorliegenden Fall entstand die KGBE isoliert im Gesundheitsamt. Verbin-<br />
dungen zu Politik, übriger Kommunalverwaltung und AkteurInnen des Ge-<br />
sundheitswesens waren nicht vorhanden.<br />
Wenn eine KGBE jedoch nicht institutionell in die Kommune eingebettet ist,<br />
hat dies entscheidende Nachteile.<br />
Es gelangen zwar die Kooperationen, die zur Erfüllung der KGBE-Aufgaben<br />
führten, sie können jedoch nicht als institutionalisiert betrachtet werden.<br />
KGBE kann auf Dauer nur dann erfolgreich sein, wenn Verwaltung und Poli-<br />
tik grundsätzlich hinter der KGBE stehen. Sonst besteht die Gefahr, dass bei<br />
divergierenden Meinungen bezüglich der Themen oder Maßnahmenumsetzun-<br />
gen die KGBE ohne die notwendige Unterstützung bleibt und ihre Arbeit ins<br />
Leere läuft bzw. Themen in der Gemeinde ignoriert werden.<br />
Wird die KGBE allein aus der Verwaltung heraus veranlasst, benötigt nicht nur<br />
jeder Bericht eine neue Initiierung mit allem dazugehörenden Aufwand. Es<br />
besteht auch die Möglichkeit, dass die Verwaltung infolge eigener Interessen<br />
nicht neutral bleiben kann. Dies wiederum kann zu Differenzen und Unstim-<br />
migkeiten mit den anderen AkteurInnen und deren Interessen führen, die nicht<br />
konstruktiv gelöst werden können, wenn eine Verpflichtung zur Zusammenar-<br />
beit nicht verbindlich geregelt ist. Eine rationale KGBE wird dann verhindert.<br />
Um diesen Schwierigkeiten vorzubeugen, wurde z.B. in Nordrhein-Westfalen<br />
im Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst neben der Aufgabe der<br />
KGBE die <strong>Einrichtung</strong> der kommunalen Gesundheitskonferenz festgelegt,<br />
67
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
die alle AkteurInnen des Gesundheitswesens von vornherein mit einbindet.<br />
Durch eine gemeinsam verabschiedete Geschäftsordnung verpflichten sich alle<br />
TeilnehmerInnen zur Zusammenarbeit und zur Unterstützung der KGBE (z.B.<br />
<strong>Stadt</strong> Köln 2005).<br />
In der vorliegenden Untersuchung konnte die Erfüllung der KGBE-Aufgaben<br />
nur dadurch gelingen, dass die KGBE gleichzeitig mit ihrem eigentlichen Auf-<br />
trag die Aufgaben der Geschäftsführung <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz erfüllt<br />
hat. Dies bedeutet neben der ernormen zusätzlichen Arbeitsbelastung, dass<br />
auch die gesamte Verantwortung für die Themenbearbeitung, die Maßnah-<br />
menbennenung und -umsetzung bei der KGBE bleibt. Darüber hinaus muss<br />
sowohl bei der Bearbeitung der Themen als auch bei der Umsetzung der<br />
Handlungsempfehlungen immer wieder um Kooperation geworben werden, da<br />
es sich nicht um eine gemeinsame Entscheidung Verantwortlicher handelt.<br />
Der Auftrag der KGBE ist jedoch ein anderer:<br />
In Düsseldorf z. B. wird die KGBE in erster Linie als Datenlieferantin gese-<br />
hen, die Entscheidungen werden in Gesundheitskonferenz und Politik gefällt<br />
(Landeshauptstadt Düsseldorf 2005). Auch im Bodenseekreis liefert die KGBE<br />
die Datenbasis für die Gesundheitsplanung der Politik, in der die Gesundheits-<br />
konferenz ein wichtiges Planungsgremium ist (Bodenseekreis 2005).<br />
Der Rheinkreis Neuss sieht die KGBE als wichtiges Instrument für die Arbeit<br />
der Gesundheitskonferenz, indem sie Daten für die Themen liefert, Hand-<br />
lungsanforderungen beschreibt, Fakten transparent macht und Aussagen über<br />
das Erreichen von Zielen liefert (Rumpeltin 2005). Ebenso dienen in der <strong>Stadt</strong><br />
Herne Gesundheitsberichte der Vorbereitung der Gesundheitskonferenzen<br />
(<strong>Stadt</strong> Herne 2005).<br />
In Essen bearbeiten Arbeitsgruppen der Gesundheitskonferenz Schwerpunkt-<br />
themen, über die dann ein Gesundheitsbericht entsteht (<strong>Stadt</strong> Essen 2005).<br />
Durch die verschiedenen Beispiele wird deutlich, dass es die Aufgabe der<br />
KGBE ist, die Daten zu liefern, nicht jedoch, die Koordinierungen zu über-<br />
68
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
nehmen und Kooperationen zu initiieren. Die Gesundheitskonferenz ist das<br />
Forum innerhalb der Gemeinde, in dem die öffentlichen Diskussionen zu<br />
Problemen im Gesundheitsbereich stattfinden und in dem Vernetzung und<br />
Gewinnung von Multiplikatoren erfolgen. Hier findet die fortgesetzte Zusam-<br />
menarbeit aller an der KGBE Beteiligten statt, die von der Problemdefinition<br />
über die Bearbeitung bis hin zu Handlungsempfehlungen reicht. Die Gesund-<br />
heitskonferenz ermöglicht auch die Beteiligung der NutzerInnen des gesund-<br />
heitlichen Versorgungssystems (Brandenburg & Winkler 2005).<br />
Nur wenn Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitskonferenz als die<br />
beiden Instrumente kommunaler Gesundheitsplanung miteinander verknüpft<br />
werden, kann m.E. eine neutrale, von <strong>einer</strong> breiten Basis getragene KGBE<br />
stattfinden.<br />
Dieses Gefüge beinhaltet dann überdies ein innovatives Potential und hat er-<br />
folgsversprechende Aussichten, die gemeinsam festgestellten Strukturen, Prob-<br />
leme und Ressourcen der kommunalen Versorgungs- und Präventionsstruktur<br />
in der zukünftigen Gesundheits- und Sozialplanung der Kommune zu berück-<br />
sichtigen und die Handlungsrelevanz der KGBE sicherzustellen (Brandenburg<br />
& Winkler 2005).<br />
Kritik der Methode<br />
Die Methode der Evaluation war gut geeignet für die Bewertung des Imple-<br />
mentierungsprozesses. Der Schlüssel hierbei war die sehr sorgfältig durchge-<br />
führte Dokumentation aller Maßnahmen und Ereignisse.<br />
Nichtsdestotrotz gab es Probleme, allerdings eher durch das Projektdesign:<br />
So lag eine besondere Schwierigkeit der wissenschaftlichen Begleitung in der<br />
Personalunion von Gesundheitsberichterstatterin und Evaluierender, was im-<br />
mer wieder zu Rollenkonfusionen führte, deren Entwirrung viel Zeit und E-<br />
nergie kostete. Die Evaluation durch eine außenstehende Person durchführen<br />
zu lassen, würde diese Schwierigkeit vermeiden.<br />
69
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
Ein weiteres Problem ergab sich daraus, dass die Studie nicht im Team durch-<br />
geführt wurde. Hierdurch fehlten Austausch und Diskussion sowie Interesse<br />
an der Thematik und Anregungen durch andere KollegInnen, was m. E. nicht<br />
durch den Vorteil aufgewogen wurde, dass es nicht nötig war, um Kooperati-<br />
onen zu werben, Termine abzusprechen und Differenzen auszutragen, sondern<br />
im Gegenteil selbständig entschieden und agiert werden konnte.<br />
Die zu Beginn der Studie geplante Aufgabenmenge war unrealistisch. Von ei-<br />
ner umfassenden Auswertung der Umfrage zur KGBE, die in die Evaluation<br />
einfließen und nach 12 Monaten wiederholt werden sollte, musste Abstand<br />
genommen werden.<br />
Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen<br />
Bei Ende der wissenschaftlichen Begleitung war der Regelkreis der KGBE<br />
einmal erfüllt.<br />
Um im nächsten „Durchgang“ auf dem Wege zum zweiten Bericht die oben<br />
genannten Hindernisse zu vermeiden und auch zielstrebiger und energiespa-<br />
render vorgehen zu können, ist m. E. die <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> Gesundheitskonfe-<br />
renz unumgänglich. Hierzu müsste im ersten Schritt die Kommunalpolitik ih-<br />
ren Willen zur KGBE kundtun. Bei einem positiven Entscheid würde eine<br />
Umwandlung der jetzigen KGBE-Strukturen von einem vorläufigen und insta-<br />
bilen Gefüge in ein institutionalisiertes kommunales Instrumentarium Gesund-<br />
heitsplanung stattfinden, das durch feste Einbindung der wichtigsten kommu-<br />
nalen AkteurInnen reale Chancen hat, auch auf Dauer zu funktionieren. Es<br />
wären außerdem in einem Zuge die verschiedenen zur Aufgabenerfüllung der<br />
KGBE notwendigen Bedingungen geschaffen, und eine für einen neuen Be-<br />
richt wiederum notwendige langwierige Kooperationen-Aufbauphase könnte<br />
wesentlich verkürzt werden.<br />
70
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
Daneben wäre es wichtig, die Rahmenbedingungen der Personalstelle ange-<br />
messen zu gestalten:<br />
Die Person, die für die KGBE verantwortlich ist, sollte, um der Bedeutung der<br />
KGBE Rechnung zu tragen, in der Hierarchie des Gesundheitsamtes möglichst<br />
hoch angesiedelt sein (Akademie f. öffentliches Gesundheitswesen 1998).<br />
Die Stelle sollte<br />
• möglichst eine Planstelle sein<br />
• eine gute Position in der Hierarchie haben (ab BAT III +)<br />
• möglichst ausschließlich für KGBE zuständig sein<br />
• über ausreichende Sachmittel verfügen (EDV, eigenes Budget etc.).<br />
Eine Ansiedlung der KGBE als Stabsstelle mit mehr Befugnissen und einem<br />
eigenen Etat wäre eine sehr gut geeignete Konstruktion.<br />
Die Qualität <strong>einer</strong> KGBE steht und fällt mit der Qualität der verfügbaren Da-<br />
ten. Neben dem Wecken eines „Bewusstseins“ für die Wichtigkeit der von der<br />
KGBE zu verwertenden Daten ist darauf hinzuwirken, dass möglichst frühzei-<br />
tig die Qualität der für eine KGBE später benötigten Daten gesichert wird.<br />
Hierzu kann neben der immer noch nicht überall obligatorischen Dokumenta-<br />
tion im PC eventuell auch die rechzeitige Einbindung der kommunalen EDV-<br />
Abteilung gehören, um zumindest innerhalb der Verwaltung eine weitestge-<br />
hende Kompatibilität der Software der verschiedenen Abteilungen zu gewähr-<br />
leisten.<br />
Ausblick<br />
Seit Jahren wird kritisiert, dass es unzureichende Daten zu Gesundheit und<br />
Krankheit gibt und die vorhandenen amtlichen Statistiken aufgrund ihres nega-<br />
tiven Images als r<strong>einer</strong> bürokratischer Aufwand eine sehr schlechte Qualität<br />
haben (z.B. Todesursachen- und Krankenhausdiagnosestatistiken). Hier fehlt in<br />
71
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
Deutschland ein Qualitätssicherungssystem, in das die Gesundheitsbehörden-<br />
und -einrichtungen einbezogen sind, was u.a. beispielsweise dazu führt, dass<br />
innerhalb der Europäischen Union Deutschland bei der Lieferung von Ge-<br />
sundheitsdaten und deren Qualität zum letzten Drittel gehört (Bardehle 2001).<br />
Ohne gute Daten kann es jedoch keine rationale Planung, ohne Planung keine<br />
Möglichkeit zur Aufrechterhaltung <strong>einer</strong> angemessenen Gesundheits-<br />
versorgung geben, besonders angesichts der heutigen knappen finanziellen<br />
Mittel.<br />
Hier kann die KGBE eine Menge leisten. Wurde sie bislang durch klassische<br />
Top-Down-Prozesse eingerichtet, in erster Linie gegründet auf Konzepte der<br />
WHO, die sich (zum Teil) über die Landesgesetze in den Kommunen nieder-<br />
schlugen, besteht nun die Chance, dass sich aufgrund des bereits begonnenen<br />
Rückzug des Staates aus dem Gesundheitsbereich notwendigerweise kommu-<br />
nale Strategien zum Ausgleich der andauernden und sich verstärkenden Ratio-<br />
nierungsmaßnahmen im Gesundheitsbereich entwickeln. Da Steuerung Infor-<br />
mationen braucht, könnte dies gleichzeitig einen Bottom-Up-Prozess für die<br />
Gesundheitsberichterstattung bedeuten mit dem Ergebnis, dass auch auf Lan-<br />
des- und Bundesebene verlässlichere und aussagekräftigere Daten zur Verfü-<br />
gung stehen und die Gesundheitsdatenlage in der BR Deutschland verbessert<br />
wäre.<br />
Dazu ist allerdings eine flächendeckende Verankerung von KGBE notwendig.<br />
In diesem Sinne soll die vorliegende Evaluation andere (niedersächsische) Ge-<br />
meinden dazu ermutigen, aus gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Ü-<br />
berlegungen heraus, auch ohne gesetzliche Grundlage (bzw. nicht nur deswe-<br />
gen) eine eigene KGBE einzurichten. Die erzielten Ergebnisse legen nahe, dass<br />
sich der aufgezeigte Implementierungsprozess auf andere Gesundheitsämter<br />
übertragen lässt, wenn es den jeweiligen Kommunen gelingt, die hier aufgezeig-<br />
ten Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
72
Kapitel 6 – Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
Kommunale Planung im Sinne von Gesundheitsberichterstattung kombiniert<br />
mit <strong>einer</strong> Gesundheitskonferenz ist sicherlich nicht in der Lage, alle Probleme<br />
im Gesundheitswesen zu lösen. Sie kann aber eine wirkungsvolle Ergänzung<br />
und Erweiterung der vorhandenen Steuerungsinstrumente sein und sich be-<br />
sonders regional, aber auch überregional und sogar global auswirken. Wenn in<br />
der kommunalen Planung bei Entscheidungen immer auch die Gesundheit der<br />
Bevölkerung Berücksichtigung findet und die eigenen Planungen stärker im<br />
Zusammenhang mit einem regionalen Gesamtinteresse gesehen werden, dürf-<br />
ten Effizienz und Effektivität des Gesundheitssystems erheblich erhöht und<br />
die Gesundheit der Bevölkerung langfristig erheblich verbessert werden.<br />
73
7 Anhang<br />
Inhalt<br />
Kapitel 7 – Anhang<br />
� Ausklappleiste: „Voraussetzungen zum Aufbau <strong>einer</strong> freiwilligen<br />
KGBE“<br />
� „Informationshandzettel zur KGBE“<br />
� „Einladung zum Runden Tisch Gesundheit“<br />
� „Einladungsliste Runder Tisch Gesundheit“<br />
� „Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsberichterstattung“<br />
� „Anschreiben zum Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsbericht-<br />
erstattung“<br />
� „Adressenliste Fragebogen“<br />
� „Inhaltsverzeichnis des Gesundheitsberichtes“<br />
� „AdressatInnenliste des Gesundheitsberichtes“<br />
74
75<br />
Kapitel 7 – Anhang<br />
Voraussetzungen zum Aufbau <strong>einer</strong> freiwilligen KGBE<br />
I. Aktive Identifikation der Amtsleitung mit der Aufgabe der KGBE<br />
II. Verständnis und Interesse für KGBE innerhalb des Amtes<br />
III. Akzeptanz in der Kommune<br />
IV. Beteiligung der kommunalen AkteurInnen des Gesundheitswesens<br />
V. Unterstützung der KGBE durch andere <strong>Einrichtung</strong>en (hier z.B. Fach-<br />
hochschule)<br />
VI. Berücksichtigung der unterschiedlichen Aspekte und Wünsche<br />
VII. ausreichende Qualifikation der mit der KGBE betrauten Person(en)<br />
VIII. Einführung formaler Abläufe (Sitzungen, Protokolle, Verteiler).
„Informationshandzettel zur KGBE“<br />
Kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />
„Das Grundproblem der Gesundheitspolitik besteht nicht darin, zu wenig Mittel zur Verfügung<br />
zu haben, sondern darin, die richtigen gesundheitspolitischen Prioritäten zu setzen und die Rahmenbedingungen<br />
in den einzelnen Leistungsbereichen so zu gestalten, dass die medizinischen<br />
Leistungen effektiv und effizient erbracht und sparsam nachgefragt werden.“<br />
„Die gegenwärtig in der BRD verfügbaren Datengrundlagen reichen für umfassende gesicherte<br />
Aussagen über die gegenwärtige Situation und zukünftige Entwicklung nicht aus.“<br />
(aus: Große Anfrage zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, Bundestag 1985)<br />
Was heißt Gesundheitsberichterstattung?<br />
Gesundheitsberichterstattung (GBE) informiert über die gesundheitliche Lage, gesundheitliche<br />
Risiken und die gesundheitliche Versorgung <strong>einer</strong> Bevölkerung. GBE analysiert die bestehende<br />
Situation fragen- und problemgeleitet aus vornehmlich vorhandenen Daten, stellt sie zielgruppenorientiert<br />
aufbereitet dar und leitet gesundheitspolitischen Handlungsbedarf ab. Damit bildet<br />
sie Grundlage und Ausgangspunkt des gesundheitspolitischen Regelkreises. Doch auch der weitere<br />
Gang der Gesundheitspolitik: Ableitung von Strategien und Maßnahmen sowie deren Umsetzung<br />
wird durch Gesundheitsberichterstattung begleitet. Mit der Bewertung des Erfolgs gesundheitspolitischer<br />
Maßnahmen (Evaluation) innerhalb der GBE schließt sich der Kreis<br />
Allgemeine Zielsetzung der GBE<br />
Ziel der GBE ist es, die Gesundheit der Bevölkerung zum Gegenstand öffentlichen Interesses in<br />
der Kommune zu machen und zum Gegenstand von kollektiv bindenden Prioritätensetzungen<br />
für alle beteiligten Akteure.<br />
Schritte der Gesundheitsplanung<br />
Almut Bungenstock<br />
Gesundheitsamt <strong>Emden</strong><br />
1. Bestandsaufnahme gesundheitsbezogener Probleme<br />
2. Analyse der Defizite und Festlegung von Prioritäten<br />
3. Planung gesundheitsfördernder Maßnahmen: Auswahl gemäß Prioritäten und Interessenlage<br />
4. Implementation (Umsetzung) der Maßnahmen: Anfangsbündel gemäß Realisierbarkeit<br />
5. Verlaufsbeobachtung<br />
6. Analyse/Bewertung : Effektivität und Effizienz<br />
7. Planung von Veränderung der Maßnahme: Neugestaltung gemäß Evaluation<br />
8. Durchführung der Maßnahmen: Erweiterung, Modifikation<br />
<strong>Emden</strong>, 12.03.2002
Kapitel 7 – Anhang<br />
„Einladung zum Runden Tisch Gesundheit“<br />
Sehr geehrte/r Herr /Frau Name,<br />
die <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> bereitet seit kurzem eine kommunale Gesundheitsberichterstattung vor. Hierzu<br />
gibt es bereits eine Arbeitsgruppe, z.Zt. bestehend aus Mitarbeitern des Gesundheitsamtes und<br />
der Fachhochschule OOW, Fachbereich Sozialwesen / Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften.<br />
In der Gesundheitsberichterstattung (GBE) geht es um die Identifizierung lokaler gesundheitsbezogener<br />
Probleme, die Angemessenheit der bestehenden Versorgungslandschaft und die Bestimmung<br />
prioritärer Handlungsziele.<br />
<strong>Emden</strong> liegt mit der <strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> GBE im allgemeinen Trend der Entwicklung, dass Städte<br />
immer häufiger auf GBE zurückgreifen, um in der kommunalen Gesundheitspolitik rationale<br />
Entscheidungsgrundlagen für gesundheitspolitischen Handlungsbedarf zu nutzen.<br />
Die Bestimmung der regionalen Gesundheitsziele sollte durch disziplinübergreifende Kooperation<br />
gestaltet werden, um so von Beginn an die verschiedenen Sichtweisen zu berücksichtigen und<br />
Synergieeffekt zu nutzen.<br />
Wir möchten Sie und andere Experten und Expertinnen des Gesundheitssektors deshalb gern<br />
zur Diskussion über die Situation in <strong>Emden</strong>, die vorhandenen Interessen, Möglichkeiten und<br />
Kooperationen einladen und würden uns freuen, wenn wir Sie im Kreise der Interessierten begrüßen<br />
dürfen.<br />
Vorgesehener Termin ist:<br />
Mittwoch, der 29.05.02 von 14.30 bis 16.00 Uhr im Präsentationsraum des Rathauses.<br />
Vorläufige Tagesordnungspunkte:<br />
TOP 1 Vorstellungsrunde<br />
TOP 2 Vorstellung der kommunalen GBE und Diskussion<br />
TOP 3 Gemeinsame Definition von kurz- und langfristigen Zielen und Schritten<br />
TOP 4 Termine<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
(Leiter des Gesundheitsamtes) (Gesundheitsberichterstattung)<br />
Anlage: Verteilerliste<br />
77
„Einladungsliste Runder Tisch Gesundheit“<br />
Kapitel 7 – Anhang<br />
TeilnehmerIn <strong>Einrichtung</strong><br />
1 Verwaltungsleiter Krankenhaus<br />
2 Oberbürgermeister <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong><br />
3 Gesundheitsberichterstattung Gesundheitsamt<br />
4 Leiter Gesundheitsamt<br />
5 Geschäftsführer Paritätischer Wohlfahrtsverb.<br />
6 Geschäftsstellenleiter BKK VW<br />
7 1. Vorsitzender Arbeiterwohlfahrt<br />
8 Geschäftsführer Caritas-Verband<br />
9 Amtsarzt benachbarter Landkreis<br />
10 Leiter der Geschäftsstelle Rotes Kreuz<br />
11 Regionaldirektor AOK<br />
12 Vorsitzender Ärztekammer<br />
13 ärztlicher Direktor Krankenhaus<br />
14 Professorin Fachhochschule<br />
15 Ärztin Gesundheitsamt<br />
16 Vorsitzender Ärzteverein<br />
17 stellvertr. Verwaltungsleiter Krankenhaus<br />
18 Rentamtsleiter Ev.-ref. Kirche<br />
19 Geschäftsführer Sozialpsychiatrischer Verbund<br />
20 Geschäftsführer KV<br />
21 Professor Fachhochschule<br />
22 Professor Fachhochschule<br />
23 Geschäftsstellenleiter DAK<br />
24 Leiter der Psychiatrischen Klinik Krankenhaus<br />
25 Superintendent Ev.-luth. Kirche<br />
26 Ärztin Gesundheitsamt<br />
27 Vorsitzender Ärzteverein<br />
78
„Fragebogen zur <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitsberichterstattung“<br />
Fragebogen<br />
zur<br />
kommunalen Gesundheitsberichterstattung<br />
I. Allgemeine Fragen zur Person:<br />
1. Geschlecht: � w � m Alter: ______________Jahre<br />
2. Ich bin __________________________________________________________________<br />
(bitte Berufsbezeichnung eintragen)<br />
3. Ich arbeite als____________________________________________________________<br />
(bitte ausgeübte Tätigkeit eintragen, falls sie sich von Berufbezeichnung unterscheidet)<br />
4. Ich arbeite im Bereich______________________________________________________<br />
(bitte Zugehörigkeit des Arbeitsbereiches eintragen, z.B. Gesundheit, öffentliche Sicherheit, ...)<br />
5. Ich arbeite in diesem Bereich seit ___________ Jahren<br />
II. Fragen zur kommunalen Gesundheitsberichterstattung:<br />
1. Ich habe schon von kommunaler Gesundheitsberichterstattung gehört (bitte geben Sie an,<br />
woher Sie Ihre Informationen haben)<br />
� Ja, und zwar ________________________________________________________<br />
____________________________________________________________________<br />
� Nein<br />
Fragebogennummer: (bitte nichts eintragen)<br />
2. Ich glaube, dass kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />
(bitte kreuzen Sie auf der Skala den zutreffenden vollen Wert an<br />
überflüssig ist sinnvoll ist<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Kapitel 7 – Anhang<br />
3. Worin würden Sie den Nutzen <strong>einer</strong> kommunalen Gesundheitsberichterstattung sehen?<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
mehr Koordination der vorhandenen Gesundheitsangebote<br />
mehr Kooperationen der <strong>Einrichtung</strong>en des Gesundheitswesens<br />
gemeinsame bereichsübergreifende Planungen (z.B. ambulant und stationär)<br />
Qualitätskontrolle<br />
Lösungen für Problemfelder, die isoliert betrachtet nicht lösbar sind<br />
Verbesserungen der Gesundheit der Emder Bürgerinnen und Bürger<br />
Verbesserungen in der Versorgung der Emder Bürgerinnen und Bürger<br />
rationalere Entscheidungen der Gesundheitspolitik auf der Grundlage fundierter Daten<br />
mehr Einflussnahme auf gesundheitspolitische Entscheidungen durch Zusammenschluss<br />
Interessierter<br />
bessere Absprachen zwischen Fachleuten<br />
verbesserte Planung im Gesundheitsbereich<br />
bessere Beurteilung durch Vergleichbarkeit der Emder Daten mit denen anderer Kommunen<br />
Auswertung bisher ungenutzter Daten<br />
bessere Planungs- und Umsetzungsmöglichkeiten durch fundierte Datengrundlagen<br />
4. Wo sehen Sie noch weitere Vor- oder Nachteile der GBE?<br />
________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________<br />
5. Welche Themenschwerpunkte interessieren Sie besonders?<br />
• _____________________________________________________________________<br />
• _____________________________________________________________________<br />
• _____________________________________________________________________<br />
6. Es haben sich bereits Arbeitsgruppen der kommunalen Gesundheitsberichterstattung<br />
gebildet. Eine Mitwirkungsmöglichkeit würde ich begrüßen<br />
� Ja<br />
� nein<br />
� kann ich jetzt nicht beurteilen<br />
! Vielen Dank für Ihre Mitarbeit !<br />
<strong>Emden</strong>, 04.02.03<br />
80
„Anschreiben Umfrage zur KGBE“<br />
«Anrede»<br />
«Name»<br />
«Position»<br />
«Firma»<br />
«Adresse1»<br />
«Postleitzahl»«Ort»<br />
Sehr geehrter Herr«Name»,<br />
<strong>Emden</strong>, 29.01.2003<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> richtet eine kommunale Gesundheitsberichterstattung ein. Der erste Gesundheitsbericht<br />
erscheint bereits in diesem Jahr.<br />
Die kommunale Gesundheitsberichterstattung (GBE) soll grundsätzlich dazu beitragen, die Gesundheit<br />
der Emder Bevölkerung zu verbessern.<br />
Nach dem Motto „Daten für Taten“ werden hierzu (bereits vorhandene) Informationen zur Gesundheit<br />
ausgewertet, um besondere Gesundheitsrisiken und -probleme sichtbar zu machen. Nach der näheren<br />
Beschäftigung mit als vorrangig bewerteten Gesundheitsthemen werden Maßnahmen die der Verbesserung<br />
von Gesundheits- und Versorgungsproblemen in der Bevölkerung dienen, erarbeitet. Diese Vorschläge<br />
liefern rationale Grundlagen für kommunale gesundheitspolitische Entscheidungen.<br />
Über fortgeschriebene Berichte zu Gesundheitsthemen der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> hinaus, gehören auch regelmäßige<br />
und umfassende Kooperationen, der Austausch von Informationen, Daten und fachlichen Kompetenzen<br />
sowie die Abstimmung von Bewertungen und gegebenenfalls die Vereinbarung entsprechender Handlungsschritte<br />
mit Fachleuten aus dem kommunalen Gesundheitssektor zur Gesundheitsberichterstattung.<br />
Um die Effektivität des Aufbaus der kommunalen Gesundheitsberichterstattung zu überprüfen, verschicken<br />
wir den beiliegenden Fragebogen an Mitglieder aus Politik, Verwaltung und Gesundheitswesen. Seine<br />
Analyse soll zur weiteren Ausformung der Gesundheitsberichterstattung beitragen.<br />
Wir möchten auch Sie um die Beantwortung der folgenden Fragen und Rücksendung des Bogens bis Mitte<br />
März 2003 per Hauspost oder beiliegendem Rückumschlag bitten.<br />
Ihre Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt.<br />
Gerne senden wir Ihnen bei Bedarf mehr Informationen über die GBE und diese Erhebung zu.<br />
Mit herzlichem Dank und freundlichen Grüßen<br />
Im Auftrag<br />
XXXX Dr. XXXX<br />
Gesundheitsamt <strong>Emden</strong><br />
Am Alten Binnenhafen 2<br />
26721 <strong>Emden</strong><br />
(Gesundheitsberichterstattung) (Leiter des Gesundheitsamtes)<br />
Auskunft erteilt:<br />
Almut Bungenstock<br />
Gesundheitsberichterstattung
„Adressenliste Umfrage“<br />
Kapitel 7 – Anhang<br />
<strong>Stadt</strong>rat: alle 42 Mitglieder des Rates der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung:<br />
• FachbereichsleiterInnen<br />
• FachdienstleiterIn Gesundheit und Soziales /Schule und Sport:<br />
• FachdienstleiterIn Schule und Sport:<br />
Stabsstellen:<br />
• Frauenbeauftragte<br />
• Sozialplanung<br />
Gesundheitssektor<br />
die Leiter der 4 größten Krankenkassen:<br />
Krankenhaus:<br />
• Ärztlicher Direktor<br />
• Verwaltungsdirektor<br />
• stellvertr. Verwaltungsdirektor<br />
• Chefarzt d. Unfall- und Wiederherstellungschirurgie<br />
Wohlfahrtsverbände und Kirchen als Träger von Hilfen in den Bereichen Gesundheit/<br />
Soziales<br />
Geschäftsführer Paritätischer Wohlfahrtsverband<br />
1. Vorsitzender Arbeiterwohlfahrt<br />
Geschäftsführer Caritas-Verband<br />
Mitglied des Vorstandes Deutsches Rotes Kreuz<br />
Leiter des Rentamtes Ev.-ref. Kirche<br />
Superintendent Ev.-luth. Kirche<br />
Ev. Familienbildungsstätte<br />
Volkshochschule <strong>Emden</strong><br />
Fachhochschule (aus dem Gesundheitssektor)<br />
3 ProfessorInnen FB Sozialwesen/ Public Health<br />
Präventionsrat (Mitarbeiter sind auch Multiplikatoren für Gesundheitsthemen)<br />
• Vorstand Präventionsrat<br />
• Geschäftsführer<br />
• AK Schule und Jugendhilfe<br />
• AK Resozialisierung<br />
• AK gegen Gewalt<br />
• AG Sucht<br />
82
• AK Jugendkriminalität<br />
Kapitel 7 – Anhang<br />
weitere Akteure aus Gesundheits- und Sozialssektor<br />
ÄrztInnen des Gesundheitsamtes<br />
Geschäftsführer IHK<br />
Betreuungsstelle<br />
Vorsitzender des Ärztevereins<br />
Betriebsarzt Thyssen<br />
Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Verbundes<br />
Jugendschutz<br />
Ärzte für Neurologie und Psychiatrie<br />
Vorsitzender <strong>Stadt</strong>sportbund<br />
Betriebsarzt Volkswagenwerk<br />
Leiter Rettungsdienst<br />
83
Kapitel 7 – Anhang<br />
„Inhaltsverzeichnis des Gesundheitsberichtes“<br />
Inhalt<br />
Grußwort<br />
Vorwort<br />
Seite<br />
1 Einleitung ..................................................................................................................... 6<br />
1.1 Was hat dieser Bericht mit Gesundheit zu tun? ................................................... 6<br />
1.2 Was steht in diesem Bericht? .................................................................................. 8<br />
1.3 „Geschichte“ der Gesundheitsberichterstattung (GBE) in <strong>Emden</strong> .................. 11<br />
2 Zusammenfassung .................................................................................................... 14<br />
3 Kl<strong>einer</strong> soziodemografischer Überblick ................................................................. 17<br />
3.1 Bevölkerungsentwicklung in <strong>Emden</strong> .................................................................... 17<br />
3.1.1 Einwohnerzahlen .................................................................................................. 17<br />
3.1.2 Bevölkerungsentwicklung .................................................................................... 17<br />
3.1.3 Wanderungsbewegungen ...................................................................................... 18<br />
3.1.4 Geburten und Sterbefälle ...................................................................................... 19<br />
3.1.5 Prognose Bevölkerungsentwicklung ..................................................................... 19<br />
3.1.6 Bevölkerungspyramide ......................................................................................... 20<br />
4 Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am HSK ............................................... 22<br />
5 Medizinische Basisversorgung für wohnungslose Menschen in <strong>Emden</strong> .............. 29<br />
5.1 Soziale Ungleichheit wirkt sich auf die Gesundheit aus ..................................... 29<br />
5.2 Wann gilt man in Deutschland als arm ............................................................... 30<br />
5.3 Wer ist von Armut betroffen ................................................................................ 31<br />
5.4 Gibt es Arme in <strong>Emden</strong>? – Zur sozialen Lage in <strong>Emden</strong> ................................... 32<br />
5.4.1 Sozialdaten ............................................................................................................ 32<br />
5.5 Wohnungslosigkeit als Ausdruck echter Armut ................................................. 35<br />
5.5.1 Wohnungslosigkeit in Deutschland ...................................................................... 35<br />
5.5.2 Wohnungslosigkeit in <strong>Emden</strong> ............................................................................... 37<br />
5.5.3 Emder Daten ......................................................................................................... 38<br />
5.6 Wohnungslosigkeit und Gesundheit ......................................................................40<br />
5.6.1 Sterbestatistik des Emder Tagesaufenthaltes ........................................................ 40<br />
5.7 Projekt medizinische Basisversorgung wohnungsloser Menschen ................... 43<br />
6 Gesundheitsförderung für Kinder im Grundschulalter ........................................ 47<br />
6.1 Einschulungsuntersuchungen ............................................................................... 47<br />
6.1.1 Gesetzliche Grundlagen ........................................................................................ 47<br />
6.1.2 Was sind Einschulungsuntersuchungen und warum sind sie so wichtig? ............ 47<br />
6.1.3 Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen 2002 .............................................. 48<br />
6.1.3.1 Vorsorgeuntersuchungen ................................................................................... 49<br />
84
Kapitel 7 – Anhang<br />
6.1.3.2 Impfungen .......................................................................................................... 49<br />
6.1.3.3 Sehschwächen und Hörminderungen ................................................................. 52<br />
6.1.3.4 Haltungsschwäche und Übergewicht ................................................................. 53<br />
6.1.3.5 Grob- und Feinmotorik ...................................................................................... 55<br />
6.1.3.6 Kompensatorischer Sport ................................................................................... 59<br />
6.1.3.7 Verhaltensauffälligkeiten ................................................................................... 60<br />
6.1.3.8 Sprachauffälligkeiten ......................................................................................... 63<br />
6.1.4 Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchungen ....... 68<br />
6.1.5 Kariesprophylaxe .................................................................................................. 70<br />
6.2 Psychomotorikprojekt - Bewegungsförderung für Grundschulkinder ............ 72<br />
6.2.1 Warum psychomotorische Förderung wichtig ist !? ............................................. 72<br />
6.2.2 Das Pilotprojekt .................................................................................................... 73<br />
7 Klasse 2000 – Projekt für Suchtprävention ............................................................ 76<br />
7.1 Gesundheitsförderungsprojekt „Klasse 2000“ .................................................... 77<br />
7.2 „Klasse 2000“ in <strong>Emden</strong> ........................................................................................ 78<br />
8 Schlusswort ................................................................................................................ 83<br />
9 Anhang ....................................................................................................................... 84<br />
9.1 „Ostfriesen ärmer als andere“, Artikel in der Ostfriesenzeitung vom 11. 02.<br />
2003 ............................................................................................................................... 85<br />
9.2 Tabellen ................................................................................................................... 85<br />
9.2.1 Sprachförderunterricht für sprachauffällige Kinder an Emder Grundschulen ...... 85<br />
9.2.2 Förderunterricht „deutsche Sprache“ für Aussiedler- und ausländische Kinder<br />
........................................................................................................................................ 86<br />
9.3 Schreiben des Gesundheitsamtes .......................................................................... 87<br />
9.3.1 Information für Kindergärten / Kindertagesstätten / Lehrerinformation .............. 87<br />
9.3.2 Elterninformation ...................................................................................................87<br />
9.4 Was können Eltern tun um Sucht vorzubeugen? ............................................... 88<br />
9.4.1 7 Regeln gegen Sucht ........................................................................................... 89<br />
9.4.2 Prävention im erzieherischen Alltag ..................................................................... 96<br />
9.5 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen ........................................................ 97<br />
9.5.1 Tabellen ................................................................................................................ 97<br />
9.5.2 Abbildungen .......................................................................................................... 97<br />
9.6 Literaturverzeichnis .............................................................................................. 98<br />
85
Kapitel 7 – Anhang<br />
„AdressatInnenliste des Gesundheitsberichtes“<br />
AK gegen Gewalt<br />
AK Jugendkriminalität<br />
AK Resozialisierung<br />
AK Schule und Jugendhilfe<br />
AK Sucht<br />
alle Ratsfrauen und -herren<br />
alle niedergelassenen Kinderärzte<br />
Amtsarzt<br />
ÄrztInnen und MitarbeiterInnen im Gesundheitsamt<br />
Ärztlicher Direktor, städtisches Krankenhaus<br />
Betreuungsstelle<br />
Betriebsarzt, Industrie<br />
Chefarzt d. Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, städtisches Krankenhaus<br />
Chefarzt der Neurologie<br />
Dekanin Fachbereich Sozialwesen, Fachhochschule<br />
Deutscher Rotes Kreuz<br />
Ev. Familienbildungsstätte<br />
Fachberater f. Hör- und Sprachgeschädigte d. Nds. Landesamtes f. zentrale soziale<br />
Aufgaben<br />
Fachbereichsleitung FB 200<br />
Fachbereichsleitung FB 300<br />
Fachbereichsleitung FB 400<br />
Fachbereichsleitung FB 500<br />
Fachbereichsleitung FB 600<br />
Fachdienstleitung Bes. Hilfen<br />
Fachdienstleitung FB Jugendhilfe<br />
Fachdienstleitung FB Wohnen<br />
Fachdienstleitung HLU<br />
Fachdienstleitung Jugendförderung<br />
Fachdienstleitung Schule und Sport<br />
Fachdienstleitung Sozialer Dienst<br />
Fachdienstleitung Sozialverwaltung<br />
Fachhochschule FB Sozialwesen<br />
FB Sozialwesen Fachhochschule<br />
Frauenbeauftragte<br />
Geschäftsführung Caritas-Verband<br />
Geschäftsführung des Sozialpsychiatrischen Verbundes<br />
Geschäftsführung IHK<br />
86
Kapitel 7 – Anhang<br />
Geschäftsführung KV<br />
Geschäftsführung Paritätischer Wohlfahrtsverband<br />
Geschäftsstellenleiter IKK Weser-Ems<br />
Geschäftsstellenleitungen der ortsansässigen gesetzlichen Krankenkassen<br />
Grundschulen<br />
Hamburg-Münchener<br />
Jugendschutz<br />
Leitung des Gesundheitsamtes<br />
Leitung des Rentamtes Ev.-ref. Kirche<br />
Leitung des Tagesaufenthaltes für Wohnunhslose<br />
Leitung, Industrie<br />
Leitung, Rettungsdienst<br />
Oberbürgermeister<br />
Präsidentin Fachhochschule<br />
Präventionsrat<br />
Pressesprecher der <strong>Stadt</strong><br />
Professor, Fachhochschule<br />
See-Krankenkasse<br />
Sozialplanung<br />
<strong>Stadt</strong>jugendförderung, Kindertageseinrichtungen<br />
Superintendent Ev. -luth. Kirche<br />
Techniker Krankenkasse<br />
Verwaltungsdirektor, städtisches Krankenhaus<br />
Verwaltungsvorstand I der <strong>Stadt</strong><br />
Verwaltungsvorstand II der <strong>Stadt</strong><br />
Volkshochschule<br />
Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt<br />
Vorsitzender der Ärztekammer<br />
Vorsitzender des Ärztevereins<br />
Vorsitzender des <strong>Stadt</strong>sportbundes<br />
Vorstand des Präventionsrates<br />
Zentrale Steuerungsunterstützung der Kommune<br />
87
8 Quellenverzeichnis<br />
Alber, J. und Bernardi-Schenkluhn, B. (1992) „Westeuropäische Gesundheitssysteme<br />
im Vergleich“, Frankfurt am Main<br />
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (Hrsg.) (1998) „Praxishandbuch<br />
Gesundheitsberichterstattung“, Schriftenreihe Band 18, Düsseldorf<br />
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (2005 a)<br />
„Kommunale Gesundheitsberichte aus Niedersachsen in der Bibliothekssammlung des<br />
lögd“, Stand: Mai 2005, Word-Dokument<br />
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (2005 b) „Kommunale<br />
Gesundheitsberichte“ in „Gesundheitsberichte aus den Bundesländern“ Volltextsammlung<br />
Niedersachsen,<br />
http://www.loegd.nrw.de/gesundheitberichterstattung/kommunale_gesundheitsberic<br />
hterstattung/kommunale_gesundheitsberichte/frameset.html, 9.5.2005<br />
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf (2005 c) Kommunale<br />
Gesundheitsberichte nach Erscheinungsort in GBE-Archiv der Akademie für Öffentliches<br />
Gesundheitswesen, Düsseldorf,<br />
http://www.afoeg-nrw.de/Publikationen/Downloads/GBE.PDF, 9.5.2005<br />
Antonovsky, A. (1987) “Unraveling the mystery of health”, London: Jossey Bass<br />
Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen (2005) „Historische Entwicklung<br />
und gesellschaftliche Grundlagen der Gesundheitsförderung“,<br />
http://www.gesundheitsfoerdernde-hochschulen.de/, 1.6.2005<br />
Badura, B (2000) „Überblick: Warum haben Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen<br />
Zugang zur Gesundheitsversorgung und sind unterschiedlich von Krankheitsrisiken<br />
und Krankheiten betroffen“ in Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H.<br />
und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000) „Das Public Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />
Bardehle; D. ( 2001) “Die Datenlücke”, Deutsches Ärzteblatt, 98, Heft 17 A1107 -<br />
A1109<br />
Bodenseekreis (2005a) „Gesundheitskonferenz des Bodenseekreises“,<br />
http://www.bodenseekreis.de/1097.0.html, 5.6.2005<br />
Bodenseekreis (2005b) „Was ist Gesundheitsberichterstattung (GBE)?“,<br />
http://www.bodenseekreis.de/968.0.html, 5.6.2005).<br />
BGBl I (1988) „Sozialgesetzbuch - Fünftes Buch (V) - Gesetzliche Krankenversicherung,<br />
SGB 5 § 141 Konzertierte Aktion“, http://www.globalhelp.de/legislative/sozialgesetzbuch-05/3516/230.html,<br />
3. 5.2005<br />
88
Brand, H. und Schmacke, N. (2000) „Der öffentliche Gesundheitsdienst“ in<br />
Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000)<br />
„Das Public Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />
Brandenburg, A. und Schäfer, W. (1990) „Kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />
und Gesundheitskonferenz - Ein pragmatischer Einstieg in die kommunale Gesundheitsplanung“<br />
in Gesellschaft für Prävention und Gesundheitsförderung e.V.<br />
(Hrsg.) Zeitschrift für Präventivmedizin und Gesundheitsförderung, Bd 2, Heft 2, 48<br />
– 53<br />
Brandenburg, A. und Winkler, K. (1998) „Kommunale Öffentlichkeit und Gesundheitsberichterstattung“<br />
in: Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf<br />
(Hrsg.) (1998) „Praxishandbuch Gesundheitsberichterstattung“ Schriftenreihe<br />
Band 18, 142 - 145<br />
Brandenburg, A. und Winkler, K. (2005) „Die Verknüpfung von Gesundheitsberichterstattung<br />
und Gesundheitskonferenz – ein innovatives Modell für die kommunale<br />
Gesundheitsplanung“ in Gesunde <strong>Stadt</strong> Herne, http://www.gesunde-stadtherne.de/lit./brand_winkler.de,<br />
5.6.2005).<br />
Braun, B., Kühn H. und Reinen, H. (1998) „Das Märchen von der Kostenexplosion<br />
- Populäre Irrtümer zur Gesundheitspolitik“, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch<br />
Verlag GmbH<br />
Brenner, M.H. (1997) „Geleitwort“ in: Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R.,<br />
Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000) Das Public Health Buch, München: Urban<br />
& Fischer<br />
Brockhaus Enzyklopädie (1989) Mannheim (19. Auflage)<br />
Buhe, Y. und Klieber, N. (2003) „Daten für Taten – Taten für Daten?“, impu!se,<br />
39/2003, 10-11<br />
Bundestag (1985) „Große Anfrage zum Gesundheitszustand der Bevölkerung“, BT-<br />
Drucksache 10/3314<br />
Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. (Hrsg.) (2000) „Qualitätsmanagement in<br />
gesundheitsfördernden <strong>Einrichtung</strong>en“ 2. aktualisierte Neuauflage, Bonn<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (1999) „Evaluation - Ein<br />
Instrument zur Qualitätssicherung in der Gesundheitsförderung“ in Forschung und<br />
Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 8, Köln<br />
Bungenstock, A. (2003) „<strong>Einrichtung</strong> <strong>einer</strong> kommunalen Gesundheitsberichterstattung<br />
in einem Gesundheitsamt“, Projekt- Exposé, eingereicht als Vorstudie zur Masterarbeit<br />
an der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven, Januar<br />
2003<br />
89
Dekanekonferenz Pflegewissenschaften (2002) „Qualitätsstandards für die Akkreditierung<br />
gestufter pflegewissenschaftlicher Studiengänge durch die AHPGS“,<br />
http://www.deka-pflegewiss.de/daten03/akkreditierung_st.PDF, 18.4.2005<br />
Dietze, L. (1992) „Gesundheitsrecht“ in Bauer, R. (Hrsg.) „Lexikon des Sozial-<br />
und Gesundheitswesens“ München: Oldenbourg-Verlag, 835-836<br />
Eis, D. (2000) „Welchen Einfluss hat die Umwelt?“ in Schwartz, F.W., Badura, B.,<br />
Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000): „Das Public Health Buch“,<br />
München: Urban & Fischer<br />
Europäische Gemeinschaften (1995-2005) „Gesundheitsanalysen und Berichterstattung“,<br />
http://europa.eu.int/comm/health/ph_information/reporting/analysing_reporting_d<br />
e.htm, 3.5.2005<br />
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Hannover (2001): „Vorlage eines Gesetzes für<br />
den Öffentlichen Gesundheitsdienst“, Niedersächsischer Landtag, 14. Wahlperiode,<br />
Drucksache 14/2436, 8. 5.<br />
Geraeds, M. (2002) „Qualitätssicherung in der Gesundheitsberichterstattung“, Seminarunterlagen,<br />
AfÖG-Seminar E6/2002, Akademie für öffentliches Gesundheitswesen,<br />
Düsseldorf 26-27.6.<br />
Gesprächskreis Arbeit und Soziales der Friedrich - Ebert-Stiftung (2002) „Eckpunkte<br />
<strong>einer</strong> neuen Gesundheitspolitik“ Expertenpapier, Dr. med. Mabuse, 27. Jahrgang,<br />
Nr. 137, Mai/Juni, 49 - 52<br />
Glaeseker, O. (2004) „Eckpunkte für ein Gesundheitsdienstgesetz“,<br />
http://www.stk.niedersachsen.de/master/0,,C1787590_N14677_L20_D0_I484,00.ht<br />
ml, 11.3.2005<br />
Hurrelmann, K. und Laaser U. (2003) „Handbuch Gesundheitswissenschaften“<br />
Weinheim: Juventa<br />
Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2000) „Vorschlag für einen Beschluss<br />
des Europäischen Parlaments und des Rates über ein Aktionsprogramm der<br />
Gemeinschaft im Bereich der öffentlichen Gesundheit“,<br />
http://europa.eu.int/comm/health/ph/general/policynew_de.pdf, 12.4.2004<br />
Kuhn, J. (2003) „Wozu brauchen wir Sozial- und Gesundheitsberichterstattung?“,<br />
Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, Nr.<br />
6/2003, 273 - 275<br />
Landeshauptstadt Düsseldorf (2005) „Düsseldorfer Gesundheitskonferenz –<br />
Transparenz, Koordination und Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung“,<br />
http://www.duesseldorf.de/gesundheit/gesundheitskonferenz/index.shtml, 14.6.2005<br />
90
Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen (Hrsg.) (1999) „Verbesserungen der Informationsgrundlagen im Bereich<br />
Umwelt und Gesundheit“, Wissenschaftliche Reihe Bd 1, lögd, Bielefeld 2001<br />
Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (2004) „Kommunale Gesundheitsberichterstattung<br />
- ein gesundheitspolitisches Planungs- und Steuerungsinstrument“,<br />
http://www.loegd.nrw.de/gesundheitberichterstattung/kommunale_gesundheitsberic<br />
hterstattung/frameset.html, 12.4.2004<br />
Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch (1996), Berlin: Langenscheidt KG<br />
Müller, R. (1992) „Gesundheitswesen“ in Bauer, R. (Hrsg.) „Lexikon des Sozial-<br />
und Gesundheitswesens“ München: Oldenbourg-Verlag GmbH, 831-833<br />
Murswieck, A. (1992) „Gesundheitspolitik“ in Bauer, R. (Hrsg.) „Lexikon des Sozial-<br />
und Gesundheitswesens“ München: Oldenbourg-Verlag GmbH, 819-821<br />
Nichzial, M. (2004) „Gesundheitswissenschaften und Public Health – Eine Einführung“,<br />
Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften Uni Bayreuth,<br />
Sommersemester 2004, http://www.uni-bayreuth.de/departments/img/downloads/<br />
040209_Public%20Health%20Einfuehrung.pdf, 1.5.2005<br />
Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (2005) „GBE in Niedersachsen“,<br />
http://www.nlga.niedersachsen.de/master/C10068358_N10970519_L20_D0_I58004<br />
17.html, 3.5.2005<br />
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit,<br />
(2002) „Niedersächsischer Kinder- und Jugendgesundheitsbericht“,<br />
http://www.nlga.niedersachsen.de/gbe/pdf/kiju.pdfKinder- und Jugendgesundheit<br />
Niedersachsen, 3.5.2005<br />
Robert-Koch-Institut (2002) „Der Bundes-Gesundheitssurvey“ – Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung<br />
des Bundes, http://www.rki.de/cln_011/nn_226928/<br />
DE/Content/GBE/Erhebungen/Gesundheitsurveys/BGSurveys/bgsurveys__node.h<br />
tml__nnn=true, 3.5.2005<br />
Robert-Koch-Institut (2004) „Gesundheitsberichterstattung des Bundes“,<br />
http://www.rki.de/cln_006/nn_226040/DE/Content/GBE/Gesundheitsberichtersta<br />
ttung/Publikation/publikation__node.html__nnn=true, 3.5.2005<br />
Rumpeltin, C. (2003) „Ortsnahe Koordinierung, Aufbau und Entwicklung von Gesundheitskonferenzen,<br />
Runden Tischen und Gremien“, Powerpoint-Präsentation,<br />
Fortbildung der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, Hamburg 26.6.<br />
Rumpeltin, C. (2005) „Gesundheitskonferenz“,<br />
http://www.rhein-kreis-neuss.de/gesundheitskonferenz, 5.6.2005<br />
91
Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (1987)<br />
„Medizinische und ökonomische Orientierung“, Jahresgutachten, Baden-Baden: Nomos-Verlagsgesellschaft<br />
Schaper, K. (1992) “Gesundheitsökonomie“ in Bauer, R. (Hrsg.) (1992) „Lexikon<br />
des Sozial- und Gesundheitswesens“, München: Oldenbourg Verlag GmbH, S. 814-<br />
817<br />
Schmidke, J. (2000) „Humangenetik: Sind Gesundheit und Krankheit angeboren?“ in<br />
Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000)<br />
„Das Public Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />
Schräder, WF., Diekmann, F., Neuhaus, R., und Rampelt, J. (1986) „Kommunale<br />
Gesundheitsplanung“, Basel: Birkhäuser Verlag<br />
Schwartz, F.W. (2000) „Public Health: Zugang zu Gesundheit und Krankheit der<br />
Bevölkerung, Analysen für effektive und effiziente Lösungsansätze“ in Schwartz,<br />
F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000) „Das Public<br />
Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />
Schwartz, F.W., Siegrist, J. und von Troschke, J. (2000) „Wer ist gesund? Wer ist<br />
krank? Wie gesund bzw. krank sind Bevölkerungen?“ in Schwartz, F.W., Badura, B.,<br />
Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.) (2000) „Das Public Health Buch“,<br />
München: Urban & Fischer<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> (2001) „Bericht des Fachbereiches 500 „Gesundheit und Soziales““<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong>, Gesundheitsamt (Hrsg.) (2003) „Gesundheit in <strong>Emden</strong>“ - 1. Gesundheitsbericht<br />
<strong>Stadt</strong> Essen Gesundheitsamt (2005) „Essener Gesundheitskonferenz“,<br />
http://www.essen.de/Deutsch/Rathaus/Aemter/Ordner_53/EssenerGesundheitsko<br />
nferenz.asp, 5.7.2005).<br />
<strong>Stadt</strong> Herne (2005) „Das Modell der Herner Gesundheitskonferenz“,<br />
http://www.gesunde-stadt-herne.de/, 5.6.2005<br />
<strong>Stadt</strong> Herne Fachbereich Gesundheit (2005) „Gesundheitskonferenzen“,<br />
http://www.buez-herne.de/planung/konferenz, 22.3.2005<br />
<strong>Stadt</strong> Köln (2005) „Geschäftsordnung der <strong>Kommunalen</strong> Gesundheitskonferenz<br />
Köln“, PDF-Datei,<br />
http://www.stadt-koeln.de/imperia/md/content/pdfdateien/pdf532/3.pdf, 2.3.2005<br />
Szagun, B. (2005) „Rationierung im Gesundheitswesen – Bottom-Up-Prozess für die<br />
kommunale Gesundheitsberichterstattung?“, http://www.thiemeconnect.com/ejournals/abstract/gesu/doi/10.1055/s-2004-833925,<br />
22.3.2005<br />
92
Thürk, W. (2001): „Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3.<br />
Juli 1934“, Reichsgesetzbl.I: 531, in „Recht im Gesundheitswesen“, Lfg. 8- August<br />
1972 Blatt 41, 3, Köln: Carl Heymanns Verlag KG<br />
Trabert, G. (1999) „Armut und Gesundheit: Soziale Dimension von Krankheit vernachlässigt“<br />
, Dt. Ärzteblatt 96, Heft 12<br />
Volkshochschule Hamburg (1994) „Anders leben lernen“, Hamburg<br />
von der Schulenburg, M. und Gr<strong>einer</strong>, W. (2000) „Gesundheitsökonomik“, Tübingen:<br />
J.C.B. Mohr Siebeck<br />
von Ferber, C. und Brandenburg, A. (1991) „Kommunale Gesundheitsberichterstattung“<br />
in Kommission „ÖGD 2000“ (Hrsg.) „Reform des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
NRW – Notwendigkeiten und Perspektiven“, Schlussbericht, Düsseldorf<br />
1991, 21 – 28<br />
von Troschke; J., Herrmann, M. und Stössel, U. (2000) „Fortschritt und Gesundheit“<br />
in Schwartz, F.W., Badura, B., Leidl, R., Raspe, H. und Siegrist, J. (Hrsg.)<br />
(2000) „Das Public Health Buch“, München: Urban & Fischer<br />
Waller, H. (1996) „Gesundheitswissenschaft – Eine Einführung<br />
in Grundlagen und Praxis“, Stuttgart: Kohlhammer<br />
Weltgesundheitsorganisation (1986 a) „Die Ottawa-Charta von 1986“ in: Trojan,<br />
A. und Stumm, B. (1992) „Gesundheit fördern statt kontrollieren“, Frankfurt am<br />
Main: Fischer Taschenbuch Verlag<br />
WHO (1986 b) “Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung”,<br />
http://www.dngfk.de/htm//pdf/ottawa..pdf, 29.4.2005<br />
WHO (Hrsg.) (1990) „Gesunde Städte – Ein Projekt wird zur Bewegung“. Zwischenbericht<br />
1987-1990; Deutsche Fassung, Tauberbischofsheim: Fränkische Nachrichten-Druck-<br />
und Verlags-GmbH<br />
Weltgesundheitsorganisation und Deutsche Zentrale für Volksgesundheitspflege<br />
e.V. (2000) „Einzelziele für "Gesundheit 2000"“, Frankfurt am Main<br />
World Health Organisation (2005 a) „Ottawa Charta for Health Promotion, 1986”,<br />
http://www.euro.who.int/AboutWHO/Policy/20010827_2, 10.5.2005<br />
World Health Organisation (2005 b) „The world health report”,<br />
http://www.who.int/whr/en/, 3.5.2005<br />
Kontakt<br />
Almut Bungenstock<br />
Dipl. Sozialarbeiterin / -pädagogin, Master of Public Health<br />
Friedensweg 7, 26721 <strong>Emden</strong><br />
93